Manfred Gurlitt :„Soldaten". Tonkünstlerfest-Oper in Bremen . Nur eine Opernaufführung stand diesmal im Programm des Allgemeinen Deutschen Musikvereins und bildete zugleich den Ab- schluß seiner Bremer Tagung:.Soldaten" von Manfred Gurlitt . Das bekannte Drama von I. M. R. Lenz, Zeit- und Artgenossen des jungen Goethe, liegt zugrunde.„Soldaten"— das Stück, ein an- klägerisches Zeitstück damals, sollte eher„Offiziere" heißen: wie die Offiziere in Lille es mit einem unschuldigen Bürgermädchen treiben, die Gefallen« in den Abgrund treiben, das bildet den Inhalt Auch wenn die Handlung und ihr« Moral einer versunkenen Welt angehären, die soziale Anklage des„Soldatcn"-Dichters findet in der Gegenwart unmittelbarsten Widerhall. Vom Dramatiker Lenz führt über Büchners„Wozzeck " eine gerade Linie zum heutigen Theater. Seine verkürzende Technik der knappen Szenen, des jagenden Bilderwechsels ist beinahe die eines Filmmanuskriptes.(Es wäre herrlich, wenn wir viel solcher Filmmanuskripte hätten.) Kein Wunder, daß der moderne Musiker als Mensch und Künstler von heute nach solchem Stoff für eine Oper greift. Manfred Gurlitt hat zur selben Zeit wie Alban Berg , ohne von dessen Vorhaben zu wissen, eine Wozzeck-Oper geschrieben. Als Textbearbeiter der„Sol- daten" hat er aus eigenem nichts hinzugetan, er tastet des Dichters Sprache so wenig an, wie den Bau des Dramas; kein Dramaturg könnte mit Kürzungen behutsamer und zweckmäßiger verfahren. Der Komponist Gurlitt oersüot wohl nicht über die Kräte eines großen, dem Dichter Lenz kogenialen Musttdromatikers. Es fehlen dieser Oper mitreißende Steigerungen und erschütternde Höhepunkte. Die Musik lehnt sich an das Drama an, doch die stärksten Wirkungen gehen unmittelbar von diesem aus. Aber die Partitur fesselt durch eine Füll« echter lyrischer Züge und interessiert durch die Feinheit der Arbeit. Jedem der zwanzig Bilder versucht der Musiker ein eigenes Gesicht und geschlossene Form zu geben. Gestützt auf ein Fundament von produktiver Musikalität und gutem Mustkertum findet er als kluger Eklektiker. seinen Weg zwischen den Irrungen der heute allgemeinen Stilverworrenheit. Er schließt sich nicht an, ahmt nicht nach, doch es gelingt dem Kenner all dessen, was an Strö- mungen und Richtungen im letzten Jahrzehnt Gestalt gewonnen hat, den vieldeutigen Begriff„Moderne Musik auf eine einheitliche, ein- leuchtende Formel zu bringen. So war es eine glückliche Wahl, diese Oper als repräsentatives Werk des Jahres auf das Programm zu setzen. Die Wirkung wäre noch stärker gewesen in einer weniger vor- sichtigen Regie als der, die der Komponist, übrigens erfahrener Theatermann, persönlich führte. Die Aufführung, in der Maria H a r t o w als Marie eine durchaus überragende Leistung bot, zeigte als Gesamtleistung die Bremer Opernbühne auf erfreulich hohem Niveau. Klaus Pringsheim . Wanderiheaier der Volksbühne. Potsdamer Schauspielhaus. Der Verband der Deutschen Volksbühnenver- eine veranstaltete im Potsdamer Schauspielhaus eine Stunde der Wanderbühnen. Es handelte sich darum, jetzt am Ende der Spielzeit einen Ausschnitt aus der Wanderbühnenarbeit des Ver- bandes zu geben. Sl. Brodbeck, der Sekretär. des Verbandes, sührte aus, daß im gesamten Deutschen Reich 25 gemeinnützige Wanderbühnen bestehen, davon unterhalten die Voltsbühnen S Unter- nehmen. Die jährliche Spielzeit dauert 8 bis 10 