den Massen übermitteln. Mäder-Leipzig meint«, die Arbeiter wott. ten wissen, wie der Sozialismus aussieht. Die Sozialdemokratische Partei hat es stets abgelehnt, ein Phantafiegebilde zu malen. In den tagelanren Debatten über den Zukunftsstoat hat vor Iahren schon Bebel unsere Gegner wegen dieser Forderung verhöhnt. Wir stehen auf dem Boden der organischen gesellschaftlichen Entwicklung. Wir wollen nicht erst alles niederreihen, sondern die gegenwartigen Verhältnisse vorwärtsentwickeln. Somit können wir immer nur die allgemeine Tendenz der Entwicklung heraus- stellen und müssen uns hüten, auf lang« Sicht hinaus Detailmalerei zu treiben. Was Bieligks Stellungnahme zu Rußland betrifft, so weise ich hin aus die Rede, die C r i s p i e n 1 920 geholten hat, als Criapien und ich von Moskau zurückgekommen waren, wo wir im Auftrag der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei an den Verhandlungen der Z. Internationale teilgenommen hatten. Wir müssen die deutschen Arbeilermassen vor den Zllusionen behüten, daß wir in Deutschland da» russische Beispiel nach. ahmen müßten. Daz wirkt irreführend auf die Arbeiter, wenn man ihnen sagt, wir hätten 1918 auch den Mut haben müssen, das Bürgertum zu ver- Nichten und alles neu aufzubauen, dann wäre eben alles anders bei uns. Wir haben una damals in Moskau mit Tschitscherin unter- halten und Tschitscherin sagte uns, daß man russische Berhältnisse auf Deutschland nicht übertragen könne. Wir haben 1318 auch nicht die Möglichkeit gehabt, di« wirtschaftlichen und politischen Ding« so zu gestalten, wie wir da; für richtig gehalten haben, von den innerwirtschaftlichen und psycho. logischen Möglichkeiten gar nicht zu reden. Ich bitte Sie, das Rese- rat Tornows als Grundlage für die Aufklärung unter den Massen, die aus wirtschaftlicher Angst dem Faschismus nach- laufen, zu benutzen, so wird unsere Agitation von Erfolg begleitet sein.(Lebhafter Beifall.) Ziegler» Breslau : Nach dem ausgezeichneten Referat Tar- nows und den Diskussionsreden kann ich«s mir ersparen, Ausfüh- rungen über die Krisenursachc zu machen. Bei uns in Breslau hat die Krise besonders schwer eingesetzt, wir haben 63 000 Arbeitslose. davon 35 000 beim Wohlfahrtsamt. Jeder dritte Einwoh- ner l«bt von Unterstützung. Ich fürchte, daß in anderen Großstädten die Lage ähnlich ist. Die Stadt Breslau steht vor dem finanziellen Zusammenbruch. Aber was soll werden, wenn die Te- meinden die Arbeitslosen nicht mehr unterstützen können? � Freiwillig werden sie dos Schicksal des allmählichen Verhungerns nicht auf sich nehmen. Trotz aller Propaganda gegen den Sturz der Wiri- fchaftsordnung werden sie eines Tage? handeln, wie 1318 die Kriegs- teilnehmer gehandelt haben und mit den unhaltbaren Zuständen Schluß machen.(Beifall.) Die Stimmung der Massen kann nur feststellen, wer täglich mit den Arbeitskollegen zu tun hat. Was schwankt, da» soll man nicht heilen, sondern stürzen, vernichten. (Lebhafter Beifall.) Wir sind verantwortungsbewußt, aber nicht für Brüning und die Regierung. Wenn ein« Notverordnung Ar- beitslos« und Kranke benachteiligt, dann fragen wir nach den In- teressen der Massen und nicht nach Hindenburg , Brüning und Groener. Pölling -Frankfurt : Bei der Betrachtung der Rede Tornows scheint mir durch eine Aeußerung interessantes Licht auf die national- sozialistische Bewegung zu fallen, das fruchtbare Agitationsmöglich- ketten beleuchtet. Wir müssen den Nationalsozialismus aufgreifen als die erste mlßleilel« Form der sozialistischen Rebellion der kapita- listischen