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Jabrgang 1083. 3. Beilage des Vorwärts

Nr. 234 48. Jahrgang

So geht es nicht!

Der Weg der Unternehmer führt in die Katastrophe.

Aus allen Vorschlägen und Absichten der Unternehmer und der Reichsregierung zur Behebung der Wirtschaftskrise spricht eine tro st­lose Leere und eine erschreckende Ideenlosigkeit.

Die Unternehmer wissen nichts Besseres, als einen weiteren Abbau der Löhne vorzuschlagen, d. h. die Wiederholung einer Forderung, die sie zu allen Zeiten, ob nun Hochkonjunktur oder Krise herrscht, erhoben haben. Ergänzend läuft dann die ebenso stereotype Forderung auf Abbau der Sozialversicherung wie überhaupt der Sozialpolitit, einher.

Dieses Programm der Unternehmer, das von der Regierung zum größten Teil durchgeführt worden ist, gilt als

Allheilmittel für alle Zeiten.

Ob Hochkonjunktur, ob Krise, ob Ausfuhrüberschuß, ob Defizit in der Handelsbilanz, ob Währungsverfall oder stabilisierte Währung, die Unternehmer fennen fein anderes Rezept zur Heilung ihrer Schmer­zen. Schon vor drei Jahren, als wir in Deutschland noch eine leid­liche Konjunktur hatten und im Auslande von einer Krise nichts zu merten war, stöhnten die deutschen Unternehmer von einer Wirt­schaftskrise. Nun haben wir seit zwei Jahren eine sich ständig ver­schärfende Krise, die seit einem Jahr sich zur Katastrophe ausge­wachsen hat. In diesem Jahr ist gerade das Programm der Unter­nehmer mit Hilfe von Notverordnungen und Zwangsschiedssprüchen durchgeführt worden. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man

als Ergebnis diefer Politik den Ruin der öffentlichen Finanzen und unsere Wirtschaft als einen Trümmerhaufen feststellt. Dieses Ergebnis scheint jedoch den Unternehmern und ge­wissen Regierungsmitgliedern so verlockend, daß sie bereit und ent­schlossen sind, den Weg in den Abgrund weiter zu verfolgen.

Wir haben hier schon wiederholt an die Unternehmer die öffent liche Frage gerichtet, wie sie fich den Wiederaufstieg der Wirtschaft eigentlich vorstellen. Wenn man ein Programm zur Gesundung un­serer Wirtschaft aufstellt, dann ist man verpflichtet, nicht nur geistlos und sinnlos zu wiederholen, was man zu allen Zeiten als Inter­essentenpolitik gefordert hat.

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Man muß endlich auch den Weg aus der Krise aufzeigen. Das Ergebnis eines Jahres des Lohnabbaues liegt vor. Es bedurfte feiner besonderen Prophetengabe, um vorauszusagen, daß der Lohnabbau auch verbunden mit dem Preisabbau nur zu einer Verschärfung der Krise führen muß. Die wesentliche Ursache der Krise ist darin zu suchen, daß die Produktionsanlagen und die Produktivität der Produktionsanlagen also die Kapitalbil­dung schneller gewachsen sind als die Kauffraft und die Absatzmöglichkeit, in legter Linie also schneller gewachsen als die Löhne und Gehälter. Senft man diese noch weiter, auch wenn man gleichzeitig die Preise senkt, so ändert das an den vorhandenen Produktionsanlagen und an der Produktivität gar nichts. Auch in Krisenzeiten schreitet die Technisierung und Rationali­sierung fort. Es wird also fein Ausgleich geschaffen, sondern 96 die Distanz zwischen Produktionskapazität und Absatz wird noch

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vergrößert.

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Wie sehr die Kauftraft, also die Absatzmöglichkeit durch den Lohn­und Gehaltsabbau einge en gt worden ist, geht deutlich aus unserer Graphit hervor. Sie zeigt, daß von Januar bis Ende April der Le= benshaltungsindex um 1,9 Proz. gesunken ist, während im selben Zeitraum die Tariflöhne sich um 4,2 Proz. bis 6,6 Proz. vermindert haben. Im Durchschnitt ergibt sich also eine Lohnsenkung und somit eine Senkung der Massentaufkraft um 5,4 Proz., während Lohnabbau und Lebenshaltung Lebenshaltungsindex 1.9

