Ariand geht, und immer kehrt er wieder
Marianne:„Die kleinen Seitensprünge liegen mir nun mal. Aber die Hauptfache ist, daß Ou mir treu bleibst!" Der Parteitag von Tours . Konflikt um den„Populaire".— Kampf um das Problem der Landesverteidigung
Tours , 27. Mai. (Eigenbericht.) Mit 26 gegen 17 Stimmen lehnte die Entschließungstommission des sozialistischen Parteitages den Vorschlag R e n a u d e l s ab, aus die finanzielle Reklame im„Populaire'(Wiedergabe der Kommuniques von Aktiengesellschaften, Vonken, Eisenbahnunter- nehmen usw.) zu verzichten. Renoudel teilte darauf mit, er werde fein Amt als Mitglied der IIntersuchungskmnmissHm der Kammer niederlegen. Der kaufmännische Direktor des„Populaire', der Ab- geordnete Comperc-Morel, hat sich auf die dringenden Bitten der Kommission bereit erklärt, diesen Posten weiterhin aus- zuüben, den er zunächst niederlegen wollte. Ferner hat sich die Mehrheit der Smnmissum für ein« Eni- schließung ausgesprochen, in der die Haltung Davl Sonrours uvd seiner sechs Sollegen bei der Ab- stiwmung in der Kammer«ach der Debatte über da» deutsch - österreichische Zollabkommen bedauert und der Wunsch ausgesprochen wird, daß die Fraktionsmitgiieder in Zukunft einheitlich abstimmen. Eine von einer Minder- heit«ingebrachte Entschließung, die das Verholten der sieben Par»
lamentarier scharf verurteilt, wurde abgelehnt. Die an- wesenden Wortführer der Sieben sollen mit ihrem Austritt au» der Partei gedroht hoben, falls die letztere Resolution Annahme finden würde. Um 16 Uhr trat der Kongreß zu einer Vollsitzung zusammen. während die Entschsießung-skommission weiter tagte. Der Kongreß nahm« i n st i m m i g eine Entschließung an. die den Parlamen- tarier» zur Pflicht macht, gemäß dem Parteiprogramm gegen die Militärkrodit« zu. stimmen. Mit allen gegen drei Stimmen sprach sich, der Kongreß ferner für die Einführung eines eerechten und loyalen Verhältnissystems au». Am späten Abend wurde der Vollsitzung mitgeteilt, daß die Kommission ihre Arbeiten noch nicht beendet Hab«, daß ober drei verschiedene Entschließungen über die Frage der Laudesverlaidiguug uud Abrüstung. unterzeichnet von Paul Faur« bzw. Logorgette bzw. Renqudet und «in« von Leon Blum ausgearbeitet« einheitlich« Ent- schließßung dem Kongreß vorgelegt würden. Di« Beratung wurde darauf bis zum Schluß der Beratung der Entfchließungetommission vertagt
Hakenkreuz— Zollernkreuz. Das Ziel der Hitler -Leute. Im„Völkischen Beobachter' findet sich endlich eine Aevßerung zu unserer Mitteilung über die Geheimkonferenz, in der der nationalsozialistische Abg. Brückner sich bei den Hohenzollern an- gebiedert haben soll. Der„V. B.' bringt eine sogenannte Be- richtigung des Reichstagsadgeordncten Brückner-Breslau , in der die Mitteilungen des„Vorwärts' abgeleugnet werden. Dazu ist zunächst zu bemerken, daß Brückner diese Berichtigung auch in der schlesischen Nazipresse und in der deutschnationalen Presse Schlesiens veröffentlicht hat. Und zwar in zweierlei Auf- machung. Während es in der Berichtigung, die an die Nazipresse gegangen