Armin'Wegner : �Durchs taufen i. Die Menschen fieberten schon. Ab und zu erhob sich ein Ge- sang, streifte an den chäuserwänden entlang. Es war zwei Tage vor dem Beginn des Purimfestes in Tel 21 tu im, dieser merkwürdigsten Stadt Palästinas , die ganz von Juden erbaut, bewohnt und oer- waltet wird, amerikanisch, tatenlustig und frühreif. Es hatte sich in der Stadt bereits herumgesprochen, daß im Hafen von Jaffa ein Motorrad mit einem Beiwagen gelandet war—„mit dem man über das Meer fahren kann!" Leonore und ich hatten die Stabtaschen unseres Klepperbootes für unsere Faltboot- fahrten aus dem Jordan und dem Toten Meer zu beiden Seiten des Beiwagens unserer Ardiemaschine aufgeschnallt. Kaum waren wir in die Hauptstraße eingebogen, als uns eine Menschenmenge umringte. „Woher sind Sie, aus Deutschland ? Und sind Sie so über das Meer gekommen?" Ein junger Arbeiter zeigte auf die aufgeschnallten Ruderblätter.„Where are you going? Round over the world? Welche Marke? Ardie? Verzeihen Sie bitte, wieviel Pferdekräfte?" fragten die Stimmen durcheinander. Plötzlich wand sich eine alte Frau mit einem Aufschrei durch die dichter werdende Menge! „Mein Sohn! Mein Sohn!" schrie sie außer sich.„Mein Sohn ist zurückgekehrt, ist mit dieser Maschine gekommen!" Geistesabwesend starrte sie das Motorrad an, klein, mit einem faltigen, von gelben Punkten bedeckten Gesicht, ein« unglückliche Mutter, die vielleicht irgendwo in den Pogromen des Bürgerkrieges in Rußland ihr Kind verlor.„Ich habe meinen Sohn zehn Jahre nicht mehr gesehen. Als er in Minsk fortging.. ec ist gekommen. Ja, ja, ich weiß es!" Zwei Dutzend Hände griffen nach der Lenkstange und zuckten erschreckt mit den Fingern zurück, wenn unvermutet unter der Be- rührung das elektrische Horn seinen gellenden Ton ausstieß. Die Menge drohte die Straße abzusperren Ein junger jüdischer Polizist geleitete uns höflich hindurch, hinter mw auf unsere wüstengelbe Ardiemaschine steigend, der wir den Namen„Der weihe Fuchs" gegeben hatten. „Wo gefällt es Ihnen besser? Hier oder in Jerusalem ?" fragte ich den jungen Polizisten, während wrr die Stadt schon verließen. „In Tel Awiw", erwiderte er.„In Jerusalem , sehen Sie, ist die Stadt so alt, die Steine, die Berge, die tausendjährigen Gebäude, alles ist so mächtig, so groß, daß der Mensch sich ganz klein fühlt. In Tel Awiw aber ist die Stadt klein und der Mensch groß und kraftvoll.. darum lebe ich lieber in Tel Awiw ." Die Menge hinter uns zerstreute sich. Mitten auf der Gasse stand noch immer die unglückliche, geistesgestörte Frau. „Mein Sohn... mein Sohn ist wiedergekehrt!" Vor Jubel schluchzend schlug sie die Arme über sich in die Höhe. II. Nachts auf den Landstraßen Palästinas macht man feine Be- kanntschaften. Wir hatten Ben Schemen, da» jüdische Kinderdorf, am Nach- mittag verlassen. Blaugrüne Gerstenfelder. Der Frühling»wind kommt un» entgegen, durchsichtig und kühl wie Ouellwasser. Im Felde ein zerlumpter arabischer Pflüger. Mühselig geht er hinter dem seltsamen Zweigespann«ine» Ochsen und eine» Kamels her, die er gemeinsam vor seinen Pflug gespannt hat. In der Ftrne erblickt« man auf einer Felsenkuppel Häuser- mauern wie.eine Burg: schon glaubten wir die Stadtmauern von Jerusalem zu erkennen: aber e« sind nur die Felsengassen eines schmutzigen Araberdorfes, auf dessen Berggipfel in unvordenklichen Zeiten die Bundeslade