Einzelbild herunterladen
 

Kabinett Hermann Müller aufgeflogen, weil man über die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung feine Einigung erzielen fonnte. Damals waren 4 Proz. zuviel, heute reichen 6 Proz. nicht aus. Wenn uns auch dieses Gesetz nicht voll befriedigt, so war seine Schaffung doch eine große Tat. Die Arbeitgeber versuchen jetzt mit allen Mitteln die sozialen Einrichtungen zu verschlechtern. Das zeigt sich in ihrem Verhalten zu den Fragen der Krankenkassen und der Unfall- und Invalidenversicherung. Auch die Arbeitslosenversicherung soll abge­baut werden. Wir,

Partei und Gewerkschaften, kämpfen gegen Abbau und für Ausbau der Sozialgefehgebung.

Die Bürgerlichen sagen, daß die Arbeitslosenversicherung sich selbst erhalten solle und keine Zuschüsse des Staates zu bewilligen seien. Wir verlangen, daß unter keinen Umständen eine Verschlechterung eintritt. Die Arbeitgeber behaupten, daß die Wirtschaftskrise durch die großen sozialen Lasten eingetreten sei. Nach ihrer Ansicht kann die Krise nur durch Lohnabbau behoben werden. Wir haben immer erklärt:

Nicht Cohnabbau, sondern Hebung der Kaufkraft tut not!

Eine Verkürzung der Arbeitszeit schafft die Möglichkeit, Arbeitslose mieder in den Produktionsprozeß einzureihen. Man hat auf unsere Ratschläge nicht gehört. Der Lohnabbau wurde mit allen Mitteln durchgeführt, die Krise verschlimmerte sich, das Heer der Arbeitslosen wuchs weiter. Unsere Pflicht ist es, unter allen Umständen möglichst viel Arbeitslose wieder in die Betriebe zu bringen. Dies ist jedoch

SPD

BEZSVERBAND

BERN

Robert Bredow am Mikrophon

nur möglich durch eine Verkürzung der Arbeitszeit. Selbst die soge nannte Brauns- Kommission schlägt eine Berkürzung der Arbeitszeit vor. Wir gehen mit unseren Forderungen weiter als diese Kommission. Die Arbeitszeit muß für alle, auch für die bei Reich, Staat und Kommunen tätigen Arbeitnehmer auf 40 Stunden bzw. 5 Tage in der Woche reduziert werden. Die Unternehmer würden sich nicht erlauben, gegen uns so fühn und frech aufzutreten,

wenn wir eine einige und gefchloffene Arbeiterschaft hätten. Aber auf Befehl der KPD. wird versucht, die Gewerkschaften zu spalten und neue Organisationen zu gründen. Auch die National sozialisten versuchen ähnliches. Wenn man das Treiben dieser Leute sieht, ganz gleich, ob sie rechts oder linfs stehen, muß man zu dem Schluß kommen, es sind Helfershelfer der tapita listischen Reattion. Darum erklären wir diesen Beuten: Wer die Gewerkschaften zerschlagen will, begeht ein Berbrechen. Mit Verbrechern hat die Arbeiterschaft nichts gemein.

Allgemein politisch gesehen ist die Lage nicht rosig. Die Wahlen sind für die Arbeiterschaft ungünstig ausgefallen. Darum haben unsere Bertreter im Reichstag auch manchem zustimmen müssen, das ihnen gegen den Strich ging. Aber

alles hat seine Grenze.

Wir fordern und verlangen eine Außenpolitik, die Bölkerfrieden und Abrüstung erstrebt. Gerade die Abrüstung würde Ersparnisse herbei­führen, die der arbeitenden Klasse zugute kommen. Wir fordern internationale Vereinbarungen zur Bekämpfung der Weltwirtschafts­frise und der Arbeitslosigkeit. Der Regierung rufen wir zu: Ge­nug des Lohnabbaues, schafft Arbeit für unsere Erwerbslosen, regelt durch Gesetz die Arbeitszeit! Den Arbeitnehmern sagen wir: Mit Erfolg fönnen wir nur fämpfen, wenn mir einig und geschlossen sind, Deshalb stärkt und festigt die Reihen, tretet ein in die Verbände, in die Gewerkschaften, in die Partei. Wenn jeder seine Pflicht tut, werden wir die bevorstehenden Kämpfe fiegreich bestehen. Unsere Parole ist heute wie immer:

Auf zum Kampf und Sieg!

