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Alfred Oöblin:Die Ehe "

Volksbühne

Man spielt auf dem Schaugerüst, wie im alten Pafsionstheater. Vom eigentlichen Bühnenpodest steigen, springen die Darsteller auf die obere Galerie. Die steilen Treppen nötigen ihnen eilige Bewe- gungen ab. Alles soll Hast und Aufregung sein. In dem Schacht, den die Galerie aus dem Raum herausschneidet, sitzt das Orchester. Es soll auch die primitioe Jahrmarkts- und Messenmusit des Possions­spiels nachahmen. Uebor die untere Bühne ziehen hauptsächlich die Massen, die Chöre, die sich ganz an die Rampe heranschieben, sobald sie ihren Zuhörern etwas besonders Wichtiges zu sagen haben. Martin, der Regisieur. N e h e r, der Bühnenbaumeister. Rat- Haus, der Komponist, wirken zweckmäßig, belebend, phantosievoll zusammen. Diese drei ersetzen die Phantasie, die dem Textdichter mangelt. Döblin schreibt nämlich einen Text, der reine Vernunft oder auch reines Gefühl sein soll. Döblin ist erbarmungsvoll vor dem tragischen Problem der Proletarierehe, die in der heutigen Gesellschaftsordnung und in der heutigen Wohnungsnot keine Houlung und darum kein Glück findet. Er ist erbarmungslos vor den Bedürfnissen der Theatermasse, die nur dos Abstrakte des ökonomischen und sozialen Problems erfährt und nicht durch künstlerische Sinnlichkeit in ihren Schau- und Hörtrieben befriedigt wird. Diese Döblinschen Probleme sind natürlich ernst, groß, heilig. entsetzlich, niederdrückend. Gibt es etwas Schrecklicheres als die Hilf- losigkeit der Frau des Arbeitslosen, die ein Kind erwartet? Kein Dach überm Kopf, kein Geld in der Tasche. Arzt und Wohlfahrts- behörden stur und tarrb vor diesem elenden Weib, das um Unter- stützung bittet, damit wenigstens s i e arbeiten kann, weil der Mann faulenzen muß und aus Verzweiflung in die Wirtshäuser läuft. Die Behörde versagt. Die weise Frau greift«in. Das Prolstarierweib verblutet, der Sarg wird über die Bühne getragen, Pilgerzug der Trauernden. Aufmarsch der Empörten. Rachedrohung. Die Fäuste werden geballt. Die Kehlen schmettern ihren Zorn. Die Augen rollen. Die Sohlen knarren. Erste Szene. Zweite Szene: Das erste Elend erweitert sich. Gleich ein ganzer Haufe von Familien, die wohnungslos. arbeitslos, schwindsüchtig, hoffnungslos sind. Sie wohnen auf dem Speicher, im Keller, in anderen Löchern. Da stirbt der Vater, da verröchelt das kleinste, das schwächste Kind. Da wird von der Proletariermutter all diese heimatlos« Kinderbrut losgerissen, in Asyle gesteckt, die Mutter ins Siechenhaus. Di« vierzehnjährige Tochter holt aus der Zwangsanstalt, die das Bürgermitleid baute, die Mutter und den jüngsten Bruder. Alle drei irren im Walde um- her. Sie werden aufgelesen, gewaltsam in Verwahrung genommen. Ordnung muß sein, aber auch die Unerbittlichkeit der herrschenden Klasse, die nicht dulden will, daß die schöne Automobilstraß« von todunglücklichem Bettlergesindel bevölkert wird. Dritte Szene: Dies« herrschende Klasse wird entlarvt. Fabrikmagnat, verkalktes Erwerbs- tier, nach innen und außen vergreist, das Herz verschüttet durch Geld. Der reichen Tochter Herz verschüttet durch das Laster von l9Z1. Gigolo» en gros ersetzen den gekauften Ehemann, der sich zur Revanche das jüngste und hübscheste Kontormädel kauft. Das Ganze soll Sinn hoben und moralische Symbolik. Der Sinn lautet: Rebellion bei den Proleten, aber plötzlich wird die Sentenz verwässert oder erhöht oder vertieft. Das wird bei Döblin nicht ganz klar. Soll sich das Individuum allein als Held im Klassen- kämpf aufspielen? Soll die Atasse sich zusammenschließen? Die schwankend«, verschwimmende Hurnanitälstenhenz Döblins wird nie­mals ganz klar. In« Amphitheater der Volksbühne spürten dos sowohl die eingeweihten literarischen Gäste, wie die schlichten Mit»

