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Der Grubenhund beißt Hitler

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Eine Reimperle" mit Hafenkreuz- Geschichte

Man weiß auch in Deutschland  , was ein Grubenhund" ist. Nicht allein das Gefährt, auf dem die Hundejungen" noch in manchen Bergwerken die Kohlen bis zur Ausfahrt befördern müssen, sondern auch und das ist heute das wichtigere: Die Ver= ultung gewisser journalistischer Unarten durch den Leser, der seine" Redaktion in ihrem eigenen Blatt und in ihrem eigenen Stile bloßstellt. Also: Diese Art Grubenhund" wurde in Wien   zur Welt gebracht. Dort erscheint als Typus schwaßschweifiger Allerweltsrederei ein Blatt, das sich Neue Freie Presse" nennt. Es hatte seit jeher das Bestreben, sich als sachver­ständig auf allen Gebieten des Lebens auszugeben. War da eine Feuersbrunst irgendwo ausgebrochen, prompt erschienen lange fach= männische Zuschriften über Rauchplage, Brandstiftungen, Berfiche­rungsbetrug und was derartige schöne Dinge mehr sind. Gar bei einem Erdbeben oder einer Grubenkatastrophe nicht auszu­denken! Eines der vielen Sachverständigen"-Gutachten, das ,, von sehr geschätzter Seite" in die Spalten des Allerweltsblattes flatterte, bezog sich auf ein Erdbeben, wenn wir nicht irren, im Ostrauer Rohlenrevier. Da war nach vielem drum und dran dann auch das folgende zu lesen:

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,, Böllig unerklärlich ist jedoch die Erscheinung, daß mein im Laboratorium schlafender Grubenhund schon eine halbe Stunde vor Beginn des Bebens auffallende 3eichen größter Un­ruhe gab..."

Da war der ,, Grubenhund" plöglich in die Zeitung geraten. Der Redakteur hatte sich so sachverständig" anulfen lassen, daß ganz Wien   darüberlachte. Seit der Zeit ist der bellende ,, Gruben­hund" eine Erkennungsmarke für gewisse journalistische Unarten ge= worden, und das nicht nur in Wien  ...!

Jezt hat der Grubenhund Herrn Hitler gebissen und gleich hafentreuzweise. In seinem ,, Bölkischen Beobachter" vom 17. April findet sich im ersten Beiblatt die folgende Probe deutscher  Literaturfenntnis:

Noch unbekannte antisemitische Gedichte.

In den ungebrudten Briefen Franz Grillparzers an seine mit der ganzen Inbrunst seiner Dichterseele verehrte Jugend­freundin, Agathe, Freiin von Wolff Gersthof, findet sich ein Gedicht, das in seiner ähend scharfen, im Tontlang föstlichen Nach­ahmung jüdischer Sprechart geradezu als Sinnbild dichte. rischen Erfaffens, gepaart mit der unsäglichen Ber­achtung jüdischen Wefens, als Marfstein einer Epoche gelten fann.

Damels rang Grillparzer   um die Aufführung seines schönen Lust­spiels Weh dem, der lügt!  ", weil damals schon die gesamte Theaterfunst restlos dem jüdischen Einfluß unterworfen und die berüchtigte Judenzensur" alles hintertrieb, was nicht foscher war.

Wie ein gellender Empörungsschrei aus ebler deutscher   Dichterbruft soll diese bisher unbekannte Reimperle unseren SA.- Männern ins Herz dröhnen, zur Zeit, wo

Eine halbe Stunde Heinz Thieffen.

3m Rundfunt.

Man hält sich nun nicht mehr an das lange mißverstandene Vorbild des Konzertsaales mit seinem abendfüllenden" Programm. Die Regel gilt nicht mehr, daß auch dem Rundfunkhörer Orchester musie nicht anders verabreicht werden könne als in zweistündigen Portionen. Eine halbe Stunde Musit, Werte eines Komponisten, so ausgewählt und zusammengestellt, daß sich ein summa: isches Bild seiner Persönlichkeit ergibt. Das ist eine gute, begrüßens werte Form.

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Im Zeitschriftenlesesaal liegen 4100 3eitschriften aus. Der neue Zuwachs betrug 77 230 Bände. Besondere Förderung wurde dem auslandsdeutschen Schrifttum zuteil. Der diesem Zweck dienende Austausch von Bibliothekaren wurde fortgesetzt und zwar diesmal mit Ungarn  . Die Zahl der Besucher betrug 341 661 gegenüber 195 025 im Vorjahr, die Zahl der Bücherbestellungen 203 057 gegen­über 181 334.

Die erste preußische Glasfachschule wurde in Bunzlau   ers

es um Kultur und Rasse geht im letzten Kampf gegen die Herrschaft öffnet. Während die Tschechoslowakei   drei derartige Fachschulen be

des Untermenschentums.

