Einzelbild herunterladen
 

± Mai.

Verschwunden wie im Dschungel. Die Geheimnisse der faschistischenOvra".

phantastischen Versprechungen und verzweifelten Abenteuer doch nicht gleich, ja überhaupt nicht zur Herrschast Aber sie erreichen es, daß diejenigen, die an ihnen irre werden, nur in geringem Maße wieder zur Sozialdemokratie zurückjinden. Die meisten legen sich schlafen oder, da der Lärm der Zeit das schwer macht, sie schließen sich anderen Abenteurern an, die mit derselben Sicherheit verkünden, daß siegleich zur Herrschast kommen werden", und die noch nicht so o bgsmißt sind wie die Kommunisten. Das sind zur Zeit die H t t l c r- L e u t e. Ihnen bereiten die Kommunisten den Weg. Es ist eine schwierige, keineswegs erfreuliche Zeit, in die der vierzigste Geburtstag derRheinischen Zeitung " fällt. Aber der große Begründer ihrer Vorgängerin stand zeitweise noch größeren Schwierigkeiten gegenüber. Er sah die Reaktion schrankenlos triumphieren und seine eigenen Genossen sich gegen ihn wenden: trotzdem verzagte er nie auch nur einen Augenblick. Diesmal hat sich die Sozialdemokratie als stark genug erwiesen, die Reaktion nicht allmächtig werden zu lassen und die Massen des Proletariats, namentlich sein« geschulten und organisierten Massen, sind ihr treu geblieben. Und der Begründer derNeuen Rheinischen Zeitung " hat selbst die Taktik entwickelt, die dem Proletariat in seinen Klasienkämpfen die größte Kraft verleiht, es am ehesten zum Siege führt. Auf Grund dieser Taktik hat dieRheinische Zeitung ' und die ganze Sozialdemokratie ihre Erfolge erzielt. Diese Taktik wird sie auch weiterhin von Triumph zu Triumph führen. Was dieNeue Rheinische Zeitung " begonnen, dieRheinische Zeitung " wird es vollenden.

Tödlich blamiert! Sie Wilhelmfiraße und der spanische Äotschasterposten in Berlin . Die spanische Regierung hat ihre ursprüngliche Absicht. das Agrement für den sozialistischen Schriftsteller A l v a r e z d e l L a y o in Berlin zu beantragen, offenbar a u f g e- gegeben. Wir meldeten bereits, daß der Außenminister Lerroux nunmehr den Professor Ämerico Castro als den künftigen Botschafter in Berlin bezeichnet hat. Die deutsche Reaktion hat wieder einmal gegenüber der Wilhelmstraße ihren Willen durchgesetzt. Das war ihr um so leichter, als die maßgeblichen Stellen, soweit sie nicht selbst reaktionär sind, schon oft Beweise ihres totalen Mangels an Mut geliefert haben. Del Vayo ist als Botschaftskandidat regelrechtgekillt" worden. Man hat sich in dem Organ der Möchtegern-Faschistin, in derDeutschen Allgemeinen Zei­tung". eine verleumderische Notiz gegen del Vayo bestellt, die ihn wahrheitswidrig beschuldigte, früher deutsch - feindliche Artikel geschrieben zu haben, und hat sodann unter Berufung auf diese angeblichen Bedenken in der angeblichen deutschen öffentlichen Meinung unterderhand in Madrid nahegelegt, eine andere Persönllichkeit für den Posten vor- zusckilagen. Eine typische Wilhelm st raßen-Jn- i r i g e, wie sie nicht kleinlicher und hinterhältiger unter Bülow und Holstein hätte gesponnen werden können. Das Resultat ist eine unverhohlene Miß st im- m u n g gegen Deutschland bei der spanischen Regie- rung, wie die Madrider Berichterstatter verschiedener bürger- ! icher Blätter übereinstimmend melden. Zn den zwei ersten Wochen der Existenz der spanischen Republik hatte die Reichs- regierung zwei Gelegenheiten, die Sympathien der neuen Machthaber, die die erdrückende Mehrheit des Volkes vertreten, zu gewinnen: einmal durch eine schnelle Aner- kennung der Republik unmittelbar nach Frankreich , zweitens durch die freudige Zustimmung zu der Entsendung emes der hervorragendsten Vorkämpfer des neuen Regimes als Bot- schasier nach Berlin . In beiden Fällen hat man es glänzend verstanden, die neuen Männer vor den Kopf zu st o ß e n. Die spanische Regierung hätte es nicht schwer gehobt, del Bavo durchzusetzen: hätte sie nämlich das Agrement für ihn doch nachgesucht, so hätte das Auswärtige Amt bestimmt nicht gewagt, es zu verweigern, zumal der Vorstoß der ..DAZ." bereits als Verleumdung hinlänglich entlarvt worden war. Aber sie hat aus verständlichen Gründen eq vorgezogen, ihre Beziehungen zu Deutschland nicht gleich mit einer Kraft- probe einzuleiten. Sie entsendet del Vayo als Botschafter nach Buenos Aires , also auf einen Posten, der für Spanien noch bedeutungsvoller ist als Berlin . Run kommt aber der schwere Schlag ins Kontor der deutschen Diplomatie. Von dem in Aussicht genommenen Professor A m e r i c o Castro, den man für ein politisch völlig unbeschriebenes Blatt hielt, stellt sich jetzt heraus, daß er. wie dasBerliner Tageblatt" in einem Telegramm aus Madrid enthüllt, früher der Begründer der spani - 'chen Liga gegen Deutschland gewesen ist. Man hat also den wirklichen Freuqd Deutschlands , del Vayo, kaltgemacht und dafür ausgerechnet den Mann eingetauscht, der während des Krieges an der Spitze jener Kreise stand, die für den Eintritt Spaniens in den Krieg gegen die Mittel- mächte gewirkt hat! Das ist höchst peinlich und bleibt es auch dann, wenn, wie versichert wird. Professor Castro, der zuletzt Gastvorlesungen an der Berliner Universität hielt, seine damaligen Ansichten über Deutschland revidiert haben sollte. Wie wir hören, ist man im Auswärtigen Amt über diese Enthüllung desBerliner Tageblates nicht wenig be- stürzt und erwägt sogar, so unangenehm es auch sein wird. eine neue inoffizielle Demarche in Madrid Die Blamage haben sich jedenfalls diese Herrschaften redlich verdient.

