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Nr. 204* 48. Jahrgang Sonntag, 3. Mai 1931
Worbert Jacques:
Arbeiter in allen Wellteilen
Ein Bahnhof in Hamburg   wird verlegt. Einige Nachtschnellzge waren schon durchgefahren. Von Viertel- stunde zu Viertelstunde schleppte noch ein langer Güterzug vorbei, oder ein Vorortzug kam oder eine einsame verspätete Rangierloko- motioe ratterte über die Schienen eilig nach Haus. Dann hielt ein Schnellzug an dem alten Holzbahnhof, fuhr in das flache, breite Maul des neuen nahen Bahnhofs hinein weiter. Nun gingen ein- fame Minuten dort unten über die breite Schar der im Dunkeln liegenden Gleise. Und dann plötzlich um Mitternacht 12 Uhr stürzten 2000 Arbeiter zwischen die Gleise. Aus Karbidbehältern schössen jähzornige Fcucrspiehc. Sie blieben grell und steil in der Nacht stehen. Eine Reihe um die andere brannte auf. Die Flanimen leuchteten mit einer schrillen Leidenschaft aus den schwarzen Boden und in die dunkle Nachlluft. Man sah die Schienen den Boden in stahlsilbcrnen Strähnen durchfurchen. Auf Brücken und Böschungen über dem Bahnkanal wogten Scharen von Zuschauern und vcrsichteten sich. Ihre Gesichter, die von unten herauf von den Karbidflammen einiges Licht bekamen, schlössen sich wie zu mächtigen Trauben düster und verhalten lcuch- tender Perlen zusammen. Am Nachmittag war der neue Dahnhof von Hamburg   feierlich eingeweiht worden, und in der Frühe sollte er an Stelle des alten den Verkehr schon übernehmen. Die Schienenstränge mußten auf neue erhöhte Dämme geworfen, verlegt, anders zusammengeschlossen und zu den Steigen des neuen Bahnhofs geleitet werden, und zu dieser gewaltigen Arbeit waren nur die 3 Stunden und 20 Minuten frei zwischen dem letzten Schnellzug um 24 Uhr 12 und 3 Uhr 33, wo der erste Morgenfernzug durchgelassen werden muhte. In den Leuchtkugeln, deren Dunst sich um die stechenden Karbid- flammen ballte, schoben sich die Arbeiter in festen Gruppen zusam- men und spannten sich ohne Verzug ins Wert. Zuerst fuhren die Eisengriffe der Hacken unter die Lager. Die Hämmer sausten mit wütendem und heftigem Geschrei auf Schienen und Eisenschwellen. Die Schraubendreher verbissen sich in lautlos dickköpfiger Arbeit ln vte angerosteten Eifengliederchen, und dann stiegen die Stahlhebel unter den Strang. Mit anfeuernden Rufen warfen sich die Rotten auf die Riesenarme der Hebel, stießen, zerrten und wüteten, lockerten.... In der dunklen Höhle der großen neuen Halle drüben hinter der Brücke glühen zwei Augen heran. Es stöhnt und poltert langsam. Ein helles Horn schreit und Rufe warnen erregt. Die gebückten Arbeitergruppen schnellen auf und fliegen auseinander, und lang- same und vorsichtig schleicht über die schon gelockerten Schienen- leitungen eine Lokomotive, die irgendwo unerwartet gebraucht wurde. Hinter ihr hastig schließt sich wieder der wogende Strom der Arbeiter. Die Hebel beißen von neuem unter die Eisen. Die Körper spannen sich auf die Hebelarme......!...! gehen die Rufe aus den Muskeln durch den Mund, und jach fährt der Strang aus seinem alten festgestampften Lager, heftig los- gerissen. Die Schienen lösen sich einzeln. Vierzig Arme greifen unter jede, ho... hoch! und a... ab! Und mit vor Wut dröhnendem Aufschrei fliegen sie kurz gellend auf den Haufen der schon bc- seitigten. Die