Einzelbild herunterladen
 

10000 Studienräte zuviel.

Bolksschule und Hochschule.- Eine Dentschrift der Sozia listischen Studentenschaft.

Das Kultusministerium hat neuerdings darauf aufmertfam ge­macht, daß schon im Jahre. 1934 etma 10000 Studienräte in Preußen zu viel sein werden. Das ist eine so große Zahl, daß die praktische Ausbildung der Lehrer gefährdet sein wird, wes= halb mit der Absperrung der Seminare zu rechnen ist. Das Kultusministerium warnt daher dringend vor der Studienratslaufbahn, denn für diese Tausende ist kein

Plaz mehr.

Ein Umfatteln auf andere akademische Berufe ist aber ebenso nuglos, weil auch die Wirtschaft mit tabemifern überfüllt ist. Die Studierenden werden ja auch größtenteils nicht etwa deshalb Studienräte, weil sie hierfür am besten geeignet sind, sondern weil sie sich nun einmal auf der Universität befinden und die spätere Staatsstellung die größte Sicherheit bietet.

Hier greift eine Dentschrift zur Hochschulreform ein, die der Hauptvorstand der Sozialistischen Studentenschaft dem Kultusministerium und dem Preußi­ schen Landtag   überreicht hat. Es wird darin betont, daß feines­wegs politische Auseinandersehungen um Wiedereinführung eines Studentenrechtes und um Neugründung studentischer Selbstver­waltung heute im Vordergrund der Hochschulprobleme stehen, wo­für wegen der radikalen Zusammensetzung der Studentenschaft fach­liche Arbeit ebenso wie 1927 nicht gewährleistet erscheint. Vielmehr erwartet die Studentenschaft von der Regierung Hilfe in den pädagogischen und wirtschaftlichen Nöten.

Als vordringlichste Aufgabe wird die Wiedereinschaltung mitt­lerer Wege bezeichnet. Die Hochschule muß dadurch entlastet werden, daß die höhere Schule für ihre mittlere Stufe er­neute Anerkennung und damit die Möglichkeit erhält, einen großen Teil ihrer Schüler schon vor der Oberstufe in mittlere Berufe zu entlassen. In Weiterführung dieses Gedankens fann man sagen, daß die höhere Schule dadurch entlastet werden muß, daß die Boltsschule weitgehende Berechtigungen erhält. Die organische Verbindung von Bolfsschule und höherer Schule, die Paulsen in seinen Reformplänen entstehen läßt, ist auf solche Arbeitsteilung auch der Berufsvorbereitung und der Berufszugäng­lichkeit angewiesen.

Die Dentschrift der Sozialistischen Studentenschaft räumt mit der Bildungs- und Berechtigungsfluft zwischen Volksschule und Hoch­schule aber auch noch in anderer Hinsicht auf. Sie fordert für die Hochschulzulassung eine Einschränkung des Abituriums und gleichzeitig eine Erweiterung der anderen Zugangswege. Beil einerseits die höhere Schule gar nicht ausschließlich auf das Hoch­fchulstudium ausgerichtet ist, die Reifeprüfung also noch nichts über die Eignung zum akademischen Studium aussagt, andererseits aber auf höheren Berufs- und Fachschulen wie im praftischen Leben Un­zählige tätig sind, die in akademischen Berufen Hervorragendes Jeisten fönnten, soll die Entscheidung über den Verbleib auf der Hoch­schule und damit über das akademische Studium der Hochschule felbst übertragen merben. In dreisemestriger Beobachtung, mozu ein starter Ausbau der Arbeitsschulmethode für den Hochschulbetrieb nötig sein wird, fann über die Eignung des Studenten entschieden werden. Bei negativem Entscheid ist die Arbeit in den follegeartigen Semestern immer noch ein Gewinn für den Betreffenden gewesen, die Hochschule selber ist aber durch pofitive Maßnahmen von einer Ueberzahl an Studierenden entlastet.