Sie haben Epochen Im Sturme zerbrochen, Nicht jedem, nicht allen Sind sie zu Gefallen. Sie malen Gedichte, Sie bauen an Bildern, Die sind nicht zu schildern. Die Juden, sie wildern In deutscher Kunst Doch nimmer umfunft.

Wir Blinden, wir Tauben,

Wir müssen dran glauben.

Sie wissen, dem Juden tann nichts gescheh'n, Man wird doch, man wird doch da seh'n.

Ferner findet sich ein prachtvolles Bekenntnis zum Sieg fried- Kampf gegen den jüdischen Drachen in dem Anno 1831 als Manuskript gedruckten ,, Rosengarten deutscher Boefie" Begründers der wissenschaftlichen Behandlung der germanischen von Wilhelm Karl Grimm  , des Bruders Jakob Grimms  , Sprachen.

Dieser macht volle, von tiefster Baterlandsliebe und heiligem Haß flammende Gesang flingt so, als wäre er eben erst heute deutscher   Brust entquollen und nicht vor gerade hundert Jahren:

Mein Deutschland  , wach auf Deutschland   ist noch ein kleines Kind, Doch die Sonne ist seine Amme. Sie fäugt es nicht mit stiller Milch, Sie fäugt's mit teutonischer Flamme. Es ist ein cherustisches Riesenfind, Reißt aus dem Boden die Eiche, Und schlägt den Juden den Rücken wund Und die Köpfe windelweiche.

Dem Siegfried gleicht es, dem jungen Fant, Von dem wir singen und sagen,

Der hat mit seinem deutschen   Schwert Den Amboß entzweigeschlagen.

Wach auf, du wirst einst wie Siegfried sein, Rerspellen den jüdischen Drachen,

Und strahlend vom deutschen   Himmel herab Grüßt Germania   dein Erwachen. H.K.

Nicht wahr, das sind herrliche antisemitische" Berse! Nur

figt, verfügt Deutschland   erst über eine einzige. Die Schüler sollen in der Glastechnik zu Qualitätsarbeitern herangebildet werden, da­mit Deutschland   auf diesem Gebiet wieder fonkurrenzfähig wird.

Potsdam   als kun stadt. Aniang Mai wird in Botsdam und zwar in der am Tembliner See gelegenen ehemaligen Zeppelinhalle die große Allgemeine Unabhängige Ausstellung" eröffnet. Sie wird veranstaltet von der Arbeitsgemeinschaft der Juryfreien und der Bereinigung Bildender Künstler Berlin  . Jeder Maler befommt zwei Meter Platz und die Pläge werden verlost. Die Ausstellung hat keinen Präsidenten.

Die Staatliche Sunftbibliothef er öffnet Sonnabend im Lichthof des ehem. Kunstgewerbemuseums eine Ausstellung Fotomontage", auf der die besten Arbeiten deutscher   und ausländischer Künstler gezeigt werden. Arbeitslosen- Borstellung. Das Deutsche Theater veranstaltet Sonntag, nachmittags 3 Uhr, eine Sondervorstellung vom Haupt. mann von Stopenid" für die Arbeitslosen Berlins  . Die in dieser Au führung beschäftigten Mitglieder der Reinhardt- Bühnen haben sich zu diesem Zwed ohne jedes Honorar zur Verfügung gestellt.

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Endlich warmes Wetter.

Heute mittag 16 Grad Wärme.

Das falte und regnerische Wetter der Vortage ist nun endlich durch warmes und fonniges Frühlingswetter abgelöst worden. Während gestern als Höchsttemperatur nur 8 Grad Wärme gemessen wurden, zeigte das Thermometer heute mittag 16 Grad Wärme an. In den Nachmittagsstunden stieg die Quecksilbersäule noch ganz erheblich. Ob der zur Zeit herrschende Witterungschar after cllerdings von längerer Dauer sein wird, das können auch die Wetterkundigen nicht mit Bestimmtheit verraten, denn der April ist ein zu unbeständiger Geselle. Für Freitag wird zunächst noch warmes und meist heiteres Wetter vorausgesagt.

Gegenwärtig steht fast das ganze Reich unter dem Einfluß hohen Druces, was auch in dem starten Steigen des Baro­meters zum Ausdrud gekommen ist. Das Tief, das gestern mit feinem Rern über der ehemals deutschen   Provinz Westpreußen   lag, ist nach Südstandinavien abgewandert. Gleichzeitig fällt der Luft­drud über England und Westfrankreich, es ist aber kaum anzu­nehmen, daß unser Gebiet dadurch wesentlich beeinflußt wird. Da= gegen ist bei südlichen Winden mit einer weiteren Aufwärtskurve der Wärme zu rechnen.

