8rick W. Schmidt:
Der Dorf lump und die
Pasquoles Einkünfte bestehen nus einigen Saldi für Boten- gonge, Fremde mir schenken ihm zumcilen eine ganze Lira. Mit- leidige Fischersrauen geben ihm die Reste ihrer Pasta, die sonst die Katzen bekommen, und junge Burschen ihre abgelegten Sachen, mit denen kein Staat mehr zu machen ist.(Sic alten Fischer tragen ihre Kleidung, bis sie ihnen vom Leibe sollt.) Pasquale ist keineswegs unglücklich, obwohl er auf einem Lager von schmutzigen Lumpen schlasen muß: er lächelt immer unter seinem fettigen Mützenrand, denn er vermag über sein Schicksal nicht nach- zudenken: sein Gehirn ist wirr und ungeordnet. Die Tag« laufen ihm fort, die schönen blauen Tag« des Südens, er merkt es kaum. Schon sind ihm auf diese Weise fünfundzwanzig Jahre verronnen. Er entstammt einer„Fluchtehe"— einer sehr gangbaren Me- thod« aus Sizilien , um, durch die drohend« Schande, die Zustimmung und den verweigerten Segen hartnäckiger Eltern zu erzwingen. Aber der Bursche, sein Vater, ließ das sechzehnjährige Mädchen sitzen, weil die Spekulation aus eine Aussteuer sich als falsch erwies: er fand eine andere, und Pasquales Mutter wurde mit den Jahren ein verhärmtes, frühgealtertes Weidlein, das bei armen Familien für das Essen und abgenutzte Kleider arbeitet. Der Sohn muß sehen, wie er mit Gottes und barmherziger Leute Hilfe sich durchs Leben schlägt. Pasquale. der Dorflump von Mondello, das zu? einen Hälfte aus flachen ärmlichen Fischerhäusern, zur anderen aus prächtigen Villen in allen Stilarten besteht, teilt sein Leben zwischen den beiden Siedlungen und ihrer näheren Umgebung auf: sie haben chn so lange ernährt, sie werden ihn auch weiterhin nicht verhungern lassen. Er genießt eine gewisse Popularität im Ort. Die sizilianischen Kinder rufen seinen Nomen hinter chm her: die jungen Fischer, die seinen Hang zur Eleganz kennen, stecken ihm manchmal einen knall- bunten Fetzen in die Tasche seines Jacketts. Der Barbier des Dorfes stutzt ihm, wenn er gerade Laune und keine Kunden hat, die filtzigen Haare und schabt sein« Stoppeln ab. Einmal, als viel übermütiges Jungvolk im Salon versammelt war, wurde Pasquale einseitig rasiert fortgeschickt. Er stapfte trotzdem glücklich davon, seine gut- mutigen braunen Tieraugen strahlten, er ging mit verschämtem Lächeln durch die Straßen und über die Plätze und freute sich, daß all« ihn mit guter Laune begrüßten. Cr fühlte keinen Spott. Seine Füße, in den Gelenken dick geschwollen, sehen aus, als wären sie noch nie vom Wasser berührt. Sie vertragen kleine De- kleidung, jedes geschenkte Schuhwerk hat ihn bisher so heftig ge- drückt, daß er nun im Sommer wie im Winter barfuß einherschleicht. Die dicke schwarze Schutzkruste ersetzt ihm die Schuhe, wer ihn flüchtig betrachtet, der kann glauben, daß seine Füße in dunklem Leder stecken. Er tut niemand etwas zu Leid«, doch er wird von einem heftigen kleptomakrischen Drange verfolgt: seine Landsleute suchen chn mit dem drohenden Hinweis auf den Morschall der Karobinieri«inzu- dämmen, der ihn schon einmal mitnahm. Er fürchtet ihm infolge- dessen mehr als den Teufel. Man läßt Pasquale nie allein in einem Raum, aber die Gswandcheit und Schläue, mit der er jede Gelegen- heit zu Diebereien beim Schöpfe faßt, läßt auf gewisse Teilfunktionen seines defekten Gehirns schließen, die wohl zu beachten ssnd. Ebenso spürt er sofort gutmütige Charaktere heraus, die er mit Hartnäckig- kest verfolgt, bis sie ihm weder«in« Gabe noch«in freundliches Wort mehr gönnen. Dann läßt er von chnen ab, als hätte er sie nie gekannt.''