Gefängnis für Gchimpfbold. Tlaüonalsozialistischer AeichsstaaSabgeorVneter verurteilt. Görlitz . 30. April.(Eigenbericht.) Pur dem erweiterten Schöffengericht wurde heute gegen den schlesischen Gauführer der notionolsozialisti» schen Partei. Reichstagsabgeordneten Helmut Brückner aus Zobten, wegen Vergehens gegen da» Republikschutzgesetz verhandelt. Er hat am L September o. I. in einer Dersammlung in Glogau davon gesprochen, daß in Deutschland unter der heutigen Verfassung Landesverräter Minister und Zuchthäusler Reichspräsidenten werden können. Der Angeklagte, der die ihm zur Last gelegten Aeußsrungen bestritt, wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die AnklagebehSrd« hake drei Monate zwei Wochen Gefängnis beantragt.

Goebbels sollte am Sonntag die Wiener Nazis erfreuen. Di« Grenzstellen hoben aber Auweijung, rhu nicht in» Land zu lasten.

Seit Jahren sagt man der faschistischen Regierung nach, daß sie gelegentlich Menschen ganz aus der Zirkulation oerschwinden läßt. Meist handelt es sich um Arbeiter, die im Gefängnis ver- g e s s« n werden, vielfach gewiß auch um solche, wie die wegen des Malländer Attentats im April 1928 Derhaftelen, die man nicht herauszulassen wagt, weil sie gefoltert worden sind, und die deshalb nie wieder die Zreiheil erlangen. Die Familien der Opfer sind meist zu arm und zu verängstigt, um etwas Wirksames zu tun oder auch nur den Tatbestand bekannt- zugeben. Deshalb zirkulieren diese Fälle im Ausland nur als Gerücht«. Diesmal hat aber die politische Polizei in Italien es riskiert, einen Arzt, Dr. Giuseppe Germani aus Trieft, ohne Sang und Klang, ohne Nachricht an die Angehörigen, einfach b« i- feite zu schaffen, und hat dabei nicht beachtet, daß der Ver- schwundene seine Gattin im Ausland hat und auch wegen seiner an den Universitäten von Wien , Berlin und Paris gemachten Fach- studien einen weiten ausländischen Bekanntenkreis besitzt. Ger » mani hat den Krieg als Freiwilliger mitgemacht, ist verwundet und mehrfach dekoriert worden: da er aber Antifaschist war, gelang es ihm nicht, daspolitische Leumundszeugnis" zu erlangen, ohne das man an einem öffentlichen Krankenhaus nicht arbeiten kann. Er versuchte, sich im Ausland eine Existenz zu schaffen, was ihm aber nicht gelang. Aus rein wirtschaftlichen Gründen kehrte er also Anfang März nach Italien zurück, schrieb noch eine Karte an seine Angehörigen und ist seit dem 5. März verschollen. Man weiß nicht, ob er lebt oder tot ist Man weiß nur, daß er sich nicht in Freiheit befindet, denn sonst würde er den Seinen Nachricht geben. Von Rechts wegen könnte er dies natürlich auch aus dem Gefängnis tun. aber man verhindert ihn wohl daran, um die Frau zu oerleiten, sich über die Grenz« zu wagen. Was ist aus Dr. Germani geworden? Hier hat man«inen Fall, in dem das Verschwinden eines unbescholtenen, keines Verbrechens an- geklagten Bürgers b e w« i s b a r ist. Hier handelt es sich um k e i n bloßes Gerücht. Heraus mit der Wahrheit! Wenn die Re- gierung den Fall Germani nicht baldigst aufklärt, wird man berechtigt sein, jeden Menschen vor einer Reise nach Italien zu warnen. Im faschistischen Italien kann man verschwinden w i e im Dschungel. OaS rumänische Parlament aufgelöst. Bukarest , 30. April. In der Kammer verlas Ministerpräsident Jorga die Regie- rungserklärung. in der es zum Schluß heißt, daß die Regierung eine Zusammenarbeit mit dem gegenwärtigen Parlament ange- sichts ihre» Programms als unmöglich betrachte. Im An- schluß hieran verlas Jorga sin Dekret, wonach das Parlament aufgelöst und der Termin der Neuwahl für die Kammer auf den 1. Juni und für den Senat auf den 4. Juni festgesetzt wird. « Diese» Parlament war in zum erstenmal freier Wahl von den Völkern Rumäniens so zusammengesetzt wor-

