Volksbühnenwerbuna beginnt!
Kür das Theaier des Volkes
Die Berlinee Voltsbühne hat mit ihrer Werbearbeit für das nächste im September beginnende Spieljahr eingesetzt. In einem Teil der Presse waren während der letzten Wochen abenteuerliche Nachrichten über Gegensätz innerhalb der Volksbühne zu lesen. Tatsächlich vorhandene Meinungsverschiedenheiten zwischen den maßgebenden Instanzen des Vereins Volksbühne und K. Sj. Martin, dem künstlerischen Leiter des Theaters am Bülowplatz, wurden dabei gewaltig aufgebauscht, zum Teil auch noch völlig falsch dargestellt. Wer sich für den wahren Sachverhalt interessiert, der sei auf ein F l u g b l a t t t der Volksbühne verwiesen, das den Mitgliedern des Vereins zugesandt wurde, aber auch jedem Nicht- Mitglied in den Zahlstellen oder in der Geschäftsstelle des Vereins ausgehändigt wird. Hier fei nur soviel hervorgehoben: Niemals hat es einen„Putsch der Ordner" gegen den künstlerischen Leiter des Theaters am Bülowplatz gegeben. Niemals hat irgendeine Stelle in der Bereinsleitung irgendwo auch nur andeutungsweise die Forderung vertreten, das Haus der Volksbühne solle ein„reines Amüsiertheater" werden. Richtig ist zwar, daß von den leitenden Körperschaften des Vereins wiederholt der Wunsch geäußert wurde, der Spielplan des Theaters am Bülowplatz möchte noch mehr als bisher„volkstümlich" werden und neben ernsten Werken auch heitere, unterhaltsam« Stücke bringen. Aber dabei dachte selbstver- ständlich kein Mensch je an eine Unterhaltung ohne Sinn und Idee. Jeder war sich stets darüber klar: Was die Volksbühn« bietet, muß immer der Zensur des künstlerischen Geschmacks standhalten und vor der kulturellen Idee der Volksbühne zu verantworten sein. Der bisher vom künstlerischen Leiter des Theaters am Bülowplatz und dem künstlerischen Ausschuß entworfene Spielplan für 1931/32 kommt nun dem Wunsch nach einem lebendigen, anregenden, dabei künstlerisch bedeutsamen Repertoire weit entgegen. Er sieht u. a. vor: Shakespeare :„Timon von Athen ", Nestory:„Freiheit in Krähwinkel", Anzen- gruber:„Das vierte Gebot", Shaw:„Androklus und der L ö w e", Kaiser:„Nebeneinander"— und für die Sonderabteilungen, die nach wie vor einige eigene Ein- studierungen im Sinne des politischen Zeittheaters erhalten sollen, Kraus:„Die Unüberwindlichen" und Rostand :„D e r Mann, den sein Gewissen trieb". Dieses reizvolle Programm wird seine Ergänzung finden durch Vorstellungen im Schiller-Theater, das an Neueinstudie- rungen für das kommende Jahr u. a. ankündigt: Schiller :„D i e Räuber", eine Komödie von G o l d o n i, Rostand :„C y r a n o von Bergerac", Hirschfeld:„Agnes Jordan" und Kyser: „Schicksal um Port". Vor allem aber gewinnen die Darbie- tungen des Vereins Volksbühne im nächsten Jahr dadurch an An- ziehungskraft, daß die Mitglieder erstmalig Gelegenheit erhalten, auch die Oper Unter den Linden zu besuchen. Die General- intendanz hat zugesichert, daß die Vorstellungen für die Volksbühne hier ein« Auswahl der besten Leistungen des Hauses bringen sollen. Die Aufführungen der Linden-Oper werden ihre Ergänzung finden durch eine Operettenspielzeit, die der Verein Volksbühne am Schluß des Spieljahres in seinem eigenen Haus durchführen wird. Natürlich, ist auch wieder eine lange Reihe bedeutsamer. Sonderveranstaltung«« vorgesehen. Vor allem dürsten dji Konzerte und die T»n z-m a ti n"e e n Hervorragenties 4»$?.
