F860024
Internationaler Frauentag
zentrale Kundgebung, Donnerstag, den 23. April, 20 Uhr, in beiden Sälen der ,, Neuen Welt"
Redner für die Partei: Paul Löbe , M. d. R., Klara Bohm- Schuch, M. d. R. Redner für die Gewerkschaften: Gertrud Ellert, Gertrud Hanna , M. d. L.
Wie man im Jahre 1931 regeln will
Täglich 7 Stunden 45 Minuten unterirdische Arbeitszeit im Bergbau.
Die internationale Arbeitszeit im Rohlenbergbau ist, den Kohlenbergwerfen, der insgesamt 19 Artifel umfaßt, bestimmt zweifellos notwendig. Darüber ist bereits sehr viel geredet, ge- deshalb kurz zusammengefaßt das Folgende: schrieben und gedrudt worden und nun will die 15. Internationale In den Steinfohlenbergwerfen wird Arbeitskonferenz in Genf am 28. Mai endgültig darüber, beschließen,
als Arbeitszeit die Zeit der Anwesenheit in dem Bergwerk Förderkorb zur Einfahrt betritt bis zum Augenblid, in dem er ihn nach beendeter Fahrt verläßt.
lim festzustellen, wer zur Zahlung verpflichtet ist, wurde Herr Sachsenberg zu dem vorigen Termin geladen, er ist aber nicht erschienen und fonnte für das Gericht bisher nicht erreicht werden. Aus seinem Büro, Schadowstr. 1, tam die Ladung als unbestellbar zurüd. Wenn Herr Sachsenberg zum nächsten Termin nicht erscheint, soll er in eine Ordnungsstrafe genommen werden,
Ein- oder Zweifammerfyftem? Genosse Profeffor Dr. Her. mann Heller hat heute abend, 7.20 Uhr, auf der„ Deutschent Welle" eine Aussprache mit dem deutschnationalen Reichstagsmit fyftem". fches oder politisches Parlament" und„ Ein- oder Zweikammer
follte. Da jedoch einige Regierungen fich über bestimmte Fragen was freilich schon auf der 14. Konferenz im vorigen Jahre geschehen berechnet zwischen dem Augenblid, in dem der Arbeitnehmer den glied v. Lindeiner Wildau über die Fragen ,, Berufsständi nicht verständigen fonnten, hat das vorgesehene, Uebereinkommen bei der Schlußabstimmung die erforderliche Zweidrittelmehrheit, zu der nur wenige Stimmen fehlten, nicht erhalten. Angesichts der Be deutung der Frage und in Erfüllung eines Auftrages der Böllerdeutung der Frage und in Erfüllung eines Auftrages der Böllerbundsversammlung, durch eine internationale Regelung der Arbeits
zeit im Kohlenbergbau an der
Ueberwindung der Weltfohlenkrije
mitzuwirken, hat die 14 Internationale Arbeitsfonferenz unmittelbar im Anschluß an die Nichtannahme des Uebereinkommens auf An trag des deutschen Regierungsvertreters beschlossen, die Frage erneut auf die Tagesordnung der 15. Internationalen Arbeits fonferenz zu setzen.
Der Borentwurf für internationale Arbeitszeitregelung im Rohlenbergbau berücksichtigt die Antworten der Regierungen an das Internationale Arbeitsamt. Er enthält vier wichtige Grundsäge, die fich aus den Regierungsantworten als mehr oder weniger einheit liche Grundlage feststellen ließen.
In den Bergwerken, die durch Stollen betreten werden, gilt als
Anwesenheitszeit in dem Bergwerk die Zeitspanne zwischen dem Betreten des Stollens und dem Augenblid, wo der Arbeiter auf dem Rüdweg wieder an die Erdoberfläche kommt.
tommen
Die im Weberein
vorgesehene Arbeitszeit beträgt 7 Stunden 45 Minuten täglich. nach Ablauf von 5 Jahren nach Schluß der 15. Tagung der Internationalen Arbeitstonferenz fann eine weitere Herabfegung der Arbeitszeit in Aussicht genommen werden. Das bedeutet also, daß die internationale Berkürzung der Arbeitszeit im Bergbau zunächst auf fünf Jahre vertagt werden soll.
Erstens wird von der Konferenz eine endgültige Entstunden muß jedoch ein Zuschlag von mindestens 25 Broz. zum Lohn scheidung der vorgelegten Frage erwartet.