Rücken biegen sich auf den langen lockern Sandhaufen. Die Schaufeln stoßen zu Hunderten, die Rücken pendeln auf, die Schaufelmäuler fliegen und der Sand stiebt in den Lichtkugeln, wirbelt plumpsend nieder und langsam und sicher baut sich aus ruheloser steter Arbeit der Damm, das Lager für die neuen Stränge. Dann begann ein Werk in umgedrehter Reihenfolge des vor- hergegangenen. Beflissene Arme hasteten mit den Schwellen auf den Damm. Ketten von Männern tragen Schienen herbei, lassen sie nieder. Wollüstig pressen die Stahlbalken die Schwellen in das weiche Kisten des Dammes. Die Schraubendreher fressen sich wieder in die Eisenglieder. Die Hämmer schreien und sausen und schreien. Die Körper der arbeitenden Scharen wühlen sich zusammen, liegen in die Schienenstränge verbissen und verloren. Die Karbidslammen schießen in einem fauchenden Pulsschlag schrille Lichter in sie hinein. Und die Arbeit rundet sich in sicherer Wut und gespannter Stetigkeit durch viertausend ineinanderfließende Menschenarme. Derweil war begonnen worden den alten Bahnhof aus- zuräumen. Man hängte Türen aus, trug Tische und Gestelle davon. Unbrauchbar gewordene Papiere streuten sich über den Boden. Sie lockten zunächststehende Zuschauer, die die Bündel aufhoben und sie als ein Scherz und Spiel über die hinter ihnen Drängenden warfen. Und nun mit einemmal waren von der Arbeit der 2000 unter dem fauchenden Spiel der Karbidlampen, dem Unvorhergesehenen, der Bewegung der Arbeitenden Massen in der Heimlichkeit zwischen Nacht und Beleuchtung, von dieser ganzen Nachtballade alle Phan- tasien in Taumel gesetzt worden. Aus dem. Werk der 4000 Arme stürzten elektrisierende Ströme in die Muskeln, und mit johlenden Liedern ging die Masse, die so lange müßig zugeschaut hatte, an die Zerstörung des alten Holzgebäudes, das 40 Jahr lang seinen Dienst treu getan. Der erste Frühzug lief auf neuer Bahn an den Ruinen des alten Stationshauses vorbei und in den neuen hinein, wie in das Helligtum einer verjüngten Gottheit. Von dem Spuk der Nacht und den 4000 Armen sah er nichts mehr als das vollendete schweigsame Werk. Kaffeeträger in Santos. Am Morgen legten wir an den Kai von Santos an, gleich fast mitten in der Stadt. Und kaum hatten wir den Dampfer verlassen, so gerieten wir sofort wie in eine unheimliche Schlucht in die einzige große Ader, die in Santos zwischen den Kaffeelagern in der Stadt und dem Hafen pulst. Schwerfällige Mauleselkarren mit zwei hohen Rädern verstauen die Straße. Man schlüpft mit Mühe durch. Säcke mit Kaffee stoßen von allen Seiten auf einen los. Ab und zu schiebt ein Karren misten im Gewühl an, pusft sich an Menschen und Rädern vorbei. Wild und wüst knatternd wie Gewehrseuer jagt er. frei geworden, über die unebenen harten Steine des Pflasters hin- weg. Auf den hochgeschichteten Kaffeeballen liegen ein paar Eaboclos aus dem Pouch  , in den Gesichtern alle Mischungen von gelb zu schwarz. Der Treiber läßt an der Straßenecke den zwei Finger breiten dick geflochtenen Ledcrriemen klatschend aus die Tiere springen. Sie rasen ihm nicht genug. Ein Rad prallt über eine Trottoirecke der bedrohlich engen und menschenbedrängten Gaste. Dem Führer ge- nügt die Lederpeitsch« bald nicht mehr. Er schiebt sich nach vorn, stößt von oben herab die Maulesel«st den Schuhen in die Uankeu.
