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Die Wahl von Stuttgart .

Nationalsozialistische Enttäuschung.

Aus Stuttgart wird uns zu dem Ausgang der Ober bürgermeistermahl, die gegen die Nationalsozialisten und die Kommunisten zugunsten des bisherigen Oberbürgermeisters Dr. Lautenschläger ausfiel, unter anderem geschrieben:

In Württemberg werden die Stadtoberhäupter auf Grund des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts bestellt. Die Ober­bürgermeistermahl in Stuttgart , der einzigen Großstadt des Landes, war daher ein Barometer für den Grad des Verständnisses der Wählerschaft für politische Notwendigkeiten. Es darf erfreulicher­weise festgestellt merden, daß diese Wahl, die sozusagen zu einem Entscheidungstampf zwischen verantwortungsbewußter Sachlichkeit und unverantwortlicher Demagogie murde, zugunsten der Sachlichkeit entschieden worden ist und zwar in einem geradezu achtunggebietenden Maße. Wenn zu einem Zeitpunkt, an dem man in Stuttgart 30 000 Arbeitslose zählt, die Kommu nisten, obwohl sie in der Person Torglers ihren zugfräftigsten Gaul aus dem Stall gezogen hatten, der den Wählern goldene Berge versprach, gegenüber dem Wahlergebnis vom 14. September 13 349 Stimmen einbüßten, so ist das ein glänzendes Zeugnis für die von der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften geleistete Erziehungs­und Aufklärungsarbeit.

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Aber auch die Nationalsozialisten, deren Berlust von 3444 Stimmen geringer ist mobei man berüdsichtigten muß, daß sie bei der letzten Reichstagswahl in Württemberg schon am schlech­testen von allen deutschen Wahlkreisen abgeschnitten hatten und dieses Ergebnis jetzt aufzubessern hofften, haben im Gegensaß hierzu eine empfindliche Schlappe erlitten. Sie wurden offiziell von der Volksrechtspartei und inoffiziell auch von einem großen Teil der Deutschnationalen unterstützt. Außerdem war ihr Kandidat ein Gemeindebeamter, der von vielen Beamten aus beruflicher Soli­darität gewählt worden ist. Und wie war für ihn agitiert worden! Wenn er einen jüdischen Reklamechef engagiert hätte, so würde der Apparat faum besser funktioniert haben. Sein Bild mit der Unter­schrift Der neue Oberbürgermeister" hatte schon tage­lang an allen Anschlagfäulen geprangt und war uni des schnö= den Mammons willen selbst von den beiden pseudodemokra­tischen Inseratenplantagen, dem Stuttgarter Neuen Tagblatt " und der Württemberger Zeitung", den Wählern zu Gemüte geführt worden. Und nun dieser Reinfall, obwohl Lautenschläger von An­fang an jede persönliche Agitation grundsäglich abgelehnt hatte und die für ihn eintretenden Parteien sich unter Berzicht auf die Abhal­tung öffentlicher Versammlungen lediglich auf die Abgabe von Er­flärungen durch die Presse beschränkt haben.

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Unter Berücksichtigung aller dieser Umstände wird man den Ausfall der Stuttgarter Oberbürgermeisterwahl als ein hocher= freuliches Zeichen für den beginnenden politischen Gesundungprozeß begrüßen dürfen.

Das nennen fie Erfolg"!

se

Der nationalsozialistische Angriff" berichtet über die Stutt garter Wahl und den Lippeschen Bolfsentscheid unter der Ueber­schrift: Bahlerfolge in Stuttgart und Lippe. Der ..Erfolg" sicht so aus: In Lippe haben die den Bolfsentscheid be­treibenden Parteien 35 032 Stimmen erzielt gegenüber 46 000 bei der Septemberwahl, die Stimmenzahl beim Bolfsentscheid ist noch unter die Zahl der Einzeichnungen zum Boltsbegehren gesunken; in Stuttgart haben die Hakenkreuzler rund 3500 Stimmen gegenüber der Reichstagswahl eingebüßt. Das ist das Gegenteil eines Erfolges! Der Angriff" behauptet zum Fall Lippe:

Die den Boltsentscheid betreibenden Parteien, an der Spize die NSDAP., tonnien ihre Stimmenzohl gegen über der Reichstagsmahl bedeutend steigern frog wüstem Terror der Linfen ."