Dem Wunsch nach„Preisabbau' kommt die Volksbühne insofern entgegen, als sie die einmalige Einschreibegebühr, die jedes neue Mitglied zu zahlen hat, ermäßigt. Die Vorstellungsbeiträgc, die den Mitglieder zugleich Anspruch auf kostenlose Aushändigung eines Programmzettels und auf unentgeltliche Zusendung der Ver- einszeitschrift bieten, bleiben die gleichen wie bisher. Die Mitglieder zahlen also für jede Schauspielvorstellung abends 1,70 M., nach- mittags 1,30 M., für jede Opernvorstellung abends 2,50 M. Die Plätze werden nach wie vor ausgelost. Von besonderer Bedeutung ist eine völlige Neugestaltung der Abteilungen, in die die Mitglieder eingruppiert sind. Während bisher alle Abteilungen die gleiche Anzahl und die gleiche Zu- sammenstellung von Aufführungen boten, erhalten die Mitglieder künftighin die frei Wahl zwischen Abteilungen der verschieden st en Art. Wer nur über geringe Mittel verfügt, braucht sich bloß zum achtmaligen Theaterbesuch im Laus des Winters zu verpflichten. Daneben stehen Abteilungen mst 11, 13 und 16 Vorstellungen. Innerhalb dieser Gruppen ist teilweise noch wieder die Zusammenstellung der Vorstellungen verschieden. Hochwillkommen wird es endlich zahlreichen Interessenten sein, daß sie sich künftighin auch in Abteilungen eingliedern können, deren Vorstellungen stets an einem bestimmten Wochentage bzw. an einem Sonntagabend stattfinden. Dieser Neuaufbau der Organisation macht es aber nun not- wendig, daß jedes Mitglied der Volksbühne, das dem Verein weiter- hin angehören will und jeder, der als neues Mitglied beizutreten gedenkt, sofort seine Willenserklärung für das nächste Jahr abgibt. Nur dann ist es möglich, daß die Wünsche hinsichllich der Einreihung in bestimmte Abteilungen berücksichtigt werden. U m m e l d u n- gen alter und Anmeldungen neuer Mitglieder werden schon jetzt in sämtlichen Zahlstellen der Volksbühne wie in der Hauptgeschäftsstelle, Linienstr. 227(O 1, Norden 2341) entgegengenommen. Neue Mitglieder haben mit der Anmeldung zugleich die Einschreibegebühr von 1,20 M. zu entrichten. In ollen Zahlstellen und in der Hauptgeschäftsstelle werden Prospekte ver- abfolgt, die noch ein genaueres Bild von den Einrichtungen und Plänen der Volksbühne im nächsten Jahr vermitteln. Bei ihrer Mitgliederwerbung sieht sich die Volksbühne den Bs- mühungen zahlreicher anderer Stellen gegnüber. Abonnenten für ihr Theater zu gewinnen. Jede dieser Stellen preist natürlich nach Möglichkeit ihre Darbietungen. Eins aber ist gewiß: Die Volksbühne ist die einzige Einrichtung, bei der die Entretenden nicht nur Platz- mieter sind, sondern als Mitglieder des Vereins auch Mitbesitzer des Theaters, das den größten Teil der Vorstellungen liefert, und mitbestimmende Träger aller Darbietungen. Ja. die Volksbühne allein stellt eine groß« Genossenschaft der Theaterbesucher dar, bei der die Mitglieder durch ihre ge- wählten Organe die Geschäftsführung bestimmen und auf den Spiel- plan einwirken. Alle privaten Erwerbszwecke sind dabei selbstver- ständlich ausgeschlossen. Hinzu kommt, daß die Volksbühn« aus der Berliner Arbeiterschaft herausgewachsen ist. Wenn sie auch keiner Partei dienstbar ist, so dient sie doch in erster Linie den Bestrebun- gen der Werktätigen um Ihren'kulturellen Aufstieg. Das muß d:e 'Mitgliedschaft in der Volksbühne für jeden denkenden Arbeiter.und Angestellten besonders wichtig erscheinen lassen.;
platz«.(Sehr gut!) Wer darüber hinaus küßt das lebendig« Tu» unserer Falten all diese Vorwürfe zuschanden werden. Wenn wir heute die blauen Falten mit dem christ» Uchen Kreuz sehen, so erblicken wir darin die Bejahung eines Jesunden Gedankens, der aus unserem Gestaltungswillen ge- kommen ist.(Sehr gut!) Mit aller Energie protestieren wir gegen da» Verbot der bayerischen Regierung, gegen das Verbot, wonach schulpflichtige Kinder an den Veranstattungen der Kinderfreunde Nicht teUnehmen dürfen.(Lebhafte Zustimmung!) Wenn man von nn» fordert, wir sollten die roten Fahnen aufgeben, sollten den Kindern nicht von Sozialismus erzählen, so sagen wir, daß die Vegeiflerung für den Sozialismus erst die Verfassung geschaffen Sit. Wir lassen uns von der bayerischen Reaktion und von den ationalisten nichts verbieten, was in der Verfassung als legales lkrziehungsgut gilt. Auch bei den Wohlsahrtsbehörden usw. finden wir Schwierigketten. Deshalb wenden wir uns an unsere Partei- Senosien: Helft uns mit, diesen Erziehungsbund der !inderfr«undebewegung weiter auszubauen. Wenn ihr Mitwirkt an diesem Erziehungsgedanken, wenn er zur Ideologie unserer gesamten Arbeiterklasse wird, dann wird er nicht nur Jdeo- logie sein, sondern die materielle Macht zur Schaffung des Sozia- lismus.(Lebhafter, anhaltender Beifall!)