Wut kocht durch die halsstarrige Leidenschastlichkest des Mulabluts. Aber der Carreador gerät immer tiefer in seine Grausamkeitsekstase. Sein Riemen saust, knallt und klatscht. Er dreht sich in einem sinnenbenommenen Tanz des Schlagens, Stoßens, Schimpfens. So sauft der Karren in knallendem GeHops zu den Hafen- armazems. Deren Hallen krachen und rauschen von dem Lärm wahnsinnig schreiender Schiffswinden, brodelnder Kräne, warnend johlender Lokomotiven, puffender Eisenbahnwagen. Eisen beißt in Eisen, hart. Aber dann auf einmal mst der Minute, wo diese Tausende von Kaffeeballen in den Lagern sind, gibt man jedem Sack eine geradezu ängstliche Sorgfalt. Hier empfangen und umarmen ihn Berufsleute, zunächst die Träger. Sie heben sich einen Ballen in den Nacken, oft zwei auf den Kopf, manche Artisten fünf übereinander(ein jeder im Gewicht von 60 Kilo) und eilen in langen geschlossenen Ketten hinaus über den kurzen gepflasterten Kaidamm an den stoßenden Zügen vorbei. Sie hüpfen mit ihrer Last die steilen polternden und schaukelnden Stege hinan zu den Schiffsdecks. Dort oben steht die Lücke offen und berest. Aber Matten sind über die Kanten gedeckt. Gemächlich und weich rutschen die Säcke ins tiefe Innere des Schiffsbauches. Ein Feldscher   steht mit Nadel und Zwirn bereit, um jede Kaffeesackwunde sofort zu schließen. Ein nackter, schwarzer. schwcißglönzendcr Körper taucht aus der Tiefe herauf und zieht
widerstrebende Säcke hinab, indem er zugleich eiligst vor den nach- stürzenden Lasten flüchtet, die die Träger, ohne seiner zu achten, ins Loch hinein werfen. Durch die Stadt aber geht es derweil wie ein einziger roher Schrei: Geld! Ganze Straßen lang liegen hinter großen dunklen Fenstern tiefe Räume, aus denen ätzend scharf der Geruch grünen Kaffees strömt. Zwischen den Stapeln der Ballen und dem tauchenden Hin und Her hängen in Verschlägen über Registern, 5iurszetteln, Tele- grammen die aus allen Völkern stammenden Gesichter der heimlichen Arbeiter, deren Kalküls die schäumende Wut der atembenehmenden Kaffeestürme in Hafen und Straßen erzeugen. So brandet hier der Welthandel des Kaffees. In jedem Augen- blick hebt er sich in einer Welle hoch und wird in jedem Augenblick mit einer kaum merkbaren Bewegung von den Tischen des Kontors in den riechenden und ärmlichen Räumen hinaus in die Welt gc- schoben Trocken aussehende Zahlenreihen lösen den Kontakt zu wildromantischen Kombinationen, und etliche dürftige Wörter unterstützen die Zahlenreihen. Kaltes 5)irn und taumeliges Wagcfiebcr setzen die paar schnellen Schläge von Telegrammen Geheimwortcn ab, die die Well zu- sammenbinden. Und diese Arbeit, von der tropischen Hitze des Tages durchbrütet, streut sich immer von neuem über die ganze Erde, und die jungen und die alten Männer, die sich hemdärmelig an den Tischen des Kontors bücken, sind Riesen. Mit einem Minimum an Bewegung füllen sie hünenhafte Schiffe und stoßen sie in alle Meere. Ab und zu kommt durch die Rua Sto Antonio aus dem Hafen der dunkle Urton einer Schiffspfeife in die Kontore wie zu einer kurzen nachdrücklichen Bestätigung.
Itlarcella d'Arle:
3>as QeSeim des Jßebetis
Schneidende Kälte umfing sie, als sie aus dem großen Saal auf die offene Veranda traten. Sie verkrochen sich tiefer in die Pelze und schlugen den Weg ein, der durch den Tannenwald auf das Beloedere" führte, wie sie es alle Tage zu tun pflegten, feit drei Iahren. Zum erstenmal nahm er nicht ihren Arm. Nach längerem Schweigen sagte sie sanft: Du sollst nicht so sein. Das ist ungerecht." Aber er ging weiter neben ihr, ohne sie anzusehen, die Augen auf die schneebeladencn Tannenzweige gerichtet, die sich traurig erdwärts senkten. In wenigen Minuten reise ich ab Du siehst es ja, ich habe schon mein Reisekleid an", begann sie wieder.Warum bist du so zu mir?. Was habe ich getan?" Ja, du reist ab, natürlich... Du bist gesund und reist ab... Aber ich... ich bleibe hier...", sagte er endlich. Und als hätte die kalte Luft in seinen Lungen ein schlafendes Tier aufgestört, fing er zu husten an, heiser, krampfhaft, als müsse er ersticken.Mir ist kalt, gehen wir zurück", sagte er