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un Hitlers Vormarsch.

Bormarsch bod

DIKTATUR

ZYX

HITLER

14. SEPTEMBER 1930

Wie seit dem 14. September 1930 die National­fozialistische Partei ihrem Ziel ständig näher fommt!

Hafenkreuz- Ehrentafel.

Aus dem Vorleben führender GA- Leute.

burg a. d. Havel ist Herr Wilhelm Nilges( Brandenburg a. d. Einer der führenden Leute der hitlertreuen SA. in Branden| 12. 7. 1921 Havel , Lindenstraße 15). Uns interessiert weniger die besondere 30. 6. 1922 Rolle, die Nilges bei der Stennes- Revolte gespielt hat, als pielmehr die wahrscheinlichen Motive für seine entschiedene Haltung zu 11. 11. 1929 Hitler und zu Goebbels ", Den Schlüffel für die beispielloje Hitler treue des Herrn Nilges gibt dessen Borleben; Nilges hat bisher folgende Strafen erhalten:

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vom Schöffengericht Staßfurt fünf Monate Gefäng nis wegen schweren Diebstahls in 3 Fällen; vom Schöffengericht Bernburg zwei Wochen Gefäng= nis wegen Begünstigung;

vom Schöffengericht Staßfurt zwei Wochen Gefäng nis wegen Diebstahls.

17. 9. 1913 vom Landgericht Magdeburg einen Verweis wegen sozialisten in letzter Zeit den Wanderredner Körner als besonders Im Lande Medlenburg- Strelig stellten die National­

Diebstahls;

910

Mecklenburg . Als Beamter einer republikanischen Staats­behörde eignete er sich nach Ansicht der Nazis sicherlich zur Pros pagierung des Dritten Reichs" besonders gut.

5. 10. 1914 vom Schöffengericht Brandenburg eine Woche Geoberfefretär an der Landesversicherungsanstalt 5. 10. 1914 vom Schöffengericht Brandenburg eine Woche Geaugträftiges Paradepferd heraus. Körner ist Regierungs. fängnis wegen Diebstahls; and vom Schöffengericht Brandenburg einen Monat Ge= fängnis megen Diebstahls;, vom Schöffengericht Brandenburg zwei Monate e fängnis megen Diebstahls; vom Landgericht Magdeburg sechs Monate Gefäng nis megan schweren Diebstahls;

14. 12. 1914

5. 8. 1915

8. 12. 1915

Es fehlen ihnen an der Stimmenzahl der Reichstagsmahl 11 000 28. 3. 1916

Stimmen

das nennen sie Steigerung!

Inflationspolitik in Rußland.

3n einem Jahr flieg der Geldumlauf um 45 Prozent.

Im Jahre 1930 ist der Geldumlauf der Sowjetunion von 2860,9 millionen Rubel am 1. Januar 1930 auf 4355,2 Millionen Rubel am 1. Januar d. 3. gestiegen, was eine Zunahme um 1194,3 Millionen Rubel oder rund 45 Prozent bedeutet.

pon der Straffammer Brandenburg unter Einrechnung

der vorstehenden Strafe ein Jahr nier Monate Ge= fängnis megen wiederholten einfachen und schweren Diebstahls;

14. 5. 1918 von der Straffammer Brandenburg ein Jahr sechs Monate Gefängnis megen schweren Dieb. stahls und Bedrohung;

12. 12. 1919 vom Landgericht III Berlin ein Jahr Gefängnis megen schweren Diebstahls im strafper schärfenden Rüdfall;

3. 4. 1925 nom Schöffengericht Brandenburg zwei Jahre Ge fängnis und fünf Jahre Ehrverlust wegen Diebstahls im Rüdfall;

Nach dem Ausweis vom 1. März 1931 stellt sich der Umlauf von Staatsgeld auf 2308,2 millionen Rubel. Da der Tschermonznotenumlauf fich zum 1. März auf 2107,7 Millionen 18. 8. 1925 vom Schöffengericht Wesermünde- Geestemünde ein Jahr

Rubel stellte, so betrug der gesamte Geldumlauf a m 1. März 4415,9 millionen Rubel. Am 1. Januar d. J. betrug demgegenüber der Geldumlauf der Sowjetunion 4355,2 Millionen Rubel, so daß also in den Monaten Januar/ Februar eine Emission in Höhe von 60,7 Millionen Rubel erfolgt ist. Im März ist eine weitere Zunahme des Geldumlaufes eingetreten, 16. 4. 1925 indem der Tscherwonznotenumlauf von 2107,7 Millionen Rubel am am 1. März auf 2193,8 Millionen am 1. April, das heißt um 7. 8. 1925 86,1 Millionen Rubel gestiegen ist.

