©er Herr„Sachverständige" Die Hauptsache: Rechnung! Sonst übler Leumund
Nach einer längeren Pause tagt heute zum erstemnal wieder der Reichstagsuntersuchungsausschuß für die Roggen st ützung. Zieich zu Beginn konnte man feststellen, daß sämtliche Hakenkreuz- ' tgliobcr w eher erschienen find Vielleicht glauben sie, sich am 1 cf?m Wege dem Zugriff der Gerichte leichter entziehen zu rönnen. Die Verhandlungen begannen sogleich mit einer Sensation. Auf besonderen Wunsch des deutschnationalsn Abg. Stubbendorf hotte der Vorsitzende des Roggenausschusses seinerzeit«inen Getreide- Händler Krüger aus Rostock als„Sachverständigen" vorgeladen. In der vorigen Sitzung des Roggenausschusses war nun dieser von den Dentschnatronalen als besonders wichtig bezeichnete Sachver- ständige erschienen. Bor ssiner Vernehmung n rächte die sozialdema- kratische Abg. Frau Sender jedoch einige Feststellungen über die Lualitälen des deutschnaüonalcn Sachverständigen. Sie fragte besonders, ob es zuträfe, daß er wegen seiner Gc- schäfte vorbestraft sei, daß seine Firma aus der schwarzen Liste stände. Frau S«itdzr bestritt dem deutsch - nationalen Kronzeugen in jeder Beziehung die Qualität, vor dem Ausschuß Gutachten als Sachverständiger abzugeben. Herr Krüger bat damals äußerst heftig bastritten, daß irgend etwas Ehrenrühriges gegen ihn vorliege. Herr Stubbendorf markierte un- geheure Entrüstung darüber, daß die Sozialdemokraten versuchten, einen so ehrenwerten Mann wie Herrn Krüger zu disanüeren. Inzwischen ist unaufgefordert beim Ausschuß eine Reihe von Zuschriften amtlicher Stellen, sogar aus dem Ausland, eingelaufen, die weit über die sozialdemokratischen Anschuldigungen hinaus di« Persönlichkeit dieses deutschnationalen Sachverständigen kennzeichnen. Aus einer Zuschrift erfährt man. daß dieser deutsch - nationale Sachverständige daheim den ehrenden Beinamen„Lügen Krüger" trägt. Der holländischen Regierung ist folgende Auskunft über Krüger jugegangen: „Krüger genießt hier feit Jahren den denkbar schlechte- ll e n R u�. Seine Betrügereien sind stadtbekannt! Krüger ist ledoch so gerissen, daß der Staatsanwalt bisher keine Gelegenheit zum Einschresten hatte... Zum Schluß können wir Ihnen noch mitteilen, daß die Firma Krüger n. Co. sowohl wie die Getreidehandelsgesellschaft a» der hiesigen Börse auf der schwarzen Tafel steht... Krüger hat den Offenbarungseid � geleistet. Er hat eine neue Firma ausgemacht, welche Gcrreide-: Handels-G. m. b. H. heißt." Abg. Hilferding(Soz.) wies heute darauf hin, daß der s i n z i g e Skandal, der bis jetzt im Roggcnaus!chuß zutage ge- treten ist, eben der Fall dieses deutschnationalsn Sachverständigen. sei. Als pikante Einzelheit gab der Vorsitzende dann noch be- 1 könnt, daß dieser Krüger für seine Sachverständigenaussage. die insgesamt kaum mehr eis eine Stunde gedauert hat. dem Reichstag eine Liquidation von ZZ00 Mark hat zugehen lassen, die er dann nach einer erstaunten Rückfrage auf tZZ4LS Mark ermäßigte. Er hat für fein« angeblich sehr großen Vorarbesten 6 Mark pro Stunde liquidiert, wobei er behauptet, daß er sich für seine Sach- verständigenaussage fünf Tage habe vorbereiten müssen! Diese Behauptung kennzeichnet die Glaubwürdigkeit des Sach- verständigen deshalb, weil er überhaupt erst zwei Tage vor seiner Vernehmung als Sachverständiger vorgeladen worden ist und vorher gar nichts davon wissen konnte, daß er als Sachoerständigsr vernommen werden würde. Dleser„Sachverständige" ist würdig, daß er von den Deutsch - nationalen vorgeschlagen wurde. Die 1233 Mark, die der Ehren- mann dem Reiche als Kosten beresten will, werden aus das Schuld- konto der Hugenberg-Partei gebucht werden.