ist, in jedem Absatz heißt:„Erlogen ist...', heißt es in der Berichtigung, die in der deutschnationalen Presse ab- gedruckt wird:„Unwahr ist..' Brückner muß sich also auch in feinen Berichtigungen dem Gossenton der Nazipresse anpassen. Die im„Vorwärts' geschilderten Vorgänge stehen in Zu- sammenhang mit der Meuterei der Ra�ifunktionäre in Görlitz . Dort wurde vor einigen Monaten der Ortsgruppen- le i t e r Schussig durch den Gauleiter und Reichstagsabgeordneten Brückner in Breslau abgesetzt und der frühere Knllppel-Kunze- Agitator Jenzen zum Ortsgruppenleiter von Görlitz ernannt Daraufhin legten die Na z i f u n k t i o n ä r e sämtlich ihre Aemter nieder und wandten sich in mehreren Be- schwerdeschriften an den Gauleiter Brückner. Als Brückner entweder nicht helfen konnte oder wollte, wandten sich die Görlitzer Funktionäre an Hitler selbst mit Veschwerdeschristen auch über Brückner. Unser Görlitzer Parteiblatt, die„Görlitzer Volkszeitung', war nun vor kurzem in der Lage, die an Brückner gesandten B e- schwerdeschriften der Razisunktionär« wörtlich zu ver- öffentlichen. In dieser wörtlichen Beröffentlichung aus der Beschwerdeschrist an Adolf Hitler heißt es: Bon einem Görlitzer, der an einer Zusammenkunft, die auf dem Schlosse der Führerin vom Luisenbund Gau Schlesien stattfand und bei der zum größten Teil Deutsch- nationale und Stahlhelmer versammelt waren, er- fahren wir: Gauleiter Brückner hat dort in Gegenwart des Kronprinzenpaares«ine Rede gehalten. In nicht miß- zuverstehender Weife hat er zu erkennen gegeben, daß die NSDAP , auf die Monarchie hinarbeite und bei der R eg e nt en f r a g e nur ein Hohenzoller die Anwartschaft habe, hierbei richtete er einen scharfen Blick aus den Kronprinzen. Die Erklärung wurde mit einer allgemeinen Bewegung quittiert. Für dieses„'mannhafte' Eintreten erntete Gauleiter Brückner infernalischen Beifall.— In nationalsozialistischen Kreisen schüttelt man darüber die Köpfe, wenn unsere Führer heute schon bemüht sind, sich Sorqen um das Wohlergehen dieser Kreise zu machen, während die Lösung der sozialen Stellung der schaffenden Massen noch ungelöst ist. In den Mitteilungen des„Vorwärts' handelt es sich also im wesentlichen um die Wiedergabe der Behauptungen der eigenen Parteigenossen Brückners, aufgestellt in feierlicher Besch Werbeschrift an den Daleilama Hitler ! Als die„Görlitzer Voltszeitung' in ihrer Nummer gg vom 4. April dieses Jahres dies« Beschwerde an Hitler veröffentlichte, hat Brückner die Beröffentlichung mit Stillschweigen übergangen. Auch zu ähnlichen Beröffentlichungen von<mderer Seite hat er sich nicht geäußert Jetzt aber, naivem der„Vorwärts' der Katze die Schellen umhing, zetert er über einen„infamen Niesenschwindel der marxistischen Presie'l Di« Ausregung kommt reichlich ver- spätet Sie sollte sich aber in erster Linie gegen die Hakenkreuz- brüder von Görlitz wende», die Herrn Hitler über die Vorgänge informierten. Di« Frage ist heut«: Da» hat Hitler auf diese Mitteilungen geantwortet? Wie steht es ntit dem Zosternkreuz im „Dritten Reich'?
