Zu einer Rundfunk-Hör stunde hotte der Arbeiter- Radiobund eingeladen. Zur Diskussion stand die von Breslau aus verbreitete Reichssendung„Das ist Schlesien ", die auch vom Berliner Sender übernommen wurde. Die Leitung der Hör- gemeinschaft hatte Staatssekretär Dr. Heinrich Schulz. Bor Beginn der Sendung wies er daraus hin, daß«s das erstemal sei, daß eine Reichssendung von der Hörgemeinsckiaft empfangen werde. Es gelte, Erfahrungen zu sammeln, zur Verbesserung der funtischen Arbeit nach Kräften beizutragen. Gerhard Menzel , Verfasser des Textes der Hörfolge, betont«, daß er nicht ein dramatisches Spiel niit einer konstruierten Handlung, sondern eine historische Bilderreihe geben wolle, in der ohne Steigerung ein Bild neben dem anderen sieht. Als seine Aufgabe habe er betrachtet, die Provinz Schlesien allen Hörern gegenwärtig zu machen. Nach Aichören der Sendung entwickelte sich ein lebhafter Meinungsaustausch über Werk und Aufführung. Der folgende Ueberblick bringt einige charakteristische Stimmen. Die Namen der Diskussionsredner sind nur in den Fällen wichtig, wo Amt oder Beruf sie in unmittelbare Beziehung zu Rundfunkfrogen stellt. Bruno Schönlanck: Historie sei in der Hörfolge anein- andergereiht wie in einem armseligen Geschichtsbuch. Dos Gestern sei unlebendig, das Heute fehle fast ganz. Dr. Heinrich Schulz bittet schon aus Rücksicht für den als Gast anwesenden Autor um sachliche, ober nicht persönlich oggressioe Kritik.(Zu Schönlanck): Sie dürfen von einer Reportage nicht eine tiefgründige Untersuchung verlangen. Diskussionsredner A.: Die Sendung wirkte als Aktion einer Reichszentrale für Verkehrswerbung. Die Menschen im Reich wurden aufgefordert: kommt nach Schlesien . Mit wirtschaftlichen Angaben belästigt man zahlend« Gäste nicht. Die Wirklichkeit blieb unsichtbar. Zuviel unverständlicher Dialekt. B.: Realistische Geräusche störten. Wiedergabe von Maschinen- lärm ist auf die Dauer nicht zu ertragen, raubt die Illusion, erwsijt den Eindruck von Sende- oder Empfangsstörungen. Zuviel billiger Optimismus in dem historischen Aufbau. Kriege der verschiedensten Epochen werden zitiert mit dem Unterton: es wird trotzdem alles wieder gut. Schlesien kann heute nur mit nationaler Grundstimmung gesehen werden. Aber sie darf nicht in Volkstumsromantik ausarten und statt typischer Dinge hübsche und interessante unterschieben wie in diesem Spiel. Arbesterführer hätten neben den Amtspersonen zu Wort kommen müssen. C.: Unterstreicht die Aeußerungen von B. Arbeit im Granit- bruch wurde ausführlich hörbar gemacht, ebenso Glasbläserei. Im Granitbruch aber liegt heute die Arbeit zu 100 Proz. still: Glas- industrie ist ebenfalls im Eingehen begriffen. Was uns geboten wurde, war der Gipfel der Unsachlichkeit. Der schwerblütige, stille Schlesier wurde als ausgelassener, stets zu Heiterkeit gestimmter