3 meitens haben die Regierungen fast ausnahmslos aner fannt, daß das Washingtoner Uebereintommen über den Achtstundentag teine ausreichende Regelung der fozialen und wirtschaftlichen Probleme im Rohlenbergbau ermöglicht und deshalb
verlangt.
eine Sonderregelung
Drittens hat eine Mehrheit von Regierungen die Meinung vertreten, daß diese Sonderregelung der Arbeitszeit im Kohlenbergbau fich nicht nur auf die Steintohlenbergwerte erftreden solle, fondern auch auf alle Arten von Brauntohlenberg werfen unter Lage, über Tage und gemischter Art Dabei murde gleichzeitig gefordert, daß Steinfohlenbergwerte und Brauntohlenbergwerte nicht Gegenstand getrennter und voneinander unabhängiger Uebereinkommen sein sollen.
Für Arbeiter, die unter ungünstigen Bedingungen( hohe Lemperatur, Feuchtigkeit, gesundheitsschädliche Berrichtungen) arbeiten, fann die Arbeitszeit durch die Behörde pertürzt werden. Im Art. 10 ist die Möglichkeit der Gewährung von 60 Ueberstunden jährlich durch die zuständige Behörde vorgesehen. Für diese Ueberbezahlt werden. Die gleichen Vorschriften gelten auch für die Braunfohlengruben unter Lage, jedoch brauchen die Gruppenpausen, die eine Betriebsruhe mit fich bringen, nicht in die Arbeitszeit eingerechnet zu werden. Die Zahl der lleberstunden im Braunfohlen. bergbau unter Tage darf 100 jährlich betragen. Die Mitglieder, die dieses Uebereinkommen ratifizieren, verpflichten sich, in bezug auf die Stein- und Braunfohlengruben über Tage, die Bestimmungen des Washingtoner Uebereinkommens über den Achtstundentag anzuwenden, unter dem Borbehalt, daß die Zahl der auf Grund dieses Uebereinkommens zulässigen Ueberstunden 150 jährlich nicht überschreitet. Für Braunfohlengruben, die teils im Tagebau, teils im Untertagebau arbeiten, gelten die gleichen Bestim mungen.
Das lebereinkommen tritt 6 Monate nach Ratifikation von zwei Mitgliedsstaaten in Kraft, und zwar müssen zwei der folgenden Mitgliedsstaaten die Ratifitation nollzogen haben: Deutschland , Belgien , Frankreich , Großbritannien , Niederlande , Bolen, Tschechoslowakei . International gesehen mag das geplante llebereinkommen einen notwendigen Fortschritt bedeuten, allein die Wünsche der europäischen Bergarbeiter, ihre berechtigten Ansprüche auf den 7- Stunden- Tag unter Tage, berüdsichtigt es night. Gilt schon van den, nationalen Gefeßen, daß fie lediglich die Abftempelung ber praffisch vollzogenen Berbefferungen bedeuten, so trifft dies offenbar Der Borentwurf eines Uebereinkommens über die Arbeitszeit in nur in weiterem Abstand auf internationale Regelungen zu.
Biertens hat die große Mehrheit der Regierungen der Meinung Ausdrud gegeben, daß die Borschriften dieses Arbeitszeitübereintommens im Rohlenbergbau fi nur auf die Untertagearbeiter erstreden sollten, sowie auf die Weber tagearbeiter und in gemischten. Betrieben beschäftigten Ar
beiter, fomeit fie. mittelbar oder unmittelbar mit der Fär deruag der Kohle beschäftigt sind.
Arbeitsplätze für Wohlfahrtserwerbslose.
42- Stunden- Woche in Brandenburg . Schumacje habe ihn sehindert, bas, haus zu betreten. Cine er würde fie längst wieder zurüdgebracht haben, aber die Hitlersche Stenotypistin, gegen die feine Berstöße im Arbeitsverhältnis geltend gemadt werden konnten, wurde entlassen, weil sie dem Proturisten, der sie fragte, auf welcher Seite sie stände, geantwortet hat:„ Das Recht ist bei Stennes."
Der Magistrat der Stadt Brandenburg hat am Dienstag ein ftimmig beschlossen, für sämtliche Betriebe die 42-3m nächsten Termin foll über die gegen die Kläger Dor Stunden- Woche einzuführen. Die auf diese Weise geschaffenen neuen Arbeitsplähe follen ausschließlich durch Wohlfahrtserwerbs. lose besetzt werden.
Im Interesse der Einheitlichkeit der Arbeitszeitverkürzungsaktion mürde die 40 Stunden Woche begrüßenswerter sein. 3 mei Stunden in der Woche mehr oder meniger spielen für den Ur beitsprozeß feine große Rolle mehr. Immerhin, in. Brandenburg ift etwas getan worden. Darauf fommt es an.
