Srna SMifing.
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Di« berühmte Tigerin Fanny war ihre Mutter. Warum Fanny berühmt ist? Stun, Fanny ist«ine Schönheit. Fanny ist eine in glänzendes Fell gestrafft« Flamme. Und Fanny ist zur Zeit die einzig« Tigerin der Welt, die einen Längesprung macht. Das HUßt in der Manege springt sie durch«inen Feuerreifen nicht quer, wie ollgemein üblich, sondern längs über einen Tiger hinweg. Ulla, ein kräftiger Tiger, arbeitete bei dieser Nummer als Untermann. Er mar Fannys Gatt«, und wenn er es auch geduldig ertrug, daß sie ihm über den Kopf hinwegfprang, so duldete«r«s doch nicht, daß sie ihm auf dem Kopf tanzte. D«nn das kommt nie- moss in den Ehen der Tiger, sondern höchstens in denrn der Menschen vor. Ulla führt« ein idyllisches Eheleben mit Fanny. dieser Tigerin, die sich Menschen gegenüber oft recht bösartig be- nahm. So biß sie einem jungen Menschen, der st« liebevoll pflegt«, di« Finger der rechten Hand ab. Er war Raubtierwärter mit der großen und berechtigten Hoffnung, dereinst als Dompteur im Aen- tralkäfig zu stehen. Doch kann er jetzt mit seinem Handstumpf nichts anfassen. All« seine Träume mußte der Verkrüppelte in jung n Jahren begraben, aber beim Zirkus blieb«r, wenn auch nur als Nachtwächter Treu hält er aus, ganz gleich, ob eine prächtige Sternennacht sich über die Zeltstadt senkt oder beißende Kälte und unangenehmer Wind zudringlich durch den dicken Mantel des«in- sam Wachenden kriechen. Er dewacht den Schlaf aller, und wenn mal aus dem Raubtierwagen«in Knurren oder Fauchen klingt, ist er besonders aufmerksam. Raubtiere sind eben nach wie vor seine Leidenschast. Fanny hat«r längst oerziehen. Er weiß, es handelt kein Tier gegen sein« Natur und sein« Triebe. Und Fanny hat es an seinem Unglückstage weiter nichts als Spaß gemacht, zu beißen. Es ist Fannys Passton, auf Menschen loszugehen. Gegen Tiger ist sie freundlich und als Mutter ist sie vorbildlich. Das bewies sie, als sie in Sao Paulo dem Zirkus Karl Hogenbeck drei Junge schenkte. Ullah, der Bater. war zuerst empört über den Nachwuchs. Schließ- lich fand er sich mit der veränderten Situation ab und straft« Mutter und Kinder nur durch Nichtachtung. Fanny hingegen nahm ihre Pflichten schr ernst. War sie mal für kurz« Zeit von ihren Kindern getrennt gewesen, dann geriet durch ihre Wiedersehensfreude der ganze Stall in Aufregung. In Sao Paulo , der Stadt, in der sie geboren, bekamen die jungen Tiz«r ihre Namen. Den einen nannte man Paulo, nach seiner Geburtsstodt, den anderen Brahma, nach dem dort berühm- tsn Bier, und die kleine Tigerin erhiell den Namen Rani. Jh.e Patin war eine Fiimschauspielerin, die sich in dekorativer und un- gefährlicher Art oft und gern mit ihrem kleinen Tiger-Patenlind photographieren ließ. Rani war die Tigerin, die selbst als erwachsenes Tier, was sonst fast nie vorkommt, handzahm blieb. Ranis Charakter war dem
