Einzelbild herunterladen
 

RK.

TALSTADTY VORVART

BEILAGE

Kampf den Volksseuchen!

Bekämpfung der Abtreibung durch Aufklärung.

Was wird aus Beschlüssen der Stadtverordnetenversammlung?

Mit Inkrafttreten des neuen Berlin - Gesetzes sind die Aufgaben der Stadtverordnetenversammlung beschränkt worden. Aus früherer Zeit sind nicht nur eine große Menge von Tages­ordnungspunkten zurüdgeblieben, sondern es find auch eine ganze Reihe von Beschlüssen gefaßt worden, zu denen der Magistrat noch nicht Stellung genommen hat. Vielleicht wird es unter der neuen Verwaltung gelingen, die bereits seit Jahresfrist von der Stadtverordnetenversammlung verabschiedeten Beschlüsse nun auch einmal zur Durchführung zu bringen.

Im September 1930 hat die Stadtverordnetenversammlung Grundsäge für die städtische Eheberatung angenommen. Diesem Beschluß ist eine lange Leidensgeschichte vorangegangen. Aus arbeitung von Grundsägen ist eigentlich nicht Aufgabe der ehren­⚫amtlich arbeitenden Stadtverordneten, sondern des Magistrats. Zwei Jahre lang hat die sozialdemokratische Stadtverordneten­fraktion darauf gedrungen, daß Richtlinien für die Eheberatung vor­gelegt werden. Der Stadtmedizinalrat stieß auf scheinbar unüber­windliche Schwierigkeiten. Bei jeder neuen sozialdemokratischen An frage erflärte er, daß die Schwierigkeiten noch nicht überwunden seien. Nachdem die Antragsteller auch bei der Etatberatung 1930 die Auskunft bekamen, daß die Schwierigkeiten noch nicht über. wunden seien, legte die Fraktion von sich aus Richtlinien por, die in September vorigen Jahres von einer großen Mehrheit der Stadt verordnetenverfammlung angenommen wurden. In diesen Richtlinien ist u. a. festgelegt, daß der Aufgabenkreis der Ehe beratungsstellen umfaßt:

Bekämpfung der Abtreibung durch Aufklärung über die Ge­fahren, Bermittlung der wirtschaftlichen Fürsorge und in ge­eigneten Fällen unentgeltliche 2bgabe von Berhütungsmitteln, ferner: Beratung in Fragen der Behebung der Sterilität und der Bermeidung unerwünschter Schwangerschaft.

Bor einiger Zeit hat mun der Stadtmedizinalrat Stellung ge­nommen zur Frage der Schwangerschaftsunterbrechung und hat sich in richtiger Erkenntnis der schweren Schaden, die durch die jeßige Gefeggebung entstehen, für Aufhebung des§ 218 ausgesprochen. Selbstverständlich wird Herr v Drigalsti mit allen Aerzten und Sozialpolitikern darin übereinstimmen, daß die Schwangerschaftsunterbrechung die

schlechteste Form der Geburtenregelung

ift. Niemand, der sich gegen die Strafen für Schwangerschaftss unterbrechung ausspricht, will damit der Schwangerschaftsunter brechung etwa als einer erwünschten Erscheinung das Wort reden. Erkennt man aber die Notwendigkeit und Berechtigung der Geburtenregelung an, dann muß man als Sozialhygieniter dafür sorgen, daß unschädliche und zweckmäßige Mittel zur Verhütung ungewollter Schwangerschaft in weitesten Kreisen bekanntgemacht merden. Die von der sozialdemokratischen Fraftion vorgelegten Grundsähe zur Eheberatung weisen den Weg dazu. Warum, Herr Stadtmedizinalrat, sind die in September von der Stadtverordneten persammlung angenommenen Grundsäge im Magistrat noch nicht gur Annahme gebracht worden? Nach den modernen Anschauungen, die der Stadtmedizinalrat neuerdings in der Frage der Geburten regelung pertritt, dürfte die Annahme für ihn eine vordringliche Angelegenheit fein. Hoffen wir, daß die Grundjage nun endlich in Kraft treten!