glieder, von denen die meisten dankbar mitgehen wollten, von denen die meisten aber arge Enttäuschung erlebten. Sie finden nicht das Geheimnis, das Döblin nicht preisgeben will. Dielleicht besitzt der Dichter gar kein Geheimnis. Vielleicht verblüfft er nur. Trotzdem befreiten sich die Zuschauer aus der Unbefriedigkeit und Ungewißheit, indem sie ihren Döblin. die Respektsperson, an die Rampe riefen. Ausgetifteltes, mattes, ungeformtes Nachhallen des nicht mehr lebendigen Expressionismus, das ist bei genauem Zusehen Döblin ? Stück. Das Thema ist gut. Ausführung und geistige Bewältigung sedoch mißraten. Uebrigens schwebt dem Dichter Döblin die Stimmung des StrindbergschenTraumspiels* vor, das all diese Nachkriegsbastarde verschuldete. Döblin ist sonst ein Reformator. Diesmal klebt er an der Vergangenheit. Das ist die Bilanz. Wäre nicht der Regisseur, der Musiker und Bühnenarchitekt, man würde verzweifeln an den guten Gaben des Dichters. Helfer sind auch die Schauspieler, ja sie sind geradezu Nothelser. Busch ist der erklärende Sprecher und Ausbeuter des Textes. Er spricht sehr melodiös, wenn ihm auch das Melodrama schadet. K a r ch o w. der in einem satirischen Prolog die Verlogenheit des süßlichen Poeten gegenüber der Lebenswirtlichkeit zu entlarven hat. bütet sich vor lächerlicher Uebertreibung. Berthe Drews und Grete Beck spielen still, leidend und edel die verlassenen Proletarier- frauen. Ein großes und trotz seiner zitternden Jugend ergreifendes Talent ist Gerda Schäfer, die Darstellerin des proletarischen Back- fische«, der so ausgeweckt und so unschuldig lasterhaft durch das Leben gehn muß- Hermann Speelmanns gibt den braven Arbeits- losen, den muskulösen Helden und Märtyrer der Faust und des ge- fchundensn Gemütes. Prachtvoll, beängstigend, in jedem Blick und in jeder Bewegung dem entsprechend, was dieses Opfer der ver- fluchten Zipt zu sein hat. Alle Typen, auch diejenigen der gehobenen und verabscheuungswürdigcn Klosse, wurden von dem erfahrenen Regisseur klug ausgewählt. Max Hochdorf .

Der Komponist Karol R a t h a u s ist in letzter Zeit öfters bedeut- sam hervorgetreten: mit der OperFremde Erde*: im Karamasosf- Film: und erst vor zwei Tagen im Rundfunk mit einer neuen Orchestersuite. Diesmal war es leider ein Versagen. Seine Musik, gewollt als wichtiger Bestandteil des Werks, leistet der Dichtung Döblins fast nur dramaturgischen Beistand: sie enttäuscht durch den Mangel an persönlüher Ursprünglichkeit noch mehr als durch stilistische Unsicherheit und Unselbständigkeit. Es ist zu spüren, wie Rathaus sich bemüht, voltshaft-schlüht, eindringlich, aufrührerisch, hie und da auch satirisch zu sein. Aber bald ahmt er Klang und Formen der Dreigroschenoper * noch, bald verirrt er sich in kleinbürgerliche Senti- Mentalität, und weder der ironische, noch der leichte Ton klingen überzeugend. Dem revolutionären Marschlied, in dem der erste Teil äußerlich wirksam ausklingt, fehlt es an Intensität des Ausdrucks und elementarer Krast. und der hymnische Schlußgesang ist getarnte Liedertafel«!. Alles in ollem ist die Musik, die als Arbeit selbswer- ständlich den Musiker von Niveau erkennen läßt sie wird von Theo M a ck e b e n vorbildlich herausgebracht, nicht viel yiehr als ein gefügiges, geschickt eingesetztes Hilfsmittel in der Hand des Regisseurs. Ein paar knapp gefaßten Liedern leiht Ernst Büschs Vortrag erregende Gewalt. K. P. * Die Buchausgabe ist soeben im Verlag von S. Fischer- Berlin erschienen.