Mensch geschildert. Der Weberaufstand wurde nicht als historische Begebenheit erfaßt. Katholisch « und evangelische Kirche wurden zu breit berücksichtigt. Den Schlesier Lassall« zitierte man zwar mit einem Satz, aber man erinnerte mit keiner Silbe daran, wer er eigentlich war. Dr. Heinrich Schulz Höst das Experiment für völlig ver- fehlt. Aus Ehrgeiz versuchen die einzelnen Sender sich zu über- trumpfen. Der Hörer will gar nicht soviel neues, er will Oualität. Die Fülle des vorliegenden Stoffes ließ sich in diesem Fall gar nicht in eine Reportage pressen. Die Red« von Kerr paßte schlecht in die Sendung, die statt dessen besser einige Worte des in Breslau ge- borenen Reichstagspräsidenten Lobe gebracht hätte. Mängel der funktechnischen Regie: In Lücken, die von der Reportage gelassen wurden, schob man ziemlich wahllos repräsentative Schallplatten. Vorsitzender des Arbeiter-Rodiobundes Segall: Es handelt sich bei der Aufführung um eine Reichssendung. Das bedingt besondere Rücksichten. Das Werk wäre bei nur lokaler Sendung wahrscheinlich kraftvoller herausgekommen. Regierungsrat Professor Dr. W o l d t: Das Hörspiel war zu wenig gestrafft, zu lang. Die historische Einleitung unbefriedigend, bestimmte wirtschaftliche Epochen(Weber) recht eindrucksvoll. Der Stosf zu vielseitig: erfolgreicher hätte man einen Bezirk des Landes zusammenfassen können. Die Kerr-Rede störte. Zuviel Lärm.„Ich kann nicht so hart urteilen wie die meisten Redner, weil ich weiß, wie schwer solche Reportagen zusammenzustellen sind." D.: Regie unzureichend. Im historischen Teil hätten statt Militär- marschklänge weniger schabloncnhaste Laute gewählt werden müssen, um die Stimmung von Krieg und Kriegsschrecken heraufzubeschwören. Auch der Weberausstand wirkte matt. Bruno Schönlanck findet den Bericht des schlesischen Hand- webers eindrucksvoll. Der Einzelmensch im Brennspiegcl der Zeit vermittelt stärkeres Erlebnis als die hörbar gemachte Masse. Die schlesischen Menschen hatten in dem Spiel aus dem Leben des Johann Eristian Günther, das Schlesien vor einiger Zeit brachte, viel klarere Gestalt als in dieser Reportage. Gen. Fla tau vom Arbeiter-Radiobund glaubt, daß vielen Arbesterhörern das Spiel gefallen habe. Die literarischen Akzent« haben gestört: der Arbeiterhörer muß ohne Vorkenntnisse imstande sein, solcher Sendung zu folgen. Der Autor Gerhard Menzel nimmt zum Schluß zu Ein- wänden Stellung, die gegen sein Manuskript gemacht werden. Durch Vorlesen einzelner Stellen daraus beweift er, daß mindestens manche Szenen viel plastischer waren, und daß ihm z. B. in der geschichtlichen Einführung die Gestaltung von Kriegsvisionen vorschwebte an Stelle einer nichtssagenden Aufzählung, die geboten wurde. Die eingefügten Schallplatten waren ihm zum größten Teil gar nicht bekannt. Des.