Betonwerke Bergbau Zigaretten industries Buchbindergewerbe Schneidergewerbe Papierindustrie Musikindustrie Textilindustrie Holtgewerbe Keramische Industrie Steindruckereien Metallindustrie Metallwaren industrie Hafenbetrieber

6.6 6.3

6.2

6.1 6.0

5.8

5.8

5.6

15.1

Z

15.. Senkung

15.0 in%

4.8

14. gegenüber

14. Januar 1931

Freitag, 22. Mai 1931

( 60 034), Allgemeiner Eisenbahnerverband( Hirsch- Dunder) 19 037 ( 22 814), Revol. Gewerkschaftsoppofition 32 113( 22 602), Industrie­verband 631, Berufsverband( Gelbe) 1016 Stimmen.

Die RGD. fand angesichts der großen Beunruhigung der Eisen­bahner infolge der Wirtschaftskrise eine sehr günstige Situa= tion vor, die sich aber nicht in dem von der KPD. erwarteten Um­fange ausgewirft hat. Ihr Zuwachs beträgt insgesamt 9500 Stim men. Diesem Gewinn stehen jedoch auch empfindliche Verluste gegenüber. Die RGD. hat in ihren Hochburgen Ostpreußen und Oberschlesien sehr schlecht abgeschnitten. Im Bezirk Königs­ berg haben die Kommunisten rund 4000 Stimmen und im Bezirk Oppeln 576 etwa 60 Proz. ihrer Stimmen verloren. Aehn lich liegen die Verhältnisse in verschiedenen anderen Werkstätten. Im Werk Opladen verlor fie die Hälfte ihrer Mandate. Daraus läßt sich schließen, daß man dort aus der Praxis die Phrasendrescher richtig erkannt hat. Die Nazis sind nur in einigen Bezirken mit Vorschlagslisten hervorgetreten. Troß großem Tamtam ist ihr Er folg gleich Null.

Das vorläufige Wahlergebnis läßt erkennen, daß die Wirtschafts­frise auch bei den Eisenbahnarbeitern eine sehr starke Ber stimmung ausgelöst hat. Die Arbeiter der Reichsbahn haben große Einkommensverluste erlitten durch Feierschichten, Lohnab bau, Versetzungen und Herabstufungen in den Lohngruppen. Die Zahl der Wahlberechtigten ist gegen das Borjahr bedeutend geringer. Obwohl keine Massenentlassungen stattgefunden haben, waren über 45 000 Wahlberechtigte weniger vorhanden. Die Ursache dieses Rückganges liegt darin begründet, daß in diesem Jahre keine Zeitarbeiter beschäftigt werden( im Vorjahre etwa 25 000); da= zu kommt der natürliche Abgang( etwa 12000 Arbeiter). Ferner hat sich die Zahl der Wahlberechtigten durch Versetzung von Be amten und Hilfsbeamten auf Arbeiterposten um etwa 6000 bis 8000 Köpfe verringert. Dazu kommt eine etwas geringere Wahlbeteili­gung als im Vorjahre durch Berärgerung mannigfacher Art. Immerhin zeigt das vorläufige Wahlergebnis klar, daß trotz der schwierigen Lage über 60 Prozent der Eisenbahnarbeiter treu zur Fahne des Einheitsverbandes stehen.

die Genfung der Lebenshaltungskosten 1,9 Proz. betrug. Wenn man einen größeren Zeitraum nimmt, etwa den Zeitraum von Ende April 1930 bis Ende April 1931, dann steht einer Senkung des Le= benshaltungsinder von 6,9 Proz. eine Lohnsen. kung gegenüber, die das Institut für Konjunkturforschung für 1930 Verhandlungen im französischen Textilstreif. auf 10 Pro 3. schäßt, wozu aber noch die Lohnsenkung der ersten vier Monate 1931 zu rechnen ist.

Wir halten die Schäzung des Instituts für Konjunktur­forschung für zu optimistisch, weil der Lohnabbau bei den Akkord­löhnen und den übertariflichen Leistungszulagen ein außerordentlich scharfer war. Auf der anderen Seite bedarf es feines Beweises mehr, daß die amtliche Inderziffer sehr fragwürdig ist. Aber selbst wenn man auf der einen Seite die Schäzung des Instituts für Kon­junkturforschung als richtig annimmt und auf der anderen Seite den Lebenshaltungsindex als einwandfreien Gradmesser, dann bleibt immer noch eine Differenz von mindestens 5 Proz

um die die Reallöhne, d. h. um die die Kauftraft gesenkt

"

Paris , 21. Mai. ( Eigenbericht.)

