Nr. 243» 48. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Donnerstag, 28. Mai 4934
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Daß Äi« diesjährige Internationale Arbeits- konjerenz trotz der herben Enttäujchungen, die allen Betsijiz- ten bei der bisherigen Behandlung dieser Angelegenheit wider- fahren sind, es noch einmal unternimmt, die Arbeitszeit im Kohlenbergbau international zu regeln, zeugt von Sem starken sachlichen Bedürfnis nach internationaler Ver- ständigung in diesem vielleicht wichtigsten Zweige der euro - päischen Wirtschaft. Wohl wird dieses Bedürfnis nicht allenthalben offen eingestanden und gerade ans dem deutschen Unternehmer- lager konnte man letzthin Stimmen vernehmen, die das Interesse des deutschen Bergbaus an der Heilung der chronischen internatio- nalen Kohlenkrankhcit wemgstens für den Augenblick als nicht sonderlich dringlich hinstellen wollen. Dennoch können solch« tnk- tischen Auslassungen die Tatsache nicht verschleiern, daß die durch die allgemein« Weltwirtschaftsdepression arg verschlimmerte Sohleukrise zu wlrlschafis- und sozialpolitischen Entschlüssen zwingt. die unaufschiebbar sind. Schon kündigen sich am Horizont ernste soziale Verwick- lu n g e n in den einzelnen Bergbauländern an. In England wird es sich in den nächsten Wochen entscheiden, ob der kritisch« li. Juli ohne Erschütterungen überstanden wird. An diesem Tage läuft dort dos berüchtigte B ai 0 w i n-(sksetz ab, das seinerzeit den Bergleuten eine einstündige Arbeitszeitoerlängerung auferlegte, die erst durch dos neue Berggesetz seit einiger Zeit— und das noch nicht mal in allen Revieren— zur Hälfte rückgängig gemacht war- a«n ist.' Die englischen Bergarbeiter wollen ihren Sieben- stundentag wiederhoben, ja, sie wollen einen gesetzlichen Mindestlohn. der ihnen den Friedensreallohn, über den Lcben�haltungs- index berechnet, sichert. Die Arbeiterregierung ist dabei in einer um so heilleren Lag«, als die Bergarbeiterschaft durch die laxe Handhabung des neuen Gesetzes in manchen Revieren und durch allerdings noch vereinzelte Lohnkürzungen, nicht zuletzt durch den ständig zurückgehenden Beschäftigungsgrad— England zählt beinahe(KX) voll- oder zeitweilig arbeitslose Berg- l e u t e— stark verprellt ist und andererseits die Unternehmer zu keinem Zugeständnis bereit sind, im Gegenteil, ollgemeine Lohn- senkungen fordern. Daher sucht die englische Regierung über Sie jetzigen Genfer Arbeitszeitverhandlungen ein«n Ausweg zu ge- «innen. Aus dieser Sachlage aber schließen zu wollen— wie das unsere Unternehmer tun—, daß Deutschland desto widerspenstiger sich verholten dürfe, weil die Engländer unter allen Umständen die alte Arbeitszeit wieder einführen müßten, ist absolut irrig und bedeutet eine böse Derkennung der politischen Derhältniss« Eng- lands. Di« Rückkehr Englands zu oer Arbeitszeit, wie sie vor dem großen Streik von 1926 bestanden hat,, führt über G>> n j\. Jedoch nicht nur in England, auch bei uns in Deutschland ist die Arbeitszeit eine akute Frage, die zur Entscheidung drängt und an der Ruhr im Herbst auch entschieden wird. Daß da» längst übersiändlge Mehrarbeitsabkommen nicht noch einmal verlängert werden kann, wissen Unternehmer und Regierung. Man sollte meinen, daß dieses Wissen ihr« Haltung m Genf beeinflußt, wo. wahrscheinlich zum letzten Male, sich ein« einzigartige Möglichkeit zur Verminderung ungleicher B«l a st u n g von der Arbeitszeitseit« her bietet. Den Borteil dieser Möglichkeit müßten eigentlich selbst Leute einsehen, die noch völlig im Banne nationaler Ideologien stehen. Scheitert nämlich Genf noch einmal durch die Sabotage der Zechenbesitzer, wi« im