Alfred Wegeners Forschertod. Der 1881 geborene Berliner Geophysiker Alfred Wegener ist, ol» Opfer allzu kühner Forschung, den weißen Tod im hohen Norden gestorben. Wegener ist einer der sympathischsten Führer der Natur- Wissenschaftler der Gegenwart gewesen. Da man die Skier Wegeners etwa 150 Kilometer westlich der Station Eismitte gefunden hat. kann man den Todestag auf etwa den S. November 1930 annehmen. Wegener war durch seine 1911 aufgestellte Kontinental. verschiebungstheori« bekannt und berühmt geworden. Nach dieser Anschauung Hot sich der Kontinent Amerika durch Loslösung von einem gemeinsamen Urkontincnt Europa-Asicn-Afrika gebildet, und die heute noch sichtlich gleichartigen Konturen der einander zu» gekehrten Leiten dieser Ländermassen sind der offenbare Beweis für diese geniale und doch so einfache Annahme. Obgleich dies« Theorie nicht bewiesen ist, auch kaum bewiesen werden kann, ist sie doch plausibel. Wenn nämlich in Urzeiten an der eurasischen Westküste ein neues Küstenland au» der Tiefe gestiegen war, so hätte dies gemäß der geringeren Drehgeschwindigkeit der tieferen Schichten eine Tendenz zum Zurückbleiben gegenüber der Erddrehung, also eine Drift nach Westen. Es ist dies einJ Erscheinung von der Art wie die bekannte Polslucht der Eisberge, die auch zu einer Polflucht der Kontinente werden kann, daß nämlich an sich geringe Kräfte durch Iahrmillionen hindurch ein« groß« Wirkung ergeben. Die Kontinente' sind dabei nach Wegener ungefähr wie Schlacken oder Schollen an- zusehen, die auf einem quasi flüssigen Untergrund schwimmen. Der Prozeß der späteren Erhebung Amerikas aus der Tiefe der Erde kann als eine Folgeerscheinung chemischer Vorgänge vermutet werden. Wegeners Sonderinteresse galt seit 1912 der Erforschung Grönland », wohin er wiederHolle Reisen unternahm. Er galt als sehr erfahren und zuverlässig, hat aber doch offenbar zuletzt einen schweren Fehler begangen, indem er aus der Station Eismitte in der Polarnacht des November aufbrach, um mit Hundeschlitten in Begleitung des Grönländers Rasmusscn ein« Reise von 400 Kilometer nach Westen zu machen. Man vermutet, daß er Nahrungs- mangel befürchtete für den Fall, daß sie alle auf Station Eismitte überwintern sollten, wo �schon Georgi, Loewe und Sorge waren. (Loewe war mit Wegener gekommen.) Durch«ine zufällige Häufung kleiner Mißgeschicke war nämlich alles in der Organisation dieser Expedstion verspätet worden, und die Station Eismitte, K00 Kilometer von der östlichen Küste entfernt, war nicht ausreichend ver- prooiantiert worden. Trotzdem hätte es bei sparsamer Bewirt- schaftung gelangt, zumal ja noch etwa 20 Hunde vorhanden waren, die notfalls geopfert werden kannten. Es war vor allem wohl Rück- ficht auf die andern, die nicht unter dem Mißgeschick leiden sollten, daß Wegener sich zu der gefährlichen, noch nie gemachten Reise mitten im Polarwinter durchs grönländische Hochlandeis entschloß. In Nacht und Sturm auf 3000 Kilometer Mecreshöhe eine Strecke von 400 Kilometer zurückzulegen, war auch dem erprobten Wegener nicht möglich, so erreichte ihn der Tod mitten aus seinem Arbeitsfeld im 51, Lebensjahr._ Münchener Festwoche: Neue Mufik. Sie begann mit der Uraufjührung von Franc«»co Mali» p i e r o s Musikdrama„Komödie des Todes"(Torneo notturno) im Nationaltheater bei Anwesenheit des Komponisten. Malipiero neigt bewußt zu einer neumusikalischen Ausdruckssorm und nähert sich diesmal einem Oratorium. Dieses in sieben Stationen gegliedert« Gemälde zweier symbolischer Gestalten(der Hoff- nungslose und Sorglose) erscheint als Operntext ungeeignet. Die Handlung vollzieht sich programmatisch: der am Leben Ver- zweifelnd« erhofft durch Tötung des Sorglosen neuen Lebensmut. erfährt aber nicht den Frieden der Seele. Trotz großen Können, gelangt der Italiener, der sich an Puccini und Debussy änlchnt,