ihrer Mutter genau entgegengesetzt. Ist Fanny bis auf den heutigen Tag böse gegen Menschen, so blieb Rani gegen Menschen immer gut, jedoch war si« sehr scharf auf Tier«. Nahm Matthies, ihr Herr und Lehrer, sie mit bis an di« Deranda seines Wohnwagens, so riß sie, um Frauchen gut begrüßen zu können, erst die Blumenkästen runter, um sich dann streicheln und liebkosen zu lassen. Doch da keinem Dompteur seine Gruppe genügt, sondern er auch noch Tiere in seiner allernächsten Nähe haben muß. schleppt Matthies einen Papagei und einen Hund in s«inem Wohnwagen mit, durch di« ganze Welt. Sobald aber Rani den Papagei sah oder oer kleine freundliche Hund si« begrüßen wollte, war sie im selben Augenblick eine funkeläugige Bestie. Herrchen hatte zu halten, und er mußte � mit Fleisch locken, damit er sie vom Wohnwagen wegbekam. I Sonst konnte Matthies mit Rani viel unternehmen. Si« ging > bei der Parade, das heißt, wenn alle Tiere, mit Ausnahme der � Raubtiere, durch die Manege geführt wurden, als Letzte(am Hals- ! band) schön brav bei Fuß. Im Zentralkäfig war sie j«doch cloß Artist in Reserve. Sie hatte zwar Handrufen springen und Oos , Sitzen auf einer Kugel gelernt, aber ihre Zeit war noch nicht ge- ! koinmen, darum machte sie mir als Statist eine gute Figur und nahm bei der Pyramide einen Platz ein. Dennoch machte sie viel von sich reden und es wurd« noch mehr von ihr geschrl«ben. Machte ! sie doch in oen Städten die nötigen Visiten bei den Redaktionen. ; Mit dem Auto fuhr sie vor und ging dann ungeniert in die R«dak- � tionsräume, wo si« mit ziemlich«! Routine erst den Schreibtisch ab- räumte und dann hinaussprang. Solche wichtigen und gefahrvollen Momente des Redaktionslebens wurden natürlich stets mit Blitzlicht photographiert, wobei die Redakteure meistens etwas erschreckte Ge- sichter machten, Rani hingegen bei ziemlicher Gelassenheit di« In- telligenz repräsentiert«. In Paris erkältete sich die Tigerin. Sie ging noch gern in die Manege, doch verschlimmerte sich ihr Befinden. Als der Zirkus auf der Reise durch Belgien kam, li«ß man sie nicht mehr arbeiten. Wenn aber ihr« Tigerkameraoen in den Zentralkäfig gingen, weinle Rani derart, daß, obwol?) während der Bo.stellung im Zirkus doch wirklich jeder Mensch gekraucht wird, einer bei der klagenden Tigerin blieb, um st« zu trösten. Ranis Husten nahm zu. Da schickte man di« Tigerin nach Stellingen in oen Tierpark, da man sich von dem Allheilmittel frisch« Luft alles versprach. Rani gewöhnt« sich dort nicht ein. Sie war und blieb scheu, es war ein ewiges Suchen in ihr, und sie starb trotz sorgfältigster Pflege an Lungenentzündung. Als Matthies Geburtstag hatte, bekam er ihr Fell. Dadurcy kiel ein trüber Schatten auf die ganze Geburtstagsfeier. Jeder von den Zirkusleuten streichelte das Fell und sagte:„Unser« kleine Rani." Und nun liegt das Fell im Bettkasten, in Matthies Wohn- wagen, und Rani fäh.t wieder mit durch die ganze Welt.