Gleichzeitig aber macht die Dentschrift darauf aufmerksam, daß infolge der Ueberfüllung aller akademischen Berufe sich die Studenten scheuen, die Hochschulen zu verlassen, weil sie mit Hilfe der bestehenden studentischen Wirtschafts- und Fürsorgeeinrichtungen parhältnismäßig billig leben fönnen, den Ruf der Erwerbslosigkeit fcheuen und die Zeit der Untätigkeit durch weiteres Studium noch relatin amedmäßig ausnußen mollen. So rührt die Ueberfüllung der Hochschule zu einem großen Teil auch von dieser Anstauung der älteren Semester her. Es muß daher angestrebt werden, die Anarchie der akademischen Ausbildung durch eine gewisse Plan mirtschaft zu erfegen. Eventuelle finanzielle Belastungen, die aus diesen Forderungen entstehen würden, können durch die Verminde­rung der Studentenschaft und durch Zusammenlegung fleinerer Institute ausgeglichen werden.

Die Denkschrift schließt mit dem Hinweis auf den unfruchtbaren Radikalismus eines großen Teiles der Studentenschaft und fordert als positive Gegenmaßnahme eine intensive staatsbürger liche Bildung der gesamten Studentenschaft, die heute sehr ver nachlässigt ist. Insbesondere wird eine stärkere Beachtung der sozialistischen   Gedankenwelt gefordert, die allein in der Lage ist, die antikapitalistischen Affefte der radikalen Akademiker in die Bahnen fruchtbarer Erfenntnis zu leiten. Wilhelm Tietgens.

Die Tragödie von Bunzlau  . Korrettur und Aufhebung des Urteils im Aufruhrprozeß. Liegnitz  , 9. Mai.  ( Eigenbericht.)

Kleine Unglücksfälle im ,, Angriff".

!!

%%

Josef Goebbels   wurde von einem& nallfrosch ge­attentätert. Der mufige nichtfriegsteilnehmer rettete sich vor dem Ungeheuer durch umfassende Vorsichtsmaßnahmen, die auf friegerische Ur­instinkte schließen lassen.

Urteil

/

5

Der Redakteur des Bewegungsteils Dürr erhielt wegen Beleidigung des Polizeivizepräsidenten zwei Monate Gefängnis. Er nahm das Urteil in ruhiger Faffung entgegen...

Angriff

Remarque  

Ein Feuilletonartifel im Angriff", betitelt, Jacht an der Front" zeigte als Wafferzeichen die Marte con Remarque. Als der Unglüdsmann von Redakteur ihn gegen das Licht hielt, wurde ihm flar, daß er hinters Licht geführt war.

بارنا

UL

PREUSSISCHER LANDTAG  

[ MO C

Petition

Guade!

H. ABEKING

denn es blieb ihm ja noch ein Kniefall vor dem Landtag mit Gnadengesuch an den Rechtsausschuß. Motto: Das Voltsbegehren zur Auflösung des Landtags.

Krieg und Reparationen.

Schlußtagung der Internationalen Handelskammer in Washington  .

Radiorede von Berlin   nach Bashington.

Die Bollversammlung der Internationalen Handelstammer| gewandt werden. Alle unberechtigten Beschränkungen feien zu be­nahm in ihrer Schlußligung die große Sauptentfchließung feitigen. an, die sich mit der Wiederbelebung des Welthandels befaßt. In der Entschließung wird der Krieg als das größte hindernis des sozialen und wirtschaftlichen Fortschritts bezeichnet. Die Inter­ nationale Handelskammer   billige die Bemühungen der Regierungen, die Rüstungen so weit wie möglich zu senken, und dränge darauf, daß die Regierungen in diesen Bemühungen nicht nachließen, sondern sie möglichst noch nerdoppelten. Die Erreichung dieses Zieles würde die Völler von einer schweren Steuerlaft befreien. Ueber die Reparationsfrage wird gesagt: Die inter­nationalen Verpflichtungen sind dem Betrage und den Bedingungen nach festgesetzt worden. Die Unantastbarkeit solcher Ber­pflichtungen ist stets die Grundlage für den Bestand des internatio­nalen Kredits und für die Ausbreitung von Handel und Industrie. Indessen steht die Beachtung dieses wesentlichen Grundfakes nicht im Widerspruch zu einer unparteiischen Prüfung der Birdie politischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen fruchtbarer Arbeit fungen dieser Verpflichtungen auf den Welthandel, wenn veränderte wirtschaftliche Verhältnisse dies rechtfertigen. Eine solche Prüfung muß auf den Grundsägen aufbauen, die die Internationale Handelstammer in früheren Konferenzen niedergelegt hat." Der Innen- und der Außenhandel müsse durch Be­seitigung aller Hemmnisse gefördert werden. In den Zolltarifen dürften einzelne Bölfer nicht unbilligerweise unterschiedlich be­handelt werden. Aus- und Einfuhrverbote dürften nur gegen ein Dumping und gegen andere unlautere Machenschaften an

