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Ziele der Berufsschule.

Preußischer Berufs- und Fachschultag.

Altona  , 29. Mai.

Anläßlich des preußischen Berufs- und Fachschultages hielt der preußische Minister für Handel und Gewerbe, Schreiber, in Altona   einen Vortrag über die Ziele und Wege der beruflichen Bildung. Der Borsigende Sielaff richtete im Anschluß an die Ausführungen des Ministers einen Appell an die Gewerbelehrer, Mitkämpfer zu sein für den neuen Bildungsweg. Darauf schloß sich ein Rundgang durch die Ausstellung Im Hause der Jugend" an. Die Ausstellung steht unter dem Thema ,, Die Schulwerkstatt als Bildungsmittel in der Be rufsschule". Zum ersten Male ist es gelungen, dieses Thema durch Bildwerk, Statistik und Unterrichtsarbeitsergebnis in einer anschau­lichen Form zu behandeln. Aussteller sind 16 preußische Städte. Gezeigt werden die Einrichtungen der Werkstätten, die Aufgaben, die die Werkstatt zu erfüllen hat und ihre Beziehungen zu den anderen Unterrichtsfächern, die Methode, die zur Lösung der Aufgabe führt. Weiter werden Rostenaufstellungen über Einrichtungen und Er­haltung der Werkstatt gegeben.

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Preußischer Rektorentag..

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Am Mittwoch und Donnerstag tagte in Königsberg   die Haupt­versammlung des Preußischen Rettorenvereins, die alle zwei Jahre stattfindet. Nach der im Jahre 1927 in Köln   abgehaltenen Tagung war für die diesjährige Tagung Königsberg   als Kongreßort vor­gesehen.

Nachdem am Mittwoch interne Besprechungen stattgefunden hatten, leiſteten die Rektoren einer Einladung der Stadtverwaltung zu einer Hafenrundfahrt Folge. Am Abend vereinigten sie sich zu einem Beisammensein in den Räumen des Blutgerichts. Der Donnerstag war der eigentlichen Hauptversammlung gewidmet. Nach der Eröffnungsansprache des ersten Vorsitzenden, Luche Berlin  , wurden die Tagungsteilnehmer von dem Regierungspräsi denten, dem Stadtschulrat und einer Reihe von Vertretern befreun deter Organisationen begrüßt. Einstimmig wurde eine Kundgebung angenommen, in der die preußischen Rektoren den vom Reich ge­trennten Brüdern die Treue zu wahren geloben. Alsdann hielt Professor Scheibner von der pädagogischen Akademie Erfurt   einen Vortrag über das Thema Der Arbeits­schulgedanke in der freien geistigen Tätigkeit in der kritischen Auseinanderseßung". Den zweiten Bortrag der Hauptversammlung hielt der Borsigende des oft­deutschen Heimatdienstes Allenstein  , Schriftsteller Max Worġizle, über das Thema Grenzland Deutschtum und Grenz­landschule". Am Abend vereinigte ein vom Königsberger  Rektorenverein gegebener Unterhaltungsabend die Tagungsteil. nehmer. Den Abschluß werden am Freitag Fahrten auf die Kurische Nehrung   und an die Samlandfüste bilden.

David Baer gestorben.

An den Folgen eines Schlaganfalls ist der Seniorchef der be fannten Berliner   Firma Baer Sohn A.-G., David Baer, plöglich gestorben. Baer   gehörte seit Jahrzehnten der Sozialdemokratie an. Man darf dem Toten nachsagen, daß er stets in vorbildlicher Weise bemüht war, die Not der Armen zu lindern. Aus fleinsten An­fängen hat David Baer seine 1890 gegründete Herrenbekleidungs­firma zu einem großen Unternehmen entwickelt. Der Tod des rüftigen Geschäftsmannes, der zuletzt noch als Präsident des Detaillistenverbandes der Bekleidungsindustrie Groß- Beriin hervor. ragend wirkte, ist tief zu beklagen. Am letzten Montag hatte David Baer bei einem Unfall starte seelische Aufregungen, die bald darauf zu einem Schlaganfall führten. Ein zweiter Schlaganfall machte dem arbeitsreichen Leben David Baers dann ein Ende.

Die goldene Motte" im Lustspielhaus.

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Die Probleme der Ostsee  

Auf dem 24. Deutschen Geographentag

Danzig, 29. Mai.

Unter der Teilnahme von fast 800 Gelehrten aus dem Reich und dem benachbarten Ausland fand vom 26. bis 28. Mai in der Freien Stadt Danzig   der 24. Deutsche   Geographentag statt. Der Kongreß, mit dem der Deutsche Geographentag zugleich sein 50jähriges Bestehen feiern fann, wurde mit einer Ansprache des Vorsitzenden des Zentralausschusses, Prof. Dr. Friederichsen Breslau, eröffnet.

