Bermann Kurier geflorben. Landgemeinden und Krisenfürsorge
Ein Pfarrer, auf den sich Bebel berief.
In St. Gallen in der Schweiz ist fürzlich der frühere Pfarrer Hermann Rutter gestorben, bessen Schrift ,, Sie müssen" vor etwa 30 Jahren ungeheures Aufsehen erregte. Das Buch, das in leidenschaftlich aufrüttelnder Sprache die ethischen Zusammenhänge zwischen Christentum und Sozialismus darlegte, fand überall bas stärkste Echo und wurde in alle Sprachen übersezt. Im Kampf gegen eine„ chriftlich" aufgezäumte Reaktion leistete es der Sozialdemokratie ausgezeichnete Dienste; auch Bebel pflegte es öfter zu zitieren. Ueber Rutter und sein Wert schreibt jetzt das Züricher ,, Boltsrecht":
,, Es ist diesem aufrüttelnden Buch zu verdanten, daß sich besonders in der Schweiz , in Holland , in den skandinavischen Ländern und in England viele ernsthafte Christen und besonders auch viele Pfarrer gedrängt fühlten, die Arbeiterbewegung mit anderen Augen anzusehen, ja sich ihr anzuschließen. Während vor dem Erscheinen dieses Buches in der Schweiz nur einzelne sehr wenige Pfarrer, wie die Genossen Pflüger und Reichen, sich der Partei angeschlossen hatten, trat nachher eine große Zahl der sozialistischen Sache näher und in die Partei ein, und es wuchs in den firchlichen Kreisen das Berantwortlichkeitsbewußtsein, sich mit der sozialen Not unserer Zeit auseinanderzufegen und sich mit den sozialistischen Problemen zu beschäftigen.
Nun ging es freilich Kutter im Grunde genommen nicht darum, einfach eine sozialistische Bewegung innerhalb der Kirche zu entfachen, und er schaute die sogenannte religiös- soziale Bewegung, die sich unter Führung von Ragaz seit 1906 entwickelte, immer als eine Entgleisung an. Ihm ging es um ein neues Verständnis für Gott, im Gegensatz zu der erstarrten Kirchlichkeit und Christlichkeit, im Gegenfag zum landesläufigen Moralismus und zum selbstgerechten Pietismus . Seine weiteren Bücher, die sich rasch nacheinander folgten:„ Wir Pfarrer", Gerechtigkeit", Die Revolution des Christentums" sprechen darüber eine eindringliche Sprache, erschütterten die firchliche Selbstsicherheit und bereiteten die Krise vor, in der sich heute Theologie und Kirche befinden.
Es ist zu bedauern, daß Kutter mit seiner genialen Begabung fich nicht, wie sein großer Lehrer Blumhardt, der Sozialdemofratie angeschlossen hat, so wie er sich in seinen Schriften eigentlich an die Sozialdemokratie wandte, mit Ausnahme des einen Vor trages an die Frauen von Sozialdemokraten, in welchem er diese Frauen bat, ihre Männer für die Versammlungen der Partei und der Gewerkschaft freizugeben, da es gegenwärtig wichtiger sei für die Männer, willige kämpfer als gute Hausväter zu sein. Natürlich erregte auch dieser Bortrag großen Anstoß in bürgerlichen Kreifen, und Kutter wurde verschrien als Untergraber des Familienlebens. Er sollte denn auch bei Anlaß einer Wiedermahl am Neumünster gesprengt werden. Da stand aber die Partei trotz ihrem Grundjag von der religiösen Neutralität auf und verhalf dem unerschrockenen Manne zu einer ehrenvollen Wiederwahl."
Volksbegehren im Danfgottesdienst.
Neuer Mißbrauch der Kirche.