ſchade, daß beide Gedichte weder von Grillparzer noch von Stadtverordnete gegen Bewag- Geschäft

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Grimm stammen, sondern von man behakenkreuzige sich! von zwei jüdischen Dichtern. Das erstere von dem Wiener  Literaten Karl Kraus  , der noch lebt, und das zweite ist fast mörtlich von Heinrich Heines Gedicht Deutschland  " ab­geschrieben. Der hatenkreuzgläubige Thebaner im Hitler  - Blatt hat sich vor teutscher Begeisterung nicht fassen tönnen, als er diesen Grubenhund bellen hörte. Wir gratulieren!

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Babylon   im Licht der Ausgrabung

Neue Berhandlungen verlangt.

Heute vormittag tagte im Rathaus der von der Stadt­verordnetenversammlung zur Nachprüfung des Preag Projektes eingesetzte Ausschuß.

In der Sizung machten Stadtkämmerer Asch und die beiden Bürgermeister Lange und Dr. Eisas eingehende Ausführungen über das vorliegende Angebot und die Finanzlage der Stadt. Es wurde besonders auch auf das Gutachten des Geheimen Baurates Blod über den Wert der Städtischen Elektrizitätswerte hingewiesen. Wir haben bereits mitgeteilt, daß der Sachverständige zu der Ansicht kommt, daß die bisherigen Vorschläge des unter Führung der Preußischen Staatsbant und der Reichstredit- A.- G. stehenden Kon­

betrieben; ihnen verbantt bas Berliner   Museum die Möglich. Ob Mann oder Frau­

Die Deutsche Orient Gesellschaft versendet foeben Mitteilungen". Bekanntlich hat die DOG." außer vielen anderen an ihre Mitglieder mit dem 33. Jahresbericht das 69. Heft ihrer archäologischen Unternehmungen auch die Ausgrabungen in Babylon  betrieben; ihnen verdankt das Berliner   Museum die Möglich­feit, von den Brachtbauten des Königs Nebukadnezar   so eindrucks­volle Proben in den neueröffneten Räumen aus den Originalziegeln aufzubauen. Zwischen diesen die Prozessionsstraße des Gottes Marduk begleitenden löwengeschmückten Festungsmauern ist zu Nebukadnezars Zeiten der Prophet Daniel gewandelt, hat später der Führend in der Bewegung der Neuen Musit", solange Be- Bersertönig Kyros   und an der Spize seines Griechenheeres wegung darin war, zugleich tonangebend auf dem Gebiet der Ar­Alexander der Große seinen fiegreichen Einzug durch das Ischtar­beitermufit, als Musiker attiv in allen fünstlerischen Fragen des Tor gehalten. Und in unmittelbarer Nachbarschaft ragten die Arbeiterchors: so ist Heinz Thiessen einer von den seltenen Künstlern stolzen Königspaläste, von denen Nebukadnezar   rühmt, er habe ihr unserer Zeit, für die und in deren Werk Fortschritt der Kunst nicht Fundament an der Brust der Unterwelt fest gegründet und sie aus ohne sozialen Fortschritt zu denken wäre. Diese Harmonie der Asphalt und Backsteinen hoch aufgeführt bergegleich". Hier war der ästhetischen und der politischen Links- Orientierung wird auf glüd. Schauplatz von Belsazars Königsmahl". Hier erschien die Flammen­lichste Art fruchtbar in dem auch äußerlich wirkungsvollen Vorschrift an der Wand. Aber es bedarf wahrhaftig nicht solcher ge­ipiel zu einem Revolutionsdrama", das den Abschluß schichtlichen und sagenhaften Erinnerungen, um auch dem heutigen der gestrigen Beranstaltung bildete. Borher hörte man die schöne, Menschen Bewunderung abzunötigen vor der Wucht und einfachen in ihrer Grundstimmung eindringlich konzentrierte Elegie Ophe Größe diefer Kunst. Die Südburg" allein bedeckte mit ihren um lias Tod" aus der Hamlet- Mufit, geschrieben für Reinhardts fünf große Höfe angeordneten Wohnungen, Sälen, Kanzleien und Hamlet- Inszenierung im Großen Schauspielhaus, als dieses noch Schaghäusern einen von Mauern und Türmen umwehrten Raum Stätte einer fünstlerischen Zukunft war, und ein Andante für von 48 000 Quadratmetern. In dem fürzlich( bei J. C. Hinrichs Streichquintett, ein gehaltvolles Stück Kammermusit, übertragen in Leipzig  ) erschienenen Band 53 der Wissenschaftlichen Veröffent­in die weiteren Klangverhältnisse des Streichorchesters. Als Dirt lichungen der DOG." hat der Altmeister Koldewen selbst die Süd­gent war der Komponist am Pult seinen Werken ein werbender burg geschildert und die vielgestaltige Zweckbestimmung ihrer ein­Interpret. zelnen Teile durch Wort und Bild verlebendigt.