vergangenen Jahre, dann scheiden sie damit für die bevorstehenden deutschen Arbeitszeltverhandlungen internationale Vergleiche von vornherein selber aus. Wie bedrohlich im übrigen die sozialen Spannungen in den Bergbaugebielen inzwischen geworden sind, zeigt der jüngste Bergarbeiterstreik in den innerpolnischen Revieren von Dombrowa und Krakau . wobei es bereits zu Blutvergießen gekommen ist. Wenn man serner die Diskussionen auf den kürzlich abgehaltenen Verbands- tagen der belgischen und französischen Bergarbeiter be» trachtet, so kann keinem Einsichtigen die Gefahr verborgen bleiben, die bei einer weiteren Verschleppung des internationalen Kohlenproblems droht. Dej ardin, einer der führenven Köpfe der Bergarbeiterinternationale, hat sie den Unternehmern gegenüber so formuliert: „Ihr habt jetzt zu wählen zwischen Vernunft und Ausbruch der Masseuverzweiflung! Eine soziale Schlagwetterkatastrophe aber wird dann schwerlich auf den Bergbau beschränkt bleiben.- Sie bedeutet ollgemeine Zersetzung. Die diesjährigen Genfer Lrbeitszeitberatungen stellen den letzten Versuch dar, auf dein Wege der Bernunst ein Stück voran zu kommen. Di« Marschrichtung dafür hat die Zehnte Völker- bundsoersammlung 1929 in einer Entschließung angegeben, die in Anerkennung der großen Dringlichkeit der internationalen Kohlenfrage sozialpolitische und wirtschaftliche Lösungen anregte und damit auch den Anstoß für die Inangriffnahme der Arbeitszeitrege- lang im Kohlenbergbau durch die Internationale Arbeitsorganisation gab. Die Zweigleisigkeit dieses Weges hat jedoch unverständlicher- weis« zur Folg« gehabt, daß die Wirtschaftsorganisation des Völkerbundes. die schon vordem durch eingehende Untersuchungen und Sachverstän- digenvernehmungen nützliche Vorarbeit für eine großzügige Kohlen- wirtschastsverständigung geleistet Halle, seitdem kurz getreten hat, angeblich um die Ergebnisse der Zlrbellszeitverhandlungen abzu- warten. Das lag gewiß nicht im Sinne der Bölkerbundsentschließung und war auch sachlich nicht gerechtfertigt. Die Arb�itskonfe- r« n z von 1930 hat das— bemerkenswerterweise mit den Stimmen der Regierungen und der Unternehmer— einstimmig zum Ausdruck gebracht, als sie die Wirtschoftsabteilung des Völkerbundes auf die Möglichkellen zum baldigen Abschluß eines Wirtschaftsabkommen» hinwies, und zwar:„unabhängig vom Wert der Internatio- nalen Arbeitsorganisation". Außer«in paar unverbindlichen Rede- Wendungen des Italieners Li Nota, der gegenwärtig den Vorsitz im Wirtschaftstomitee führt, ist auch daraufhin nichts erfolgt, wiewohl die Mllgüedsstaaten der Arbeitsorgantsation. die das beschlosien
haben, dieselben sind wie die Völkerbundsstaaten, die im Wirtschost»» komitee vertreten sind. Eine solche Zwiespältigkeit innerhalb der Völkerbundsorgaue führt zu nichts Gutem. Die Bergarbeiterinternational« hat immer wieder Anstrengungen gemacht, den festgeklemmten Genfer Kohlenwagen flott zu bekommen. Sie hat jetzt eine außerordentliche TagungimIuliin Aussicht genommen, um die unterbrochenen wirtschafllichen Kohlenarbeiten des Völkerbundes wieder in Gang zu bringen. Die deutschen Bergbauunternehmer machen schon sell einiger Zeit in ihren Organen dagegen mobil und suchen die einzelnen Reichsressorts gegeneinander auszuspielen, ja sie verlangen sogar, daß das Auswärtige Amt (!) die Sache in die Hand nehme. Damit wäre— bei oller Anerkennung der hohen außen- politischen Bedeutung einer vernünftigen Kohlenverständigung— zunächst nicht viel zu gewinnen. Di« bisherigen Erfahrungen und gerade die letzte Genfer Zolldebatt« beweisen, wi« wenig man mit einer allzu diplomatischen Behandlung international«?