Der Königin- Luise- Bund" in Merseburg hatte zu einem gemeinsamen Kirchgang aus Anlaß des„ Sieges" im Boltsbegehren eingeladen. Der Stahlhelm nahm daran teil, wie es in einer Anfündigung heißt. in luft ohne Fahnen". Es handelte sich bei diesem neuen Kirchenmißbrauch nicht etwa um einen-befonders angefekten Gottesdienst, sondern um den üblichen, für jeden Bürger zugänglichen Sonntagsgottesdienst. Das ,, Merseburger Tage blatt", ein rechtsstehendes Blatt, hat über diese Veranstaltung berichtet. Danach führte der Pfarrer, Pastor Riem, aus:
,, Der rechte Christ weiß nichts von Mutlosigkeit und Verzagtheit; er darf nicht fagen, es lohne sich nicht, an unserem Bolte zu arbeiten. Friedrich der Große so gut wie Luther und Bichern, Stöcker und Bodelschwingh, ein Bismard so gut wie Hindenburg und nicht zuletzt unsere unvergeßliche Königin Luise haben auch in den schlimmsten Tagen nicht ihren Glauben ver foren. Und gerade in diesen Tagen erlebten wir selbst, daß ein mutiger Glaube, daß frisches Anpacken, daß altpreußische Tattraft Großes erreichen fönnen. Millionen Preußen sind troz aller Schwierigkeiten dafür eingetreten, daß Recht und Gerech tigkeit, tapferer Sinn und Frömmigkeit wieder unseres Volkes Ruhm und Ehre werden in allen seinen Ständen, Gliedern und Aemtern.
Ihr evangelischen Arbeiter und Gewerkschaftler, Ihr Männer und Frauen, Jünglinge und Jungmädchen vom Stahlhelm und Luisenbund, Ihr wollt danfen dem Herrn, unserem Gott, für den Erfolg, den er Eurer Arbeit ge fchentt hat, und wollt neue Kraft mitnehmen zu neuem Birten und Schaffen. Wir als Christen und Glieder der Kirche verwerfen nicht den Plan, nach dem soziales und staatliches Leben aufgebaut ist, aber mir erheben namens des Evangeliums unsere Stimmen, wenn wir sehen, daß die Entwicklung wider das Seelenheil, wider das wahre Wohl der Menschheit geht, wenn fich mirtschaftliche oder politische Formen als Schädigung der heiligen
Güter erweisen."
Der Vorfall hat in Merseburg begreifliches Aufsehen erregt und es wird angenommen, daß sich die Kirchenbehörden mit ihm noch beschäftigen werden. Es wird angenommen.
Städtische Beamte protestieren.
Gegen Herabsetzung ihrer Gehälter. Am Montagabend versammelte sich auf Einladung der Komba " die Beamten der Stadt Berlin in der Neuen Belt" zu einer Proteftfundgebung gegen die Forderung des Oberpräsidenten auf Herablegung der Berliner städtischen Gehälter. Da der große Saal bald überfüllt war, wurden zwei weitere Bersammlungen im Garten und im tleineren Saal abgehalten. Der Vorsitzende der Komba, Seidel, wandte sich besonders gegen die schablonenmäßige Angleichung der städtischen Beamten an die Beamten des Staates und tritifierte die Einseitigkeit, mit der der Oberpräsident die Nachprüfung der Berliner Besoldungsordnung durchgeführt habe. Bemerkenswert sei, daß die hohen und höchsten Beamten von jeder Kürzung fast ausnahmslos freigelaffen worden seien, ja zum Teil noch Milderungen erfahren hätten, während für die mittleren und unteren Beamten nur Verschlechterungen vorgesehen sind.
Dr. Richardt vom Deutschen Beamtenbund erklärt, daß die Spizenorganisation Schulter an Schulter mit den städtischen Beamten fämpfen werde. Direktor Ehrmann erklärte, daß die mit den Neuerungen heraufbeschworenen Umstände fich zum Schaden der städtischen Verwaltung auswirken müssen. Ein Mitglied des Besoldungsausschusses der Stadtverordneten erklärte, daß der Besoldungsausschuß geschlossen hinter der städtischen Beamtenfchaft stehe.
