Heute beginnt die Verhandlung mit dem Tagesordnungspunkt: Partei und Jugend. Darüber spricht der Borsitzende des Verbandes sozialistischer Arbeiter- Jugend- Vereine,
Breitscheid hat bereits einen starten Appell an den Barteitag gerichtet, der Jugend in der Partei mehr Raum zu geben. Auch das Recht auf Kritik hat Breitscheid der Jugend zuerkannt und hat damit besonders den Beifall der Jugend gefunden. Die Jugend muß aber auch selbst bereit sein, an sich Stritif zu üben. Ich möchte zunächst die Stellung der Jugend in Wirts schaft und Gesellschaft beleuchten. 1925 standen rund 9 Millionen Menschen in Deutschland im Alter von 14 bis 21 Jahren, mehr als ein Siebentel der Gesamtbevölkerung. 80 Broz. Dieser jungen Menschen standen im Wirtschaftsleben. Wir hatten also damals mehr als 7 Millionen erwerbstätige Jugendliche. In den letzten Jahren ist die wirtschaftliche Bedeutung der Jugend durch die Rationalisierung noch mehr gestiegen.
Einen erschütternden Beweis für die enge Verflechtung von Jugend und Wirtschaft erleben wir jetzt in der Krise. Im Herbst wurde die Zahl der erwerbslosen Jugendlichen auf 600 000 geschätzt und davon waren nicht weniger als 75 Proz im Alter von 18 bis 21 Jahren. Es waren also Ausgelernte, die teine Aussicht auf Arbeit haben. Die materielle und vor allem die feelische Rot diefer Jugendlichen ist ungeheuer groß. ( Sehr wahr!) Dazu tommt die große Steigerung der politischen Bedeutung der Jugend durch die Festsetzung des Beginnes der Wahl berechtigung mit 20 Jahren. Es wachsen innerhalb jeder Wahlperiode 5 Millionen Jugendliche heran, die zum ersten Male attiv in den Wahlkampf eingreifen. Daher die großen Bemühungen auch aller bürgerlichen Parteien um die Jungwähler. Der Ausgang Der Reichstagswahl vom 14. September bedeutete eine meitere Berschärfung des Kampjes um die Jugend. Ich erinnere weiter an die Wertsjugendpflege der Schwerindustrie, auf Bolks. schulen, Berufsschulen und Hochschulen, die immer öfter in den Brennpunkt politischer Forderungen gestellt werden. Nicht umsonst ist vor allem auch das Zentrum ständig bemüht, die entscheiden. den Positionen der Jugendkultur und Jugenderziehung für sich zu sichern. Die Zahl der Jugendverbände wird immer größer. Auch wir in der Partei haben eine wahre Inflation an Jugendverbänden. ( Sehr wahr!) Selbst die Briefmartensammler brauchen ihre eigene Jugendorganisation. ( Heiterkeit.)
Jede politische Organisation muß heute die Jugendarbeit in den Bereich ihrer wichtigsten Gegenwartsarbeit einbeziehen.( Sehr richtig!) Neben der Sozialistischen Arbeiterjugend verzeichnen wir heute eine gut ausgebaute Jugendbewegung bei den freien Gemertschaften und im Arbeitersport Bor dem Kriege hatten wir rund 100 000 2bonnenten der„ Arbeiterjugend", heute haben wir 55 000 Mitglieder in der SAJ und rund die zehnfache Zahl Jugendlicher bei den Gemertschaften und Arbeitersportern. Dazu als neuere Erscheinung für das jüngere Alter die aufgeblühte Kinderfreundbemegung und auf der anderen Seite die Sozialistischen Studenten, die mit großem persönlichen Mut und frischer Tatkraft in der vordersten Front des Kampfes gegen die Reaktion stehen.
Diese Jugend müssen wir so erziehen, daß sie die Aufgabe der Berwirklichung unserer Ideale föjen fann. Nicht nur die 3 ahl unserer Anhänger, sondern auch die Reife unserer Ber treter wird das Tempo unferer Fortschritte in der Zukunft bestimmen.( Sehr wahr!) Die Bartei muß alle Angelegenheiten der Jugend als ihre eigenen Angelegenheiten be
trachten.
Das republikanische Deutschland muß der sozialistischen Jugend Arbeit, volle Freiheit der Entfaltung und jede Unterstützung gewähren.