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Da Körner vim Ländchen Strelik die Kanone der Razis war, groß angefündigt. So hatten seine Freunde auch in Dahlen bei wurden alle Bersainmlungen, in der Bg. Körner" fprechen follte, Friedland für ihn die Reklametrommel gerührt. Die Kanone

Störner aber blieb aus und die Nazis mußten die Bersammlungs­Rede gegen Republik , Marrismus und Korruption konnte er diesmal besucher nach Hause schicken. Der Naziredner war verhindert. Seine nicht nom Stapel lassen.

Warum Körner in der Versammlung in Dahlen nicht sprechen fonnte, wurde bald darauf bekannt. Körner war wegen beiträgen aus seinem Amt entlassen und der Unterschlagung von 3000 mart Versicherungs­Staatsanwalt mußte ermitteln.

Der rauhe Kämpfer" Körner dürfte vorläufig ausgefämpft haben. Er liefert durch seine Handlungsweise einen neuen Beweis dafür, daß die Nazis am wenigsten dazu berufen sind, für Sauber­keit und Ehrlichkeit in Wirtschaft und Politik einzutreten.

Ein Schimpfbold verurteilt.

Zuchthaus megen Diebstahls im Rüd­fall; die beiden letzteren Strafen wurden zu einer Gesamtstrafe von drei Jahren 3uchthaus und fünf Jahren Ehr verlust zusammengezogen. Der Ehre Ein Monat Gefängnis für einen schlesischen SA. Führer. verlust läuft bis 27. Februar 1933. vom Amtsgericht Brandenburg neun Monate Ge= fängnis wegen Diebstahls im Rüdfall; pom Amtsgericht Bremen vier Monate Gefängnis wegen Diebstahls im Rückfall;

nis wegen Betruges;

Görlig, 27. April.

Bor dem Erweiterten Schöffengericht Görlig hatte sich heute der frühere Gauführer Schlesiens der SA. , Kremser Breslau, megen Bergehens gegen das Republitschutzgesetz zu verantworten.

Im Jahre 1931 ergab sich also bisher eine weitere Steigerung 31. 7. 1925 von der Straffammer Köln neun Monate GefängKremser hatte in einer Versammlung in Mustau die republikanische des Geldumlaufs um mindestens 147 Millionen Rubel. Das Tempo der Inflation hat sich verlangsamt; die Inflationspolitit 13. 7. 1928 vom Schöffengericht Brandenburg acht Monate Ge macht aber weitere Fortschritte.

Papst gegen Faschistenterror. Scharfes Schreiben- der Kampf um die Jugend.

Rom , 27. April. ( Eigenbericht.)

Zuf die jüngste Mailänder Rede des Generalsekretärs der faschistischen Partei hat der Papst am Montag in einem Schreiben an den Kardinalerzbischof von Mailand geantwortet, dessen Wort­laut noch weit schärfer ist als die lehte Papftrede. Die Angriffe des Generalsekretärs auf die katholische Bolkspartei und deren soziale und erzieherische Bestrebungen werden entschieden zurückgewiesen. Gleichzeitig spricht der Papst von den Gefühlen des Haffes, in denen die Jugend vom Jafchismus erzogen werde. Es wird als wahnsinn und als eine wahre Ungeschicklichkeit hingestellt, wenn die geforderte Totalität der faschistischen Herrschaft auch das seelische Leben jedes einzelnen umfaffen wolle.

Defider Zador gestorben.