nicht zu jener Kongruenz von Ton und Wort, die das Ganze als einheitlich empfinden läßt. Bei der folgenden, mit größter Erwartung aufgenommenen Veranstaltung kam Alois Habas Viertelionoper„Die Mutter" zur Uraufführung. Seit Monaten hörte man von der mühseligen Probearbeit, für die ganz neue Instrument« benötigt wurden(Piano, Harmonium. Klarinette, Trompete und Harfe auf Dierteltön« eingerichtet), und von der Unermüdllchkeit des Dirigenten Scherchen . Regie. Bühnenbild und Einstudierung besorgten Prager Künstler.(Haba lebt in Prag .) Der Text, vom Komponisten gleichfall» verfaßt, bringt wenig Handlung. In den zehn Szenen steht die Mutter im Mittelpunkt, die Kinder zur Welt bringen will, um sich als Mutter auszuleben, die aufgeht in Fürsorge und seeli- scher Anteilnahme und so zur Ueberwindung aller Schwierigkeiten im Leben die Kraft hat. Haba hat in seiner Oper, die den reinen unthematischen Stil repräsentiert, bei der kein melodischer Einfall wiederholt oder variiert wird, bewiesen, daß das Dierteltonsystem nicht nur in der Kammer- musik, sondern auch in der Oper anwendbar ist. Dem Hörer wird diese Kunstart in ihren KompUzierthetten gar nicht recht spürbar. höchstens in einzelnen Solopartien. Es ist alle» auf Rhychmu» ge- stellt, und in dieser Beziehung begegnet man Längen von aufdring- licher Monotonie. Das Experiment schien das mit Musikern stark durchsetzte Publikum sehr zu interessieren, besonders die ungewöhn- lichen Klänge der Anfangsszenen. Der Komponist, und die Seele der Aufführung, Dirigent Scherchen , sowie die sich hingebend wid- wenden Sänger und die Darstellerin der Mutter, TinyDebuser, nahmen viel Beifall entgegen. Alfred Mayer. Die vier großen Operulheater Zkalieus schließen sich zusammen. Die vier größten Operntheater Italiens , die Mailänder Scala, da» Theater San Carlo in Neapel , die königlich« Oper in R o m und das Opcrntheater in Genua , beschlossen den Zusammenschluß zu einem künstlerischen und finanziellen Konzern. Der Konzern ver- pflichtet die Künstler für olle vier Bühnen zusammen. Di« Sänger treten abwechselnd in Mailand , Genua , Rom , Neapel auf. Keine verschaudelung der Akropolis . Der Bund Deutscher Archi- ickien hatte vor einiger Zeit in einer Kundgebung gegen die Absicht Stellung genommen, am Fuße der Akropolis ein Justizministerium zu erbauen. Ausländische Architektenverbänd» haben sich in der- selben Richtung bemüht. Erfreulicherweise haben die Vorstellungen der Architekten bei den maßgebenden Stellen Erfolg gehabt. Wie aus Athen gemeldet wird, ist der Plan aufgegeben worden. Di« erste Wohlfahrtsplatte der Deutsche« Dühnengenossenschast. Die Elektrola-Platte E. W. 100, gespielt von Marek Weber und ge- sungen von Marcell Wittrisch , ist soeben zum Preise von 4.S0 M. in allen autorisierten Verkaufsstellen zu haben. Da die Her- stellungsfirma wie die mitwirkenden Künstler auf alle Gewinne aus dieser Platte verzichtet haben, werden von jeder Platte 20 Pro- zent an die Wohifahrtskasse der Bühnengenossenschast abgeführt. Der 6. Juni Staaksfeierlag in der Somselunioa. Wie das Prä- sidium des Vollzugsausschusses der Sowjetunion mitteilt, ist der 6. Juni, der Jahrestag der Einführung der Räteverfassung, zum Staatsfeiertag bestimmt worden. An diesem Tage darf nicht ge- arbeitet werden. Aasftellvog von Schüler ar bellen graphischer Seruseschnlea. Seit der Umwandlung der Mberln FortbildimaSschulen in Veruitschulen wird dem Fachuliierricht in diesen Schulen erhöhte Ausmerksamkeit entgegengebracht. Einen Einblick in die Leistungen der graphischen Aachklalsrn birtrt die Ausstellung, die zur Zeil im Bu chgewerbesa al zu Berlin SV. 61. Drei- bundstrase 6, gezeigt wird. Di« dort ausgestellten Werkstück« find Lehr- ImgSarbeiien, nach denen der Stand der Berufsschule« wie auch der Lehrlingsausbildung im Buchdruckgewerde beurieilt werden kann. Der Buch- gewerhesaai Ist bei freiem Eintritt täglich von S bis 18 Uhr, Sonnabends von s bi» 14 Ubr, und am Sonnlag. dem 7. Juni 1931, von 11 MI 13 Uhr geöffnet, sonst Sonntag« geschlossen. Do» Vollner-Thealer wurde gestern plötzlich geschlossen, weil PiScator die Miele nicht ausbringen konnte. ES bleibt vorläufig geschloffen und dürste in ein Tonfilm-Theater umgebaut werdev.
