». 214.<8. z«»'«««*1. �ormarl� a-.«»«»».»«.i i»,!
Ah heute Bauausstellung 22 Staaten beteiligt.- Die größte deutsehe Lehrschau
Ein Teil des Freigeländes mit den Musterhäusern.
Heute vormittag um 10 Uhr wird auf dem stSdtischea MessegelSvde am Saiserdamm die Deutsche Bauau»- flelluug 1SZ1 mit einem feierlichen Aefkakt eröffnet. Diese Au«- fiellung. w sechs kurzen Wochen buchstäblich an» dem Loden ge- stampft, stellt eine Gipfelleistung auf dem Gebiet de» internationalen Auxskellungswesen» dar. Trotz de« schweren strisensieber». von dem die deutsche Lauwirtschaft, und sie in erster Linie, durchschüttelt wird, gelang der Aufbau. E« unterliegt auch keinem Zweifel mehr. daß der von der Stadt Berlin bevorzugte Au»stellungstyp. der den bewährten Lehrschaucharakter voranstellt, den Vorzug gegenüber den nur marktmätzig aneinandergereihten Wessen verdient. Die Deutsch « Bauausskellung 1931 ist ein Ereignis internationalen Ranges in der Geschichte deS Bau- und Wohnungswesen«. Gin« bescheidene Korstellung von dem Umfang dieser größten se in Deutschland aufgebauten Ausstellung vermittelt die riesige tÄnge der durch die Ausstellung führenden Straßen und Wege, die nicht weniger als12Äilometer lang sind. Die Zahl der Aus- stellungsgebäude beträgt 7 0, und den Verkehr auf dem Freigelände vermittelt«in« eigens errichtete L i l i p u t b a h n, die auf einem Gleis von 1,6 Kilometer Länge fährt Der Raum von etwa 5000 Quadratmeter, der ursprünglich dem Ausland reserviert war. erwies sich als zu klein, um die Darstellungen aus 22 außer- deutschen Kulturstaaten unterzubringen. Hat sich doch selbst die chinesische Republik noch in letzter Stunde an der Aus- stellung beteiligt. Als Kunosum für die Schwierigkeiten, die beim Ausbau der Ausstellung zu überwinden waren, sei erwähnt, daß der Waggon mit dem Ausstellungsgut der Stadt Paris spurlos verschwunden war und erst nach zwölftägiger Such« an der fran- zösisch-belgischen Grenze wiedergesunden werden konnte. Ein erster Rundgang zeigt, daß überall das Gestern und Heute im Bau- und Wohnung»- wesen zurückgestellt ist. dafür aber um so stärker di« kommende Entwicklung herausgestrichen ist, wie überhaupt die Lauausstellung, anknüpfend an die großen Erfolge des bisherigen Berliner städti- schen Messewesens, unter Wahrung der erzieherischen und beleh- rcnden Not« versucht, wegweisend und richtunggebend zu sein. Den großen Ehrenraum der Halle l schmückt der Reichsadler der deutschen Republik, um den Ehrenraum selbst gliedert sich die „Internationale Ausstellung für Städtebau und Wohnungswesen". 2 2 Staaten ermöglichen hier einen Vergleich, was sie auf dem Gebiet« des Städtebaus und des Wohnungswesens geleistet haben. Von dem Modell des künftigen Alexanderplatzes über ein« geradezu raffiniert rationalisierte Küche in der amerikanischen Abteilung bis zu einer schneeweißen Plastik der neugestalleten City Rom« und zurück zu unseren Treptower Kleingartendauerkolonien ist in dieser Abteilung das charakteristischste internationale Material zu- sammengetragen worden. Der nächste Hallenteil führt in di«„Deutsche Ausstellung für Städtebau", die zwei Entwicklungsabschnitte deutscher Baugeschichte gegenüberstellt, nämlich die Bauweise von 1871 bis 1900 und die von 1900 bis 1930. Darüber hinaus werden Folgerungen für die Zukunft entwickelt, die etwa dem Stande von 1950 entsprechen könnten. In der Abteilung„Da» Bauwert unserer Zeit" ist am anschaulichsten die hübsch« Ausstellung des Bundes Dsutscher Architekten, wo 150 Baukünstler Modell« preisgekrönten Schaffens ausgebaut haben. Zwischen diesen zier- lichen Miniaturen kann jeder Au»stellungsbesuiher sich in den Traum eines sonnenüberfluteten Eigenheims wiegen. Die Halle II be- herbergt die Abteilung Die Wohnung unserer Zeit wo von einem Boardivghaus. das im Obergsschoß fünf Ledigenwohnungen und im Erdgeschoß di« notwendigen Gemein-