Desider Zador, der hochverdiente Baß- Bariton der Städti­schen Oper, ist nach längerem Leiden einer schweren Krankheit erlegen. Der Künstler hat seinerzeit der Komischen Oper angehört und fam nach mehrjährigem Wirken in Dresden und Budapest . an das Deutsche Opernhaus in Charlottenburg , von dem er an die Städtische Oper übernommen wurde. Zador war ein Sänger von vielseitiger Verwendbarkeit und von höchster tünstlerischer Zuver­lässigkeit. Seine Glanzrolle, in der er internationale Berühmtheit erlangt hat, war der Alberich in Wagners Nibelungen.

fängnis wegen versuchten und vollendeten Dieb stahls im strafperschärfenden Rüdfall Herr Nilges ist noch immer S2. Führer der Hitler - Partei in Brandenburg a. d. Havel !

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Ein anderer hitlertreuer SA. - Führer ist Herr Heinrich Rehr­mann in Bernau bei Berlin( Berliner Straße 161); er tommandiert die Standarte VI der NSDAP. in Bernau , den Sturm 36 und den Trupp Bernau . Aus seiner Vergangenheit ist folgendes von Interesse: Rehrmann wurde bestraft am 14. 11. 1912 von der Straffammer Elberfeld zwei Monate Ge fängnis wegen Diebstahls in zwei Fällen: 5. 10. 1921 vom Schöffengericht Berlin- Tempelhof ein Jahr und eine Woche Gefängnis und fünf Jahre Ehr verlust wegen Diebstahls im Rüdfall; 8. 11. 1922 vom Schöffengericht Schwerin zwei Jahre Zuchthaus wegen schweren Diebstahls im Rüdfall.

Adjutant und Kassenführer der Schuh staffel München ist Herr Georg Aumeier( München , Sebastianplay 8). An ihm intereffiert uns, daß er folgende Strafen erhalten hat: 31. 3. 1921 nom Boltsgericht Amberg drei Monate Gefängnis megen schweren Diebstahls; 17. 6. 1921 vom Schöffengericht Amberg unter Einbeziehung der vorstehenden Strafe drei Monate 14 Tage Gefäng nis megen Diebstahls.

Adjutant des Gausturms Staßfurt ist Herr Karl Reichmann( Staßfurt , Wilhelmstraße 1). Aus seinem Borleben ift für uns wichtig, daß er folgende Strafen erhalten hat:

Staatsform perächtlich zu machen versucht und Minister beleidigt. Der Angeklagte mill feine Ausführungen nicht auf die Staatsform, sondern auf die Parteien gemünzt haben. Der Staatsanwalt hatte drei Monate Gefängnis beantragt. Das Gericht verurteilte Kremfer wegen Bergehens gegen das Republikschutzgesetz zu einem Monat Gefängnis.

Landfriedensbruchprozeß in Stuttgart .

Stuttgart , 27. April. ( Eigenbericht.)

Das Erweiterte Schöffengericht Stuttgart sprach in einem Landfriedensbruchprozeß von 11 fommunistischen Ange­flagten acht frei und verurteilte drei zu Gefängnisstrafen pon je drei Monaten. Die Angeklagten hatten am 9. De­3ember 1930 in Ludwigsburg einen Zusammenstoß mit National­sozialisten.

Die als Zeugen auftretenden Nationalsozialisten mur­den, obwohl auch sie bei den nächtlichen Zusammenstößen provoziert hatten, vom Gericht, insbesondere aber pont Statasanwalt, äußerst höflich behandelt. Was die an der Schlägerei beteiligten Nazis gegen die Kommunisten aussagten, mar für den Staatsanwalt maß­gebend, während man die Beweisanträge des Verteidigers der An­geflagten mit frostiger Kälte entgegennahm. Ben man schon wegen der politischen Schlägerei überhaupt Anflage erhob, dann hätten unter allen Umständen auch die Nationalsozialisten auf die Antiage­durch ihre Aeußerungen einen Zusammenstoß geradezu herauf­bank gehört; denn sie haben in jener Dezembernacht in einem Fall beschworen.

Der 1. Mai in der Spanischen Botschaft. Nach einer Mitteilung der Spanischen Botschaft in Berlin wird der spanische Geschäftsträger am 1. Mai, der von der spanischen Republik zum Feiertag erflärt wurde, zwischen 5 und 7 Uhr die Mitglieder der spanischen Kolonie im Botschaftsgebäude empfangen.