Dann singen wieder die vereinigten Chöre des Arbeiterfänger­bundes: hebt unsere Fahnen in den Wind!" und Arbeiterlied". Machtvoll brausen die Töne über den Riesenplatz, Starter Beifall bankt den ausgezeichneten Sängern.

Wit sagen Kampf an den Faschisten,

Geldbriefträger ermordet

6500 Marf erbeutet- 2000 Mark Belohnung ausgesetzt

Das Opfer eines wohlüberlegten Raubmordes ist am 1. Mai| würgte ihn mit den Händen. Schwan war zwar auch der 52 Jahre alte Geldpostbote Gustav Schwan aus der Babels- mit einem furzen Totschläger bewaffnet, der noch gefunden wurde, berger Straße 12 geworben. Durch eine fingierte Postanweisung er scheint aber keine Gelegenheit oder keine Kraft mehr gehabt zu wurde er in eine Wohnung in der Gossowstraße in Schöneberg haben, sich damit zu verteidigen. Während Wichel sich die Verlegung, gelockt und dort von dem Täter mit einem Gasrohr niedergeschlagen die er im Kampfe davongetragen hatte, in seinem Zimmer auswusch, und erwürgt. Die Diensttasche des Beamten enthielt 6500 m. bares wurde er von der heimkehrenden Frau M. überrascht, Geistesgegen­Geld, mit denen der Täter zunächst entkommen ist. Wir erfahren wärtig schickte er sie zur Drogerie. Um 6 Uhr 50 Minuten hat er, zu dem Raubmord folgende Einzelheiten: wie Zeugen gesehen haben, das Haus verlassen.

In dem Hause Gossochstraße 10 wohnt im Erdgeschoß die 76 Jahre alte Witwe Ottilie Möbius. Die Frau hat von den vier Zimmern ihrer Wohnung zwei an Untermieter abgegeben. Die vier Zimmern ihrer Wohnung zwei an Untermieter abgegeben. Die Zimmer liegen nach der Straße zu, das dritte ist ein sogenanntes Berliner Zimmer, hier geschah der Mord. Die Zimmer sind mit alten Möbeln ausgestattet, an den Wänden hängen alte Stiche und Photographien von Familienangehörigen. Frau Möbius macht selbst alles sauber und sorgt für gute Ordnung. Trog ihres hohen Alters ist sie noch sehr beweglich und geistig recht regsam, so daß sie der Mordkommission

eine genaue Schilderung der Vorgänge geben konnte. Danach ist am Dienstag, dem 28. April, oder auch am Mittwoch, dem 29. April, zwischen 4 und 5 Uhr nachmittags ein junger Mann erschienen, der sich nach einem freien Zimmer erfundigte. Er verabschiedete sich zunächst mit dem Bemerken, daß er es sich überlegen wolle. Tatsächlich tam er gegen 6% Uhr zum zweitenmal und schloß nun den Vertrag ab. Auf den Mietpreis von 40 M. zahlte er 10 M. an. Er erkundigte sich, wann der andere Mieter fortzugehen pflege und erzählte, daß er aus Wien stamme, ortsfremd sei und vorläufig, in einem Hotel wohne. Er sei in einem Geschäft in der Nähe angestellt. Besonders interessierte er sich, Besonders interessierte er sich, wann morgens zum erstenmal der Briefträger komme. Das be­gründete er damit, daß auch die Postsachen für die Firma an seine Privatadresse gingen und daß er sie ins Geschäft mitnehmen müsse. Zugleich mit den 10 M. übergab er der Wirtin eine Bisitenkarte, die den Namen Erich Wichel, Mölding bei Wien , In­stitutsgasse 16," trägt. Er entfernte sich schließlich mit dem Be­merken, er könne den genauen Termin des Zuzugs nicht angeben, da er gerade zu Ultimo mit Arbeit überhäuft sei. Donnerstag, 30. April, kam der Geldbriefträger Schwan zu Frau Möbius und fragte nach dem neuen Mieter Wichel, für den er 5 M. habe. Die alte Frau bedeutete ihm, daß er morgen noch einmal wieder­tommen müsse. Anschrift und Absender auf der Postanweisung sind in lateinischen Buchstaben geschrieben, als Absender war B. Grunow in der Adalbertstr. 89 angegeben. Es ist aber schon fest­gestellt, daß dies ein Schantlokal ist und daß dort niemand einen Wichel kennt. Die Anweisung ist auf dem Postamt W. 10 in der Genthiner Straße am Mittwoch, dem 29. April 1931, zwischen 19 und 20 Uhr eingezahlt worden.

Das Verbrechen am Morgen des 1. Mai.