Der Streit in der nordfranzösischen Tertil. industrie nimmt weiter einen ruhigen Verlauf. Nur die Kommu­nisten versuchen durch Umzüge und öffentliche Kundgebungen der Bewegung einen revolutionären Charakter zu geben, finden aber unter der Arbeiterschaft wenig Anhang. Die Zahl der Streifenden hat sich am Donnerstag auf 115 000 erhöht. Der Arbeitsminister hat dem Wunsche der christlichen Gewerkschaften stattgegeben und wird eine Vermittlungsaktion einleiten. Die Vertreter der Unter­nehmer und der Gewerkschaften sind für Freitag nachmittag zu einer Rücksprache ins Arbeitsministerium gebeten worden.

Allerdings in der Schweiz .

worden ist. Zu dieser Genfung des Realeinkommens kommt aber Arbeitslosenunterstüßung wird erhöht. noch die um mehr als anderthalb Millionen vermehrte Zahl der Arbeitslosen, die nur von völlig unzulänglichen Unterstützun­gen vegetieren, und deren Kauftraft um mindestens zwei Drittel vernichtet worden ist.

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Zürich , 21. Mai. ( Eigenbericht.)

Der schweizerische Bundesrat teilt in einem Bericht an die Und nun soll es auf diesem Wege weitergehen? Nein, auf Bundesversammlung mit, daß die Gefamtzahl der Arbeits diefem Wege geht es nicht!

Reichsanstalt als Lohndrücker.

Kalter Lohnabbau" bis zu 50 Prozent. rloesM nob

Berlin scheint wirklich das Stieftind der Reichsanstalt dem Gewerkschaftshaus eine Bersammlung der Arbeitsvermittler für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung zu sein. Aus dem Herumnörgeln an der Organisation der Berliner Arbeitsver­mittlung, der Bezahlung der Arbeitsamtsangestellten usw. tommt die Reichsanstalt nicht mehr heraus.

Jetzt ist sie mit einem Umgruppierungsplan heraus­geplatzt, der bei den Fachvermittlern des Arbeitsamts Mitte wie eine Bombe eingeschlagen hat. Im Auftrage der Reichs­anstalt hat das Arbeitsamt Mitte dem geschäftsführenden Ausschuß einen neuen Stellenplan vorgelegt, wonach etwa die Hälfte der Arbeitsvermittler von der Besoldungsgruppe VII des Reichs­tarifvertrages für die Angestellten der Reichsanstalt in die Be foldungsgruppen VI und V herabgruppiert werden sollen. Das würde für die Arbeitsvermittler und nur um diese handel: es sich hier

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einen Gehaltsabbau um 30 bis 50 Prozent bedeuten. So würde zum Beispiel ein Arbeitsvermittler, der jetzt noch der Besoldungsgruppe VII abzüglich des bereits erfolgten allgemeinen 6prozentigen Gehaltsabbaues ein Monatsgehalt von 339 M. erhält, nur noch 232 m. bekommen, also 107 m. im Monat weniger! Die auf Grund des§ 228 AVAVG. übernomme­nen Arbeitsvermittler der früheren städtischen Arbeitsnachweise würden mit einer Kürzung ihres Gehalts von 412 auf 232 M., also um 180 m. pro Monat ,,, bedacht" werden!

Dieser falte Gehaltsabbau, der nur für die Berliner Arbeits­vermittler geplant ist, soll auf dem sogenannten Verwaltungs­wege durchgeführt werden.

Die paritätischen Fachausschüffe werden gar nicht befragt. Das Selbstverwaltungsrecht der Fachausschüsse, das noch nie recht anerkannt worden ist, soll hier völlig mißachtet werden. Der Betriebsrat des Arbeitsamts Mitte hatte zu gestern nach