*'_■ Eine Zeitlang ging er mit einem blinden Geiger, durch die Mchbordärfer, wo man ihn nicht kannte: in Maser Epoche kam er in den Besitz von Wein und Zigaretten, die er budenschaftkich liebt. Man fand ihn betrunken am Wege, und der arm« Geiger saß hungrig an serner Seile— er hotte nirr für Pasquale gespielt. An einem warmen Frühlingstage, als die sizilianisch« Regenzeit beendet schien, geschah es. daß ein Ausländer ihm einen abgelegten Regenmantel schenkte. Das sollte Pasquales Verhängnis werden, denn mit diesem Mantel erwachte die Liebe in ihm. Die fremden blonden Frauen aus dem Norden waren zu jener
Zeit an die blauen Gestade des Südens gekommen. Pasquale ver- gaß alle sein« kleinen Pflichten, Botengänge für die Kausleute und dergleichen: er stolzierte in seinem Gummimantel schwitzend auf der Strandpromenade einher, er verspürte weder Hunger noch Durst und warf sich in den Sand, dort, wo die fremden Frauen ins Wasser stiegen und feuchttriesend, prall umspannt, dem weißen Strande jauchzend wieder entgegenliefen. Sie begannen, sich vor Pasquale zu fürchten, Ehegatten und Kavaliere suchten ihn durch Gesten, unbeholfene italienische Worte, durch hingeworfen« Geldstücke zu vertreiben. Er steckte die Münzen danklos ein und blieb. Als energische Naturen ihn drohend fort- zuschicken suchten, trollte er«in paar Schritte zur Seite, und freche stzilianische Wort« stolperten dabei, abgehackt und fast unkenntlich, über seine Lippen. Erst als das Karabimeripaar, schlendernd, die Hände auf dem Rücken, hoch oben am Strande sichtbar war, trottete er davon. In der Dämmerung pflückte er sich am Rande der Villengärten einen bunten Blumenstrauß: er steckte ihn in das Knopfloch des Mantels und glaubte nun unwiderstehlich zu sein. Danach stellt« er sich an den Stamm einer Palme und sah verlangend in das offene Küchenfenster einer Fremdenpension, wo die Köchin mit hochge- streiften Aermeln, singend und geschäftig ihrer Arbeit nachging. Er hotte oft Botengänge für sie gemacht, wofür sie ihm die Reste der Speisen aus dem Hintereingang reichte. Pasquale sieht den Kellner die dampfenden Platten in den Eß- saal tragen, und nachdem er zum letztenmal in der Küchenkür ficht- bar wurde, um den Nachtisch zu holen, schleickzt er auf seinen laut- losen Raubtiersohlen zum hinteren Eingang und klingelt. Die Köchin wäscht sich gerade die Hände und geht trällernd an die Tür, wo sie Pasquale, wie fönst nur des Mittags, bittend Stirn und Augen heben sieht. Sie will ihm gerade oerweisend sagen, daß er mir einmal am Tag« kommen dürfe, als sie seinen Blumenstrauß im Knopfloch und den Regenmantel bemerkt. Sie lacht hell auf und neckt ihn, weil«r wie ein eleganter Kavalier an ihrer Hintertür erscheint. Pasquale ober faßt ihre übermütig« Laune falsch auf: außer- dem war er diesmal nicht des Essens wegen gekommen, sondern aus einem ihm selbst geheimnisvollen Triebe. Er greift plötzlich mit seinen schmutzigen Fingern nach dem Gesicht der Köchin, es ist kein Zweifel: er versucht sie zu küssen. Sie schreit, erschreckt und von der unerwarteten Tatsach« über- rumpelt, laut auf, so daß der Kellner und der Inhaber der Pension herbeieilen, und hinter ihnen die große dänische Dogge, die mit einem Satz aus Pasquale springt, ihren Fang in dessen