John Stenry HUackay: SllllM©
Wir, Dr. med. Heinz Stierltng, der kleine Rechtsanwalt Meier VI(zugelassen b,i allen möglichen Gerichten) und ich saßen nach dem Essen an dem schönen Tag« im Vorgarten des großen Caf-s am Kurfürstendamm , als der erster« wieder, emmal. gegrüßt wurde diesmal von einem jungen Menschen, der bei aller Be» scheidenhsit seines Grußes doch Wert darauf zu lsgÄi schien, styehnf. gagrüßt zu würden. Er wurde es. „Mein Versuchsobjekt," sagt« d«r Doktor läch«lnd zu mir.„Sie wollten ihn ja immer schon gerne sehen. Er war es.. Ich sah interessiert auf. Aber es war zu spät. Der jung« Mann war bereits verschwunden. 2luch Meier VI, der soeben seine dreizehnte Zeitung durchflogen, bevor er sie zusammengerollt mit energischer Handbcwegung zu dem Stapel der anderen auf den Stuhl neben sich legte, horchte auf. Versuchsobjekt?— Er wäre lieber gestorben, als sich irgend etwas entgehen lassen. „P, nicht etwa für ein« Bazillenübertragung oder dergleichen," «yrds er beruhigt. „U»brig«ns—", Dr. Stierling wandt« sich wieder an mich, indem er aus ssiner Aktentasche«in oünnes Manuskript hervorsuchte,„darf ich nicht vergessen, Ihnen Ihr« Geschichte zurückzu- g«ben." „Ihre Geschichte, wollen Sie sagen," wandt« ich ein. „Wie Sie wollen. Meinetwegen auch meine..." Er über» reichte mir di« Blätter. „Sie haben sie ganz gut wiedererzählt. So war es ungefähr. Bei einer etwaigen Aerpffenllichung änd«rn Si« natürlich noch die Namen." Das war zuviel für Meier. «Was ist das für ein« Geschichte?" brach er los. Ich sah oen Doktor an. Cr nickt« zustimmend- So gab ich die Blätter weiter, und sie wurden von dem Kleinen mit funkelnden Augen hinter den blitzenden Kneifergläsern gierig durchflogen, indessen wir beide uns von anoerem unterhielten. Dies ist die Geschichte, von dem Doktor mir erzählt und von mir, soweit es ging, nach seinen eigenen Worten aufgeschrieben. 2. Es hieß zum„Bergfrieden" und lag dort, wo«in Gasthaus «igantlich nicht liegen sollte, wenn es prosperieren wollte— an der Berglehne uno reichlich abseits allen Verkehrs. Aber«s gab, im Sommer wenigstens, doch immer Gäste, die zu ihm hinauffanden und die der etwas stell« Aufstieg nicht reute — teils, weil sie suchten, was sein Name oersprach: teils, well gut und preiswert war, was sie mit der kleinen Mühe erreichten. So konnte es �zu Zeiten vorkommen, daß vag Haus vollbesetzt war. Mit vchluß der Saison allerdings, jetzt im Herbst, blieben auch die letzten Gäste fort, und außer den Einheimischen, die an be» stimmten Tagen hier herauf kamen, um ihren Schoppen zu trinken und ihre Kegel zu schieben, verirrt« sich kein Fremder mehr herauf. Um so mehr fiel der neu« Ankömmling auf,«in noch ganz junger Mensch von vielleicht zwanzig Jahren, oer sich fest zw:i Wochen hier oben«iüquartiert hatte, und von dem kein Mensch wußte, was sr hier wollte. Seil« einzige Beschäftigung schien darin zu bestehen, alle Tag« drei, pder viermal in den Ort hinunterzusteigen und auf dem kleinen Postamt nach lagernden Briefen zu fragen—«in bisher völlig aussichtsloses Unternehmen, denn abgesehen davon, daß nie welche für ihn da waren, kam er die meisten Male schon deshalb vergebens, w«il die Post hier nur zweimal täglich eintraf und au»- gegeben wurde. Trotzdem hielt ihn keine noch sp oft gegeben« Au». kunft von seinen Nachfragen ab. Zwischen diesen au-sichislosen Gängen saß er bei jedem Wetter — meist war«» schlecht— m der leeren Gaststube und stiert» in eine alte Zeitschrift, ober er Ichlich um das Haus herum, ohne«r- sichtliches Ziel, als dem, die Zell totzuschlagen und immer darauf
