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Nr. 202 48. Jahrgang

4. Beilage des Vorwärts

Freitag, 1. Mai 1931

Parteigenossen! Heute, 1. Mai: Fahnen heraus!

Frau Hedwig, die Pfandleiherin

Wie sie Gläubiger und Verpfänder schädigte.

Vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte wat fürzlich eine Berhandlung angesetzt, die wieder einmal die Zustände beleuchten sollte, die in gewiffen Pfand­leihen zum Schaden der bedauernswerten Verpfänder herrschen.

Die Hauptangeflagte Frau Hauser hatte eine große Anzahl von kleinen Leuten, die in ihrer Not mitunter ihr Lettes ins Pfand haus brachten, sowie eine Reihe Geld- und Barengläubiger in der raffiniertesten Weise betrogen und geschädigt. Die Anflage gegen fie lautet auf Kontursvergehen in Lateinheit mit über mäßigem Aufwand, auf fortgesetzte Pfandunterschla. gung, Betrug und Urtundenfälschung. Neben ihr haben sich zu verantworten der Kaufmann Adolf Jacobs, der Vertreter Neumann und der Pfandhausinhaber 11 nger.

Im Mai 1927 starb der Inhaber der Pfandleihe in der Ludauer Straße Hauser. Seine Frau Hedwig führte das Geschäft weiter. April 1928 wurde von ihr der Konturs auf den Nachlaß angemeldet. In weniger als einem Jahre hatte sie die Pfandleihe in unglaub­licher Weise heruntergewirtschaftet. Den Passiven in Höhe von 136 000 Mart standen nur ganz geringe Attiva gegenüber. Die Bücher zeigten falsche Buchungen; seit Juli 1927 wurden überhaupt teine Bücher mehr geführt. Für die falschen Buchungen hatte Frau Hauser schnell eine Erklärung bei der Hand: Noch bei Lebzeiten ihres Mannes, so erklärte fie, feien ihr während eines Ohnmachtsanfalles auf der Straße 3000 Mart ge­stohlen worden. Um die fehlende Summe zu decken, hätte ihr ver­storbener Mann Pfandscheine auf erdichtete Namen und erdichtete Pfänder gebucht. Dieses famose Berfahren habe sie dann nach dem Tode ihres Mannes fortgesetzt, so daß die falschen Buchungen schließlich 1000 Mart 3insen monatlich ergeben haben. Ein nettes Sümmchen. Noch zu einer Zeit, als der Konkurs bereits vollkommen unausbleiblich war, verstand sie es, sich neue Geld- und Warenkredite zu verschaffen, indem sie den Gläubigern diese fingierten Pfandbuchungen vorlegte und sie in den Glauben versezte, die Zinsen seien so hoch, daß sie sowohl für die Verpflichtungen der Pfandleihe als auch für den Haushalt der Frau Hauser ausreichten.

-VO

Die 34jährige Witwe war im wahren Sinne des Wortes eine lustige Bitme trotz der Geldschwierigkeiten. Sie unternahm Wochenendfahrten per Flugzeug nach Amsterdam , ließ sich stundenlang im Auto herumfahren, ließ ihre Wohnung für 2000 Mart renovieren usw. Das Geld dazu verschaffte sie sich durch raffinierte Betrügereten. Sie nahm Schmucksachen und Belze in Kommission und versetzte sie in anderen Bfandleihen; fie verpfändete die bei ihr versetzten Pfänder bündelweise unter Vermittlung ihrer jezigen Mitangeklagten Neumann und Jacobs bei der Pfandleihe des Herrn Unger und verkaufte ihm hinterher die Pfandscheine Wahrhaftig eine tüchtige Pfandleiheinhaberin.

Die Berhandlung mußte schließlich vertagt werden. Herr Neu­mann erwies sich als verhandlungsunfähig und einer der Haupt­zeugen war nicht erschienen. Das ist bereits die dritte Ber­tagung: In der vorigen Berhandlung war Frau Hauser nicht verhandlungsfähig. Ein Gerichtsverfahren mit Hindernissen.

Französische Frauen an deutsche Frauen. Im Ausklang der Frauenwerbeveranstaltungen hatte die 101. Abteilung Treptow noch eine Frauenversammlung im Bittoriagarten" einberufen, die start besucht war.