Heinrich Nest und Ordnerschafi. Eine Erwiderung. Zu dem in der„Vorwärts">Ausgabe vom 20. Mai veröffent- lichten Artikel„Die Berliner Volksbühne" von Robert Breuer, sehe ich mich, was den Abschnitt über meinen„Konflikt" mit der Orvnerschast anbetrifft, zu schärfstem Protest veranlaßt. Breuers Formulierung:„Der Streit, der sich hier aufgetan hat, ein« menschlich tiefbetrübliche Angelegenheit, ist wirtlich nichts, was irgendwie mit Kunst zu tun hat", muß, auch wenn Breuer es selbst nicht gewollt hat, zu der Meinung führen, es handell sich hier um persönliche, gor um ehrenrührige Dinge. Es handelt sich in diesem Streit selbstverständlich nur um Kunst, um nichts ander«-». Denn in einem Theater, auch in einem Verein, der seinen Ausdruck und seinen Zweck im Veranstalten von Theatervorstellungen findet, geht es nur um künstlerische Dinge. Geschäftliche Fragen sind von den künstlerischen nicht zu trennen. Diese Auffassung scheint ja auch die Verwaltung, in der die Ordner die Majorität haben, zu teilen, da sie den Rückgang der Mitglieder, zahl auf den verfehlten Spiel- plan der beiden letzten Jahre zurückführt, und mich— nicht Herrn Martin— für diesen Spielplan verantwortlich macht. Ihm gegen- über hätte ich auch mehr Energie im Verhindern von Ausgaben zeigen müssen.� Worin aber diese überflüssigen Ausgaben, wo» r i n die falsche Geschäftsführung besteht, konnte nicht festgestellt werden. Im Gegenteil, es mußte konstatiert werden, daß im letzten Spieljahr trotz des„verfehlten" Spielplans von Mariin eine in diesen heutigen schwierigen Theaterverhältnissen gewiß nicht ein« fache Ausbaiancicrung des Etats zu verzeichnen ist. Eine Aus- balancierung. die nur durch peinlichstes und knifflichstes Hand-in- Hand-arbeitcn der geschäftlichen mit der künstlerischen Gestaltung des Theaters zu erreichen war. Aus dieser Tatsache wird nun rückwirkend wiederum geschlossen, daß in früheren Iahren die Ge- schäftsfllhrung«ine allzu verschwenderisch« gewesen sein muß, da der Etat damals höher war als heute. Worin aber diese„Verschwen- dung" gelegen Hai, konnte im einzelnen wiederum nirgends fest» gestellt werden. Daß ich seit fast 35 Jahren mich— mit Erfolg— bemüht habe, oft durch nicht weniger schwierige Situattonen als die heutigen die Volksbühne hindurchzusteuern, sollte meiner unmaß- geblichen Meinung nach eher zu einer Anerkennung, als zu einer Vertraucnsentziehung führen. Das Fazit meiner jahrzehntelangen, organisatorischen, ge- schästsführenden, aufbauenden Bemühungen um die Volksbühne muß also für mich leider in der Feststellung liegen, daß an sich ehrenwerte, aber theaierfremde Elemente der Volksbühne der Schwierigkeiten wirtschaftlicher Krisenzeiten, wie der heutigen, nicht Rechnung zu tragen vermögen. Einen oder wenige für eine an- normale Zeit verantwortlich machen und nicht begreifen können, daß mit den Zeiten sich auch die Formen aller Institutionen ändern müssen. Im übrigen stelle ich noch einmal fest, daß dem Konflikt zwischen der Verwaltung und der Führung des Theaters keine persönlichen, sondern