gestanden hat. Im Wadi Ali beginnt die Straße plötzlich in einem Engpaß steil wie eine Treppe zu steigen. Di» Landschaft wird herb und groß. In die tiefe Schlucht reicht der Glanz der Sonn« nicht mehr hinab, und als auf der Spitze des Weges infolge der Kerzenverölung eines Zylinders unser.. Ardiemaschine stillsteht, ist die Dämmerung da. Der Schatten de» Tages wächst mit Windeseile über den ganzen Himmel. Aber noch ehe ich auf der abschüssigen Straß««inen Stein unter das Rad der Maschine gelegt habe neigt sich aus einem leeren Wagen das braune Gesicht eines Arabers und spricht in fehlerlosem Deutsch: „Kann ich Ihnen Helsen ?" Roufan Habi, ist ein Zögling de» Deutsch-Syrischen Waisen- Hauses in Jerusalem . Plötzlich ist es ganz dunkel geworden: aber während ich Licht mache, hat Roufan schon die Kerze herausge- schraubt. Ueberall auf den Straßen Palästinas begegnet man dieser Hilfsbereitschaft des Wüstenbewobnere. der sich stet» inmitten der Einsamkeit einer menschenverlassenen Gegend beisteht. Als ich mich umwende, sehe ich Leonore mit zwei jungen Männern im Gespräch. Ein vornehmes Automobil hält auf der Landstraße. Zwei arabische Studenten der Universität Beirut, in ausgesuchter, europäischer Kleidung, sind ausgestiegen. Sie sprechen französisch. „Monsieur Ali Nuri Ley au» Damaskus ", stellt Leonore vor. „Und Monsieur Tefik.. denk« dir, er ist au» Kairo , und wir sollen ihn dort besuchen." Da» schwarze Gesicht de» Berbers , dessen Hofen wie zu einem Balllest gebügelt sind, mit einem bunten Taschentuch auf der Brust und strahlenden Lackschuhen, glänzt im Schein unserer Autolampen. Er hat seine Besuchskarte herausgezogen und bittet Leonore um ihren televhonlschen Anruf: seine Adresse ist die de» ersten Hotel» in Jerusalem . Das Lachen der Menschen verstummt auf der einsamen Land-
ema SSO fing: 8«'üdatl Sein Leben und das Leben all feiner Kameraden liegt unter der eigenartigen Last des Schicksal», die Menschen lachen machen zu müssen. Sa'adan ist nämlich der Tanzaffe, der Tanzaffe des Orients. Mein sein Dasein wird schon zum Erlebnis in den stets von der Sonne durchglühten und immer vom Sand bedrohten Stätten des Orient». Dort, wo man die Zeit weder nach der Sand-, noch nach der Normaluhr, sondern nach den Schritten der Kamele be« rechnet, tanz Sa'adan. Und wenn du ein Kind fragen würdest: „Was kann Sa'adan?" Bestimmt würde e» dir antworten„Sa'adan kann alle»" Seine einzelnen Nummern sind stark unterschiedlich, er bestrettet einen ganzen Spielplan allein. Cr zeigt sein Können in arabischen Tänzen, er führt Beduinentänze vor. die bei den Menschen langsam einschlummern im ewigen, alle» verdeckenden Sand der Wüste. Er schlägt aber auch Purzelbäume in echt artistischer Art. Auf dem Basar bildet die Menge einen Staudamm um Sa' adan. Man handelt nicht, man verkaust nicht, man guckt, glückselig, dem Augenblick hingegeben. Kein Mensch macht sich einen Vorwurf um verplempert« Zeit. Jeder trägt geduldig und erfreut die Unannehm-
