erscheine» lassen; auf grund dieser Ausstellung muß man zu dem Urtheil lammen, daß die Schulen ihre Ausgabe in ausgezeichneter Weise erfülle». Gegen die Fleischlieferunge«, die in der„Vollst ernähruug" des Herrn Abraham Verwendung finden, werden neue Vorwürfe erhoben. Herr Burg, der Altmeister der Berliner Schlächter-Jnnnng. hat festgestellt, daß die„VolkSernährung" von einein Fleischhcindler H. Hierselbst sogenanntes Kopffleisch, das ist Ausschnittfleisch von Rinderlöpfen bezieht, eine Fleischsorte. die mit etwa 20 Pfennigen pro Pfund bezahlt wird. Es ist ein sehniges Fleisch, welches gekocht eine trübe, leimige Brühe giebt Dieses Fleisch findet nun aber in der„Volksernährung" «och dazu eine Bearbeitung, die geradezu ekelerregend sein soll und von Herrn Burg als eine„bodenlose Schweinerei" bezeichnet wird. Man unterläßt es nämlich, die dicken widerlichen Schleim- häute zu entfernen, die diesen, Kopffleisch anhaften und die bei jeder Bearbeitung, die irgendwie auf Appetitlichkeit Anspruch machen will, beseitigt werden. Herr Burg fand selbst in einer Portion Goulasch verschiedene Stuckchen Kopffleisch, an dem diese Schleimhüure noch saßen. Ferner wird zur Fleischkonfiskation noch gemeldet: Nachher Konfiszirungvon 3>/« Zentnern verdorbenen Fleisches hatte Herr Abraham in öffentlichen Erklärungen be- hauptet, daß es sich nur um eine Probesendung gehandelt habe. Inzwischen ist festgestellt worden, daß die beschlagnahmte Sendung mindestens die dritte von demselben Lieferanten war. Es ist ferner unwahr, schreibt das offenbar gut unterrichtete „T. K.", daß die Fleischpackete vom Wagen herunter beschlag- nahmt wurden. Sie befanden sich schon in dem Keller des Ge- bäudes für„Vollseriiährmig" und auch zum theil schon in der Verarbeitung. Denn ein Schlächter des Herrn Abraham war mit seinen Gesellen dabei, das Fleisch zu zerlegen, als die Beamten die Fleischsendung suchten, und sagte:„Wären Sie etwas später gekommen, dann wäre schon etwas verarbeitet." Herr Abraham will glauben machen, daß er bei dem Eintreffen der beschlag- nahmlen Sendung nicht in dem Geschäftsraum„Volksernährung" anwesend gewesen wäre. Derselbe war aber bestimmt zur Stelle, als das ungenießbare Fleisch zum Zwecke der Untersuchung ver- laden wurde.— Zu der Angelegenheit des Etablissements für „Volksernährung" erfährt die„Allgem. Fleischer-Zeitung" noch, daß wegen des neulich ununtersucht aus Mecklenburg eingeführten kraicken Fleisches der Amlsvorsteher zu Treptow gegen den Lieferanten Jde-Grevesmühlen und gegen den Besitzer und Leiter der„Volksernährung", Abraham, Antrag auf Vernehmung gestellt hat. Wie uns ferner berichtet wird, beabsichtigt der Treptower Aiutsvorsteher, daS Polizeipräsidium zu ersuchen, daß es wöchent- lich in den Restaurationen in der Gewcrbe-AuSstellung Revisionen durch Thierärzte vornehmen läßt. Die Arbeitseinstellung der fervirende» Damen in der Konditorei von Bruno Pache auf der Gewerbe-Ausstellung hat noch ein kleines, nicht ganz uninteressantes Nachspiel gehabt. Ueber den Vorfall berichteten wir am Mittwoch und wurde unsere Mittheilung sofort von den betreffende» Damen mit großem Vergnügen, von Herrn Pache dagegen mit großem Miß- vergnügen gelesen. In seinem Unmuthe war er sofort zu einer geharnischten„Berichtigung" gewillt und suchte hierzu die Zu- stinunung und die Namensunterschrifl der 12 Damen zu er- halten. Diese waren hierzu indessen keineswegs bereit, da ihrer Meinung nach nichts zu berichtigen ist als ein Jrrthnm, den mir gleich aus eigenem Antriebe richtig stellen wollen, um Herrn Pache dieser Mühe zu entheben. Wir hatten nämlich gesagt, die Servirdamen erhielten von Herrn Pache nur die Dienstkleidung