Am Freitag, dem 1. Mai, Klingelte es turz vor 7% Uhr früh an der Tür der Frau Möbius. Als sie öffnete, stand der neue mieter da und sagte: Na, nun bin ich da!" Die Frau führte ihn in sein Zimmer und der Mann erklärte, daß im Laufe des Vor­mittags der Hoteldiener mit seinem Gepäck kommen roerde. Frau M. fleidete sich fertig an nd fragte dann den Mieter nach seinen Wünschen. Er hatte jogar zwei Anliegen. Erstens bat er die Frau, fie möge seine Brille, die entzwei war, zum Optiker bringen und zugleich einen Rohrpostbrief aufgeben. Beide Aufträge dienten wie man jegt weiß, nur dazu, die Frau aus dem Hause zu ent­fernen. Um de mangeblich Ortsfremden unnötige Wege zu er= sparen ging die alte Frau bereitwillig aus und erledigte, was ihr aufgetragen war. Als sie zurückkam, hatte den neuen Mieter an­scheinend ein Mißgeschick getroffen. Sie sah ihn in seinem Simmer am Waschtisch stehen und sich Blut von der Wange wischen. Er erzählte ihr, daß er sich auf der dunklen Diele, zu der vom Haus­flur einige Stufen hinaufführen, gestoßen habe. Wichel bat die Frau schnell Verbanowatte und Heftpflaster zu holen. Die Bereit willigkeit, mit der sie diesen Gang unternahm, rette ihr ohne Zweifel das Leben, denn zu der Zeit lag der Geldbriefträger bereits als Leiche im Berliner Zimmer. Als die alte Frau von der Drogerie zurückkam, fand sie im Berliner Zimmer die Leiche eines Mannes und nahm im ersten Schrecken an, daß ihrem Unter­mieter noch ein Unfall zugestoßen sein müßte. Die gegenüber woh­nende Pförtnerfrau und andere Hausbewohner rief sie zu Hilfe und jetzt erst erkannte man, was für ein scheußliches Verbrechen sich zu getragen hatte. Der Tote war nicht der Untermieter, sondern der allen bekannte Geldbriefträger Schwan. Die Kriminalpolizei wurde benachrichtigt und die Kommissare Dräger und Mielenz erschienen mit ihren Beamten am Tatort, um den Befund aufzunehmen. In Anbetracht der Wichtigkeit des Falles erschienen ferner Ministerial direktor Dr. Klausener vom M. d. I., die Chefs der Kriminalpolizei Scholz und Dr. Kopp und von der Oberpostdirektion Oberpoftrat Boedke, außerdem der Gerichtsarzt Prof. Fraenkel. Es wurde eine Belohnung von 2000 m. ausgesetzt.

Geschickt hatte der Mörder durch sein Auftreten es verstanden, das Vertrauen der alten Frau zu gewinnen, so daß sie gleich bereit Genosse Franz Künstler nimmt das Schlußwort: Macht- mar, für ihn Gänge zu besorgen. Seit 15 Jahren pflegte voll und laut haben die organisierten Arbeiter ihre Stimmen für die Schwan, der beim Bostamt 30 angestellt war, in diesen Straßen gerechten Forderungen der freien Gewerkschaften erhoben. Aber die Geldsendungen auszutragen. Stets fing er in der Gossomstraße unser Kampfruf am 1. Mai gilt nicht nur der Sozialreaktion. an, erledigte dann die Häuser Moßstraße 15 bis 22 und bestellte zum Schluß die Geisbergstraße. Für den Mörder war es wichtig, den Beamten gleich bei der ersten Bestellung abzufangen, weil er dann noch alles Geld bei ihm finden würde. Mit den beiden ersten Auf­trägen ihres Mieters hatte Frau M. die Wohnung um 8% Uhr ver­lassen und tehrte nach etwa 20 Minuten zurück. In der Zwischenzeit war Schwan gekommen. Der Beamte fonnte nicht ahnen, daß er mit dem Neuen" ganz allein in der Wohnung sei und hatte wahr­scheinlich deshalb auch keinen Argwohn, die Zimmer zu betreten. Er holte aus seiner Tasche die 5 Marf und daneben den Abschnitt der Bostanweisung. In diesem Augenblid muß ihn der Mörder über­fallen haben.

