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Beilage

Sonnabend, 2. Mai 1931

Der Abend

Die Parteifeiern in Berlin

Ueberfüllte Säle am Nachmittag und Abend

Shadausgabe des vorwärt

C

Wie jedes Jahr, so veranstalteten auch gestern wieder die ver-| Fackelzug veranstaltet. Noch lange war die Menge zum geselligen| brauchen in diesen kritischen Jahren erst recht den Maifeiertag, um schiedenen Kreise der Berliner Sozialdemokratie Saalfund- Beisammensein in beiden Sälen vereint. gebungen. Aus allen Berichten, die wir erhielten, geht hervor, daß geradezu von einer Ueberfüllung gefprochen werden muß. Man spürt es auch bei diesen Festveranstaltungen, daß die Parole Wo bleibt der zweite Mann? gezündet hat. Gewiß herrschen Frohsinn und Ausgelassenheit, aber über die Festesfreude hinweg ragt der große Gedante der Gemeinschaft und die Erkenntnis von der geistigen Bedeutung des Tages.

Die Genossen des Kreises Tempelhof hatten sich im Part restaurant Südende versammelt. In dem schön gelegenen Garten am See spielte sich bald ein reges Treiben der Arbeiter­jugend und Kinderfreunde ab. Die Alten zogen es jedoch vor, im Saale zu feiern; der Volkschor Tempelhof- Mariendorf und der Arbeitergesangverein Marienfelde sangen die Lieder der Arbeiterschaft; Genosse Dr. Heinrich Beder vom preußischen Der 1. Kreis Berlin- Mitte hat seine Mitglieder und Freunde Kultusministerium hielt die Festrede, in der er betonte, daß jetzt in den Clou geladen. Friedrich Wendels Maifestspiel ,, Der Marsch eigentlich keine rechte Zeit zum Feiern sei, deswegen begehen wir der roten Fahnen", das von Mitgliedern der Partei, der Kinder- den Tag als einen Kampftag, und nicht nur der deutschen Arbeiter freunde, der Arbeiterjugend, des Jungbanners und der Arbeiter- schaft, sondern des internationalen Proletariats. Das Festspiel ,, Der sportler in schönem Zusammenspiel und künstlerischer Vollendung Marsch der roten Fahne", von der Sozialistischen Arbeiterjugend und zum Vortrag gebracht wird, bildet den Mittelpunkt der Veranstal- den jungen Parteigenossen unter Unterstügung des Reichsbanners tung. Genosse Gottlieb Reese hält die Festrede, um noch einmal mit großer Liebe zur Sache vorgetragen, erweckte große Begeisterung. in padenden Worten den inneren Gehalt des Maitages zu um- In beiden Sälen war man noch einige Stunden gesellig beisammen. reißen. Die künstlerische Leitung liegt in den bewährten Händen In Wilmersdorf fennzeichneten rote Fahnen schon von außen des Genossen Theo Maret. Zum Tanz musiziert die Kapelle Mein- das Lokal ,, Bikftoriagarten" der Maiveranstaltung der Partei. Um­hardt. Kasperle- Theater und artistische Darbietungen ergänzen vor- rahmt wurde das vielseitige Programm der Maifeier von Gesang­trefflich das Programm. darbietungen des gemischten Chors Liedertafel Charlottenburg". Den eigentlichen Auftakt zu den künstlerischen Darbietungen bildete der Einmarsch der Kinderfreunde. Und Jugend war es, die die anderen Darbietungen bestritt. Sehr eindrucksvoll eine Szene aus chor der Arbeiterjugend brachte uns dann Wir schreiten" von W. Jüngst in ausgezeichneter Form zu Gehör. In diesem Rahmen fand die Maiansprache des Genoffen Kurt Löwenstein , MdR., einen begeisterten Widerhall. Er skizzierte, wie die gesamte wirt­Schaftliche, politische und kulturelle Reaktion eines sterbenden Kapitalismus noch einmal am Wert ist, um die Arbeiterschaft so zu schwächen, daß sie an der Machtergreifung verhindert wird. Aber unsere Hoffnung ist stärker als all unsere Not! In uns wächst und wächst das Wollen zu einer sozialistischen Gesellschaft. Der Kreis­vorsitzende Genosse Steinhöfel, der mit der Maifeier eine Ehrung der 15 Genossen verband, die über 25 Jahre der Partei treu gedient haben, fand warme Worte der Anerkennung für die alten Rämpfer. Mit Stolz steckten sich die Jubilare die ihnen überreichten Ehren­nadeln an. Alt und Jung blieben dann bei Tanz und Musik noch lange in angeregter Stimmung beieinander. Man wird sich in Wilmersdorf gern des Maifeiertages 1931 erinnern.