Wirtschaftsfragen erreicht. Darauf kommt es den Unter« nehmern ja auch nicht an. Sie verstehen die Sohlenverständiguug als Errichtung eines privatwirlschastlicheu internationalen Sohlenmonopol,, das nicht ein Element der Stabilität, sondern der ständigen sozialcu und poNlischen Unruhe werden würde. Aber selbst das werden sie in dem außerordentlich kostspieligen und den Inlandsmarkt schädigenden KampfderQuotenundKon- tingente nicht fertigbringen. Demgegenüber bleibt die dringliche Aufgabe bestehen, die Linie, die von den Bergarbeitersachoer ständigen im Jahre l929 aufgezeigt worden ist— übrigen der einzige positive Vorschlag, der überhaupt vorliegt—, weller zu verfolgen, um so zu Lösungen zu gelangen, die unter Wahrung der Arbeiter- und Konsumenten- interesien der internationalen Kohlenwirtschast zu dem sozial, wirt- schaftlich und kohlentechnisch gleichermaßen erforderlichen Gleich» gewicht zu verHelsen. Das geht nicht ohne den Völker- b u n d, von dem ja die Internationale Arbeitsorganisation ein Teil ist. Genf hat jetzt«ine Bewährungsprobe abzulegen, von deren Ausgang die Einstellung eines großen TeUs der Arbeiterschaft zum Völkerbund abhängt. Deshalb reicht die Bedeutung der jetzigen Arbellskonferenz weit über das Sozialpolitische hinaus, wie so auch der Ausgangspunkt dieser Aktion in der wirt- schaftspolitischen Eben« des werdenden Europa » gelegen ist. Dr. Berger. Bochum .
Ganierungsarbeit in Wien . Günstigere Lage nach der Gründung de« aosiändischea Stühvngskonsoriiums. Di« Situation in Wien , die nach den starten Kreditabzügen ausländischer Gläubiger bei der Credit anstatt am Drenotag ein« recht prekäre Lage geschaffen hall«, hat sich am Mittwoch wesentlich gebessert. Wie wir in der gestrigen Morgenausgab« bereit» berichteten, hat sich in London mit Zustimmung de» englischen Roten- bankpräsidenten und unter Beteiligung de» Londoner Groß- bankiers Lionel Rothschild ein Konsortium gebildet, da» seine Aufgabe nicht nur in der Wahrung der Interesien brillscher Glau- biger, sondern zugleich in einer wirksamen Stützung»- a k t i o n bei der österreichischen Credllanstall sehen dürfte. Jedenfalls hat die Gründung diese» Konsortium» gestern berett» zur Foig« gehabt, daß die Kreditabziehungen der Da« lutagläubiger sich am Mittwoch nicht mehr fortgesetzt haben, so daß damit die wesentlichste Störung bei den Samerungsarbetten beseillgt ist. Nach Wiener Meldungen nehmen die Verhandlungen der Credit- ansiall mit diesem Stillhaltekonsorllum, die in erster Linie auf die Ueberbrückung des Mai-Ultimo» abzielen, einen günstigen Fortgang. Allerdings haben die ausländischen Gläubiger an die Belassung der Dalutakredite die Bedingung geknüpft, in die Verwaltung der Credllanstall«wen Vertrauensmann zu entsenden. Vermutlich wird dies der Dtrekwr der Amsterdamer Lank van He»gel sein. Ferner fordern die ausländischen Gläubiger, daß der österreichische Staat für diese Kredit« dieAusfallgaranti« übernimmt. Wenn es dieser unter englischer Führung stehenden Banken- gruppe gelingen sollte, alle ausländischen Valutagläubiger der Credll- anstatt zum„Stillhalten" zu bewegen, so wäre das bei der Meng« dieser Gläubiger eine große Leistung. Ob die» allerdmg» auch bei den amerikanischen Gläubigern durchzuführen ist, erscheint zweifelhaft, da in amerikanischen Finanzkreisen die Ver- stimmung über den gänzlich unerwarteten Zusammenbruch der größten österreichischen Bank um so größer war, al» der lellend« Direktor des Unternehmens, Pollack, noch vor ganz kurzer Zeit neu« Kredite in USA . nachsuchte, ohne die tatsächlich« Lage des Unternehmens auch nur im geringsten anzudeuten. Di« Ve- teiligung deutscher Banken an der Stillhalte- und Stützung». oktion, die etwa 100 Millionen Schilling an neuen Krediten er- fordert, dürfte sich auf etwa 13 Millionen Schilling belaufen.