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einberufen, zu der außer den an der Arbeitsvermittlung inter­essierten Gewerkschaften auch der Genosse Schlimme vom ADGB. geladen war. Sowohl Genosse Bredow als Vorsitzender des Orts. ausschusses und Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses beim Arbeitsamt Berlin- Mitte als auch die Genossen Schlimme vom ADGB . und Zeit vom 3dA. kritisierten scharf dieses Vorgehen der Reichsanstalt. Sie versprachen, sich mit allen Kräften dafür ein zusetzen, daß dieser beispiellose Angriff der Reichsanstalt auf die Berliner Arbeitsvermittler pariert wird. Die Berliner Gewerkschaften werden sich energisch gegen den Vorstoß wehren, weil sie darin einen neuen Versuch der Reichsanstalt sehen, den lange gehegten Plan,

die ganze Fachvermittlung in Berlin zu zerschlagen, auf diesem Wege zu verwirklichen. Wenn dieser Borstoß gerade jetzt

unternommen wird, wo die Verhandlungen über den Neuabschluß des Reichstarifvertrages für die Reichsanstalt noch längst nicht ab­geschlossen sind, so erweckt das den Anschein, als sollten die Gemert­schaften bei den Verhandlungen über die Eingruppierung der Ange­stellten vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Die ungeheure Empörung, die in der Versammlung herrschte, sollte der Reichs­anstalt ein Warnungszeichen sein. Alzu scharf macht schartig.

Ergebnis der Eisenbahnerwahlen.

Gewinn der RGO.- Nazis gleich Null.

Das vorläufige Ergebnis der Betriebsrätemahlen bei der Reichsbahn ist in seinen Grundzügen jezt sichtbar. An der Wahl maren 6 Richtungen beteiligt. Das Wahlergebnis zum Wahlergebnis zum Hauptbetriebsrat ist folgendes:

Einheitsverband( freigewerkschaftlich) 167 899( im Vor­jahre 212 732), Gewerkschaft deutscher Eisenbahner( chriftlich) 52 079

lofen in der Schweiz Ende März 61799 betrug, wovon 19 919 gänzlich arbeitslos waren. Besonders schwer betroffen find die Uhrenindustrie, Stickerei und Seidenbandindustrie und die Metall- und Maschinenindustrie. Die Leistungen der Arbeitslosen­tassen sind 1930 gegenüber 1928 pon 5 400 000 Franken auf 16 700 000 Franken, der Beitrag der Eidgenossenschaft von 1800 000 auf 6 400.000 gestiegen. Für die Arbeitslosen in der Stickerei und Uhrenindustrie und der Seidenbandwebereien bean= tragte der Bundesrat eine Erhöhung der Taggelder um 10 Proz.

Wie man die Kauffraft hebt.

" Ganze Arbeit" der Mühenfabrikanten.

In der Abendausgabe vom 16. Mai veröffentlichten wir unter der Ueberschrift: ,, Ganze Arbeit der Unternehmer", eine Mitteilung des Deutschen Bekleidungsarbeiter- Berbandes, in der dieser sich mit den unglaublichen Lohnabbauforderungen der Müßenfabrikanten be­schäftigte, die durch Herrn G. A. Hoffmann vertreten wurden. Dieser schickt uns folgende Erwiderung:

,, Die mir in dem Artikel in den Mund gelegten Worte sind selbst­verständlich von mir niemals gebraucht worden. Ich habe lediglich als Sprecher der Fabrikanten den schon jahrelang vertretenen Stand­

punkt zum Ausdruck gebracht, daß in dem neu abzuschließenden Lohn­tarif eine Staffelung der ausgelernten und jugendlichen Arbeiter zu erfolgen hat. Eine derartige Staffelung erscheint in sämtlichen Lohntarifen der verschiedensten Branchen und ist aus Gründen, die hier nicht näher erörtert werden sollen, bisher bei unseren Tarif­verhandlungen nicht zur Durchführung gebracht worden. Es handelt fich also in diesem Falle um eine allerdings im Moment sich hart fich also in diesem Falle um eine allerdings im Moment sich hart anhörende notwendige Berichtigung dieser Tariflüden, während die allgemeine Lohnsenkung sich naturgemäß in unserer Branche auch nicht anders auswirken wird, wie sie in anderen Branchen, sei es durch freie Vereinbarung oder durch den Spruch des Schlichters, bis­her erfolgt ist.

Die Führer des Bekleidungsarbeiter- Berbandes, die die Sektion Müzenbranche leiten, die Herren Lehmann und Frize, die mich aus jahrzehntelangen Verhandlungen fennen, müssen wissen, daß ich persönlich stets das größte Interesse habe, die Branche und damit deren Mitarbeit sozial zu heben und nicht, wie es durch die Aus­führungen den Anschein hat, als Lohndrücker aufzutreten. Diese

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