Der Kreis Wedding nügte das schöne Wetter aus, um die Maifeier nach alter Tradition unter freiem Himmel zu begehen. Schon am frühen Nachmittag wimmelten Strand und Spielwiese des Freibades Plößensee von Menschen, die in froher Kampf- oppla, wir leben", von jungen Menschen dargestellt. Der Sprech­gemeinschaft den Weltfeiertag des Arbeiters feierten. Unter roten Fahnen wurden Spiele der Kinderfreunde und Vorführungen der Arbeitersportler gezeigt. Später sammelten sich die Genossen um die Freitreppe am Strand, wo die Sozialistische Arbeiter­jugend, von Fanfarenstößen des Reichsbanners begrüßt, zur Aufführung eines Sprechchorwerkes Aufstellung nahm. Weit über den See hallten die Rhythmen des Gelöbnisses der Jugend" zum Kampf für die Arbeiterfache. Immer neue Scharen tauchten im Torbogen über der Freitreppe auf und vereinigten sich mit ihren Fahnen zu einem roten Meer. Die Ansprache hielt Bürgermeister Genosse Leid. Er zeigte den Wahnsinn der fapitalistischen Gesell­schaftsordnung mit ihrem Widerspruch zwischen Ueberfluß und Massenelend auf und leitete daraus die sozialistischen Kampfziele für die Umgestaltung der menschlichen Gesellschaft ab. Brüderliche Solidarität muß alle Schaffenden verbinden, um den Kampf um ⚫den Sozialismus zum Sieg zu führen. Der 1. Mai ist das sichtbare Symbol dieser Solidarität.

Die Kreise Neukölln und Kreuzberg versammelten sich am Abend in den Gesamträumen der ,, Neuen Welt" zu einer imposanten Feier. Säle und Galerie waren überfüllt. Sechshundert Mitwirkende, die Arbeiterjugend Neukölln , der Volkssport Neukölln , die Kinderfreunde und der Neuköllner Sängerchor hatten sich in den Dienst der guten Sache gestellt und gaben ihr Bestes. Es ist leider unmöglich, die Leistungen dieser Riesenschar eingehend zu würdigen. Der Glanzpunkt des Abends wurde das vom Ge nossen Stadtrat Karl Schneider geschriebene Massenwert: ,, Wann kommst du, Tag...", ein Bilderbuch mit acht Bildern. Die fünstlerische Leitung lag in den Händen des Genossen Martin Gleisner. In den ersten Bildern erleben wir den ganzen Jammer unferer politischen Verhältnisse. Arbeitervertreter" versprechen dem Volk alles. Sehr wahrheitsgetreu ist die Zersplitterung der Arbeiterschaft dargestellt. Der lachende Dritte in diesem Vernich tungskampf der Arbeiterschaft ist die Reaktion, die sich diebisch darüber freut. Aber langsam kommt die Erkenntnis der Einigkeit in die Herzen und Hirne der Unterdrückten, und als die Reaktion glaubt losschlagen zu können, da erlebt sie die verdiente Nieder­lage. Erhebend war der Moment, wo im achten Bild: Proletarier aller Länder, vereinigt euch", die Jugend mit fliegenden Fahnen einmarschiert. Die Laienspieler waren Feuer und Flamme. Ein­zelne Szenen, so die Betriebsräteversammlung, die öffentliche Ber fammlung, werden zweckmäßiger noch etwas umgearbeitet werden müssen, um das Ganze wirkungsvoller zu machen. In der Ansprache jymbolisierte der Landtagsabgeordnete Genosse Hermann Har= nisch noch einmal das Stück und forderte zur tatkräftigen Mit­arbeit auf. Der gemeinsame Gesang der Internationale beschloß den offiziellen Teil der Kundgebung. Im Neuen Saal, der ebenfalls überfüllt war, wurde das Sprechchorwerf Friedrich Wendels: ,, Der Marsch der roten Fahnen" von den Mitgliedern der Sozialistischen Arbeiterjugend des Werbebezirks Kreuzberg zur Aufführung ge­bracht

