Zu den gefährlichsten Feinden der demokratischer. Republit zählt der militärische Befehlshaber der Hitler= Partei, der sogenannte Stabschef der Sturmabteilungen und Schutzstaffeln Ernst Röhm , deutscher Hauptmann und boliviani scher Oberstleutnart a. D. Für die Republif ist die Affäre Röhm eine offenfundige Tragikomödie. Denn die Republit finan ziert den Verschwörer nicht nur mit einer laufenden monatlichen Penfion von 335,25 mf., sondern sie gewährte ihm auf sein Ber fangen in den Jahren 1924/28 auch noch eine Reihe von Sub. ventionen. Ueber diese Unterstügungen, an denen das Reichswehrministerium mit 1420 m. und das Reichsarbeitsministerium mit 400 M. beteiligt ist, weiß die sozialdemokratische Münchener Post interessante Einzelheiten mitzuteilen.
Den ersten Betrag mit 220 mt. zahlte das Reichswehrministerium am 15. September 1924 mit einer Bostanweisung an Röhm , der diese Summe zum Ausgleich einer Forderung des Berforgungsamtes München - Stadt als Rüderstattung für zuviel gezahlte Bension verwenden sollte. Röhm führte aber feinen Pfennig ab und als er vom Versorgungsamt wiederholt gemahnt wurde, bat er bas Reichswehrministerium um eine neue Unterstügung von 500 Mt. Er begründete dies damit, daß ihm durch seine Berurteilung im Hitler. Brozeß 1700 mt. Gerichtstosten und 6000 Mt. Anwaltstosten entstanden seien, meshalb er sich jetzt in großer Not befinde. Außerdem sei ihm auf einer Reise von Berlin nach München ein Koffer im Werte von 1500 mt. gestohlen worden. Das Münchener Versorgungsamt befürwortete die Gewährung einer größeren Summe und das Bezirkswohlfahrtsamt, das die Berhältnisse des Röhm nachzuprüfen hatte, bemerkte ebenfalls:„ Die Gewährung einer größeren Summe als einmalige Unterügung wird befürwortet."
Das Reichswehrministerium war daraufhin außerordentlich entgegentommend und zahlte an Röhm durch besondere Verfügung" nicht nur 500 sondern sogar 700 Mt. Unterstützung aus( 6. Mai 1925). Ein Jahr später, am 20. April 1926, öffnete dann das Reichswehrministerium den Beutel für Röhm und gibt ihm 100 mt. einmalige Unterstügung, dann am 1. Juli des gleichen Jahres wieder das Reichswehrministerium mit 300 Mt., dann am 5. April 1927 das Arbeitsministerium mit 300 M. und am 17. Januar 1928 nochmals das Reichswehrministerium mit 200 M. Die anscheinend letzte Unterstützung mit 200 M. bezog Röhm am 28. Mai 1928, doch steht nicht feft, woher er dieses Geld bekommen hat.
In Birklichkeit war es dennoch so, daß die Republit ihrem eigenen Bürger einen bedeutenden Zuschuß für die Deckung der Kosten des Prozesses gab, den sie gegen ihn als Hochverräter angestrengt hatte! Das ist wahrlich eine groteste Situation.
VORSICHT DYNAMIT
ચા
VON SALOMON
1/
AKDESHAGEN
Der radikale Pazifift Jacobshagen tret der RPD. bei. Gleichzeitig fchrieb der Bombenleger a Salomon feinen Glückwunschbrief an die KPD .
REITERGENERAL THALMANN
LOPARA
Reitergeneral Thälmann:„ Willkommen, Ihr waderen Bombenleger. Meldet Euch gleich zum aftiven Dienst bei Leutnant Scheringer. An dem miesen Pazififten hier braucht 3hr Euch nicht zu stoßen, der tut tur Reflamedienst."
Sommertagung des Unterhauses.
Auffallend ist, daß die Subventionierung Röhms in die Nera Wahlreform/ Budgetverabschiedung/ Ganierung der Arbeitslosenversicherung.
