Einzelbild herunterladen
 

Nr. 204 48. Jahrgang

15. 5. Beilage des Vorwärts

Verkehr am Himmelfahrtstage.

500-600 Gonderzüge für Ausflüge.

Für den starken Verkehr am Himmelfahrtstage hat die Reichs­bahndirektion Berlin auf der Stadt, Ring- und Borortbahn um faffende Vorbereitungen getroffen. Außer den fahrplanmäßigen Zügen werden der Berliner Bevölkerung 500 bis 600 Sonder­züge für Ausflüge ins Freie zur Verfügung stehen. Auf der Stadtbahn wird alle zwei Minuten ein Zug fahren und auf den elektrischen Borortstrecken besonders zwischen Berlin und Wannsee , Friedrichshagen und Grünau wird der Fünf minutenverfehr eingerichtet werden.

-

-

Für den Verkehr nach den weiteren Ausflugszielen sind genügend Einsatzzüge vorgesehen, insbesondere zur Baumblüte auf der Strecke Berlin Potsdamer Fernbahnhof- Werder 100 Züge, auf der Strecke Schlesischer Bahnhof - Strausberg 14 3üge, vom Stettiner Bahnhof nach Bernau 14 Züge, nach Oranienburg 20 Züge, nach Belten 8 Züge, vom Potsdamer Vorortbahnhof nach 3offen 10 Züge, vom Görliger Bahnhof nach Königsmusterhausen 30 Züge, vom Lehrter Bahnhof nach Wustermart und Nauen 9 Züge. Der Rückverkehr auf diesen Strecken wird nach Bedarf im Zehnminutenverfehr bedient werden. Nach Scharmütelfee und zurück sollen drei dirette Züge als Verstärktung gefahren werden. Wer sein Himmelfahrtsziel weiter gesteckt hat, bemize die beliebten Sonntagsrudfahrkarten; sie gelten von Mittwoch 12 Uhr bis Freitagmorgen 9 Uhr.

Von der Mutter fotgesagt. Wiedersehen im Gerichtssaal nach 25 Jahren. Eigenartige Familienverhältnisse ergaben sich in einem Bigamie prozeß vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte. Der Arbeiter M. hatte im Jahre 1904 eine Frau geheiratet, die ihn zwei Jahre später nach der Geburt eines Sohnes verließ. Die Ehegatten ließen gegenseitig nicht mehr von sich hören. Erst im Jahre 1920, als er aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, be­suchte M. mit seinem Sohne an dessen Einsegnungstag feine Schmiegermutter, um nach dem Verbleib seiner Frau zu fragent. Hierbei soll ihm die alte Frau gesagt haben, ihre Tochter fei längst ins Wasser gegangen. M. fuhr wieder nach Haus und heiratete daraufhin seine Haushälterin. Erst gestern im Gerichtssaal unter der Anklage der Bigamie sah er seine erste Frau wieder, die dem Gericht erklärte, daß auch sie die ganze verflossene Zeit nichts von ihrem Manne gehört hätte. Nun sollte die 80jährige Mutter der ersten Frau darüber gehört werden, wie sie zu jener

Erzählung gekommen sei. Die Greifin verweigerte ihre Aussage gegen ihren Schwiegerjohn, weil sie sich nicht aufregen wollte. Das Geridyt fonnte die Angaben des Angeklagten, daß er von dem Tode feiner Frau überzeugt gewesen sei, daher nicht widerlegen und sprach ihn aus subjektiven Gründen von der Anklage der Doppelehe frei.

Berlinern darf man's bieten.

Gaatfartoffeln für Laubenkoloniffen.

Die agrarischen Zeitungen bieten alles auf, die Entfremdung zwischen Stadt und Land zu vergrößern. Den Landbewohnern wird der Glaube eingeflößt, daß die städtischen Verbraucher den Land­wirten vernünftige Preise mißgönnten, und verschwiegen wird, daß noch niemand so viel für die Bauern wirklich getan hat, wie die Arbeiterschaft und die Verbraucherorganisationen.