Die Maifeier des Kreises Friedrichshain der Partei im Saal­bau Friedrichshain wurde durch ein ausgewähltes Musikprogramm des Berliner Tonfünstlerorchesters eingeleitet. Den Hauptteil der Feier bildete das Sprechchorwerk ,, Unser Weg". Den Höhepunkt die Worte einer Rezitation 60 Jahre Kampf", die Genosse Leyden als Einzelsprecher vortrug. Genoffin Charlotte Scheier brachte in der Klage einer Mutter um ihren friegs­gefallenen Sohn die Anklage gegen die Schrecken des Gastriegs zum Ausdruck. Die Worte von Karl Marg Denkt an die Kom­mune" mahnten zur Solidarität aller Ausgebeuteten gegen die

Leiden und die Unterdrüdung des Rapitalismus.

Schon am frühen Nachmittag strömten die Massen ins Moabiter Schügenhaus, um an der Maifeier des Kreises Tiergarten teilzunehmen. Allgemeines Interesse erregte das Zelt der Kinderfreunde, in dem voriges Jahr 15 Fallen in der Kinder­republik in der Schweiz gehauft hatten, und das dieses Jahr zum erstenmal wieder errichtet worden war. Die Maifeier selber, die bei unerwartet gutem Wetter in dem mit roten Fahnen geschmückten Garten stattfand, wurde eingeleitet von ausgezeichneten turnerischen Vorführungen des Sportvereins Moabit". Seine Maiansprache hielt dann der Kreisleiter Genosse Paul Hennig. Er charakteri fierte die schwere Lage des Proletariats in der Wirtschaftskrise. Wir

denen, denen die zwangsläufige Entwicklung zu einer planmäßigen fozialistischen Gesellschaftsordnung nicht schnell genug geht, zuzu­rufen: Es liegt an euch, es zu beschleunigen. Seid aktiv, so kommen wir eher zum Ziel. Organisiert euch restlos in der Sozialdemokratie, so fann eine fommende Generation das vollenden, was wir er­strebten! Der Meineksche Männerchor leitete dann über zu einem Sprechchor der Sozialistischen Arbeiterjugend. Die Anwesenden ließen die Szenenfolge von Friedrich Wendels Maienfestspiel", an das sich der Text des Sprechchors anlehnte, und das durch den Vor­trag unserer Jugend so sehr lebendig gestaltet wurde, so auf sich ein­wirken, daß sie zum Schluß begeistert in den gemeinsamen Gesang der Arbeiter- Marseillaise" einstimmten.

Auch in den Vororten und Außen bezirken fanden außerordentlich stark besuchte Saalveranstaltungen statt, die ein beredtes Zeugnis für die Einigkeit und Geschlossenheit von Partei und Gewerkschaften waren. Leider gestattet es uns der Raum nicht, über alle kundgebungen zu berichten.

Die fommunistische Demonstration.

Auch die Kommunisten versammelten in den Nachmittagsstunden im Lustgarten eine große Gefolgschaft. Als Hauptredner trat der kommunistische Reichstagsabgeordnete Thälmann in Erschei= nung, wobei in der übelsten Weise gegen die Sozialdemokratie ge­hezt wurde. Der Abmarsch der Demonstranten vollzog sich, bis auf fleinere Zwischenfälle, reibungslos.

Nazistudenten provozieren.

Nach Auflösung der riesigen Kundgebung am Lustgarten kam es gegen 412 Uhr am Freitag vor der Universität und der Staatsbibliothek zu 3usammenstößen zwischen den friedlich abziehenden Massen und provozierenden Hafenkreuz­studenten. Besonders Jugendliche und sozialistische Studenten, die rote Nelfen trugen, wurden vom Universitätsgarten aus in der unverschämtesten Weise angerempelt. Die Herren mit bunten Müzen fonnten sich nicht genug tun in Beschimpfungen der roten Fahnen und der internationalen Schweine". Als das Gartentor der Universität geschlossen wurde, sprangen rechtsradikale Studenten aus den zu ebener Erde gelegenen Fenstern der Uni­versität in der Universitätsstraße und stürzten sich auf abziehende Demonstranten, um sie zu verprügeln. Die Helden erhielten, eine fräftige Tracht Brügel und konnten sich dann nicht darin genug tun, nach Rache" zu schreien. Die Universitätsstraße wurde durch be­rittene Polizei geräumt. Aehnliche Szenen spielten sich vor der Staatsbibliothet ab, wo das Gittertor durch die Polizei geschlossen werden mußte. Hinter dem Gitter lugten nur vorsichtig die gezähmten Wilden hervor. Aus sicherer Entfernung schimpften fie noch dann und wann ein bißchen, was nur Gelächter hervorrief.

