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Nr. 23448. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Freitag, 22. Mai 1931

Pfingstfahrt in die Uckermark .

Gesamtansicht von Lychen

Templin.

Klosterruine

Himmelpfort

westlich, meist durch Aecker, an einigen Ausbauten vorüber, nach Warthe, zwischen dem Großen Warthesee im Osten und dem Die schönen Buchenwälder der Uldermart laden besonders in der Kleinen Warthesee im Westen gelegen. Wir befinden uns hier im Pfingstzeit zu einem Besuch ein. Mit dem Fernzug der Nordb.ihn Gebiet der mecklenburgisch- uckermärkischen Endmoräne. Das Ge­fahren wir vom Stettiner Fernbahnhof über Löwenlände ist äußerst hüglig und von Steinen bedeckt. Diese sind Grüße berg( umsteigen) nach Templin . Sonntagskarte 3. Klasse aus dem standinavischen Norden, die das Eis der Eiszeit von 5, Mart.

Templin ist eine der drei udermärkischen Kreisstädte. Der Ort wurde an der Stelle einer alten wendischen Niederlassung errichtet und erhielt in der Mitte des 13. Jahrhunderts Stadtrechte. Die alte, fast vollständig erhalten gebliebene Ringmauer ist eine der besten in der Mart. Sie wird von zahlreichen halbrunden und zwei vollrunden Türmen, dem Eulenturm und dem Pulverturm, alle 50 Meter unterbrochen. Dazu kommen drei Tore, von denen

dorther mitgebracht und beim Abschmelzen hier niedergelegt hat. Die Senten in den Geländefalten sind meist von Seen erfüllt.

Wir verlassen Warthe auf der gen Nordwest hinausführenden Straße und tommen am Rathenow see( rechts) und später am Stoitsee( links) vorüber nach Mahlendorf, am Ostende des Großen Küstrinsees gelegen. Auch dieser See ist ein Rinnensee, der sich etwa 5 Kilometer in ostwestlicher Richtung erstreckt. Er ist von schönem Wald umgeben. Die Straße führt in der Nähe des Süd­ufers gen West nach Rüstrinchen. In der Nähe liegt die Schäferei Fegefeuer. Wir wenden uns nun westlich zur Chaussee und. fommen auf dieser, am Oberpfuhl( links) vorüber, nach Lychen .

Die Stadt blidt ebenso wie Templin auf ein ehrwürdiges Alter zurüd. Bereits 1248 wird fie als Stadt genannt. Lebhafter Ver­tehr, zum Teil auch hervorgerufen durch die zahlreichen Kuranstalten in der Nähe der Stadt, macht sich hier bemerkbar. Aber die Seen find so groß, die Wälder so weit, daß auch noch genügend Raum für den beschaulichen Wanderer bleibt.

Himmelpfort und Bredereiche .

Ueber Hohenly chen wandern wir in der Nähe des Großen Lychensees vorüber zum Forsthaus Woblig. Hier beginnt eine geradezu spreewaldähnlich anmutende Landschaft. Durch schönen Wald, vorwiegend Laubwald, in dem noch Reiher horsten, zieht die Woblitz still dahin. Paddelboote tauchen auf, mitunter auch eine Zille. Auf schönem Pfad am Ufer der Woblitz wandern wir weiter. An ihrer Mündung in den Haussee verlassen wir sie und wenden uns links ab nach Himmelpfort .

Vom Ufer des Haussees grüßt uns die Ruine des Klosters, das 1299 als Zisterziensermönchskloster gestiftet wurde und eine Pforte zum Himmel sein sollte( Coeli porta). Als alten Volkswiz erzählt man, daß Lychen eine gute Lage habe, weil es zwischen Himmelpfort und Fegefeuer liege. Von Himmelpfort wandern wir um das Ostufer des Stolpsees gen Süd durch hügliges Gelände( Endmoränengebiet) nach Bredereiche , einem großen Dorf, an der Havel . Das Dorf Bredereiche gehörte dem Kloster Himmel­ pfort , in dessen Besitz es schon 1307 gelangte. Der Sage nach stand auf dem nordwestlichen Ende des Dorfes ein Eichenwald, der die ,, Brüdereichen"( platt: Brödereicken) hieß; daraus ist wahrscheinlich der Name Bredereiche entstanden.