hart, als der Anfall vorüber war. Ich weiß wohl, was du denkst", flüsterte sie leidenschaftlich. Du meinst, daß ich dich vergesse, wenn ich wieder unten, unter den Gesunden lebe... daß ich einen anderen liebe... Aber, ich schwöre dir... bei... Wobei soll ich dir schwören, sage es mir?" Mein Gott, wie romantisch! Wir sind doch im zwanzigsten Jahrhundert." Sie zuckte verletzt und schwieg. Dann fuhr sie leise fort: Wenn es dir recht ist, komme ich einmal in jedem Monat... oder so oft du mich haben will... Du brauchst nur zu schreiben oder zu telegraphieren. Ich werde dir jeden Tag schreiben. Und dann... was wollte ich dir noch sagen? Ich weiß nicht mehr... ich wollte... Aber Carlo, warum siehst du mich so an... so, als ob du mich hassest... Mein Geliebter! Warum?" Da packte er sie bei den Schultern, mit verzweifelter Heftigkeit, zog sie an sich und schluchzte auf: Reise nicht ab... bleibe hier..." Dann standen sie lange so, aneinandergeklammert, ohne zu sprechen. Ein greller Glockenton störte sie auf: es war Zeit zur Liegekur. Sie nahmen sich still- schweigend an der Hand und gingen ins Sanatorium zurück. Das große Auto wartete vor dem Tor; das Handgepäck war schon auf- geladen. Sie empfand einen körperlichen Schmerz, blind und ver- zweifelt:Warum bin ich gesund geworden? Wäre es nicht bester, hier bei ihm zu bleiben, für immer?" sagte sie sich und wollte sich an ihn klammern, daß nichts und niemand sie je trennen könnte... Aber er machte sich plötzlich los und ging weg, seinem Zimmer zu, ohne ein Wort zu sagen. Gehen Sie ihm nicht nach, mein Kind, es ist bester so." Der alte Chefarzt wo war er nur auf einmal hergekommen? nahm sie beim Arm und führte sie sanft zum Auto.Alles, was Sie ihm sagen wollen, können Sie ihm schreiben. Lassen Sie ihn jetzt allein. Steigen Sie ein, seien Sie kein Kind. Denken Sie an den Chauffeur, der seit einer Stunde in der Kälte wartet." Herr Doktor, nehmen Sie sich seiner an. Und telegraphieren Sie mir, wenn etwas geschieht. Und schreiben Sie mir jeden Mo- nat. Das müssen Sie versprechen..." Ja. mein Kind, aber Sie dürfen sich nicht so ängstigen. Vor dem Frühjahr wird sicher nichts passieren... Weinen Sie nicht mehr. Sie werden sehen, das Leben ist besser, als es Ihnen heute scheint.. Langsam setzte sich das große Auto in Bewegung. Aus den Fenstern des Sanatoriums streckten sich viele Köpfe heraus und sahen ihm nach, bis es in der schneebedeckten Ferne verschwand. * Im Hause der Tante, in Mailand  , verbrachte das junge Mädchen seine Tage, ohne das Zimmer zu verlassen.Du wirst wieder krank werden", sagte die Tante kopfschüttelnd. Jeden Monat, wie er versprochen, gab der Chefarzt Nachricht über den Kranken, immer schlechtere; das Fieber stieg und die Kräfte sanken. Jeden Tag schrieb sie dem Sterbenden lange Briefe, in denen sie von der Vergangenheit sprach, von ihrer großen, süßen, traurigen Liebe. Aber es kam keine Antwort.» Trotzdem lebte sie in dem reichen Hause ihr einsames Leben harrender Treue. Nur ein Freund aus der Kinderzeit besuchte sie, der chr treulich geschrieben hatte, solange sie im Sanatorium war, ihr Mut zugesprochen, als sie sich trank fühlle und so entsetzliche Angst vor dem Sterben hatte. Er war ein blonder, schüchterner, breitschulteriger Bursche, der geduldig zuhörte, wenn sie stundenlang von chrem Kranken sprach. Nur manchmal zuckte es ein wenig um seine Lippen. Eines Tages, als sie weinte, wie sie oft tat, nahm er sie in die Arme und streichelte ihre Haare, mit einer Liebkosung, die brüderlich war und sein wollte. Ohne ihn anzusehen, bat sie ihn, sie allein zu lasten. Und kaum, daß sie allein war, eist« sie zum Spiegel und be» trachtete sich lange, bestürzt. Dann ging fie zum Tisch, um zu