Kasthisteu gegen Kaiholiten. Der vatikanische Chefredakteur flüchtet in die Heilige Stadt. Rom . 27. Mai. (Eigenbericht) Die Enthüllungen des Orgaas der faschistischen Gewqrk- schaffen über die antisaschisllscheu Pläne de» talho- lisch cn Dolksverbande» haben am Mittwoch in Ram Oemonstrolione« und Ausschreitungen von Studenten und Zoschislen zur Folge gehabt Sie warsea in dem hanplsitz des kalholifchen Verbandes sämtliche Feufierscheiben ein. drangen in mehrere katholische Vereiushäuser und zerstörten deren Einrichtungen, lieberall mußten größere Polizeiaufgebote elugreifen. 5n der römischen Universität wurde ein v i l d des Papste« abgerissen und im UuiverfitStshof verbrannt Das olles geschah unter wilden Rufen wie Glieder mit dem vattkan!'. .Mieder mit den Feinden de» Faschismus!' Zugleich wurden zahl- reiche Exemplare des vatikanischen Organ» auf den Straßen ver- brannt. Der Chefredakteur des„Osseroatore Romono', des vatikanischen Staatsorgans, wurde in dem Augenblick, als er vatikanisches Gebiet verließ und den Fuß auf italienischen Boden setzte, von Polizei- beamten ausgefordert, mit zur Polizeiwache zu kommen. Er sprang jedoch auf vatikanischen Boden zurück und weigerte sich, der Aufforderung Folge zu leisten. Er ist zwar vatikanischer Staats- bürger, kann aber auf italienischem Boden wie seder Aus- länder verhaftet werden. Das vatikanische Staatsorgan veröffentlicht am Mittwoch zu den Enthüllungen eine kurze Erklärung, in welcher die Richtigkeit der �veröffentlichten Geheimdokumente bestritten und gesagt wird, daß diejenigen, die zur Zeit überall Gewalttätigkeiten gegen Mit- glieder und Einrichtungen des katholischen Verbandes begingen, keineswegs die einzigen Verantwortlichen für die jüngsten Vorfälle seien. Die römischen Blätter schweigen über die Ausschreitung vollkommen.
Ein gefährlicher Siudenienstreich. Jieit Zahne an lltZA-llniversitat. Zkhaca(New Port). 27. Mai. Drei Studenten der Cornell-Universität wurden wegen „ckisorderly tonduct' verhaftet. Sie hatten cm dem Flaggenmast des am Sonntag eingeweihten Denkmals zu Ehren der im Welt- kriege gefallenen Cornell -Studenten eine rat« Flagge aufgezogen mit der deutschen Aufschrift ,Lur Erinnerung an Hans Wagner'. Dies sollte ein Protest dagegen sein, daß der Name des im deutschen Heere gefallenen Cornell -Studenten Hans Wagner nicht in die Ehrentafel des Denkmal» aufgenommen ist. Das Aufziehen einer rote» Flqgge kann die drei Jünglinge teuer zu stehen kommen. Der polnische Staatspräsid-mi hat die ihm von dem Premier- minister Prystor vorgelegt« Liste der neuen Regierung bestätigt. Als neue Mitglieder gehören dem Kabinett an: Premierminister Prystor , Finanzminister Jan Pilsudski. der Bruder des Marschall» Pilsudski , und Hanbelsminister General Zarzycki.
Belgiens ungelöste Krise. ?techtsreqierung unter Renkin? Brüstet 27. Mai.(Eigenbericht.) Die belgische Regierungskrise ist noch immer nicht gelöst. Nachdem der christlich-deinokratisch« Führer Po ulk et trotz starker Aufmunterung von allen Richtungen der bisherigen Mehrheit und mehrmaligen Aufforderungen des Königs die Kadi- nettsbildung ablehnte, ist am Mittwoch dem konfervatw-kotho- tischen Führer Renk in der Auftrag zur Regierung»- b i l d u n g erteilt worden. Renkin hat sich Bedenkzeit erbeten, jedoch die Besprechungen mit den Parteiführern bereits aufgenommen. Im katholischen Lager scheint man Renkin wohlwolle'.td aufnehmen zu wollen, obschon es ihm vermutlich nicht leicht fallen wird, die flämische Linie der katholischen Partei zu befriedigen. Die Liberalen haben vorläufig zu einer Ministcrpräsidentschast Renkins noch nicht Stellung genommen. Ein Ministerium Renkin würde einen ausgesprochenen Ruck nach rechts bedeuten. Von Haus aus christlich-demokratisch, hat sich Renkin immer mehr nach rechts entwickelt. Er gehört seit dem Kriege zum r e q k t i o- n ä r e n Flügel der tocholischen Partei. Gelegentlich neigt« er auch faschistischen Sympathien zu. Daran, daß ein« Regierung Renkin die verworrene politische Lage entwirren und die schwierigen inner- politischen Probleme lösen könnte, ist nicht zu denken. E» würde sich im besten Falle um ein Uebergangsministerium von verhältnismäßig kurzer Dauer handeln können. Die sozialistische Parlamentsstattion betont gemäß den Entscheidungen der sozialistischen Parteikongresse, daß für st« eine Beteiligung an der Regierung njjr nach Neuwahlen In Be- tracht komme.
