Oer Krebs im Nazilager Korruption, wohin man auch blickt!
kiel , 23. April. (Eigenbericht.) Die Korruptionsfälle bei der Nazipartei in Schleswig-Holstein haben sich um einen vermehrt. In Flensburg ging es feit einiger Zeit mit den National- sozialisten rasend bergab. Ihre Versammlungen waren schlecht be- sucht, ihre Mitgliederzahlen auf den Nullpunkt gesunken. Jetzt er- fährt man den(Brund. Von der hiesigen nationalsozialistischen Führung, in deren Kreisen man sich in letzter Zeit oft über die niedrigen Gehälter der Provinzführer unterhielt, kamen der Pro- pagandaleiter und S A.- F ü h r e r auf den Gedanken, ihre Einnahmen durch Unterschlagungen zu erhöhen. Der Propa- gandaleiter machte sich über die einlaufenden Zeitungsgelder, der SA.-Führer über die Kleidergelder her. Als die Unterschlagungen bekannt wurden, entstand eine Opposition gegen die Leitung, die in der Hauptsache von Arbeitern entfacht worden war. Der Orts- gruppenoorstand warf daraufhin 30 der Opponenten kurzerhand aus der Partei hinaus. Eine Beschwerde gegen den Ortsgruppenvorstand führte zu dessen Maßregelung durch die Gauleitung. Aber damit war die Situation durchaus nicht geklärt. Auch der neue Orts- gruppenoorstand schloß mehr als 20 Mitglieder aus. Die Folge war, daß wiederum 20 Mitglieder freiwillig die Partei verließen, so daß die ganze Ortsgruppe jetzt nur noch aus dem Ortsgruppen- vorstand besteht. Wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, weiteren Unterschlagungen vorzubeugen. Interessant sind auch Vorgänge in Kiel , wo die Reichs- leitung der Nationalsozialistischen Studentengruppe die beiden Führer der hiesigen Naziorganisation, den Ortsgruppenleiter S u n k e l und den Führer der Hitler -Iugend Dr. H e m p e l aus der Nationalsozialistischen Studentenvereinigung ausgeschlossen hat. Beide hatten die Aufgabe, nach den Unterschlagungen in Kiel neuen Geist und neue Ordnung in die Ortsgruppe zu bringen. Jetzt wur- den sie von der Reichsleitung gemahregelt, weil beide den Versuch unternommen hatten, den Reichsleiter der Nationalsozialistischen Studentengruppe Baldur v. Schirach wegen dessen angeb- licher Unfähigkeit zu beseitigen. Orei Monate Gefängnis für Naziredner. Schwere Verächtlichmachung des MinisterprasidentrnBraun Stralsund , 22. April. (Eigenbericht.) Vor dem Stralsunder Schöffengericht hatte sich der Naziredner Major a. D. Hossenfelder aus Kolberg wegen Vergehens gegen das Republikschutzgefetz zu verantworten. Nach den Aussagen eines Oberlandjägers soll der Angeklagte in einer Versammlung in Redebas gesagt haben:„Der heutige Staat sei von Zu- hältern und Deserteuren geschaffen. Die Regierung plündere im Auftrage der Hochfinanz das Volk aus. Reichskanzler Brüning wolle erfüllen, obwohl das Ausland es gar nicht verlange, und der preußische Ministerpräsident Braun winsele wie ein ge- prügelter Hund.* Der Angeklagte bestritt natürlich, diese Aeuhe- rungen gemacht zu haben. Der als nationalsozialistischer Versamm- lungslelter an etwa 20'Versammlungen des Angeklagten beteiligt gewesene Kaufmann Boehmfeldt aus Stralsund ver- suchte, seinen Parteigenossen zu entlasten. Schließ-
lich sagte er selbst:„Der Redner habe gesagt, die Revolution ist von Zuhältern und Meuterern gemacht und somit auch die Republik von Meuterern und Zuhältern geschaffen worden." Die beiden Richter erklärten, diese Worte nicht gehört zu haben. Der O b e r st a a t s- anmalt und auch der Gerichtsschreiber bestätigten, daß diese Aeuherungen gefallen waren. Auch zwei Pressevertreter hatten sie gehört. Trotzdem antwortete der Zeuge auf die Frage des Vorsitzenden:„Haben Sie das eben gesagt?" mit N e i n. Irgend- ein Antrag wegen Eidesverletzung erfolgte von dem Anklagevertreter nicht. Der Angeklagte sagte im Schlußwort:„Ausgabe der Staatsanwaltschaft sei es heute, möglich st viele Nazis der Justiz ans Messer zu liefern", ohne dafür gerügt zu werden. Das Gericht erkannte gegen den schon wegen Verstoßes gegen das Republikschutzgesetz vorbestraften Angeklagten nur auf drei Monate Gefängnis unter Versagung von mildernden Um- ständen. Es sah lediglich die Aeußerung über Braun als erwiesen an. Aazi-Hochschulgruppen aufgelöst! Oer Krach geht weiter. Im„Angriff" liest man diesen Befehl, der aber ganz klein und unauffällig gedruckt ist: „iNat.Soz.