Die Wahl des ersten Themas Die Ostsee   und ihre deutschen Küstenländer" hatte den der polnischen Regierung nahestehenden Ilustrowany Kurjer Lodzienny" veranlaßt, von antipolnischen Provokationen unter wissenschaftlichem Bormand" zu schreiben und zu einem gleichzeitig in dem 14 Kilometer von Danzig  entfernten Gdingen   stattfindenden polnischen Geographentag einzu­laden, der das gleiche Thema behandelte. Dieser Zwischenfall ist symptomatisch für die Atmosphäre des Hasses, die im Osten herrscht. Zu verhindern, daß das Pulverfaß im Osten eines Tages explodiert,

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ift dringende Aufgabe aller Sozialisten und Friedensfreunde. Prof. Dr. Braun Greifswald   behandelte die Entmid tungsgeschichte der Ostsee   und die Schwankungen des Landes in Nordeuropa  . Während der Eiszeit hat sich unter dem Drück des Eises im Norden Europas   eine Sentung gebildet, an deren Rande sich Schmelzwasser ansammelten. Dieser Baltische Eissee" hat das sübliche Ostseebecken ausgefüllt und zeitweise mit dem offenen Meer in Verbindung gestanden. Durch Hebung des vom Eise be freiten Landes bildete sich ein Süßwassersee, die deutsche Küste fag damals füdlich von Bornholm  . Durch immer stärkere Hebung des Landes im Norden wurde das ganze Gebiet bis zur heutigen Ostsee­füfte mit Wasser ausgefüllt. Dieser Vorgang erfuhr noch dadurch eine Beschleunigung, daß Sund und Belte fich als Wafferstraßen füfte öffneten und das Schmelzwasser des Eises aus dem Dzean in die Ostsee   brachten. Außerdem wirkte aber auch eine tektonische Be­Der Direktor der Hamburger   Seewarte, Prof. Dr. B. Schulz, machte interessante Ausführungen über Fischereifragen. Er teilte mit, daß durch zu starke Befischung der südlichen Ostsee der Fischbestand sehr nachgelassen habe. Im April dieses Jahres tam es zu einem internationalen Abkommen zwischen Dänemark  , Danzig  , Deutschland  , Schweden   und Polen  , daß die Schonung der Schollen- und Flunderbestände bezweckte. Es ist Aufgabe der Internationalen Kommission für Meeresforschung, die wissenschaft lichen Grundlagen für eine gesunde Fischwirtschaft zu schaffen. Der Leiter des Danziger Staatsarchivs, Dr. M. Rede, be

wegung mit.

Piccard.

ibA 118d während noch die kleinen Hirne

Sturer Bölferhaß verkleistert, Hat den Vorhof der Gestirne Schon der erste Mensch gemeistert. Unten lagert bumpfer Schimmel, Patrioten steh'n verbissen. Droben ist der Weg zum Himmel Schon ein Stückchen aufgerissen, Nationale Ladenhüter Werden sauer aufgestoßen Und schon brechen Grenzen nieder In dem Reich des Grenzenlosen.

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Ja, der Mensch braucht Abenteuer, Doch nicht die der Landsknechtsphrase, Sondern die am Weltschifffteuer: Wagnis auf der Sternenstraße! Hoch hinauf zum Raum der Räume Hat das Gas Biccard gezogen Und die alten Menschenträume Waren ihm vorangeflogen.

K

Hans Bauer,

Nestroys Lumpazi- Vagabundus  ".

Das neue Stück des Lustspielhauses ist nach dem traditionellen Operettenschema gebaut. Eine Liebesgeschichte mit der tragischen Ver wicklung gegen den Schluß, die sich dann zu allgemeiner Be­friedigung auflöst. In der Goldenen Motte" von Porbes­Milo und Kempner hoch städt handelt es sich um einen Bühnenstar, der sich einen Herzog und einen Bankier als Liebhaber hält, aber von der wahren Liebe gepackt wird, als er einen jungen und selbstverständlich armen Dichter tennenlernt. Das umstürzend Neue an dem Lustspiel besteht darin, daß diese tragische Verwicklung nicht wie üblich am Ende des zweiten Aktes, sondern erst im dritten erfolgt. Da droht der Diva der endgültige Verlust des Geliebten, und der lodere Ton des Lustspiels wird an dieser Stelle dramatisch und geschwollen. Im übrigen ist die Ideenarmut der Handlung fo groß, daß sich die Verfasser gezwungen sehen, einige Gefangstegte einzu legen, in denen Von einer Nacht mit dir allein" und so ähnlich die Rede ist. Bublikum und Schauspieler benehmen sich am beißen Bremierenabend nahezu heroisch. Die Darsteller spielen in bester Laune und die Zuschauer quittieren jeden der mageren Witze mit dankbarem Gelächter. Lori Leur, die goldene Motte, schlägt diesmal die feffe Note an. Salange sie auf der Bühne steht, teilt fich ihre aufgefragte Stimmung ihren Partnern und dem Publitum mit, wobei sie vor allem von dem immer noch gelenligen Ferry Sifla unterstützt wird. Der junge Geliebte John Hendrik  - Stadt bel. verfügt über eine sympathische Stimme, vergreift sich aber ab und zu im Ton, indem er eine Oktave zu tragisch wird.