Die Polizei wurde bei der Räumung der Straße Unter den Linden reichlich nervös, als der Abzug der Massen nicht schnell genug sich abwickelte. Statt der rechtsradikalen Schreier wurden einige Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterjugend verhaftet.

Der Rundfunk am 1. Mai

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Die Feier des Sozialistischen Kulturbundes

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Gegenwart" sind daher, wie Mar Mestphal ausführte, lebensa wichtige Fragen für den Staat. Was heute an der Jugend ver nachlässigt wird, muß sich einst am Valt rächen. Und an der Jugend, vor allem an der werftätigen Jugend, wird noch viel vernachlässigt. Bier Fünftel aller jugendlichen Deutschen zwischen 14 und 20 Jahren stehen im Berufsleben. Ihre Altergenossen auf den höheren Schulen haben jährlich etwa 70 Tage Ferien; aber von den erwerbstätigen Jugendlichen hat jeder vierte überhaupt feinen Urlaub, und erst jeder fünfundzwanzigste mehr als 14 Tage. Mar Westphal betonte die Notwendigkeit einer gefeßlichen ausreichend gesicherten Urlaubs­regelung für die Jugend, Berkürzung der Arbeitszeit jeder vierte Jugendliche arbeitet heute noch über 4-8 Stunden in der Woche Verschärfung der Strafen für alle Arbeitgeber, die die Bestimmungen über den Jugendschutz übertreten.

Auch einige Darbietungen der Berliner Rundfunksender standen| sunde Jugend. Nicht nur für sie wird diese Zukunft geschaffen, im Zeichen des Festtages der Arbeit. Die Deutsche Welle sondern durch sie soll sie fortentwickelt und an spätere Generationen übernahm die Feierstunde des Sozialistischen Kultur| weitergegeben werden. Die Forderungen der Jugend an die bundes, die in der Singatademie unter dem Titel ,, Borwärts hin an veranstaltet wurde. Das schöne, auch in der Ausführung fünstlerisch vollendete Programm wurde ein Dokument nicht nur des Kulturwillens, sondern auch der Kultur­leistungen der Arbeiterschaft. Ebenso gaben die Chorvorträge der Sängervereinigung ,, Norden" von diesen Leistungen einen wirkungs vollen Eindruck. Das musikalische Verständnis und Können, mit dem die zum Teil recht schwierigen Kompositionen vorgetragen murden, hat nichts gemein mit der bierheiseren Kehlfreudigkeit alier Gesang vereine", deren wichtigstes Ziel die Pflege einer trinkfesten, un­politischen Geselligkeit war. Erst eine flassenbewußte Arbeiterschaft fonnte in ihren Reihen Verständnis für echte Kunst und darüber hinaus auch die Befähigung, sie auszuüben, wecken. Aber der Weg ist die Arbeiterschaft gekommen, weiter noch nicht. zur Gemeinsamkeit, zur Freiheit war weit. Bis dicht vor das Ziel Wöhrle sprach in seinem Vortrag von den Helden der Arbeit", für diese Freiheit gestorben sind, nicht gefallen, von der Gloriole des von den Tausenden und Hunderttausenden Namenlosen, die im Kampf Ruhms umleuchtet, sondern langsam im stillen Ringen zugrunde ge= gangen. Sie sind die wirklichen Helden", die nichts für sich, alles

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für die anderen, für die Kommenden erhoffen. Noch manchen Helden wird der Kampf ordern, ehe das Ziel ganz erreicht ist.

