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Großstadtmenschen am Morgen Falsche Erziehungsmethode.

Es ist früh am Morgen. Hell scheint die

weiten Fenster des Raums, in dem ich zusammen mit noch etwa vierzig Menschen mich befinde. Es ist ein langgestreďter Raum, der in der Zweckmäßigkeit seiner Einfachheit einen angenehmen Eindruck macht und daher eigentlich erheiternd auf die Stimmung der Leute wirken müßte. Ihr Verhalten aber ist ganz sonderbar, ganz auffällig; wenigstens mir fällt es auf. Die andern empfinden wahrscheinlich gar nicht dieses aller Gewohnheit und Regel wider­sprechende Verhalten.

Wenn vierzig Menschen auch nur ganz furze Zeit zusammen sind, dann ergibt sich von selbst eine gewisse Gemeinschaft, und es pflegt recht lebhaft herzugehen. Hier aber spricht feiner ein Wort, feiner fieht hinaus auf das abwechslungsreiche Bild der Landschaft; manche lesen, die meisten aber bliden starr vor sich hin, nachdenklich und traurig, und besonders einige junge Leute sehen noch ganz verschlafen aus. Bon Zeit zu Zeit wird die Tür geöffnet. Man sieht nicht nach den Neuangekommenen hin; sie treten ein, ohne ein Wort des Grußes, ohne den Hut abzunehmen, sehen sich, mo gerade Platz ist und fragen nicht erst den Nachbar, ob es gestattet sei. Warum auch? Der Nachbar merkt vielleicht gar nicht, daß sich jemand neben ihn seht. Denn das ist eben das Merkwürdige, was mir bei diesen Menschen hier am frühen Morgen auffällt, daß ein jeder so ganz in sich zurückgezogen ist, teilnahmslos und gleich gültig gegen seine Umgebung. Sie gleichen Blättern, die der Wind zufällig zusammengeweht hat und die er im nächsten Augenblick wieder zerstreut. Und so ist es. Plötzlich erhebt sich alles, drängt zur Tür und eilt hinaus.

Das ist ja ein merkwürdiges Erlebnis, höre ich den Leser sagen. Nun, es ist durchaus alltäglich. Ich erlebe dies jeden Morgen in der Stadtbahn.

Freiherr als Betrüger.

Was aus einem russischen Offizier geworden ist. Vor dem Sigungsfaal des Schöffengerichts Schöne berg drängen fich 303 eugen. Auf der Antlagebant sitt ein Herr von Blum, der sich Freiherr zu Holstein nennt und neben ihm zwei seiner Komplicen, gleichfalls vielfach vorbestraft, ein Kauf­mann Graf und ein ,, Journalist" Messer, die die kleinen Leute, die sich vor der Eingangstür zum Gerichtssaal drängen, um ihre Er­sparnisse gebracht haben.

Er war auf einem Gute in der Nähe von Moskau als Sohn eines russischen Generals geboren, schlug gleichfalls die Militärlauf­bahn ein, wurde im Weltkriege zum Oberleutnant befördert, nahm nach den Bolschewistenrevolutionen auf der Seite der Weißen am Bürgerkrieg teil, dann schloß er sich den deutschen Okkupations­truppen an. Herr von Blum beteiligte sich am Niederwerfen des Spartakusputsches, später am Schlesischen Grenzschutz und will noch in den letzten Jahren von den Kommunisten verfolgt worden sein. Während der vielen Kämpfe, die er mitgemacht hat, soll er das letztemal verwundet worden sein, sein rechter Arm ist verfrüppelt. Auf die schiefe Ebene tam Freiherr von Blum bereits im Jahre 1923. Sein Strafregister zeigt acht Borstrafen wegen Betruges. Das letzte Mal verließ er das Gefängnis im Jahre 1928, er ver­fudhte, wie er behauptet, sich durch redliche Arbeit durchzuschlagen, hat auch seinen neunjährigen Jungen die Mutter des unehelichen Kindes ist tot bei sich, war gerade dabei, sich mit der Tochter eines Etegliger Gastwirts zu verloben, als er angeblich von Kommunisten überfallen und schwer verlegt wurde. Nach Verlassen des Kranken­hauses hielt er sich die erste Zeit über Wasser, indem er bei den Wohlfahrtsämtern unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Unter­stüzungen erschwindelte, sodann nahm er wieder seine Betrügereien auf. Diesmal in Gemeinschaft mit dem Angeklagten Graf, den er im Gefängnis Tegel fennengelernt hatte. Herr von Blum bediente sich bei seinen Rautionsschwindeleien in der Regel immer derselben Methode; er gründete in verschiedenen Städten Scheinfirmen und warb durch Zeitungsinserate Angestellte. Im Februar 1930 sucht er Görlitz heim, mietet hier zwei Räume, stellt eine Sefre­tärin an und sucht durch Zeitungsinserate für sein Kreditbüro Kal fierer mit Rautionen in Höhe von 500 bis 1000 Mart. Drei Be­werber fallen auf den Schwindel hinein. Im September taucht Herr von Blum in Hannover auf. Diesmal heißt seine Firma Frei­herr von Blum zu Holstein, Diplomingenieur, An- und Verkauf von Grundstückshypotheken, Geschäfte auf eigene Rechnung, Import und Export. Diesen Aufdruck führen auch seine Geschäftspapiere. Er sucht Vertrauenspersonen und Büroboten für Dauerposten und erschwindelte zusammen mit Graf, der die Rolle des Bürovorſtehers

spielt, von neun Personen 3250 Mart.

