Zwei neue Goebbels Prozesse.
Pg. Goebbels drückt sich von der Berantwortuna.
Goebbels war heute vor dem Schöffengericht Schöneberg als Angeklagter erschienen. Er hatte sich zu verantworten wegen Beleidigung des Bizepolizeipräsidenten Weiß im Angriff" vom 25. Juni 1928 und wegen eines gleichfalls im ,, Angriff" erichtenenen Gedichtes, das die Bevölkerung gegen die Juden aufreizte.
Das Gericht verurteilte Goebbels wegen Beleidigung des Bizepolizeipräsidenten Dr. Weiß zu einer Geldstrafe in Höhe von 2000 M., für die im Nichtbeitreibungsfalle für je 50 m. ein Lag Gefängnis tritt und wegen Aufreizung zum Klassenhaß laut§ 130 des Strafgeseßbuches zu 500 m. Geldstrafe. In der Urteilsbegründung führte der Vorsitzende u. a. aus, daß die Beleidi gungen gegen Bizepolizeipräsidenten Weiß von besonders übler und häßlicher Art waren; strafverschärfend mußte auch der Umstand wirken, daß Goebbels furz vorher wegen einer ähnlichen Beleidigung verurteilt worden war.
Lausbubenflegelei vor Gericht.
Unmittelbar nach Schluß der Verhandlung kam es im Gerichtsfaal zu zwischenfällen, die für das Verhalten der Nationalsozialisten vor Gericht überhaupt äußerst charakteristisch sind. Einige von den Zuhörern verabschiedeten sich von ihrem verurteilten Führer mit dem üblichen Ruf ,, Heil Hitler". Während der Borsitzende den Namen einer der Heil- Hitler- Rufer feststellte, schrie Goebbels dazwischen„ drei Monate Gefängnis". Der Borsigende fragte ihn, ob er etwas gesagt habe. Ja, antwortete darauf Bg. Joseph, ich habe gesagt, daß drei Monate Gefängnis in diesem Falle eine ange: messene Strafe wären. Der Vorsitzende ordnete an, daß der HeilHitler- Rufer und Dr. Goebbels noch dazubehalten seien. Das Gericht 30g fich zur Beratung zurüd und verhängte über den Hitler- Rufer wegen Ungebühr vor Gericht eine Geldstrafe in Höhe son 10 M. und gegen Goebbels eine solche in Höhe von 100 M. Ich bitte stritte Ruhe zu behalten, der Würde des Gerichts angemessen", schloß der Vorsitzende die Verhandlung. Die Hitlerund Goebbels - Jünglinge verließen diesmal in voller Stille den Gerichtssaal. Vielleicht bringt man ihnen doch noch Anstand bei.
Der Tod eines Siebzehnjährigen. SA Mann Kunze wegen Totschlags vor Gericht.
Die Naziprozesse gehören jeht in Moabit zum täglichen
Programm. Zugleich mit der Beweisaufnahme vor dem Landgericht III im Prozeß Stief und Genossen, die beim Sturm auf das Lokal„ Eden" drei Kommunisten durch Revolverschüsse verletzt haben, beginnt heute vor dem Landgericht II die Verhandlung gegen den 27jährigen SA. - Mann Kunze. Die Anflage lautet auf Totschlag.
Kunze hat am 11. März d. I. den 17jährigen Bäckerlehrling Nathan, Mitglied eines kommunistischen Wandervereins, durch einen Bauchschuß tödlich verlegt. Nathan verstarb zwei Luge später im Augufte- Bittoria- Krankenhaus. Kunze, mohl überzeugt, daß man ihm doch auf die Spur kommen würde, zog es vor, sich am 12. März freiwillig bei der Staatsanwaltschaft zu stellen. Er erklärte, aus Notwehr gehandelt zu haben. Kunze, ehemaliger Post helfer, scheint für unbefugten Waffenbesig eine besondere Leidenfchaft zu haben; bereits im Jahre 1929 wurde er zu 20 M. Geldftrafe verurteilt. Diese geringe Strafe rächte sich nun gewisser maßen mit dem Tode des Bäckerlehrlings.