Verschwundene Arbeiierkaufkrast. Weitere« scharfe« Absinken der Wochenumsatz« im Konsum. Di« Wachenumsätze der deutschen Konsumgenossen» s ch a f t e n. die jetzt für die Zell vom 6. April bi» 2. Mai oer- öffenllicht werden, zeigen in noch schärferer Form al» im März da» unaufhaltsame Abgleiten der Masienkaufkraft. So wird der Wochenumsatz de» Z e nt ra lv« r b an d e» deutscher Konsumvereine j« Mitglied mtt«,70 V. gegen 7,40 M. im März angereben, während im April vorigen" Jahres noch jedes Mitglied je Woche 8,78 W. und im April 1929 sogar noch 8,90 M. umsetzte. Der Rückgang gegenüber dem gleichen Monat des Vorjahres beträgt also 23,7 Proz. Bei den einzelnen R e v i s i o n» oe rb ä n d« n zeigt sich die gleich« Entwicklung. So weist Bayern mtt einem durchschnitt- liehen Wochenumsotz von 6,58 M. je Mitglied im April«inen Stück- gang von 20,? Proz. gegen April 1930 auf, Mitteldeutsch land einen Rückgang von 20,6 Proz., Ostdeutschland von 23,3 Proz., Rheinland -Westsalen von 18,9 Proz., S ch l e- s i e n von 21,1 Proz. und Thüringen von 24,6 Proz. auf. Am schärfften ist der Umsatz in Nordwestdeutschland mtt einem Rückgang von 29,1 Proz. und in Sachsen mit 31,5 Proz. zurückgegangen. Verhältnismäßig am günstigsten haben S ü d w« st- deutschland mit einem Rückgang von 12,2 Proz. und Würt- t e m b e r g mit einem Rückgang von 8,5 Proz. abgeschnitten. Diese Entwicklung der durchschnittlichen Wochenumsätz« beweist, daß die Grundlage der Güterversorgunr bei den Konsumgenassen- schasten des Zentralverbondes um so mehr geschmälert wird, je länger die Krise in Deutschland anhält.
Gchuhexport bleibt stark. Von Januar bis April S Millionen M. Ausfuhrüberschuß. Die jetzt für den Monat April vorliegend« Außenhandelsbilanz der deutschen Schuhindustrie weist eine Einfuhnnenge von 54152 Paar auf, wo» gegenüber dem gleichen Monat de» Bor- jahres«inen Rückgang um 41,5 Proz. bedeutet. Der Export von Lederschuhen blieb auch im Berichtsmonat sehr stark. Er stellte sich auf 370 699 gegen 387907 Paar« April 1930, ist also»« 42» Proz. gesunken. Dieser verhällms-
mäßig geringe Ausfuhrrückgang beweist, daß die deutsche Schuh- industrie trotz de» ollgemein gedrosselten Bekleidungs» k o» s u m» in der Welt ihren Ausfuhrstand gut behaupten konnte. Dies zeigt sich auch in dem Ergebnis der vom Januar bis April durchgeführten S ch u h e x p o r t«. die mit 1,37 gegen 1,42 Mit- lioneo im Vorjahr insgesamt nur um 4 Proz. niedriger gewesen sind.— Einem Einfuhrwert von 2,61 Millionen steht von Januar bis April ein Exportwert von mehr als 11,6 Millionen Mark gegenüber, so daß die Außenhandelsbilanz der deutschen Schuh- industrie in den ersten vier Monaten dieses Jahres einen Export- Überschuß von 9,03 Millionen Mark ergibt.