Zwischenschtchien. Wir müssen selbst den Nationalsozialismus sehen als ein E n t w i ck- l u n g s m o m« n t. Trotz aller Verwirrung und Unklarheit vollzieht sich jetzt die seelische Ablösung weiter bürgerlicher Kreise vom Kapita- lismus. Das Kapital verliert seine Massengrundlage. Dem ent- gegenzuarbeiten bleiben nur zwei Möglichkeiten: entweder es rückt non der Demokratie ab, und in der Tat ergeben sich weitere kapita- listische Kreise den Putschstimmen, oder aber der Kapitalismus ver- sucht sich neue' Truppen zu schassen, aber mit 100 Prozent bsirger- lichen Parolen kann er leinen Mann mehr in Bewegung setzen. Di« Heiligkeit d«» Prioatvermogens macht heute keinen Eindruck mehr auf hie Massen. Es ist unser stärkster Triumph gegen den Ratio- nalismus. daß sogar Hitler sich als ein verkrüppelter Enkel-Knirps non Mar� ausgeben muß. Das kleinbürgerliche Plüschsofa wackelt. da? Kleinbürgertum beginnt, dos kapitalistisch« Problem zu begreifen. Die Mittelschichten begreifen die Prolctarisiorung noch nicht als Schicksal. Deshalb suchen sie nach dem Schuldigen, dem Juden, dem Poung-Plan oder dem Morxis- rnus. Oder die ersten Sozialrebellen gehen meist am Richtigen vorbei, treiben historisch Falschmünzerei. Die soziale Tuchfühlung, die das Sleiubürgerlum mU der Ar- beiterNasse genommen hak. muß ihm auch eines Tages politisch bewußt werden. Für diesen Tag brauchen wir ein« Partei von genügender sozialer Weikrcumigkcil. Ich möchte die Freunde von der anderen Schattierung— von Rich- tungen sollen wir ja nicht sprechen— daraus aufmerksam machen, daß die Arbeiterklasse 1907 noch 56 Proz. der werktätigen Bevölke- rung ausmochte, heute aber nur noch 45 Proz. Die rein p r o l«- t a r i s ch e Front reicht nicht au», um mit der Demokratie di« Mehrheit zu gewinnen. Wir brauchen ein« Front- erweiterung. Je tiefer sich der Kapttalismu» im jetzigen Staate in die Wirtschaft hineinfrißt, desto klarer muß die Front der Ar- bettenden gegen den Besitz, gegen die Renten der Schassenden, gegen die Ausbeuter werden. Wer ober wird die neue Massenbewegung führen? Das wird zu einem großen Teil von uns selbst ab- hängen: wir können eme Verwilderung erzeugen, daß die Massen un» entgleiten müssen. Darum keine trügerischen Illu- s i o n e n! Vor ollem nicht der Trug von der letzten Krise de» Kavitalismu». Wenn im Sommer«in besonder« schwere« Gewitter niedergeht, spricht kein naturwissenschaftlich Gebildeter vom Welt- Untergang. Genau so weiß ich, daß dies nicht die letzt« Krise des Kapitalismus ist. 1l«n fort mit dem Trug vom Arbeiterparadie» Rußland . Selbst. wenn der Fünfjahresplan gelänge— drei Fragezeichen am Rande— würde es uns gar nichls bedeuten. Rußland kämpft um die Erweiterung einer unzureichenden Pro- duktion und führt dazu ein« brutale Konsumdrosselung durch. W i r leben in der Ueberdimensionalitat des Produktionsopparates. Unsere Wirtschast hat also eine völlig andere Problematik. Rar keine nncrsüllbaren Versprechungen. Unerfüllte ver- sprechunge» sind da» fürchkerlichste Dynamit für den Block der Arbeiterbewegung, und die oufgepuiverien Radikalinski» von henke sind die veserkeure von morgen! (Lobhast« Zustimmung!) Wir wollen nicht den Elan nehmen, nicht da« Feuer des Sozolismus auslöschen, aber wir wollen keine Der»