In einer Kartoffelpufferbude in der Hauptstraße verkehren ver schiedene kommunistische Wandervereine. Auch am 11. März hatte solch ein Verein hier seine Sigung. Gegen 29 Uhr abends standen vor dem Lokal etwa 15 bis 20 rote Wanderer, als der SA. - Mann Kunze des Weges fam. Er wollte zum Restaurant Bürgergarten in der Hauptstraße, zu dem Uniformappell des SA .. Sturms 9. Als er in der Nähe der Kommunisten wa:, rief er ihnen ein Heil Hitler!" zu. Es entstand ein Wortwechsel, Kunze fagte noch:" Gott sei Dant, immer zu" und ging weiter. Einige der jungen Leute folgten ihm. Kunze traf einen Kameraden, dieser machte ihn auf die Verfolger aufmerksam und lief davon. Auch Runze seßte nun seinen Beg im Laufschritt fort. Er soll von zwei seiner Berfolger eingeholt worden sein, erhielt einige Schläge mit einem Leibriemen über das Gesicht, zog seinen Revolver und schoß, wobei er den 17jährigen Bäckerlehrling Nathan ver letzte.
Im Jahre 1923 schloß sich Kunze dem Stahlhelm an. Dann wechselte er zu den Nationalsozialisten hinüber, spielte beim Standardführer II die erste Ordonnanz und wurde schließlich S2. Mann. Nach der Beschlagnahme seiner Waffe im Jahre 1929 faufte er sich zu Weihnachten 1930 in der Münzstraße eine neue Waffe. Zu seinem Schuß, erklärte er; er set von den Kommunisten angeblich ständig bedroht worden.
Als er am 11. März sich auf dem Rückwege von dem Bostamt Steinmeßstraße befand, will er wieder einmal von Kommunisten belästigt worden sein, sie hätten ihn beschimpft, hätten nach seiner Müze gefaßt. Beim Verlassen seiner Wohnung hatte er darauf am Abend seine Waffe eingeſtedt. Was nun auf dem Wege zum Restaurant Bürgergarten seiner Darstellung nach geschehen ist, ist bereits geschildert Er will einen Schlag überm Kopf erhalten haben, will in der Hand eines der Berfolger einen langen Gegen stand gesehen haben, den er für ein Koppel mit einem Bleischloß gehalten hat hinter diesem Mann sei ein großer Haufe gewesen, er glaubte auch bei zwei Personen Schußwaffen in der Hand gesehen zu haben, er habe gefürchtet, niedergeschlagen zu werden und habe aus diesem Grunde geschossen Zu Hause angelangt, habe seine Frau ihm geholfen. das Blut abzumaschen. Er fei von seinen Verfolgern verlegt worden.
Schon die ersten Zeugen widersprechen der Darstellung des Angeklagten. Er soll di Kommunisten durch einen Heil- HitlerRuf provoziert haben. Es sei wohl richtig, daß man ihn beschimpft und verfolgt habe, daß jemand auf ihn losgeschlagen habe, haben diese ersten Zeugen nicht gefehen.
34 Millionen Rundfunkteilnehmer.
Seit Januar 1931 Zunahme um 222 000 Am 4. April 1931 find in Deutschland 3.731681 Rundfunk teilnehmer gezählt worden, darunter befinden sich 134131 Blinde, Schwerfriegsbeschädigte, Arbeits To se usm., denen die Gebühren erlassen worden sind. Gegenüber dem zuletzt mitgeteilten Stande vom 1. Januar 1931( 3 509 509) ist hiernach eine Zunahme von 222 172 Teilnehmern oder 6,3 Prez. zu verzeichnen. Seit dem 1. April 1930 hat sich die Teilnehmerzahl um 493 285 oder 15,2 Proz. erhöht.
Klaffifer Renaissance?
Minna von Barnhelm " im Deutschen Künstlertheater
Der Don Hans Hinrich besorgten Inszenierung des Lessingschen Luftspiels war ein Erfolg befchleben, wie ihn moderne Komödien nur selten erleben. Nach dem 2. Aft ertönte begeisterter Beifall. Belauchte man in der Pause die Gespräche des Premierenpublikums, so hatte man den Eindruck, daß der Sinn| für klassische Literatur wieder erwacht sei. Der rührige Direktor des Theaters, Dr. Robert Klein, ist das wissen wir davon überzeugt. Der gestrige Erfolg scheint ihm recht zu geben. Klaffiter renaissance?