diährige straße. Wir fahren. Nack, wenigen Minuten beginnt die Landstraße in wildem Zickzack wie ein Wasserfall in die Tiefe zu stürzen. .Langsam, langsam!" schreit die Stimme Roufan Habis' hinter mir warnend durch das Dunkel. Ich ziehe die Bremse an. Die arabischen Studenten mit ihrem hellen Scheinwerfer sind schon jensetts der Senkung auf den weiten Hängen des Judäagebirges verschwunden. Eine halbe Stunde später fuhren wir in Jerusalem ein. Auf der Jaffastraße noch Scharen junger Juden mit ihren Mädchen und Frauen auf dem Abendspaziergang. Die Schreie der Limonadenverkäufer ertönten. Um in die Garage zu gelangen, mußte ich über ein Trümmerfeld von Feldsteinen und Weglöchern mitten im belebtesten Punkt der Stadt. Das ist Jerusalem , die ewige, heilige: voll von Trümmern, von Neuerungs- lust— ein unsterblicher Steinbruch. Als ich das Gepäck von der Maschine lud, tönte aus dem oberen erhellten Stockwerk eines Hotels, wo man eine Hochzeit feierte, jiddischer Gesang. Wild klatschten die Hände ineinander. „Zehn Brider senen wir gewesen, Hoben mir gehandelt mit Wain , Js einer gestorben. Js geblieben nain. Oi Liddel mit dem Fiddel, Toiwige mit dem Bas, Singtsche mir a Lidel, Chotsch in mitten Gas. Hei— jajaja! Hei— fajasa!" Die Musik dröhnte, die Füße stampften Im Takte des Liedes schwankend, taumelle ich müde die Treppe hinauf. lll. In der Höhe zwischen den Bergkuppen schwebte der Weg dahin,, ein gespanntes Seil, auf dem sich unsere Ardiemaschine wie ein Seil- tänzer wiegte Stockwerkartig hoben sich Felsen neben dem Wege auf, aus krautarttgem Gestrüpp blickten Steine wie bleiche Knochen. Wir sausten in die Tiefe, um gleich darauf den Weg in kurzen, atemlosen Kehren wie eine Treppe hinaufzuklimmen. Das ist Palästina, dieser schmale, bergige Erdstreifen, zwischen dem Mittel- ländischen Meer und dem Jordan, drei Fahrstunden breit, sieben Fahrstunden lang, ein Land der Zerrissenheit und heimtückischer Launen, der grauenhaften Starrheit, aber auch des geistvollsten Fortschritts. Nicht nur dem Menfcheniorscher muß es durch die Ver- schiedenheit feiner Kulturen und Religionen immer oerlockend und rätselhaft bleiben: auch an den. der Palästina in fliegender Eile mit dem Motor durchrast, stellt die Gegensätzlichkeit seiner Erdformen die höchsten Anforderungen, wenn die Höhen auf engem Raum jäh wie die Kurve eines Fiebernden wechseln. Nicht weniger gefährlich sind kür den Faltbootfahrer die reißenden Stromschnellen des Jordan , die Stürme de» See» Genezareth und die Tücken der Salzflut auf dem Toten Meer . Zwischen der Ebene Schephela und Jerusalem hebt sich der Weg im Lauf» einer Stunde bi» zu einer Höhe von achthundert Metern. Von der obersten Spitze de» Judäaaebirge» fällt er um«lfhundert Meter bi» nach Tiberia» an das Ufer des Genezarethsees hinab. moeihundertfünfziq Meter unter die Fläche de» Meere ». Auf einer Strecke von nur vierzehn Kilometern klettert die Straße hinter dein Tiberiasfee tote- eine Spirale von neuem zwölfhundert Meter bie nach Safed. der höchsten Bergstadt Paläsiinas wie auf einen Turm, und nicht geringer ist das Gefälle, mit dem sie von Jerusalem zwölfhundert Meter abwärt» durch eine der trostlosesten Bergwüsten der Erde an da» Tote Meer oder in die Wüste Sinai hinabstürzt. Die Straßen de» kleinen Landes schweifen nicht in die Weite, sie steigen in den Himmel hinaus und in die Hölle hinab. Abgründe, Fel»treuzung«n. von Regen ausgewaschene Kehren, au, den Ufern getreten« Bewässerungsgräben, und sobald man die Wüste betritt. weglose Sanddünen oder ein undurchdringlicher Sümpf von Lehm, Steinen und Gesttüpp. Wir dachten, im innersten Herzen unberührt, während der Motor uns in jagender Eile vorbeiträgt: dort liegt Rama, wo Samuel geboren wurde, hier bekämpfte Saul die Philister... das