Sonntag, 3. Mai 1931

Erziehung zum Helfen

Der Nachwuchs unserer Schupo

hell ins Leben blickende junge Leute aus allen Boltskreisen und was früher so sehr vernachlässigt wurde! auch aus der Arbeiter. schaft. Wenn diesen jungen Menschen auch noch manches an schul­mäßigem Biffen fehlt, das fönnen sie in einer unserer Polizei­schulen nachholen. Wichtig ist nur, daß sie hinreichend_bildungs­fähig sind, offene Augen für ihre Umwelt und eine positive Ein­stellung zu dem Staat haben, dem sie dienen. Nicht zum wenigsten aber muß Verständnis für das arbeitende Volt vorhanden sein, dem die aus diesem Bolf selbst hervorgegangenen Beamten natürlich weit näher stehen. Wissen ist gewiß gut, aber man darf nicht vergessen, daß solches bis heute noch in unserer kapitalistischen Welt wesentlich vom elterlichen Geldbeutel abhängt.

Ein so gewaltiger Beamtenkörper wie die preußische Schuh -| polizei muß fortwährend seinen Personenstand verändern und der Abgang von Kräften muß durch einen entsprechenden Zugang ersetzt werden, wobei die Leitung dauernd bemüht ist, den förperlichen und geiffigen Standard der Beamtenschaft zu heben. Zu diesem Zwede bemüht man fich seit Jahren, ein möglichst vollkommenes Eignungs- und Prüfungsverfahren für den jungen Nachwuchs herauszufinden. In früheren Zeiten sind hierfür rein militärische Grundfäße maßgebend gewesen. Das war um so selbst­verständlicher, als der Sicherheitsbeamte oder damalige Schuhmann durchweg aus dem Heere fam. Die Leute, die zwölf Jahre gedient hatten, waren mit ihrem Zivilversorgungsschein die Anwärter auf den Polizeidienst. Heute muß die Polizei sich ihre Anwärter unter den Zivilisten suchen. Das ist auch deshalb so wichtig, weil nur auf folche Weise der innige ontatt zwischen Polizei und publikum geschaffen werden kann, den die öffentliche Sicherheit braucht und weil eine im Boltstum wurzelnde Polizei die beste Da hat nun das Polizeiinstitut ein Prüfungsverfahren Stühe unserer jungen Republik ist.

Die Prüfung des Polizeinachwuchses geschieht nun in den sechsunddreißig Prüfstellen der preußischen Polizei verwaltung, die, kombiniert mit den Polizeischulen, über das Land verstreut sind. Die Zentrale dieser Prüfstellen bildet das Polizei institut in Charlottenburg , Schloßstraße 1, das in einer der beiden früheren Garde- du- Corps- Kasernen beheimatet ist, die allerdings zu diesem Zweck umgebaut und völlig neu gestaltet wurde. Diese Zentrale dient vor allem einer wissenschaftlichen Durchdringung des gesamten Polizeiwesens, als da find Schußpolizei, Kriminal­polizei, Verwaltungspolizei, Berkehrspolizei und Landjägerei. Die beiden Hauptziele des Polizeiinstituts, das unter der Leitung des Präsidenten van den Berg seine wenig an die Deffentlichkeit dringende, aber um so bedeutungsvollere Tätigkeit ausübt, find Forschung und Lehre. Die Forschungsarbeit gliedert sich in verschiedene Sachgebiete:

1. Polizeirecht;

2. Berufs- Psychologie und Bädagogit;

Was hier besonders interessiert, ist

die geistige Tauglichkeit des Schupo- und des Kriminalbeamten­anwärters.