-Sludentenbund kreis 10. Die Hochschulgruppe Universität, Berlin , habe ich mit o-m heutigen Tage aufgetöst. Aufgelöst wurde serner die Hochschulgruppe Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau in Dahlem. gez. Kurt Krysmanski. Kommissarischer Kreisleiter 10." Herr— wie heißt der deutsche Mann?— Herr Krysmanski verrät nicht, warum die Hochschulgruppen aufgelöst wurden. Aber um es zu erraten, braucht man weder zu den sagenhaften Weisen von Zion zu gehören noch auch eine urgermanische Druide zu sein. Es hat eben Stunk gegeben. Hie Welf, hie Waiblingen ! H i c Stennes, hie Hitler! Krysmanski ist hillerrsch, er darf also auflösen und absägen. Auch an der Technischen Hochschul« siedet und gischt es. Nach dem gleichen Krysmanski-Befehl ist der Hochschulgruppenführcr „zuiückgetreten", und der kommisiarische Kreisleiter hat«inen kom- missarischen Hochschulgruppenführer ernannt. Bald wird es bei Hitler überhaupt nur noch„kommissarische" Funktionär« geben! * Wie uns aus sozialistischen Studentenkreisen mitgeteilt wird, überraschte das Brett des Nationalsozialistischen Studentenbundes in der Universität heute durch merkwürdige Leere. Als man näher hinsah, fand man nur eine Notiz, die besagte, daß der kommissa- rische Kreisleiter einen neuen Sektionsführer ernannt habe. Seine Sprechstunde hält er im Tierärztlichen Institut, einer staatlichen An- statt, ab.
des Musikers Bauer wird auf seine schwer« Verschuldung und sein sehr unregelmäßiges außerdienstliches Leben zurückgeführt, nicht aber auf Quälereien. Bauer ist wegen Fahnenflucht zu acht Monaten Gefängnis oerurteitt worden. Der Obermusikmeister dient bereits im 43. Jahr und scheidet demnächst aus. Da sich aber doch herausgestellt hat, daß er die Musiker in vielen Fällen nicht richtig behandelt hat, so wird die Heeresanwalt- schaft das Nötige veranlassen.
Gahm bei Hindenburg . Oer Berliner Oberbürgermeister stellt sich vor. Heute vormittag um 11 Uhr begab sich Berlins neuer Oberbürgermeister Dr. S a h m zu seinem Antrittsbesuch in das Reichspräsidentenpalais in der Wilhelmstraste, wo er von Hindenburg empfangen wurde. Anschliestend begab sich Dr.«ahm in das Preustische Innenministerium, um sich Minister Severins vorzustellen. Oberbürgermeister Dr. Sahm folgte gestern abend einer Ein- ladung des Vereins Berliner Presse, sich seinen Mit- gliedern in der neuen Eigenschaft als Oberbürgermeister von Berlin vorzustellen. Dr. Sahm wurde von dem Vorsitzenden Dr. Fritz Klein herzlich begrüßt. Oberbürgermeister Dr. Sahm erklärte, daß er das Bedürfnis habe, das gute Verhältnis zur Presse, das er stets unterhalten habe, auch in Berlin fortzusetzen. Dr. Sahm kam dann kurz auf seine Berliner Aufgabe zu sprechen und wieder- holte noch einmal, daß er die Verwaltung einfach, klar und rein führen wolle. Auf eine Reihe von Anfragen antwortete der Ober- bürgermeister dann u. a., daß wir nicht nur in Berlin , sondern in ganz Deutschland vor großen Problemen ständen, die sich schon allein aus der Zunahme der Bevölkerung ergäben. Zu den vielen Wünschen, die wegen der Behandlung des Berliner Stadt- bildes an ihn herangebracht worden sind, meinte er, es lasse sich durchaus vereinigen, daß man sich bemüht, das alte Stadtbild mög- lichst zu erhalten und gleichzeitig Augen für die moderne Kunst hat. Was die Organisation der Verwaltung Berlins anlangt, so glaubt Dr. Sahm, daß ein besserer Ausgleich zwischen Zentrale und Bezirken möglich ist. Das neue Gesetz, das durchaus besser sei als sein Ruf, biete dazu die Handhabe. Er werde sich bemühen, ein engeres Vertrauensverhältnis zu schaffen. Im übrigen könne er schon jetzt feststellen, daß in der Berliner Verwaltung hervorragende Kräfte tätig sind.