Schwerindustrie gegen Briand . Interpellation über die Genfer Mißerfolge angekündigt. pari». 27. Mai.(Eigenbericht.) Auf eine noch dem Ministerrat, in dem Briond erklärte, Außen- minister bleiben zu wollen, gestellt« Frage, wann die Debatte über die Genfer Verhandlungen vor der Kammer stattfinde, erwidert« der Ministerpräsident Laoal, daß er da» noch nicht wisse. Sie würde wahrscheinlich aber vor dem 13. Juni angesetzt werden, da die Regierung an diesem Tag dem neuen Präsidenten d«r Republik ihre Demission überreichen werde. Mährend der..Temps' das Verbleiben Briand» im Außen- . Ministerium begrüßt und es als einen Erfolg der Logik und d«s gesunden Menschenverstandes bezeichnet, erklären dos der Schwer» industric nahestehend«..Journal des Debats' und der„Ami du Peuple", daß der Entschluß des Außenminister» mit dem Votum des Dersailler Kongresses in Widerspruch stehe. Beide Blätter sprechen zugleich die Hoffnung aus. daß die Kammer Briand nicht
mehr lang« als Letter der französischen Außenpolitik dulden werde. Franklin-Bouillon, der in den Reihen der Gegner Briands natürlich nicht fehlen darf, hat beretts eine Interpellation über die „Notwendigkeit eingebracht, den Außenminister, besten Methoden die stanzösische Politik zu neuen Mißerfolgen in Genf geführt haben und dessen Tätigkett im Inneren des Landes eine ständig« Drohung gegen die Mehrheit, der nationalen Einigkett darstellt, sp- fort seines Amtes zu entsetzen'. Franklin-Bouillon will am Donners- tag beim Wiederzusammentritt der Kammer die sofortige Beratung seiner Interpellation verlangen. Beinah" in Keindesland... Oer litauische Außenminister an der polnifcheu Grenze niedergegangen. Sowao. 27. Mai. Das Flugzeug, mit dem der litauische Außenminister Zaunip« aus Genf zurückkehrte, mußte hinter Glogau , in der Näh« dec deuisch-polnischen Grenz«, notlanden. Diese Affäre hat in Kowne starkes Auffehen erregt, als eine auch nur wenig später erfolgt« Not, landung aus polnischem Gebiet stattgefunden hätte. Angesicht» de« Fehlens diplomatischer Beziehungen zwischen Kowno und Warscha» wäre die Notlandung in„feindlichem' Gebiet nicht gerade ongenehie gewesen. Konsequenz. Der„Angriff' vom 1. Mai 1931 schreibt: Jbie Produktion jprnett si� menschliche Begabung, Erfindung, llnternehmergefft unZ Genialität erforert. bleibt dem Einzelnen. Die Produktion, die diesem Stadium entwachsen ist. wird, soweit sie lebenswichtig ist in den Besitz des Staates übergeführt.(Verkehrs. wesen, Trusts, Konzerne.)" * In einer iwtionalsozialistischen Versammlung in Liegnitz führte. der Provinziaklondtagsabgeordnete Frank«, Hirschberg, ausi „Sozialisierung der Produktionsmittel ,st Irr> sinn, den nur der Jude aushecken konnte." Ob der Nazi Franke den Herausgeber de»„Angriffs', Dr. Goebbels für irrsinnig oder für einen Juden hält?
veutsch-unaaeische Handelsvertragsverhaadlungen. Die deutsch « und die ungarische Delegation für die Handelsnertragsverhandluw gen sind in Berlin zusammengetreten. Die diesmaligen Befprechungc» haben zum Ziele, zunächst die prinzipiellen Grundlagen für den Ausbau des zur Zett gellenden provisorischen deutsch -ungarischcn Handelsabkommens vom Jahre ISA) zn erörtern.