Kaoaliermantel schlägt und ein großes Stück heraussetzt, während die entsetzte Köchin atemlos von dem U ebersoll zu berichten sucht. Pasquale wird von dem Hunde befreit, er steht bleich an der Wand und blickt mit verschwimmenden Augen die Köchin an. Der Hausdiener kommt und setzt ihn eneryisch vor die Tür. Der Inhaber der Pension kehrt erleichtert in den Speifesaal zurück und sagt:„Unser Dorfnarr hat Frühling sgefühle bekommen!" Er erzählt seinen Gästen lachend von Pasquales Blumenstrauß im Knopfloch seines Regenmantels und dem übertriebenen Schreck der Köchin. „Das macht der milde Abend", sagen schmunzelnd die Gäste, denn sie fühlen den sizilianischen Frühling gleichfalls im Blut. Pasquale aber trottet mit leerem Magen und zerrissenem Mantel dem Dorfs zu, er reißt M« Blumen aus dem Knopfloch und zertritt sie am Boden: der unerklärlich« Trieb, der ihm den ganzen Tag über verfolgte, hat ihn gründlich verlassen in jenem Augenblick, als er die Folgen ssiner stürmischen Werbung sah. Er empfindet nichts als Hunger und betrachtet fassungslos fein zerfetztes Kleidungsstück. Er muß auch später erkennen, daß man als Narr nicht unze- straft der Liebe hickdigen darf, denn so oft er sich noch in der Nähe des Pensionshaufes zeigt— er bekommt nie wieder die schmackhaften Abfälle zu essen. Und die möchtige Dogge betrachtet ihn seit dem verhängnisvollen Abend als ihren persmckichen Feind, dem sie fletschend ihr drohendes Gebiß entgegenhält.
Jleinrich 58.
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England ist nur ein kleiner Schritt von Deutschland . Nämlich — wenn man gerade in Amerika war, dann mit einem beschwingten Sprung das Deck des herrlichen Niesen„Bremen " berührt hat— und wieder deutschen Boden unter sich—, dann ist es nur ein kleiner Schritt nach England hinüber. Wieder über eine Laufbrücke. Diesmal vorerst in Souchampton auf einem armselig kleinen «nd unreinen Tender, der eine Swnde braucht, um uns von der hohen See in den Hafen zu bringen. Und das ist schon England, obwohl man es kaum glaubt. Nur der Polizist mit dem blauen, komisch hohen Helm und der Uniform, die einst bessere Tage ge- sehen hat, ist ein echter Sohn Albions . Er steht gleichmütig neben den Silberbarren, die auch ans Land befördert werden, und gönnt ihnen kaum einen Blick. Es wird wohl niemand so unerfahren sein, sich einen schweren Silberziegel in die Tasche zu stecken. Ein amerikanisches Kind versucht es heimlich.(Ein amerikani- sches!) Der Engländer lächelt nur. Mit diesem Gleichmut regieren die Inselbewohner die halb« Welt. Wo ist der Nebel? Endlich sitzt man in einem der kleinen Taxis, die am Waterloo- Bahnhof warten. Wer hat vergessen, diese altertümlichen, unbe- quemen, kleinen verbeulten Autos zu verbrennen? Ganz England. Man ist konservativ. Solange die Räder es aushalten, fühlt sich der Londoner in dieser vorsintflutlichen Karosse ganz heimisch. Man kann nicht leugnen, daß man vorwärtskommt. Langsam, aber ohne beängstigendes Gefühl, rollt man in die Stadt. Wo ist der berühmte Londoner Nebel? Di« Sonne strahlt. Die Luft ist zwar feucht, rußgeschwängert, man riecht die See, oder man bildet es sich wenigstens«in. Aber die Sonne strahlt. Waterloo Bridge— über die Themse gespannt. Ach, wie grau- sam schmutzig das Wasser unten dahinfließt, zähe, träge-englisch möchte man sagen. Auf der Brücke aber wimmeln rote Autobusse, drängen und stoßen sich, verbergen die schmale