Barteiorganisatorisch müssen wir die Jugend trennen in die eicent liche Jugend von 14 bis 20 Jahren und in die nach dem Kriege mündig gewordene jüngere Organisation zwischen 20 und 35 Jahren. Leider stehen noch viele Jugendliche abseits von unseren Organisationen, denen die sozialistische Erziehung im Eltern= haus den Weg in sie ganz naturgemäß weisen mußte. Die Partei will feine 3wançsmaßregeln in dieser Richtung er. greifen; aber jeder Parteigenoffe muß es als Berlegung der Partei pflicht ansehen, wenn er feine Kinder nicht in die sozialistische Jugendbewegung bringt oder sie gar davon fernhält.( Lebhafte Berantwortung für die Mitglieder bewußt bleiben, die sie mit der Jugendarbeit betrauen. Leider hat gerade in dieser Richtung in vielen Parteiorganisationen der notwen dige Ernst durchaus gefehlt. Wir müssen die Spannung der Jugend umsehen in den Willen, in der Partei mitzuarbeiten. Nichts ist heute leichter, als in den Jugendgruppen die aller radikalsten Entschließungen durchzusehen; dazu gehört feinerlei pädagogisches Gefchid.( Sehr mahr!) Aber taktische Entscheidungen find weder Aufgabe der Jugendorganisationen, noch ihrer parteigenösischen Mitarbeiter. Wir haben die Jugend nicht Leichtfertig vorzeitig festzulegen; wir haben fie vielmehr vor dem Glauben zu bewahren, da ßman auch die schwierigste Situa tion mit ein paar Schlagworten meistern könne.( Sehr gut!)
Die Parteimitglieder, die in der Jugend arbeiten, haben Mittler zwischen Partei und Jugend zu sein.
Die Parteiwerbung in der Jugend wird unmöglich, menn man immer nur fritisch von der Partei spricht. Unsere Jugend verbände sind keine Werbeverbände. Die Kritik an der Partei ge hört in die Parteiorganisation. Wer die Geschichte der internationalen profetarischen Jugend fennt, muß wissen, daß die Hinein ziehung der Jugendorganisationen in innerparteiliche Auseinander fegungen immer das Ende der Jugendorganisatio= nen bedeutet hat.
Seien wir uns alle und jederzeit der pädagogischen Berantwortung por der Jugend bemußt! Um der Berantwortung willen müssen mir über alle Streitfragen in der Partei por der Jugend ganz objettip berichten; aber auch wenn wir nicht unmittelbar vor der Jugend stehen, sollten roir nie vergeijen, wie unsere Morte und Schriften auf die Jugend wirken. Wenn die Chemnizer„ Boltsstimme" Tarnows Schlußmort ein Gemisch von Demagogie und 3ynismus nennt, hat sie vor der Jugend die Schrift Tarnows, die die Bartei jegt in Massenauflagen herstellt, im voraus entwertet, feine ergreifende Darlegung über die innere Parteieinigfeit im porqus entfräftet und ein Beispiel der Berantwortungslos g. Peit gegenüber der Jugend gegeben, das für alle gewiffenhaften Parteigenpffen ein abschredendes Beispiel sein sollte. Nach einem Beschluß des Reichsausschusses der Sozialistischen Arbeiterjugend follen über 20 Jahre alte Barteigenaflen, die in der S23. agitieren, zur Ausübung ihrer Funktion neben dem Vertrauen der Jugendlichen auch die Zustimmung ihrer Parteiorganisation einholen. Wir wollen dadurch Fälle verhindern, die mir erlebt haben, daß Jungfozialisten bie Jugendorganisation benut haben, um für die Rommunisten Propaganda zu machen. Ueber diesen Beschluß sind auch innerhalb der SAJ. Meinungsverschiedenheiten ent= standen. Diese Meinungsverschiedenheiten haben wir in der SAJ.