Stennes Revolte vor dem Arbeitsgericht
Entlassene Angestellte des Angriff" flagen. Nachdem die Hitlergarde das Haus in der Hedemannstraße aus den Händen der SA. - Leute zurüderobert hatte, ging es an ein großes Aufräumen. Alle Angestellte, die sich nicht bedingungslos zu Hitler bekannten, wurden fristlos entlassen. Sechs von Diesen, poran der am Rathenau - Mord beteiligt gemejene. Ernst Werner Techow , traten nunmehr vor die Schranten des Arbeitsgerichts, um gegen ihre Entlassung zu flagen. Sie maren beim Verlag des Angriff" angestellt. Der Prokurist Hinkel begründete die Entlassung damit, daß es sich um einen Tendenzbetrieb handele, der Angriff" sei ein Organ für die Bestrebungen Hitlers , die Kläger hätten sich gegen Hitler betätigt.
Der Richter verwies darauf, daß diese Begründung vielleicht für Techow zutreffen tönnte, weil dieser eine leitende Stellung hatte. Für die übrigen Kläger, die untergeordnete Stellungen be= fleideten, tönne die Parteistellung nicht als Entlassungsgrund geltend gemacht werden.
gebrachten Behauptungen Beweis erhoben werden. Da bie Kläger jammerten, sie wüßten nicht, monon fie bis zum nächsten Termin leben sollten, erklärte fich der Prokurist bereit, jedem a conto eines zu ermartenden Urteils oder Vergleichs 100 m. zu zahlen, die aus der Hedemannstraße abgeholt werden fönnen, wozu den Klägern freies Geleit( feine Belästigung durch Hitlers Schuhwachen) zugesichert wurde.
„ Und Und da feiner von den beiden..."
5. Kreis. Kreismitgliederversammlung heute, 19% 1hr, in den
Andreasfestsälen, Andreasstraße 21. Referent: Genosse Frana Künstler, MdR: Unser Kampf im Reichstag. Mitgliedsbuch als
Ausweis mitbringen.
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Wetter für Berlin . Wechselnd bemölft, nur noch geringe Nieder schläge, weiterhin fühl. Für Deutschland . Im östlichen Küstengebiet mindig mit Schauern, nach Südwesten fortschreitende Besserung des Betters, überall noch für die Jahreszeit fühl.
RUNDFUNK
AM ABEND
Rückschau.
"
,, Ein Mensch mit Schallplatten und Büchern. Hermann ajad beginnt die Stunde mit einem Lleinen Abschnitt aus Kurt Tucholffis Pyrenäenbuch", der vom Alleinjein handelt. Ein Sag tommt darin vor, der mit einer spöttisch refignierenden Geste die ganze trostlose Leere einer einsamen Stunde umfaßt. Tucholski fagt ba ungefähr: Und wenn plöglich jemand hereintreten und mich fragen würde: was tuft du jetzt, ich müßte antworten, ich) vertreibe mir fo mein Leben. Manchmal läßt sich vielleicht solche Stunde doch festhalten; bisweilen auch mit Hilfe von Schallplatten und Büchern, wenn man versteht, aus ihnen eine Gemeinschaft heraufzubefchwören. Hermann Kasad holte sich aus ihnen im wörtlichsten Sinn Gesellschaft. Es war sehr unterhaltend und lehrreich, die Sprech- und Gesangaufnahmen primitiver Völker zu hören, die sich mit Abschnitten aus Büchern zu einer Revue der halben Welt ergänzten. Der Mensch, der sie in Bewegung feßte, blieb dabei allerDings im Hintergrund, war selber nur unbeteiligter Zuschauer. man fann sich solche Stunde Mensch mit Schallplatten und Büchern" weniger flug, meniger fühl, von stärkerer Unmittelbar fame Stunde mit nachdentlicher, müheloser Belehrung füllen läßt, feit denken. Nicht als Anweisung, mie sich zmedmäßig eine eine sondern als Befenntnis pon einem ganz persönlichen Kampf gegen die Haft des Tages, gegen die Furcht vor dem Alleinsein; Kasad beutete im Anfang bieje persönlichere Stimmung an, als er Caruso. und Bach- Platten erwähnte. In solcher einsamen Stunde mächst Befinnung zu fich selber vielleicht aus einem Dreigespräch, das der murden. Der Gehalt ſolcher Stunden kann wiſſenſchaftlich unwäg Mensch mit Büchern und Schallplatten führt, die ihm gute Freunde bar sein und doch sehr reich. Vielleicht gelingt es späteren Beran ftaltungen in diesem Zyklus, das zu zeigen. der Woche" merden immer unzulänglicher. Den Hörern muß Die Vorankündigungen der Funkstunde des Jnterviews es genügen, zu erfahren, daß während der Bause eines Tanzabends ein Interniem auch nach Königsberg und Breslaugesendet wird. Um welche Zeit? Worüber? Der Hörer hat gefälligst abzuwarten und erst einmal Tanzmusit zu hören, falls er unterhaltung eines Filmfachmannes an diesem Abend wird glaubt, daß ein ihn interessierendes Thema behandelt wird. Die pielen unwichtig gewesen sein. Wenn die Funkstunde fie aber in ihr Programm aufnahm, so hat sie den Hörern auch rechtzeitig, also mindestens in Verbindung mit den vorangehenden Veranstal tungen des Abends, Titel und genaue Zeit mitzuteilen. Tes. Mittwoch, 22. April.