geliefert, wären aber sonst ohne Gehalt angestellt. Uns war dabei entgangen, daß die Damen pro Person von Herrn Pache monatlich 10 M. beziehen. Da die Damen aber außerhalb der Anstalt wohnen, so sind die fraglichen 10 M. doch höchstens als eine kleine Vergütung für die täglichen Fahrkosten nach und von der Arbeitsstätte zu betrachten. Als ein„Gehalt" können die 10 M. schlechterdings doch wohl kaum angesehen werden. Erfreulich ist auch bei dieser Gelegenheit wieder der feste Zusammenhalt der weiblichen Angestellten. Mit der elektrischen Velenchtung in der Ausstellung will es noch immer nicht recht klappen und ganz besonders finden noch fortgesetzte Störungen bei der Zentrale des Vergnügungs- parkes statt. Gestern Abend gegen iWz Uhr erloschen dortselbst in den Theatern— während der Vorstellung— urplötzlich alle Flammen. Wie es heißt, ist dieses Vorkonmmiß infolge Durch. brennen der Verpackung hervorgerufen. Es dauerte längere Zeit, «h« Stromlieferung wieder stattfinden konnte. Ei» elektrischer Funke als Unfugtreiber allarmirte am gestrigen Tage in der Gewerhe-Ausstellung die Feuerwehr. Ein Veleuchtungsdrahl war mit der Leitung des Feuermelders im Mariue-PanoramainBerÜhrnnggekommenundsetztedieHauptwache in Bewegmig. Nachdem der Urheber deS groben Unfugs ermittelt, wurde der Schaden sofort beseitigt. I» der Nacht zum Mittwoch gegen 3 Uhr entstand in dem großen Kesselhause der Ausstellung jedenfalls infolg« Ueber« Heizung ein größeres Schadenfeuer, welches zu der Meldung Mittelseuer Veranlassung gab und 11 Löschzüge von Berlin nach Treptow berief. Di« in der Ausstellung stationirte Dampfspritze gab mit drei Rohrleitungen so energisch Wasser, daß der Brand, welcher die untere Holzverschalung des Gebäudes ergriffen, inner- halb einer halben Stunde gelöscht wurde. Die AusräumungS- arbeiten zogen sich bis gegen 7 Uhr früh hin. Im Laufe deZ Vormittags fanden zwei irrthümliche Brandmeldungen statt. Zur Feststellung der höchstmöglichen Fahrgeschwindig- keit werden seit einiger Zeit auf der B e r l i n- G ö r l i tz e r Bahn, und zwar auf der Streck« von Berlin bis Lübbenau , mit kurzen Unterbrechungen Probefahrten unternommen. Für dieselben ist in Berlin eine besondere Schnellzugmaschine ganz neuer Konstruktion, mit vier, statt sonst zwei Zylindern gebaut worden, deren Treibräder«inen Durchmesser von zwei Metern aufweisen, wodurch die ins Auge fallende bedeutende Höhe der Maschine bedingt wird. Bei den Probe- fahrten ist die Zugbelastung der letzteren sehr verschieden ge- wesen und zwar bis zu 100 Achsen. Auf diese Weise find bei einer Belastung mit 30 Achsen als h ö ch st e Leistung 100 Kilo- meter in der Stunde festgestellt worden, also noch 20 Kilometer mehr, als die bisher höchste Fahrgeschwindigkeit des schnellsten unserer Blitzzüge, des v-Znges Berlin -Hamburg beträgt, welcher die 280 Kilometer lange Strecke in 3�/» Stunden durch- saust, während die Geschwindigkeit der gewöhnlichen Schnellzüge nur 70 Kilometer erreicht. Dabei soll auch jene bei den Probe- fahrten erzielte Höchstleistung noch überschritten werden können. Sämmtliche Fahrten, bei denen auf den Zwischen- stationen nicht nur nicht gehalten, sondern sogar die Bahnhöfe mit unverminderter Geschwindigkeit passirt wurden, sind bisher ohne jeden Zwischenfall verlaufen. Verschiedene Aendernnge« der Postordnung für das Deutsche Reich treten am 1. Juni in Kraft: Postnachnahmen bis 400 M. einschließlich werden bei Briefen, Postkarten, Druck- fachen und Waarenproben sowie bei Packeten zugelassen. Dabei ist das Meistgewicht der Briefe, Drucksachen, Waarenproben und Packete gleich demjenigen der gleichartigen Sendungen ohne Nachnahme. Durch diese Zulassung der Nachnahme auf Druck- fachen jeden Gewichts find die Postaufträge zu Bücherpvst- sendungen überflüssig geworden und kommen in Wegfall. — Den Landbrieflrägern können auf ihren Bestellgängen zur Ab- lieferung an die Postanstalt neben gewöhnlichen Packeten auch Einschreibpackete luitgegeben werden.