wilderung der Geister. Sozialismu» als Traum ist nicht» Neues, er ist 2000 Jahre alt. Was wir wollen und herausstellen müssen, ist der Sozialismus als Wachstum!(Lebhafter, lananholtender Beifall.) «irchner-Bauheo: Die Ausführungen Zieglers hotten etwas Demagogisches. Es wird aber auch ihm nicht gelingen,, jetzt auf einmal bessere Verhältnisse für die Arbeiter herbeizuführen. Ich gehöre nicht nur zu den Leuten, die mit der Arbeiterschaft„Füh- lung" haben, sondern ich bin selbst Arbeiter und gehöre zu den 5 Millionen Erwerbs- tosen, sogar schon seit 51 Jahren, aber trotzdem wache ich mir keine Illusion, daß man in der Lage wäre, von heute auf morgen andere Verhältnisse zu schassen. Das Referat Tarnows hat in allen Zügen dos getroffen, was uns bewegt. Ganz unsinnig sind die van der jetzigen Regierung ge> troffenen Maßnahmen zum Lohnabbau und zur Preissenkung. In der Entschließung zu Tarnows Referat sollte auch sestgelegt werden, daß der Parteitag erkannt hat, daß die Krise von der Reaktion de- wüßt betrieben wird, um di« Vorwärtsbewegung der Arbeiterschaft zu vernichten.(Lebhafter Beifall.) Sleineibst-Lodou: Tornow hat mit vollem Recht erklärt, daß er keine Richtlinien zur Hebung der Wirtschaftskrise zu geben hat. Ein solches Produktionsprogramm kann natürlich auch von uns Zehn-Minuten-Rednern nicht verlangt werden. Alle Redner haben gesagt, der Sozialismus sei heut« populär. Ich sage, er ist heute vor die Frage seiner Bewährung gestellt. Die Zeit schreit nach Etappen weiterer Verwirklichung des Sozialismus. Wir haben eine Verwirlichung von Kartellen und Trust», ober diese haben heute den Staat unter ihrer Botmäßigkeit. Wir aber wollen den Staat als Kontrollorgan einschalten. Ein Vorschlag zur Er- qänzung wäre die steuergemeinschoftliche Zusammenfassung der Induttri«. Mit dieser Zusammenfassung folgen wir dem Gang der Entwicklung. Wir tun dasselbe, was die Kapitalisten tun, aber mit einem anderen Ziel. Wir verlangen, daß der StaatdieProfit» sucht einschränkt. Kapitalsflucht und Steuerhinterziehung können nur wirklich verhindert werden, wenn der, der sie verhin- der» will, im B e t r i e b s i tz t. Wichtig ist auch die Einwirkung de» Staates auf die Reichsbank. Ein Getreidemonopol müßte ausgebaut werden zu einem Ernährungsmonopol. In dieser Weis« muß«in konkretes Programm ausgearbeitet werden. Das ist die Ausgabe der Gemeiiiichastsorbeit. nicht eine» einzelnen. Ich würde di« kapi- talistische Wirtschaft nicht mit einem Patienten vergleichen, den man nicht sterben lassen kann, sondern mit einem schlecht geführtem Unternehmen, dos man nicht sanieren kann, indem man, die Pleite machen, die Verfügungsgewalt gibt. Wir können es nur sanieren, indem wir uns einschalten. Natürlich kann man das alles nur durchsetzen, wenn wir die Massen für un» gewinnen. Hier berühren sich die wirtschaftlichen Fragen mit den politischen. Wir müssen die Einheit nicht auf weite Sicht, sondern auch auf nahe Sicht mit unserem Handeln herstellen, dann werden wir die bereits sozio- listisch infizierten Massen hinter uns bringen, statt daß sie Scharia - tanen nachlaufen.(Lebhafter Beifall.) Eirsten-Breslau : Wenn dieser Parteitag seine historische Auf- gäbe erfüllen will, dann darf um das Grundproblem nicht herumgeredet werden, dann müssen Parolen von diesem Parteitag aus- gehen, die die Möglichkeit eröffnen, für die Arbeiterklasse Entscheiden- des zu leisten. Tornow hat nicht gesagt, daß die augenblickliche Krise eine Krise des Niedergangs des Kapitalismus ist, sondern alle vorhergegangenen Krisen im Aufstieg des Kapitalismus waren. Di« Arbeiter werden nicht verstehen, warum wir den kranken Körper des Kapitalismus noch irgendwie verarzten wollen und au» Blut und Knochen der Arbeiterklasse die Medizin liefern sollen, damit der Kapitalismus gesundet. Dieser Parteitag muh Neue» schaffen. Das, was in