In einer Entschließung wurde gegen die Maßnahmen des Oberpräsidenten scharfer Protest erhoben und die Erwartung ausgesprochen, daß der Magistrat und die Stadtperordnetenversamm. lung sich einmütig hinter die Beamtenschaft stellen und die schweren Angriffe auf die Selbstverwaltung zurüdweisen werden.
Neuregelung der Erwerbslosenfürsorge gefordert
Der Deutsche Landgemeindetag, der rund 45000 Landgemeinden mit einer Gesamtbevölkerung von über 30 Millionen vertritt, hat heute der Reichsregierung, den Länderregierungen und den gesetzgebenden Körperschaften einen Gesezenwurf zur Reichs. den gesetzgebenden Körperschaften einen Gelegenwurf zur Reichs arbeitslosenfürsorge eingereicht. Dieser Entwurf sieht bei der Aufbringung der Mittel für die nicht mehr von der Bersicherung unterstügten. Erwerbslofen grundlegende Benderungen vor. Es besteht zur Zeit die bekannte Dreiteilung der Unter st üßungseinrichtungen in der Arbeitslosenversicherung, der Krisenfürsorge und der kommunalen Wohlfahrtsunterstügung. Die Lasten für die Krisenunterstügung werden zur Zeit zu vier Fünitel vom Reich und zu einem Fünftel von den Gemeinden getragen, während die Mittel für die Wohlfahrtsunterstüßung von den Kommunen ganz allein aufgebracht werden müssen. Dagegen sind die Länder an den Erwerbslosenlasten überhaupt nicht beteiligt. Der Gesezentwurf des Landgemeindetages sieht nun unter Aufhebung der bisherigen Dreiteilung eine 3 weiteilung der Erwerbslofen unterstügungen in der Form vor, daß Krisenfürsorge und Wohlfahrtsunterstützung in einer Reichsarbeitslosen für sorge zusammengefaßt werden.
In der entscheidenden Frage der Aufbringung der Mittel fordert der Deutsche Landgemeindetag, daß an der Reichsarbeitslosenfürsorge das Reich mit 50 Prozent, die Länder mit etwa ein Drittel und die Gemeinden mit dem Rest beteiligt werden. Die Heranziehung der Länder wird durchaus berechtigt damit begründet, daß diese bis 1927 an den Kosten der Erwerbslosenfürsorge zu rund einem
Die Berjüngung des Schloßmuseums.
Man kann nicht behaupten, daß das Berliner Schloßmuseum eine glüdliche Nüance des Sammlungstypus darstellt. Dieser Kompleg ist, seit man vor zehn Jahren die Bestände des Kunstgewerbemuseums im Schlüter- Schloß untergebracht hat, weder Barockschloß mehr noch Museum, sondern eine widerspruchsvolle und felten erquickliche Bermengung beiber. Allerdings lag hier der Fall nicht so flassisch einfach wie etwa bei der Münchener Residenz. Ain Berliner Schloß ist zuviel herumgepfuscht worden bis in die Zeit des letzten Hohenzollern ; der geschichtlich gewordene Baufnäuel aus vier oder fünf Jahrhunderten läßt sich, im Innern wenigstens, überhaupt nicht zu einer mirklich befriedigenden Raumerscheinung auflösen. Das Naturgegebene in diefem schwierigen Fall scheint eine möglichst saubere Trennung der wahrhaft wertvollen Brunkräume Schlüters von der alten Kunstgewerbesammlung. Jene sollten unangetastet in ihrer ursprünglichen Schönheit bestehen bleiben: die mit Kunstgewerbe gefüllten Bitrinen wären in die unbedeutenden Räume zu verweisen, die es in großer Zahl zwischen jenen gibt, wenn schon einmal das Schloß zu ihrer Bewahrung ausersehen ist.
Nun: diese naturgegebene Idee hat der seit einigen Jahren amtierende Direktor Dr. Robert Schmidt tatsächlich durchgeführt und sich dadurch den Dant aller Freunde des Berliner Schloffes wie der unvergleichlichen Schäße des Kunstgewerbemuseums verdient. Er ist noch längst nicht fertig mit der Umgestaltung, aber in wesentlichen Zügen ist das Neue doch schon zu erkennen.