-
Löwenstein über Kinderfreunde
selbst ausgetragen. Aber es haben sich auch Parteiorganisationen| Selbst die akademische Bildung eröffnet ihr nicht mehr La gefunden, die die Funktion der Partei in die Organisation der Weg ins Land der Privilegien. Sogar die Bauernjugend t Jugend tragen möchten. Das Borbildlichste ist in diefer Beziehung in die Agrarfrije aus allen alten Borstellungen herausgeriffen un der Antrag Zwickau , der eine Aufhebung des Beschluises mit der vor die völlige Ungewißheit der Zukunft gestellt. Trotz mancher Begründung fordert, daß er das Selbstverwaltungsrecht der Jugend äußeren Erleichterungen hat die ganze Jugend die Werte der befeitige. Dabei handelt es sich um einen Beschluß, den die Körper- Bergangenheit verloren und steht heute vor einem Nichts. Ein großer Teil der Jugend hat fapituliert und resigniert, es gibt schaften der Jugendorganisation gefaßt haben. Im übrigen hat es niemals eine autonome Sozialistische Arbeiterjugend ge- feine Jugendbewegung im alten Sinne mehr. Die neue Sachlichgeben. Richtung und Inhalt der politischen Erziehungsarbeit der feit" ist der vorzeitige Friedensschluß der neuen Jugend mit allem SAI. werden durch das Programm der Partei und die bestehenden Unrecht. Der kleinere attive Teil der Jugend rebelliert gegen das Schicksal, gegen Demokratie und grundlegenden Parteitagsbeschlüsse bestimmt. Denn Republit, gegen außenpolitischen Druck, rebelliert gegen alles! Nur der schärfste Radikalismus, nur die unbedingte Regation tann fie befriedigen. Dieser unpolitischen Stim. mung entspricht der unpolitische Wunderglaube, der in dieser Zeit bei der jungen Generation wahre Triumphe feiert. Die Jungen haben die
die Partei ist die höhere Einheit.
Die Jugendorganisation ist nicht Selbstzwed. Ein anderes Problem ist die Eingliederung der jungen Generation über 20 Jahre in die Parteiarbeit, und diese Arbeit muß die Partei über
Arthur Woods,
Mentalität der Maschinenstürmer
aus der damaligen Zeit. Die Thälmann und Hitler werden zu Helden erhoben, die mit einem Schlage alles wandeln werden. Nicht die tonfreten politischen Ziele, noch weniger die politischen Leistungen deber extremen Parteien haben die Jugend fasziniert, sondern ihre Glaubensfäße. Die Form ihres politischen Stampfes spricht die Sprache der Jugend hemmungslos und verantwortungslos. Die Sozialdemokratie fann diese Sprache der Jugend nicht sprechen. Die Sozialdemokratie hat seit zwei Menschenaltern, aber vor allem seit 1918, die Phase der Rebellion und ihrer Propaganda verlassen. Die Sozialdemokratie ist in die
Phase der Berwirklichung und praktischen Gestaltung eingetreten, die mehr erfordert als Elan, die Einsicht und Erfahrung vorausseßt. Müssen wir deshalb auf die Gewinnung der jungen Generation für den Sozialismus verzichten? Nein, durchaus nicht. Die soziale Not hat die Jugend zur politischen Revolution getrieben; fie strebt mit allen Kräften nach politischer Aenderung. Die tann ihr der Radikalismus nicht geben, und unter den Verbrechen der Nationalsozialisten droht der Entwicklung der Jugend eine schwerste Schuld.( Lebhafte Bu huiuftimmung.) Wir müssen verhindern, daß die vom Radikalismus ent täuschte Jugend in politische Indifferenz versinkt. Bir müssen ihr immer wieder den
ber von Präsident Hoover eingefeßte Notstandstommissar, ist in Berlin eingetroffen, um das deutsche Arbeitslosenproblem zu studieren und die Mittel kennenzulernen, mit denen Deutschland die Not der Erwerbslosen zu lindern sucht.
nehmen. Gegenüber dem Argument unserer Gegner, die Sozialdemokratie sei eine Partei ohne Jugend, stelle ich fest,
wir haben in der Sozialdemokratie 80 000 Mitglieder unter 25 Jahren und 320 000 unter 35 Jahren,
und behaupte, daß weber die Nationalsozialisten noch die Kommunisten eine so hohe Bahl organisierter Mitglieder haben. Wir haben in der Partei mehr Junge, als die kommunistische mitgliedschaftsgiffer enthält.
Die Spannung zwischen jung und alt ist in ber heutigen Zeit besonders start und Revolutionen haben die Jungen ganz verschieden beeinflußt und umgeformt. Die Jugend fann auch nicht zwischen heute und gestern Vergleiche ziehen, weil fie das Gestern nicht erlebte, und da die Alten die Organisation aufgebaut haben, die für die Jungen eine Selbstverständlichkeit bedeutet.( Sehr wahr!) Wir haben jetzt schon die richtige Bragis gefunden, aber die Sprache ist noch vielfach die alte, und die Folge davon ist eine große beiderseitige Unsicherheit der gegenfeitigen Beziehungen.