die auf und daran sind, die Grundlagen der Republik zu unter­minieren. Wir wollen alles unternehmen, damit die Träume der Hakenkreuzler und der schwarzweißroten Konterrevolution zuschanden werden. Wir wenden uns am 1. Mai über die Grenzen hinweg an unsere Arbeitsbrüder und fordern sie auf, mit uns gemeinsam für den Frieden zu kämpfen. In dieser Stunde ist es sozialistische Pflicht, auch der proletarischen Brüder zu gedenken, die in den Ländern der Dittatur schmachten und leiden. Wir grüßen das heldenmütige italienische Proletariat. Wir befunden unsere Sympathie mit den proletarischen Märtyrern in Pilsudski - Polen . Wir beglückwünschen das spanische Proletariat zu seinem Siege über Reaktion und Mon= archie. Wir aber Gewerkschaftskollegen, Brüder und Schwestern von den Angestellten und Beamtenverbänden, wollen mit der Sozial­demokratie Schulter an Schulter fämpfen für die Befreiung des Proletariats aus ökonomischer und politischer Knechtschaft."

Mit einem braufend aufgenommenen Hoch auf Partei und Ge­werkschaften schloß Künstler die Kundgebung.

( Weitere Berichte in der Beilage.)

Des rumänische Parlament ist aufgelöst worden. Die Neu­wahlen für die Kammer wurden auf den 1. Juni, die für den Senat auf den 4. Juni festgesetzt. Das neue Parlament dürfte am 16. Juni zufammentreten.

Mit einem efwa% Meter langen mit Sand gefüllten Bleirohr, das in ein Stüd Sad eingenäht war, hat der Mörder den Be­amten sofort niedergeschlagen.

Die Bucht des ersten Schlages war so groß, daß fie das Nafenbein zertrümmerte. Schwan war aber noch nicht fampfunfähig. Blaz stand zu leisten und daß der Mörder auch auf die Hände wunden an den Händen beweisen, daß er versucht hat, wider­rüdfichtslos zugeschlagen hat. Zwischen den Männern muß ein erbitterter Kampf in dem halbdunklen Berliner Zimmer stattgefunden haben. Von einem Ruhebett, das gegen den Ofen gerückt ist, find die Füße abgebrochen und auf den Dielen zeigen sich lange Schrammen, die beim Hin- und Hergleiten des Sofas ent­ſtanden sind. Endlich muß es dem Mörder geglückt sein, den Beamten zu Boden zu bringen. Hier pacte er ihn am Halse und er

Als wenige Minuten später Frau Möbius mit der Berband watte zurückkam, war der Mörder bereits verschwunden. Ueber feinen Fluchtweg gehen die Zeugenaussagen auseinander. Einige Leute behaupten, er habe eine Droschte bestiegen, andere wieder fagen, er sei zu Fuß weggegangen. Auf keinen Fall aber hat er Zeit gehabt, die Blutspuren des Kampfes zu entfernen. In seinem 3immer fand man zwischen dem Ofen und dem Waschtisch einen blutbesudelten weichen Kragen mit Krawatte. Der Kragen ist hinten

eingerissen, wahrscheinlich hat der Postbeamte den Mörder dort ge=

pact gehabt.

Die Beute des Täters.

beträgt 6500 Mart bares Geld, da, wie gesagt, der Beamte seinen Bestellgang erst angetreten hatte. Das Silbergeld befand sich in einer Ledertasche mit Bügel, die großen Scheine waren in einem fogenannten Handleder. Das Privatgelb des Beamten, etwa

20 Mart, und die 5 Mark der Bostanweisung hat der Täter in der Eile nicht mitgenommen.

Die Beschreibung des Täters.

Nach der Beschreibung, die die Wirtin und die Pförtnerfrau, die den Mörder auch gesehen hat, von ihm geben, war der angebliche Wichel etwa 25 bis 30 Jahre alt, 1,75 bis 1,78 Meter groß, also über Mittelmaß. Er hat blondes Haar, glattrasiertes Geficht und trug einen dunklen, in der Mitte geknifften Hut und einen langen, dunkelblaugrauen Mantel. Da auf der Bisitenkarte als Wohnort Mödling bei Wien angegeben war, hat sich das Polizeipräsidium unverzüglich mit den Wiener Behörden in Ber­bindung gesetzt. Die Recherchen haben dort folgendes ergeben: In der Institutsgasse wohnt ein Regierungsrat Wichel. Er hat einen 30 Jahre alten Sohn Erich, der sich aber auch Eugen genannt hat. Dieser junge Mann kommt für den Mord nicht in Betracht. Er ist, wie feststeht, zur Zeit der Tat in Wien gewesen.' Bis zum Dezember v. 3. war er in Berlin als Eintänzer tätig und wohnte als Untermieter in der Fasanenstraße 72. Er tanzte in der Barberina , in der Königin, im Hotel Adlon und anderen Gaststätten. Er verliebte sich in eine Frau und reiste mit ihr nach Monte Carlo, wo er die Saison mitmachte. Zu Beginn des Frühjahrs fehrte er nach Wien zurück. Wichel hat angegeben, daß er sich in Berlin habe Bisitenkarten drucken lassen. Er habe sie an verschiedene Personen gegeben, mit denen er hier zusammenfam. Artisten, Musiker und Damen, die ihn beim Tanz fennengelernt haben. Wie die eine Karte in die Hände des Mörders gelangt ist, fann man noch nicht sagen. Der Mörder muß aber in dem Per­sonenkreis zu suchen sein, mit dem Wichel in Berbindung gefommen ist.