Auch Toni Sender betonte in ihren Ausführungen über

Die Feier in Pantow, im Restaurant des Bürgerpartes, gestaltete sich zu einem wahren Volksfest. Ueber zweitausend Men- ,, Die Frau im neuen Staat", wie wichtig es für alle Werftätigen, schen waren zusammengekommen; die Kinderfreunde hatten auf der Wiese Zelte aufgeschlagen und spielten Kasperletheater, begeistert aufgenommen von den Kleinen und Großen; der Arbeiterschützen­bund hatte einen Schießstand errichtet, an dem stets rege Beteili­gung herrschte; Falfen und Arbeiterjugend belebten das bunte Bild. Landtagsabgeordneter Genosse Otto Meier sprach im Garten zu den Massen, 40 Stunden Hammerschlag" mar der Leit­gedante seiner Ansprache. Der Singefreis Bufunft" umrahmte die Feier mit alten und neuen Arbeiterliedern. Am Abend fand im Großen Saal, der die Fülle der Menschen kaum fassen konnte, die Aufführung des Werkes von Friedrich Wendel Der Marsch der roten Fahnen" statt. Freie Turnerschaft, SAJ. Pankow und Niederschönhausen , Kinderfreunde, Singetreis und Reichsbanner gaben in schöner Zusammenarbeit ihr Bestes, Begeisterung und nicht endenwollender Beifall lohnte ihre Arbeit. Nach dem Fest spiel zogen die Kinderfreunde mit Laternen, flankiert von über fünfzig Fahnen der Sozialistischen Arbeiterjugend, durch den Saal in den Garten; hier wurde als Abschluß des Programms ein

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für alle Frauen ist, nie zu vergessen, daß wir noch nicht an diesem Ziel, sondern erst davor stehen. Die Frau hat das Recht und damit auch die Pflicht errungen, teilzuhaben an dem Aufbau des neuen Staatsgedankens. Seit zwölf Jahren arbeitet sie daran mit; nicht nur Fragen, die unmittelbar Frauen und Jugendliche betreffen, sind durch sie ausschlaggebend entschieden worden. Die Frau hat längst erkennen gelernt, daß alle Angelegenheiten der Innen- und Außenpolitik sich auf das ganze Volt auswirken und also die Mitarbeit des ganzen Bolkes, auch der Frauen, erfordern, Allerdings sind im Parlament unter 577 Abgeordneten erst 39 Frauen, und diese sind sich selbst in Fragen, die in der Hauptsache Frauen angehen, oft nicht einig. Weibliche Abgeordnete einiger Parteien stimmen mit ihrer Fraktion häufig genug gegen die Wünsche und Rechte ihrer weiblichen Wähler. Die Frau, die Wählerin ebenso wie die Abgeordnete, hat dem Volfe zwar schon mannigfach durch ihre Hilfe und ihre Erkenntnis genügt; sie kann es aber in weit störferem Maße fun, wenn sie Wissen und Willen vereint, um der Welt soziale Gesundung und Frieden zu bringen. Eine bessere Zukunft braucht als sicherste Stüße eine ge­

daß es um die Jugend, um die Zukunft des Staates besser bestellt Westphal schloß feine Ausführungen mit dem bitteren Hinmeis, wäre, wenn wir ebensoviel Aufwand wie für die Entwicklung, den ,, Aufbau der Technik, für die Volkswohlfahrt treiben und statt für die körperlich und seelisch Kranten bereits für die Gesunden aus­

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reichend sorgen würden.

Tumulte in der Universität.

Die akademische Würde" der Nazis.

Im Flurgebäude der Universität fam es heute vormittag wieder zu umliebsamen Auftritten und Zusammenstößen zwischen national sozialistischen und kommunistischen Studenten. Bereits um 9 Uhr be­gannen die Streitigkeiten. Eine immer größere Zahl von Studenten versammelte sich in den 9- und 10-11hr Bausen. Eine Menge national­sozialistischer Studenten hatte eine fleine Gruppe fommunistischer und sozialdemokratischer Studenten eingeschlossen. Dem besonnenen Bera halten des Vorsitzenden der Sozialistischen Studenten gelang es schließlich, eine Uebereinkunft mit dem Führer der Nationaljezialisten herbeizuführen. Er forderte die versammelten Studenten auf, den Flaurraum zu verlassen. Nach anfänglichen Widerständen und erregten Zurufen der kommunistischen Studenten verließen die Studenten schließlich nach beiden Seiten den Raum. Zum Schluß erschien der Rektor der Universität, Prof. Deißmann. Er bat, die akademische Würde aufrecht zu erhalten. Er wollte es nicht so weit tommen lassen, die Polizei zum Schuge herbeizurufen, aber dazu bedürfe er der Mitarbeit aller. Kurz nach 12 Uhr war