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Armin T. Wegner  :

Die gehetzte Postschwalbe

I.

Sechs Uhr morgens. Der weite, mit einer dichten Staubschicht bedeckte Flugplatz jenseits des Tigris   glizert wie eine Platte von zartem Silber. Die Sonne steht schon hoch, aber ihre Kraft ist um diese Stunde noch schwach.

Wir figen und warten auf das Eintreffen der deutsch  - persischen Luftschiffahrtsgesellschaft auf der neu eröffneten Postlinie Teheran­Bagdad. Es wird sieben Uhr, und noch immer warten wir. Wir sind erst in der Mitte des April, aber die Glut des mesopotamischen  Sommers beginnt schon, sich bemerkbar zu machen.

Vom Flusse her naht eine Staubwolke. Das weißglänzende Auto des deutschen Konsuls hält vor dem Haus, und im selben Augen­blick läßt sich das Surren des Flugzeugs aus der Luft vernehmen, das auf dem Play in einer zweiten Staubwolke verschwindet. Die Post von Teheran   ist pünktlich eingetroffen.

Dem Flugzeug entsteigt eine merkwürdige Gesellschaft. Zuerst Mrs. Moor, eine einundsiebzigjährige Amerikanerin. Ihr folgen ihre Freundinnen, die lange Miß Enders, achtundsechzig Jahre alt, und Mrs. Nordlin, dreiundsiebzig Jahre. Zuletzt Dr. Webster, ihr Reises begleiter und Unternehmer, der sogleich im Automobil in der Rich­tung nach Bagdad   verschwindet.

Mrs. Moor, die Gattin eines amerikanischen   Millionärs, ist seit zwei Jahren Witme. Durch den Tod ihres Mannes in den Befig eines ungeheuren Vermögens gelangt, hat sie begonnen, die ganze Welt zu bereisen. Sie ist soeben in China   und Indien   ge­mesen. Erst vor zwei Wochen traf sie mit ihren Freundinnen in Persien   ein. Dort hat Mrs. Moor ein Junkersflugzeug gechartert, und vierzehn Tage haben ihr und ihren Freundinnen genügt, um ganz Perfien zu bereisen. Alle zwei Tage um drei Uhr morgens haben sie sich in die Lüfte erhoben, haben den Elbrus  , die Elmant­fette, das schneebedeckte Chanugebirge überflogen, um wenige Stun­den später in Teheran  , Hamadan  , Benderabas und Schiras   am frühen Vormittag niederzugehen, noch ehe die Hiße des Tages ein gefeht hatte. In der gleichen Weise werden sie Mesopotamien  , Babylonien   und die syrische Wüste in einem englischen Flugzeug bereisen.

Sie haben fünf Tage dafür festgesetzt. Diese Zeit wird ihnen genügen, nicht nur Bagdad   zu besuchen, sondern auch die Ausgra­bungsfelder aller antifen Städte Mesopotamiens  , die oft Tausende von Kilometern voneinander entfernt in der Wüste liegen. Im Laufe meniger Minuten, von Herrn Webster geführt, der Pläne und Karten schon zur Erflärung bereit hält, werden sie Ruinen, Basare und Heiligtümer betrachten, für deren Erreichung und Erforschung die Gelehrten Europas   noch vor kurzem im Schweiße monatelanger Karawanenreisen und mit dem Opfer ihrer Gesundheit ihr halbes Leben hingaben. Ohne eine Spur von Ermüdung werden die drei

Greifinnen ihren Weg nach Syrien   fortsetzen.

II.

Schon in Amerita hat Mrs. Moor für alle Länder ein genaues Brogramm entworfen. Tage, Stunden und Minuten der Abfahrt und Ankunft wurden im voraus darin bestimmt und so eingerichtet, daß die gewohnte Ordnung ihres Lebens faſt nie unterbrochen zu merden braucht. In einem kleinen, wenige Seiten umfassenden Heft murde dieses Programm in Amerifa in englischer Sprache gedrudt. Die Seite über Mesopotamien   lautet in ber Uebersetzung folgender

maßen:

,, Den 19. April. Früh acht Uhr Ankunft in Bagdad  . Tag in Bagdad  .