Dgr.

Das erste deutsche Filmtheater in den Vereinigten Staaten  . Die Ufa   hat gestern abend das von ihr übernommene Cosmopolitan Theatre in New Yort als eigenes New- Yorker Heim feierlich er­öffnet. Dieses erste deutsche Filmtheater in den Bereinigten Staaten it bazu beſtimmt, eine bleibende Stätte zur Pflege beutscher Film funft zu werden. Der neue Jannings- Film ,, Der große Tenor bildete nach zahlreichen Ansprachen den fünstlerischen Teil des Abends.

Eine Jeanne- d'Arc  - Ausstellung in Rouen  . Im Museum von Rouen   findet zur Feier des 500. Todestages der Jungfrau von Orleans   eine Ausstellung statt, in der einige der wichtigsten Reliquien zu sehen sind. Die Ausstellung enthält u. a. einige Briefe, die das Zeichen der Jungfrau tragen, die umfangreichen Prozeßhandschriften und das von Pierre Cauchon   unterzeichnete Todesurteil, somic ein Bild Johannas, das Rubens zugeschrieben wird.

Toscanini dirigiert beffimmt in Bayreuth  . Die Leiterin der Bayreuther Festspiele  , Frau Winefred Wagner, erflärt auf Anfrage, daß Toscanini bestimmt im Rahmen der diesjährigen Bayreuther Festspiele   alle Barsifal". und Tannhäuser  " Aufführungen diri­gieren werde.

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Walter Kirchhoff.   der har 25 Jahren in den Verband der damaligen Hofoper eintrat, absolviert Dienstag ein Ehrengaftspiel als Tristan und verabschiedet sich gleichzeitig an diefem Abend von der deutschen   Opern bühne Tie folde" fingt Frieda Leider   erstmalig nach ihrer Amerika­Tournée.

Das Kupferflichkabinett( im Neuen Museum  ) ist jetzt, wie von vielen, Eeiten gewünscht wurde, am Mittwoch und Freitag auch von 3-7 Uhr

geöffnet.

In der Bolfsbühne.

handelte die voltertundlichen Fragen des Ostseegebiets. In den ältesten Zeiten war das Ostland von germanischen Stämmen bewohnt, während der Völkerwanderung gingen große Veränderun gen vor sich, bedingt durch die Züge der Widinger und schwedischen Normannen. Damals haben rege Handelsbeziehungen selbst mit dem Orient bestanden. Nachdem Dänen und Engländer starken Einfluß ausgeübt hatten, setzte mit den Hansegründungen der Siegeszug des deutschen   Kaufmanns ein. Dann hat sich ein slawisches Zwischen­stück gebildet, und durch Eingreifen der Schweden   begannen die Kämpfe um den schwedischen Einfluß im Ostseegebiet. Heute gehört das Ostseeland fünf verschiedenen Staaten und eine Ruhelage ist noch nicht eingetreten.

Privatdozent Dr. Hartnad Greifswald   sprach in seinem Referat über Ost pommern, den eigenartigen Rest weftslawischen Volkstums, der sich als Kaschuben in Pommern   erhalten hat. Ueber Ostpreußen   sprach Prof. Dr. A. Schulz- Königsberg, dessen Ausführungen über das Deutschtum Ostpreußens   nicht dadurch über zeugender wurden, daß sie in übertrieben nationalistischer Form, ftatt mit der nötigen wissenschaftlichen Objektivität vorgebracht wurden.