Sprengkolonnen der KP©. Mit Eifenstangen und Schwangsren. Der 4. Kreis der Berliner Sozialdemokratie veranstaltete gestern in der Schulaula in der Gleimstraße eine Frauenkund- g e b u n g, die von über 600 Personen besucht war und das Re> serat der Genossin Hanna über den Kampf gegen den Nazi- terror mst begeisterter Zustimmung entgegennahm. Vor Beginn der Versammlung versuchte ein kommunisti- scher Stoßtrupp sich gewaltsam Eintritt in den Saal zu oer- schaffen. Als das Reichsbanner, das den Saalschutz ausübte, ein- griff, leisteten die Kommunisten Widerstand und schlugen auf die Reichsbannerleute ein. Die Polizei nahm einige Verhaftungen vor und nahm einem der Ruhestörer eine schwere Eisen st ange ab. Im Stoßtrupp der Kommunisten befand sich auch eine Anzahl Frauen, von denen eine fortwährend rief:„Rührt mich nicht an, ich bin schwanger!" Die gewissenlose Uebung der Kommunisten ist nicht �neu, schwangere oder angeblich schwangere Frauen in ihre Stoß- trupps einzugliedern, um nachher Polizei oder Reichsbannersaalschutz als Barbaren hinstellen zu können, die„sogar schwangere Frauen mißhandeln". Schon bei der großen Frauenkundgebung im Saal- bau Friedrichshain, in der Genosse Staatsanwalt H o e g n e r sprach, wurde seinerzeit ein kommunistisches Flugblatt mit der Behauptung verbreitet,„die Polizei Severings habe eine schwangere Arbeiterfrau derart verprügelt, daß sie eine Fehlgeburt hatte". Man kann den Schwindel kaum weiter treiben, als es hier von Kommunisten geschieht. Es ist eine Verhöhnung der Frauen- ehre, wenn die Prügelkommandos sich neben den Eisenstangen auch noch Schwangere oder Scheinschwangere auf Bestellung mitbringen. In allen Frauenversammlungen sollte diese neueste kommunistische Sudelei ins Licht gerückt werden. Enge Kampfverbundenheit von Partei und Gewerkschaft. Lm Bezirk Mitte waren dem Ausruf der Sozialdemo- kratlschen Partei zur Frauenkundgebung große Frauen- massen gefolgt. Der große Saal des„Hackeschen Hofes" war über- füllt. Die Kundgebung wurde durch die Musik eines Streichquartetts eingeleitet. Unter großem Beifall zogen dann die Scharen der Soziali st ischen Arbeiterjugend mit roten Fahnen in den Saal. Genossin Dr. Käthe Frankenthal sprach über .Kamps um F r a u e n r e ch t": sie zeigte, daß die sozialen Frouenrechte und die politische Gleichberechtigung nicht in sried- l icher Entwicklung, sondern in langen, zähen Kampf geschaffen wurden. Gegen Angriffe kirchlicher, militari st«scher und faschistischer Reaktion muß der Abwehrkampf von allen werktätig«» Frauen zusammen mst den männlichen Arbestern geführt werden. Die fehlende Einigkeit der Arbestertlasse ist ein schweres Hindernis dieses Kampfes. Um so zäher muß der Kampf der sozialdelnotratischen Frauen geführt werden, um die Erfüllung der Wünsche der Reaktion und den von ihr vorberesteten neuen Krieg zu verhindern. Unter dem Eindruck de» Referat», da» von dem Ge-