Drittel beteiligt gewesen waren, während sie jetzt von den Lasten der Erwerbslosenfürsorge befreit sind.
Der Deutsche Landgemeindetag bezweckt mit diesem Gesetzentwurf, auf dem Gebiete der Wohlfahrtsausgaben einen gerechten Laftenausgleich herbeizuführen. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß unter dem jegigen System der Berteilung der Reichsst eucrüberweisungen das sich vorwiegend auf das örtliche Steuerauftommen stützt besonders die leistungsschwachen Agrar- und Arbeiterwohnfitgemeinden benachteiligt werden. So erhielten nach amtlichen Zahlen im Jahre 1928 von den Reichssteuerüberweisungen die Stadt Frankfurt a. M. auf den Kopf der Bevölkerung 38 Mart, die Stadt Berlin 34 Mart, die Städte von 5000 Einwohnern aufwärts im Durch schnitt 33 Mart, dagegen die Gemeinden bis zu 5000 Einwohnern nur 7 Mart und die Gemeinden bis zu 200 Einwohnern sogar nur 3 Mart je Kopf Da das örtliche Aufkommen in den Landgemeinden 1930 und 1931 bedeutend stärker gesunken ist als in den Großstädten, so hat sich das Verhältnis dieser Zahlen jetzt noch erheblich zuungunsten der Landgemeinden verschoben.
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Unter nachdrücklichem Hinweis auf die bedrohliche Lage der Kommunalfinanzen fordert der Deutsche Landgemeindetag ein sofortiges Eingreifen des Gesetzgebers. Es wird daher bei der Reichsregierung beantragt, den von dem Landgemeindetag vorgeschlagenen Gesezentwurf gegebenenfalls in der Form einer Rotverordnung zur Verabschiedung und Durchführung zu bringen.
,, Die heilige Flamme."
Capitol.
Die Mutter gibt dem gelähmten Sohn die tödliche Dosis Schlaf pulver. Sie will seine Illusion von einer baldigen Heilung und von der Liebe seiner Frau, die drei Jahre bei ihm ausgehalten hat, nicht zerstören. Den Gesunden zieht es aber zum Gesunden, und Stella liebt jezt den jüngeren Bruder, der aus Amerita zurückgekehrt ist. Wahrheit soll herrschen und nicht Lüge. Die Schlafpulver be deuten die einzige Lösung. Diese Berwicklung ahnt man bereits am Anfang. Ein Moment ergibt sich aus dem anderen. Der Film, nach dem gleichnamigen Schauspiel des Engländers Somerset Maugham perfaßt, ist folgerichtig und logisd) aufgebaut. Der Bearbeiter und Regisseur Berthold Biertel läßt die Handlung nur um diesen Zentralfonflift rotieren. Die Dialoge, scharf ineinander verzahnt und mit dramatischer Stoßfraft vorwärts getrieben, beschränken sich auf das Wesentliche. Damit könnte dieser Film ein Biertel stellt seine Regie allein auf das Wort. Er gibt faft ausIdeal sein, wenn er nicht als Bühnenstück aufgefaßt worden wäre. schließlich Dialoge zwischen zwei Menschen. Allerdings werden diese Szenen auch in mimischer Beziehung bis zur letzten Möglichkeit ausgespielt. Aber der Film hat keine Bewegung und wird außer dem, da Viertel jede Geste, jedes Zucken des Gesichts festhält, zu fehr gedehnt.