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Troß allem Enthusiasmus, mit dem die gestrige Aufführung begrüßt wurde, glaube ich nicht, daß für eine Wiedererweckung der Klassiker die Zeit angebrochen ist. Das ist ja das Wunderbare am Theater, daß sich feste Regeln nicht aufstellen lassen, daß jede Inszenierung für den Verantwortlichen ein Wagnis bedeutet, daß der Publikumsgeschmad etwas unberechenbares ist, daß jeder Theater abend Rätsel ausgibt. Nach dem ungeahnten Beifall, den ,, Minna Don Barnhelm" bei seiner Uraufführung vor über 150 Jahren blieben außer dem Muster, dem Lessing den Untertitel„ Das erzielte, entstand eine Hochflut von Soldatenstücken. Reins ist ge Soldatenglück" beigefügt hat.
Unsere Zeit ist unpathetisch. Wir können fein Verhältnis mehr zu großen Worten und Stimmungen finden, deren Inhalt uns fremd geworden ist. Die gestrige Aufführung stand unter dem Glücksstern des Unpathetischen. Leffing ist unser fachlichster Klassiter, feine Figuren sind Menschen von unserem Fleisch und Blut, der Konflikt zwischen Ehre und Liebe im Major von Tellheim ist ein heutiger
Dominieren des Humors gestellt. Die Szenen folgen im flottesten Hans Hinrichs Regie ist auf Frische. Lebendigkeit und Tempo, in den ersten beiden Akten wird eine Spannung erzeugt, wie wir sie in modernen Komödien nicht anregender erleben. Dieses Tempo läßt sich im Verlauf der nächsten Afte nicht durchhalten: selbst bei Lessing fehlt uns das volle Verständnis für die lieberspannung der Ehrbegriffe eines zu Unrecht verdächtigten Majors.
Trotzdem bleibt die Aufführung ein reiner fünstleris her Genuß Zum ersten Male sehen wir eine eigenwillige Gestaltung des Tellheim. Matthias Wieman spielt ihn mit rührender feelischer Unbeholfenheit, deren Eigenart er durch bewußt zur Schau getragenes linkisches Wesen unterstreicht. Wenn er poltert, glüht in ihm das gute Herz, wenn er seiner Braut entfagt, glimmt in ihm der Funke ewiger Liebe. In Käthe Dorsch findet er eine Minna, die seine unvergängliche Neigung glaubhaft und überzeugend macht. Käthe Dorsch ist das liebende Weib an sich, das nicht ver nünftig sein will, sondern nur liebt Ihre Hingebung strahlt ebenso leiser Freudenseufzer ist Jubel. Auch die übrigen Darsteller bieten echt wie ihr mädchenhafter Mutwille, ihre Stimme streichelt, ihr jeder für sich Kabinettleistungen fultivierter Schauspielkunst. Mit einer Ausnahme: Maria Paudler ( Franzista) übernimmt sich. Sie ist backfischhaft nechisch, wo sie übermütig und herzlich sein sollte. 23 ieman, Tiebtte, Rampers, Forster, Larrinaga und die Baudler mußten noch oft durch die Tür des eisernen Borhangs vor die Rampe treten.
Der Beifall wollte fein Ende nehmen, die Dorsch und
Zwiesprache über heutige Kunst
Alfred Döblin hatte bei Eröffnung der Sezessionsaus stellung Künstler unter sich" in feiner Einführungsrede Zweifel an der Malerei geäußert, so wie sie heute betrieben wird. Zweifel an Spiel nicht mehr brauche, und an der Berechtigung von Künstlerihrer Sinngemäßheit in der heutigen Welt, die ein solches ästhetisches Spiel nicht mehr brauche, und an der Berechtigung von Künstler porträts wie den ausgestellten, weil Künstler weniger zu der Ka tegorie schöner Helden als zu der von Psychopathen gehörten.
Man sieht, über solche Anschauungen, die dazu noch die moderne Architektur als fruchtbares und zeitgemäßes Gegengewidt gegen die Malerei hervorhoben, ließe sich recht wohl diskutieren, Berechtigung war ihnen nicht von vornherein abzusprechen, wenn auch die von wesen sein mag, und wenn Döblin auch die fruchtbaren und beDöblin gewählte überspite Form etwas falopp und verlegend geSurrealismus, die Beristen usw. einfach vergessen und als Kron wegenden Kräfte unserer Malerei, wie den Konstruktivismus, den zeugen guter Kunst nur Liebermann , Slevogt otosch ta und George Grosz genannt hatte, was ganz gewiß willfürlich gewählt war. Nun aber veranstaltete die fo herausgeforderte Sezession am gestrigen Donnerstag einen Dis fuffionsabend, der von Künstlern und Kunstfreunden sehr start besucht war, und an dem einige Maler, deren Namen beffer verschwiegen werden, mehr temperament als geschmackvolle Ausfälle gegen den leider abwesenden Dichter ristierten. Das Ganze wäre auf eine parteimäßige Auseinandersetzung zwischen Augenmenschen
„ Gefahren der Liebe."