tausendjährige Land. Trümmer und kahl« Felsen. Kein Land kann ärmer an Baudenkmälern einer vergangenen Zeit sein. Lehmdörfer, grüne Steppen, verödete Hänge wie überall unter der Sonne Arabien». In den braunen Flußtälern kauern die Olivenhaine wie Scharen von alten Müllern. Die Teiche Salomos, Rahels Grab... vorbei. Man spürt nur die Lust der Bewegung, ein spannendes, süßes Glück, von keinem Verlangen erfüllt, als auf der rasenden Maschine leicht wie«in Vogel sich«n die weiten klaren Himmelsfernen zu stürzen, bi» der Weg zerfällt und man hinter einer unsichtbaren Grenze das Land der Beduinen betritt. Auf den Höhen bei Hebron hielten wir«inen Augenblick an. Wie von Todesangst gejagte Ratten schössen die Automobile an uns vorüber, um auf der Talsohle in der Tief» mit verdoppelter Geschwindigkeit die schnurgerade Straße hinabzujagen. Staub weht« über ihr auf: es ist der Staub de» uralten Wege», in dessen Wolken einst schon Jakob, Abraham und die Kinder Israel » auf der Heim- kehr von Aegypten «ntlangzogen. Wir glitten hinab. Sonne glühte, Fliegenschwärme prallten uns taumelnd gegen die Augengläser. Nicht« als die helle Musik der Kieselsteine, die während der rasenden Fahrt gegen da» Blech de» Beiwagens schlugen Frühlingswiesen, gelb« und rote Anemonen. Eidechsen huschten eilend vor uns über den weißen Weg Die Steinchen der Straße trommelten.
lichkeit des Gedränges. Es wird nicht»ach europäischen Begriffen als gestörte Ordnung betrachtet und es ist gänzlich ungefährlich: denn Verkehrsstörungen werden hier nicht durch polizeiliche Straf- Mandate erledigt. Sa'adan ist da. er beherrscht den Basar. Sa'adan ist nicht nur Tänzer, nicht nur Artist, Sa' adan ist ebenso Schauspieler von Können. Man sagt ihm:„Sa ädan. du sollst heiraten",„du bekommst ein« junge Frau". Prompt reagiert er, freut sich, klatscht in die Hände und macht Freudensprünge. Man ruft ihm zu:„Sa ädan, du bekommst«ine alte Frau". Sogleich macht er eine abwehrende Bewegung und faucht und spuckt Man fragt:„Sa ädan, wie schläft eine junge Frau?" Graziös streckt er sich und legt seine kleinen Hände unter sein Köpfchen. Erklingt aber die Frage:„Sa ädan, wie schläft eine alte Frau?", dann krümmt er sich, reißt da» Mäulchen auf und verzieht sein Gesicht zur Fratze. Darauf sammelt Sa ädan ein. Die Münzen bekommt sein Herr, die Pistazien und die anderen Leckereien er. Sa ädan schmatzt und frißt, für sich fühlbar und für die Menschen hörbar, sich satt. Sein Herr verabschiedet sich mit dem Gruß des Friedens. Me Tanzaffen de» Orient» jedoch sind militärisch erzogen und darum
nimmt Sa' adan. soweit sein körperliches Ausrichiungsvermögen es vermag, eine militärische Haltung an und grüßt, indem er die Hand an seinen Kopf legt. Soweit spielt sich alles in holder Eintracht ob und der süßen 2lnmut des Friedens unter den engsten Nachbarn. Doch— dieser Vorfall bleibt nie aus— irgendwo her ruft eine fürwitzig laute Stimme:„Sa' adan hat einen roten Popo". Darauf gerät Sa ädan vor Wut außer Rand und Band und Herrchen zieht mit einem kleinen fauchenden Teufel von bannen. In der arabischen Sprache sind diese Worte auch zu schlimm. Man darf sie nur einem so gut bekannten Menschen gegenüber gebrauchen, dem man alles sagen kann, oder sie im tobenden Zorn aus einen Menschen schleudern, dem man alles sagen will. Darum seien sie auch hier in der Ueberfetzung nicht verraten.