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Unter Mitwirkung der musik und fangesfreudigen SAJ. ge­staltete sich der Abend zu einer Parteifeier, die sich den voraus gegangenen Werbeabenden würdig zur Seite stellen kann. Genossin Adele Schreiber Krieger berichtete über ihre Eindrücke in Frankreich , wo sie überall bei den Arbeitern und dem Klein­bürgertum, aber ebenso in gebildeten Schichten den Abscheu vor einem neuen Kriege feststellte. Tausende von Frauen und Frauenfomitees haben ihr die Grüße an die deutschen Mit schwestern aufgetragen in dem Bestreben, durch gemeinsames Wirken aller Mütter in allen Ländern einem neuen Kriege entgegen­zuwirken. Der Krieg habe dieselbe Wurzel wie das fapitalistische Wirtschaftssystem, und aus derselben Wurzel erwachse auch die Ver­hegung der Völker gegeneinander. Solange die furchtbare Kriegs­gefehr weiter bestehe, habe fein Staat das Recht, den werdenden Müttern das Recht am feimenden Leben zu bestreiten. Es sei besser, daß die Mutter den Keim schon töte, che ein verruchtes System erwachsene Söhne hinschlachte. Die Heiligkeit des Lebens der Mutter

und des Ungeborenen gilt höher als die Heiligkeit" des Krieges.

Der Internationale Frauentag stehe im 3eichen Parteinachrichten

der Völkerverständigung. Ein geeintes Europa nur werde imstande sein, die Frage der Wirtschaft und damit auch die Arbeits­losenfrage zu lösen. Die Sozialdemokratie hat sich Diesseitsziele und nicht Jenseitsziele gesteckt. Der marschierende Sozialismus ver­spreche den Menschen, daß sie ein Vaterland finden werden, in dem Friede und Freiheit wohnen werden. Die Frau gehöre in die vordersten Reihen der Kämpfenden; sie ist es, die überall die Parole voraustragen muß: Krieg dem Kriege! Genoffin Emma Ritsche vom Tertilarbeiter- Verband behandelte das gleiche Thema von der Aktivität der Frau vom wirtschaftlichen Standpunkt aus. In der Partei und in den Gewerkschaften müssen sich alle erwerbstätigen Frauen sammeln, damit sich die Stoßkraft der Partei verstärke. Auch die an das Haus gebundenen Frauen tönnen einen großen Teil mitwirken, indem sie ihre Kinder und Familienmitglieder an halten, sich in der Partei und in den Gewerkschaften zu organisieren. Eine Entschließung gegen Paragraph 218 wurde von der Versamm hung einstimmig angenommen. Der Film ,, Lohnbuchhalter Kremte" erschütterte in seiner realistischen Darstellung des Arbeitslosen­Schicksals. Die Versammlung schloß mit einem Hoch auf die Inter­nationale.

Bur 40-3ahrfeier des Arbeiter- Sängerbundes.

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Als Auftakt zu den Feierstunden des Arbeiter. fängerbundes finden in Berlin und den angeschlossenen Orten eine Reihe Werbefonzerte statt, die teilweise im Freien oder gegen geringen Untoftenbeitrag in größeren Sälen stattfinden, der Wer­bung für das Arbeiterlied bestimmt sind und durch die Bezirke ausgeführt werden. Am Sonntag, dem 3. Mai, fingen die Vereine des 1. und 2. Bezirks einzeln und im Massenchor im ,, Saal. bau Friedrichshain ", vormittags 11 Uhr. Rezitationen: Martha John. Der 9. Bezirt ebenfalls vormittags 11 Uhr im Orpheum", Hasenheide. Für den 7. Bezirk ist eine Veranstaltung um 11% Uhr im Titania Palast " in Steg­lit, Schloßstraße, vorgesehen. Hier fingen die Vereine des Be­zirtes in geschlossenen Chorgruppen im Männer und gemischten Chor. Der 6. Bezirk singt mit seinen Chören nachmittags 2 Uhr im Tanzring" im Boltspart Rehberge". Der 8. Be zirt singt im Maffen und Einzelchor seiner Vereine nachmittags 3 Uhr im Boltspart Neukölln" in der Hasenheide. Zwei Freiluftsingen veranstaltet der 12. Bezirt nachmittags 3 Uhr im Sportplay Plänterwald in Baumschulenweg , um 5 Uhr auf der Freiluftbühne im Boltspart Buhlheide. Der 3 Bezirk wird am Dienstag, dem 5. Mai, abends 8 Uhr, im Ron 3erthaus Lindner in Pantow, Breite Straße, ein Werbe­fonzert veranstalten. Ansprachen von Mitgliedern des Bundesvor­standes und der Gauleitung find in allen Veranstaltungen vor­gesehen. Die Arbeiterfänger bitten die Partei- und Gewerkschafts­genoffinnen und genoffen um regen Besuch der Veranstaltungen.