Aussicht auf die User. Auch sie sind erschreckend altmodisch, ganz hoch gebaut. Der arme Chauffeur vorne sitzt ungedeckt, man bewundert seinen Gleich- mut und denkt: ein Engländer. An düsterschwarzen, alten Riesenpalästen vorbei. Diese Stadt bat Vergangenheit, jede Steinquader spricht davon. Kunstvolle Partale, die in schlafende Gärten führen. Vor einem eine Woche, die berühmten„Bärenmützen". Zwei Riesen, die unbeweglich da- stehen, bedrückt von der ungeheuren.Kopfbedeckung, und nicht mit der Wimper zucken. Menschen— kein« Panoptikumfiguren.„Enzland erwartet, daß jedermann seine Pflicht tut." So stehen dies«
Männer bis in den jüngsten Tag... wenn man vergessen sollte, sie abzulösen. Picadilly-Circus. Hier münden eine Unmenge kleiner schmaler Gassen. Der Verkehr tobt. Nichts ist geregelt wie drüben in Amerika . Die blauen Polizisten mit den weißen Aermeln tun zwar ihr bestes. Aber immer wieder schlüpfen eckende junge Mädchen zwischen den Autos, die nur träge dahinrollen. durch und auf die ander« Straßenseite. Sie ist doch nur einige Meter entfernt. Di« schmalen Gehsteig« wimmeln von Menschen. Di« Männer schlank, mit der unvermeidlichen schwarzen Melone— die Frauen fest, nicht unschön, nicht immer geschminkt, sehr einfach gekleidet. London ist vielleicht reich, diese Menschen sind es nicht. Eiskalt! Bald bin ich um eine Erfahrung reicher: Nie wieder im Winter nach London ! Wer frieren will, bleibe schön zu Hause, dort ist es einfacher.(Ich spreche hier nicht zu Millionären, die in Luxushotels absteigen.) Mein Hotel, ein Riesenhaus, mit einer Hall«, in der es wie auf einem Rennplatz zugeht oder bei einer Volksversammlung, ist mir gerühmt worden. Eine lärmende Kapelle empfängt mich. Die bebrillten Damen hinter den vielen Schaltern erledigen den Gast wie«ine Nummer. Wünsche dürfen nicht geäußert werden. Jedes Zimmer ohne Bad hat denselben Preis. Borauszahlung? Bitte. Man fährt in einem der schmalen Lifts zum neunten Stock. Ein Mädchen zeigt phlegmatisch das Zinnncr. Eiskalt. Blick über ruhige Dächer. Eiskalt. Haben Sie kein größeres Zimmer? Bedauere, mein Herr, olles besetzt. Eiskalt! Wo sind die Koffer? Kommen in einer halben Stund«. Eiskalt. Gibt es denn keinen Ofen hier? Wozu der Riesenkamin?— Nein, es gibt keinen Ofen. Wozu braucht der Herr einen Ofen? Aber für einen Schilling kann der Herr«inen kleinen elektrischen Ofen haben.— Her damit! Das ist ein Ofen? Das ist das winzigste Oefchen, das ein menschliches Hirn je ersonnen hat. Eiskalt. Entsetzlich kalt. Englisch . Hier ist noch Dickens lebendig Ein Spaziergang in einer Welt, die ein Jahrhundert tot ist. Schmale engbrüstige Gassen, mit alten schmutzigen Häusern, mit Geschäftslohen, deren Schaufenster altmodisch dunkel und überhäuft sind, mit engen Sackgäßchen, in denen Pferdewagen stehen, mit schmutzigen Gassenjungen und kehrenden alten Frauen. Trafalgar Square : groß und kalt, lärmersüllt, als wären die Dickens-Menjchen verrückt geworden, well es brennt oder well der