Geßlers fällt. Als Groener in das Reichswehrministerium einzog, unterließ der Hochperräter offenbar seine Anträge und zog es bald darauf Dor, von München nach Bolinien überzusiedeln,
bis ihn Hitler als„ Wehrminister der Razipartei" nach Deutschland zurüdholte.
Die Spannung in Italien . Faschistisches Parteidirettorium einberufen.
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Das Unterhaus ist nach den Pfingstferien zu einer Sigungsperiode zusammengetreten, die reich an gefeßgeberischen Aufgaben und schwierigen Situationen fein wird. Zunächst
hat das Haus die
Wahlreform
zu erledigen. Die Hauptbestimmungen dieses Gefeßentwurfes find trotz des fonservativen Widerstandes bisher bestehen geblieben, nämRom, 2. Juni. lich das Alternativ- ahlrecht, nach dem der Wähler Das Direttorium der fashistifhen Partei wurde neben dem Kandidaten seiner Bartei noch einen zweiten bezeichnen auf Mittwochnachmittag unter dem Borfig Muffolinis in den fann für den Fall, daß ersterer teine Mehrheit erlangt. Diese Be Balazzo Benezia einberufen. Man mißt diefer Sigung im Zustimmung soll in erster Linie den Liberalen und der Arbeiter fammenhang mit den zwischen der italienischen Regierung und dem partei zugute fommen. Ferner schafft das Gesez das Pluralwahl Katifan entstandenen Konfliff befondere Bedeutung bei, da er recht ab. Der Widerstand der Konfernativen wird sich noch einmal tlärungen des italienischen Regierungschefs über die Entwid- im Unterhaus entfalten, die Regierung ist jedoch sicher, daß das Gesez lung des Streifes mit der katholischen Affion erwartet werden. mit Hilfe der Liberalen angenommen mird. Welches Schicksal es aber im Oberhaus haben mird, ist ungemis, menn auch die Lords Auflösung der katholischen Jugendvereine in Südtirol bemüht sind, der von der Arbeiterpartei für die nächsten Wahlen vor, bereiteten Barole, die gegen das Oberhaus lauten wird, nicht noch mehr Unterlagen zu geben.
3nnsbrud, 2. Juni.
Bei den Borständen sämtlicher fatholischer Jugendnereine Südtirols erschienen Abgesandte der Quästur und teilten ihnen mit, daß die Regierung die Auflösung der Bereine und die Beschlagnahme der Bereinsvermögen verfügt habe. Jeglicher Bereinsbetrieb habe aufzuhören. Das Bermögen der Bereine wurde aufgenommen, auch alle Inventurstüde genau auf geschrieben und den Präsiden verboten, irgend etwas von dem Bereinsvermögen zu entfernen. Die Präsiden wurden für die genaue Einhaltung des Auftrages für verantwortlich erklärt.
In Kaltern erklärte die Behörde das Vereinshaus für geschlossen und nahm auch die Schlüssel selbst in Berwahrung. In Bozen war für Sonntag, den 31. Mai, ein Wiesenfest des Katholischen Gesellenvereins anberaumt, zu dem die fatholische Bereins tapelle von Meran erscheinen sollte. Das Fest, für das die behörd liche Genehmigung bereits erteilt war, murde verboten. In Bozen wurde auch die katholische Jugendtapelle aufgelöst. Der Auftrag wurde begründet mit einer allgemeinen Berfügung. die gegen sämtliche fatholischen Jugendvereine Italiens ergangen sei.
Rumänische Wahl. Gefiegt wie gewollt.