Mozart Gaal.
Dicer segualwissenschaftliche Spielfilm, der in der leichtverständlichen Form des Tonfilms gefaßt ist, zeugt von tiefem Ernst.
An dem Beispiel eines jungen Mädchens zeigt er, wie leicht ein Mensch angesteckt werden kann. Obwohl ein frantes Kind zur Welt tommen wird, hilft tein Arzt der unglücklichen Frau. Als ihr Berführer sie schmäht, greift sie zum Revolver und erschießt den Mann. Der Film schließt nicht mit dem üblichen glücklichen Ende, sondern mit der Verteidigungsrede des Rechtsanwalts. Er wendet sich an das Publikum mit der Frage: ,, Darf ein schon so schwer verurteilter Mensch auch noch vom Gericht verurteilt werden?"
Spielhandlung und die Vorführung wissenschaftlichen Anschauungsmaterials reihen sich geschickt und ohne brüchige Uebergänge aneinander. Der Film enthält Warnung und Hoffnung zugleich, denn die neue Heilungsmethode, die durch die Stiche ziemlich aussichtsreiches Mittel gegen die Baralyse. Auf diese Weise malariakranter Mücken, Syphilitifer zu retten versucht, gilt als fönnte also Kranten Rettung gebracht werden, die man bislang für unheilbar hielt.
Alle Darsteller sind wahre Menschen, das ist das größte Lob, das ihnen zuteil werden fann. Ganz groß sind Toni van End und Bassermann in den Hauptrollen. Es war nur schade, daß technische Fehler das Organ Baffermanns nicht voll zur Geltung kommen ließen.
Aufsehenerregender Gelbstmord.
e. b.
Auf der 25. Verbandstagung des Deutschen Chorfängerverbandes und Tänzerbundes machte der Borsigende die aufsehenerregende Mit teilung, daß Königsberger Bertreter ber Chorfänger, Denechaud, in seinem Hotelzimmer tot aufgefunden worden sei. Nach den Ermittlungen der Polizei liegt Selbstmord vor. In einem hinterlassenen Brief Denechauds heißt es, daß der Kampf um den Weiterbestand der Königsberger Oper seine Nerven völlig verbraucht habe.
Frühjahrsausstellung der Afademie der künfte. Wie der Amtliche Breußische Breffedien: mitteilt, wird die Preußische Akademie der Künste am Pariser Klas ibre diesjährige übjahrsausstellung. in der Werke der Malerei und Blastik lebender Künstler vertreten find, am 22. April eröffnet. De Aus ellung fann an diciem Tage von 14 Uhr ab durch das Publikum besichtigt werden. Sie enthält eine Anzabl von Rollettivausitellungen von Mag levoat, Willi Jaedel. Mar Bedmann, Heinrich Aliherr in Stuttgart , Ernesto de Fiori und Gerhard Mards in Halle.
3m Weißen Saal des Schlef museuns wirb am 18. eine Sonder ausstellung der Staatlichen Porzellanmanufattur eigen eröffnet, deren Dauer auf zwei Monate berechnet ift.
Bizetönigs ist abgelaufen. Auf seiner Rückreise nach England ist Bizetönigswechsel in Indien . Die Amtszeit des gegenwärtigen Bord Irvin in Bombay eingetroffen, wo er noch einmal eine Aussprache mit Gandhi haben wird. Der Nachfolger Irvins ist Lord Willingdon, bisher Generalgouverneur von Kanada . Er I wird am Freitag in Indien erwartet.