Wir überscheiten die Havel und folgen der nord­westlich abgehenden Straße. Sie führt teilweise durch Wald. Das Gelände ist sehr hüglig, wir sind auch hier im Endmoränengebiet. Die Hügel und Senten schaffen ein bewegtes Landschaftsbild, das äußerst belebend wirkt. Hier führt auch die mecklenburgische Grenze hindurch, die wir überschreiten. Schließlich tommen wir nach Fürstenberg , einem medlenburgischen Städtchen in sehr schöner wald- und seenreicher Umgebung. Auch hier brandet der von der Reichshauptstadt ausgehende Wochenendverkehr äußerst heftig.

Mit einem Rundgang durch diese ehemalige ,, Dorchläuchtings=' residenz" beschließen wir unsere Pfingstfahrt. Länge der Fuß­wanderung etwa 58 Kilometer. Wer weniger Zeit zur Verfügung hat, kann die Heimfahrt bereits in Lychen oder Himmelpfort an­treten. Wanderfarten: Reichstarte 1: 100 000, Blatt 215, Rheins­ berg , und 216, Templin.sect

Rede des Stadtkämmerers.

das Prenzlauer Tor das eigenartigſte iſt. Templin liegt an der Um die Biersteuererhöhung Stadtparlament nach Radau aufgeflogen.

Südwestecke des Templiner Sees, der durch einen Kanal und durch andere Seen mit der Havel in Verbindung steht. Dadurch ist die Stadt an das märkische Wasserstraßennetz angeschlossen.

Durch das Berliner Tor betreten wir die Stadt. An das Tor schließt sich die Stadtmauer an. Ein Rundgang innerhalb des Mauerrings wäre zu empfehlen. Man erhält einen Einblick in die äußerst beschränkten Wohnverhältnisse einer alten Kleinstadt. Die Berliner Straße führt an der St. Georgs- Kirche, dem ältesten Bauwerk der Stadt, vorüber zum Markt mit dem Rathaus. Vom Markt geht links die Mühlenstraße, die Hauptgeschäftsstraße der Stadt, an der nach dem großen Brande von 1749 neuerbauten Marie- Magdalenen- Kirche vorüber, zum Mühlentor. Nördlich vom Markt führt die Prenzlauer Straße zum Prenzlauer Tor, dem be= deutendsten Bauwert seiner Art. Außentor und Innentor sowie der mit einem Dach versehene Vorhof sind noch erhalten. Beim Prenzlauer Tor verlassen wir die Stadt. Wir bleiben turze Zeit auf der Prenzlauer Chauffee und wenden uns dann links zum Templiner See. Eine schöne Promenade zieht sich um den See hin; rechts auf der Anhöhe das vor mehreren Jahren hierher verlegte Joachimsthalsche Gymnasium . Bei dem Wirtshaus Fährtrug haben wir das Ende des Templiner Sees erreicht, der sich östlich im Fährsee und nördlich im Gleuen fee fortjent. Diese Seen sind von schmaler, langgestreckter Geftait. Sie gehören zur Gattung der Rinnenseen, die von den Schmelz­waffern des eiszeitlichen Eises ausgewaschen und zum Abfluß nach den großen Urstromtälern benutzt wurden. Auf der Prenzlauer Chauffee wandern wir über die Bahn und wenden uns bald links ab in einer Viertelstunde zum Gleuensee. Durch eine ehemalige Biegelei führt der Weg steit hinab zum Ufer. Ein schmaler Fuß­pfad bringt uns um den von alten Buchen bekränzten See 3ur Chauffee zurüd. Wir wandern auf dieser nach links weiter, bis fich zur Rechten ein breites Wiesental auftut, in das wir auf dem erften Wege einbiegen. An der engsten Stelle des Tales liegt die Kloftermalder Mühle.

Lychen .

Bon der Klosterwalder Mühle wandern wir nördlich, Gints von dem schön gelegenen leinen Dolgensee vorüber, mach lofter walde. Von hier führt die Landstraße nord­