den, daß die Bauernpartei das stärkste Gewicht hatte. Die Sozialisten hatten immerhin eine Fraktion, die in Betracht kam. Die brutalen und korrupten Parteien der Liberalen und Averescus waren in der Minderheit. Damit soll jetzt aufgeräumt werden. Wo pilsudski herrscht. Lemberg , 30. April. Der vor einigen Togen hier zu sechs Monaten Gefängnis ver- urteilte ukrainische Abg. Liszczynski, dessen Erlebnisse im Kerker zu Brest-Litowsk vor Gericht nicht erörtert werden durften, wurde dom Gericht in Rowno zu zwei Iahren Gefängnis verurteilt, weil er angeblich in Wahlversammlungen gegen den polnischen Staat gehetzt haben soll. In Sosnowice(polnisches Kohlenrevier) wurde eine geheime koinmunistifche Druckerei aus- gehoben. Drei Personen wurden verhaftet, einigen anderen gelang es, unter Mrtnohrne verschiedener Flugzettel durch einen Sprung aus dem Fenster des ersten Stockwerks zu entfliehen. Die Reaktion organisiert sich- natürlich»national�. Madrid . 30. April.(Eigenbericht.) In Madrid ist eine neue Partei oder wenigstens eine parte!» ähnliche Organisation der Rechten gegründet worden, deren Hauptzweck Vorder ei tu ng der Wahl zur Nationaloersamm- lung ist. Die Gründer der Organisation, die sichNationale Aktion" nennt, nehmen für sich den TitelElemente der Ordnung" in An- spruch. Wie in Deutschland die Rechte Anspruch darauf erhebt, allein alsnational" zu gelten und alle innerpolitischcn Gegner zu Feinden der Nation stempeln möchte, so nimmt die spanische Rechte den Titel für sich in Anspruch, alleinige Hüterin der Ordnung zu sein. Alles, was links von ihr steht, wird al» Förderer der Unordnung im weitesten Sinne bezeichnet.

Die Eroberung von Madeira . Regierungstruppen ohne Widerstand gelandet. Lissabon . 30. April. Der M a r i n e m i n i st e r, der die Operationen der Regie- rungstruppen gegen Madeira leitet, teilt mit, daß die Regierung»- truppen, ohne auf Wide» st and zu stoßen und ohne die Hilfe der Kriegsschiffe in Anspruch nehmen zu müssen, auf Ma- deira gelandet sind und die im Operationsplan vorgesehenen Stellungen bezogen haben. Der Reichscal hielt am Donnerstag abend eine Vollsitzung ab. an der der Berliner Bürgermeister Dr. Scholtz zum letztenmal teil- nahm, da der Berliner Magistrat am Mittwoch den neuen Ober- bürgermeister Dr. Sahm zum Vertreter der Stadt Berlin im Reiche- rat gewählt hat. Der Reichsrat erledigte kleinere Borlagen. Ei« neues Enleignungs-Geseh. Dem Reichsrat sind einig« neue Barlagen der Reichsregierung zugegangen. Die wichtigste banxnter ist ein'Gesetz über die Entschädigungspslicht und den Rechtsweg bei Enteignungen auf dem Gebiet« des Städtebaues.