— Wenn künftig Einschreib- sent»»gen, Postailweisungen, telegraphische Postanweisungen und Sendungen mit Wertbangabe vom Absender mit dem Vermerk „Eigenhändig" versehen werden, so müssen dieselben stets von den bestellenden Boten der Bestimm u:>z?pöstanstalt abgetragen werden, auch wenn der Adressat ein« AbholungSnklärung auf der Post hinterlegt hat. Die Bestellung erfolgt solchen Falles nur an den Adressaten selbst. Der schwere NttgliickSfall, der sich am 1. Pstngstfeiertag an der gefährlichen Kreuzungsstelle der Eisenbahngeleise am Els- graben ereignete, sollte, wie der„Anz. f. d. Havelland" schreibt, die Bahnbehörde veranlasse», nunmehr endlich mit aller Energie eine Verbesserung unseres Vorortsverkehrs herbeizuführen. Es ist allerdings richtig, daß niemand ans der Plattform des Wagens zu stehen hat»nd jeder, der dies« benutzt, für die Folgen verantwortlich ist. Daß aber Wagen mit Plalt- formen für den Vorortsverkehr benutzt werden, ist nicht zweckmäßig, da das Publikum bei starkem Andrang und der Kurze deS Bahnhofsaufenthalts nicht die Zeit hat, um von vorn oder hinten in die Wagen zu klettern und sich zu überzeugen, ob der Wagen besetzt ist oder nicht. Hat man ein- mal einen solchen Wagen bestiegen, so muß man in ihm bleiben und so kommt es namentlich bei starkem Verkehr stets vor, daß das Publikum eng zusammengekeilt während der ganzen Fahrt im Wagen stehen muß. Daß dann der eine oder der andere sich schließlich auf die Plattform hinauswagt, ist erklärlich. Das für die Vorortszüge benutzte Wageninaterial ist theilweise derartig altes Gerümpel, daß man es längst hätte ausmerzen solle». Schließlich aber sollte die Bahnverwaltnng wenigstens für die Sicherheit ihrer Fahrgäste sorgen; indeß ist trotz der Unglücks- fälle bei Ruhleben seit dem vorigen Jahre die gefährliche Kreuzung der Geleise noch nicht beseitigt. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich Mittwoch Nachmittag auf der Köpenicker Landstraße. Gegen 4 Uhr gerieth ein mit Bohnen beladener Arbeitswage» in der Nähe der Ge- werbe-Ausstellnng in einen Graben, stürzte um und die Ladung fiel auf den Bürgersteig. In diesem Augenblick passirte der Handelsmann Kaßner mit seiner Frau, seiner 70jährigen Mutter und zwei Kindern im Alter von 3 resp. 10 Jahren die Stelle und alle S Personen wurden verschüttet. Es gelang, die Ver- nnglückten sofort ans ihrer gefährlichen Lage zn befreien, doch hatten sie sämmtlich Verletzungen davongetragen. Am schwersten betroffen wurde die alte Dame, welche eine Brustquetschung er- litt, während die übrigen vier Personen mit Verstauchungen und weniger gefährlichen Quetschungen davonkamen. Sie mußten, nachdem ihnen von dem Arzt der Unfallstation in der Aus- stellnng die erste Hilfe zu theil geworden, mittels Kremser nach ihrer Wohnung in Berlin gebracht werden. In der gestrige» Sitzung der Rixdorfer Gemeinde- Vertretung lagen mehrere wichtige Anträge der sozialdemokra- tischen Geincindeverordneten vor. Zunächst handelte es sich um die Errichtung eines Ge Werbegerichts. Schon früher hatte sich die Gemeindevertretung auf Anregung ans der Mitte der Rixdorser Genossen mit dieser Frage beschäftigt, die bürger- liche Mehrheit der Vertretung war jedoch der An- ficht, daß für Rixdorf das Bedürfniß für ein Gewerbe- gericht nicht vorliege und lehnte daher die Errichtung eines solchen ab. Alle hiergegen erhobenen