181.
Jahrgang 1. Beilage des Vorwärts
Nr. 18248. Jahrgang
Sonntag, 19. April 1931
Unterhaltsamer Vorstoß zur Elbe .
Es gibt in der Mark nicht mehr viel zu entdecken. Die Sonntagsfahrkarte hat den Spreewald, die Schorfheide, das Oderbruch oder den Fläming näher an Berlin gerückt. Eberswalde , Frankfurt , Luckenwalde oder Brandenburg sind etwas weiter gelegene Vororte von Berlin gemorden. Noch ein paar Wochen, dann ist selbst Sminemünde für eine Saison wieder angeschlossen an den Pulsschlag der Reichshauptstadt, trotz der zweihundertundvierundzwanzig Kilometer bis zur Küste; vier Stunden braucht der Wochenendzug bis zur Ostsee . Nur einmal, in Pasewalk , macht die Maschine halt, mo man ihr ein paar Tonnen Wasser in den eisernen Wanst schüttet. Und wo die Schienenstränge der Reichsbahn enden, beginnen die Autolinien der Reichspost. Es ist nicht mehr viel zu entdecken. Ostern wurde in Schandau , wirklich nur ein paar Meter von der Reichsgrenze ab, mehr berlinisch als sächsisch gesprochen. Jetzt schreibe mal einer etwas über die Bastei .„ Ooch", werden die Leser sagen, solche alte Sache auszukramen." Man kann höchstens Kuriosa sammeln. Davon sind allerdings noch genug da. Man setzt sich auf einen Elbdeich, irgendwo zwischen Havelberg und Tangermünde und läßt die Beine herunterbaumeln. Die einzige Gesellschaft ist ein Storch. Der hält den Kopf_schief und schielt, was die seltsamen Zweibeiner in seinen Jagdgründen nun wohl beginnen werden. Wären Menschen da, dann würden die kopfschüttelnd fragen:„ Was, aus Berlin kommen Sie, um sich hier die Elbe anzusehen?" Aber wir sind so weit, es kann los gehen.
Die motorisierte Landstraße.
Die Sache mit den Auto fahrenden Landstreichern ist natürlich immer noch ein Wiz. Die laufen immer noch auf Schusters Rappen gemächlich ihre Straße fürbaß, immer am Rand entlang, auf dem Sand des Sommerwegs. Wobei die Chauffee von Berlin nach Hamburg eine magische Anziehungskraft auf alle Landstreicher ausüben muß; was die nur alle in Hamburg wollen. Als ob am Alfterdamm oder auf dem Jungfernstieg gebratene Tauben herumfliegen. Dessen ungeachtet, es ist möglich, daß mal einer oder ein anderer einen Lastwagen anhält und darum bittet, mitgenommen zu werden. Aber eine Limousine oder ein Cabriolet, die mit hundert, ach, mit hundertzwanzig Stundenkilometer buchstäblich über den schnurgeraden Asphaltrüden nach Hamburg huschen, die anzuhalten, nein, nein. Die Fahrer haben ja gar nicht mehr gesehen, daß da eben jemand geminkt hat; menn der arme Tramp fich den Spaß machen wollte, bis 15 zu zählen, dann ist inzwischen das Auto schon fünfhundert Meter weiter. Nochmals bis 15 gezählt, und es ist verschwunden. Es ist schon noch mie früher; da tippelt einer vorbei, der hat sich als Napoleon kostümiert, mit roten Hosen, Käppi, Tornister und einem Krüdstod, an dem hängen lauter Medaillen. Ein ander geht als Jefus, mit Haaren bis auf die
Schultern und Sandalen an den nadten Beinen, die einen fündendas Dritte Reich und die anderen die Räterepublit. Aber das ist nur der Rand der Landstraße, wie schon gesagt: der Sommerweg. Auf der Asphaltdede dagegen reißt die wilde Jahd nicht ab, rechts daneben läuft der Schienstenrang nach Hamburg , zwischen Schotter und Asphalt, zwischen Bahn und Auto ist der Konkurrenztampf um die Fracht im vollen Gange, und die Delfonzerne stehen da neben und halten die Hand auf. Vom Brandenburger Tor in Berlin bis zum Rathaus in Friesad sind es 69 Kilometer, nicht viel. Aber an diesen 69 Kilometer Weg stehen 42 Tankstellen, blaue, rote gelbe. Nach der Farbe ihrer Tankstellen haben die Delfonzerne auch Betriebsstoff, den fie feilhalten, gefärbt: blau, wie ein Eimer voll echten Riesengebirgsenzians oder rot, wie ver
Harelufer mit Dom.
