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BERLIN Donnerstag 30. April

1931

Der Abend

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Nr. 201

B 101 48. Jahrgang

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Der Kampf um den Brotpreis

Beratung des sozialdemokratischen Fraktionsvorstandes

Der Vorstand der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion! erörterte am Donnerstag die politische Lage. Er nahm zunächst einen eingehenden Bericht über die Unterredung der Fraktionsvertreter mit dem Reichskanzler Dr. Brüning ent­

gegen.

Der brennende Zug

Zahl der Todesopfer in Kairo auf 61 gestiegen/ Viele Schwerverletzte

Kairo , 30. April.

Die Zahl der Toten bei dem Brande in dem Expres 3 ug Alexandria - Kairo ist inzwischen auf 61 ge­stiegen, die Zahl der Verletzten auf 41. Viele Per­jonen hiervon sind schwer verlett.

Im Vordergrund der Aussprache stand die Brot preis­erhöhung, die von der Regierung geplanten Maßnahmen zur Senkung der Brotpreise, sowie die außerdem beabsichtig­ten Zollerhöhungen für Hafer, Speck und Schmalz. Dabei wurden starte 3 weifel geäußert, ob die von der Regierung geplanten Maßnahmen zur Senkung des Brot­preises sich auch wirksam erweisen würden. Da die Regierung richtet, daß ein Wagen 3. Klasse in Brand ge= Ueber den Hergang der Brandkatastrophe wird be­durch das Zollermächtigungsgesetz vom 28. März verriet, während sich der Expreßzug in voller Fahrt befand. pflichtet ist, einer Steigerung der Brotpreise Da keine Möglichkeit bestand, den Lokomotivführer vom über den Stand im letzten Halbjahr hinaus vorzubeugen, Ausbruch des Brandes in Kenntnis zu setzen, breitete sich so muß verlangt werden, daß nicht nur weitere Brotpreis­steigerungen verhindert, sondern die auch in den letzten Wochen eingetretenen Erhöhungen der Brotpreise c= gängig gemacht werden. Wenn nicht in furzer Frist eine folche Auswirkung der Regierungsmaßnahmen auf den Brot­preis erzielt wird, so wird die sozialdemokratische Fraktion weitere Scritte unternehmen, um die Regierung zur Ausführung der gefeßlichen Verpflichtungen zu veranlassen.

Im übrigen äußerte der Vorstand starke Bedenken gegen einen etwaigen Versuch, durch eine einseitige Finanzpolitik notwendige soziale Einrichtungen und Leistungen einzuschränken. Eine endgültige Stellung zu dem Programm der Regierung kann erst erfolgen, wenn die Maß­nahmen des Kabinetts deutlicher erkennbar sind. Dann erst kann auch eine Entscheidung der sozialdemokratischen Reichs­tagsfraktion über die Notwendigkeit einer etwaigen Ein­berufung des Reichstags gefällt werden.

beralteten und normalerweise ausrangierten Wagen zusammengesetzt, die man wegen des Bairam­festes wieder in den Dienst gestellt hatte.

Das Wetter wird beffer.

Für Freitag faum noch Regen zu erwarten. Seit Donnerstag früh ist eine langsame, aber stetige Besse rung des Wetters zu beobachten. Gleichzeitig ist ein leichter Temperaturan stieg zu verzeichnen. Heute mittag zeigte das Thermometer 10 Grad Wärme an.

Die für 1. Feiertag der Arbeiter­

Achtung, Parteigenossen! mit dem Waffenaufmarsch im Luftgarten, lautet

Am 1. Mai Fahnen heraus!

schaft, einigermaßen günstig. Nach einer verhältnismäßig fühlen Nacht wird es tagsüber bei zeitweise heiterem Himmel wärmer als heute sein. Regenfälle dürften kaum noch zu erwarten sein.

Ueber ganz Mitteleuropa herrscht zur Zeit ein geringer Drud­unterschied. Hoher Drud ist über Süd- und Westeuropa , tiefer Luftdruck dagegen liegt über dem nördlichen Mitteleuropa bis hin­unter nach Bolen. Bei schwacher Luftbewegung wird das Wetter dadurch ruhiger und freundlicher.

Anschlag auf Arbeiterrechte.