Monate. Der Zweck dieser Theater besteht darin, Städten ohne feste Bühnen gute Theatervorstellungen zu bieten. Die Wanderbühnen geben ihre Vorstellungen an die örtlichen Spielgemeinden gegen feste Honorare ab. Jede Spielgemeinde verfügt über ein organi- siertes Publikum. Der Spielplan wird nach Vorschlägen der Theater- leitung zusammen mit dem Verbandsvorstand festgestellt. Spiel- und Reiseplan der Theater liegen schon vor Beginn der Spielzeii endgültig vor. Um einen möglichst umfassenden Eindruck von den Leistungen dieser Theater zu ermöglichen, spielte das ostdeutsche-mittel- deutsche Landestheater drei Akte aus drei Stücken, die in Kunstform. Dialogführung und Menschengestalwng Gegensätze bilden. An den Anfang stellte man den zweiten Akt von Kolben- heyers Schauspiel„Die Brücke". Dieser Akt bringt weniger Momente starker äußerer Spannung als Diskussionen über Zeit- Probleme. Die Menschen sind Sammelpunkte von Energien, sie ent- wickeln sich nicht in naturalistischer Breite, sie erscheinen als Träger von Ideen, manchmal fast als Abstraktionen. Und hier liegt die Schwierigkeit für Regie und Schauspieler, denn die Gefahr besteht darin, daß die Menschen drs Menschsein vergessen und nur zu Sprachrohren der Ideen werden. Dieser Gefahr entgeht auch hier die Darstellung nicht. Reizend dagegen die zweite Szene aus Ärmonts und Gerbidons Komödie„M a d a m e Hat Ausgang". Ueber die Situation, über das Schema der Charaktere und der Konvention der Sprache hinaus erwächst dos Bemühen, mehr zu geben, Formen mit Inhalten zu füllen, Typen zu Individualitäten zu steigern, und der dritte Akt von Rosenows„Kater Lampe" ist realistisches Theater im besten Sinne des Wortes. Hin und wider knallt allerdings eine Pointe zu laut. Regie, Darstellung und Bühnenbild halten gutes künstlerisches Niveau. Niemand tritt mit Starallüren hervor, sondern alle fügen sich in das Ensemble ein. Jedenfalls sind die Leistungen dieser Wanderbühne höher zu bewerten als die manches größeren Provinz- theaters._— t. Die Aolgen der Ohrfeige. Die Wiener Philharmoniker erhielten aus Bologna ein Telegramm, in dem ihnen T o s c a n i n i mit- teilt, daß er aus Gesundheitsrücksichten das Gastspiel an der Wiener Staatsoper absagen müsse. Generalprobe für Erwerbslose. Die Generalprobe zur Erstaulslibrung der Job. Straud-Operettc„Das Spitzentuch der Königin ' in der Städtischen Oper. Donnerstag, den 21.Mai/vormittag. wird den erwerbslosen Musikern uud Biibnenangehvrtgen zugänglich gemacht. Karten durch die Organisationen. vilhoenchroulk. Jarmila N o v o t n a und' Margaret Phal werden in der Rolle der„Schönen Helena' in Max Reinhardts Neuinszc- nierun g der Offenbach . Operette im Kursürstcndamn,-Theater alternieren. Li« Egger-Lienz -Ausstellung wurde ain Ig. Mai vom ölierreichischen Gesandten Dr. Frank im Verein Berliner Künstler in der Bcllevuestr. 3 eröffnet. Dr. Surt Singer, der bisherige Intendant der Städtislbcn Oper, hat den Oberbürgermeister Dr. Sahm gebeten, ihm den Antritt seines per- traglichen Urlaubs am Tage nach der letzten Premiere dieser Spielzeit. „Das Spitzentuch der Königin ', ab'23. Mai zu gestatten. Der Ober- bürgermelster hat diesem Ersuchen stattgegeben. Werner Srouh will an da« Staatliche Schauspielhaus, dem er bereits zweimal angehört bat, zurückkehren und zwar mit einem Kontrakt auf Lebenszeit. Im Goethe-Jahr würde er den Faust spielen.