Emilla Galoiti." Itssners Neuinszenierung im Schiller-Theater. Bald nach dem Tode Cmilias wird der Prinz wie sein herzoglicher Kollege imRigoletto* von den trügerischen Weiber- herzen singen. Was gilt ihm ein Menschenleben? Der Mächtige geht frei aus, er ist unbeschränkt, nur die anderen leiden und sterben. Das TrauerspielEmilia Galolli*, die in die theatralische Praxis umgesetzte Theorie dramaturgischer Erkenntnisse, ist ein sozialkritisches, ein politisches Stück, dos erste auf der deutschen Bühne. L e s s i n g zeigt bis zur letzten logischen Konsequenz die Widersinnigkeit einer von, Himmel stabilisierten Gesellschaftsordnung. er tut es 20 Jahre vor der französischen Revolullon. und er tut es ohne die ätzende Ironie eines Beaumarchais, ohne das sich selbst be< rauschende Pathos derKabale und Liebe *. Der Fall wird objektiv entfaltet, er wirkt allein durch die Tatsachen. Der Mächtige, der Fürst, der Herr, der Gebieter behält vor der Welt recht, weil er die Macht besitzt. Diesen Gedankenkomplcx schält I e s s n e r in seiner Neu- inszenierung klar heraus. Aber er geht noch weiter. Di« Macht wird zum Popanz der Macht. Hans Ottos Hettore Gonzaga ist nichts mehr als ein scharmanter, dummer Junge, der kokett und mit graziöser Geste seinen Seidensrack trägt. Der Repräsentant der Macht, die selbst die starre Männlichkell eines Odoardo Galotti nicht zu ersd)üttern oermag, kann mit keiner Eigenschaft aufwarten, die ihn für diesen erhöhten Rang geeignet machte. Und seine Macht wird selbst problematisch, denn Hellore ist Wachs in der Hand Marmellis. Aribert Wäscher spiell nicht den Seiltänzer höfischer Gunst, den Equilibristen sophistischer Logik, den dienenden Intriganten. Er ist der Meister des Prinzen, der Erzieher zur Menschenverachtung. Nichts Tänzerisches hat dieser Marinelli. Ein schwerer, verfetteter Körper, der mephistophelisch zu schleichen versteht. Ein kluger, über- legener Geist, genährt durch den Haß aus die Menschheit. Dieser Prinz wagt nicht, diesen Marinelli am Schluß in die Verbannung zu schicken. Der Mächtige ist selber machtlos. Marinellis Sophismen, seine überspitzte Logik wachse» organisch aus ihm heraus. Sie sind nicht ein dialektisches Spiel Lessings, eins geistreiche Dekoration, sondern notwendiger Teil der Individualität Marinellis. Iesfner versucht, die gedankliche Haltung der Sprache, ihre Begrifflichkell, ihre Ueberklarhell menschlich zu verankern. Es gelingt nicht immer. Manchmal bleibt ein störender Rest. So bei der Emilia Hildegard Bürens, die in ihrer ungelösten Eckigkeit der Figur kein Gesicht aufzuprägen versteht. Dos sprachliche Gerüst ist sonst durchglüht von dem Ausdruckswillen der Darsteller, von chrer gestaltenden Menschlichkeit. Drei große, überragende Leistungen neben Wäschers Marinelli. K a y h l e r gibt dem Odoardo kraft- volle Verfchlosienhell und am Schluß den Ausdruck tlefsten ge- bändigten Schmerzes. Lina Lossens Claudia und Maria Koppenhöfers Gräfin Orsina stehen jenseits der üblichen Deklamation. Es sind Menschen von bezwingender Einfachheit und »von echter Leidenschaft. Der Bandit Angela wird durch Florath seiner Theatralik entkleidet, und Kraußnecks Rata spricht wie ein weiser, verstehender Mensch. Iesfner experimentiert nicht. Er gibt in der»Emilia Galotti*