schrei einiger Kommunisten kaum gestört werden konnte, nahm die Versammlung fast einstimmig eine Entschließung gegen den f; 218 und sein Fortbcstehen im neuen Strasgesetzentwurs an. die » den Reichetag geleitel wird Eine der anwesenden Kommu nisiinnen stimmte bezeichnenderweise gegen diese Entschließung. Rezitationen von pazifistischen und antireaktionären Kamps- gedichlen durch Friede! Hall machten sehr großen Eindruck. Nach einem neuen Musikstück sprach Genossin Ellert vom A s A- Bund. Sie betonte die enge Kampfverbundenheit von Partei und Gewerkschaft im Kampf für Rechte und Freihest der Hausfrauen und der berufstätigen Frauen. Auf die letzteren drückt doppelte Arbeitslast, und doppelt stark belasten sie Siege der sozialen Reaktion. Sie müssen erweckt werden zum bewußten Kampf für den Sozialismus und die Verbesserung ihres Loses. Die Rcdnerin wandte sich insbesondere gegen das Geschrei über das sogenannte„Doppelverdicnertum", das den schlecht ver- dienenden Werktätigen, die oft nur so existieren können, noch verboten werden soll. Nur gewerkschaftlich einheitlich geführter Kamps kann die Verschlechterung des Lebensniveaus der Arbeitenden verhindern. An diesem Kampf müssen sich auch die arbeitenden Frauen restlos betestigen, vor allem auch um wirtschaftliche Gleich- bcrechtigung, z. B. in der Entlohnung, zu verlangen. Ein wirksamer selbstgedichtetcr antifaschistischer Sketch, den zwei Genossinnen auf- jührten, Rezstationen und ein Kampflied bildeten den Abschluß der gewaltigen Kundgebung.
Raubüberfall im Wettbüro. Berbrecherjaäd in ver Ei«y. Em frecher Raububersall wurde heute vormittag auf den 53jährigen Leiter des Wettbüros in der Kommandanten- ftraße IIS, James Jaffa, verübt. Gegen öUI Uhr erschien in dem Laden ein junger Mann, der 2l) Mark auf ein französisches Rennen wetten wollte. Als Jaffa mit dem Ausschreiben des Wettzettels beschäftigt war, zog der ver- meintliche Kunde plötzlich eine Pistole hervor und forderte die Herausgabe der Kasse Mit vorgehaltener Pistole schwang sich der Räuber über den Ladentisch und zwang Iafso mit erhobenen Händen in eine Ecke zu treten. Dann raubte der Täter etwa 100 Mark und flüchtete. Der Ueberfallene war aber gleich» zestig durch den Hinterausgang auf die Straße geeilt, wo er durch laute Hilferufe Passanten auf den flüchtenden Banditen auftnerksam machte. Es entspann sich eine wilde Jagd durch die Kommandanten- ftraße. Einige Straßen, zügc weiter gelang es dann, dem Täter zu stellen und ihn der Polizei zu übergeben. Auf dem Revier ver« weigerter er jede Auskunft über seine Person. In seinen Taschen wurde außer der Pistole, es handelt sich um eine Scheintod- pistole, noch mehrere Teschingpatronen gefunden. Der Täter wurde nach dem Polizeipräsidium gebracht, wo sich zunächst der Er» kennungsdienst mit ihm befassen wird.
Neues Erdbeben auf Neuseeland . Ein neues schweres Erdbeben, das sich heute früh ereignete, rief unter den Bewohnern der Hawkes-Bucht große Aufregung hervor. In Napier sind-die bei dem Erdbeben vom 3. Februar ver- schont gebliebenen Häuser eingestürzt.