Proteste waren auch bei den höheren Instanzen fruchtlos. Nachdem inzwischen das Bedürfniß nach einem Gewirbegericht immer dringender geworden, habe» unsere Genoffen aufs neue einen diesbezüglichen Antrag gestellt. Genosse Thomas begründete denselben eingehend. Von gegnerischer Seite wurde die Nothwendigkeit eines Gewerbe- gerichts bestritten. Das gegenwärtige Verfahren vor dem Ge- meindcvorsteher sei schneller und zweckmäßiger und weniger kost- spielig. Genosse R etzerau befürwortete in warmer Weise den sozialdemokratischen Antrag. Letzterer erhielt bei der Abstimmung jedoch nur 0 Stimmen, sodaß der Antrag abgelehnt ist. Ein zweiter Antrag unserer Genossen betraf die Auf- stellnng von Anschlagsäulen. Zur Zeit bestehen solche in Rixdorf nicht.weshalb die Gewerkschaften und Vereine gezwungen sind, ihre Publikationen an die Häuser und Zäune zu kleben, was jedoch durch Polizeiverordnung verboten ist. Namentlich laufen Arbeitervereine, welche Plakate ankleben lassen, stets Gefahr, dieserhalb bestraft zu werden. Nach einer Be- fürwortung des Antrags durch Genossen K u l l beantragt Gemeindevorsteher B o d d i n Ablehnung desselben wegen der hohen Kosten, die im gegenwärtigen Etat nicht gesichert sind. Es empfehle sich, die Angelegenheit bei der nächsten Etats- berathung anfS neue auf die Tagesordnung zu setzen.— Der Antrag auf Errichtung von Anschlagsäulen wird nach längerer Debatte abgelehnt. AuS Rixdorf. In einem Anfall von Geistesstörung stürzte sich gestern die 44 Jahre alte Frau des Arbeiters Feil aus ihrem Küchenfenster im 4. Stock des HanfeS Kopsstr. 44 ans den Hos hinab. Die Bedanernswerthe war sofort todt.— Der Schuh- macherlehrling Müller, bei seinem in der Richardstraße wohn- haften Vater in der Lehre, wollte ein Ronleanx herabziehen, fiel dabei aber vom Schemel und durchschlug mit einem Arm eine Fensterscheibe. Die Scherben der letzleren zerschnitten den türm bis ans die Knochen. Erst nach längerer Zeit war es möglich, einen Heilgehilsen zu erlangen, der den jungen Mann vor dem Verbluten bewahrte. Ein Arzt war erst nach einigen Stunden aufzutreiben. Fritz Friedman» ist jetzt, wie gemeldet wird, auf dem zwangsweisen Transport nach Deutschland unterwegs. Seinem Vertheidiger, Justizrath Kleinholz, find schon von mehreren Seiten Anerbietungen gemacht worden, um durch Einzahlung bestimmter Summen bei der Kasse des Untersuchungsgefängnisses Friedmann während der Dauer der Untersuchungshast eine bessere Kost zu sichern. Im Publikum scheint man vielfach der Ansicht zn fein, daß der Prozeß Friedmann sich demnächst zu einen, großen Monstreprozeß auswachsen dürfte. Dies ist ganz irrig. Da die Auslieferung nur wegen der im Berger'schen Falle angeblich veruntreuten Summe von 6000 M. erfolgt ist, kann Friedmann nur wegen dieses einen Vergehens angeklagt und verurtheilt bezw. freigesprochen werden. Die Hauptverhandlung wird übrigens wiederum vor der 1. Strafkammer(Vorfitzender Landgerichtsdirektor Rieck) stattfinden, vor welcher sich auch Frhr. v. Hammerstein zu verantworten hatte. Verunglückt ist Mittwoch Abend auf der Buhne de? Neuen Opernhauses(Kroll) während der Aufführung der Oper „Margarethe" die kleine zehnjährig« Tänzerin Opermann,©ie versank plötzlich, als sie einige Schritte nach dem Hintergrund der Bühne zurücktrat, in die Tiefe und blieb mit erheblichen Ver- letzungen am Kopf und auf dem Rücken bewußtlos liege». Ein„freudiges Familienereigniß" gab es Donnerstag Morgen in einem Pferdebahnwagen vor dem Hause Nr. 144 der Jnvalidenstraße. Der Schaffner übergab die unbekannte Mutter mit ihrem Kinde einem Schutzmann, der sie mit einer Droschke in die Charitee brachte. Der von einem Steglitzer