ausgearbeitet, das, nachdem es in Schlesien und Brandenburg auf seine Anwendbarkeit ausprobiert und wertvoll befunden worden ist, nunmehr in ganz Preußen durchgeführt wird. Der junge Mann, der geprüft wird, muß sich zuerst einer förperlichen Untersuchung, die sich auch auf seine Seh- und Hörfähigkeit, auf die Festigkeit feiner Nerven, die Wendigkeit des Körpers und der Muskeln usw. erstreckt, unterziehen. Dann kommt das Geistige an die Reihe, und hierin liegt die bemerkenswerte Aenderung gegen früher. Der prüfende Psycholog und Pädagoge setzt sich mit dem Prüfling zu Menschen vor ihm auftum. Er sieht da, ohne daß es der Geprüfte einem freundlichen Gespräch an den Tisch und läßt so sich den inneren eigentlich merkt, dessen Charaktereigenschaften hervorwachsen. Der Prüfende erkennt z. B., daß der Prüfling einen Mangel an Selbst­vertrauen und dadurch Hemmungen befizt, die ihn verhindern, die in dem Beruf so notwendige Autorität geltend zu machen. Oder aber im Gegenteil: Es wird deutlich, daß der junge Mensch an einer Selbstüberschäzung seiner Fähigkeiten leidet, die im Konfliktsfall zu unangenehmen Konsequenzen führen muß. Zwischendurch führt der

3. Soziologie, einschl. Geschichte der Polizei und Beobachtung prüfende Lehrer den zu Prüfenden vor eines der vielen Bilder, die fremder Polizeien;

4. Organisation und Verwendung; 5. Kriminologie und Kriminalistit.

betrachtet.

Diese trockene Aufzählung der Forschungs- und Lehrgegenstände bekommt fofort Leben und Anschaulichkeit, wenn man den ersten Abschnitt, nämlich Berufs- Psychologie und Bädagogif", menschlich tausend Bemer ber um Bolizeistellen; nur dreitausend fönnen Es melden sich jährlich etwa vierzig pro Jahr eingestellt werden. Doch schon die Untersuchung auf förperliche Tauglichkeit schließt mehr als die Hälfte von diesen vierzigtausend aus. Denn die Leitung will nicht allein einwandfreie, gefunde, förperlich mie geistig intatte Leute haben, sondern sie legt auch Wert darauf, gutaussehende, auf den ersten Blick vertrouens würdige Leute einzustellen.

im Zimmer hängen, läßt den Prüfling das Bild eine turze Zeit betrachten und fragt ihn danach über die Vorgänge auf dem Bilde, über die vorhandene Personenzahl und über andere, weniger auf­fallende, aber doch wichtige Merkmale der Darstellung aus. Es ist llar, daß sich hier die Auffassungsgabe, ein rasch zugreifender Intellett und die für den Polizisten wichtige Beobachtungsfontrolle Darstellungen von wirr durcheinander laufenden Strichen, eng. ergeben müssen. Dieser Feststellung dienen auch gewiffe fchematische gebrudten Buchstabenreihen, der mehr oder weniger raschen und sicheren Erkennung, was wiederum einen Schluß auf die Geistes­sicherheit des Prüflings zuläßt. Durch solche Prüfungsmethoden stellt sich heraus, mer, abgesehen von seinen erlernten Kenntnissen, feinem Wesen nach die Bejähigung für den Bolizeiberuf mitbringt. Es ist das eine ganz andere Methode wie beispielsweise die pincho­technische, bei der an Maschinen, Schrauben, Hebeln und Schaltern die Grundfähigkeit eines Menschen für eine bestimmte maschinelle Leistung festgestellt werden fann.

Ging man im alten Polizeistaat davon aus, den Bürger ein­zuschüchtern und ihm in der bewaffneten Polizeimacht ein drohendes Abschredungsinstrument vor Augen zu stellen, so ist man heute zu Es muß ohne weiteres flar werden, daß auf solche Art die einer ganz gegenteiligen Auffassung gekommen. Das Volf in seiner breiten Menge soll nicht allein das Vertrauen haben, daß die Polizei törperlich und seelisch( denn darauf kommt es hauptsächlich, an) macht ihm seine Sicherheit gewährleistet, sondern gerade der einfache geeigneten jungen Leute herausgefunden werden und daß gerade die Mann soll sich als Freund und Bruder des Polizeiarbeitende Bevölkerung hier besondere Berücksichtigung finden wird. Nicht etwa aus irgendeiner politischen Einstellung, sondern einzig und allein, weil die Söhne des Proletariats von Jugend auf ge­zwungen sind, sich mit einem rauhen und harten Leben abzufinden und ihre seelischen Fähigkeiten wach und lebendig zu halten.