realistisches, pnthosloses Theater von künstlerischer Kultur. Er er­strebt wieder die Wahrheit der Gestaltung, die Regie des Wortes, auf das er die Vorstellung aufbaut. P. Sch. Ein Gruselfilm. Capitol. Der Name des Regisseurs Karl Grüne macht aufhorchen und der Tllel:Das gelbe Haus des King-Fu" nicht minder. Mit einem symbolischen Austakt fetzt der Film ein: Sprechchöre er- wecken erwartungsvolle Stimmung. Dann beginnt die Handlung: ein sensationeller Frauenmord versetzt eine ganze Hafenstadt in Unruhe. Die Polizei stellt sest, daß ein längst gesuchter Chinese King-Fu der Täter sein muß. Und nun werden wir in die Höhle des Löwen versetzt: spukhaftes Milieu und phantastische Entführung eines Schauspielerpares dahin. Aber alles ist nur Bluff. Der Schauspieler Scalpa hat alles nur arrangiert, um für sich und sein Stück, das den Mord ausschlachtet, Reklame zu machen. Aber nun wird das Stück im Theater aufgeführt. Wie Scalpa ist auch der wirtliche King-Fu in die schöne Schauspielerin Anita verliebt. Er will sie durch seine Helfershelfer entführen lassen, und eines abends spielt er die Rolle des Schauspielers auf der Bühne. Aus dem Spiel wird blutiger Ernst, die Polizei wird alarmiert, es gibt ein fabelhaftes Theater im Theater. Aber der Mörder entkommt mit seiner Beute. Erst durch Verrat wird sein Versteck entdeckt und im letzten Augenblick ein neuer Mord(?) verhütet. Der Filmreißer, nach einem entsprechenden Theaterreißer be- arbeitet, enttäuschte das Publikum. War es zuerst düpiert worden, so fühlte es sich nachher unsicher, und wußte nicht, was Ernst, was Spiel war. bis der Schluß die Aufklärung brachte. Gustav D i e ß l fesselte zwar in der Doppelrolle des Schauspielers und Mörders wie auch Charlotte S u s a durch faszinierende Maske. Aber der sellsame Chinese ist doch schon zu abgegriffen und die Handlung zu primitiv, um höhere Anforderungen zu befriedigen. Karl Grüne hat manche gute Bildwirkungen geschaffen und Gruselstimmungen erzeugt, aber die tieferen Absichten, die ihm vorgeschwebt haben mögen, schlagen nicht durch. r. Feind im Blui." Atrium. Die Aufklärungssilme, die früher vom stummen Film serien- weis geboten wurden, erneuern sich jetzt als Tonfilme. Unter der Mitwirkung der Deutschen Gesellschaft zur Bekämpfung der Ge- schlechtskrankheiten kommt ein Tonfilm heraus, der den Kampf mit einem der ärgsten Feinde der Menschheit, den Geschlechtskrank- hellen, in ernster und wirksamer Weise aufnimmt. Es werden die notwendigen medizinischen und statistischen Tatsachen aufgeführt, die jedermann über das Thema unterrichten, vor allem aber wird in spielfilmgemäßen und menschlich interessierenden Einzelschicksalen die ungeheure Wichtigkeit der Selbstverantwortung und rechtzeitigen ärztliche» Behandlung eingeprägt. Waller R u t t m a n n, immer auf der Suche nach neuen Rhythmen und Physiognomien der Groß- stadt, hat dem Film Leben uyd Augenweide gegeben durch eine

Fülle von gutgesehenen und photoßr�phierten Stimmungsbildern. Die Verführungen und Gefahren der Großstadt mit ihrem lockenden Bar- und Tanzleben, der Rhythmus der Maschinen in der Fabrik und der Verkehrsmittel, kurzum, das ganze Fluidum der Großstadt umspielt und umbrandet die lehrhasten Teile des Films. Manchmal scheint das Thema vergessen zu sein, aber dann tritt es um so an- fchaulicher und konzentrierter wieder in die Erscheinung. Der Film wird zweifellos seine guten Wirkungen tun, um so mehr, da er in so anregender Form sich darbietet. Voraus ging eine Filmreportage über den neuen Großsender von Mühlfeld. r.