Eine andere sozialhygienisch außerordentlich wichtige An­gelegenheit wartet seit langem auf die Durchführung. Im No vember 1930 hat die Stadtverordnetennersammlung einem Vertrag zugestimmt, nach dem Automaten mit Schuß mitteln gegen Geschlechtskrankheiten in Bedürfnisanstalten und sonst geeigneten Orten aufgestellt werden sollen. Auch bei der Berabschiedung dieser Angelegenheit hatten gewisse Kreise starte Hemmungen. Eine große Mehrheit fand sich aber, die den

Schutz der Volksgesundheit

Das Hauptgesundheitsamt hat bei dem Bertrags­pariner angeregt, vorerst von der Aufstellung von Automaten ab­zusehen. Diese Anregung ist außerordenalich bedauerlich. stellung in Bedürfnisanftalten oder an sonstigen geeignet er Der Stadtverordnetenbeschluß spricht ausdrücklich von der Auf­scheinenden Orten. In dem Vertrage ist ferner vorgesehen, daß bei einer eventuellen gesetzlichen Neuregelung, nach der die Auf stellung von Automaten unzulässig wäre, die Stadt von ihren

Berpflichtungen gegen den Bertragsgegner frei märe, ein finan zieller Schaben tönnte also nicht entstehen.

Bei der heutigen finanziellen Lage der Gemeinden, wo sa wenig Mittel für hygienische Maßnahmen aufgewandt werden Pönnen, ist es eine Unterlassungssünde,

Maßnahmen, die, ohne Kosten zu verursachen, dem Schuge ber Boltsgesundheit dienen. nicht zur Durchführung zu bringen. Pionierarbeit leisten, heißt Schwierigkeiten überwinden, aber nicht, sich hinter Schwierigkeiten zurückziehen. Ein fommunistisches Blatt brachte vor einigen Tagen die Nachricht, daß die bereits vor­handenen Automaten entfernt werden sollen. Das ist unzu­treffend. Die Stadt hat vielmehr durchaus die Möglichkeit, entsprechend dem vor einem halben Jahre gefaßten Stadtverord netenbeschluß, neue Automaten in erforderlicher Anzahl aufzustellen, und es ist sehr zu hoffen. daß sie von dieser Möglichkeit weitesten Gebrauch macht.

50 Jahre Elektrische.

Berlins erste Strassenbahn.

Bor nunmehr 50 Jahren fuhr im Gebiet des heufigen Berlins die erste elektrische Straßenbahn. Zwei Jahre zuvor hatte Werner v. Siemens auf der Berliner Gewerbeausstellung gezeigt, daß der Elektromotor auch als 3 ugmaschine Verwendung finden konnte. Aber die erste elektrische Bahn der Welt, die in Berlin geschaffen wurde, war von den meisten mehr als ein nettes Spielzeug, denn als der Keim einer Verkehrsentwidlung begriffen worden war, die bald die ganze Welt umfassen sollte.

Berlins erste Straßenbahn, die wieder von Siemens gebaut worden war, verband den Bahnhof Lichterfelbe- Ost der Anhalter Bahn mit der Lichterfelber Rabettenanstalt. 3ur

Von

1037 384 Mitgliede ind 228 278 bereits Frauen

1 FIGUR= 20 000

Das ist etwas mehr als ein Fünftel der Gesumizabl! Genossin, sorge dafür, daß sich diese Zubi vervierfacht!

Sie

Sie fuhr noch mit Schwung".

| bahnlinien im März 1895 in Betrieb zu nehmen. Eine dieser Linien führte vom Bahnhof Lichterfelde - Ost durch die Berliner und Albrecht­Straße zum Bahnhof Stegliß, die zweite ebenfalls von Bahnhof Lichterfelde - Dft durch die Bilhelmstraße, Chausseestraße( heute Hindenburg- Damm) und Schüßenstraße zum Bahnhof Steglig und die dritte vom Bahnhof Südende durch die Mariendorfer und Albrecht- Straße ebenfalls zum Bahnhof Steglitz . Diese legtgenannte Linie wurde 1912 über Bahnhof Mariendorf , Ring- und Kaiser­straße bis in das Innere von Mariendorf verlängert.