Der Ermordete hinterläßt eine Frau und eine erwachsene Tochter. Kollegen, die Schwan genauer kennen, fagen, daß er auf seinen Bestellgängen ziemlich vorsichtig gewesen ist. Nur der Umstand, paß er in der Wohnung auch die ihm be­fannte Frau Möbius zu finden dachte, fann ihn veranlaßt haben, ohne weiteres einzutreten. Die Bewohner der darüberliegenden Wohnung haben zur Zeit der Tat Schreie gehört, ihnen aber keine besondere Bedeutung beigemessen. Die Sektion der Leiche wurde mit größter Beschleunigung durchgeführt. Der Befund bestätigte, daß der Tod durch Erwürgen eingetreten ist. Der Hieb mit dem Bleirohr war nur betäubend, aber nicht tödlich.

-

Muttermord auf dem Wedding .

81 jährige von ihrer geistesschwachen Tochter getötet.

Eine entsehliche Bluttat wurde heute vor­mittag im Hause Reinickendorfer Str. 69 entdeckt. Dort ist die 81jährige Witwe Luise Liebig von ihrer 39 Jahre alten geistesschwachen Tochter auf furchtbare Weise getötet worden. Die Geisteskranke fiel über die schlafende Mutter her und schnitt ihr mit einem Küchen­messer die Kehle durch.

Die alte Frau bewohnte im 1. Stockwert des Quergebäudes eine kleine, aus Stube und Küche bestehende Wohnung. Mit ihrer 39jährigen Tochter Charlotte, die geistesschwach ist und wiederholt in einer Anstalt interniert war, lebte die alte Frau sehr zurück­gezogen. Die Kranke schien nicht gefährlich, so daß gegen das Zu­sammenleben von Mutter und Tochter keinerlei Bedenken gehegt wurden.

Als heute vormittag eine verheiratete Tochter der Frau Liebig, die außerhalb wohnt, ihre Angehörigen besuchen wollte, wurde die furchtbare Tat ber Geisteskranken entdeckt. Als die Frau des Schlaf­immer betrat, sah sie zu ihrem größten Entsetzen die Mutter mit durchschnittener Reble tot im Bette liegen.

Von der Polizei wurde die Geisteskranke, die auf der Straße planlos umherirrte und keinerlei Teilnahme zeigte, fofort feſtge­nommen und unverzüglich in eine Anstalt untergebracht. Vermutlich ist die Tat schon in der Nacht zum Freitag geschehen. Die Greifin ist von ihrer Tochter, die in der Nacht einen Wahnsinnsanfall erlitten hatte, buchstäblich hingeschlachtet worden. Das Gesicht wies unzählige Messerstiche auf.

Großer Dachstuhlbrand in Wilmersdorf .

Der Dachstuhl des Hauses Koblenzer Str. 16 in Wilmersdorf wurde am Freitagvormittag durch ein Großfeuer nahezu völlig zerstört. Die Feuerwehr war stundenlang mit den Lösch- und Auf­räumungsarbeiten angestrengt beschäftigt. lleber zwei mechanische Leitern und die Treppenhäuser wurde der Brand aus fünf Schlauch­Der Feuer- und Wasserschaden ist erheblich, die Entstehungsurfache leitungen unter Einsatz von zahlreichen Sauerstoffapparaten befämpft. tonnte noch nicht geklärt werden.

Selbstmord eines Berliner Notars.

Der Rechtsanwalt und Notar Dr. Wilhelm Krayn wurde heute früh in seinem Büro in der Friedrichstraße durch Gas vergiftet tot aufgefunden. Aus einigen Abschiedsbriefen an seine Angehörigen geht hervor, daß ein Nervenleiden den Anwalt in den Tod getrieben hat.