Die Bräutigamswitwe." Eapitol. Dieser Film wurde nach einem Bühnenstück gearbeitet mit einer ganz großen Konzession an den Geschmack des großen Publikums. Dem wird, mit solennen Keilereien gespickt, der Aufstieg des kleinen Tanzmädels zur Mlllionärsgattin erzählt. Autoren, Schauspieler und Regisieur wollen Quatsch auf jeden Fall, und darum mischt man Burleske, Opern- und Operettenregie und nennt das Ganze einen musikalischen Schwank. Richard E i ch b e r g hat immer«ine gewisse Ueberlegenheit in seiner Regie. Doch gleicht er sich zu sehr. Seine Haupterfolge holt er sich stets mit der virtuosen Schilderung des eleganten Lebewelt-Lokals. Er liebt die Fleischbeschau. Nun ist ein schöner Körper ohne Zweifel ein ästhetischer Anblick, aber dieser Anblick wird bei Eichberg zu sehr zur filmindustriellen Ausbeutung herabgewürdigt. Die Photographen brachten durch Ueberblenden manche neue Note in den Film. Georg Alexander ist nett und ulkig wie immer, und Fritz K a m p e r s spiell unter Riesenbeifall den handfesten Liebhaber. Manche überbezahlte Diva aber wird unter der Schminke erbleichen: denn jetzt ist mll Martha E g g e r t h die ganz große Konkurrentin auf der Leinwand erschienen. e. h. « .,3m Westen nichts Neues." Von dem Film, der demuäckst in Deutschland in geschlossenen Vereinen gezeigt werden dürfte, ist in- zwischen ein Auszug in Bildern vom Ernst-Rawohlt-Berlag veran- stallet worden. Die Haupttypcn und charakteristischsten Szenen sind darin in guten Reproduktionen wiedergegeben. Sie zeigen, wie der Film selbst den Krieg, wie er ist, sie wirken aufrüttelnd und bilden eine Dokumentenfammlung von Dauerwert auch für den, der den Film gesehen hat oder sehen würde. Meißener Porzellan im Berliner Schloßmuseum. Im Weißen Saal des Berliner Schfoßmuseums wurde heute ein« Sonderaus- ftellung der Staatlichen Porzellanmanufaktur Meißen eröffnet. Der geschichtliche Teil der Ausstellung zeigt in Neuau-zformungen den im Original angeblich verschollenen.IX- Meter hohenEhrentempel* von Kacndler sowie etwa 50 große Tierfiguren, Die am Anfang des 13. Jahrhunderts für die Ausstellung desJapanischen Palais * in Dresden hergestellt wurden. Erwähnenswert ist ferner eine Tafel, gedeckt mit Tischzeug, silbervergoldeten Prunkstücken und Porzellangejchirr aus dem Besitz August des Starken und seines Nachfolgers. An modernen Arbeiten bietet die Ausstellung plastische Werte von der Hand der für die Meißener Marnifaktur in letzter Zeit arbeitenden Künstler. La» Berliner Philhormonische Orchester wird'eine bopulären Sditzctic Dienstag mit einer Auiführung der Neunte» Sinfonie von Secthoven unter Mitwirkung des Kittclfchen Chores beschließen. Oos Orchester arbeitsloser Blustker spielt Sonnlag, 12 Uhr, in der Staat, lichen Hochschule für Muüt unter Leitung von Dr. E. Cheiranper: Beethoven K. Sinfonie), Liizt, Bcrlloz, TscheikowÄY.