der Resolution Tornow fehlt, ist in der Resolution Perrich enthalten. Ich habe den moralischen Mut, mich zu dieser Resolution zu betennen. Alle die, die wirkliche» Interesse für di« Höhersührung der Arbeiterklasse haben(lebhaftes Hört, hört! und Unruhe), sollten sich auf den Baden dieser Resolution stellen und ein« Politik treiben, die die Massen der Arbetter eint. heinig-verlio: Unsere Verantwortung liegt darin, ein« Wirt- schastsvolttii zu treiben, die immer zuerst an da» Schicksal der Menstfaen denkt und nicht an irgendein- Idee oder den schünklingen- den Wunsch: dieses System mutz sterben.(Sehr gut!) Wenn man das so einfach sterben lassen könnt«— einen Außenhandel in der Größenordnung von 20 bis 23 Milliarden Mark, von dem die deutiche Industrieorbeiterschast lebt, mit dem Schlichtungswesen, mit der Arbettslosenunterstützung! Das. wo» in Rußland seit zehn Jahren«ik beispielloser Aufwendung an Srast und menschlicher Energie vor sich geht, unter Vorgabe, es sei Sozialismus, ist in Wirklichkeit ein Sterbe». da» Millionen von Menschen mit ihrem Lebe« bezahlen. Und uns ist der letzte Arbeiter zu schade, daß er bei ciuem Experiment sein Leben lassen soll.(Sehr wahr!) Die Schwierigkeit der Agitation in dieser Zeit liegt für uns darin. daß wir immer an die Vernunft der Massen appellieren müssen. Es gibt auch in der Politik Leute, die olles wie der Prophet Weißenberg mit weißem Käse hellen möchten. Wenn man anfängt, solche Einzel- heilen herauszunehmen, wie Mädcr-LItenbuvg.(Mäder:„Was sogt die Gewerkschoftsinternotionole?*) Sie hat mit Recht davon ge- sprachen, daß Preise und Zoll dann am ehesten zu ertragen sind, wenn sie stabil sind. Das ist ein richtiger Gedanke.(Mäder: Dar- über hat Tornow»der nichts gesagt!) Tornow war nicht verpflichtet, alles zu sagen, aber er hat«in« ganz« Meng« Vernünftige» gesagt. Es ist doch ein Irrtum, daß da» kapitalistische System nur daran krankt, daß die Währung nicht in Ordnung ist. Wenn da» Thermometer korrigiert wird, wird die Temperatur nicht anders. (Heitertest und sehr gut!) Wir dürfen uns über die Lebensfähigkeit der kapitalistischen Wirt- schaft nicht täuschen-, schon auf allen Parteitagen ist angekündigt worden, daß der Kapitalismus im Sterben liegt. In Wirklichkeit ist etwas ganz anderes geschehen. Aus dem preußischen Dreiklassen- Wahlrecht ist die Demokratie geworden, aus dem Hahenzollern- staat die Republik , au» der tariflosen Zeit ein w« i t u m- spannende- Arbeitsrecht. In der Weimarer Verfassung ist der Gedanke der sozialen Verantwortlichkeit gegenüber der All- gemeinheit verankert. wir wären viel glücklicher daran, wenn jeder«inzelue den Mut häkle, auch clnmal das zu loben, was die Sozialdemokraiie geleistet hak.(Stürmischer Beifall.) Man muß aber immer erst ins Ausland kommen, um zu hären, mit welchem Respekt man dort von den Leistungen der deutschen Arbeiterbewegung spricht.(Sehr wahr!) Di«-fechilldenremsions- frage ist auch nicht von uns allein zu lösen, denn di« ganz« zivilisierte Welt ist mit den Kriegsschulden belastet und muß eben die Zinsen tilgen. Vor ollem müssen wir also die Massen zur Erkenntnis bringen, daß die deutsche Arbeiterbewegung auch etwa» zu verlieren Hot! Unser Grundsatz soll sein: Was wir haben, wird behalten!(Lebhafter, langonholtender Beifall) Luaade-Lerliu: Wir haben im Referat und Debatte einmütig