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Die nationalistischen Fensterstürmer.

Durch ständige Beobachtungen und Ermittlungen scheint es, daß die Politische Polizei des Polizeipräsidiums in nächster Zeit die Rädelsführer der nationalistischen Krawalle in der Leipziger Straße vom Oktober vorigen Jahres, bei der eine große Zahl von Fensterscheiben durch Steinwürfe zertrümmert wurden, dingfest machen wird. Ein Funktionär der NSDAP. , der 36jährige Georg Rietzewiti aus der Gleditschstraße, steht im Berdacht, die ganze Aktion geleitet zu haben. R. ist bereits mehr­fach vernommen worden, doch konnte er bisher nicht überführt werden. Es hat bereits eine Gegenüberstellung mit mehreren Beugen stattgefunden, die für den Beschuldigten ziemlich ungünstig verlaufen ist. R. ist vorläufig auf freiem Fuß belassen worden.

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Wetteraussichten für Berlin : Wolfig, zeitweise aufheiternd, wärmer, feine wesentlichen Niederschläge. Für Deutschland : In 7 West, Mittel- und Norddeutschland zunächst Erwärmung und zeit­weise abnehmende. Bewölkung, im Osten noch stärker bewölkt mit einzelnen Niederschlägen.

Aus der Partei.

Einsendungen für diese Rubrit find Berlin GB 68, Lindenstraße 3.

für Groß: Berlin

stets an das Bezirkssekretariat 2. Hof, 2 Treppen rechts, zu richten.

Beginn aller Veranstaltungen 19½ Uhr, sofern teine besondere Zeitangabe! Heute, Freitag, 1. mai:

2. Kreis. Eintrittskarten zur Maifeier müssen heute, 1. Mai, im Lokal end. gültig abgerechnet werden.

3. Kreis. Der geplante Umaug findet nicht statt. Bei Regenwetter Antreten 17 Uhr im großen Gaal ber Sochschulbrauerei.

4. Kreis. Ausstellung der Rinderfreunde vom 2. bis 5. Mai im Bezirksamt Danziger Str. 64. Geöffnet täglich 16 bis 20 Uhr. Eintritt frei. Rege Beteiligung erwünscht.

5. Kreis, Die Abteilungstaffierer redmen heute im Gaalbau die Billetts mit dem Kreistaffierer ab.

6. Kreis. Die Bezirksführer werden gebeten, die von den Bildungsobleuten . entnommenen Karten zur Maifeier heute restlos abzurechnen. 14. Kreis. 6. Kreis. 14 Uhr Neue Welt" Probe aller Sprechrollen.

108. und 108a. Abt. Die Mitglieder des Bildungsausschusses treffen sich bereits um 16% Uhr im Stadtheater zweds Vorbereitung zur Maifeier. 111.Abt. Sur Maidemonstration fahren die Parteigenossen mit dem Ruge 8.20 Uhr ab Grünau . Treffpunkt Röllnischer Park, Holzarbeiter- Ber­bandshaus. 120. Abt. Antreten mit Banner 84 Uhr Rüstriner Blak. 19 Uhr Berane ftaltung bei Tempel, Brinzenallee 45. Eintritt 50 Pf. Die Unterkaffierer werden gebeten, die Listen der arbeitslosen Genossen mizubringen. Morgen, Sonnabend, 2. Mai:

54. Abt. 20 Uhr Funktionärsißung bei Rafper, Guerideſtr. 1.

131. Abt. 20 Uhr große Funktionärzusammenkunft bei Klindt, Am Friedensplat

Sonntag, 3. mai:

95. Abt. 10% Uhr Besichtigung des Deutschen Arbeitsschußmuseums, Chare lottenburg, Frauenhoferstr. 11-12( Fahrt bis Rnie). 96. Abt. Besichtigung der Voltstüche Teupiger Straße. Treffpunkt 9% Uhr am Eingang.

Frauenveranstaltungen.

123a. Abt. Die Genoffinnen treffen fich bei gutem Wetter im Jägerheim" um

15 Uhr beim Rafféetochen.

124. Abt. Treffpunkt aur Demonstration um 7% Uhr Bahnhof Mahlsdorf .

Arbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde Groß- Berlin. Brenzlauer Berg. Connabend, 2. Mai, 16 Uhr, Eröffnung der Kinder

freunde- Ausstellung im Bezirksamt Brenzlauer Berg , Danziger Str. 64.