Biertel formt wirkliche Persönlichkeiten, denen er die beherrschte Wir sehen acht Räume des Erdgeschosses, gegen den Lustgarten Saltung fultivierter Engländer verleiht. Er arbeitet die stimmungszu, in eine ausgezeichnet geordnete Sammlung der mittelmäßigen Momente, die Milieuechtheit klar heraus, das Unausalterlichen Schäße des Kunstgewerbemuseums der gesprochene, Lastende zwischen den Menschen. Salta Steuermandelt. Die von Ihne herrührenden pomphaften Band- und mann spielt die englische Frau Alving als Dame der Gesellschaft, Deckendekorationen sind durch weiße Bespannungen verborgen, die die ihre Erregungen, ihre Güte zu meistern versteht. Am Schluß Zimmer zu fachlichen Kunstfammern geworden, in denen die erlesenen gerät fie in die Gefahr, pathetisch zu werden. Groß Iwar. Rostbarkeiten romanischer und gotischer Zeit zu ihrer vollen Wirkung dosti, der das Leiden des Gelähmten, die Nervosität, die kommen. Auf die Feinheiten mancher Aufstellung, in ganz modernem Zweifel zu starkem Ausdrud bringt. Dita Barlo und Gustav Sinn, sei nebenbei aufmerksam gemacht, so wenn die wunderbare Fröhlich treten neben diesen Leistungen etwas in den Hinterleuchtung von rüdwärts ins rechte Licht gesetzt wird, und auf die Altardede in Weißftiterei aus dem 12. Jahrhundert durch Be- grund, und Charlotte Hagenbruch ist die Krankenschwester in der ganzen verschlossenen Herbheit des Zurückgesezten, vom Glüd noble Wirkung all dieser schönen Dinge por neutraler weißer Band Benachteiligten.
überhaupt.
Dafür sind im zweiten Beschoß die meisterlichen Bruntjäle Schlüters, vor allen der Rittersaal ", von störenden Bitrinen befreit und in alter Herrlichkeit zu genießen. Vieles wäre auch noch ins Depot zu verweisen, um dem Besten Luft zu machen.
„ Schofför Antoinette".
Theater in der Behrenstraße.
p. f. sch.
Hat der Theatersommer schon begonnen? In dem Intimen Theater in der Behrenstraße hatte man noch geheizt, und so herrscht: Hochsommertemperatur. Und das französische Lustspiel in vier Bil dern, das Robert Blum nach Letraz- Desty bearbeitet hat, war in der Tat auch hochsommerlich. Niemand nimmt diese Theaterfiguren irgendwie ernst, sie sind aus einer anderen Welt, wo nur die Liebe" regiert und die Millionäre ihr alle Opfer zu bringen bereit sind. Wenn so ein hübsches Frauchen wie Erita von Thellmann eben ihr ganzes Vermögen verloren hat, so hat sie doch gleich Gelegenheit, den Mann kennenzulernen, der es im Börsenspiel ihr abgewann: den amerikanischen Spetulanten, den Artur Roberts mit ebensoviel Nonchalance wie unternehmender Berliebtheit in echtem Vanfee- Dialett darstellt. Er möchte das Frauchen faufen, aber fie läßt sich nur auf einen Kontrakt als Schofför ein, der ihr alle mög lichen Rechte verleiht. Das Ganze ist natürlich nur ein Spiel, und man weiß von vornherein, wer es gewinnen wird. Sie führt ihn an der Nase herum, vereitelt feine Liebesaffären mit einer Konfurrentin, indem sie in wildfremder Gegend eine Autopanne fabriziert. Da sie den Kontrakt durchgehalten hat, friegt sie ihr ganzes Bermögen zurüd, opfert es aber gern, um den Amerikaner wieder unternehmungsfähig zu machen, und in den Armen usw.
Das Hin und Her des bald versteckten, balo offenen Liebesspiels ist der ganze Inhalt des durch die Pausen übermäßig gedehnten Stüdes. Die üblichen Begleitfiguren bilden Staffage, vor allem aber tommt ein sehr schmudes Auto auf die Bühne, und so glaubt der Zuschauer, daß es sich um eine furchtbar moderne Angelegenheit handelt. Aber im Grunde find die Figuren uralt und nur frisch aufladiert. Haben die bürgerlichen Menschen wirklich ein so großes Bedürfnis, in solche imaginären Theaterwelten zu flüchten? Oder bezaubert sie die beherzte Munterfeit der Thellmann( in Schofför hosen) und Roberts altgewohnter, hier etwas biffiger Humor so sehr, daß darüber ganz vergessen, in welcher Welt wir wirklich
leben?