Es folgen ähnliche Betrügereien in Breslau und in Ber­Iin. Immer wurden Firmen gegründet, stets fanden sich Leute,

Ein Vater wegen Kindesmißhandlung unter Anklage.

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Der kleine W. ist ein voreheliches Kind; durch die Ehe| beschäftigt war, erstattete Anzeige beim Jugendamt. Als der Knabe der Eltern wurde er legitimiert. Seine Entwicklung verlief dann ins Waisenhaus fam, meinte der Vater: ,, Gut, daß der Willi normal, nur eine schwere englische Krankheit hielt sein Wachs- wegkommt, dann brauche ich ihn nicht erst totzuschlagen." Und die tum zurück, er blieb klein und zart. Als er zur Schule fam, Mutter sagte: Ich bin zufrieden, daß ich das Aas los merde." begann seine Erziehung Schwierigkeiten zu machen.

Holte er für die Mutter ein, so vernaschte er die paar Groschen. Hin und wieder entwendete er auch Geringfügiges beim Kaufmann. Als einziges Kind fühlte er sich daheim einsam. Auf den Hof durfte er nur selten. So fam er auf dumme Gedanken: er riß die Tapete ab, zerkragte die neuen Betten mit einem Nagel, 3 ün­dete auf dem Fußboden der Küche ein Feuer an und goß Wasser darauf. Der Vater griff zum Rohrstod, es gab auch manchmal ein paar Ohrfeigen. Der Junge schrie, daß es überall zu hören war. Die Nachbarn muntelten von Kindesmißhandlung. Als Mutter und Bater sich gar nicht mehr zu helfen wußten, gingen sie zum Rektor. Dieser tröstete sie. Der Knabe sei ein zwar sehr lebhafter, aber sonst netter, gescheiter fleiner Kerl Es würde sich schon geben. Als einziges Kind brauche er einen guten Kameraden. Es läge fein Grund vor, ihn in die Klasse der schwer erziehbaren Kinder zu stecken. Der Arzt bezeichnete den Kleinen als Psycho­pathen. Die Mutter wiederholte ihre Besuche beim Reftor, im ganzen etwa achtmal. Züchtigte die Mutter zu Hause den Knaben, so trat er sie mit Füßen. Wurde das Kind geprügelt, so schrie es, was es nur schreien konnte. Die frante Mutter hatte bereits die Geduld verloren. Die Nachbarn wurden durch das viele Schreier bei den Züchtigungen des Kindes auffässig, sie zählten die Striemen am Körper des Jungen. Ein Mieter, der beim Wohlfahrtsamt

die mit ihren Rautionen hereinfielen. Herr von Blum hat unter Vorspiegelung falscher Tatsachen durch ein Gesuch an den Reichs­präsidenten v. Hindenburg eine geringe Summe erschwindelt. Er gibt sämtliche ihn belastenden Taten zu.

Das Gericht verurteilte den Angeklagten von Blum zu zwei­einhalb Jahren Gefängnis, den Angeklagten Graf zu anderthalb Jahren Zuchthaus und sprach den Angeklagten Messer frei.

Im Spiel Selbstmord begangen.

14jähriger Knabe erhängt sich am Fensterfreuz.

Leipzig , 27. April.

Eine Leipziger Familie ist von einem schweren Unglücksfall betroffen worden. Als die Angehörigen der Familie abends nach Hause kamen, wollte der 14jährige Sohn Erhängen vor. täuschen, indem er sich einen Strick um den Hals legte und fich am Fensterkreuz aufhängte. Als die Angehörigen in die Wohnung hineingekommen waren, hing er bereits als Leiche am Fenster. Wiederlebungsversuche waren ohne Erfolg.no

Dr. Dr. Lohmann operiert.

Der Pressechef der Stadt Berlin , Lantagsabgeord­nefer Genoffe Dr. Richard Lohmann, hat fidy gestern einer schwierigen Operation unterziehen müssen.

Es handelt sich um eine eitrige Entzündung des Blinddarmes, der entfernt werden mußte. Die Operation, die in der Klinik Dr. Borchardts vorgenommen wurde, gestaltete fich äußerst schwierig, weil der Krankheitsherd bereits start in Eiterung übergegangen war. Die Operation fann als geglüdt an gesehen werden. Der Patient ist auch fast ohrie Fieber. Trotzdem betrachten die Aerzte den Zustand des Kranten als außerordentlich ernst, weil eitrige Stoffe in die Bauchhöhle getreten sind. Wir wollen hoffen, daß es zu keiner Katastrophe kommt.