schaftsräume enthüll, bis zu der Gemeinschaftszelle einer Strafanstalt für vier Gefangene jeder Typ neuzestlichen Wohnens gezeigt wird. Trotzdem wir uns in einer geschlossenen Halle befinden, sind alle ausgestelllen Häuschen durch Höfe, Wege und Gartenanlagen untereinander verbunden. Die übrigen Hallen III bis VIII wenden sich mehr an den Fachmann, was natürlich nicht ausschließt, daß auch der interessierte Laie einen außerordentlichen Eindruck von dem hier Gezeigten erhält. Da zeigt, um nur einiges zu erwähnen, der Forstfiskus in einer riesigen Tischlerwsrkställe die B ea rb eitu n g sm ö g lich t e ite n des Holzes, oder Kupfer, Zink und Eisen wetteifern mit den Ziegeln. dem Schiefer und Ajbest-Zement um di« best« Form des Dach-
deckungsmaterials. Interessant ist, wie ein in natura vorgeführter Wasserrohrbruch heut« im Nu abgestoppt wird. In der Halle V, der monumentale Klinker- und Glasfassaden ein beson- deres Gesicht geben, arbeitet eine Großziegeleianlage, und Glas- malereiwerkstätten geben interessante Aufschlüsse über die Geheim- niss« dieser Betriebe. In der Halle VI zeigen die Berliner Städti- schen Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerke vorbildliche Installa- tionen. Ihre hervorragend- Bedeutung für die Arbeiterschaft erhält die Halle VI allerdings durch die Ausstellungsgruppe der Arbeiterbank, der Dewog, des Verbandes sozia- ler Baubetriebe und der freien Gewerkschaften. Von der Finanzierung eines Bauvorhabens bis zum Unfallschutz auf der Baustelle zeigen diese achtunggebietenden Organisationen der Ar- beiterschaft ihre Betätigungsfelder. Vor allem die unermüdliche Arbeit zur Erhaltung des Lebens- und Kulturniveaus der prole- tarischen Klasse. Und vielleicht gehen von dieser Ausstellungsgruppe die stärksten Impulse aus für die Ueberbrückung der Kluft, die zwischen unseren Häuserfassaden und unseren Wohnräumen auf der einen Seite und unseren Lebensansprüchen auf der anderen Seite von Tag zu Tag mehr klafft.„Der Baustil hat mit unserem Lebens- ftil, mit der rasenden technischen und weltanschaulichen Umwälzung der letzten dreißig Jahre nickst Schritt gehalten. Es ist nickst die unwichtigste Ausgabe der Baukunst, diesen Vorsprung einzuholen", sagt die Dewog. Das Freigelände, das diesmal eine besonders große Rolle spielt, eröffnet die AbteUung„Das d e u t f ch e D o r f", wo ver- sucht wird, die alten, bodenständigen Bauweisen neuzeitlich weiter, zueistwickeln. Dann folgt die Abteilung.Ländlicher Sied- lungsbau". Für den Erfolg des Siedlungsgedankens ist das billige und zweckmäßige Bauen Vorbedingung. Diesem Ziel dient die Sonderschau. Wir gehen darauf über modernste Beton- und Teerstraßen an einem Musters nedhof vorbei zu einer vorbildlichen Gartenanlage. Ilnd wir sehen weiter alle nur erdenklichen An- wendungsmöglichkciten der verschiedenen Baustoffe bis zum Stahl- und KupferHaus. Der Clou des Freigeländes aber ist die Liliput- bahn, drei Käse hoch aber prustend, fauchend und pfeifend wie ein Expreßzug. Mit ihr können wir nun das ganze Freigelände herum- fahren und auf den rot-gelben Bänken glücklich sein wie die Kinder. ch Dl« Ausstellung ist täglich von 9 Uhr früh bis 8 Uhr abends geöffnet. Der Eintrittspreis beträgt für Erwachsevc 1,50 M., für Iugenistich« 0,75 M. Die Ausstellung bleibt bis zum 2. August geöffnet.
5(1;.
o a.
Schwerwiegender, aber verantwortungsbewußter Beschluß des Stadtparlaments.