bedacht, sich nicht zu weit zu entfernen. Mehr als nötig sprach er nicht. Geld schien er indessen genug zu haben, denn er ließ sich nichts abgehen, fragt« nie nach den Pressen und warf mit den Trinkgeldern nur so um sich. Man hielt ihn für etwas verrückt und Letz ihn gehen, ohne viel zu fragen(was in dteserSezKid überhaupt nicht üblich war). So hatt« man sich schon fast an ihn und sein sonderbares Bs- nehmen gewöhnt, als eines schönen Tages mit d«m Mittagszuge ein zweiter Gast eintraf, der sich allerdings nur«in Zimmer iür diesen«inen Nachmittag geben ließ, um sich in ihm. wie er sagte, von«wer Nachtfahrt auszuruhen, da er mit oem Abendzuge schon weiterzureisen gedachte. Er bekam es und nahm ein etwas ver- fpätetes Mittagessen zu sich. Der junge Mensch, der mit dem seinen bereits fertig war, faß noch vor den geleerten Tellern und brütcte vor sich hm. Beide tranken noch ihren Kaffee auf der langgsstreck- ten Veranda des Hauses, mit chrew schönen, weiten Blick aus Ort und Tal zu Füßen und darüber hinau, in die Flußebene, jeder für sich und in entgegengesetzten Ecken, und scheinbar, ohne sich um einander zu kümmern. Der Neuangekommene begab sich dann balo hinauf, um erst nach Stunden, als es schon dämmerte, wieder zu er- scheinen. Nach dem Abendessen— es gab Forellen und den trefflichen Qandschinken— sucht« Oer Jüngere, wie jeden Abend, seinen ge- wohnten Platz auf der Deranda auf, um dort vor seinem Wein zu sitzen und w die dunkelnd« Ferne �nauszustarren. Heut« hatte er sich kaum gesetzt, als er sah, wie der Fremde vom Mittag, Glas uno die offen« Flasche m der Hand, auf ihn zutrat und ihn mit kurzer Dsrbeugung ansprach: „Sie gestatten wohl, daß ich mich etwas zu Ihnen setze?... Dr. Flemming... Er war erst so erstaunt, daß er sich kaum erhob, um die Be- grüßung zu erwidern. Dann faßte er sich insoweit, einen Namen, der wie„Gerhard" klang, vor sich hinzumurmeln, hörte aber gleich weiter: „Wie, bitte?— Ich habe den Namen nicht recht verstanden," so daß er ihn wohl ooer übel, diesmal etwas deutlicher, wieder- holen mußte: „Gerhard.. Der Fremde hatte sich gesetzt, und zwar so, daß er hinter seinem Rücken di« ganz« Längsseite der Veranda hatte und der andere dicht an ihm vorbei mußte, wollte er hinaus. Jetzt schenkte er sich langsam ein und sagte dabei, jedes Wort deutlich betonend: „Nein, Sie heißen nicht Gerhard oder wie Sie sich eben ge- nannt haben, sondern Julius Riedel, und ich..." Der junge Mensch war mit einem unterorückten Fluch ausge- sprungen. Er stieß hervor:„Was wollen Sie von mir?— Wer sind Sie?—" und warf sich zugleich so hejtig vornüber, daß die Gläser klirrten. Aber der schwere Tisch hielt stand, und er fühlte im gleichen Augenblick sein Handgelenk blitzschnell durch den eisernen Druck einer stärkeren Faust auf ihn festgenagelt und sich unwide-- stehlich auf seinen Sitz zurückgezogen. Mehr noch alz die Faust bannte ihn jetzt der Aick der Augen, die hart und fest in den seinen lagen. Dann hört« er: „Wer ich bin?— Ich wollte es Ihnen gerade sagen, als Sie so hastig aufsprangen. Ich bin Dr. Studeweit, der langjäh ige Arzt Ihres Onkels. Wenn wir uns noch nicht bei ihm getroffen haben, so ist das ein reiner Zufall. Aber meinen Namen werden Si« woh! oft genug gehört haben. Was ich von Ihnen will, werden Sie ebenfalls gleich hören. Zunächst aber"— der Griff um das Handgelenk lockerte sich und gab allmählich die Hand frei—„lassen Sie solche Scherze, wie diesen eben. Sie nützen Ihnen gar nichts. Ich brauche nur unserem Wirt dort örinnen," eine Bewegung in da» Gastzimmer zurück,„dem Sie schon lange verdächtig sind, einen Wink zu geben, und in zehn Minuten ist der Landjäger da. Lassen
Sie uns daher lieb«? vernünftig und in Ruhe bespreche«, was zü besprechen ist, denn dazu bin ich hier." Die Wut in den Blicken, mit denen diese Worte angehört wurden, war in offenbare Angst übergegangen. Die jetzt befrecke Hand griff nach dem Glase, aber der mit seinem richtigen Namen Angeredete brachte noch kein Wort hervor. Er schüttete den Wein hinunter und starrte den Doktor, dessen Namen ihm so vertraut war. weiter an. „Nein," sagte der,„nein, ich bin nicht hier, um di« Arbeit der Polizei zu tun, wenn Sie mich nicht dazu zwingen. Sie können sogar gehen, wohin Sie wollen. Weit werden Sie sowieso nicht mehr lornmen, und erst sollten Sie hören, was ich Ihnen zu sagen habe...." Eine keuchend hervorgestoßene Frag« unterbrach ihn: „Wie kommen Sie hierher? Woher wissen Sie, daß ich hier bin?"