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Mit einstündiger Verspätung begann die Versammlung ihre Be ratungen; in schneller Folge wurden eine Reihe Vorlagen ohne Debatte verabschiedet. Ueber die Neubesehung der Stelle eines besoldeten Magistratsmitgliedes handelt sich um die durch das Ausscheiden des Genossen Reuter frei­gewordene Stelle und die Wahl eines unbesoldeten Maggistratsmitgliedes an Stelle des nicht bestätigten Kommunisten Lange wird ein Wahlausschuß beraten. Zugestimmt wurde der Ausführung von Bauvorhaben in den Bezirken Reiniden­dorf und Weißensee und am Kinderkrankenhaus Reinickendorfer Straße. Bei der Beratung der Vorlage über die Weiterführung des Um- und Erweiterungsbaues an der Höheren Fachschule für Frauenberufe machte die Kommunistin Sandtner merkwürdige. Ausführungen. Die Ausbildung von Handarbeitslehrerinnen( an der Fachschule) sei unnötig, weil der Handarbeitsunterricht an den Volks­schulen auch überflüssig sei! Und warum soll er überflüssig sein? Nun, Frau Sandtner sagte: Wenn die Kinder schon Handarbeitsfähigkeiten erwerben, so können sie sich doch nichts nähen, weil die Eltern kein Geld hätten. Die Fortführung des Baues wurde beschlossen. debattelose Verabschiedung von Grundstückssachen schloß sich Berdoppelung der Biersteuer

Bedeutsam an der geftrigen Stadtverordnetenjigung eröffnung führten die Radauparteien die Beschlußunfähigkeit des war allein die Rede des neuen Stadttämmerers von Berlin , Hauses herbei. der gestern zum erstenmal vor dem Stadtparlament sprach. Er begründete die Forderung des Magistrates auf Berdoppelung der kommunalen Biersteuer. In der augenblicklichen Situation, wo alles getan werden müsse, um für die Arbeitslosen die nötigen Gelder herbeizuschaffen, komme die Stadt um eine Erhöhung der Biersteuer, die auf Grund der Notverordnung des Reichs­präsidenten erhoben wird, nicht herum. Unter den drei Möglich feiten, die der Stadt bei der gegenwärtigen Gesamtlage bleiben, nämlich einer Erhöhung der Biersteuer oder eines dauernd wachsen­den Defizites mit Kaffenschwierigkeiten oder einer Erhöhung der Bürgersteuer jei die stärkere Besteuerung eines Genuß mittels für die minderbemittelte Bevölkerung noch am ehesten erträglich. Er wies in diesem Zusammenhang auf eine Rede des Reichsfinanz­miniffers hin, der fürzlich erklärte, daß Deutschland eine Verringe rung der Reparationslaften folange faum erreichen werde, als die Genußmittelbesteuerung in unserem Lande niedriger fei als in den Siegerstaaten. Asch fügte hinzu, daß die Stadt weder beim Reich noch bei Preußen Verständnis für die Nöte der Berliner Finanzen finden und eine Verbesserung des jetzt für Berlin so ungerech ten Finanzausgleich es nicht erreichen werde, bevor die Stadt nicht alles getan habe, die vorhandenen Einnahmequellen voll aus­zuschöpfen. Zu einer Beschlußfaffung des Stadtparlaments fam Zu einer Beschlußfaffung des Stadtparlaments fam es nicht. Nach der Rede des Stadtfämmerers, bei der es, abgesehen von einigen Zwischenrufen, denen Asch sehr geschickt zu begegnen wußte, ziemlich ruhig verlief, wollte der deutschnationale Stadt­verordnete v. Jedlin sprechen. Seine Anfangsworte blieben wegen einer starken Unruhe im Sihungsfaal auf der Prefsetribüne völlig unverständlich. Plötzlich begann auf der Zuschauertribüne ein Kommunist eingepaufte phrasen laut in den Saal zu brüllen. Kommunistische Stadtverordnete beantworteten das Geschrei mit wohlwollenden Zurufen. Die Folge war ein allgemeines Durch­einander. Die Nationalsozialisten brachen in Rufe Deutschland erwache" aus, was die Kommunisten mit Hitler verrede" beant­worteten. In dem allgemeinen Tumult unterbrach der stell­vertretende Borsteher Dr. Caspari die Sigung, nachdem er die Räumung der Tribünen angeordnet hatte. Bei Wieder­

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Brotaufstrich: Sanella

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gab es eine lange Debatte, in der die Stadtverordneten Koenen ( Komm.), Fuchs( Wirtschaftsp.), künzer( D. Vp.) und v. Jedlin ( Dnat.) sprachen. Schließlich nahm

Stadtfämmerer Genosse Asch

das Wort, um den Magistrat gegen den Vorwurf v. Jecklins zu ver­teidigen, der Magistrat lasse der Deffentlichkeit früher Nachrichten zu­kommen als den Stadtverordneten. Es hätte sich gezeigt, sagte der Kämmerer, daß Nachrichten aus den geheimen Sizungen des Magistrats in die Deffentlichkeit gekommen seien.( Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Um Legendenbildungen vorzubeugen, seien Nachrichten herausgegeben worden. Selbstverständlich werde dafür

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