Berichtigung. In unserer Mitteilung über den Inhalt der Notver- «rdnung muß ein Druckfehler berichtigt werden. Auf der ersten Lette, letzter Absatz, zweite Zeile muß es heißen: S1Z Millionen Einnahmeerhöhung und nicht 1813 Millionen.
Verlag Lehmann auf dem Rückzug. Sin neues Verfahren gegen die„Gefesselte Justiz.' In der Reihe der Prozesse, die um das von Unwahrheiten protzende Buch„Gefesselte Justiz" entstanden sind, stand am Mitt- wach vor dem Landgericht I eine Klage des Justizrats Dr. W>»r t- Hauer gegen den Verleger des Buches, I. F. Lehmann in München , «m. Iustizrat Dr. Wert Hauer hatte gegen den Lehmonn-Verlag am 11. April eine ein st weilige Verfügung erwirkt, nach der dem Verlag verboten wurde, bei Vermeidung einer siska- Ilschen Strafe von 500 M. für jeden Fall des Zuwiderhandelns ge- wisse in der„Gefesselten Justiz" aufgestellten Behauptungen zu wiederholen. Es handelte sich in der Hauptsache um beleidigende An- würfe, die sich auf die Anwaltstötigkeit des Rechtsanwalts Dr. Wert- Hauer in der Sache K u t i s k e r bezogen. Gegen diese einstweilige Verfügung hatte der Verlag Lehmann Einspruch erhoben. Sein Rechtsanwalt legte eine eidesstatttiche Erklä- rung des„Sachverständigen" Bücherrevisor L a ch m a n n vor, durch die die Behauptungen des Lehmannschen Buches bestätigt werden sollten. Dem Bücherrevisor Lachmann ist seinerzeit von der Ber - liner Handelskammer wegen völliger Unzuverlässigkeit die Sachverständigenqualifikation entzogen worden. In mehre- ren Prozessen ist er selber bereits verurteilt worden, die von ihm jetzt beeideten Behauptungen gegen Iustizrat Werthauer bei Strafe zu u n t e r l a s s e n. Es ist bezeichnend für den Lehmann- Verlag und den Autor Moritz, daß sie für ihre Behauptungen nur Zeugen von der Art des Querulanten Lachmann, des vom Deutschen Prauerverband bestochenen Abstinenten D a v i d s o h n usw. finden körnzen. Im übrigen wendete der Verlag Lehmann eine ganz neue Takiik. an: er behauptete, daß ein Wahrhettsbeweis nicht erforderlich fei, denn das Moritz-Zarnowsche Buch enthalte überhaupt keKne Beleidigungen, es richte sich nicht gegen Persönlichkeiten, sondern nur gegen die Justiz als solche! Es enthalte nur Tatsachen. Auf die wiederholte Aufforderung des Vorsitzenden, doch die Be- weise für die Richtigkeit der Moritz-Zarnowschen Behauptung zu erbringen, blieb der Vertreter des Verlages Lehmann dabei, dies nicht nötig zu haben, weil keine Beleidigungen vorlägen! Das Gericht setzte Verkündungstermin für den 10. Juni fest. * Rtoritz-Zarnow hat gegen die verantwortlichen Redakteure des „Vorwärts" und des„Abend", gegen die Genossen Geyer und Lepere, die PrivatbeleidigungsNage angestrengt. Die Klage bs- zieht sich sowohl auf die Tatfachen, die wir über das eigenartige politische Vorleben des Herrn Moritz ans Licht gezogen haben sowie auf die seinem Buch zuteil gewordene Charakteristik einer Lügenschrift. Unsere angeklagten Redakteure werden in vollem Um- fang der Klage den Wahrheitsbeweis antreten. Dabei wird sich besonders Gelegenheit bieten, die politische Vergangenheil des Herrn Moritz, sodann aber auch den von Unwahrheiten und Ver- leumdungcn wimmelnden Inhalt seines Buches vor aller Oeffentlichkeit zu beleuchten. Die„Schwarze Kahne" in Schlesien . Krawall bei Zwangsvollstreckung. Dünzlau, 4. Juni. Zu schweren Zwischenfällen kam«s heute bei der Durchführung einer Zwangsvollstreckung bei einem Landwirt in Neun- darf, Kreis Bunzlau , die wegen einer kleineren Geldsuimme von etwa SO M. durchgeführt werden sollte. Don dem Termin hatten Mit- gliefcer der sogenannten„Schwarzen Fahne" Kenntnis er- hallen. Etwa 200 Leute zogen infolgedessen heute früh nach Neun- darf, um die Zwangsvollstreckung zu verhindern. , Der Dollstreckungsbcamle wurde tätlich angegriffen und gegen den Landrat, die anwesenden Landjägereibeamten und die Regierung wurden grob« Beschimpfungen laut. Der Landrat bat daraufhin die Schutzpolizei in Görlitz um Verstärkung. Das Erscheinen der Schutzpolizeibeamten genügte, um die Demonstranten zu zerstreuen.