Den 20. April. Abflug zehn Uhr vormittags. Rückkehr vier Uhr. Den 21. April. Babylon, Nedschef und Kerbela  , Abflug Bagdad  acht Uhr früh. Ankunft in Babylon   ein halb ein Uhr vormittags. Besichtigung der Ruinen von Babylon. Weiterflug Nedschef zehn Uhr vormittags. Rüdfehr nach Bagdad   fünf Uhr.

Den 22. April. Mossul  , Ninive   und Assur  . Abflug von Bagdad  früh acht Uhr. Auf dem Rückwege Besichtigung von Samarra  . An­túnft in Bagdad   fünf Uhr nachmittags.

"

Den 23. April. Dafe Palmyra. Abflug von Bagdad   früh sieben Uhr. Ankunft in Palmyra elf Uhr vormittags. Hotel Palmyra. Die Zeiten müssen pünktlich innegehalten werden!" Dieses Heft ist ein fleines Zeichen der Zivilisation unserer Zeit, ebenso wie es die Monographie einer Postschnecke" von Ludwig Börne   vor hundert Jahren gewesen ist. Man fönnte das Heft die ,, Monographie einer Postschwalbe" nennen. Aber es ist in völlig anderem Stil geschrieben, sozusagen im Telegrammstil verfaßt. Welch ein Unterschied, wenn wir an die Aufzeichnungen Ludwig Börnes denken! Denn einen unerschöpflichen Quell für Wiz und Heiterkeit bildete für ihn das langsame Tempo, in dem man damals mit der Bost befördert wurde. Er selber gibt mit dem Eifer eines gründ lichen Journalisten den Kursbericht einer Fahrt von Frankfurt   nach Stuttgart   wieder. Die Fahrzeit betrug vierzig Stunden und die Aufenthalte waren diese:

In Spendingen.

"

Langen  .

"

Darmstadt  .

" Bickenbach  

" Heppenheim  ,

Nedargmünd

Wiesenbach

"

Weinheim  

"

Heidelberg  .

P

M

" P

Sinsheim

" P

Fürfeld.

" P

"

"

Heilbrom.

4 äy

Besigheim Ludwigsburg

Stunden

31

w

Minuten 12.

50

45

30

15

30

15

15

12

15

5

30

3

10

1

1

44

Summa... 14

Nicht mit Unrecht übersetzt Börne diese Statistik der Postwagen mit Stillstandslehre". Die Fahrzeit von Berlin   nach Zehlendorf  dauerte in jenen Tagen drei Stunden, und nach Potsdam   gelangte man um acht Uhr abends, wenn man Berlin   um neun Uhr in der Frühe verlassen hatte. Das ganze Königreich Preußen besaß nur wenige hundert Meilen Chauffee, und die Berichte häuften fich von stedengebliebenen Wagen, gelegentlich fogar von Bostinechten, die im Sumpfe erstickt waren.

Das ist drei Menschenalter her. Die Welt hat seitdem nicht nur das Straßenleben Europas  , sondern auch die Wüstenwege Meso­ potamiens   mit neuem Tempo erfüllt. Damals fuhr man von Berlin  nach Leipzig   anderthalb Tage, nach Breslau   vier Tage und nach Königsberg   fogar eine Woche. Das ist die gleiche Zeit, die man heute zu einer Reise nach Amerika   oder nach Indien   braucht. Die drei Greifinnen haben das Flugzeug verlaffen. Sie wenden ben Beamten der Fluggesellschaft und den Vertretern der Behörden den Rücken zu. Denn fie haben eine abergläubische Furcht vor dem

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Photographieren. In ihren unscheinbaren schwarzen und grauen Mänteln, so stehen sie da, die Köpfe zusammengeneigt, wie drei alte Vögel mit hängenden Schultern und flüstern miteinander. Die drei Amerikanerinnen betreten die Flugzeughalle. Langsam stolzieren sie um das gewaltige, mit drei Motoren versehene Riesen­flugzeug, das vor zwei Tagen aus Aegypten   anfam. Mißtrauisch prüfend, blicken sie nach der Kabine und den Propellern hinauf. Eie nicken befriedigt, während sie das Automobil nach Bagdad  besteigen.