Gefundheilliche ffialfchläge für TTlai „Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus: da bleibe, wer Lust hat, mit Sorgen zu Haus"... Die anderen aber ziehen in diesen Tagen hinaus, fort von der Dumpfheit und Enge der Stube, der Stadt:— der frischen Frühlingsluft, der Sonne, dem Licht entgegen. Die einen wandern durch Wald und Feld, freuen sich des wiedererwachten Lebens in der Natur: die anderen lockt der Sportplatz, wo in fröhlichem Wettspiel und aufrüttelnder Leibesübung der Körper nach langer Winterruhe wieder geschmeidig gemacht wird. Wirklich sieht man die Jünger des Sports kaum zu irgend- einer anderen Zeit des Jahres so eifrig und hingebungsvoll üben, spielen und trainieren, als in diesen Frühlingstagen, die Lebens- freude und Tatendrang in das Herz des Menschen gießen. Gut so! Körperliche Bewegung, Ausarbeitung und Training sind uns ebenso nötig wie das tägliche Brot selber, wollen wir elastisch bleiben und nicht vor der Zeit einrosten. Der ganze Stoffwechsel erfährt da- durch wohltuende Belebung, Atmung und Sauerstoffzufuhr werden oertieft, Gelenke, Bänder und Sehnen geschmeidig erhalten: ganz abgesehen von der nützlichen Schulung, die der Energie, dem Willen, der Entschlußfreudigkett zuteil wird. In Büchern, Zeitschriften und Zeitungen werden wir alltäglich ja so überreich über den Wert des Sportes und der Leibesübungen belehrt, daß es überflüssig ist, auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Dagegen taucht für den Nachdenklichen eine Frage auf, die in den Sportberichten weniger Erwähnung findet: kann es des Guten auch einmal zu viel werden? Vielleicht sind gerade die Tage des gesteigerten Frühjahrstrainings die geeignete Zeit, um diesem Gedanken näher zu treten. Da ist es vor allem der uferlose Rekordsport, der zu schweren Auswüchsen geführt hat, so daß er in seinen Folgen bisweilen viel eher gesund- heitsschädlich als nützlich genannt werden muß. Untersuchungen an Rekordsportlern haben nämlich das zunächst überraschende Ergebnis gebracht, daß der allgemeine Körperbau alles andere eher als ideal war, und daß sich recht häufig ernste Herzfehler vorfanden. Tatsächlich wird durch sportlich« Uebertreibungen das Herz nicht gekräftigt, sondern geschwächt: und ebenso ist eine über das Maß gesteigerte Sportbetätigung den Lungen nicht nützlich, sondern schäd- lich, wie denn auch mancher Olympiasieger an Lungentuberkulose zugrunde gegangen ist. 2lber auch im übrigen antworten die Organe de» Körpers auf übermäßige Inanspruchnahme mit Schädigungen und Derbildungen. So hat man bei Berufsboxern mit Hilfe der Röntgenuntersuchung Verkrümmungen und Wucherungen in den Ellenbogengelenken festgestellt: und da» in Sportkreisen nur allzu bekannte„Fußballerknie", da» sich in Verdickung, Entzündung und Bewegungsbehinderung der Kniegelenk« äußert, wird lediglich durch die Ueberanstrengung und die vielfach unnatürlichen(Kreisel-) Bewegungen verursacht, die der Fußballspieler in der Hitze des Wettspiels seinen unteren Gliedmaßen zumütet. Noch größer aber werden die Bedenken, wenn man beobachtet, wie schwer die moderne, sportausübende Frau oft gegen ihren Körper sündigt! Hier gilt noch mehr, als im männlichen Geschlecht, der Satz, daß Sportübertreibungen und Gewallsamketten zu