ZNnig gerade vorbeifährt. Regent Street—»ach Baedeck« 8*1 „prächtigste und vornehmste Straße Londons "— und Strand, angeblich breit und geräumig, würden kaum den Verkehr einer beut- schen Provinzstadt bewältigen. Das ist alles, wie«s einst vor vielen hundert Jahren war. es drückt auf die Brust, man möchte in einer hellen, freundlichen Straße aus dem Alptraum erwachen. Aber man steht schon vor dem Tower. Einst Festung, später Residenz von Königen und Gefängnis, ist er heut« großartig als Museum, furchtbar durch die bluwollen Erinnerungen, die er her- ausbeschwört. Und im Graben, wo einst trübes Themsewasser den Feind aufhielt, exerzieren heute Tommys, von einem kräftigen Unteroffizier geführt. Wahrscheinlich gehen die armen Teufel bald in Indien vor die Hunde. Die englssche Krone nimmt es mit einigen Strömen Blutes nicht so genau. Große Revue Fünfzig Theater spielen. Mehr als die Hälfte„Itfusic«! comedies, Fantasics, Musical shows oder Revues". Warum? Weil dos Gebotene in seiner Art hier allerdings unerreichbar ist. Nehmen wir nur diese eine Revue„Fol!? to bc wise".(Etwa „Unsinn ist Trumpf".) 24 Nummern, ganz lose zusammengefügt. aber von einem sprühenden Geist, einem scharfen Witz, einer Füll« von Satire und Humor, daß man drei Stunden wie eine Minute vorbeifließen sieht. Das ist die Unterhaltung, die man am müden Abend herbeisehnt. Jedes Lied, prächtig gesungen und lebendig getanzt, hat Beziehung zu den Menschen da unten, zu den vier- tausend Augen, die auf die Bühne starren. Keine Nacktheiten, aber viel Politik. Keine falsche Sentimentalität, aber viel Herzlichkeit. Kein sich blähender Tenor, aber«in durchaus sympathischer Sänger mit einer angenehmen Stimme, der auch virtuos tanzen kann. Und viel Spott auf alles. Auf die geliebte Armee und auf den amerikanischen Film. Auf die bürgerlichen Snobs und die zu redseligen Friseure. Auf das französisch« Schauerdrama und den englischen Allerweltskaufmann. Dazwischen Tanznummern. Das Lieblichste von Mädchenbeinen schlenkert vorbei, die Tiller-Girls parodierend. Es wird hinreißend gefiept— und der Step wird verhöhnt. Wenn der Postminister einmal herzlich lachen will— dann komme er hierher und sehe sich die Szene„Telephongespräch" an. Um endlich mit seiner Frau zu sprechen, die um die Ecke wohnt, die er aber vom Büro telephonisch absolut nicht erreichen kann, ruft ein Mann entschlossen— den Dampfer ,Lsle de France" an. Aufenthalt, fragt das Telephonfräulein. Aufenthall: Irgendwo auf hoher See. Und da klappt nun die Verbindung. So ersucht der Mann den Steward vom Schiff aus seine Frau zu benachrichtigen. daß er heute nicht zum Tee kommen kann. Brillanteste Satire auf den Londoner Telephonverkehr. Schließlich die Musik: Sprühend, lebendig, geistteich, niemals lärmend, immer illustrierend. Die Lichtefsekte phantastisch im Ein- fall, originell— so besonders in einem Schattentanz, der den Atem raubt— niemals kitschig, blendend fürs Auge, Rahmen einer für die große Menge berechneten und doch stets künstlerisch gehaltenen Unterhaltung. Und die Nachkon, men Shakespeares fitzen begeistert da. Theaterspiel liegt ihnen im Blut und sie lassen sich sonst nicht leicht bluffen.____ SUehard Sßetlmann: Wie verhält man fich bei Oetritter? Allem Anschein nach haben wir einen gewitterreichen Frühling und Sommer zu erwarten. Immer, wenn es in den ersten Früh- lingswochen etwas wärmer wurde, zog«in Gewitter herauf, mtt Blitz, Danner und Regen. Meist währte es nicht lang«, aber fast jedesmal hat es irgendwo größeren Schaden angerichtet. Zahlreiche Menschen sind schon vom Blitz erschlagen worden. Wir hoben den Eindruck, al» wäre das früher sellener vorgekommen, während heut« die Nachrichten von Unfällen solcher Art sich wehren, aber das liegt wohl nur daran, daß wir früher falche Geschehnisse nicht erfuhren. während sie heute durch die