Ermittlungsverfahren gegen Gontard . Waffenverkäufe nach polen ? Iei der Oberreichsanwaltschaft schwebt ein E r m i t t l u n g s- verfahren gegen den Generaldirektor v. Gontard und gegen die Berlin -Karlsruher Jndustriewcrke auf Grund einer Slnzeige. Wir erfahren hierzu: In den Jahren 1S27 und 1028 sollen die Berlin -Karlsruher Industriewerke, deren Generaldirektor Herr v. Gontard damals noch war, große Waffenver- täufe nach Polen vorgenommen haben. Die Geschäfte ver- mittelte ein gewisser N., der auch mit verschiedenen Herren des Kriegsministeriums bei Herrn o. Gontard war. Die Waffen bzw. Wafsenteile wurden über eine Danziger Firma nach Polen ausgeführt. Warum der Oberreichsanwalt die Anzeige zu? Bearbeitung erhalten hat, Ist noch nicht bekannt, da zunächst ange- nommen werden konnte, daß nur die Bestimmungen des Kriegs- gerä'egesetzes vom 27. Juli 1927 verletzt wurden seien. Der Ober- reichsanwalt wird festzustellen haben, ob noch schwerere Bestim- mungen des Strafgesetzbuches verletz» worden sind. Angesichts der Rolle, die Herr v. Gontard im Bullerjahn-Berfahren spielt, hat naturgemäß dieses Ermittlungsverfahren eine besondere Bedeutung. Oer Sejm stiegt auf. Anträge der Opposition abgewürgt. Warschau , 23. April. (Eigenbericht.) Die heulige Sejmsihung, die die Beratung über die französische Eisenbahnanleihe aufnehmen sollte, wurde bereits nach kaum halb- stündiger Dauer unter großer Unruhe wieder geschlossen. Die gesamte Opposition oerlangte nämlich, daß ans die Tagesord- uung dieser Session auch noch oppositionelle Anträge zu anderen, nicht minder wichtigen Fragen geseht würden. Der regle- rungstreue Sejmmarschall Switalski weigerte sich jedoch, diesen Wünschen stattzugeben, indem er sich hinter die Verordnung des Staatspräsidenten oerschanzte, die für diese Session nur die Erledi- gung der Anleihevorlage vorsieht. Als Switalski nach mehreren Oppositionsrednern das Wort entzogen hatte, entstand in den Bänken der Opposition großer Protest stürm, und alle Oppositionsabge- ordneten verliehen unter Absingen von Kampsliedern und lauten Brotestrusen den Sitzungssaal. In wenigen Minuten wurde darauf von der gehorsamen Regierungsmehrheit die Anleihevorlage in aller Eile, ohne ein Wort der Debatte, der zuständigen Kommission überwiesen. Zweifellos wird der Vertrag auch in den nächsten Tagen von derselben Mehrheit endgültig angenommen werden, ob- wohl von seilen der Opposition-schwerwiegende Bedenken dagegen erhoben werden. Carol lernt nicht von Alfons. Militärdiktatur kommt in Rumänien . Dondon, 23. April. (Eigenbericht.) Der stets sehr gut informierte„Daily�Telegroph" meldet über die Krise in Rumänien aus„sicherster Quelle" folgendes: ' Das neue Kabinett Jorgs sei nur der Vorhang, hinter dem sich die Vorbereitungen zu einer Militärdiktatur voll- ziehen. Als Diktator sei General Prezan ausersehen, der in engster Verbindung mit dem König stehe. Carol wolle durch die Befestigung des Parlaments und mit Hilfe der Diktatur zwei Fliegen mst einer Klappe schlagen. Einmal solle mst starker Faust die wirtschaftliche und finanzielle Krise Rumäniens gelöst und zweitens die offizielle K r ö n u n g Carols zum König«rmöglicht werden. Bisher sei die Krönung an der Prinzessin Helene gescheitert, der geschiedenen Gattin des Königs, die eine Wiederversöhnung ablehne. Darüber wolle vorol jetzt hinwegkommen. Der„Daily Telegraph " meldet ferner, daß Carols Geliebte. Frau Lupescu, wieder in Bukarest weile. Ihre Anwesenheit sei einer der Gründe, weshalb sich Titulescu am vergangenen Sonnabend geweigert hat, ein neues Kabinett zu bilden. Angesichts der ■" drohenden Generaldiktatur würden sich die rumänischen Parteien gezwungen sehen, Vorbereitungen zum Schutze des Parlaments und der Verfassung zu treffen.