Krühjahrsausstellung der Akademie. problematisches und Hoffnungsvolles. Es fällt ziemlich schwer, einer jährlich mehrmals wieder- kehrenden Veranstaltung gerecht zu werden, wenn mau die allen, oft gerügten Mängel jedesmal von neuem wiederholt und wo- möglick) noch überboten sieht. Um es vorweg zu nehmen: die Akademie hat sich selten so wenig vorteilhaft und so heftig dem Geist der Zell abgeneigt bewiesen wie in dieser Frühjahrsschau. Die Jugend ist zwar beileibe nicht ausgeschlossen, man liest recht hoffnungserweckende Namen: Fuhr und Otto Nagel , Wollheim, Herbig. Gawell, Hans Glaser , Crodel , W i e t h ü ch t e r(dessen Alter von der revolutionären Frische seiner heftig andrängenden Bilder Lügen gestraft wird) und so weiter: es fehlen auch nicht sympathische Leistungen. Selbstverständlich fehlen erst recht nicht die hier immer bewährten Künstler, von Lieber- mann bis Ringelnatz : Slevogt und I a e ck e l sind sogar mit stalllichen Kollettionen vertreten. Aber: man vermißt den Geist der Jugend ebenso sehr, wie den Geist der Reife. Es ist alles sehr brav, aber es schwebt das schlimme Gespenst der Unlust, eigentlich sollte man sagen, der Langeweile über den Wassern. Der Sinn dieser Akademieschau offenbart sich am beut- lichsten in einigen Kollektionen: der erste Saal ist dem Stuttgarter Atademisten Altherre eingeräumt, und den zweiten ninnnt der Frankfurter Beckmann ein. Von Heinrich Altherr ist man niemals mehr als eine großspurige Pathetik der Flächen gewöhnt gewesen: seine.Kollektion verstärkt diesen Eindruck zu dem eines schwer erträglichen Manieris- mus, der, abgesehen von einigen leidlichen Frauenporträts, Empfindungsleere in den wallenden Mantel von Sentiment und Rhetorik hüllt. Von Max Beckmann hat man vor zwanzig und wieder vor zehn Iahren Großes erwarten dürfen. Daß man jene gewaltigen Ansätze zu einem repräsentativen deutschen Stil heute als endgültige Höhepunkte werten muß, daß der Absturz zu einer leeren Sensation augenfällig ist: das erschüttert wahrhaftig. Das tröstliche Element in der Akademie ist wieder einmal die Skulptur. Die Noblesse der Frauengestalten von Jenny Wieg- mann, der herbe intensive Ernst in den großartigen Skulpturen von Gerhard Marcks , die unerschütterliche Wahrheit in der Granitbüste Christoph Bolls zeigen einen hohen, über alles Schwanken erhabenen Pegelstand des bildhauerischen Könnens an. Und über alle erhebt sich die grandiose Schlichcheit des knienden Arbeiterpaares von Käthe K o l l w i tz, für den deutschen Sol- datenfriedhof in Belgien bestimmt. Diese beiden Figuren lohnen allein schon den Besuch der Ausstellung. Hier ist Form und Empfindung eins: die hingebende Kraft dieser großen Liebenden hat etwas schlechthin Einziges und Bleibendes auch in der Skulptur geschaffen._ p. k. seh. „Die Blumenfrau von Lindenau." Universum und Tikania. So nett wie bei dieser Blumenfrau ist sellen die Versllmimg eines Bühnenstücks gelungen. Bei Bruno Franks Komödie „Sturm im Wasserglas" dreht sich alles um«inen Hund. Der ruppige Köter, um dessen Leben es geht, da seine arme Besitzerin die Hundesteuer nicht bezahlen kann, bringt nicht nur einen ich- süchtigen Streber zu Fall, er führt auch die Pärchen zusammen, die zueinander gehören. Dem Regisseur Georg Iacoby kann man zu seiner frohen Laune, seinen guten Einfällen und seinen hervorragenden Darstellern gratulieren. Wunderbar ist Hansi Niese , ganz gleich, ob sie nun einen Kaktus beriecht, um ihren Hund kämpft, oder flirtet. Einsach. und gerade darum sehr stark in der Wirkung auf das Publikum, sind Renate Müller und Harald P a u l f e n. Nicht minder trugen Paul Otto und Oskar S a b o durch ihre ganz famosen Charakter- swdien zu dem Erfolg bei. Das Vorprogramm im Universum steht auf der gleichen erfreu- lichen Höhe wie der Hauptfilm. Führen doch Lotte Reinigers Scherenschnitte uns in ein Märchenland, in dem wir uns über die allerzierlichste Gewandtheit von Schatten freuen dürfen. Otito, der bekannte chinesische Zauberkünstler, verblüfft nicht nur durch seine Tricks, sondern auch durch die elegante Ausmachung seiner Nummer und die Ruhe bei seiner Arbest. Ebenso bieten I u n e t r o und El sie erstklassige Varietökunst. e. l>.