schreiben, aber zum erstenmal kamen ihr die Worte nicht, und der angefangene Brief blieb viele Tage unbeendigt. Aber er kam weiter wie bisher, aber jetzt sprachen sie wenig und nie über den Kranken. Auch sahen sie einander nicht mehr in' die Augen. Sie verbrachte lange schlaflose Nächte, um sich über das Neue klar zu werden, das in ihrer Seele aufstieg, und dagegen anzu- kämpfen. Eines Morgens sagte sie dann der Tante, daß sie ein Telegramm bekommen hätte und ins Sanatorium müßte. Sie würde am selben Tage zurückkommen, spätestens am nächsten. Und so fuhr sie ab. Im Auto lebte sie nur der Erwartung. Sie wollte schnell an- kommen, ihn wiedersehen, die Gewißheit haben, daß sie ihn noch liebte, und daß das andere, das Neue, Freundschaft war, Sym- pathie, aber nicht Liebe, nicht Liebe... Und als sie endlich ankam, eilte sie an dem verblüfften Portier vorbei direkt auf sein Zimmer, trat ein, ohne die Antwort auf chr Klopfen zu erwarten, und lehnte sich erschöpft gegen die Tür, den' Blick auf das Bett geheftet. Er sah aus wie früher, nur war das Gesicht beinahe grau. Er hatte schon die Farbe der Erde. Sie schwiegen lange, dann setzte sie sich neben das Bett, und sie sprachen von gleichgültigen Dingen. Sie waren einander so fremd, daß ihnen sogar das gewohnteDu" schwer fiel. Aber in seinen Augen war noch immer jenes merkwürdige Feuer, das sie als Liebe und Verzweiflung gedeutet hatte. Aber es war Neid und Haß, der Haß des Kranken gegen den Gesunden, und jetzt verstand sie es. Und sie verstand es noch mehr, als sich die Tür öffnete und ein junges Weib eintrat, blaß und überschlank auch von ihr sagte der Chefarzt gewiß, daß vor dem Frühjahr nichts passieren würde. Aber das Antlitz des Mannes leuchtete plötzlich in einem Lächeln auf, wie sie es nie in seinen Zügen gesehen hatte. Da verstand sie, daß er die Todgeweihte liebte, wie er sie selbst niemals geliebt hatte, mit wahrer, heiliger, letzter Liebe. Und sie verstand auch, daß sie schnell wieder weggehen sollte, um die beiden allein zu lasten, denen nur noch so wenig Zeit blieb, beieinander zu sein... Aus den großen nackten Fenstern des Korridors sah sie aus die Tannen hinaus, die der Schnee nicht mehr bedeckte, dann ging sie die Treppen hinunter, und der Chefarzt, der sie in der Vorhalle erwartete, war verwundert über den freien, leuchtenden Ausdruck ihrer Augen. Ich fahre gleich wieder fort. Es war gut, daß ich gekommen bin. Sie hatten recht, Herr Doktor, ich danke Ihnen." Aber kaum war das Auto in Bewegung, warf sie sich in die Kisten und weinte bitterlich. Wie aus einem unerschöpflichen Quell kamen die Trännen, unstillbar. Ihr Gesicht war noch feucht und die Augen gerötet, als sie schon die Treppen ihrer Wohnung hinauf- eilte. Sie blieb einen Augenblick stehen und lauschte ihrem lang- samen, ruhigen Atem, den das schnelle Steigen nicht beschleunigt hatte. Sie fühlte sich gesund, kräftig, zum Leben berufen. Traum- hast ungewiß über sich selbst und über alles, trat sie in das Zimmer, wo er wartete, wie täglich um diese Zeit. Sie lehnte sich gegen die Tür, mit derselben Bewegung, mit der sie vor wenigen Stunden sich gegen die andere Tür gelehnt hatte... Er war aufgesprungen und sah sie erwartend an..- Wie ge­sund er war, kräftig, zum Leben berufen, auch er, wie sie. Ja, das war das Hellige, Wahre, Letzte, wie für die beiden da oben, die sterben mußten. Sie trocknete die letzten Tränen ab und lächelle. lAuwristerte Ucbersekung aus i>cm Itakieniscknnl
Stückgang der Schmelterlinge In den entomologischen Fachblättern wird öfters festgestellt, daß die Zahl der Schmetterlinge in den letzten Jahren sehr zurück» gegangen ist. Solche Beobachtungen werden u. a. aus der näheren und weiteren Umgebung Berlins  , aus Pommern  , Schlesien   usw. berichtet. Es gibt z. B. Arten, von denen man früher mit Leichtig- keit 1000 Raupen sammeln tonnte, die aber jetzt kaum noch anzu- treffen sind. Die Ursache des Rückgangs wird nicht auf die Schmetterlingssammler ollein zurückgeführt, wenn auch einzelne� Seltenheiten stark durch sie beeinträchtigt sein mögen. Zum großen Teil schreibt man die Ursache natürlichen Erscheinungen zu, so der Ueberhandnahme von Schlupfwespen, und auch Witterungseinflüsten, Außerdem dürfte der Rückgang gewisser wildwachsender Pflanzen, die bestimmten Raupen zur ausschließlichen Nahrung dienen, mit zu der Abnahme der Falter beigetrage» haben.
3n Irland   gibt es weder Schlangen noch Mäuse. Nicht einmal die unschuldige Blindschleiche, eine Eidechsenart. kommt auf der smaragden Insel vor.