Zeitungen allgemein verbrettet werden. E» kann aber auch sein, daß die Menschen fich bei Gewitter leicht» sinniger aufführen. Schon die Kinder in der Schule lernen ja: Ge- witter sind nicht sonderlich gefährlich: wie sellen trifft einmal«in Blitz! Aus dieser Ansicht leitet sich eine große Gleichgültigkett her. Und doch ist es töricht, sich unnütz in Gefahr zu begeben. Stets sollte man, wenn Gewitter«inen überrascht,«in schützende» Obdach suchen, denn gerade aus freiem Felde ist der Mensch der Ge- fahr besonders ausgesetzt. Wieviele Londleute ereill der Schlag bei der Feldarbeit, wie oft zuckt der Strahl nieder, daß die Pferde vor dem Pflug tot zu Boden sinken! Besser ist es, in den Wald zu flüchten, wenn auch vielfach davon abgeraten wird. Immer aber ist dos Laubdach über einem sicherer als der freie Himmel. Der Voltsmund sagt: Vor den Eichen sollst du weichen, doch die Buchen sollst du suchen.?Uzch diesem Grundsatz soll man sich bei Gewitter nicht unter eine Eiche stellen, während eine Buche zuverlässigen Schutz gewährt. Immer aber, wenn man sich unter«inen Baum stM. soll man vermeiden, fich nahe an den Stamm zu begeben. Denn in, allgemeinen schützt ein Baum«ine Bodenfläche, die etwa dreimal so groß ist wie seine Höh«, vor dem Einschlag. Wenn ein Baum vom Blitz getroffen wird, leitet der Stamm den Blitz in die Erde nieder; die Anwesenheit eines Menschen unter dem Baum wird ober den Blitz nicht veranlassen, abzuspringen und mm durch den menschlichen Körper abwärts zu fahren. Unbedingt gckt ober der Grimdsatz, daß man sich nicht auf eine» Hügel oder einen, Hang aufhalten soll, wenn der Gewittersturin ge- rade darauf steht. Man soll dann eine Bodensenkung aufsuchen und sich hier zusammenkauern, bi» das Gewitter vorüber ist. Sehr un- vorsichtig ist es, sich unter ein Metalldach zu stellen, das nicht durch Metall mit dem Boden verbunden ist. Ebenso darf man sich nie an eiserne Gitter stellen, wie man es auch vermeiden soll, metallene Gegenständ« in der Hand zu halten. Wasser zieht immer den Blitz an. Man soll deshalb nassen und moorigen Boden, sowie Flußuser meiden und immer möglichst trockenem Gelände zustreben. Dielfach findet man die Ansicht, daß der Blitz niemals in die gleiche Stelle einschlage: doch ist diese Annahme durchaus unbegrün- det: es ist oft vorgekommen, daß das gleich« Haus, ja sogar der gleiche Baum zweimal vom Blitz getroffen wurden, ja biswellen so- gar im gleichen Sommer. Es kommt wohl nur darauf an. ob die Lage des betreffenden Hauses oder der Standort des Baumes be- sonders exponiert ssnd. Bei Häusern gckt es al» sehr gefährlich, wenn sie auf eisenhalttgem Boden gebaut sind oder über unterirdischem Wasser. Ein einziger Blitzableiter auf dem Hause ist kein ausreichender Schutz, da die Blitze sehr häufig von Ncbenblitzen begleitet sind. Ein moderner Architekt sargt deshalb dafür, daß alle Metcckllecke eines Gebäudes miteinander in innerer Verbindung stehen, so daß. wenn das Haus an irgendeinem Punkte getroffen wird, der Blitz sicher bis in die Erde gekettet wird. Wenn man sich während des Gewitters im Haufe aufhält, soll man die Fenster schließen, da Zugluft Blitz anzieht. Außerdem soll man dem Telepbon fernbleiben. E» ist sinnlos, sich leichtsinnig in Gefahr zu begeben. Räume mit schlechter, verbrauchter Lust sind bei Gewitter gefährdet, deshalb soll man sich nicht in Menschenan- sammlungen begeben, wenn ein Gewitter droht.