,, Die Zeiten müssen pünktlich innegehalten werden." Diese Worten finden sich auf jeder Seite ihres Programms wieder, das an alle Fluggesellschaften, alle Automobilunternehmer und Hotel befizer zur Versendung kam. Und ohne Zweifel wird ein böser Blick aus den scharfen Augen über Mrs. Moors Adlernase Herrn Webster oder den Piloten strafen, wenn die Damen nicht zur verabredeten Stunde in Mossul   oder Palmyra ihren Tee einnehmen können in

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Ein Mensch unter uns

Von Kurt Rudolf Neubert

,, Was ist eigentlich mit Müller los?" fragen die Leute im Hause. Nie sieht man ihn anders als stumm, ernst und in Gedanken. Wenn mar ihn im Hausflur trifft, macht er taum den Mund auf zu einem ,, Guten Morgen!" ,, Guten Abend!" Morgens um halb acht verläßt er seine Wohnung, Abends um halb acht fehrt er zurüd. Immer stumm, ernst, in Gedanken. Und an Sonntagen sieht man ihn überhaupt nicht. Alle anderen Leute im Hause fahren nach dem Müggelsee oder in den Grunewald  , was Herr Müller macht, weiß man nicht. Er figt zu Hause. Er geht höchstens rüber ins Restaurant, um Mittag zu essen. Von ein bis zwei Uhr. Frau Hellwig im Hochparterre fann es vom Fenster aus sehen. Um zwei Uhr kommt Herr Müller gewöhnlich zurüd. Er hat das Geded zu 1,50 M. gegessen, weil Sonntag ist und ein Glas Mosel­mein dazu getrunken. Jezt geht er in sein Zimmer hinauf, um auf der Chaiselongue eine Bigarre zu rauchen. Das meiß man von Herrn Müller. Das ist alles, was man von ihm weiß.

,, Was ist mit Herrn Müller los?" fragen die Leute im Hause. Sie haben eigentlich andere Sorgen. Die Männer sind arbeitslos. Die Kinder brauchen neue Sachen. Und bei den Abzahlungs­geschäften sind sie mit mehreren Raten im Rückstande. Wenn sie also mit solchem Gesicht herumlaufen würden, wie Herr Müller, dann hätten sie auch Grund dazu. Aber Herr Müller? Er hat doch Stellung! Er ist doch Beamter! Haben Sie schon mal einen Ge­richtsvollzieher zu Herrn Müller kommen sehen? Nein, das haben Sie nicht. Hat man ihm den Schrank aus der Wohnung geholt,

meil die Möbelraten nicht mehr bezahlt werden konnten? Nein. Und muß man vielleicht dreimal, viermal wegen der Miete zu ihm laufen? Nein, er bezahlt gleich. Er bekommt doch am Ersten sein Gehalt. Er hat doch Stellung. Er ist doch Beamter.

1 Balmyra, das laufend Meilen in der Büfte entfernt fegt. How Sen nach der Uhr bestimmten Gesezen ihrer Lebensweise werden sie in feinem Augenblic abweichen.

Fünf Tage später wird Mrs. Moor mit ihren Begleiterinnen in Damaskus   eintreffen, um zwei Tage darauf in Haifa   pünktlich ihre eigene Jacht zu besteigen, die dort bereits seit einer Woche wartet, um sie weiter nach Aegypten   zu bringen.

III.

Zehn Uhr. Der deutsche   Pilot erhebt sich. Es ift Zeit für die Post nach Teheran  .

,, Diese Amerikanerinnen müssen so reich sein", sagt er und blidt den Davonfahrenden durch das Fenster nach. Ich denke mir, wenn fie des Nachts aufwachen, müssen sie brüllen vor Geld."

Der Pilot, das Gesicht noch von der Hize gerötet, ist wieder in seinen Belz gestiegen, sich mit der einen Hand am Flügel des Flugzeugs haltend, in dem die Reisenden schon Plaz genommen haben. Der Schweiß bricht auf seiner Stirn aus.