dünnter Burgunder. Alle hundert Meter stehen Schilder oder meist ein baumlanger, drohend erhobener Zeigefinger auf die Betriebsstoffmarke hin, die die Fahrer taufen sollen, und nachher am Stammtisch entspinnen sich higige Debatten darüber, ob derjenige noch ein nationaler Mann ist, der bei der Standard Oil, der Royal
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Dutch oder gar vom sowjetrussischen Naphthatrust seinen Benzin tauft, anstatt deutschen von der J. G. Farben oder vom Benzolverband. Doch so sehr die 42 Tankstellen auf dem kurzen Wege von Berlin bis Friesac um den Kunden fämpfen, so sehr sind sich ihre Besizer ein paar Kilometer weiter wieder einig: je weiter von Berlin entfernt, desto teurer der Betriebs
Blick auf den Harellauf mit Havelberg.
armselige Hellebarde oder auch nur ein Morgenstern. Und das hat folgenden Grund: Oft genug hat es in Friejack gebrannt, besonders 1841 mütete das Feuer verheerend und alle verläßlichen Dokumente find dabei ein Raub der Flammen geworden. Vor ein paar Jahren, zum 500. Jubiläum der Stadt, zogen die Panfgrafen nach Friesack und warfen einen Fehdehandschuh auf den Marktplatz. Der hängt
jetzt im Museum und ist so groß wie ein Mehlsad.
Die nächste Etappe auf dem Bor stoß zur Elbe ist Havelberg . Man soll Landschaften nicht vergleichen, die See ist schön und die Berge sind schön. Havelberg ist auch schön, ein märkisches Heidelberg . Und eine uralte Stadt dazu, 1151 erhielt sie noch vom alten Barbarossa das Stadtrecht. In neun Jahren wird ein Jahrtausend vergangen sein, daß hier das erste Bistum in der Brandenburger Mart errichtet wurde. Am 16. August 1170 wurde der Schlußstein zum Havelberger Dom gelegt, der mehr den Eindruck einer Burg als den eines Gotteshauses macht. 400 Jahre hat sich der Katholizismus dieser Stätte erfreut, bis 1561 zum letzten Male im Havelberger Dom die Weihrauchkessel geschwenkt und die Messe gelesen murde. Die Ablaßkrämerei mit dem Wunderblut des benachbarten Wilsnad hatte der Reformation auch in der Briegnig gründlich den Boden geebnet, und bis auf den heutigen Tag ist
stoff. In der ersten Zone hinter Berlin , die sich die Delfonzerne| der Havelberger Dom ein evangelisches Haus. Melerisch liegt er ausgeflügelt haben, erhöht sich der Literpreis für das Benzin in einem Sprung um fünf deutsche Reichspfennige, wobei man bedenten muß, daß tein Mensch nur einen Liter Benzin fauft. Es verlohnt sich schon, am Wege zu stehen und mit Betriebsstoff zu handeln.
Suche nach einer Burg.
Wer nach Friesad tommt, sucht die alte Quigomburg. Aber es ist eine vergebliche Suche, die Burg eristiert nicht mehr. nur noch einige alte Platanen stehen an ihrer Stelle. 500 Jahre tragen sie ihre Kronen schon im Winde. Wo einst die Burg stand, steht heute die Kirche, wo die Mauer war, erhebt sich ein grasbewachsener Syügel und auf den Trümmern des Burgverließes steht das Herrschaftshaus derer von Bredow. Dieses Haus wiederum ist auch schon seine dreihundert Jahre alt und wer lange genug an die Türe pocht, dem öffnet ein alter Mann. Es ist alles alt in Friesack . Der Mann aber erzählt folgende Geschichte: Als 1413 in dem heißen Kampf zwischen dem ersten in die Mark getommenen Hohenzollern und Dietrich von Quizom sich das Schlachten glück zugunsten des Nürnberger Grafen neigte, als die Faule Grete" schon die Mauer der Friesacker Burg durchschlagen hatte, gab der Herr Dietrich die Partie für verloren, stieg hinab in das dunkle Verließ, öffnete eine Falltür und lief einen geheimen Gang entlang, der im Friesacker 300ßen, einem dichten Wald, endete. Dietrich von Quizow war entkommen. Diese Erzählung steht nun aber im striften Gegensatz zu der Weisheit aller landläufigen Schulbücher, die haarklein erzählen, wie der Herr von Quizom, als die Stallgebäude der Burg schon brannten und die Mauern der Burg zerschossen waren, im Morgengrauen einen verzweifelten Ausfall machte, der dem Herrn Dietrich die Flucht ermöglichte. Um uns Gewißheit zu verschaffen, baten wir den alten Herrn auf dem Bredow schen Haus, doch einmal mit uns in den Keller zu steigen, um dort unten nach dem Verließ und dem Gang zu suchen. Ja", sagte der Herr Krüger ,,, unten ist alles zugemauert, aber wenn jemand an die alten Steine klopft, dann klingt es noch hohl." Dann flagte er uns fein Leid, daß er gern mal eine Fahnenstange auf den Hügel gepflanzt hätte, aber die fallen alle um, weil man nach einem Spaten stich schon auf die alte Burgmauer stößt. Jetzt ging es zurück ins Rathaus. Zwei Zimmer von diesem Hause hat der Magistrat für ein Pleines Seimatmuseum hergegeben; da liegt das viertausend Jahre alte Stelett eines Germanen, Töpfe, Spieße und Spangen dazu. Dann sind Erinnerungen aus neuerer Zeit in Hülle und Fülle da, aber nichts von Herrn von Quizzow. Nicht einmal eine
Berlins neuer Oberbürgermeister Dr. Sahm ist gestern abend mit dem Danziger Schnellzuge um 19,40 Uhr auf dem Bahnhof Friedrichstraße eingetroffen. Bis zur Hersfellung
feiner Dienstwohnung wird Dr. Sahm im Hotel„ Kaiserhof" wohnen. Heute vormittag wird Dr. Sahm voraussichtlich neben Bürgermeister Scholtz mehrere Magistratsmitglieder empfangen. Wie wir erfahren, find genaue Dispositionen über die Einführung des neuen Oberbürgermeisters noch nicht getroffen worden.