Straßenraub in Stettin . Autobanditen überfallen weibliche Kassenboten. Stettin . 23. April. In der Nähe des Stadttheaters ivurde heute vormittag gegen ll Uhr auf offener Straße ein überaus dreister Raubüberfall ruf drei weibliche Angestellte einer Zigarettenfirma oerübt. Die drei Angestellten befanden sich mst einer größeren Geld- summe auf dem Wege zur Bank. Als sie die Straße überquerten, kam in langsamer Fahrt ein Auto an, aus dem ein Mann sprang und einer Angestellten die Aktentasche entriß, worauf er sofort mit dem Wagen, in dem noch zwei Männer saßen, flüchtete. Passanten nahmen die Verfolgung auf und fanden den Wagen einige Straßenzüge weiter leer auf. In der geraubten Aktentasche befanden sich 3000 M. in bar und 16 Schecks im Werte von SS0V M. Die Feststellungen der Polizei ergaben bisher, daß das Auto in der Nacht zuvor aus einer Garage gestohlen worden war.
Eisenbahnunglück in polen . Zwei Züge fahren ineinander.- Sin Beamter getötet. Warschau , 23. April. Bei Ragow im mittlere« Kongreßpolen entgleiste heule nacht ein Güterzug, weil der Eisenbahndamm unterspült war. Eiu zweiter Güterzug fuhr dann iu den entgleisten Zug hinein. Znsgesamt wurden 43 Wagen zertrümmert, ein Eisenbahnbediensteter wurde getötet, zivei wurden schwer und acht leicht verletzt.
Spione im Dienst der Gegenspionage. Oie Stuttgart -Straßburger Affäre. Paris . 23. April.(Eigenbericht.) Aus Straßburg wird gemeldet, daß dort am Mittwoch in der Spionageasfäre die fünfte Verhaftung erfolgt ist. Fest- genommen wurde der Elsässer Karl Krieger, der zur Zeit zu einer Reserveübung in Metz eingezogen ist. Krieger ist in das Straßburger Gefängnis eingeliefert worden. Der„Matin" dementiert heute die Behauptung, daß die Ver- öffeutlichung der Angelegenhest die Polizei in ihrer Aktion behindert und ihr vor allem die Verhaftung von zwei Deutschen unmöglich gemacht habe. Die erste Verhaftung sei bereits vor acht Tagen erfolgt und die deutschen Spionagezentren in Stuttgart und Frei- bürg seien durch ihre«lsässtschen Msttelspersonen natürlich sofort davon benachrichttgt worden, so daß sich die deutschen Beteiligten rechtzeitig in Sicherheit hätten bringen können. Ein neuer Beweis für die Unwahrscheinlichkest dieses Polizei- romans ist die Tatsache, daß der angebliche Hauptspion Ulrich(oder wie es in«inigen Zestungen heißt, Uhrich) ursprünglich fran» zösischer Spion gewesen ist. Er hat sich der Sicherhestspolizei angeboten unter dem Dorwand, daß ihn seine Geschäfte oft nach Deutschland führten, und daß er in der Lag« sei, sich wichtige In- sormationen und Dokumente über die Reichswehr zu beschaffen. Ulrich wurde engagiert, aber„ein sicherer Agent des französischen Spionagedienstes" habe der Polizei bald initgeteilt, daß Ulrich für Rechnung der Reichswehr im Elsaß arbeite. Danist wird
zugegeben, daß Frankreich in Deutschland eine umfangreiche Spionageorganisation besitzt. Im übrigen wind am Donnerstag mitgeteilt, daß unter den 8600 Arbeitern, die mst dem Grenzausbau beschäftigt sind, sich 143 Deutsche aus dem Saargebiet und aus der Pfalz befinden. Der sozialistssche„Populaire" veröffentlicht einen weiteren Ar- titel, in dem von neuem die Stupidität der ganzen Affäre bewiesen wird. Der sozialistische„Soir" hat sich dieser Kampagne an- geschlossen.
