Beilage ab
Montag, 11. Mai 1931
తయా
Zur Frage: Franktireurkrieg oder Franktireurpsychose?
Während die Bemühungen, zwischen Franzosen und Deutschen eine Brücke der Verständigung zu schlagen, längst von Erfolg ge frönt sind, besteht zwischen Belgien und Deutschland nach wie vor, von seltenen Ausnahmen abgesehen, kein anderes Verhältnis als das eisiger Korrektheit. Auch der Stresemann des LocarnoVertrags wäre in den Straßen Brüssels nicht umjubelt worden, wie es ihm in Paris widerfuhr, und Führer des deutschen Geistes vor belgischen Hörern sprechend, hervorragende Belgier zu Vorträgen in deutsche Städte eingeladen wann käme das je vor? Einer der Gründe für diese mehr als bedauerliche Entfremdung zwischen den Völkern ist der Zwiespalt der Meinungen wegen der Ereignisse, die im August 1914 zur
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Niedermehelung Taufender von belgischen Zivilisten durch die deutschen Truppen führten. Belgien glaubt ohne, Unterschied der Parteien, von ganz rechts bis zu den Sozialisten, daß es einen nennenswerten Widerstand der belgischen Zivilbevölkerung gegen den deutschen Einmarsch nie und nimmer gegeben habe, während deutschen Einmarsch nie und nimmer gegeben habe, während bei uns namentlich jene Kreise, die auch auch die die deutschen Machthaber von jeder Verantwortung für den Ausbruch des Krieges freisprechen, stramm daran festhalten, daß die Maffenerschießung belgischer Bürger durch einen ebenso wohl organisierten wie völkerrechtswidrigen Franktireurkrieg der Belgier heraufbeschworen seien.„ Kein einziger deutscher Saldat", pluſterte fich vor gar nicht langer Zeit die Kreuz 3eitung" auf, hat im Weltkrieg im fremden Lande Greuel verübt, was längst nach gewiesen ist. Ist einmal eine Füfilierung eines Landeseinwohners porgekommen, so war sie notwendig nach Kriegsrecht."
Vorurteilsfreie und unbefangene kritische Würdigung des nicht gerade spärlichen Materials über diese Frage allerdings gelangt notgedrungen zu dem Schluß, daß die Wahrscheinlichkeit gegen die Annahme eines organisierten belgischen Franttireurfrieges spricht. Ganz sicher haben, was auch kein Belgier leugnet, hier und da Zivilisten widerrechtlich die Waffen gegen deutsche Heeresange hörige gebraucht, aber darüber hinaus entdeckte, angesichts der be sondern heckenfriegartigen Natur des belgischen militärischen des belgischen militärischen Widerstandes in den ersten Wochen, durch wilde Gerüchte genährte Nervenüberreizung auch überall dort Franktireurs, wo feine waren; je mehr von Franktireurs geredet, je mehr an Franttireurs geglaubt wurde, desto mehr Franktireurs sah man! Ein Bericht des französi schen Nachrichtendienstes vom 11. Januar 1915 jagt durchaus zu treffend: Für den deutschen Soldaten
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gilt als Frankfireur jeder, der aus dem Fenster schießt oder in einem Haus steckt, ganz gleich, ob es sich um Soldaten oder Zivilisten handelt, Jeder ehrenhafte deutsche Soldat glaubte mit einem Eid bekräftigen zu können, daß Franktireurs da waren, sowie er aus einem Hause Feuer erhielt." So geschah es in Belgien auf Schritt und Tritt. Eine Truppe wird von unsichtbaren Schüßen, vielleicht aus einem Hause, beschossen; sofort der Alarmruf: Franttireurs!, gläubig aufgenommen und weitergegeben und in Form von Meldungen bis zu den höheren Stäben zurücklaufend, die freilich fühleren Kopf hätten bewahren sollen. Die Folge für die belgische Bevölkerung war fatastrophal, aber der einzelne deutsche Offizier und Soldat, der solcher Franttireurpsychose unterlag und demgemäß handelte, stand deshalb nicht moralisch mindermertiger, nicht„ barbarischer" da als der eines anderen Heeres, und es ist nichts weiter als die beliebte verleumderische Hezze nationa listischer Blätter, der deutschen Sozialdemokratie, weil sie sich dieser einleuchtenden Erklärung der schauerlichen Begebenheiten vom August 1914 zuneigt, nachzufchimpfen, daß sie den deutschen Soldaten in Belgien als Mordbuben und Schweinehund" hinstelle. Schweinehunde? Die finden sich ganz wo anders als unter den deutschen Soldaten, die in ihrer Art genau so Opfer eines Schicksals wurden wie die belgischen Zivilisten.