| und Intellektuellen" hinausgelaufen( wie Dr. Alfred Gold es benannte), auf ein Feldgeschrei: Hie Sezessionsmaler, hie Geistigkeit, mit nicht durchweg erhebendem Niveau, wenn nicht( leider muß es festgestellt werden) einige Kritiker und Leute von anderen Fakultäten die Diskussion auf eine bessere Ebene erhoben hätten. Dr. Osborn appellierte an die gesunde Stepfis der Künstler selber zuzusehen, ob die Kunst wirklich so ganz vom Wesen unserer Beit erfüllt ist( was eben nicht durchweg zu bejahen wäre). Unger sprach es direkt aus, daß die Kunst wahrhaftig absterben müsse, wenn fie die Berbindung mit dem heutigen Leben nicht intensiv aufnehme, und benannte als ein gutes Beispiel für solche Neubelebung die Surrealisten( m. E. mit Recht), Architekt Leiser sprach von der einige Zeit lang zweifelhaften, heute glücklich erreichten Wieder. Dr. Schiff auf die unbestreitbaren Schwierigkeiten in der soziolo vereinigung von Malerei und Architektur, und zum Schluß mies gischen Stellung der Kunst unserer Zeit hin, da die absterbende bürgerliche Gesellschaft der Malerei keine Aufgabe mehr stellen tönne, diese Kunst nicht mehr brauche( woher ihre ganze Krisis und die not der Maler tommi!), während das aufsteigende Broletariat in großartiger Weise der Kunst neue Aufgaben stellen werde, ja zum Teil heute schon stellen könne.
Dies waren die Ergänzungen zu Döblins höchst anregenden Worten, die unseren Künstlern zur Beherzigung nicht bringend genug empfohlen werden können. Paul F. Schmidt.
Erfolge des DMV.
Bei den Betriebsratswahlen.
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Nürnberg , 17. April. ( Eigenbericht.) Die Betriebsrätewahlen haben in den beiden größten Metallbetrieben von Nürnberg die hochgespannten Hoffnungen der Unternehmer auf ein Anschwellen ihrer gelben Lataien oder ihrer tom munistischen Zutreiber völlig zunichte gemacht. Der Deutsche Metallarbeiterverband nimmt unerschüttert seine überragende Stellung ein. Bei Siemens Schuckert erhielt der DMV. 3151 Stimmen und 16 Mandate. Die Kommunisten brachten es trop gewaltiger Anstrengungen nur auf 467 Stimmen und 2 Mandate; die Christlichen vereinigten auf ihre Liste 320 Stimmen und erhielten ein Mandat. Dagegen mußten die Nazis mit ganzen 119 Stimmen leer ausgehen. Von den rund 1500 Ange stellten bekannten sich 670 zu den freien Gewert schaften, 340 zu den Hakenkreuzlern, während 500 überhaupt nicht abstimmten.
Auch bei den MAN- Werken( Maschinenfabrik AugsburgNürnberg) hielt die erdrückende Mehrheit der Belegschaft treu zu den freien Gewerkschaften. Der DM B. erhielt 11 von ins gesamt 15 Mandaten; bisher hatte er 11 von 16 Mandaten inne. Die geringere Wahlbeteiligung ist das greifbare Ergebnis der Moskauer Spaltungstätigkeit. In diesem Werk Werk ist die Niederlage der Kommunisten einfach vernichtend. Wäh rend sie bisher noch wenigstens über zwei Mandate verfügten, brachten sie es bei den Neuwahlen zu feinem Sig mehr. Den einen Siz nahmen ihnen die Nazis ab, die es von bisher 2 auf 3 Man date brachten. Die Christlichen behielten ihren bisherigen Giz.
Razzia im Humboldthain.
Um dem Unwesen der wilden Glücksspieler im Humboldthain zu steuern, unternahmen die Kriminalbeamten des Spielerdezernats wieder eine Kontrolle. Obwohl die Spieler erst fürzlich in dem Hain ausgehoben wurden, hatten sie sich gestern wieder an drei Bänken eingefunden. An zweien wurde meine Tante deine Tante gespielt, an der dritten die berüchtigte Schlesische Lotterie. Die drei Unternehmer hatten gemeinsam Spanner ausa gestellt, die das Herannahen von Beamten signalisieren sollten und auch einen Schlepperdienst organisiert, um Spiellustige heranzuholen. Die Beamten tamen aber so überraschend, daß sie das Spiel noch in vollem Gange trafen. Obwohl die Mitspieler feine begüterten Leute waren, wurden doch Einfäße bis zu 4 Mart für jedes Spiel gemacht. 30 Mart, die in der Kasse lagen, wurden beschlagnahmt und 10 Personen mußten den Weg zur nächsten Bache antreten. Die Unternehmer wurden festgenommen und werden dem Schnellrichter vorgeführt werden. die übrigen wurden nach Feststellung der Personalien wieder entlassen.
Der japanische Außenminister Wakatsuki hat an Stelle des seit dem Attentat schwerkranken Hamagutschi das Ministerpräsidium übernommen und nur zwei Minister ausgewechselt.