Die Jugend ist heute start politifiert. Dabei übersieht sie oft die Selbstverständlichkeit, daß auch eine politisierte Jugend immer noch Jugend mit ihren besonderen Eigenschaften ist. Und die Jugend ist selbst irritiert durch ihre Er folge. Sie meint, es sei schon gut, wenn sie marschiere, und begreift nicht, daß Politik mehr ist als Demonstration.( Sehr gut!) Die Jugend muß selbst lernen, das politisch mögliche zu begreifen. Neben dem Jdealismus und dem Willen zur gefell fchaftlichen Mitarbeit erfordert die Politik viel Einsicht, Erfahrung und Umsicht, die man sich eben nur erarbeiten tann.
Die
nationalsozialistische Reichstagsfraktion ist die weitaus jüngste, fie ählt 45 Abgeordnete unter 35 Jahren.
Aber soviel Jugendlichkeit ist nur vor den Reichstagswahlen zu erfragen. Jm Reichstag zeigt fich, daß der Geburtsschein ohne Wert ist und selbst nicht ausreicht zur Erlangung mildernder Umstände.
Ich bin überzeugt, daß Hitler nicht zuleht aus dem Reichstag des halb auszog, um mit seinen Jungen wieder in die romantischeren Gefilde der Agitation zurückkehren zu können. Auch die jungen fommunistischen Reichstagsabgeordneten find im allgemeinen im Pfeiffonzert tüchtiger als in der politischen Arbeit.
Also erst wenn die Jugend die Pragis der Politik anwenden wird, wird der Elan der Jugend politische Kraft. Der Be schluß des Kaffeler Parteitags auf Bildung der jungsozialistischen Bereinigung war damals berechtigt. Heute stellt das Urteil der Bartei das Versagen dieser Vereinigung feft. Eine wesentliche Ursache dieses Versagens der Jungsozialisten ist die Entfaltung der Bereinigung zu einer reinen Richtungsorganisation.
demokratischen Sozialismus als einzigen Ausweg aus der Not zeigen. Mit einer großen aufgeschlossenen Partei fann die Jugend an Inhalt und Form einer neuen Welt arbeiten. Gerade im Kampf um die junge Generation müssen wir die sozialdemokratische 3iellegung mit aller Deutlichkeit zum Ausdrud bringen.
Wir erstreben heute wie immer den Sozialismus von ganzem Herzen.( Lebhafter Beifall.) Wir wollen die Welt nicht uur ertragen, wir wollen sie verändern. Wo das radikale Wort aufhört, beginnt off unsere Arbeit.
Und radifaler als jedes Wort ist unsere Arbeit an der Gestaltung einer neuen Jugend.
Niemals ist die Jugend vor eine größere Aufgabe gestellt worden als die heutige Sozialdemokratie. Für die Schaffung der neuen Welt der Arbeit braucht man den ganzen Menschen, und wir müssen gerade den ganzen Menschen
jegen. Stur durch uns tan bien für die negeneration ein Zielsetzung, einen Lebensfinn finden. Der Sozialismus hat erst die Männer her. ausgeführt aus der blassen Glendsstunde des Proletariats und die Kämpferformationen formiert. Er hat dann die Frau in den Rampf geführt gegen doppelte Laften in Wirtschaft und Gesellschaft. Jegt gilt es die britte große 2rmee, die Jugend, in ihrer Gefamtheit unter der Fahne des Sozialismus zu faminein und mit der Sozialdemokratie in den Kampf zu führen.( Langanhaltender. Beifall.)
Mit verlängerter Rebezeit erhält zunächst das Wort für Ausführungen über die Kinderfreundebewegung der Leiter dieser Bes wegung
Bir bewundern die organisatorische Hingabe und Treue des Stammes unserer alten Parteigenossen. Diese Treue stammt aus der gesellschaftlichen wie politischen Ab- und Ausgeschlossenheit der Sozialdemokratischen Partei der früheren Zeit. Heute ist das anders. geworden. Wir wirken heute an und in der bürgerlichen Geseilschaft, daher können wir nicht mehr aus der Substanz aus der Heroenzeit leben. Wir brauchen Elastizität; aber Elastizität ohne Grundsäglichkeit führt zur Charakteriofigkeit, und Grundsäge ohne Elastizität führen zum Dogmatismus. Beide Gefahren müssen vermieden werden.