Hebräisches Proletariertheater.

K. P.

Im Herbst wird das Hebräische dramatische Theater Dhel" in Berlin   gastieren. Sein Leiter und Regisseur Mosche Halevi, der sich augenblicklich zur Vorbereitung der europäi­ schen   Tournee in Berlin   aufhält, machte bei einem Empfang der Bresse   mit den künstlerischen Zielen und dem organisatorischen Auf­bau seiner Bühne bekannt.

Der Dhel"( Zelt), unterstellt der jüdischen Arbeiterorganisation Palästinas, ist ein im wahren Sinne des Wortes follektivistisches und idielles Unternehmen. Halevi, der seine künstlerische Ause bildung bei Stanislawski   in Moskau   und bei der Habima  " genoß, tam vor sechs Jahren nach Palästina und stellte sein Ensemble aus werftätigen jüdischen Proletariern, die er auf ihre schauspielerischen Fähigkeiten hin prüfte, zusammen. Zwei Jahre dienten der Schulung.

Die Mitglieder des Theaters verrichten auch heute noch neben ihrer Betätigung auf der Bühne manuelle Arbeit, die ihnen den Lebensunterhalt schafft, denn Gagen sind in dieser Theatergemein­schaft unbekannt, nur die Mahlzeiten erhalten die Künstler während ihrer Reisen durch die palästinensische Provinz aus einer Gemein­schaftsfüche. Die Ueberschüsse werden in das Theater investiert. Der Dhel" wird außerdem von der gesamten Jugend Palästinas unterſtüßt. Jeder Jugendliche zahlt einen Schilling Monatsbeitrag, um die Existenz der Bühne zu sichern.

Das Theater will sowohl die Jdeale der Arbeiterbewegung als auch des Zionismus zum Ausdrud bringen. Die Stoffe werden aus dem Alten Testament   gewählt, andererseits stehen auch Werte euro­päischer und amerikanischer Autoren auf dem Repertoire. In stili­stischer Beziehung scheint es sich beim Ohel" um ein Theater start bildhaft wirkender Ausbrudskunst zu handeln. ―ti

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Die Entwicklung der Deutschen Bücherei. Ueber das Fort­schreiten der Deutschen Bücherei in Leipzig   im Jahre 1930 werden im Buchhändler- Börsenblatt" zahlenmäßige Angaben gemacht. Die Zahl der Bände ist auf fast eine million angewachsen. Die Zahl der eingehenden periodischen Schriften beläuft sich auf 34 903, von denen 27 622 reine Zeitschriften und 7281 Gerienwerte find.

jeber, der an der Besserung der politischen und sozialen Verhältnisse mathelfen will, muß sich über die Geschehnisse des Lebens täglich unterrichten. Das geschieht am zuverlässigsten durch die sozial­demokratische Tagespresse, die zu allen Ereignissen im Sinne der sozialdemokratischen Weltanschauung Stellung nimmt. In Berlin  bietet der Borwärts" in seiner Morgen- und feiner Spätausgabe ( Der Abend") allen seinen Lesern eine umfassende Uebersicht über die politischen, wirtschaftlichen und gewerkschaft. Itchen Vorgänge und informiert gleichzeitig über alle Dinge aus dem kulturellen und lokalen Leben unserer Stadt.

daher nicht vergessen, auch für den Borwärts", das Zentralorgan Wer für die Partei der Arbeit werben will, darf daher nicht vergessen, auch für den Borwärts", das Zentralorgan der Sozialdemokratie, neue Leser zu gewinnen. In der Presse liegt ein gut Teil organisatorischer Kraft der Arbeiterbewegung. Stärkt ihren Einfluß durch Ausfüllung und Einsendung des umstehenden Bestellscheins.

sortiums dem wirklichen Wert der Anlagen nicht gerecht werden. In der Ausschußßigung brachten die einzelnen Fraktionen, für die Sozialdemokraten sprachen die Stadtverordneten Flatau und Bublib, ihre Bedenken gegen das vorliegende Projekt vor. Die Sigung, an der zeitweise auch der Oberbürgermeister teilge= nommen hatte, wurde dann auf Montag vertagt, damit die Stadt­verordneten dann das Ergebnis der neuen Verhandlungen prüfen fönnen.

Ein unwillkommener

Eindringling

Eine Wollhandkrabbe", wie sie plößlich zu Tausenden in der Elbe   und ihren Nebenflüssen auftaucht. Das Tier, das von einem Ostasien  = dampfer eingeschleppt zu sein scheint, vermehrt sich mit ungeheurer Geschwindigkeit und ver= drängt alle Fifche in dem von ihm rerseuchten Gebiet.