Beseitigung des 1. Mai als Feiertag.

das Feuer, durch den Luftzug angefacht, mit rasender Geschwindigkeit aus. In dem brennenden Wagen spielten sich furchtbare Szenen ab. Viele Reisende suchten sich dadurch zu retten, daß sie aus dem Zuge sprangen. Sie blieben mit schweren Verlegungen auf den Schienen liegen. Erst nach geraumer Zeit bemerkte der Braunschweig , 30. April. ( Eigenbericht.) Lokomotivführer den Brand und brachte den Zug zum Kurz vor Toresschluß gelang es der reaktionären Halten. Die brennenden Wagen wurden sofort abgekup Mehrheit des Braunschweigischen Landtags, den 1. Mai pelt, um eine weitere Ausbreitung des Feuers zu ver- seines bisherigen Charakters als gesek. hindern. Die Opfer der Katastrophe, die eine der schwerlichen Feiertag zu entkleiden. Eine dahin­sten in der Geschichte des ägyptischen Eisenbahnwesens zielende Gesetzesvorlage wurde am Donnerstagnachmittag Eine sogenannte Chesbesprechung, das heißt eine Beist, sind ausschließlich ägyptische Ausflügler, die sich zur nach stürmischer Debatte, bei der sich die Nazis als ge sprechung der beteiligten Minister, hat nach offizieller Feier des Bairamfestes von Kairo nach Alexandria be- schworene Arbeiterfeinde zeigten, mit knapper Mehrheit Mitteilung gestern abend die Einigung über die noch strittigen geben wollten. Der Zug war aus zahlreichen angenommen. Das Gesetz wurde sofort verkündet. Buntte des Aktionsprogramms der Reichsregierung herbei­geführt.

Chefbesprechung" statt Kabinett.

Da lein Zweifel daran möglich ist, daß diese Einigung vom Kabinett gedeckt werden wird, ist vorläufig eine besondere Kabinettsfizung nicht einberufen worden. Möglicherweise wird heute noch durch Kommunique über diese Einigung nähere Mitteilung erfolgen.

Zollpolitik der Börse.

Steigende Haferpreise in Erwartung der Zoller höhung. Die Preisentwicklung auf der heutigen Produktenbörse Spiegelte genau die Absichten der Reichsregierung in der Agrarpolitik wider. Weil man eine Erhöhung der Haferzölle erwartet, gingen die Haferpreise start nach oben. Die angekündigte Zollfenkung für ein bestimmtes Weizenkontingent ließ die Weizenpreise etwas schwächer werden. Die Roggenpreise blieben aber stetig, womit unsere Vermutung gerecht­fertigt wird, daß die Brotverbilligungspläne der Reichsregierung nicht ausreichen.

Auf der Wertpapierbörse hatte die Unflarheit der Regierungs­politik Zurückhaltung auf der ganzen Linie zur Folge.

Franzen abgeblitzt.

Braunschweig , 30. April. ( Eigenbericht.) Mit einer Beschwerde beim Reichsgericht gegen die Verkürzung der Verbotsdauer des Bolksfreund" ist Franzen hineingefallen. Der Bierte Straffenat des Reichsgerichts teilte dem Verlag Rieke u. Co. als Beschluß mit: Die Beschwerde des Braunschweiger Staats­ministeriums wird als unbegründet kostenpflichtig verworfen." In der Begründung wird die Einschränkung der Berbotsdauer durch das Reichsinnenministerium ausdrücklich gebilligt,

Volfsentscheid in Lippe

Volksentscheid

Stimmen

Hugenberg

24000 20

wenig

Zwischen Lipp' und Kelchesrand Schwebt der dunklen Mächte Hand!

200 Erdbebenopfer.

Erste Nachrichten aus dem armenischen Katastrophengebiet. Moskau ( über Kowno ), 30. April. Im Laufe des Mittwoch sind die ersten amtlichen Nachrichten über das große Erdbeben in Arme­ nien eingetroffen. Nach den bisherigen Feststellungen haben über 700 Personen den Tod gefunden. 20 000 Menschen haben ihre Wohnstätten verloren. Ihre Lage wird dadurch besonders erschwert, daß starke Regen­güsse eingesetzt haben. Das Vollzugskomitee der Republik Georgien hat eine mit besonderen Vollmachten aus­gestattete Kommission im Flugzeug nach Nachitschewan entsandt, um Hilfsmaßnahmen für die Bevölkerung ein zuleiten. In Nachitschewan find 60 Säuser zerstört worden. In den Städten Gersu und Oschnubar fielen insgesamt 380 Häuser dem Erdbeben zum Opfer. Da im Erdbebengebiet großer Mangel an Lebensmitteln und besonders an Brot herrscht, wurden auf dem Bahnhof Tiflis 6000 Tonnen Getreide beschlagnahmt und nach dem Erdbebengebiet abtransportiert. In dem Erdbeben­gebiet spielten sich erschütternde Szenen ab. Auch der Rat der Volkskommissare der Sowjetunion hat eine Hilfs­aktion eingeleitet.

Nach ergänzenden sowjetrussischen Berichten aus dem kaukasischen Erdbebengebiet, sind die Zerstörungen, die in mehreren Gebieten zu gleicher Zeit angerichtet wurden, sehr groß. Das Erdbeben, dessen eigentlicher Herd in der Republit Nachitschewan liegt, wurde auch in Tiflis und in Eriwan verspürt und hat sich auf größere Gebiete von Armenien und Aferbeidschan erstreckt. In