Historische Spielkarien. Aussteilung in der Kunstbibliothek. Wenn wir ein Kartenspiel zur Hand nehmen, denken wir nicht daran, daß diese unscheinbaren,»nassenweise hergestellten Blätter ein ganz bedeutendes Stück Kulturgeschichte darstellen. Und doch verhäü es sich so, wie man in einer Ausstellung der Staatlichen Kunstbibliothek lernen kann. Dieses Laster, gegen das die Pfaffen aller Bekenntnisse eifern, hat. wie die meisten Gegenstände unserer Kultur, seinen Ursprung in der Religion und im Orient. Die ältesten Spielkarten waren aus Elefantenzähnen ausgesägte Scheiben, auf die mit einem Eisengriffel die zehn Derwandlungs-
formen, die„Inkarnationen", der höchsten Hindugottheit, de» „Vishnu ", eingegraben waren. Das waren Tiere, Pflanzen, Geräte. Waffen. Später nahm man längliche Karten aus Palmblättern oder gelocktem Papier. In dieser Form übernahmen es die Chi- nesen, die Münzzeichen auf den Karten abbildeten. Sie be- schränkten die 10 Farben der Inder auf 4. Dieses Kartenspiel taucht in Europa zuerst in Venedig auf, und zwar schon 1299. Die Italiener haben es zum„Tarok" umge- bildet. Es dauerte aber noch 200 Jahre,«he die endgültige Gestalt gefunden war. und an die Stelle des thronenden Hindugottes und seiner Trabanten der König, die Königin, der Ritter und der Fuß» knecht traten. Das entsprach der millelalterlichen Rangordnung. Als soziales Gegengewicht nahm man dann noch den„dritten Stand" auf, den wir heute„Iocker" nennen: den„Matto" oder „Misero"— zu deutsch „Narr" oder„Bettler". Fast gleichzeitig mit Italien tauchte das erste Kartenspiel in Deutschland auf, in Frankreich erst ein halbes Jahrhundert später, um 1360. Sowohl der indische wie der chinesische Ursprung ist an den alten deutschen Spielkarten, ebenso wie an den französischen, erkennbar. Eine Scheibe verwandelt sich in die„Schelle", eine Streitaxt in die „Schippe" oder das„Pick", das Schwert in ein Kreuz. Die beiden Trabanten Vishnus werden„Ober" und„Ultter", während das chinesische Geldstück als„As"— Bezeichnung einer altrömischen Münze— weiterlebt.„Karo" soll aus einer Pfeilspitze entstanden sein. Noch um 1500 sticht ein anonymer deutscher Kupferstecher runde Spielkarten, ein„Meister P. W.". Deutsche Landsknechte haben die deutsche Karte in Frankreich populär gemacht: man nannte sie nach ihnen„Lansquenet". Auch die Bezeichnung „Piquet"(„Wachtfeuer") deutet darauf hin. Die französische Revo» lution hat versucht, die Monarchen zu verdrängen, sie hatte aber keinen Erfolg damit. Selbst im heutigen Sowjetrußland werden Könige und Königinnen weitergedruckt. Die Spielkarten haben«ine große wirtschaftliche Rolle gespielt: deutsche Kupferstecher und Holzschneider haben sie schon im 15. Jahrhundert in ganz Europa verbreitet: sogar die Republik Venedig mußte sich mit Verboten gegen ihre Einfuhr wehren. Künstlerisch waren sie insofern von Bedeutung, als sie die Technik des Kupferstichs mächtig anregten. Wir kennen im 15. Jahr- hundert«inen„Meister der Spielkarten ", auch