Hochsommer im Mai Maffenflucht aus der Millionenstadt
Bei 30 Grad Wärme im Schatten hielten es am Sonnlag die wenigsten Berliner in der Stadl ans und schon vom frühen Morgen an sehte bei dem schönen Wetter ein Massenansturm aus die Verkehrsmittel ein. waren schon am himmelfahrlslag die Verkehrszahlen erheblich, so wurden sie gestern noch um über eine viertel- Million überboten. Die Reichsbahn beförderte 1 Million siebenhundert- tausend Fahrgäste. Grünau steht mit 48 000 Fahrgästen an der Spitze, dann folgt Nikolassee mit 39 000, W a n n s c e mit 30 000, Gr u n e w a l d mit 26 500 und Potsdam mit 25 500 abgegebenen Fahrkarten. Die BVG. beförderte 2 295 000 Personen, das sind 160 000 mehr als zu Himmelfahrt. Auf die Straßenbahn entfallen 1389 000,.auf die U-Bahn 419 000 und auf den Autobus 416 000 Personen. Rechnet man hierzu die Zehntausende von Rad- sahrern, Motorradfahrern und Automobilisten, die gestern in gerade- zu beängstigender Fülle die Chausseen bevölkerten, so läßt sich ohne Uebertreibung behaupten, daß fast ganz Berlin unterwegs war. Regen Zuspruchs erfreuten sich auch die Dampferreede- r e i e n in und um Berlin . Alle zur Berfügung stehenden Dampf- und Motorschiffe muhten in Betrieb genommen werden, um den Massenandrang zu bewältigen. Die Ausflugslokale an Spree und Havel machten gut« Geschäfte, in den meisten Gaststätten war zeit- weise kaum ein Stuhl zu haben. Das Wetter hielt sich fast den ganzen Tag über, bis auf eine vorübergehende Eintrübung am frühen Nachmittag, ausgezeichnet. Nur die Ausflugeorte östlich Berlins wurden von einem ausgedehnten lokalen Gewit- ter betroffen. Es ist beinahe selbstverständlich, daß das Ziel der
Erholungssuchenden hauptsächlich die Freibäder waren. Schon um die Mittagsstunden wiesen die Freibäder in Wannsee , Grünau , Müggelsee, Plötzensec usw. außerordentlich starken Besuch auf. Drei tödliche Unfälle. Leider hat der Sonntag auch wieder mehrere Todesopfer ge- fordert. Im Freibad Grünau ging der 17jährige kaufmännische Angestellte Erich Keif aus der Wisbyer Straße 26 vor den Augen zahlreicher Mitbadender plötzlich unter. Einigen Schwimmern ge- lang es, K. schon nach kurzer Zeit zu berge». Wiederbelebungs- versuche der Samariter blieben jedoch ohne Erfolg. Ein Herzschlag hatte dem Leben des jungen Mannes, wie der Arzt feststellte, ein Ende gemacht. An der Schillingsbrücke ereignete sich am Sonntag nach- mittag ein bedauerlicher Unglücksfall. Von der Böschung stürzte der 6jährige Ernst Blum aus der Breslauer Straße beim Spielen in die Spree. Das Kind ging sofort unter. Die von Passanten alar- mierte Feuerwehr konnte den Verunglückten nur noch als Leiche bergen.— In einer Laubenkolonie in Blankenburg stürzte der elf- jährige Ewald Heim aus der Badstraße aus beträchtlicher Höhe von einem Baum. Mit einem Schädelbruch wurde der Schüler ins Pankower Krankenhaus gebracht, wo er in der Nacht gestorben ist. Bei dem prächtigen Sonntagswetter hatten auch die städti- schen Freibäder Massenbesuch aufzuweisen. Mehr als 70 000 Berliner erholten sich gestern in den großen Strandbädern am Wannsee, an den Mllggelbergen und am Plötzensee. Den Rekord j hielt selbstverständlich mit 24 400 Besuchern das Strandbad Wannsee.
Riesenbrände in Japan . 14 Todesopfer.— Mehr als 1000 Häuser eingeäschert. Tokio , 18. Mm. Eine Reihe großer Brände haben wahrend des Wochenendes in Japan 14 Menschenleben gefordert und gewaltigen Sachschaden angerichtet. In der Stadt Kanekomaschi brach auS bisher noch nicht aufge- tlärter Ursach« in einem Lichtspieltheater ein Feuer aus, das mit rasender Geschwindigkeit um sich griff. 14 Kinobesucher fanden dabei den Tod, während bei dem durch die allgemeine Panik entstandenen Gedränge etwa 18V Personen verletzt wurden. Aus der Stadt M a t s n i im Südwesten der Insel Hondo wird gemeldet, daß 700 Häuser eingeäschert wurden. In dem bedeutenden Hafen Akita in Nord-Hondo wurden 600 Häuser vom Feuerzerstört, während in der in Nordjapan gelegenen Stadt Nigata 70 Häuser niederbrannten. Durch durch das Feuer angerichtete Schaden ist sehr bedeutend.