Erinnerung an diesen Beginn einer umfassenden technischen Ent widlung hat das Deutsche Museum in München das Modell dieses in den Bordergrund stellte und die Aufstellung von solchen Auto- ersten Straßenbahnwagens der Welt im Maßstab 1: 10 aufbewahrt. Der Wagen unterscheidet sich äußerlich faum von den damals üb­lichen Pferdebahnen. Siemens hatte absichtlich die 1- Meter­Schmalspur gewählt, um das Fahrzeug möglichst leicht zu machen. Die Spannung des Betriebsstromes betrug 180 Bolt, während heute 500 bis 750 Bolt zur Anwendung fommen. Die Schienen waren auf dem Bahnförper des Anschlußgleises verlegt, auf dem die Bau­stoffe für die Kadettenanstalt herangeschafft worden waren. liefe durch folgende, später hier entstandene Straßenzüge: Bogen­straße, Giesendorfer Straße und Zehlendorfer Straße. Der Strom wurde nicht, wie es heute üblich ist, durch die Oberleitung zugeführt und durch die Schienen abgeleitet, vielmehr dienten beide Schienen der Stromzuführung. Die Folge war, daß sich an den Bahnübergängen mangeriei Unfälle ereigneten, die zu Klagen führten. Um diese Unzuträglichkeiten zu beseitigen, wurden die Schienen an den Uebergängen stromlos gemacht. Diese Stücke mußten dann von den Wagen mit Schwung" überfahren werden. Als 1891 die Strecke über die Kadeitenanstalt hinausgeführt wurde, rüstete man sie mit Oberleitung aus und verwendete für die Stromabnahme den Schleifbügel, der sich gut bewährte.

maten als ein außerordentlich mittfames Mittel zur Befämpfung der Geschlechtstrantheiten forderte. Der schlimmste Feind der Bolksgesundheit ist die Unwissenheit, das ist eine alte Er fahrung. Trogdem gibt es noch Kreise, die an der These festhalten: ,, Man soll es nicht vor teufchen Ohren nennen, was teufche Herzen nicht entbehren tönnen." Eigentlich sollte für jene Kreise das Ein merfen eines Gedstückes in den Automaten ble gegebene Lösung des Problems sein. Eine falsche Erziehung, die durchaus nod) nicht übermunden ist, hat dazu geführt, daß viele Menschen fich gentert fühlen, wenn sie in einem Laden ein Schutzmittel gegen Geschlechtstrantheiten verlangen jollen. Schön wäre es, wenn man aus Gründen der Wohlanständigkeit das Auftreten von Geschlechts­frankheiten generell verbieten tönnte. Da das nicht möglich ist, muß man diese gefährliche Boltsfeuche schon mit wirksameren Mitteln befämpfen; daher sollen durch die Automaten die Schutz­mittel allen Kreisen zugänglich gemacht werden.

9

Angeblich soll nun die Aufstellung von Automaten durch das preußische Innenministerium untersagt worden sein. Tatsächlich ist aber ein solches Berbot nicht ergangen. In einem Schreiben an den Magistrat hat der Innenminister darauf hingewiesen, daß im Reichsminifterium des Innern eine Berordnung in Borbereitung ist, die unter Umständen einer Aufstellung von Automaten recht­liche Schwierigteiten entgegenfegen tönnte Durch diesen Hinweis follte die Stadt wohl in erster Linie davor bewahrt merden, einen Vertrag abzuschließen, der nach Inkrafttreten einer folchen Berordnung nicht durchgeführt werden dürfte. Dadurch hätten der Stadt finanzielle Nachteile entstehen tönnen. Im übrigen hält der preußische Innenminister gerade die öffentlichen Bedürfnisanstalten nicht für besonders geeignet für die Aufstellung von Automaten, spricht sich aber nicht generell gegen die Aufstellung an sonstigen geeignet erscheinenden Stellen aus.