Wird die Staatliche Schauspielschule geschlossen? Der Haupt- ausschuß des Preußischen Landtages hat den Anttag des Staats- Ministeriums, die Staatliche Schauspielschule zum nächstmöglichen Termin zu schließen, erneut angenommen. Die Kosten waren von der Generalintendanz bereits auf 30 000 M. ermäßigt worden. Doch setzte sich der Hauptausschuß über die Bedenken gegen die Schließung hinweg. Der Beschluß läßt kaum noch Hoffnung, daß die von der Vühnengenosscnschaft eingeleitete Vermittlung, die ein Zusammen- gehen mtt der Reinhardt-Schule befürwortet hatte, verwirklicht werden kann. va, Ze«t> altbeater. da» vorige Woche neu eröffnet wurde, mutzte de- retts wieder schiietzcn. Die Maiburger Zlestiplele 1S31, die außer dem.SommernachtStranm' den»Piiiizen von Homburg" und den»zerbioibenen Krug" zur Auiführjing bringen, uinsaffen diesmal LS Aufführungen, beginnen am lk>. Luni und dauern bis zum S. Juli. vi« Larnowsly- Sühnen, die nun auch den Ernst der Zeit zu spüren bekommen habon, stehen in aussichtsreichen Unterhandlungen, um ihren Setrieb auch in der nächsten Saison fortsetzen zu lönnc».
„Bandiienlied." Eapitol. Ein aufrechtes Bekenntnis zum Kitsch. In einem süßlieblich kolorierten Rußland gehen merkwürdige Dinge vor. Ein Räuber, der in entscheidenden Momenten aus unbekannten Gründen singen muß, raubt«ine Prinzessin, die sich wie ein«ingeschüchtertes Gir: benimmt und auf angelsächsisches Postkartenidyll stilisiert tst. Außer- dem ein« Sammlung von Ueberfällen, Entführungen, Rachefäulten, Auspeitschungen und ähnlichen schönen, romantischen Filmsaihen. Lehnrs„Zigeunerliebe" liefert die Musik. für den brüllfreudigen Räuberhauptmann. Wenn die Amerikaner entgleisen, gibt es immer eine Katastrophe mit unkenntlichen Masten. John Barrymore , der Star für kühne, historisch« Aben- teuer im amerikanischen Stil, führt eine pompöse Regie. Er kann sich im Dekorativen nicht genug, tun und scheint eine unüberwind- bare Neigung für himbeerfarbene Himmel zu haben. Dagegen überläßt er die Schauspieler ihrem eigenen Schicksal, und die Herr- schaften stellen auch Schauriges an. Lawrence Tilbett, das Programm bezeichnet ihn als Star der Metropolitain Oper in New Port, singt den schönen Räuber. Bon Spielen kann nicht du Rede sein. Aber seine Stimme ist schwer und wird in der Höhe übervorsichtig behandelt. Sie tastet sich an den Noten empor. Als Partnerin erscheint Catherine D a l e Owen, die ungefähr das Hififlosefte darstellt, das der amerikanische Film bisher servierte. Nur L a u r e l und H a r d y, die beiden Groteskdorsteller, sind erfreulich. Da- Publikum amüsierte sich bei den tragischen Stellen wunder- voll; die Amerikaner scheinen durch den Tonsilm jedes künstlerische Format verloren zu haben.?. Lch. Ein„drahtloses" Klugzeug. Der Erfinder einer Vorrichtung zur drahtlosen Lenkung von Kraftwagen und Flugzeugen, Robert E. Autrey, führte dieser Tage zu Houston in Texas einen fünffitzigen Eindecker vor, der während seines Fluges von einem andern Flugzeug aus auf drahtlosem Wege gesteuert wurde. Das Flugzeug gehorchte 15 Minuten lang allen Anweisungen, die Autrey von der anderen Maschine aus ihm gab, führte Schwenkungen, Drehungen und anderes aus. Um den