Gendarme» angeschossene Arbeiter Fischer ist im Britzer Kreis-Krankenhaus seinen Ver- letzungen erlegen. Für Vermiether von möblirten Zimmern, namentlich olche, die auf Ausstellungsbesucher fpekuliren, mag folgender Fall zur Warnung diene». An, Donnerstag voriger Woche miethete in der Friedrichstraße 2 eine anscheinend den besitzenden Ständen ungehörende Dame, welche sich Frau Lange aus Frank- urt a. M. nannte, für einige Zeit ein Zimmer. Bei ihrem Einziehen brachte sie nur eine Hutschachtel mit und erzählt«, daß ihre Sachen in den nächsten Tagen per Bahn nachkämen. Am zweiten Pfingstfeiertag verließ sie gegen 11 Uhr die Wohnung auf Nimmerwiedersehen. Und bald darauf bemerkten die Wirlhs- leute, daß ans ihrer Garderobe eine seidene Blouse, zwei Kapes und ei» seidener Regenschirm im Gesammtwerthe von 75 M. mit der Aftermietherin verschwunden waren. Bisher sind alle Nach- 'orschungen nach der„Dame aus Franksurt" vergeblich gewesen. Erschossen hat sich in seiner Wohnung Bismarckstraßr 10 zu Charlottenburg der 22 Jahre alte sruä. ollona. Fritz F. ans Krotofchin. Gram über eine körperliche VerkrÜppelung soll den jungen Mann in den Tod getrieben haben. Der Verbindungsweg vom Markgrafendamm nach der Hauptstraße(Berlin -Köpenicker Chanssee) wird wegen Vornahme von Pflasterungsarbeiten vom 20. Mai d. I. ab für Fuhrwerke. Reiter, Radfahrer it. bis auf weiteres gesperrt. Die Verbindung von Rummelsburg nach Stralau erfolgt über den Hohen Parallelweg und die am Cafe Aellevue beginnende hohe Rampe. Die von der Berlin - Stralauer Chaussee nach Rummelsburg und umgekehrt verkehrenden Fuhrwerke muffen denselben Weg/ wie die nach Stralau bestimmten nehmen. Herr Hermann Möller , Krausenfir. 10, ersucht uns mit» zutheilen, daß er nicht der Handlungsgehilfe Möller sei, der, wie neulich gemeldet wurde, wegen Unterschlagungen von Seiden- waaren in einem Geschäft in der Leipziger- Straße verhaftet worden ist. Polizeibericht. Am Mittwoch Vormittag wurde der 26 Jahre alte Ingenieur Wilhelm H. in seiner Wohnung, Feld- zeiiguieisterstraße, mit einer Schußwunde im Kopfe aufgefunden, die er sich mit einer Teschingpistole beigebracht halte. Aus An- ordnung des Arztes wurde er in ein Krankenhaus gebracht.— In der Köpnickerstraße ging vormittags das Pferd einer Droschke durch. Bei dem Versuche, das Thier aufzuhalten, stürzte der berittene Schutzmann Guddat mit seinem Pferde und zog sich ein« Verstauchung der Hand und mehrere Quetschungen zu, so daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte.— Nachmittags wurde auf dem Stetliner Bahnhofe der Weichensteller Carl Gille durch einen Eisenbahnwagen überfahren und an beiden Beinen schwer verletzt. Er wurde in das Lazarus- Krankenhaus gebracht.— Abends beging der 60 jährige Arbeiter Karl H. in seiner Wohnung, Senefelderstraße, einen Selbstmord- versuch, indem er sich die Pulsadern am linken Arme öffnete. Er wurde noch lebend aufgefunden und in das Krankenhaus am Urban gebracht.— In der vergangenen Nacht gerieth der Glaser Albert Czursiedel in der Danzigerstraße mit seinem jüngeren Bruder in Streit und wurde dabei von diesem so heftig zu Boden geworfen, daß er eine schwere Verletzung am Kopfe erlitt und bewußtlos liegen blieb. Er wurde nach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht. WitternngSübersscht vom 28. Mai 18(Kt. Wetter-Prognose für Freitag, den 2S. Mai l8»S. Theils heileres, theils wolkiges, sehr warmes Wetter mit meistens nur schwacher Luftbewegung und zunehmender Gewitter« neignng. Berliner Wetterbureau. Munfi und ZVistenprtzsfk. Im AuSstellungsthcater Alt-Berli» hat man nun endlich. was man so lange vergeblich suchte: Einen Erfolg. Militärischen