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Als zweiter Verhandlungsgegenstand war Danzig   und fein Hinterland" gewählt worden. Prof. Kreuzburg. Danzig   hielt den einleitenden Vortrag, in dem er schilderte, mie seit dem 12. Jahrhundert immer weitere Gebiete in den Bereich des Danziger Hinterlandes einbezogen find. Im Mittelalter hat sich Danzigs   Hinterland bis weit über die Weichsel   hinaus im Innern Rußlands   ausgedehnt. Durch die Lösungs Danzigs   vom Reich hat das Hinterland Danzigs   eine starte Einengung erfahren. Dr. Quade Danzig   referierte über den Danziger Hafen  , in dem in den legten Jahren die modernsten Umschlagseinrichtungen ge­schaffen feien. Außerhalb der Tagesordnung hielt sodann Dr. Peiser, der Wirtschaftsreferent beim Senat der Stadt Danzig  , einen öffentlichen Vortrag über Danzig   und Gdingen  ". Mit der Abtrennung Danzigs   sei zugleich die Verpflichtung verbunden ge= mesen, den Hafen auszubauen. In den ersten Jahren habe der Danziger Hafen an Bedeutung gewonnen. Der Kohlenumschlag und Holzerport sei start angeschwollen. Die Einfuhr habe sich nicht in dem Maße entwickelt. Nach der Modernisierung des Hafens, die 30 Millionen Gulden gekostet habe, begann der Pulsschlag des Hafens langsamer zu werden. Die Ursachen dafür seien nicht allein in der Wirtschaftskrise zu suchen, sondern auch im Ausbau des polnischen Konkurrenzhafens von Gdingen  , der dicht bei Danzig   liegt. H. Grönewald.

und nichts anderes sein wollen, diese drei Hauptpersonen, die den Monarchen der Sparsamteit und Spießigkeit zur Abdankung zwingen, find reinstes Alt- Wiener Geblüt. Der Neu- Wiener Kub, schon durch Spreemasser ins Berlinische umgetauft, ändert daran nichts. Er wirft nicht tomisch, sondern nur entwaffnend kindlich und leider auch unsinnlich und langweilig.

Außerdem nimmt der jetzt in die Neugierde der Theater­reformatoren hineingeschmemmte junge Regisseur Rabenalt ben Jug wie ein Trauerspiel. Es ist nicht seine Schuld, daß sein Stromerkleeblatt, dargestellt von Speelmans, Busch und Gretler, in allen Dialetten zu Hause ist, nur nicht in dem entzückenden wienerischen. Aber Rabenalts Schuld ist es, daß die Boffe geschleppt und gedeht und großmäulig gedeutelt und auf­geblasen wird. Spielen die Hauptpersonen aufeinander los, dann steht oder hodt stets zwischen ihnen das gemeingefährlichste Zauber­poffengespenst: die Langeweile.

Nur wenn Edward Suhrs famose Bühnenattrappen an­rollen, nur wenn Mackeben, der prächtige und wild pulsierende Pianist, seine Begleitmusik taktiert oder selber dirigiert, kommt etwas Leben.

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Sonst die Sommerposse der Boltsbühne brachte nicht die Erfrischung, die in diesen verfrühten Hundstagen und Krisentagen nötig wäre. M. H.

" Die Hose."

Theater in der Klosterstraße.

B

Die Grammatit fämpfenden Sprache, er entdeckt ihre ins Grotesfe von der Sprache aus, von dieser verkrampften, zerhackten und gegen gehende Komik und stilifiert hierauf auch die Menschen, die, von Sternheim   in zeichnerischer Manier entworfen, nur zuckender Umriß sind. Man kann heute Die Hose" kaum noch auf breite, naturali­stische Grundlage stellen, denn der Bruch zwischen der Inszenierung

Hans Behrendt  , der vor ungefähr drei Jahren ,, Die Hose" Die Wiener Polizei spionierte die Bürger fleißig aus. Die Alt- führt nun die Bühnenregie der Sternheimschen Komödie. Er geht als stummen Film mit Werner Kraus und Jenny Jugo   inszenierte, wiener Spigel denunzierten an Metternichts Gnaden alles, was die Wiener aßen, tranten, lafen, fannegießerten, liebten und anbeteten. Trotzdem ging den Caféhausstammgästen der Humor niemals aus. Es herrschte gegen Realtion, gemilbert durch Schlamperei, eine herrliche Staatsbürger. und Spießeratmosphäre für Leutchen, die freudig zum Herrgott hielten und besonders gern ihre Komödianten und Theaterdichter bejubelten. Dabei waren die Wiener   Dichter meistens sehr melancholisch und zum Selbstmord geneigt. Nichts­destoweniger wuchsen die Theatertalente an der blauen Donau   immer wieder nach, und sie trugen unermüdlich zur Erheiterung der