festgestellt, was geschehen wird und wir dürfen nicht mst bosschewifki» schen Experimenten die Wirtschaft zerschlagen, von der wir alle leben. Aber nicht dies« Feststellung, dieses Ertragen und Tolerieren zügeln ist«ine ungeheure Kraflanspannung unserer Nerven. Darum müssen wir zur Ergänzung auch Positives sagen, und das finden wir, wenn wir den Blick über den Berg hinwegsenden. Wir leben ja nicht uister einem rein kapitalistischen System. Die starten politi- schen Kräfte des Proletariats arbeiten ja tagaus, tagein dem Kapitalismus entgegen. Und wenn diese Krise nicht die letzte Krise de» Kapitalismus ist. wie wird denn die Welt nach dieser Krise aussehen? Ich denke, daß wir dann die 4 0- S t u n d e n- Woche erreicht haben und sie mit aller Macht verteidigen werden. Täuschen die Zeichen nicht, so wird das deutsche Proletariat aus der Wirtschaftskrise mit geminderter Arbeitslast hervorgehen. Wir hatten vor dem Krieg vierzig lange, schwere Kampsjahre. Die zehn Jahre nach dem Krieg war di« Erntezeit: wir haben die politische Freiheit und wirtschaftlichen Fortschritte durchgesetzt, an die wenige Jahre zuvor noch niemand geglaubt hätte. Jetzt stehen wir wieder in einer ganz schweren Krise, aber dahinter blüht eine neue Ernte. Wir hoben noch niemals so positiv und erfolgreich sozialistisch ge- arbeitet wie gerade in dieser Notzeit, nicht zum wenigstens durch di« Hilfe der preußischen Regierung, deren Erhaltung ein besonders wichtiges Ziel unserer politischen Kämpfe war. Gewiß, jetzt müssen wir stillhalten, jetzt müssen wir wirtschaftliche Rückschläge in den Kauf nehmen, aber das können nur Episoden im Kampf um den Sozialismus sein. Arndl-Dresdev: Die Opposition hat weder in der Analyse der Krise noch in der Nochweisung von Rettungswegen etwas gesogt, was über Tarnows Referat hinausging. In dem einen Ziel, dem sozialistischen Fortschritt waren sich alle einig. Aber wenn wir aus den Reden der Opposition zu hören glaubten, daß wir möglichst rasch sozialistische Fortschritte durchsetzen könnten, antwortete man uns: Rettung bringt allein der Sozialismus. Dos wissen wir alles, uns ist dieser Plan Wunschziel. Wir werden also weiterhin politisch und wirtschaftlich kämpfen, die Lebenslage der arbeitenden Massen zu bessern suchen und dadurch die Voraussetzun- gen für den Sozialiemus verstärken. Wir werden die Methoden und die Wirkung der Arbeit zu bessern suchen und werden weiter unseren Kampf innerhalb des Sozialismus führen. Und wir werden weiter die Arbeiterklasse nicht gewinnen mit Wechseln auf die Zukunft, sondern mit realen Gegenwartserfolgen. Weh-Frankfurk a. ZU.: Ich glaube, daß die Resolution Tornow in ihren ausgesprochen praktischen Borschlägen uns auch agitatorisch eine wirksame Hisse sein wird. Der Hauptstoß der politischen und wirtschaftlichen Macht der Arbeiterklasse muß jetzt auf die B c r- kürzung der Arbeitszeit gerichtet sein. Zieglcr-Bresla» hat uns ein ergreifendes Bild des Arbeitslosenelends, namentlich bei den Metallarbeitern, gezeichnet. Und wir haben seit Monaten daran gearbeitet und werden in der nächsten Woche hoffentlich zum Abschluß kommen, den 10 000 arbeitslosen Arbeitern von Linke-Hoff- mann im Waggon- und Lokomotiobau Arbeit und Brot zu ocr - schaffen. Wir alle sind bei dieser praktischen Arbeit der Ueber- zeugung. daß wir damit den Arbeitslosen mehr nützen als bei allen Racheschwüren von Ziegler gegen den Kapitalismus.(Sehr gut!) wenn wir die Wenschheil stall mit praktischer Arbeit mit Parolen glücklich machen könnten, hätten die Kommunisten uns schon längst in die Erde gestampft.