Die Liegniger Große Straffammer hatte sich in zmeitägiger Berhandlung mit der Tragödie von Bunzlau   zu befaffen. Am 22. Auguft 1930 war es, anschließend an eine Naziversammlung, zu schweren Zusammenstößen zwischen der sich vor dem Odeon" ansammelnden Menge und der Polizei gekommen. Als schließlich etn Polizeibeamter durch einen Steinwurf nieder murden drei Männer getötet und zehn Bersonen verrichtet, im Interesse der Städtischen Oper von feiner Absicht, legt. Ob ein Befehl zum Schießen gegeben worden war und wer ihn eventuell gegeben hatte, ließ sich nicht mehr feststellen.

Städtische Oper.

Dr. Ginger fandidiert für den 3ntendantenposten. Die Genossenschaft deutscher Bühnenangehörigen teilt mit: ,, Die Vollversammlung der künstlerischen Bühnenvorstände und des Solo

Der in Washington   neugewählte Präsident der Internationalen Handelskammer, Herr Franz von Mendelssohn   Berlin  , der felbst nicht nach Washington   fahren fonnte, hat per Telephon, Radio und Rabel eine Rede zur Schlußfizung der Internationalen Handelskammer nach Amerika   gesandt. Man müsse alles daran fetzen, so heißt es darin, um diese Krise der Weltwirtschaft nicht auch zu einer Krise verständiger weltwirtschaftlicher Gesinnung bei den Menschen werden zu lassen. Zur Frage der Reparationen und einer befferen internationalen Rapitalverteilung werden an die Ber­einigten Staaten die Worte gerichtet, daß der Wohlstand des Gläubi­gers gefährdet werde, wenn die Lasten den Schuldner erbrüden und dadurch Schaden leiden. Der Verkäufer bedürfe der Kauftraft des Räufers, es gebe keine Methoden, wirtschaftlichen Wohlstand dauernd in einem Lande zu isolieren. Eingesperrter Rapitalreichtum verdorre; Reichtum aber, der einem an fich fruchtbaren, aber ausgetrockneten Boden zugeführt werde, sei fruchtbar in jeder Form. Das gelte besonders für Europa  , das noch immer und immer mehr als früher in wirtschaftlichen Ab­sperrungen und Abgrenzungen verharre, die zu Kapitalverlusten und Arbeitslosigkeit führen müssen.

I vorgenommen hat. Der 600stimmige gemischte Chor erzielte Klang­mirfungen von überwältigender Bracht und Fülle. Zum Schluß be­geisterter Beifall der Tausende von Hörern. Es war unter Zanders Leitung ein ganz großer Abend der Berliner   Arbeiterfänger.

K. P.

gestreet wurde, schoſſen ſeine Kollegen in die Menge. Hierbei personals hat an den Intendanten Dr. Singer bas Gruden geAllgemeine Zivildienstpflicht im Kriege.

Das Liegnizer Schöffengericht hatte wegen dieser Vor­fälle neun Arbeiter megen Aufruhr und Landfriedens. bruch zu insgesamt 125 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Berurteilten gehören meist der Kommunistischen, teils der Sozial

mehr für den Intendantenposten zu fandidieren, Abstand zu nehmen. Dr. Singer hat sich daraufhin entschlossen, dem Vorsigenden des Aufsichtsrates mitzuteilen, daß er für die definitive Stellung des Intendanten der Städtischen Oper fandidieren molle."