Johann Nestroy   war unter diefen Glücksstieftindern einer von den genialsten. Er war bald ein Magnet der Kaffe und balb der Liebling der Pfändungsbeamten. Er war ein Bossenreißer vom alten Schlag und doch im Bormärz ganz modern. Er schlängelte sich zwischen den Fängen der Zenjur äußerst geschickt durch und spuckte der Polizeimeute manche Giftpille in die schöne, fette, berühmte

Wiener Nockerlsuppe. Als ein Prinzipal des Bolksstücks beherrschte er das Borstadttheater. Der Durchschnitt, den er durchbrach, auch die Herzen, die er öfter brechen wollte, als er fonnte, seine Wißigkeit, seine ewig behauptete Boltstümlichkeit, seine unerschöpflichkeit, all diese wundervollen Theatertugenden, brachten ihn auf die Nachwelt. Man soll ihn spielen, wie man ihn heute auch noch gern spielt, denn er ist faum veraltet, wenigstens nicht so veraltet, daß er es nötig hätte, von Anton Kuh   literarisch gesteinacht zu werden.

Stub mertt gar nicht, daß seine Verjüngungsoperation die sadistischste Roßtur an einem träumerischen Boltsgenie ist. Kuh ift stolz darauf, daß er ein ganz untaugliches Objekt für seine Literatenmarotte mit erschütternder Kindlichkeit malträttert. Wäre Kuh ein fluger Mann, er müßte sich bald sagen: Nestroy   vertrug sich ganz gut mit seiner Zeit. Nur dann, menn es dem Alt- Wiener Genie schlecht ging, dachte Restroy daran, daß es tausend armen Hunden auch beffer gehen müßte. Was also Kuh in Nestron hinein­gedichtet und hineingereimt hat an modernen Couplets und fleinen Efelsfußtritten gegen das bescheidene Heute, das ist wiederum nur Gelegenheitsmacherei, das ist nur sozialer Jur. Es ist übrigens auch im Terte gründlich mißlungen und nur verschimmelten Kabarett schmusereien und geistigem Kleinkapitalismus nachgeäfft.

Die drei liederlichen Brüder, die ihr großes Los verludern, ver­faufen und sonstwie verplempern, die wieder Bagabunden werden

und dem Stil dieser Komödie wäre zu offensichtlich. tellettualität geboren, treibt die Figuren ins Extreme, sucht gewiffer­Sternheims Bürgerhaß, aus einer falt- leidenschaftlichen In­maßen ihren Extrakt. Sie sind Ueberfpizungen bestimmter Eigen­schaften, Typen sturriler Prägung, aus einer Idee stammend und nicht aus dem Leben. Die Wirklichkeit wird erst nachträglich an­geklebt. Die Hofe", dieser Sturm im Wasserglas um eine verlorene Frauenhoje, ist eine Groteste des Alltags. Sternheim   nimmt Elemente der Wirklichkeit, jongliert mit ihnen und setzt sie neu zu­fammen. Er sammelt die Dummheit, die Verschrobenheit, die Lächerlichkeit in einem Brennglas, und diese Momente arbeitet Hans Behrendt   in seiner Inszenierung flar heraus. Er geht denselben weg wie Sternheim  .

Monomanen stehen auf der Bühne, die ihre Wünsche, ihre Ge­danken herauszischen und toben. So gerät das Terzett der drei Männer im dritten Att fast ins Phantastische. Sonst gute schau­spielerische Leistungen. Kaiser, Sondinger, Meigner, Maria Borchardt und Maria Meißner bilden ein geschlossenes, einheitliches Ensemble.

F. Sch.

Hauptversammlung der Goethe- Gesellschaft  . Zu ihrer 40. Haupt­versammlung trat in Weimar   am Donnerstag die Goethe- Gesell­fchaft zufammen. Weimar   war nur für den geschäftlichen Teil vor­gesehen. Ueber die Weimarer   Weltfeier 1932 wird mitgeteilt, daß die vorgesehenen Gastspiele namhafter deutscher Bühnen in der Ge denkwoche nunmehr als gesichert anzusehen sind. Auch der Ermeite­rungsbau des Goethe Nationalmuseums fann nunmehr in aller Kürze in Angriff genommen werden: Eine Lotterie ist bewilligt, beren erste Ziehung zum Januar 1932 stattfindet. Der Ertrag dieser Lotterie foll auch zum Teil der Erhaltung von Goethes Frankfurter Geburts haus zugeführt werden. Aus dem Jahresbericht geht hervor, daß die verhältnisse nicht ungünstig sind. Goethe- Gesellschaft rund 4000 Mitglieder zählt und daß ihre Kaffen­

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