Reis Kreuzberg . Der Kreis trifft sich zum Maijugendtag um 13 Uhr not dem U- Bahnhof Seestraße.

Kreis Lichtenberg . Freitag, 1. Mai, Treffpunkt zur Feier in Raulsdorf, Gud , 9 Uhr Rote Ede( Schwarzer Adler). Abends beteiligen wir uns an ber Maifeier der Partei bei Schonert, Stralau. Sonntag, 3. Mai, Treffpunkt zum Maijugendtag: Gruppe Nord und Mitte 12% Uhr Rote Ecke( Schwarzer berg). Gruppe Mahlsdorf 12 Uhr Sönower Ecke Hellersdorfer Straße.

Atler). Gruppe Neu- Lichtenberg 12% Uhr Rote Insel( Bahnhof Neu- Lichten­

1. mai, un 15 Uhr, Bahnhof Beuffelstraße. Am Sonntag, dem 3. Mai, Treff­Tiergarten. Gruppe Auguft Bebel. Wir treffen uns alle am Freitag, dent punte um 13 Ahr( nicht 14 Uhr) am Putlisbahnhof zum Maitindertag in den

Rehbergen. Eltern und Parteigenoffen find herzlichst eingeladenza

Kreis Neukölln. Alle Falten finden sich um 17 Uhr zur Maifeier in der ,, Neuen Welt" ein. Faltenkleidung, Fahnen und Wimpel mitbringen. Helfer­treis. Unsere Helferfizung findet morgen, Eonnabend, 19 Uhr, im Sein

Sterbetafel der Groß Berliner Partei Organisation

wengels findet am Sonnabend, dem 2. Mai, 15 Uhr, auf dem Städtischen 5. Kreis. Die Urnenbeischung unserer verstorbenen Genossin Margarete Friedhof Friedrichsfelde statt. Die Delegation mit den Abteilungsfahnen trifft fich am Eingang des Fricbhofes um 14 Uhr. Um recht rege Beteiligung wird gebeten. Gleichzeitig Segung des Gedenksteines für Robert und Margarete Wengels .

69. Abt. Unser Genosse Robert Müller, Berliner Str. 48-49, ift plöklich verstorben. Ehre seinem Andenten. Einäscherung Sonnabend, 2. Mat, 13½ Uhr, Krematorium Wilmersdorf . Um rege Beteiligung wird gebeten.

SAJ

Sozialistische Arbeiterjugend Groß Berlin

Einsendungen für diefe Rubrif nur an das Jugendfekretariat Berlin SW 68. Lindenstraße 3

Heute, Treffpunkte der Gruppen zur Mai- Demonstration: Arkonaplah: 8% Uhr vor dem Heim. Neukölln I: 7% Uhr Reuterplag. 15% Uhri ebendort. Neukölln VI: 74 Uhr Reuterplag. Reukölln VII: Uhr Reuterplag( Waage). Reinickendorf - Oft: 7% Uhr Geebad", 17 Uhr

Heim.

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Werbebezirk Tiergarten: 8 Uhr Kleiner Tiergarten, 14 Uhr Moabiter Schüßenhaus, Rordufer.

Werbebezirk Prenzlauer Berg: Die östlichen Gruppen: 8% Uhr Greifs­walder Ecke Danziger Straße.

Werbebezirk Kreuzberg: 8% Uhr Alte Jakob- Ecke Neuenburger Straße. Nachmittags Neue Welt ".

Werbebezirk Neukölln: 7% Uhr Reuterplak.

Morgen, Sonnabend, 2. mai: Charlottenburg - Norb: Rosinenstr. 4. Funktionärsigung. Schierkeftr. 44. Funktionärsigung.

Neukölln LX:

Genoffe Wilhelm Bod- Gotha ersucht uns um Veröffentlichung folgender Zeilen: Für die außerordentlich zahlreichen Beweise freund­lichen Gedentens und Glückwünsche zu meinem 85. Geburtstage sage ich allen Gratulanten meinen innigsten Dank. Diese Liebe und Sympathie werden mir für den Rest meines Lebens in steter tonferens. Arbeitsgemeinschaft sozialistischer Jugendverbände. Probe: Wir Erinnerung bleiben. W. Bod.

Werbebezirk Prenzlauer Berg : 20 Uhr Danziger Str. 62, B. 7. Borfikenden. flagen an". Bo- Szene. 19 Uhr Raffce Burgfrieden.

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