16.05 Aktuelle Abteilung.
17.30 Dr. E. W. Schmidt: Börse, Wirtschaft und Publikum. 17.55 Dr. Julius Kapp : Aus dem Spielplan der Oper. 18.25 Prof. Dr. Felix Krueger , Leipzig : Familie. 20.00 Hamburg : Niederdeutscher Abend.
21.30 Tages- und Sportnachrichten.
Die Mittelstandspartei vor dem Arbeitsgericht. Der der Reichspartei des deutschen Mittelstandes angehörende 16.30 Mexikanische Musik. Ein Vortrag mit Schallplatten.( Erich Knauff.) Reichstagsabgeordnete Sachsenberg engagierte im Herbst vori gen Jahres einen Redakteur als Leiter der Reichystagswahlagitation in Oberschlesien . Als der Wahlkampf und damit die Tätigfeit des Agitationsleiters beendet war, hatte dieser noch eine Spefenforderung von 114 M., um deren Bezahlung er sich bis jetzt vergebens bemüht hat. So hat er denn die Reichspartei des deutschen Mittelstandes beim Arbeitsgericht Berlin verflagt. Mehrere Termine haben bereits stattgefunden. Der Streit dreht sich nicht darum, ob die Forderung des Klägers berechtigt ist, sondern es handelt sich darum, wer zahlen soll.
Der Bertreter der Mittelstandspartei sagt, sie habe den Kläger nicht engagiert, sie habe ihm feinen Auftrag erteilt, sie tenne ihn gar nicht, er möge sich an Herrn Sachsenberg halten, der ihn engagiert habe.
Der Bertreter des Klägers beruft sich darauf, daß trotz aller Bemühungen von Herrn Sachsenberg bisher nichts zu betommen war. Der Kläger sei von Herrn Sachsenberg für die Mittelstandspartei engagiert, er habe für die Partei gearbeitet, er habe sein Gehalt von der Wahlkreis- Geschäfts= ftelle der Mittelstandspartei in Hindenburg ( D.-S.) erhalten, also nehme er die Partei auch für seine Restforderung in Anspruch. Die Partei könne sich ja mit ihrem Abgeordneten Sachsenberg
Nach dieser Belehrung suchte der Prokurist nach anderen Gründen. Dem Techow jagte er unregelmäßige Buchführung nach. Ein anderer, der die Zeitungshändler zu fontrollieren hatte, soll eine Kasse ,, fichergestellt" haben. Einem Dritten wird vorgeworfen, daß er die Portofasse mitgenommen habe. Er sagte dagegen, er habe die Portotasse auch sicherstellen" mollen, auseinandersetzen.
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21.40 Heinz Thießen: 1. Aus der Hamlet- Suite, op. 30, Nr. 2. 2. Aus der Musik für Streichorchester, op. 32, Nr. 2. 3. Vorspiel zu einem Revolutions drama, op. 33.( Funk- Orchester. Dir.: Der Komponist.) 22.15 Wetter, Nachrichten und Sport. Anschließend bis C.30: Tanzmusik.
Königswusterhausen.
16.00 Oberschulrat Dr. Wilhelm Gaede: Zeitfragen des höheren Schulwesens. 16.30 Hamburg : Konzert. 17.30 Modernes Liedschaffen: Hans Chemin- Petit. ( Einführung Dr. Marie
Louise Hiller. Mitw.: Prof. Hans Joachim Moser , Dr. H. Michaelis. Flügel: Der Komponist.)
18.00 Prof. Dr. Amsel: Lehrgang für Einheitskurzschrift. 18.30 Prof. Dr. Georg Wegener: Eine Wanderung durch Deutschlands Gauen. 19.00 Oberamtsanwalt Sarkamm: Der neue Geist in Strafverfolgung und Strafvollstreckung.
19.20 von Lindeiner- Wildau, M. d. R., und Prof. Dr. Hermann Heller : Berufsständisches oder politisches Parlament. Ein- oder Zweikammersystem? 20.00 Orchesterkonzert.
21.15 Andreas Ballonfahrt." Hörspiel von Leo Wulfert. Regie: Max Bing.
Berantwortl. für die Redaktion: Herbert Lepère, Berlin ; Anzeigen: Th. Glode, Berlin . Berlag: Borwärts Berlag G. m. b. S., Berlin , Drud: Borwärts Buch bruckerei und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin SW 68, Lindenstraße 3. Sierau 1 Beilage.
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