Ballettabend in der Lindenoper.

Komisches Drama und Operette. Kreuzbergs choreographische Phantasie Die Planeten" und ,, Le train bleu" von Yvonne Georgi   bildeten das Programm. Ein schweres abstraktes tänzerisches Drama und eine getanzte Operette. Das Publikum spendete begeisterten Beifall. Glänzende Einzel­leistungen von Kreuzberg  , Jens Keith  , Kölling, Yvonne Georgi  , Dorothea Albu, Daisy Spies  . Angeleistungen

demokratischen Partei an. Gegen das Urteil hatten alle Angeklagten Berufung eingelegt. Die neue Beweisaufnahme brachte die Ber nehmung von rund 60 Zeugen und ließ das Material der Antlage immer mehr zufammenfchrumpfen. Nach dem Ergebnis der Be­rufungsverhandlung beantragte der Oberstaatsanwalt selbst wesentliche Herabfegung der Hauptstrafen und Strafausseßung für sämtliche Angeklagte. Das Urteil, das am Frei tag abend etwa um 8 Uhr gefällt wurde, lautete bei drei Ange tlagten auf Freispruch; die übrigen Angeklagten erhielten zusammen nur noch 45 Monate Gefängnis, also 80 Mo­nate weniger. Im einzelnen erhielten: Gottwald 9 Monate Gefängnis, Reimann 7 Monate, Stamiz 1 Jahr 3 mo nate, die Arbeiter Mag König und Ernst Käse je 6 Monate, der jugendliche Lehrling Willi Bogel 2 Monate Gefängnis. Sämtlichen Angeflagten wurde Strafauslegung mit brei­jähriger Bewährungsfrist zugebilligt, Stamit allerdings erst nach Berbüßung von 9 Monaten Gefängnis, da er die Rata strophe durch den verhängnisvollen Steinwurf auf den Polizei beamten erft ausgelöst habe.

Händels ,, Belsazar".

Feftaufführung des DAG. in der Neuen Welt.

J. S.

Den Kreis der Festkonzerte, die der DAS., Gau Berlin, im Rahmen seiner 40- Jahr- Feier veranstaltet hat, beschloß gestern abend eine großartige Aufführung von Händels Dratorium Bel fazar" für Chor, Soli und Orchester, zugleich Erstaufführung in der neuen Bearbeitung, die Dr. Ernst 3ander im Auftrag des DAS.

Faschistischer Gesehentwurf.

Rom  , 9. Mai.

Die Regierung hat einen Gesehentwurf ausgearbeitet, nach dem alle nicht militärpflichtigen Bürger bis zum 70. Lebensjahre, alle Frauen und Minderjährigen über 16 Jahre im Falle einer Mobilmachung zum 3ivildienst herangezogen werden. Wer der Aufforderung zur Leistung förperlicher oder gei­ftiger Dienste nicht Folge leistet, wird nach dem Gesetz schwer be­ftraft.

Mussolini   hat in der Kammer einen Gefehentwurf über die Ber­längerung des Sondergerichtshofes zum Schuße des Staates bis zum 31. Dezember 1936 eingebracht. Begründet wird er mit der Not­wendigkeit, in den nordöstlichen Grenzgebieten die Infektionsherde für Verbrechen" zu zerstören.

43 Führer der Aufständischen in Madeira   find auf den in der Nähe der Küste stationierten britischen Dampfer ,, Curfem" geflüchtet und weigern sich an Land zu gehen. Die englische Regierung ist bereits mit Bortugal in Berhandlungen über bas fernere Schidfal der Flüchtlinge eingetreten. Die zur Unterdrüdung der Aufstandsbewegung nach Madeira   entsandten Kriegsschiffe haben den Befehl erhalten, fofort in thre Heimathafen zu. ridzulehren. Der Kreuzer Carvalho Araujo" erhielt Befehl, sich mit einem Truppenfontigent an Bord nach Portugiesisch- Guinea  zu begeben und die in dieser Rolonie ausgebrochene Revolte zu unter. brüden.