(Heiterkeit.) Gros hat uns ermahnt, uns nicht pharisäerhast gegen Rußland zu erheben. Keiner van uns hat je im Traum daran gedacht. Wir hielten es nur für nützlich, wenn Graf und sein« Freunde ihre Auf- merksamkeit der Tatsache zuwenden würden, daß Rußland und die deutschen Kommunisten seit zehn Jahren unsere Arbeit in Deutschland mit schamlosen Beleidigungen her- unterreißen, daß sie die deutsche Sozialdemokratie, die deutschen Ge- werkschosten und alle sozialistischen Arbeiterorganisationen zu spalten und zu zertrümmern suchen. Ein Teil der über- flüssigen Kritik, di« an der Partei geübt wird, auf da» verbrecherische Treiben dieser Weltreoolutionäre gewendet, damit könnten Graf und seine Freunde der deutschen Arbeiterklasse einen gröhereu Dienst erweisen. Die Auffassung Tarnows, daß wir da» kapitalistische System bekämpfen und die Ueberwindung über die Gesellschoftsschicht in Gong halten wollen, ist zweifellos die Auffassung der gesamten auf- geklärten Arbeiterklasse in Deutschland . Taiber-waldenburg(Schlesien ): Zehn Jahre praktisch« Er- fohrung als Betriebsrat in Bergwerken haben mich gelehrt, daß es nicht leicht ist. die Massen zu zügeln. Natürlich jubelt di« Maii« allen Versprechungen zu, die ihr ein geschickter Redner macht, die man aber nicht verwirklichen kann. Dann ertönt sehr rasch das kreuziget ihn! Sachsen und Mitteldeutschland hätten doch eigentlich genug Erfahrungen sammeln können. Die Massen sind auf Ver- sprechunaen hin den Kommunisten zugeströmt und enttäuscht, wieder zu den Indifferenten zurückgekehrt. In der Ekstase. Menschen zum Zertrümmern der Wirtschast zu zwingen, wäre gewiß nicht unschwer. Ich gestehe offen, daß das Zentrum seine Kräfte noch viel besser anstrengen kann, ober allerdings hat das Zentrum auch nicht so viele Leute, deren ganze Tüchtigkeit in der Kritik an der eigenen Partei besteht. Ziegler hat Tornow sehr verübelt, daß er zwar das kapita- listisch« System bekämpfen, ober nicht die Wirtschaft ruinieren will. Weiß Ziegler wirklich vichi. daß. wo Bekrirbe stillgelegt werden follen, die Arbeiter bei verlängerter Arbeitszeil arbeiten, nur um nicht arbeitslos zu werden? Mit der Parole, die Wirtschast zu zerschlagen, würden wir bei den Arbeitern kein Echo bekommen. Leider ist vieles nicht govz geklärt genug, um alle wissenschoftlichen Teilfragen der Theoretiker m den Einzelheiten zu verfalgev. Um so größer ist die Verantwortlichkeit der Führer, damit es nicht schließ- lich in der Arbeiterbewegung so zugeht, wie beim Turmbau zu Babel . Weniger Kritik, mehr Selbstkritik und geschlossenes Vorwärts zur soziallstischcn Arbeit.(Beisall.) Schlußwort Tornows: Ich Hab« von grundsätzlichen Meinungsverschiedenheiten über Wirtschaftstheorie und Wirtschoftspolitit im Verlaus der Debatte nichts gemerkt. Graf hat diese in eigentlicher Uebereinstimmung der Entscheidungen durch meinen Gesinnunasmangel zu erklären versucht. Petrich-Gera hat gemeint, ich hotte früher über Wirtschaftsdemokrarie ganz anders gesprochen. Nein, auch was ich heute gesagt habe, waren lauter Rezepte der Wirtschattsdemekrati? Was hat sich sonst Petri unter Wirtschaftsdemokratie vorgestellt? Den Monopol- dcmokratismus habe ich nie für einen Teil der Wirtschaftsdemokratie erklärt. Ich habe auseinandergesetzt, daß wir an ein zersplittertes privatkapitalistisches Unternehmertum mit ges«llscl?aftlicher Macht nicht herankommen, wohl aber an den konzentrierten Kapitalismus . Diese Forderung aus Kartell, und Monapolkontrolle haben die Gewerkschaften 1927 aufgestellt. Wenn hier der Redner gemeint bot, er könne sich darunter nichts vorstellen, so soll er nur unseren Gesetzentwurf zur Kartell- und Monopolkoittrolle lesen, so
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