25 jähriges Jubiläum der Berthold- Otto- Schule.

Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte verant mortete sich jetzt der Vater, ein etwa 35jähriger Kraftwagenführer, wegen grausamer förperlicher Mißhandlung. Er schilderte, wie schwer es ihm geworden sei, mit dem Knaben fertig zu werden, welche Sorge er mit ihm gehabt und wie er Rektor und Lehrer vergeblich um Rat und Hilfe gebeten habe. Die Behauptungen. der Nachbarn bezeichnete er als Klatsch und Tratsch. Rektor und Lehrer bestätigten, wie schwer der Knabe zu behandeln gewesen sei. Von dem, was der Junge vorbrachte, schien manches übertrieben. Man hatte den Eindruck, daß der Vater den schwer erziehbaren fleinen Burschen zwar falsch angefaßt, daß er von seinem Züchtigungsrecht in einer übertriebenen, ja rohen Weise Gebrauch gemacht, aber stets das Wohl seines Kindes im Auge gehabt hatte. Das Gericht entsprach deshalb nicht dem Antrag des Staatsanwalts auf vier Monate Gefängnis wegen grausamer Mißhandlung, sondern sprach den Vater frei.

Bestimmt hat der Vater falsch gehandelt. Trotzdem hätte die Strafanzeige in diesem Falle lieber unterbleiben sollen. Das Jugendamt hätte richtiger getan, wenn es sich mit einer Einmischung im Interesse des Knaben begnügt und von einer Strafanzeige ab­gesehen hätte, und zwar im Interesse des Knaben selbst, der nun über Mutter und Vater von der Polizei und Untersuchungsrichter vornommen werden mußte.

sp dold and

Luftmord bei Bremervörde . Ermordung eines fechsjährigen Kindes. Bremervörde , 27. April.

Die sechsjährige Tochter des Gastwirts Bud in Hesedorf bei Bremervörde , die seit gestern früh vermißt wurde, fand man heute morgen auf dem väterlichen Grundstück hinter der Scheune mit durchschnittener Kehle. Alle Anzeichen deuten auf einen Luft­mord. Eine Schleiffpur läßt erkennen, daß die Leiche in der Nacht zum Montag vom Tatort zur Fundstelle geschafft worden sein muß. Die Ermittlungen sind im Gange.

Nehmt Rücksicht am 1. Mai! Auch viele Beamte möchten gerne mitfeiern.

Wir entnehmen der Zuschrift eines Genossen folgende be­achtliche Mahnung zum 1. Mai:

Bei verschiedenen Behörden kann der Betrieb am 1. Mai nicht ganz ftillgelegt werden. Doch auch bei den Beamten und Angestellten der Behörden find viele, die gern mitfeiern möchten. Leider find es aber oft gerade unsere Genoffen, die, weil sie am 1. Mai nicht ara beiten, diesen Tag benutzen, um die Rathäuser, Steuerbehörde, Kriegsfürsorge, Wohlfahrtsamt, Baupolizei usw. aufzusuchen. Be­fonders habe ich im vorigen Jahr sehen müssen, daß unsere Genossen, aber noch mehr KPD. - Leute, mit roten Nelken die Behörden mit Kleinigkeiten belästigten. Besonders haben unsere Gegner bei den Behörden darüber gelacht.

Ein Abteilungsleiter, den wir gebeten haben, am 1. Mai alle feiern zu lassen, fonnte uns am anderen Tage zeigen, daß der An­Sturm gerade am 1. Mai dreimal so groß war wie an gewöhnlichen Tagen."

Dieser Wunsch des parteigenössischen Beamten verdient weits gehende Berücksichtigung.

KAFFEE HAG

In diesen Tagen fonnte die Berthold Otto- Schule in Lichterfelde , Holbeinstr. 21, auf ein 25jähriges Bestehen zurück­blicken. Ende April 1906 hat ihr nun 72jähriger Begründer mit der ersten freien Gesamtunterrichtsstunde die Schule eröffnet, die durch bern anregend und wegweisend auch der Schulreformsbewegungen jetzt nur noch RM 1.62 das große Paket die 25 Jahre nicht nur ihre Daseinsberechtigung erwiesen hat, son­worden ist. Von Schülern der Schule wurde in ein­drucksvoller Weise Das Postamt" von Rabindranath Tagore gespielt.

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RM 0.81 das kleine Paket

RM 1.71 die Vakuumdose

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Sparsamkeit! Sparsamkelt! Heißt die Losung unserer Zeit, Doch entscheidend ist die Art, Wie und wo und was man spart. Heut' auch kann die Frau fürwahr Sparen, mit Gewinn sogar, Wenn sie...

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