Die KpO. bei der Maifeier. Sie hält auf Ordnung. Es war die KPD., die es den freien Gewerkschaften in Berlin unmöglich gemacht hatte, den gemeinsamen Maidemonstrationszug oller organisierten Arbeiter, Angestellten und Beamten beizubehalten. Im Namen derEinheitsfront* hat diese im Sinne der Arbeiter- bewegung gemeinschädliche Partei die Maidemonstration zur Herab- setzung und Beschimpfung der Gewerkschaften mißbraucht und in der provokatoristischsten Weise unter Verhetzung von Kindern und Jugendlichen die Einheitlichkeit der Maifeier gestört. Die Anhänger der KPD. gründeten gewerkschaftliche Sonderorgani­sationen. von der KPD . zunächst geduldet, dann bekämpft wurden, weil ihr der Zeitpunkt noch nicht gekommen schien, ihre roten" ,.E'nheits"-Sonderorganisationen aufzuziehen, wie sie es nunmehr getan hat. und nun weiter bekämpft werden, weil sie sich der RGO. nicht unterwerfen wollen. Diesmal ist die KPD . bei chrer eigenenrevolutionäre»" Mai- feier in Verlegenheit geraton. DieKaiserlichen", der sogenannte Industrieverband für das Baugewerbe, wollte sich an der Mai- demonftration der KPD. beteiligen. Er wollte dem üblen Beispiel der KPD . nicht folgen, chre Demonstration mit seinen Parolen zu überfallen, suchte sich vielmehr vorher mit der KPD. zu verständigen. Es ist nun geradezu erheiternd, die Vorschriften zu kennen, die die KPD . denKaiserlichen* für eine Beteiligung an ihrer polizeilich genehmigten Maidemonstration im Lustgarten macht. Die KPD. erklärt: Die Teilnahme an unserer Demonstration schließt natürlich(!) ans das ZNitnehmen von Plakaten, Transparenten, Flugblättern mit Losungen gegen die SPD. , die RGO. und den Einheitsverband für das Baugewerbe, das halten von Reden gegen die genannlen Organisationen und jede beleidigende oder verdächtigende Aeuße- rung gegen die Sowjetunion ...* Damit nicht genug, forderte die KPD. nach diesen schriftlich gestellten Bedingungen in den mündlichen Verhandlungen, daß die Parolen der NGO . und ihrer Partei übernommen werden müßten von den von der KPD . Ausgeschlossenen. Der Industrie- verband dürfe seine Losung:Hinein in den Industrieverband* nicht tragen. In derRoten Fahne" wird nun behauptet, es sei die Leitung des IVfdB. und des Bundes revolutionärer Jndustrieverbände, die ähnlich wie im Jahre 1330 die rote Klasienfront am 1. Mai zer- splittern wolle. In diesen häuslichen Streit, denDie Fahne des Kommu- nismus* recht anschaulich schildert, wollen wir uns nicht einmischen. Es galt lediglich, zu zeigen, wie ordnungsliebend die KPD. sein kann, wie natürlich ihr all das erscheint, was die freien Gewerkschaften von ihren Mitgliedern forderten, wie sie chre revolu- tionäre Oppositton behandelt in dem Moment, wo sie die Macht zu haben glaubt. Die gcwerkschafllich organisierte Arbeitnehmerschaft Berlins wird sich auch bei ihrer diesjährigen Maifeier daran erinnern, daß die SPD . es war und ist. die in ihrer fanatischen Feindschaft gegen die Gewerkschaften die Geschlossenheit der freigewertschaftlichen Or- ganisation zu zerstören sucht. Damit ist diese der Fuchtel Moskaus unterworfen« Partei samt ihrer RGO. für alle steige werk- schaftsich organisierten Arbeitnehmer gerichtet.