Auszügen, Marschmelodie» und vor allem der preußisch-dynastischen Verherrlichung ist er zu danken. Mit feinerem literarischen Ge« schmack und nicht gar zu sehr aufdringlich hat Haust ein in seinem Schauspiel„Gotzkowsky ", mit gröblicher Plattheit Axel v. D e l m a r in seinem patriotischen Gemälde aus 1813„An mein Volk" dies Gebrei znsainmengerührt. Beide Stücke wurden am Mittwoch zum ersten Male gegeben. Gotzkowsky ist der bekannte Berliner Großkaufmann, dem der alte Fritz, der sich auch schon aufs Millionärzüchten verstand, das Sammetwaaren-Monopol verlieh. Gotzkowsky kommt in den ungerechtfertigten Verdacht, bei der Uebergabe Berlins an die Russen ei» verrätherisches Doppelspiel getrieben zu haben. Diesen Undank„seines Millionärs" empfindet der alte Fritz doppelt. Aber Gotzkowsky , der zu unrecht entehrt worden, erlebt dennoch seinen schönsten Tag. Sein König nimmt ihn i» Huld wieder auf, als durch den Rnssengeneral Totleben die Wahrheit und G�tzkowky's Edelsinn zutage kommt. Darauf ein feierliches Hoch dem weisesten, dem größten König Europa's . Es ist hierbei sehr löblich vom alten Fritzen, daß er einsieht, auch ein König kann irren: daß aber als Akt unerhörter Großmulh gepriesen wird, was für jeden Menschen von leidlich anständiger Gesinnung selbstverständlich ist, das macht die tiefe Kuechtseligkeit der Byzantinerspiele in Alt-Berlin aus. Bon dem reinen Hurrahstück ans 1313, einer arg ver- wässerten Wildenbrnchiade, die in ein paar Volks- und Soldaten- szenen die Erhebung der Berliner gegen das Fmnzosenjoch zeigt, verlohnt es sich nicht zu sprechen. Zlntor, Thealer und Publikum sind einander gleich werth. Die deutsche Sucht, Bcleidigungsprozesse anzustrengen. hat in Bayern sich trefflich bewährr. Ein Student, der jedenfalls in dieser Sache als Sachverständiger zu betrachten ist, bezeichnete das Produkt einer Münchener Bierbrauerei als „Saubier" und wurde deshalb von dem betreffenden Besitzer wegen„Beleidigung" verklagt. Wir hätten es weit begreiflicher gefunden, wenn die Säue einen Beleidigungsprozeß gegen den Studenten angestrengt hätten. Eine Dresdener OrdnnngSsänle, der hochkonservative Landgerichtssekrelär Jungs, hat sich am 26. Mai in cinein Bade erhängt. Als Motiv bezeichnet man Geistesgestörtheit. Aus Koburg wird berichtet: Seit Mittwoch Mittag wüthet im benachbarten Wiesenfeld ein großes Schadenfeuer, welches 32 Gebäude und die Kirche eingeäschert hat. Das Pfarrhaus und die Schule scheinen gerettet. Aus Koburg ist Militär zur Hilfeleistung reqnirirt worden. In Brüx (Böhmen ) stürzte beim Abbruch eine? durch die vorjährigen Bodensenkungen stark beschädigten Hauses ein Balken- gernst ein, wobei zivei Arbeiter gelödtet, zwei schwer und zwei andere leicht verletzt wurden. Drei unter den Rüsthölzern ge- borgen« Arbeiter konnten bisher noch nicht geborgen werde». In Bukarest explodirte im chemischen Laboratorium der Schule für Brücken und Wege ein Kessel. Zwei Laboranten wurden schwer verletzt. Der Materialschaden ist ziemlich bedeutend. In einem Thurme des Kreml zu Moskau entstand in der Nacht zum Donnerstag vermnthlich infolge Kurzschlusses der elektrischen Leitung ein Brand, welcher durch die wachhabende Feuerwehr alsbald gelöscht wurde. In Tnrck, Kansas , ist infolge Blitzschlages eine große Schießpulverfadrik in die Luft gegangen. Zahlreiche Mensche» sind gelödtet worden. Tie Cholera in Egypten. In d« Zitadelle von Kairo ist ein britischer Soldat an Cholera verstorben; doch sind die Kasernen, da nur ein vereinzelter Fall vorliegt, nicht geräumt worden.— Die„Times" melden ans Kairo , die Cholera breite sich längS des Rosette-Armes deS Nils aus; in den Dörfern herrsche große Sterblichkeit.