Meineid ein Jahr Zuchihaus. Beitrag zur Reformbetürftigkeit des Meineivsparagraphen Vor dem Schwurgericht I hatte sich die Hausangestellte T. wegen Meineides zu verantworten. In eiyem Ehescheidung s- prozeß hatte sie beschworen, gesehen zu haben, daß eine beklagie Ehefrau mit ihrem Schwager ehewidrige Handlungen vorgenommen hatte. Die Angeklagte, die einen ziemlich beschränkten Eindruck macht, war geständig, einen falschen Eid geleistet zu haben. Sie hatte diesen Vorgang gar nicht selbst gesehen, sondern die Schwester des Ehemannes hatte ihr nur gesagt, daß sie selbst den Vorgang beobachtet hätte und daß sie so aussagen würde. Die Angeklagte gab als Grund für ihre Aussage an, daß sie auf die beklagte Ehefrau eine Wut gehabt habe, weil diese über sie Uebles geredet hätte und daß sie andererseits auch von der Schwägerin, bei der sie in Stellung war und die dauernd auf sie einredete, abhängig gewesen sei. Die Schwägerin, gegen die ein Verfahren wegen Anstiftung eingestellt worden ist, blieb vor Ge- richt dabei, daß sie selbst die Vorgänge gesehen habe. Auf Grund des Geständnisses wurde die Angeklagte zu der Mindeststrafe von einem Jahr Zuchthaus und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt. In der Urteilsbegründung führte Landge- richtsdirektor Dr. Sternheim aus, daß die öffentliche Meinung die Strafe für Meineid für zu hoch halte, da mildernde Umstände aus- geschlossen seien. Der neue Strafgesetzentwurf sehe auch eine Aende- rung vor. Unter dem geltenden Gesetz könne das Gericht aber nichts machen. Richter und Geschworene seien aber einmütig zu der Ueberzeugung gekommen, der Angeklagten zu empfehlen, aus dem Gnadenwege eine Milderung der Strafe �u erstreben.
Oiesel-Flugzeug über Berlin . Ilist r großer Beteiligung der interessierten Fachwell und der Presse sowie vor geladenen Gästen hiett Professor Junkers, Dessau , aus dem Zentral-Flughasen Berlin-Tempelhof einen Vorttag über einen neuesten Dieselflugmotor„Juno 4". Seine Aus- sührungen betonten die äußerst schwierigen jahrzehntelangen Vor- arbeiten, die unerläßlich waren, um zu einem brauchbaren Schwer- ölmotor für Flugzeuge zu kommen. Er hob die Vorzüge eines Schweröl- gegenüber den heutigen Benzinmotoren hervor und be- Handell« neben der betriebstechnischen die wirtschaftliche Seste des Problems. Die Deutsche Welle ehrte Professor Junkers, indem sie seinen wertvollen Vortrag übernahm und durch Rundfunk ver- breitete. Anschließend an die Ausführungen des Professors hatten die Erschienenen dann Gelegenheit, den Motor in einer Junkers F 24 im Fluge beobachten zu können. Demnächst wird eine weitere deutsche Flugmotorenkonstruklion nach dem Dieselprinzip, die in aller Stille entwickelt worden ist, der Oeffentlichkeit vorgeführt werden.