Fallschirmabsprung aus 4400 Meter. Welthöchstleiflong einer Fliegerin. Leipzig , 18. Mai. Die Fallschirmpilotin und Kunstfliegerin Lola Schröter- Lorescu hat beim Großslugtag in Leipzig -Mvckau mit ihrem 119. Fallschirmabsprung aus 4400 Meter Höhe unter behoröiicher Kontrolle ihr« eigen« Welthöchstleistung für Frauen von 2600 Meter, die sie« im Herbst 1929 aufgestellt hat, wesentlich
überboten. Der Absprung gelang planmäßig. Die Pilotin hat in der Höhe Wind von etwa 40-Stunden-Kilometern Geschwindigkeit angetroffen. Sie legte in IS INlnulen eine Strecke rvn etwa 20 Mo Metern schwebend zurück. Verwendung fand der deutsche automatische Heinecke-Fallschirm. Paris , 18. Mal. Während einer Flugvcranstaltung tn Epernay wollte ein 17jährig«s Mädchen aus der dortigen Stadt, nachdem es ausdrücklich die Organisatoren der Veranstaltung von jeder Verant- wortung enthoben hatte, einen Fallschirmabsprung aus 200 Meter Höhe vorführen. Der Fallschirm öffnete sich jedoch nicht und das Mädchen zerschmetterte auf dem Boden.
Oer Gonntags-Kavalier. Er stürzt die Geliebte ins Wasser und flüchtet. Ein aufregender Vorfall ereignete sich in der vergangenen Nacht in der Nähe des Zirkus Busch. Passanten sahen dort auf der Brücke einen Mann und ein Mädchen stehen, die ollem Anschein nach mit- einander stritten. Plötzlich härten die Passanten das Mädchen aufschreien und sähen, wie es hintenüber ins Wasser fiel. Der Mann machte sich ellig davon und konnte auch nicht ein- geholt werden. Die Beobachter warfen dem Mädchen einen Rettungs- ring zu und brachten sie an Land. Sie wurde nach dem nächsten Polizeirevier gebracht, war aber von dem unerwarteten Bad so mit-' genommen, daß sie nur kurz befragt werden konnte. Es ist eine 20 Jahre alte Hausangestellte Hedwig P., die bei einer Familie in der Weißenburger Straße beschäftigt ist. Das Mädchen gab an, sie haben den jungen Mann kennen gelernt und sei am Sonntag mit ihm ausgegangen. Auf der.Brücke am Zirkus sei der„Kavalier" zu- dringlich geworden, und unversehens sei sie über das Geländer ins Wasser gefallen. Der Name und die Adresse des seltsamen Kavaliers, der seine Begleiterin einjach im Stiche ließ, sind noch nicht bekannt.
Sechs Meter»Linier Tage" Oas größte Gchaubergwerk der Welt
wegen Spionage für polen ist der Musiker 2. in Lauenburg (Pommern ) oerhaftet worden. Er ist aeständig, Berichte über mili- tärische Angelegenheiten an eine polnische Rachrichtendicnststelle ge- geben zu haben. Er will aus wirtschaftlicher Not gehandelt haben.
Die Internationale Hygieneausstellung 1931, die soeben in Dresden eröffnet wurde, hat mit ihrem Schaubergwerk die„Gefolei". deren Bergwerk damals 60 000 Besucher anlockte, weit übertroffen. Das neue Schaubergwerk-in Dresden ist zur Zeit mit seinen riesigen Ausmaßen das größte der Welt. Bergwissenschaftler, die es in diesen Tagen„befuhren", äußerten allen Ernstes, an eine Tiefe dieses Bergwerkes von 600 bis 700 Metern zu glauben. Auf diese Tiefe ist es auch genormt. Aber der ganze Bau liegt gerade 6 Meter tief unter der Erde. Im Füllort 1 stauen sich zahllose Kohlenzüge im Sammelbahnhof, der bis zu 6000 Tonnen täglich zu erfassen oermag. Im Schacht 11 zieht der Förderkorb an der Ladebühne bis zu 12 Wagen geförderter Kohl« auf einmal ab und rast sie mit einer Geschwindigkeit von 25 Metern in der Sekunde zu Tag. Die Sprengkammer mutet gefährlich an: Sprengkapseln lagern da in Wandnischen, Wettersprengstoffe und Dynamit in Kisten, das allerdings nur zum Steinsprengen benutzt werden darf. Der Flöz 1 zeigt auf der östlichen Grundstrecke horizontale und winklige Lage- rung von Kohle und Gestein, und Flöze bis zu zwei Metern Stärke. Wenn am Füllort Beton und Eisen den Füllort stützt«, genügt hier leicht« Türstockzimmerung: denn der Flöz hat sein Dasein nach