_(Schluß folgt.) Qeillerlöne derhlalur Die Bewohner der australischen Stadt Sydney sind kürzlich durch eine merkwürdige Erscheinung beunruhigt worden. Es ver- breitete sich das Gerücht, daß auf der neuen Hafenbrücke seltsame Töne zu hören seien, die bald wie ein schrilles Wehklagen, bald wie ein dunkles Schreien klangen Die Arbeiter, die an diesem neuesten Wunderwerk der Jngenieurtunst beschäftigt sind, glaubten, daß die Brück«„oerhext" sei, und viele Bewohner, die di« seltsamen Laute vernommen, waren derselben Ansicht. Die verschiedensten Erklärungs- versuche wurden laut, fanden aber ungläubige Ohren, vis schließlich eine genaue Untersuchung feststellte, daß Veränderungen der Luft- temperatur daran schuld waren Die Geistertöne wurden nämlich nur an bestimmten Tagen gehört, an denen ein plötzlicher Witterungs- Wechsel eintrat, und durch diesen werden Bewegungen heroorgcrusen, die sich in Schwingungen in den Gelenken der einzelnen Stahlgerüste umsetzen, auf diese Weise entstehen die wunderlichen Töne. Es ist ja nicht zum erstenmal, daß eine solche zunächst unerklär- liche Musik den Stoff zu phantastischen Geistergeschichten liefert. Die Natur führt ganze Orchesterstücke in den Gebirgen und in den Wüsten auf. Dahin gehören die sogenannten„Feljenorgeln", die dadurch entstehen, daß der Wind sich in Tunneln und Schluchten fängt, und dort Töne heroorrust, die manchmal ein« sehr eigenartige Harmonie ergeben. Berühmt ist z B. die Geistermusik von Ben Macdhuin im schottischen Hochland. Diese Erscheinung, die von vielen Leuten gehört worden ist, klingt wie ein vollbesetztes Orchester von Blas- und Saiteninstrumenten, in dessen Tonflut sich ab und zu Stimmen wie von hohen Chören mischen. Die Bevölkerung glaubte natürlich fest und steif an einen übernatürlichen Ursprung dieses grandiosen Konzerts, bis vor einiger Zeil zwei Gelehrte dem Geheimnis der Natur auf di« Spur kamen. Die Töne werden danach durch Lustbewegungen erzeugt, die sich in den Spalten und Schluchten der zerklüfteten Felsen sesssetzen. Dadurch entstehen Ver- hältnisse, wie sie bei einer Riesenorgel vorhanden sein müßten, und durch die große Mannigfaltigkeit der Spalten und Höhlen werden die verschiedensten Noten erzeugt. Di« beiden Forscher konnten die Entstehung der«rnzetaen Klänge physikalisch nachweisen.— Ein anderes Naturphänomen dieser Art ist der„singend« Sand", dessen seltsame Musik erst kürzlich wieder von dem englischen Forschungs- reisenden Bertram Thomas bei seiner Durchquerung der Arabischen Wüste mit aller Deutlichkeit vernommen worden ist. Solch singender Sand, der durch die Bewegung der einzelnen Sandkörner vom Winde erzeugt wird, findet sich in viele» Teilen der Erde. Di« Laute werden bald als angenehm und wohltönend wie das melodische Brausen einer Orgel, bald als unheimlich wehklagend, wie ein schrilles verhallendes Pfeifen geschildert. In der Einsamkeit de ? Wüsten müssen dies« Töne, die au» dem Nichts zu kommen scheinen, dem Aberglauben reiche Nahrung geben, und so sagen z.B. die Araber der Libyschen Miste, daß es die Geister des Sandes stick», di» hier zu ihnen sprechen. Bei Abydos in Aegypten gibt es tiefe Schluchten, die bisweilen von großen Sandmassen teilweise verweht sind. Beim Sonnenuntergang wirkt der rasch« Wechsel der Tem- peratur auf diese Sandschichten ein, so daß sie in Bewegung und Schwingung geroten und auf diese Weise entstehen Töne, die an den Wänden der tiefen Tunnel und Schluchten langhinhallende und immer wieder erneute Echos hervorrufen. So entsteht also plötzlich in der Stimmung der beginnenden Dämmerung ein dumpfe» Rollen und Pollern, das wie sich fortpflanzendes Donnergrollen klingt, und ruft einen außerordentlich unheimlichen Eindruck hervor.