Klein, eine in der Sonne tanzende Mücke, verschwindet das Flugzeug menige Augenblick darauf in der Richtung nach den Schneebergen von Luristan  , die fern über der Steppe schweben, zart und durchsichtig wie der Rand einer Wolfe an den Himmel gemalt.

Die Schlangen erwachen

Die europäischen Schlangen find aus dem Winterschlaf erwacht, der fe sechs Monate lang allen Nahrungs- und sonstigen Daseins­forges dt hat. Sie waren ausgeschieden, um jetzt von neuem in die Frthlingssonne zu blinzeln und die angenehme Bekanntschaft mit Fröschen, Mäusen, Vögeln oder sonstigen Genüssen zu erneuern. Ja, so ein Frosch... nicht nur die Menschen gewinnen den Froschschenkeln Geschmack ab, auch einem Schlangengaumen ist der Frosch eine gute Speise, die jedoch so sättigend ist, als wenn ein Wolf ein Lamm er­beutet. Nach einem fetten Frosch ist ein Schlangenmagen lange, lange Zeit befriedigt.

Auf allen Schlangen lastet das Gehaßt und Berabscheutwerden. Niemand mag mit Schlangen zu tun haben. Man meidet sie, wo man kann. Und doch sind die Schlangen nützlich, vertilgen sie doch allerlei Getier, das uns sonst sehr lästig werden würde. Eine Schlange ist so etwas wie ein Ordnungspolizist.

Friedlich quakend fißt der Frosch auf dem Wasserrosenblatt. Die Schlange, die im Grase sich windet, erspäht ihn, leise gleitet sie bis an das Wasser, schnellt mit ein paar Schlägen bis an das Blatt, Schnappt zu, hat den Frosch erwischt, denn der arme Kerl hat ja an­gesichts feines Feindes, der mit hocherhobenem Kopf durch das Waffer schwimmt, vor Entsetzen tein Glied rühren können. Er siht mie versteinert. Aber als die Schlange seinen Hinterschenkel mit den Kiefern umspannt, schreit er schrill auf.

Den Frosch verschlingt die Schlange lebend. Das Schlangen­maul ist wie aus Gummi, es fann sich zu ungeheurer Weite dehnen.

Das nächste große Ereignis im Schlangenleben ist die Häutung, die zwei bis dreimal im Jahre vor sich geht. Aber das ist eine recht unbehagliche Zeit für die Schlange. Sie fühlt sich gar nicht mehr wohl in der alten Haut, sie wird blind, schlapp und elend. Bis end­lich die alte Haut am Halse plagt. Dann ist die Zeit gekommen. Die Schlange schlüpft in dichtes Unterholz und zwängt sich unter Aesten und Steinen fo lange durch, bis sie die Haut glücklich abgestreift hat, so daß die Innenseite nach außen gefehrt ist. Im dichten Gestrüpp findet man solche Schlangenhäute in Menge an den Zweigen. Dann kommt die Zeit der Paarung und für das Schlangen­weibchen das Eierlegen, was auch nicht einfach ist. Etwa zwanzig Müller meiß es auch nicht ganz genau, er denft nur manchmal: Mein Gott, gibt es denn feine anderen Sorgen, Wünsche, Sehn- Gier legt das Weibchen in einem lebrigen, schleimigen Haufen, füchte als Stellung haben? Ist das alles? Ist es das höchste, aber dann ist dieser Fall erledigt. Das Ausfriechen aus. dem Ei Lebenswerte?

Jawohl, denkt Müller, jamohl, ich habe Stellung, bin Beamter, befomme am Ersten mein Gehalt. Der Gerichtsvollzieher fommt zu mir nicht, die Miete bezahle ich pünktlich, warum also laufe ich mit solchem Gesicht herum?