D.
Im Berein für Deutsches Kunstgewerbe spricht Mittwoch, 8 115, Ministerialrat all über Berlin , Berben und Erhalten des alten Stadtbildes" in der Staatlichen Stunstbibliothet.
" Der Tanzhusar."
UZ. Kurfürstendamm.
F. Sch.
,, Liebe und Trompetenblasen" war der erste Film, der die militärische Schlamperei der t. u. t. Zeit luftig zu gestalten wußte. Durch ihn wurde Lilian Harvey mit einem Schlage berühmt. Das war berechtigt, nicht berechtigt aber ist es, daß bis auf den heutigen Tag jeder Regiffeur sich als Nachahmer des Milieus versucht.
So fiel auch der Regisseur und Manuskriptschreiber Fred Sauer topfüber in die Mottentiste, als er sich den Stoff für seinen Tanzhufar" holte. Der Tanzhusar spielt auf der Bühne den fefchesten aller Leutnants, als Reserveoffizier fällt er jedoch ziemlich böse ab. Das wird alles ohne Schwung gespielt, und weder Oscar Karlmeis und Ernst Verebes noch Gret! Theimer und Friedl ha erlin geraten jemals in eine zündend ansteckende Laune; nur Mar Ehrlich spielt sich selbst mit bekannter Bravour. Der einzig gute Einfall des Regisseurs ist, daß er bei einem Fest, das die Künstler unter sich veranstalten, plöglich die Drehbühne in Bewegung seßt.
Sonst marschiert alles, auch mas die musikalischen Darbietungen anbelangt, unter den Kennworten Blech, Blech, Blech. e. b.
Das Frankfurter Goethe- Haus wird umgebaut. Die Arbeiten am Umbau des Frankfurter Goethe- Hauses wurden dieser Tage begonnen. Da die Fassade der am Hirschgraben Nr. 25 und 27 ges legenen, vom Freien Deutschen Hochstift erworbenen Häuser, in denen das Goethe- Museum untergebracht werden soll, nicht angetastet wird, ist äußerlich nichts von den umfassenden Bauarbeiten zu bemerken. Durch einen Ehrenhof sind die neuen Baulichkeiten mit dem eigentlichen Goethe- Haus verbunden. Im Neubau werden, nach einzelnen Abteilungen geordnet, Zimmer der Frau Rat, Räume aus der Weimarer Zeit Goethes und schließlich ein Brentano- Zimmer, hergerichtet werden.
Bolkszählung in Belgrad , die jest bekannt werden, zeigen, daß fich Belgrad in zehn Jahren verdoppelt. Die Ergebnisse der neuen die Bevölkerung der Hauptstadt in einem Jahrzehnt mehr als verdoppelt hat. Die 3iffer betrug 1921 111 740, 1919 226 289 und jegt 241 542 Söpfe. Ein noch besseres Beispiel für das rasche Anwachsen dieser Stadt ist die Zahl der Häuser, die sich in zehn Jahren von 7465 auf 23 845 vermehrt hat. Es find nun fast 100 Jahre, feit die erste Bolkszählung in Belgrad stattfand; in Jahre 1834 besaß die Stadt 769 Häuser und 8450 Einwohner. Nach Bollendung der Brücke, die jetzt über die Donau und die Save gebaut wird, erhält die Stadt durch Eingemeindung der Orte Pancevo und Cemin 50 000 weitere Bewohner, und die Blätter verkünden stolz, daß Belgrad im nächsten Jahrzehnt zur Halbmillionenstadt anwachsen wird.
Das Kupferfiichfabinett wird anläglich ber 400. Wiederkehr des Robes riebrich Museum zum Deutschen Museum die schönsten schwarzen und far- lebniffe thres luges am 6. Mai einen Vortrag mit Lichtbilbern in der jahres ans Burgimait vom 5. mat on im llebergang vom Staifer- Cui Beinhorn. die Afrika - Fliegerin, wird über die Eindrüde und Gr. bigen Holzschnitte des Meisters ausstellen. Singalademie halten.