Sin ttlenfctienfreffer aus Neugierde Ein merkwürdiges Bekenntnis macht der amerikanische For- schungsreisende W. B. Seabrook in seinem soeben erschieneneu Buch „Dschungel-Wege". Seabrook hat zwei Monate unter dem Ein- geborenenstamm der Guer« an der Elfenbeinküst« von Westafrita verbracht und hat die Sitten und Gebräuche dieser Wilden, die noch der Menschenfresserei huldigen, genau untersucht. Er berichtet, daß es ihm gelang,„eine fest langem bei mir bestehende persönliche Neugierde zu befriedigen", indem er den Geschmack des Menschen- fleisches erprobte. Er bat fein« schwarzen Freunde, ihm diese sellenen Leckerbissen zu verschaffen, und erhiell„ein ziemlich großes Rumpf- stück und ein kleineres Lendenstück, die ich mir ganz nach meinem Geschmack zuberellen durfte. Es war das Fleisch eines frisch ge- töteten Mannes, der etwa 3l> Jahre all gewesen sein mag. Weder damals noch zu irgendeiner anderen Zeit seitdem habe ich nach dieser Mahlzeit irgendwelche Beunruhigungen gespürt, weder was meine Verdauung noch was mein Gewissen anlangte. Aber trotz der seit- dem verflossenen Zeit und trotz der großen Entfernung von dem Orte meiner Tat fühle uh mich nicht veranlaßt, nähere Auskünfte darüber zu geben, da Ich sonst meine Freund«, die mir diesen Versuch möglich machten, belasten würde."
ver Ursprung nnseres Alphabets wurd« lange auf di« PHS- nizier zurückgelellet; die neueren-Forschungen haben aber ergeben. daß der eigentliche Erfinder das Volk war, das etwa um das Jahr 2000 o. Ehr im Sinoi wohnte. Diese Feststellung geht auf den Engländer Flinder» Petri und seine Reise durch die Sinaigegend zurück! Hier fand er Inschriften in einer uralten Buchstabenschrist. die er teils photographierte, teils zeichnete. Man weiß jedoch nicht. welche Sprachen dos Lost gesprochen hat, das diese erste Buch- stabenschrift der Welt erfand. Das erste Wort einer Inschrift, das entziffert werden konnte, hieß„Baalat", das war der Name der Gottheit, unter Heren Schutz die Türkisgruben am Sinai standen. Dieser Name kehrt« in den Inschriften wiederholl wieder. Auf diese Weis« gelang es, etliche Buchstaben zu gewinnen, die einen Schlüssel ergaben. Gips ist ein Mineral, das in mächtigen Ablagerungen vorkommt, vi« in längst vergangenen Zeiten durch Absperrung und Austrocknung von Meeresbuchten oder durch die Einwirkung von Schwefelsäure auf kalkhaltige Steinarten entstanden sind. Die berühmtesten Gips- loger Europa » befinden sich bei Paris , in Holstein , bei Lüneburg , in der Schweiz und in Oesterreich . Kürzlich hat man bei der Stadt Alamogoxdo in Neu-Mexiko in Amerika eins der größten Gipslager der Welt entdeckt, das sich wie ungeheure Sanddünen viele hundert Kilometer well hinzieht.