Ein Teil dieser Linien wurde später auf Normalspur umgebaut und von größeren Wagen befahren. Der Betrieb der Teltower Kreisbahnen wurde schließlich von der Stadt Berlin übernommen. Die Schmalspurstreden zwischen den Bahnhöfen Lichterfelde - Ost, Stegliz, Südende und Mariendorf blieben bis zum 13. Februar vorigen Jahres in Betrieb. 49 Jahre ist das Wert Werner v. Siemens hier in feinen Grundzügen erhalten geblieben. Die Straßenbahn aber hat ihren Siegeszug über die ganze Welt angetreten. Es gibt feinen Erdteil, in dem sie nicht heimisch wurde. Bis heute hat sie ihre Vorzüge als Massenverkehrswo mittel behalten und ihre Stellung fiegreich gegenüber allen anderen Berkehrsmitteln bewahrt. Selbst im Lande des Autos, in den Riesenstädten 2 meritas, ist die Straßenbahn bis heute unentbehrlich geblieben. Aber auch die unterirdische Straßenbahn, die Untergrundbahn, hat in der ersten Elettriften" ihre Stamma mutter. 50 Jahre elettrische Bahn. dieser Zeitabschnitt umfaßt der Aufschwung des öffentlichen Berlehrswesens und den der Elettro industrie.

Das allerletzte Mittel.

er

Die fingende Eäae" als Boltsbegehren Propaganda. Es muß um das Stahlhelmvoltsbegehren wirklich schlimm stehen. Wie soll man's den Massen, besonders aber den Frauen, eigentlich sagen, was man will? Da ist der Frauenausschuß ber Deutsch nationalen Partei in Zehlendorf auf einen briüanten Einfall gekommen Im Zehlendorfer An fündigte er eine Rede des Regierungsrates und Stabtrales Dr. Moeller über das Boltsbegehren an, hatte aber zu der Zug­fraft dieses Redners offenbar so wenig Bertrauen, daß er zum Schluß schrieb: Es wird die seltene Gelegenheit geboten, Herrn Dr. Fredrich die fingende Säge spielen zu hören." Bielleicht heißt es in den Ankündigungen der nächsten Tage: Die Rede des Herrn I. wird von einem großartigen Barietéteil mit urtomischen Clowns umrahmt.

"

Ein proletarisches Volkstanzfeft. Der Proletarische Bolfstanz­freis Lichtenberg, Mitglied des Arbeiter Turn- und Sportbundes, veranstaltet am fommenden Sonnabend im Logenhaus der Gut­templer, Möllendorfstraße 26, Berlin- Lichtenberg , ein Jugendvolts. tangfeft. Die Beranstaltung beginnt um 19% Uhr. Der Eintritts­preis beträgt 50 Bf.

direkt

SCHUHE

ab fabrik an lie

nicht Schreiende worte

direktschuhe

empfehlen

fich felbft!!!

Ganz Berlin wollte, elefirisch" fahren. Die ersten Fahrten erregten selbstverständlich die Aufmerksamkeit ganz Berlins . Die Wagen, die 26 Personen faffen konnten, waren überfüllt, denn jeder wollte ,, eleftrijch" gefahren sein. Später ließ dann in dem nicht sehr dicht befiedelten Gebiet der Berkehr erheblich nach. 3um weiteren Ausbau dieses ersten Berliner Straßenbahn nezes wurden für die Anwohner Anteilscheine über den Betrag von 250 Mart ausgegeben, für die eine Berzinsung bis zu 5 Prozent versprochen wurde. Als die Bahn dann an den Kreis Teltow über­ging, wurden diese Scheine freihändig aufgekauft. Diese Art der leipzigerstraße ecke wilhelmstraße* potsdamerstraße 29 Kapitalbeschaffung hatte es ermöglicht, noch drei weitere Straßen­