Aus diesen Grundgedanken heraus ist die Kinderfreundebewegung, die sozialistische Erziehungsbewegung her porgegangen. Sie erfüllt eine geschichtliche Aufgabe. Heute find schon nahezu 1000 Orte von der Kinderfreundebewegung erfaßt. Ueber 200 000 Kinder werden heute von uns in sozialistischen Ges dankengängen erzogen. Das ist ein Erfolg, wie ihn feine Kinderbewegung zu verzeichnen hat. Dieser Erfolg ist nicht nur den Methoden romantischer Art der Kindertümlichkeit zuzuschreiben, mit denen wir unsere Arbeit vollziehen; er ist auch nicht allein ein Erfolg unserer Helfer.
Wir haben 10 000 Helfer, die, ehrenamtlich, von ihrem fargen Lohn und von ihrer Zeit für diese Aufgabe opfern.
Ein großer Teil unserer Helfer betrachtet diese Arbeit nicht als Nebenbeschäftigung, sondern als Lebensberuf. Wir haben Arbeiter und Arbeiterinnen, Akademiker, Lehrer, Aerzte, Chemiter usm., aber in unserer Mitte sind sie das nicht, sondern Helfer. Ich bedauere nicht die Politisierung der Jugend, fie gehört zur gesellschaftlichen Gestaltung. Als das Bürgertum gegen den Feudalismus tämpffe, war die Jugend nicht weniger politifiert als heute. Wir müssen die Erziehungsarbeit so einstellen, daß die Jugend aus ihrer Erfahrung, ihrem Willensimpuls heraus die Gestaltung ihrer Berhältniffe wahrnimmt. Erziehung fann nie nur sein ein Heranreifen für diesen Zustand von übermorgen, sondern muß sein ein 23 a chs. Aufgaben dieser Zeit. Das hat unserer Kinderfreundebewegung ihren starken Gehalt gegeben.
Dabei hat eine Reihe ermachsener Parteigenoffen leider sehr tatfräftig mitgewirkt. Andererseits muß es Aufgabe der Partei sein, der Jugend Aufgaben zu geben, sie an Bläge zu stellen, wo sie sich erproben fann. Wir müssen die furchtbaren 2üden schließen, die die Schwere der Kämpfe der letzten Zeit in die Reihen der Parteim an den Lebens und Kampfbedingungen, an den gerissen hat. Jezt haben wir noch die Möglichkeit, die Tradition der Arbeiterbewegung ohne Bruch fortzufezen. Aber neben der Poli tifierung und Mobilisierung der Jugend darf ihre
geiffige Ausbildung nicht vernachlässigt
werden. werden. Bir müssen über das Schlagwortwissen hinaus zur politischen Bildung, die jeder sich einzeln erringen muß. Ein erheblicher Teil der Jungwähler hat im vorigen September nicht uns, sondern die Nationalsozialisten und Kommunisten gewählt. Krieg, Revolution, Inflation und Weltfrise haben in ihrer atem raubenden Folge auch die Unentschloffenheit und Labilität junger Menschen getroffen. Die Jugend hat den Steg der brutalen Gemalt über Kultur und menschlich feit, den täglichen aufreibenden Kampf um bas nadie Leben miterlebt. Rationalisierung und Arbeitslosigkeit haben die Jugend in eine neue geistige und seelische Arise gestürzt. Die junge Generation erlebt in ihrer Gesamtheit das proletarische Schicksal. Auch der Jugend des Bürgertums ist die
ganze Welt der überkommenen Borstellungen zusammen
gebrochen.
Wir lassen die Kinder arbeiten an ihrer eigenen Klassenlage. In der Familie des Arbeiters ist der Platz z 11 eng für eine joziale Lebensgestaltung. Bei uns, in ihren Gruppen, bei ihren Treffen finden die Kinder den Raum, wo die Funda. mente des Klaffenbewußtseins erlebt werden. Bon bürgerlicher Seite wirft man uns vor, mir zerstörten die Familie. Bir ziehen aber nur die gesellschaftlichen Folgerungen aus einem vorhandenen Tatbestand.( Sehr richtig!)
Wir brauchen eine Erziehung für den organisierten Menschen, eine Erziehung aus der Tat heraus für die Selbstverwaltung. Deshalb erziehen wir auch Jungen und Mädchen zusammen. Die Emanzipation der Frau ist nur ein Privileg einzelner, wenn wir nicht von Grund auf das Verhältnis von Mann und Frau gefell Schaftlich anders gestalten.( Bravo !) Erst wen wir die Hegemonie des Geschlechtlichen in der Gesellschaft aufheben, wird die Emanzipation der Frau eine lebendige Tatsache. Gegen die Berleumdungen von bürgerlicher Seite über die angebliche Unfiftlichkeit der Kinderfreundebewegung wäre die Anwendung der Notverordnung am