Weliirust für Vleististe. Die drei bedeutendsten Firmen der Dleistiftindustri« der Well planen, sich zusammenzuschließen. Es find dies: A. W. Faber Castell -Bleistift-Fabrik A.-G., Stein bei Rürn- berg: Bleistiftfobrik vorm. Johann Faber A.-G., Nürnberg , und Koh-i-noor-Bleistiftfabrit L. u. E. Hardtmuth, Budweis . Diese Firmen führten bisher eiven erbitterten Konkurrenzkampf gegeneinander. Jetzt wollen sie zur Verminderung der Lagerhaltung, zur gemeinsamen Bearbeitung de» Exports, Aufstellung eines Fabrikationsprogramms, ihre Unter» nehmen in einer Dachgesellschaft zusammenfassen. Dies« wird auch die Tochtergesellschaften der bisher selbständigen Unternehmen in Krakau , in Hermann st adt(Rumänien ), in S a o Carlos (Brasilien ) und in W i l m i n g t o n(USA .) aufnehmen Natürlich wird sofort verbrellet, daß keinMonopol und keine Preistreib«» reien beabsichtigt seien. Die Konsumenten erinnern sich schmerzlich, daß das Gleiche bei Gründung des Linoleum-Trusts gesagt wurde. Nähere» über die Organisation des Trusts ist noch nicht bekannt: aber man will wissen, daß die Kapitalisierung in Schweizer Franken erfolgen und der Sitz des Unternehmens in der Schweiz sein soll. Das wäre dann ein neuer Beweis dafür, wcks die deutschen Kapitalisten unter praktischem Patriotismus verstehen!
Ein weißer Vobe. Millionär fordert höhere Vermögenssteuer. E» gehört sicher zu den größten Raritäten, daß Steuer- zahl«? von sich aus den Staat animieren, ihnen höhere Steuern abzuknöpfen. Eine einzigartige Ausnahme aber dürfte es wohl sein, wenn dies Millionäre und Wirtschaftsführer tun, wie dies jetzt au» den Vereinigten Staaten gemeldet wird. Danach hat der Senator James Couzon, einer der reichsten Männer der Vereinigten Staaten , vorgeschlagen, die Steuer für die großen Der- mögen und großen Erbschaften so zu erhöhen, daß der Staat jähr- lich« Mehreinnahmen von über eine Milliarde erzielen könnte. Der Senator hofft, daß mit seinem Vorschlag das D« f i z i t im amerikanischen Budget ausgeglichen werden könnt«. Der deutsche Staatshaushalt leidet noch well mehr als der amerikimisch« unter einem chronischen Defizit. Man würde aber vergebens darauf warten, daß einer von unseren deutschen Millionären und Wirtschaftsführern sich öffentlich bei der Regierung für Heraustchraubung der Erbschofts- und Vermögenssteuer einsetzt. Wahrscheinlich würde der brave Mann, der sich in Deutschland hierzu aufschwingen würde, von seinen Älassengenossen wie von seinen Erben al» ein»ölltg unzurechnungsfähiger Narr erklärt «erden.
Agrarstatistik. Sine Arbeit de« Landwirtfchastsrate«. Die Preisberichtstell« des Deutschen Landwirtschaftsrates ver- öffentlicht soeben ein Agrar statistisches Handbuch(604 Sellen, Deutsche Verlagsgesellschast in. b. H., Berlin EW. 11), das um so mehr begrüßt werden wird, als hier zum ersten Mal« das Zahlenmaterial für die Weltprobleme und Weltzusammenhänge der Agrarwirtschaft zusammengestellt ist. Für jedes Teilgebiet wird ein Ueberblick gegeben: danach die Zahlen für Produktion und Absatz, Preise, Organisationswesen usw. für Deutschland und die wichtigsten oußerdeutschen Länder Sehr eingehend ist der Außenhandel berücksichtigt worden: die Zahlen für Ein- und Aussuhr werden in der Aufgliederung noch Einsuhr. und Aussuhrländern gegeben. Folgende Hauptgebiete sind in der Deröfsentlichung erfaßt: Brotgetreide, Futtergetreid«. Kartoffeln, Erzeugnisse de» Obst- und Gartenbaues, Vieh und Vieherzeugnisie, Milch und Molkereierzeug» nisie, Flechtweiden. Auch sonst ist die Preisberichtstelle dabei, ihre Ermittlungen aus» zudehnen und zu vertiefen. Don 30 000 Landwirten fordert sie reget- mäßig Fragebogen ein. Jetzt sucht sie möglichst umfassend die Preis«, die der Erzeuger erhält, zu ermitteln. Es sind nämlich große Preisunterschiede für Produtte gleicher Qualllät, gleicher Frachtparttät zu» gleichen Zeitpunkt festgestellt worden. Erst bei Borkte gen umfasiender Richtziffern wird«ine erfolgreiche Ve- ratung der Landwirte für Produktion und Absatz möglich fem.