Wie leichtfertig die Mär von den belgischen Franttireurs, auch noch lange nach Kriegsende, überliefert wird, offenbart tein Geringerer als Fürst Bülow , da er in seinen„ Denkwürdig feiten" erzählt, sein Bruder, General und Führer einer Kavalleriedivision, sei vor Lüttich gefallen,
„ getroffen von der Kugel eines Frankfireurs". Dieser Offizier hatte von seinem Quartier ein nahes Wäldchen auf gesucht, ein Schuß fiel, Hinzueilende fanden die Leiche. Die Annahme: Franktireur! lag damals nahe. In Wahrheit aber fennt man den Schützen. Es war der belgische Jäger zu Pferd Jacques Rousseau vom 4. Regiment Chasseurs à cheval, der, von seiner Truppe abgekommen, auf der Flucht vor den Deutschen in jenem Gehölz steckte und die Gelegenheit benutzte, als er einen preußischen General ohne Begleitung in seine Hände gegeben sah. Er tam auch glücklich durch, wurde für seine Tat belobt, erhielt sogar den Leopoldsorden und fiel im September 1914 bei Middelkerke . Ohne diese Feststellung würde der Fall des Generals v. Bülow weiter hin als Beleg für die Tätigkeit belgischer Franktireurs dienen wenn es doch sogar ein Reichystanzler a. D. berichtet!
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Gehörte aber das deutsche Weißbuch von 1915, das burch alles andere als klassische Zeugenaussagen deutscher Offiziere und Soldaten den Franktireurkrieg in Belgien beweisen wollte, lediglich zur Kriegspropagandaliteratur, ist also heute Matulatur, so steht es anders mit einer kleinen Schrift, die Oberleutnant a. D. A. Fond unter dem Titel
Die Ergebnisse einer Untersuchung über die Franttireurfrage" im Berlag Georg Stilte( Berlin ) soeben herausgibt. Wenn der beiLiegende Waschzettel des Verlegers auch den Mund gewaltig vollnimmt, ist der Text der Arbeit selber sachlich und nüchtern gehalten, und der Hauptteil, die Liste von 128 deutschen Soldaten, die nach den Lazarettpapieren durch Schrotschüsse in Belgien verwundet wor ben waren, verfehlt auf den ersten Blick ihren Eindruck nicht.
Aber, wie Dr. Eugen Fischer in der Boffischen Zeitung" fagt, eine endgültige Feststellung", die feiner Distusfion mehr unterworfen" ift? Nein! Selbst anscheinend öffentliche Tatsachen
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aus dieser Sphäre halten ruhiger Nachprüfung nicht immer stand. Wer erinnert sich noch der Dum Dum Geschosse, die Ende August 1914 in den Kasematten der französischen Festung Longwy tiftenweise gefunden wurden? Auch das erschien als endgültige
Feststellung",„ keiner Diskussion mehr unterworfen", denn die Patronen mit dem an der Spitze ausgehöhlten Geschoß wurden nicht nur auf Photos, sondern in vielen Städten auch in natura der Deffentlichkeit vorgeführt, die Leitartikel schäumten vor Entrü, tung über die französische Hundsgemeinheit, und Wilhelm II. appel lierte mit einem pathetisch empörten Telegramm an den Präsidenten der damals noch neutralen Vereinigten Staaten. Einzig die Schießunteroffiziere lachten, wenn sie diese„ Dum- Dum- Geschosse" zu Geficht bekamen; sie tannten auch vom deutschen Schießstand die sogenannten„ aptierten Patronen", 3 i el munition, deren Geschoß aus ballistischen Gründen durch Aushöhlung der Spize eine begrenzte Flugbahn erhalten hatte. Es wurde denn auch sehr bald sehr still von den französischen„ Dum- Dum- Geschossen".
So wirft auch die Herausgabe der Fondschen Liste die Frage auf:
Warum so spät? Warum erst 1931 statt 1914? Wäre es nicht in den ersten Wochen des Krieges Aufgabe der Trup pen- und Lazarettärzte gewesen, ihre vorgesetzten Dienststellen darauf hinzuweisen, daß sie Verlegungen durch Schrotschüsse in Fülle zu behandeln hätten und daß die Sammlung, Bearbeitung und Veröffentlichung dieser Fälle von großer Bedeutung sei? Aber wenn die Militärärzte schwiegen, wahrscheinlich, weil ihnen die Verlegungen durch Schrotschüsse wegen ihrer Seltenheit nicht auffielen, so entstand doch schon 1915 eine umfangreiche, nach Zeiten und Dertlichkeiten gegliederte Aufstellung über Tötungen und Verwundungen deutscher Soldaten durch Soldaten durch Schrotschüsse auf Grund mühseliger Nachforschungen der Militäruntersuchungsstelle für Verlegungen des Kriegsrechts im preußischen Kriegsministerium". Woher wir das wissen? Bon niemand anderem als Herrn A. Fond selber, der es in Nr. 458 der„ Berliner Börsenzeitung" vom 1. Oktober 1929 mitteilt. Leider aber verrät er nicht, was zu wissen nicht unwichtig wäre, ob die Lifte in seiner Schrift das Ergebnis der„ mühseligen Nachforschun gen" jener Untersuchungsstelle oder das Resultat eigener Nachforschungen ist.
Doch so oder so, die Ernte ist etwas mager: auf der beigegebenen Karte Belgiens find 45 Orte kenntlich gemacht, in und bei denen deutsche Soldaten durch Schrotflinten und andere zivilisierte Waffen getötet oder verletzt wurden, und dann nur 128 attenmäßig namhaft zu machende Fälle? Immerhin entfallen von diesen Verlegungen 18 auf Löwen und 61 auf Dinant , so daß der Schluß erlaubt scheint, es sei hier wie, dort zu erheblichem Widerstand der Zivilbevölkerung gefommen. Aber leider läßt die Liste nicht erkennen, wie oft die Angaben dem Haupttrantenbuch eines Lazaretts, wie oft sie dem Krantenblatt einer Lazarettstation entstammen. Das ist nämlich für die Beweiswürdigung zweierlei. Während in das Krankenblatt der behandelnde Arzt den Befund der Verlegung eintragen und fortlaufend ergänzen läßt, stellt das Hauptkrankenbuch lediglich zu Verwaltungszwecken ein Verzeichnis aller Lazarettinfassen dar, zwar auch mit Angabe der Verwundung, aber nicht nach Diftat eines Arztes, sondern sehr oft auf Grund subjektiver
Habe der Abend
Shalausgabe des Vorwäre
Aussagen des Eingelieferten. Die Eintragungen des Haupttrantenbuchs, das teine ärztliche Urkunde ist, entbehren daher für die Art einer Verlegung durchaus der Beweisfraft. Daher flipp und klar die Frage: Wieviele von den Angaben Fonds sind auf Krantenblätter, also auf ärztliche Zeugnisse, zurückzuführen?
Untrüglich freilich sind auch Krankenblätter nicht. Stellt die Röntgenaufnahme wirkliche Schrotförner in einer Bunde fest, gut. Aber von solcher Röntgendurchleuchtung ist nur bei 5 der 128 Fälle die Rede. Sonst bleibt bei dem Befund Schrotschuß allemal die Möglichkeit, daß ein Infanteriegeschoß oder Sprengstüc eines Artilleriegeschosses, auf harten Stein oder Metall aufschlagend, zersplittert und zersprigt und dann eine Verlegung hinterläßt, die einer Verwundung durch Schrot täuschend ähnelt;
zu diesen zahlreichen Fällen zählt z. B. sogar trotz Röntgenaufnahme der Grenadier Beeger, in der Liste Nr. 6, von dem es heißt: „ Spätere Durchleuchtung ergibt zahlreiche Bleisplitter von großem Schrot," denn Bleisplitter sind eines und Schrot kugeln sind ein anderes. Wieviele der angeführten 128 Fälle bleiben also wirklich zweifelsfrei und beweiskräftig übrig? Die Ausführungen Fonds erlauben es nicht zu sagen.
Aber selbst wenn alle 128 Fälle über jeden Zweifel erhaben wären, widerlegte gerade das die Annahme eines planmäßigen Franttireurtrieges, denn aus welch unheilbaren Jdioten müßte die belgische Regierung zusammengesetzt gewesen sein, um ihre Freischürler gegen ein modern bewaffnetes Riesenheer mit Schrotflinten, mit Vogelflinten auszurüften!
Und selbst wenn alle 61 Fälle von Dinant stimmten, gehörte es dann auch zu dem einfachen Gebot der Selbsterhaltung", von dem Herr Fond spricht, daß sich unter den in jener Stadt er schoffenen 674 Zivilisten 25 Greise und 12 Greifinnen von über 70 Jahren, 64 Frauen sonst und 38 Kinder unter 15 Jahren befanden? Und wenn es mit den 18 Fällen von Löwen seine Richtig feit hätte, war es dann auch in der Ordnung, daß unter den 209 erschossenen und sonst getöteten Einwohnern dieses Ortes 8 Greise von mehr als 70 Jahren, 21 Frauen und 11 Kinder waren? Und wie steht es mit Tamines, von dem Fond nicht einen einzigen durch Schrotschuß verlegten deutschen Soldaten anführt und wo 257 Zivilisten, darunter Greise von 84, darunter Knaben von dreizehn Jahren, ohne Untersuchung, ohne Urteil, zusammengeschossen wurden?
Der Durchstoß der deutschen Heere durch Belgien hat
an die 5000 belgische Zivilisten das Leben gekostet. Franttireurs oder nicht wie viele oder wie wenige da. von sind auf Grund eines noch so summarischen triegsgerichtlichen Verfahrens füfiliert worden? Für Herrn Fond, der ja anscheinend die Aften zur Verfügung hat, wäre diese Zusammenstellung eine dankenswerte Aufgabe.
Bis dahin mag man seine Schrift„ Schrotschüsse in Belgien " gewiß nicht leichtherzig beiseite schieben, da sie zum Nachdenken an regt, aber fie beweist noch lange nicht, was fie beweisen will. Sie fann nur neben anderem Material als Erörterungsstoff dienen, wenn sich doch einmal Belgier und Deutsche , die beide guten Willens find, unter Leitung eines Neutralen gemeinsam an einen Tisch sezzen, um durch leidenschaftslose Aussprache unter 3uziehung namentlich psychologischer Sachverständiger das leidige Thema des angeblichen Franttireurkriegs wo nicht zu erledigen, so doch zu entgiften.
Der Rückstrom
Bor einigen Jahren haben die Bereinigten Staaten von Amerika ihre Einwanderungsziffer start herab gesetzt, wobei Deutschland nur noch eine Quote von etwa 25 000 im Jahre erhielt. Seit dem ungeheuren Anwachsen der Erwerbs losigkeit auch im Lande des Dollars ist es jedoch fast unmöglich, überhaupt noch hinüber zu gelangen. Die Quote wird heute schon lange nicht mehr erreicht, es besteht kaum noch eine Wartefrist, aber jeder sich Meldende muß den Nachweis erbringen können, daß er in Amerika auf keinen Fall der öffentlichen Hand zur Last fallen wird. Praktisch wandern heute nur noch besonders angeforderte Spezial
arbeiter aus.
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Amerita, das Land, das vor wenigen Jahren noch als Paradies der ewigen Prosperität gefeiert wurde, lehnt nun die Verantwortung für die Menschen ab, die halfen, den ungeheuren Reichtum zu schaffen und versucht, möglichst viele der überflüssigen Hände loszuwerden. Wer nun immer noch behauptet, der Kapitalismus vermöge den höchsten Glückszustand der Menschen hervorzubringen, der schaue sich das Elend und die Not der in den Sammelstellen wartenden Deportierten an, die, Qual der zerrissenen Familien und die moralisch verderbliche Möglichkeit, einen sonst einwandfreien, irgendwie mißbeliebigen Menschen durch Denunziation ins Unglüc stürzen zu können.
Karl Moeller.
Händeringend spricht der Mann..
Ist so die Einwanderung nach Amerika fast gänzlich gedrosselt, so besteht in diesen Sorgenzeiten des amerikanischen Arbeits- Die wirtschaftliche Depression im Lande der fapitalistischen Hochministeriums auf der anderen Seite das Verlangen, möglichst viele burgen verschärft sich. Da helfen teine optimistischen Gesänge aus der Arbeit und Brot heischenden Menschen wieder loszu dem Weißen Haus . Am meisten betroffen von der Krise find werden. Die leichteste Handhabe bietet sich dabei gegen alle natürlich Arbeiterschaft und Mittelstand. Sie haben illegal im Lande Weilenden. Die Zahl der ungesetzmäßig nach ihre Ersparnisse( Aktien) verloren. In den Kreisen des KleinAmerika Gefommenen wird heute auf etwa 400 000 gebürgertums fracht es auch an allen Eden. So sollte es scheinen, schätzt, von denen 300 000 durch besonderes Gesetz geschützt sind, daß das ganze amerikanische Volk unter der Krise ächzt. weil ihr Verbrechen" bereits vor 1924 liegt. Die übrigen 100 000 aber schweben in der dauernden Gefahr, deportiert zu werden, trotzdem die meisten von ihnen verheiratet sind, Kinder haben und oft sogar in guten Stellungen figen. Aber gerade das fann ihnen zum Berhängnis werden. Da es keine Meldepflicht in Amerifa gibt, ist ja an sich eine Kontrolle sehr schwer möglich. Dafür schwellen die Denunzierungen um so mehr an: Kollegen, die den Arbeitsplatz des anderen haben möchten, mißgünstige Nachbarn oder verärgerte Berwandte, für alle ist die leichteste Art der Rache, den Unglücklichen der Einwanderungsbehörde zu melden.
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Daneben aber werden förmliche Razzien in den Gebieten abgehalten, in denen man glaubt, solche Delinquenten fassen zu fönnen. Die Seemannshäuser in der Bowery von New York und die deutschen Heime in Hoboken , Festlichkeiten der verschiedenen Völker- und die besonderen Einwandererviertel New Yorks werden Don Spezialdetektiven des Arbeitsamtes durchsucht und jeder, der sich nicht ausweisen fann, nach dem überfüllten Ellis Island gebracht. Außerdem fönnen nach einer neuen Verordnung Arbeitslose, die keinerlei Einkommen haben, die kosten freie Rückfahrt in ihre Heimat bekommen, wenn sie es beantragen. Bekanntlich beträgt die Höchstzeit, die ein Richtamerikaner im Ausland verbringen darf, ein Jahr, anderenfalls er ein neues Einwanderungsgesuch stellen muß. Wer aber auf Kosten des Staates einmal zurüdgeschickt worden ist, der wird nie wieder zuge. lassen werden. Man sieht also, der amerikanische Staat läßt sich die Sache etwas fosten, und wenn heute schon die Zahl der monatlich Deportierten 1500 beträgt und in Zukunft noch sehr viel größer sein wird, dann ist zum ersten Male die Tatsache zu verzeichnen, daß die Auswanderung größer ist als die Zuwanderung.
Und doch... Es gibt einzelne Menschen, für die die Not der Millionen ein sehr gutes Geschäft ist! Die Trusts und Groß= banten taufen einen Kleinbetrieb nach dem anderen auf. Die Beherrscher der Wallstreet , die Riesenbanken und Riesentrusts, haben an der Krise nur gewonnen. Die Depression hat ihre Stellung über die Volkswirtschaft nur gefestigt! Die Banken und großen Matlerfirmen machen Geschäfte wie noch nie!
Dabei find gerade die Großkapitalisten diejenigen, die am meisten jammern. In unzähligen Interviews schreien die DollarFönige ihre Not" in alle Welt. Ein amerikanisches Blatt schrieb: 3wei satte Wallstreetmillionäre jammern lauter als 1000 hungrige Arbeitslose!" Die goldschweren Herren sind von einer Banik ergriffen. Oder tun sie nur so, um ihre glänzende Lage zu ver
decken?
Ein schwerer Dollarmillionär tommt nach Berlin . Stöhnend, seufzend und jammernd beschreibt er seine Lage Jedes dritte Wort: Ruin... Ruin... Händeringend spricht der Mann:
,, Ich bin erledigt... ruinert... Meine Billa in Miami mußte ich verkaufen... Ach, die Hotels in Berlin ermorden mich mit ihren Preisen
Eine halbe Stunde später hört man, daß der Wermste( an deffen
Händen die Brillanten blizen) von seinen 15 Millionen ganze 2 Millionen verloren hat und jetzt wieder gute Geschäfte macht! Ruin... Ruin... mit 13 Millionen Dollar in der Tasche! Nathan Gurdus.