Mit den landesüblichen Wahlmethoden hat die Butfchregierung des Herrn Jorga ein milljähriges Barlament erwählt bekommen; die 40 Proz. der Stimmen, die man in Rumänien braucht, hat sie meit überſtiegen, mit 70 Broz. hat fie fogar den maderen Pilsudski übertrumpft und sich dem Herrn und Meister Mussolini genähert. Die Maniu - Partei der Nationalzaranisten hat nur in den ehemals ungarischen, start deutschen und madjarischen Gebieten sich halbwegs halten können. Ueberraschend ist der Erfolg Georg Bratianus, der viele liberale Stimmen auf sich vereinigte und gegen 14 Mandate haben dürfte. Die Antisemiten des Pogromprofeffors Cuza haben Erfolge erzielt. Unter anderem haben sie in der Stadt Sutschawa in der Bufomina die absolute Mehrheit erlangt. Die Kommunisten, die als Arbeiter und Bauernblad auftreten, dürften zum ersten Male ins Barlament einziehen. Die Sozialdemokraten sind verschiedentlich Don den Kommunisten überholt morben. An manchen Orten stimmte nur die Hälfte der Wahlberechtigten, manchmal sogar nur ein Drittel.
In Eupen- Malmedy verhaftet wurde der Rapitularfanonifer Dr. Steinwender( Salzburg ) festgehalten und zur Mache in Ennatten gebracht, obwohl er einen regelrechten Baß hat. Er sollte im Heimatbunde Eupen- Malmedy einen Bortrag über Religion und Boltstum halten. Die Polizei verweigerte jegliche Auskunft. Angeblich soll für Ausländer ein Redeverbot bestehen.
Der deutsche Schulffreit im polnischen Kreije Schweh ift ein. geftellt worden, da die Anordnung erteilt murbe, ben Religions. unterricht deutsch zu erteilen, wenn die Eltern unbedingt darauf
bestehen".
Die Hauptaufgabe des Unterhauses wird die Berabschiedung des Budgets
fein. Für seine Behandlung hat die Regierung einen Blan einge bracht, der die einzelnen Etappen der Diskussion beschränkt. Sie ist dazu genötigt, damit das Gesetz noch einen Monat vor dem Ende der Session, die wahrscheinlich Ende Juli liegen wird, ins Oberhaus tommen fann. Die Opposition wendet sich gegen diese Maßnahme, dr fie reichlich Zeit zur Bekämpfung der im Finanzgesetz enthaltenen Grundwertsteuer haben will, der wichtigsten geseggeberischen Tat der Arbeiterregierung. Da aber diese Steuer ein alter Programmpunkt der Liberalen ist und die Arbeit..egierung fich damit die Unterstützung dieser Partei gesichert hat, braucht die Regierung
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nichts zu befürchten. Ueberhaupt ist ihre Lage, wie der Berlauf des diesjährigen liberalen Parteitages gezeigt hat, bedeutend gefestigt.
ist, kann man nicht sagen. Sie wird noch in dieser Sigungsperinde Daß die liberale Stüße der Arbeiterregierung unerschütterlich eine harte Prüfung auszuhalten haben, wenn es sich darum handelt, die Berschuldungsgrenze für den Arbeitslosenversicherungsfonds zu erhöhen. Heute ist dieser Fonds mit 83 Millionen Pfund Sterling bei der Staatskasse verschuldet. Zuletzt wurde die Grenze, bis zu der der Fonds beim Schazamt leihen darf, auf 90 Millionen Pfund erhöht Da das Parlament Ende Juli für mehrere Monate in Ferien geht, muß sorgesorgt und eine weitere Erhöhung beantragt werden. Bei der Diskussion über diesen Antrag wird der vor laufige Bericht der Verwaltungstommiffion über die Sanierung dieses Fonds eine große Rolle spielen. Der Bericht wird in dieser Woche veröffentlicht merden. Wir haben bereits die Hauptmaßnahmen, wie er absegung der Arbeitslosenunter. stügung, die er wahrscheinlich vorschlagen wird, dargestellt und auch den Widerstand geschildert, der sich in den Gewerkschaften, die das Hauptelement der Arbeiterpartei bilden, dagegen vorbereitet. Solche Borschläge sich zu eigen zu machen ist für die Arbeiterregierung so gut mie unmöglich. Auf der anderen Seite stärken sie, da sie von einer so autoritativen Seite wie einer unparteilichen Berwaltungs. fommiffion fommen, nicht nur den Widerstand der Opposition gegen eine weitere Erhöhung der Verschuldungsgrenze des Arbeitslosen. versicherungsfonds, sondern auch das Verlangen der Liberalen, daß die Regierung großzügigere Reformen in ihrer Arbeitslosenpolitik unternimmt, denen der Finanzminister Snowden sich bisher erfolgreich widersetzt hat. Allerdings bleibt der Regierung, bevor sie gezwungen ist, auf dem Gebiet der Arbeitslosenversicherung irgendwelche gesetzliche Maßnahmen zu ergreifen, noch eine Atempause bis zum Erscheinen des endgültigen Berichts, der nicht vor dem Herbst zu erwarten ist.