nur sachliche Motive zugrunde liegen. Heinricl,"Nelt. «« « Hierzu schreibt uns Robert Breuer: Heinrich Nest hat recht: Ich habe nichts sagen, auch nichts andeuten wollen, was irgend an seine Ehre rühr« oder auch nur rühren könnte. Ich habe den Streit zwischen Nest und den Ord» nern„eine menschlich tief betrübliche Angelegenheit" genannt. Dabei muß ich bleiben, denn es ist menschlich tief betrüblich, wenn Gesinnungsfreunde, die jahrzehntelang miteinander arbeiteten und kämpften, sich auseinanderleben, sich einfach nicht mehr sehen können. Darum aber handelt«s sich bei dem Streit zwischen Nest und den Ordnern, oder besser gesogt, bei dem Streit der Ordner gegen Nest. Es vollzieht sich das Schicksal einer brüchig gewordenen und auseinanderfallenden Ehe. Meines Erachten? gehl es hierbei weder um die Kunst, noch um die Verwaltung, noch um die Wah» rung des Budgets. _
Das Wasser gibt die Toten wieder. Leichenfnnd am Mühlendamm. An der Mühlendammschleuse wurde heute früh die Leiche eines etwa 25 bis 30 Jahre alten Mannes aus der Spree gezogen. Der Tote, bei dem es sich zweifellos um einen Selbstmörder handelt, hat etwa 14 Tage im Wasser gelegen. Der bisher Unbekannte war bekleidet mit grauer Jacke, buntem Oberchemd, roter Krawatte und dunklen Hofen mit Sportgürtel. Er trug neu«, rötlich-gelbe Schuhe und graue Strümpfe. Die Leiche des SOjähvigen Friseurs Gerhard N e i s e aus der Kaifer-Wrthelm-Str. 24 in Lankwitz , der am Himmelfahrtsiage bei einem Segelbootunglück ertrank, wurde gestern von Wasser- sportlern aus dem S e d d i n s e e gelandet. Die Leiche des bei dem Unfall ebenfalls ertrunkenen 22jährigen Zeichners Rudolf P f i tz n e r au» der Rubensstr. 24 in Lankwitz konnte dagegen noch nicht ge- funden werden. * In W a n n s e e war gestern abend das Gerücht voneinem Bootsunglück verbreitet. Possanten hatten auf der Havel , un- wett der Pfaueninsel starken Feuerschein wahrgenommen, der nach einigen Mimiten wieder erlosch. Da vermutet wurde, daß einem Motorboot«-in Unglück zugestoßen sei, wurde der Reich«. wasserschutz und ein Feuerlöschboot alarmiert. Die Boot« suchten den betreffenden Flußabschnitt längere Zeit ob, konnten aber Spuren eines Unfalles nicht entdecken.
Benzinexplosion in Katiowih. 40 Personen erlitten Brandverletzungen. Kalkowih, 21. Mai. Am Donnerstag gegen 3 Uhr morgen geriet wahrscheinlich durch Selbstentzündung das O e l- und B e n z i n l a g e r der Firma Schwielcwski in Kattowitz in Brand. Obwohl sämtliche Feuerwehren der Umgebung bald am Brandort eintrafen, war das Oelloger nicht mehr zu retten. Mit Hilfe des Schaumlöfchoerfahren» gelang es den Feuerwehren, das groß« Lsnzintanklager vor den Flammen zu retten. Bei der Explosion einiger Benzolfässer wurden zwei Feuerwehrleute durch den Luftdruck vom Dach gefchleu- dert und schwerverletzt. Außerdem erlitten weiter« 4 0 P e r- fönen, zum Teil Rettungsmannschaften, durch herumspritzendes brennendes Benzin Verletzungen. Der Schaden geht in die Hundert- tausend« und ist nur zum Teil durch Versicherung gedeckt.