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geht die Eltern nichts an, das mögen die Jungen allein besorgen. Und wenn sie zwei Monate später aus den Eiern friechen, stehen sie

Manchmal möchte Müller die Kollegen im Büro fragen: Istwie kleine Waisenkinder in der Welt. und da ist keiner, der sich um das nun der Sinn Ihres Lebens, daß Sie am Ersten Ihre Miete bezahlen können und sonst über den ganzen Monat vor Hunger und Obdachlosigkeit geschützt sind? Und im Jahr vier Wochen Urlaub haben, wozu Sie seit Weihnachten fparen?

Er fragt nicht. Sie würden ihn nicht verstehen. Sie würden ihn für verrückt halten. Denn kann man nicht froh sein, daß man feine Miete pünktlich bezahlt und Essen und Trinken hat in dieser

Zeit?

"

,, Miete, Essen, Trinken!" denkt Müller ,,, das ist das Glück!" Aber er begreift dieses Glüd" nicht. Seine Stellung wird ihm immer fremder. Manchmal fällt ihm ein: Meine Arbeit könnte eigentlich ein anderer machen! Am Ersten stedt er das Geld in die Tasche, ohne das Gefühl, das er vor zehn Jahren hatte: Das Leben ist schön!

Sein Leben verrinnt. Er ist jegt vierzig Jahre alt. Er hat das Gefühl, etwas, das ihm entgleiten will, festhalten zu müssen.

,, Es geht zu schnell!" grübelt er in schlaflosen Nächten über den Ablauf der Lebenszeiten. ,, Es geht zu schnell!" denkt er, wenn er die Jahre an sich vorüberziehen läßt. Wie Schiffe ohne Fracht find sie nuglos in See gestochen. Ohne Ziel.

In solchen Nächten kommt ihm der tollkühne Gedanke, seine Stellung einfach aufzugeben. Einmal nicht mehr ins Büro gehen. Er stellt sich das vor: nicht mehr ins Büro gehen: eine wunder­volle, große, tiefe Ruhe. Ein Gefühl, wie nach einem langen Schlaf, mach, frisch, hungrig. Die Sonne bricht durch das Fenster. Die Uhr ist stehengeblieben, aber man hat es nicht nötig, aufzuspringen und sie zu stellen, man fleidet sich langsam an, schlendert zum Bahnhof und fährt mit dem ersten oder mit dem zweiten Zug in

die weite Welt.

Er weiß nicht, daß in der Wohnung unter ihm ein Arbeits­loser im Bett liegt und sich vorstellt: wieder ins Büro gehen dürfen: der Wecker flingelt. Man springt rasch auf, kleidet sich an, als märe man zu einem Fest geladen und sieht, wenn man aus dem Hause tritt, die ganze weite Welt offen: Arbeit! Arbeit!

Müller wird seine tollkühnen Gedanken niemals ausführen, fie find am Morgen schon verflogen. Die Uhr weckt ihn pünfilich zum Dienst, er springt auf, fleidet sich rasch an, und man sieht ihn im Hausflur, wie man ihn immer sieht: stumm, ernst, in Gedanken. Kaum, daß er den Mund zu einem Guten Morgen! öffnet. Was ist mit Müller los?" fragen die Leute.

Am Sonntag sieht ihn Frau Hellwig wieder vom Hochparterre aus ins Restaurant gehen und nach einer Stunde zurückkehren. Man fann annehmen, daß er auf der Chaiselongue eine Zigarre rauchen wird. Wenn man das kleine Fräulein aus der Leih­bibliothek von drüben fragte, würde man vielleicht erfahren, daß sich Herr Müller am Sonnabend ein neues Buch von Jack London  geholt hat...

Fingerabdrücke zur Feststellung der Persönlichkeit wurden in China   schon vor etwa 2000 Jahren gebraucht. Noch heutigentags unterzeichnen übrigens die nicht Schreibkundigen in Indien   und anderswo Schriftstüde mit einem Daumendrud. Es wird ange: nommen, daß man erst unter 6400 Millionen Fingerabdrüden zwei gleiche finden fann, daß also das Erkennungsmittel unbedingt zu verlässig ist.