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legenheit sei schon von langer Hand vorbereitet, da Ministerpräsident 2aval einigen französischen Parlamentariern be. reits vor mehreren Wochen eine Wiederaufnahme der fran3ösisch- russischen Verhandlungen in Aussicht gestellt habe.
in letzter Zeit
In hiesigen politischen Kreisen sind äußerst aufsehenerregende Bon anderer Seite will man den Eindrud abschwächen und Gerüchte verbreitet, von denen die Preffe jedoch wie auf unterstreicht daher die einer Einigung entgegenstehenden großen höheren Befehl feine Notiz nimmt. Es wird von gutunter- chwierigteiten. Ganz unabhängig von diesen Gerüchten richteter Seite hartnädig behauptet, daß in Paris schon vor der Genser Tagung zwischen dem Quai d'Orsay und der Sowjetbotschaft weiß die hiesige russische Emigrantenpresse zu berichten, dor gemiffe Borverhandlungen über den Abschluß eines franzöfifo. ruffischen Nichtangriffspattes der in feinen Folgerungen auf eine Garantie der polnischen Offgrenze hinaustaufen müßte in Gang gelommen feien. In Genf habe man bereits wirtschaftliche bzw. handelspolitische Besprechungen aufgenommen, die vermutlich den rein politischen Verhandlungen gleidh laufen. Am 5. Juni werde angeblich eine fowjetruffifche Abordnung in Paris eintreffen und die Besprechungen im hiesigen Handelsminifterium fortsetzen.
Begründung: Rußland braucht Geld! Eine weitere Pariser TUI.- Meldung befagt: Zu den Gerüchten über angefnüpfte oder noch bevorstehende franzöfifch- sowjetrussische Verhandlungen über den Abschluß eines Richtangriffspattes glaubt man in hiesigen politischen Kreisen, daß ber fürzliche Besuch des polnischen Außenministers 3alesti bei Briand möglicherweise mit dieser Frage in Verbindung zu bringen sei. Der Vorschlag gehe angeblich von Mosfau aus und werde von der Räteregierung zur Vorbedingung für eine entgegenkommende Regelung des Borkriegsschuldenproblems ge
macht.
Andererseits brauche die Sowjetunion jest kredite und habe ein großes Intereffe baran, sich mit Frankreich handels politisch zu einigen. Ratürlich tönne eine solche Berständigung
deutscher Induftrieunternehmungen in Paris aufgetaucht seien. Gewisse Pariser Kreise bemühten sich, diese Wechsel zu bistontieren, was aber bisher auf die Schwierigkeit gestoßen sei, daß die französischen Groß banten von der französischen Regierung angeblich den Win! erhalten hätten, teine Geschäfte mit russischen Wechseln vorzunehmen. Mostau wolle jetzt durch Mittelspersonen erreichen, daß die französische Regierung ihren Ein. fpruch zurüdgiehe und darüber hinaus eine gewisse Sicherheit übernehme. Als Gegenleistung seien die Bolschemisten bereit,
Frankreich große Industrieaufträge zu erteilen. wenn die französische Regierung sich damit einverstanden erkläre, würden die heutigen Einnahmen der deutschen Banten in bedeutendem Maße auf Frankreich übergehen. Sowjetrußland habe die Hoffnung, auf diesem Wege in absehbarer Zeit französische Kredite zu erhalten, und bringe die Frage der Vortriegsschulden mit diesem Plan in Zusammenhang.