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oben auf dem Berge, unten schickt sich das silberne Band der Havel an, seinen müden Lauf zu beenden, um in die Elbe zu fließen. Ganz still ist es auf dem Domhof, noch ein Bischof und ein Brobsteiweg ist da, eine Domherrnstraße und ein Ritterplag. Zu jeder Viertelstunde hallt vom Dom ein Glockenschlag ins Land; ganz alt find die Mauern dieses Doms. Wie große Klumpen Moos sehen die Feldsteine des Westflügels aus. schön. Auf dem Berge sonnte sich ein Postschaffner, der hat in Havelberg ist immer wieder Berlin seine Briefe ausgetragen, besuchte einmal Havelberg und be= schloß, dort seine Pension zu verzehren. Der Budiker, der unten die Schiffertneipe hat, spazierte einmal durch Havelberg und zog für immer in die alte Stadt. In der vorigen Woche feierten in der Domstraße Nr. 14 der 91 Jahre alte Herr Karl R. und seine 87 Jahre alte Ehefrau das seltene Fest der diamantenen Hochzeit. Als wir über die Havelbrücke gingen, tamen uns Bürger in Trauer entgegen, mit Zylinder und Gehrock. Wen wollen Sie denn begraben?" graben?" Einen jungen Menschen, 27 Jahre ist er nur alt geworden, er nahm sich das Leben." Hatte er Sorgen?" ,, Nein, Sorgen nicht, nur Liebeskummer." Das ist Havelberg , da sterben die Menschen noch wegen der Liebe. Dann kommt ein Bauer in die Kneipe und fragt den Wirt, ob er nicht drei Schweine kaufen möchte. Drei Schweine gleich wäre eigentlich etwas zuviel", meint der Wirt, aber geben Sie nur her, machen wir mal etwas frische Wurst." So ist Havelberg .
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Berfeindete Flüsse.
Feinde. Berfeindet megen der Schleusen. Benutzt die Wir müssen es schon sagen, die Elbe und die Havel sind arge Berlin - Hamburger Schiffahrt den Plauer Kanal, dann spart fie die Rathenower , die Grüßer und die Garzer Havelschleusen. Das macht schon etwas aus an Gebühren bei den heutigen Frachten. Aber wenn dem so ist, dann haben die Havelberger , die kurz vor Brot, und deshalb hat die Havelberger Kaufmannschaft eine Einder Mündung der Havel in die Elbe ſizen, feinen Lohn und kein gabe gemacht, man möchte die Gebühren für zwei Havelschleusen weht wieder ein frischer Wind in Havelberg . den Schiffern erlassen. Das hat man getan, und seit dem 1. April
legte Gehöft ist längst außer Sehweite, dann geht es den Deich Doch zur Elbe selbst zu kommen ist gar nicht so leicht. Das See, ein großer See mit all feinem Betrieb. Ein Schleppzug hinauf, und das ist also die Elbe . Bei uns wäre das ein stampf nach Hamburg , er hält genau die Mitte, denn da, wo sich die Wellen überschlagen, muß eine Sandbank sein. Doch das ist wohl gar feine Sandbank. sondern nur das normale Ufer, denn heuer im Frühjahr haben Elbe und Havel unbarmherzig alles überschwemmt. Ein wenig ist das Wasser schon zurückgetreten, aber Borsicht, Borsicht, der Fuß finkt bis an den Knöchel in den loderen Sand und sofort bildet sich ein tiefes Wasserloch. Etwas höher zum Deich hin hat die Elbe ihr bescheidenes Strandgut abgelagert: ein dünner Streifen vermoderten Strohs, ein paar Stücke fauliges Halz und drei, vier Rüben, die hat die Elbe von der Magdeburger Börde bis in die Gegend von Havelberg geduldig mitgetragen. Wo das Wasser aber abgeflossen ist, wächst die Bogelmiere. Das eine geht und das andere fommt. Drüben, von der Altmark her, das ist schon die sächsische Seite Preußens, träht ein Hahn. Es ist spät und Zeit, daß wir wieder in die Heimat fahren.
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