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fie fümmert. Ganz allein müssen sie alles lernen, das Vorwärts­friechen mit Hilfe der Schuppen, das Eräugen der Beute, das Auf­spüren durch Geruch und Tasten mit der empfindlichen Zungenspitze. Wenn der Herbst kommt, wird die Schlange schläfrig und sucht sich einen Unterschlupf für den Winter, möglichst versteckt, sonst tann sie haben die harmlosen und nüglichen Blindschleichen neuerdings, da wehrlos zu leicht getötet werden. Einen noch schwereren Stand viele Leute der Meinung sind, daß Kreuzottern sich mit Blind­schleichen freuzen, so daß also die Blindschleiche zur Vermehrung der gefürchteten und schlimmen Kreuzottern ein gut Teil beitrage. Die Annahme ist aber irrig, denn die Blindschleiche, die zu den Eidechsen sie ist dazu viel gehört, hat mit der Schlange außer der Gestalt ficiner als alle Schlangen nichts gemein. 5. B.

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Wellzentrum des Tierhandels: im Harz

Die internationalen Beziehungen zwischen Zoologischen Gärten und im Tierhandel macht Professor Ludwig Heck  , der langjährige Leiter des Berliner   Zoologischen Gartens, zum Gegenstand einer Betrachtung, die in der neuen fulturpolitischen Zeitschrift Inter Nationes" erschien. Heck hebt mit Nachdruck die zoologischen Leistun­gen der Römer hervor, die aus Afrika   wilde Tiere für ihre Zirkus­spiele in großen Massen einführten. Berücksichtigt muß vor allem der Umstand werden, daß die Waffen und Transportmöglichkeiten in der Antike für heutige Verhältnisse äußerst primitiv gewesen sind. Der Beginn der Neuzeit hat wilde Tiere vor allem an den fürstlichen Höfen als Prunkstücke gesehen. In der Menagerie" des Prinzen von Oranien gab es den ersten lebenden Schimpansen in der Gefangenschaft. Der erste Zoologische Garten im heutigen Sinn entstand im Jahre 1829 in London  . Am Tieraustausch und Tier­handel beteiligte er sich aber nicht. Um so mehr taf dies der 1843 gegründete Antwerpener 300, der vor allem im Vogelhandel bis zum Weltkrieg eine Weltbörse mar. Im Großtierhandel liefen ihm aber die deutschen   Firmen Hagenbed- Hamburg und Reiche- Ruhe in Alfeld  bei Hannover   den Rang ab. Hagenbecks Tierfangsexpeditionen in Afrifa, dem gelobten Lande des Tierhandels, waren für die ganze Welt Pioniertaten. Wenn das Harzstädtchen Alfeld   heute im Tier­handel ein internationales Zentrum geworden ist, so ist diese Tat­sache der Harzer Kanarienvögelzucht zu danken. Wir vor 100 Jahren gehen von dort aus Jahr für Jahr Hunderttausende der gelben Sänger über den Ozean nach Amerika  . Im gesamten Bogelhandel spielt heute Deutschland   eine führende Rolle, da gerade überseeiſche Vögel wegen ihres bunten Gefieders in den deutschen   Wohnungen gern gesehene Gäste sind. Trotz der Ungunft der Verhältnisse fann Prof. Heck in seinem Artikel feststellen, daß der internationale Tier­handel wieder wesentlich in deutschen   Händen" ist.

Linden werden in der Regel höchstens vier. bis fünfhundert Jahre alt, während Kastanien meist sogar nur eine Lebensdauer von hundert Jahren haben. Eichen werden in Nordeuropa   selten älter als tausend Jahre, während in Südfrankreich   solche von zweitausend Jahren feine Seltenheit sind.

Berantwortlich für Politik: Dr. Curt Gener; Wirtschaft: G. Alingelhäfer; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton  : Dr. John Schilowsti; Lotales und Sonstiges: Frik Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin  . Der erste Wolfenkraber wurde in Chitago im Jahre 1882 gebaut und Serlagsanstalt Baul Ginger. Co. Berlin   G. 68, Zibenstraße Berlag: Bormäris- Berlag G. m. b. S., Berlin  . Drud: Borwärts- Buchbruderel und hatte zehn Stockwerke. Sierzu 2 Beilagen.