schweren Herzfehlern führen und darüber hinaus noch zur Ursache von Wanderniere, Wanderleber und Wandermilz werden können. Denn die inneren Organ« der Frau sind ja viel lockerer befestigt als die des Mannes und können daher durch heftige drehende und springende Bewegungen um so leichter Knickungen und Berlage- rungen erleiden. Selbstverständlich soll auch die Frau, wenn es ihr Spaß macht und ihr bekommt, Leibesübungen und Sport betreiben: aber sie soll nicht ihren Ehrgeiz darein setzen, es dem Manne in allem und jedem gleich zu tun, soll sich vielmehr auf Sportarten beschränken, die ihrem besonderen Körperbau angepaßt sind. Uebertreibung schadet überall im Leben, und so auch beim Sport: wer aber Maß zu hallen versteht, wird den Segen Vernunft- gemäßer Ausarbeitung gar bald am eigenen Leib« spüren. Wer aber merkt, daß der Sport ihm nicht zuträglich ist, der soll nicht mtt aller Gewalt versuchen, seinem Körper au» falschem Ehrgeiz heraus„Höchstleistungen" abzuquälen. Er möge auf Wanderungen durch Feld und Wald seinem Organismus die wünschenswerte Bewegung und frische Luft verschaffen und hat dabei noch den Vorteil, daß er Herz und Gemüt an dem unerschöpflichen Reichtum der wiedererwachten Natur erfreuen kann.
Wann leml man Farben erkennen? Nicht all« Menschen besitzen das Vermögen, Farben gut zu unterscheiden: es gibt bekanntlich ein angeborenes Manko darin, das man„Farbenblindheit" nennt. Von diesem Mangel abgesehen, der den befallenen Menschen da» ganze Leben hindurch beglettet und nicht heilbar ist, muß das Farbensehen und Farbenerkennen über- Haupt erst gelernt werden. Da» Kind in den ersten Lebensjahren besitzt dieses Unterscheidungsvermögen noch nicht oder höchst Mangel- Haft) es unterscheidet anfangs die Farben nur wie der Farben- blinde, nach chrer Helligkeit. Der Farbensinn entwickelt sich, wie Untersuchungen und Beobachtungen von Garbini feststellten, erst«n der zweiten Hälfte des zweiten Lebensjahre», und zwar zuerst für Rot und dann allmählich wellerschrettend für Grün und Gelb im dritten Lebensjahr, für Orange. Blau und Violett im vierten. Aber erst im fünften Jahre werden dt« Empfindungen für Rot. Grün und Gelb ganz sicher, während die für Orange. Blau und Violett noch schwanken. So schreitet da» Farbenempstnden fort, um nach dem sechsten Lebensjahr für alle Farben sicher begründet zu werden.
Das Schwitze« der Pflanzen. Wie der menschliche Körper die Schweißporen, so besitzen manche Gewächse auf ihrer Blattoberhout feine Spalten, Wasferdrüsen, au» denen in feinen Tröpfchen das bei der Transpiration der Pflanze entstehende, überflüssige Wasser ausgeschieden wird. Da» Schwitzen der Pflanzen ist. so sehr klein die Flüssigkeitströpfchen auch sind, mtt bloßem Auge doch unschwer wahrzunehmen. An den Blatträndern der Kapuzinerkresse, der Erd- beere, dem Springkraut oder auch der Fuchsie kann man den Vor- gang häufig beobachten, während zum Beispiel bei den Blättern der jungen Bohnenpflanzen an Stelle der Wasserspalten leine Härchen treten, aus deren Spitzen die winzigen Wassertröpfchen herausquellen. Natürlich ist diese Wasserausscheidung äußerlich nicht mit dem Taukall zu oerwechseln, von dem sie sich übrigens auch durch die regelmäßige Anordnung der viel kleineren Tropfen unter- scheidet.