Bs- ftimmungen der Regierung für das Fliegen über Städten zu ge- nügen, stieg das Versuchsflugzcug zunächst mit einem Führer auf, der es in einer Höhe von 1000 Meter verließ. Dann übernahm der Erfinder von seiner Maschine aus die weitere Leitung. Als die Flugzeuge einmal 800 Meter voneinander entfernt waren, gehorchte die Verfuchsmofchine plötzlich dem drahtlosen Antrieb nicht, aber dieses Versagen dauerte nur einen Augenblick. Vor dieser Vor- führung in der Lust lenkte Autrey einen Kraftwagen auf drahtlose Weise, zuerst von einem Lastkraftwagen aus und dann von einem fliegenden Flugzeug. Die Mundharmonika als Volksinstrument. Im letzten Jahr hat die deutsche Hormonika-Industrie rund 47 Millionen Harmonikas hergestellt. Im Dezember wurde das 4000. Mundharmonika-Orchsster gezählt. Lm letzten Jahre haben nach einer statistischen Erhebung 300 000 Schulkinder ihre erste musikalische Unterweisung mit der Mimdharmonika erhalten. Noch einen Schritt weiter ist dos bulgarische Unterrichtsministerium gegangen, dos der Lehrerschaft die Verwendung der Mundharmonika" im Unterricht offiziell emp- fohlen Hot.
Ltm das Polizeirevier S2. Oi« Zivilisten'Mßhandlungen vor der Äemfungsinstan?. Vor der Strafkammer de» tandgericht, I begann heul? die verufungsoerhandlung gegen den Pollzeioberwachlmeisl?: Gertner. Volizeioberstleutuanl Moder und den Polizei- Hauptmann Alsdorf . Die skandalösen Vorfälle im Polizeiremer 82 am 1. Mai 1929 haben am 25. November v. 3. vor dem Schöffengericht Bcrlin-Mitte zur Verurteilung des PÄizeioberwachtmeisters Gertner wegen ge- meiraschaftticher gefährlicher Körperverletzung zu vier Monaten Gefängnis und zum Freispruch der beiden Polizeiofsiziere geführt. Das Gericht hatte damals ausgesprochen, daß auch die beiden letzteren vieles unterlassen hätten, um die Mißhandlungen der Verhafteten zu verhindern. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen da- Urteil Berufung eingelegt. Der Tatbestand, der den Vorfällen zugrunde lag, ist noch in Erinnerung. Am 1. Mai 1929 während der kommunistischen Demonstration gingen sieben Personen mit um- gehängten Gewehren aus der Landsberger Allee kommend über den Landsberger Platz. Der Oberleutnant Waldow, der hier Dienst tat, glaubt« es mtt einem bewaffneten Trupp zu tun zu haben, er ließ die Leute festnehmen. In Wirklichkeit waren es bloß Mitglieder eines Arbeiterschützenbundes, die von einer Schießveranstaltung kamen, die Gewehre waren Luftdruckgcwehre. Im Polizei- revier 82 wurden die Verhafteten in Gegenwart des Polizeiober- leutnants Mader und des Polizeihauptmanns Altdorf von dem Polizeiwochtmeistcr derartig mißhandelt, so daß sie schwere Ver- letzungen davontrugen. Dem Polizeioberleutnant Mader wurde u. a. der Vorwurf gemacht, daß er nicht für soforttge Fest- stellung der betreffenden Beamten Sorge getragen und seiner vorgesetzten Dienstbehörde über den Dorfall keine Mitteilung gemacht habe. Wiedererkannt wurde schließlich von den Miß- handelten nur der Oberwachtmcister Gertner. Die erste Verhandlung bat zwei Tage gedauert. Di« Berufungsinstanz hofft, dos Urteil bereits heute abend fällen zu können.
Regierungsaffessor amisenihoben. Wegen national, oz'.alistischer Llmtriebe. