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dtorl mn Jtslani: OftVtß

Fat klink hat grotze(sehr große) Füße, die aber schwach sind tas ist gxnau so dumm, als wenn einer einen großen Kops hat. in dem ein kleines Gehirn steckt. Fatklink hat auch ein« groß« Geld- börse. die aber leer ist. All das kommt oft vor. Wir wollen die Sacke nicht 311 tragisch nehmen. Fatkliuk Hot aber seit vier Tagen rnch.t«ns Minute geschlafen, wahrhaftig nicht, und auch wenn man noch jung ist, muß man sich etwas schonen. Darum setzt sich Fatklink auf eine Tank in der Stadt Laroerkrummborg und schließt die schmerzenden, müden Augen. Die Bank dreht sich mit ihm, wirbelt ihn hoch in dre Luft und schwebt dann in unendlicher chöhe mit dem bleischweren Korper aus dem Rücken. Aber sofort wird Fatklink durch die rauhe Stimme eines Polizisten aus dem kurzen, ohn- mächtigen Schlaf geweckt: .Li da. Sie! Hier dürfen Sie nicht schlafen. Gehen Sie also nach Hause." .Lch habe keine Wohnung." Dann sind Sie ein Landstreicher. Wer keine Wohnung hat. ist Landstreicher, llnd Landstreicher werden eingesperrt." Sperren Sie mich also«in. In der Zelle kann ich mich wenigstens ausschlafen." Was Sie sich nicht einbilden! Das kennen wir schon. Sich auf diese Weise«in billiges Quartier verschaffen, das töte Ihnen schon passe», wie? Die Gefängnisse sind auch ohne Sie schon voll genug." Dann lassen Sie mich hier aus der Bank sitzen." Das geht nicht. Sie müssen von hier fort." Also nehmen Sie mich irgendwohin mit." Schauen Sie. daß Sie weiterkommen." Wohin denn?" Das geht mich nicht» an." So saß Fatklink später wieder im Wartcroum eines Bahnhofes. Gr wollte schlafen. Im Warteraum hielt sich außer ihm nur noch ein dicker Herr in Tiroler Iagdavzug auf. Dieser Herr sprach schließlich den vergebens gegen den Schlaf kämpfenden Fatklink am. Er sagte: Was machen Sie hier, hm?" Ich warte auf den Zug", sagte Fatklink schüchtern. Ja. das hätte ich mir denken können. Wohin wollen'; denn fahren?" Nach Oberlamm Höstading", sagte Fatklink aufs Geratewohl. Trifft sich fabelhaft. Ich fahr« nämlich auch dorthin." Ich fahre aber vierte Klasse", antwortete Fatklink sehr er- schrocken. Ich auch" Und erst mit dem Morgenzuge." Ich auch. Da können wir uns bis dahin gegenseitig unterhalten. Wissen Sie. wie ich in Wolhynien ankam, das muß ich Ihnen erzählen, da taucht auf einmal ein Gerücht auf.. Dieser dicke Herr war natürlich Detektw. Fatklink kam ihm an- fangs etwas verdächtig vor. Als es sich aber herausstellte, daß Fat- klink vorläufig kein Verbrecher, sondern nur schläfrig war. vermutete auch er sofort, daß dieser Fatklink es wahrscheinlich aus ein kleines Schläfchen auf Staatskosten abgesehen hotte und machte sich aus dem Staub«. Als der Warteraum etwas später geschlossen wurd«, kam Fatklink wieder auf die Straße. Er wanderte auf und ab, wußte vielleicht nicht mehr, wie er hieß und was ihm fehlte Da wurde er von einem fernen, ästgfen Herrn angesprochen. Der Herr litt an Schlaflosigkeit und mußtetägllch bis spät in die Nacht spazieren gehen, damit er schläfrig werde. Dieser Herr hielt Fatklink für einen intelligenten. sympathischen, jungen Mann und beschloß, ihm seine Wohnung zu zeigen. Die Wohnung war schön und groß, wie der Traum eines Armen vom Reichtum. Der Herr aber war nur auf seine Betteitsammlung stolz. Cr hatte fünfundoierzig Betten von historischer und künstle- rischer Bedeutung in einem großen Saal nebeneinander ausgestellt

und sing nun an, Herkunst und Geschichte eines jeden Stückes dem jungen Manne", dem man ansah, daß er Interesse an schönen Sachen fand", zu erklären. .Dieses Bell", sagte er, genanntDas Troumschiff", ist die Ruhestätte eines berühmten Mohrenhäuptlings gewesen. Jenes dort in der Ecke war das Bett einer Geliebten Pipins, des Kurzen. In diesem ober, sehen Sie, haben zwölf Päpste der Reihe nach gelegen. Was Sie da sehen, ist ein Reichtum von unermeßlichem Wert und dabei ein Stück Weltgeschichte: Di« Geschichte der Nächte Europas , von zehn Uhr abends bis acht Uhr früh." Diese Erklärung dauerte eine knappe Stunde. Fatklink mußte aufrecht stehen und aufmerksam lauschen, und er gab sich Mühe, denn er tat ihm leid, dieser alt« Herr, der an Schlaflosigkeit litt und des- halb soviel sprechen mußte. Doch vor Fatklinks Augen schwamm alles, denn auch er litt an Schlaflosigkeit, allerding» in einem ganz anideren Sinn«, er sah nur flüssig« Linien, bunte Flecken und hört« Worte, deren Sinn er nicht mehr verstand. Es wurde ihm plötzlich schlecht. Doch biß er die Zähne zusammen, denn er hotte Respekt vor der Schönheit der Teppiche. Nun sagte er, mit schwacher Stimme: Geehrter Herr, würden Sie mir erlauben, mich in eines Ihrer Betten von historischer Bedeutung aus ein« Stunde hineinzulegen?

Ich besitze zufällig kein« Wohnung Tagen nicht mehr geschlafen...

kskn Ge»... tniJ» haste FT

Als er von hier hinausgeworfen wurde, verlor er jäh den Rest seiner Kraft, fing an zu schreien und weinte, wie ein kleines, ge- quölle? Kind. Es kam niemand. Fatksink ging im Kreise herum. Gegen fünf Uhr früh gelang es ihm, durch ein halbgeöffnetes Fenster ins ModchenpensionatEngelberg " einzusteigen. Er tastete im Dunkeln eines Zimmers umher, stieß auf ein Sofa, legte sich nieder und wurde sofort vom Schlaf gepackt. Noch einer Stunde kam ein Dienstmädchen mit dem Frühstück. Es fand im Zimmer Fräulein Lola Shellmgs einen schlafenden Mann vor. Dos Mädchen fühlte sich veranlaßt, den Vorfall der Vorsteherin zu melden. Man telegraphierte sofort dem Dater, dem Eisenkönig Wall Shelling und weckte Fatklink aus dem schweren Schlaf. Als er alles begriff, erklärte er sich ritterlich bereit, Fräulein Shelling zu heiraten. Da schaute ihn die Vorsteherin genauer an und besann sich eines Besseren. Sie befahl dem Gärtner, Fatklink aus dem Hause zu führen und vertuschte die Sache später einfach. * Nun ging Fatklink aus der Stadt und suchte sich einen Wold aus. Der Wald war weit von der Stadt entfernt, es war ein stiller. dunkler, schöner Wald. Da legte sich Fatklink auf das welke Laub und ichlief gleich wieder ein. Am Morgen erwachte er, seufzte und schlief gleich wieder ein. So durchschlief er Tage und Nächte, und sogar im Schlaf träumt« er, daß er schlief.

3)agmar Sperk: fpißll C>fdlCl

Der Besitz großen Reichtums bietet Erlebnismöglichketten! Aber was nützt das, man kann nicht von heute auf morgen Millionär wer- den, um diesen nachzujagen. Zum Armen, so ist die Meinung, kann man durch seinen Willen in einem Moment werden. Ich weiß nicht, wer es die Menschen entdecken ließ, daß Elend, Hunger. Armut ungeheure Erlebnismöglichkeiten bieten. Mehr als widerwärttg!. Man scheut sich nun nicht, Armut künstlich herbeizu führen, bloß um dieser Gaben teilhaftig zu werden. Letzter Anstoß zu nachfolgenden Aeutzerungen ist ein Experiment, da» von einem ungarischen Journalisten im Aufttage einer Berliner Zeitung gemocht wurde, der ohne Paß und Geld in Berlin an- kommend sich durchschlagen und hernach darüber berichten sollte. Für Beobachtungen auf dem GebietElend spielen" ein klassischer Fall.- Zunächst: aus welchem Grunde wurde diese Reise in die Tiefe unternommen? Damit einem einzelnen Gelegenheit geboten werde, seinen Er- lebnishunger zu stillen und im ganzen daran zu verdienen? Oder um den Lesern einen anregenden Lesestoff zu bieten? So wäre dieser Stoff, wenn er es schon absolut sein muß, besser von einem bedeutenden Schriftsteller frei gestaltet dem Publikum zu servieren oder aber von einem wirklich Armen, Paßlosen. Oder wurde diese Expedition unternommen, um einen For- schungsbericht über die Gründe der Heimat- und Vrotlosigkeit vor- legen zu können? So war es. milde bezeichnet,«in vollkommen nutzloses Unter- nehmen Nie kann vtm Leser auf diese Weise ein tatsächliches, ei» wahr- Haftes Bild aller dieser Dinge vermittelt werden.-- Und dann... sieht denn niemand, welche erschreckende Frivolität in diesem Ber - such liegt? E» laufen heute Tausende und Tausende herum, ohne voll- gültig« und vollständige Ausweispapiere zu besitzen, ohne gemeldet zu sein oder ohne Aufenthaltsbewilligung und haben auch kein Geld. Wie kann man diese» Ekend spielen wollen? Und wie weit ist man davon entfernt, wenn man es spielt? Jener Entdeckungsreisende kann

tPeter Shrälorim: 3)er Wann, der Augen macht

Eine Industrie, die fast völlig unbekannt ist und die doch innerhalb der Heilkunde einen nicht zu unterschätzenden Faktor dar- stellt, ist die Herstellung künstlicher Augen für Menschen. ZsiOW) Kriegsopfer gibt es allein in Deutschland , die das Augenlicht osr- lo:«n haben, und über 33 000 Menschen gibt es ferner, die durch Unfälle und Unvorsichtigkeit ihr kostbarstes Gut, da» Augenlich,, eingebüßt haben. Für alle diese Menschen und wieviel Hundert­tausende in allen anderen Ländern der Well kommen noch dazu mußte«in Mittel erschaffen werden, das ihnen entweder die Ent­stellung nahm oder ihnen sogar neue? Augenlicht gab. DieIndustrie für künstlich« Augen" ist verschwindend klein. DieAugenmacher" in der Welt kann man zählen. Und doch ist es interessant zu erfahren, daß Deutschland fast eine Monopolstellung in der Welt einnimmt, denn fast sämtlich« künstlichen Augen stammen entweder direkt aus Deutschland oder wurden im Ausland von deutschen Künstlern geschaffen. Hören wir zuerst die Geschichte des künstlichen Auges. In Aegypten , im alten Griechenland und im Römischen Reich kannte man schon künstliche Augen, zwar nicht aus Glas, sondern am Halbedelsteinen und Elfenbein. Man setzt« dies« Augen den Mumien «in. um ihnen einen möglichst lebenden Ausdruck zu verleihen. Im Jahre lMO nahm der französische Wundarzt Ambroise Parö zueist Augen für lebendige Menschen und dann bildete sich im Laufe oer Jahr« allmählich in Frankreich eine richttge Industrie für diese Augen. Zuerst aus Gold gemacht, fand man schließlich, daß Glas natürlicher und billiger wäre, und dann zogen diese Männer, wie aus alten Chroniken ersichtlich ist, durch die Lande und paßten ihre Augen den Kranken persönlich an. Währenddessen fabrizierten im Thüringer Wald deutsch« Glas­bläser ebenfalls Augen, aber nicht für Menschen, sondern jür Puppen. Ein Meimnger Arzt, der dies« in Deutschland hergestellten Puppenaugen überaus natürlich fand, wandte sich an einen Gpezial- arbeiter in Lauscha , an den Glsbläser Ludwig MUller-Uri , und forderte diesen auf, doch anstatt Augen für leblose Wesen. Augen für Menschen herzustellen. Der junge Glasbläser ließ sich diesen Vorschlag durch den Kopf gehen und bastelte, verbesserte und schuf endlich wirklich gute und brauchbar« künstliche Augen, die sogar besser alz die französischen Produkt« waren. Frankreich , da» einst. mal» erklärt hatte, daß sämtlich« Länder der Welt ihm durch die Alleinherftellung der Glasaugen tributpflichtig wären, wurde von der Spitze oerdrängt. Seit dieser Zeit hat die deutsche Industrie sich ständig verbessert, während man in Frankreich immer noch nach den allen Methoden arbettet. Di« Herstellungsart blieb in den Händen«wer Familie fast bis auf den heutigen Dag. Als der

alle Müller-Uri starb, folgte sein Sohn und dann dessen Söhne, die heute das Geschäft leiten. 8000 Augen werden durchschnittlich pro Jahr angefertigt, und zwar lediglich von den Nachkommen des Müller-Uri. In Berlln und Leipzig befinden sich Werkstätten und außerdem ein« wettere in Wiesbaden , die von einem Vetter ge- leitet wird. Sonst gibt es in Deutschland nur noch wenige Her- steller. Im Ausland befinden sich ebenfalls nur wenige wirklich« Künstler; aber fast alle diese Glasaugenhersteller sind Schüler der Familie Müller. So gibt es in Amerika 5, in England 2, in Oesterreich 1 Glasaugenmacher. Die.Zentral« in Berlin aber arbeitet für die ganze Welt. Da kommen Briefe, Postkarten und Kartons mit Mustern aus der ganzen Well, dennMüllers Augen sind die besten", so heißt es, denn die deutschen Augen holten im Durchschallt drei- bi» viermal länger als die französischen Augen. Wie werden nun diese Augen gemacht? Ein Besuch in der kleinen Spezialwerkstatt ist höchst interessant. Die Patienten war- ten auf ihre Augen und können bei der Arbeit zuschauen. Herr Müller hat den Kranken neben sich sitzen, denn dann kann er ständig bei der Arbeit das gesunde Auge des Patienten mtt deni neuen vergleichen. Da» Auge, das aus Glas hergestellt wird, entstammt einer Kryolithglasröhre. Diese» Gla» kommt extra aus Grönland und Hot den Vorzug, daß es im Urzustand sehr weiß ist. Bei 1000 Grad Hitze wird dos Auge geformt. Di« Flamme erhitzt das Gla« derartig, daß nach wenigen Minuten dos Produkt sich m einem wachsartigeu Zustand befindet. Man zieht dann das Röhr- chen auf der einen Seite zu einer dünnen Stange. Durch das dünne Röhrchen blasend, formt dann der Augenkünstler den in oie Stichflamme gehaltenen Teil der Röhre zum Auge. Dann werden Pupille und die schillernde Iris eingelassen. Mit einem abgerun- deten Stäbchen wird mit Mangan, da» die Schwärze der Pupille herstellt, sowie verschiedener, aus Metalloxyden hergestellter Farben das Kunstauge getreulich der Natur nachgebildet. Selbst die feinen roten Aederchen lverden aufgetragen. Der so gewonnene Augapfel wird dann innen hohlgeformt und endlich durch Abschmelzen von dem Glasröhrchen befreit. In einer knappen Stunde ist das Auge fertig. Der Patient probiert fein neues Auge und kann dann mit Erstaunen feststellen, daß selbst ander« Patienten nicht feststellen können, welches Auge echt und welches künstlich ist. Herr Müller erzählt, daß«in Patient«inen Paß erhielt, in dem nicht verzeichnet war, daß der Inhaber ein künstliches Auge besaß. Ja. gut sind diese deutschen Glasaugen, denn fix werden in der ganzen Welt verlangt, und wenn fast IS Diplom« di« Wänoe der Ärbeilsräume schmücken, so sind sie ebenfalls nur ein Beweis dieser Kunst, die wiMH chresgleichen fucheu kann.

darüber berichten, daß man um 8 Uhr früh bei Aschinger für zehn Pfennige eine Tüte mit altem Kuchen bekommt und daß man in der Friedrichstraße in einem Heim nächtigen kann. Das stimmt sicher. Aber sonst?.... Er weih, in vier Wochen, in sechs Wochen ist all das vorüber, er ist wieder im Besitz einer Wohnung, hat ein reines Bett, Geld und einen Paß mit allem, was dazu gehört und außerdem eine besser gefüllte Brieftasche als zuvor. Das Wesentliche fehlt! Das aufreibende Wissen:Du gehst ganz nah, ganz nah am Rand, du wirft vielleicht ewig in diesem Elend bleiben oder es wird noch größeres über dich kommen; wenn man dich erwischt, wirst du ausgewiesen, du hättest aber kein Geld zu einer Reise, also Schub und wohin? Und was dann dort? Im Ernstfall oerhaftet zu werden, wäre nur willkommene Ten- sation für den Journalisten, dem es herrliche Würze für seine Reportage abgegeben hätte. Ein wahrhaft Paß- und auch Mittel- loser würde es nie wagen, so vielen von seinem Makel, denn dies fft ein Makel, Mitteilung zu machen. Das Schreckliche ist die Angst, die fortwährende, die jede Bewegung hindert. Du scheust dich davor, dich selbst nur an eine halboffizielle Stelle um Hilfe zu wenden, Ber - derben könnte ja auch dort auf dich lauern. Du wagst es kaum einen Schupo nach dem Weg zu stagen, er könnte doch zufällig---- usw. Einem festen bürgerlichen Beruf nachzugehen, davon wirst du wohl nachts ttäumen, aber bei Tage kaum einen Versuch in dieser Richtung wagen. Er. der Forscher, kommt aus einem gesicherten Leben, er ist satt seit Iahren und seine Nerven in normalem Zustand. Er hat die Möglichkeit, unter seinen Kleidern Passendes für seine Expedition zu w äAen.: Beim wahrhaft Armen, wie wett liegt da ein gesicherte» Leben zurück? Und war es überhaupt jemals wirklich satt und gesichert? Er hat einen monate» vielleicht jahrelangen aufreibenden Kampf hinter sich, denn tatsächlich arm und unterstandslo» wird man nicht in einer Minute Eine zweckmäßige Sostümierung für sein Leben als Unterernährter. Wohnungsloser kann er sich auch nicht wählen. Was noch übrig geblieben ist, was andern schon zu schlecht war, ist seine Kleidung. Und nun steht er da und ist nach langem Auf und Ab unterstandslo» und ohne Geld. Zu vielen vergangenen Heim- suchungen ist noch eine letzte, neu«, die schon lange, bevor sie eintrat, ihn ängstigte.. gekommen. Mit seinem tatsächlichen Leben konnte jener Journalist eins un­möglich abstreifen: den Grad seiner Bildung, seinen geschulten, flink arbeitenden, gewitzten Verstand. Mit diesem Kapital ist er in den Kampf getreten. Selbst in Lumpen bleibt ein Mensch gebildet(und event. Bourgeois) und das hilft. Es geht den oberen Zehntausend und auch anderen wirklich rührend zu Herzen, wenn sie einen der Ihren abgerissen und verhungert vor sich sehen.Ein gebildeter Mensch, mein Gott, man kann ihn doch nicht verhungern lassen." Wie ist es aber mit diesen Kapitalien(Verstand und Bildung) bei dem wahrhaft Armen? Die Gebildeten könnten wohl von ihrer Bildung Nutzen haben, aber wirklich im Elend haben sie Hem- mungen, und der Verstand ist natürlich längst nicht mehr imstanve, jede sich bietende Chance sofort wahrzunehmen, denn langes Elend trübt den klaren Blick. Cr" läuft mit dem vermeinttichen Mut der Verzweiflung von Pontius zu Pilatus, um sich zu helfen und helfen zu lassen. Es gibt auch Mutlosigkeit und Lethargie der Verzweiflung, die lernen aber nur die kennen, bei denen es ernst ist. Ich glaube, es ist klar, wie unendlich die Differenz zwischen der Wirtlichkett und einem auf solch« Weise zustandegetommenen Bericht sein muß, und vielleicht wird es auch einleuchten, wie verantwor- tungslos derartige Unternehmungen an dem Schicksal Tausender handeln, das in den Augen des Publikums so zu einer abwechslungs- reichen, mit angenehmem Nervenkitzel versehenen Komödie wird, in der man womöglich am liebsten gleich mitspielen möchte. Und welcher Triumph: der gute Sendbote ist nicht verhungert! Nein, er wäre es nicht und er wird es gewiß auch nie, nie! Aber ich weiß, ohne daß ich dem nachgespürt hätte, von zweien, die innerhalb der letzten zwei Monate doch ganz einfach verhungert sind und die auch keiner daran verhinderte. Beides waren Frauen, noch nicht all. Einer der Fälle wurd« mir durch die Zeitung bekannt, allerdings nahm er nicht den Raum jener Reportage ein und konnte daher leicht übersehen werden. Die Ursach«, über diesen Punkt zu triumphieren, ist also wirklich nicht groß. Eine Siegesmeldung über den Sieg, der leider noch lange nicht erfochten ist, denn es ist noch ohne weiteres möglich, daß hier mitten unter uns, nicht in Indien oder China , nein hier in Berlin Menschen verhungern, und wir verweilen mit unseren Gedanken und unserem Gefühl nicht länger bei einer solchen Meldung als bei vielen anderen. Und das charakterisiert am besten die Sttuation in dieser Hinsicht._ Dieschwärzeste" Stadl der Erde ist Washington in den Vereinigten Staten. insofern, als 30 Proz. ihrer Einwohner Neger sind. Kein« andere Stadt der Erde auch nicht in Afrika weist ebensoviel Neger auf. Der Mississippi führt bei Niedrigwasser in der Sekunde 3000 Kikbikmeter Wasser dem Meere zu, bei Hochwasser dagegen die zehn- jache Menge.