dem Abbau beendet. Di« Vortriebsmaschine zerstört mit surrendem Kreischen in der Abteilung„Aushauen" die alte Romantik vom Grubenheinzelmännchen mit der Hacke. Di« Maschine, die Preßluft antreibt, unterschrämt die einzelnen Felder zehnfach so schnell und fast ohne alle Gefahr. Wo die Kohle schon abgebaut ist, wie im westlichen Teil des Flözes 1, stützen eiserne Grubenstengel den Raum. Der Druck des Berges ist hier gefährlich. Darum wird die Leere mit alten Steinen, der Hauer sagt„Berg ", versetzt. Nur«in schmaler Weg führt durch dieses glitzernde grau-schwarze Labyrinth. Der Hauptquerschlag ist das Herz der Grube. Er zieht sich recht- winklig zu ihrer Gesteinslagerung durch den ganzen Bau. Eiserne Stengel halten ihn. Auch Beton hilft aus, wenn der Berg einmal ins Rutschen kommt, und die eingebauten Holzpseiler drücken elastisch wieder nach außen. Di« beim Aushauen kohlendurchstaubt« Luft ist hier sauber und rein, weil die Ventilatoren dauernd den Wetter- ström(stark sauerstoffhaltige Luft) zuführen. Nahe der Strecken- kreuzung zum Flöz II schwellt noch gerade ein Grubenbrand, den die Bergleute, die in Asbestanzügen mit ihren Sauerstoffapparaten und den Gasmasken in flackerndem Lichte wie riesige Saurier wirken, soeben abgedämmt haben. Die Gesteinsstaubsperre, eine Er- findung der letzten Jahre, ist heute im deutschen Bergbau Allgemein- j Pflicht. Der Luftdruck einer Explosion vor dem Ort zerstreut feuer-
sicheren Gesteinsstaub, der in großen Kästen an der Decke hängt. Die Staubschicht überlagert das Feuer und löscht es, oder sie dämmt es ab. Die Benzinlampe des Bergmannes, bei vorsichtiger Anwen- dung durchaus nicht gefährlich, hat sich hier auch schon überlebt. Die elektrische Grubenlampe strahlt auf das schwarze Gestein. Oest- lich der Teilsohle des Flözes II neben dem Schießort zieht bereits das Förderband seine ewig rollende Bahn. Was die Hand vor zehn Jahren mit Mühe schaffte, das reißt die Säulenbohrmaschin« heute gemeinsam mit dem Schaufellader in Minuten spielend in den Berg hinein. Nicht nur strengste Rationalisierung, sondern auch höchster Lebensschutz, das ist der Grundsatz, den dieses Schaubergwerk für den Fachmann und für die Oeffentlichkeit zum Ausdruck bringen will. Eine Mahnung, für die die Wirtschaft und die soziale Für» sorge, aber gewiß auch die Oeffentlichkeit Verständnis hoben wird.
Heist den Volksbibliotheken! Der Verband Deutscher Doltsbibliothekare hat aus Anlaß seiner 6. Jahresversammlung in Brounschweig die Not- läge der öffentlichen volkstümlichen Bücherei in breitester Oeffent- lichkeit dargelegt. Alle anwesenden Vertreter der Behörden. Ver- eine und Verbände anerkennen den Ernst der Lage und versprochen Förderung und Unterstützung. Als Ergebnis einer soeben unter größeren Büchereien oeran- stalteten Erhebung wurde bekanntgegeben: die Benutzung der Büchereien ist gegenüber dem Jahre 1928 um bis zu 100 Proz. gestiegen. Der Anteil der Arbeiterkreife beträgt oft mehr als 50 Proz. der Gesomtleserschaft. Besonders wichtig ist: dem Erwerbslosen vermittelt die Bücherei heute vielfach wesentliche praktische, geistige und seelische Hilfe. Darüber hinaus ist die Bücherei heute für olle Bildungsbe- strebungen Sammelbecken und Rückhalt geworden. Zur Durchführung allein der allerdringlichsten Aufgaben, die der öffentlichen volkstümlichen Bücherei heute gestellt find, reichen die Mittel, die nach manchen Kürzungen zur Verfügung stehen, nicht mehr aus. Und doch find die Kosten, die zur Fortführung der Ar- beit benötigt werden, im Vergleich mit den Aufwendungen für an» der« kulturelle und sozialpädagoglfch« Einrichtungen äußerst gering. Eine umfassende und durchgreifende kulturelle Nothilfe ist dringend erforderlich, die auch den öffentlichen Büchereien die erforderlichen Mittel verschafft.