-

Ein Beispiel solcher Irreführung bietet ein Aufsak Den Ber- beamten fühlen; daneben soll er ihm Achtung entgegenbringen. linern darf man's bieten" in der Deutschen Tageszeitung" vom 29. April 1931. Es wird dort behauptet: In einem Kaufhaus in der Nähe des Alexanderplates werden Saattartoffeln zu folgenden Preisen an die Laubenkolonisten verkauft: ,, Blaue Oden­wälder" 1,40 m., Industrie" 1,40 m., eine andere Sorte fogar 1,50 m. je 10 Pfund. In längeren Ausführungen werden daran Betrachtungen geknüpft über die Ausnugung der Bauern, um den Unwillen gegen die Städter zu steigern. Auffälligerweise wird das ,, Kaufhaus am Alexanderplat" nicht näher bezeichnet, was eine Nachprüfung erschwert.

Wir haben heute leider so viel mehr unbotmäßige Elemente, als früher, daß die Persönlichkeit des Beamten sich vor allem durchsetzen muß. Das sind die Gesichtspunkte, nach denen die Auswahl getroffen werden muß. Bis vor kurzem wurde die Eignung im wesentlichen von dem Nachweis eines bestimmten schulmäßigen Wissens abhängig gemacht. Damit entstand auch in der Polizei so eine Art Bildungs privileg, denn es tamen viele höhere Schüler ins Amt. Das hat sich nicht vorteilhaft ausgewirkt, weder für die Polizei selbst, noch auch in sozialer Hinsicht. Gerade die Polizei braucht frische und auch in sozialer Hinsicht. Gerade die Polizei braucht frische und

58. Abt. Charlottenburg ! Mittw., 6. Mai, 191, Uhr, Logenhaus, Kleiststr.( Gartensaal)

Die

Besonders aber wird das Problem Polizei und Bublifum" als Lehrgegenstand gepflegt und psychologisch unterbaut. Republik und ihre Führer arbeiten eben an der Bestgestaltung einer Boltspolizei. Ueberzeugt von der Wichtigkeit dieses Riesen­instrumentes für das Bolt und zur Abwehr aller Volksfeinde ist die preußische Regierung unabläffig bemüht, alles, was unserer Polizei noch anhaftet, von den Eierschalen des Polizeistaates und des Militarismus zu entfernen, um so der Bevölkerung in jeder Weise ihr Recht zu geben. Hans Hyan .

Wir wollen dazu bemerken, daß fein Laubenkolonist Berlins es notwendig hat, derartig überhöhte Saattartoffelpreise zu zahlen, denn die Konsumgenossenschaft Berlin und um= gegend, in der jedermann die Mitgliedschaft ermerben kann, ver­mittelt an ihre Mitglieder dieſelben Saatkartoffelforten zu einem Oeffentliche Frauenversammlung Wahl des Bezirkssekretärs für Berlin Drittel der genannten Preise. Wir haben auch lebhafte 3weifel an den Angaben des agrarischen Blattes, dessen Methoden verurteilt werden müssen.

Volksbewegung gegen§ 218." Referentinnen: Dr. Käte Frankenthal, M. d.L., und Frau Assessor Dr. Klausner.

Die Wahl ist auf den Genossen Georg Wendt, Berlin­Schöneberg, gefallen. Allen Bewerbern fage im Auftrage des Bezirksvorstandes den besten Dant. Franz Künstler.

Echte Villiger Stumpen für 10% in Deutschland

Die beispiellose Einmütigkeit, mit welcher sich die Raucherwelt in Deutschland für Villiger­Stumpen entschieden hat, begann in dem Augenblick, als Villiger die Fabrikation seiner Stumpen auf ausgesprochen mild umstellte.

Jetzt sind Villiger- Stumpen auch in Berlin erhältlich. Sie wollen kritisch geprüft werden, denn sie können Prüfung vertragen. Alle Raucher, die für 10 einen milden reinen Rauchgenul aus feinsten Überseetabaken suchen, werden zu Villiger- Rauchern werden. Generalvertretung u.Fabriklager: Brüder Blau , Berlin SW61 Belle- Alliance- Platz 6 Telefon: Dönhoff 1202

915

Villiger wird Berlin erobern!