Die Berliner Stadtverordneten standen gestern vor einer schwerwiegenden Entscheidung, in der c» um die gesamte zu- künftige Flnaazgeflaltnng der Reichshauptstadt und darüber hinaus um die Zukunft der Berliner Selbstverwaltung ging. Die Stadt- verordnetenversammlung hatte über die große Vewag-Transaktion zu beschließen, die die Umgestaltung der bisher rein städtischen Berliner Elektrizitätswerke in ein neues gemischt- wirtschaftliche« Unternehmen, an dem Reich, Preußen und die Stadt Berlin 59 Prozent de« Stimm- rechtes besitzen sollen, vorsieht. Der Magistrat, der dem Zwang der Verhältnisse folgend, der Umwandlung zugestimmt hat. bat die Stadtvertretung um ihre Zustimmung. Das Stadiparlament hat gestern das Angebot des Bankenkonsartiums mit einer knappen Mehrheit angenommen. 3n einer prägnanten Erklärung legte der Vorsitzende der sozialdemokratischen Stadtverordueteafraktion. Genosse Erich Fla tau. die Gründe des Beschlusses dar. Er wies darauf hin, daß Berlin nicht durch eigene Schuld in eine Lage ge- kommen ist, die keinen anderen Ausweg mehr läßt, als die Substanz anzugreifen, um noch Schlimmeres zu verhüten. Berlinlstda» Opfer jener Politik des Herrn Schacht geworden, die konsequent darauf gerichtet war. die deutschen Gemeinden vom Aus- landskapitalmarkt abzuschnüren. So war die Stadt gezwungen. kurzfristige verbindlichkeilen einzugehen, die zu der jetzigen kata- strophalen Lage der Reichshauptstadt führen mußten. Dazu kam neben der besonderen Benachteiligung Berlin » beim Finanzausgleich die steigenden Erwerbslosenlasten, sowie die sonstigen hohen Sozial- leistungen bei dauernd rückgängigen Steuereinnahmen. Die Jlazi- wähl vom 14. September 1930 tat ihr übrige», die finanzielle Lage von Reich, Ländern und Gemeinden zu verschlechtern. Die kurzfristige Verschuldung Berlin » ist heute bis über 599 Millionen Mark angestiegen, hknzu kommt, daß durch die hohen Erwerbs- losealasten und den Rückgang der Steuern der haushall ein Defizit von 129 Millionen Mark aufweist. Durch die Bewag-Transattiou. die der Stadt eine sofortige Einnahme von 219 Millionen Mark verschafft, kommt Berlin in die Lage, einen Teil seiner kurzfristigen Verschuldung sofort abzudecken und darüber hinaus der Reichs- Hauptstadt wieder jene finanzielle Bewegungsfreiheit zu verschossen. ohne die auf die Dauer eine Rlesmgemeinde von über 4 Millionen Einwohnern nicht regiert werden kann. Wäre die Beweg-Um- geflaltung nicht zustande gekommen, so erscheint kein Weg mehr
ossev. Berlin vor der Bankrotterklärung zu bewahren. Zu dieser Situation hat die sozialdemokratische FroMon, getragen von hoher Verantwortung für die Stadtgemeinde Berlin , um die Ausrecht- crhallung der Zahlungsfähigkeit der größten deutschen Gemeinde zu gewährleisten, sich schweren herzen» entschlossen, dem Projekt trotz größter grundsätzlicher und finanzieller Bedenken zuzustimmen. * Vor Eintritt in die zweite Beratung der Boriay« wegen des Bewag-Projektes produzierte sich der Kommunist Wisnewski als Kommentator und Hüter des neuen Gesetzes Groß-Berlin und der Städteordnung. Cr wandte sich dagegen, daß, obwohl die Bewag- Vorlage noch gar nicht verabschiedet sei, der Oberbürgermeister schon die Namhaftmachung der Aussichtsratsmitglieder durch die Fraktionen gefordert habe. Das sei unzulässig; gegen diese Diktatur(schallende Heiterkeit) müsse seine Fraktion protestieren. Dann sei es aber auch unzulässig, zwei Stadtverordnetensitzungsn auf einmal einzuberufen, wie es der Vorsteher, Genosse Haß, getan habe. Haß konnte, meinte Wisnewski, nicht vorher wissen, daß die erste Sitzung beschlußunfähig werden würde, und so verstoße die Einberufung der zweiten(Freitag) Sitzung gegen die Geschäfts- Ordnung, gegen das Gesetz und sonst noch mehr. Vorsteher Haß belehrte den kommunistischen Gesetzesschützer, daß der Oberbürgermeister sehr wohl das Recht hätte, vorsorgliche Maß- nahmen zu treffen: das sei bei der Aufsichtsratsangelegenheit der Fall.(Lärm bei den Kommunisten und den Nazis.) Im übrigen sei es seit über zehn Iahren üblich geworden, bei wichtigen, eiligen Vorlagen«in« zweite Sitzung in vorsorglicher Absicht einzuberufen. Herr Granaß von den Deutschnationalen folgte selbstverständlich dem Protest der Kommunisten und kündigt« gleichzeitig Schrftte bei den Aussichtsbehörden gegen das„ungesetzliche" Vorgehen des Vorstehers an. Der Dorsteher erwidert« ihm kühl, er, Granaß. kenne ja die gesetzlichen Loraussetzungen für«ine Beschwerde! So rutschten also die Oppositionsfeaktionen mit ihrer Verschleppungstaktik ab und sie konnten auch einen nationalsozialistischen Vertagungs- antrag nicht durchbringen, obwohl, so wie am Donnerstag, Nazis, Deutschnationale und Kommunisten sich wieder zusammenfanden. Dann begann endlich um 546 Uhr die zweite Beratung. Den Kommunisten standen von ihrer halben Stunde Redezeit noch drei Minuten zu, mehr hatte der erste Redner nicht übrig gelassen. Diese kurze Zeit genügt« aber Herrn wisnewski, den Magistrat so zu beschimpfen, daß er sich«inen komplizierten Ordnungsruf zuzog. Stadtverordneter Llppert(Nsoz.) forderte vom
«