der„Meister E. S. " hat um 1463 ein Kartenspiel gestochen. Albrecht Dürer kopierte einige Blätter eines 1468 in Venedig erschienenen, dem Mantegna zugeschriebenen„Losbuchs" mit Kartenvorlagen, und aus seiner Schule haben wir prächtige Blätter in Holzschnitt von Hans Sebald Beham und Peter Flötner : Virgil Solis hat mit urwüchsigem Humor Karten in Kupfer gestochen. Im Lauf der Jahrhunderte hat dann die französische Karte über die deutsche, die Massenware über den künstlerischen Entwurf die Oberhand gewonnen. Hermann nieder. Degas ' eigene Grabrede. Der große französische Maler Degas war ein Feind aller Zere- monien und öffentlichen Reden. Besonders ärgerte er sich stets über die Grabreden, wenn er einmal an der Beerdigung eines Freundes teilnehmen mußte. Nach einer solchen Feierlichkeit, bei der er seine Ungeduld deullich bezeigt, nahm er, so erzählt Ieanne Raunay in der„Revue de France", einen seiner Freunde, einen Maler, bei- seit« und sagte zu ihm:„Ich habe eine Bitte an dich, mein Lieber. Wenn ich sterbe, sollst du an meinem Grabe sprechen, und ich flehe dich an: Mache nicht viel Worte, sei auch nicht allzu traurig, nur gerade soviel, wie es sich beim Tode eines alten Freundes ziemt, und dann blicke in der Runde herum und sage nur:„Er liebte sehr die Zeichnung, wie ich auch..." Das ist alles, und bitte, ja kein Wort mehr. Dann geh nach Haufe, und alle werden damit zufrieden fein: ich selbst wäre es am meisten, wenn ich dir bei dieser Grab- rede zuhören könnte!" Leo Blechs Festabend. In der L> n d e n o p e r dirigierte gestern abend Leo Blech die Festaufführung der„C a r m e n", die anläßlich seines 66. Geburtstages angesetzt war. Mit der Meisterslj>ast und der souveränen Beherrschung, die den Jubilar auszeichnen, widmete er sich dieser seiner Liebling-ope', in der Vera Schwarz , Lotte Schöne, Helge Roswaenge, Ludwig H o f f m o n n mit dem Aufgebot aller künstlerischen Kräfte mitwirkten. Leo Blech wurde vom Publikum sehr gefeiert und durch Blumenspenden(darunter auch vom 4. Rang) ausgezeichnet. Er dankte schließlich mit«in paa' schlichten, von Herzen kommenden Worten. Im Museum iür Naturkunde spricht heute. 6 Ubr, bei steisitt Eintritt, Prol. I a n e n s ch über daZ Tbcma:.Wie wir die Riesensaurier de» MuseumS für Naiurkunde in Ostafrika ausgruben." vi» lehle diesjährige Tauzmatiaee der volksbShue bringt Solo- und Duo-Tänzc van Harald Nieupberg und Ivonne Keorgt Sie finde! Sonn- lag. vorm-itag U»/, Uhr. im Tbeater am Bülowplatz statt. Einlaßkarten für Milglieder 1,30 Mark. Platzkarten(auch sllr NichtMitglieder) 1, 3 und 3 Mark. Moria Zvogfia fingt in der Städtischen Over am 24. April die si! r a u ft l u t h in„Die lustigen Seibev" und am 28. Aprit die Norina In.Don PaSquale". Lühneochrouik. Guido Thielscher hat sein Gastspiel im R p s e» T b-ater aut die Zeit vom 1.— 25. Juni verlegt. Für den Monat Mai ist Irene T r i e s ch al» Gast verpflichtet. Ein deussch-Uollenlsche» Zustttut jür Meereskaude wurde tu Zivwiguo eröffut.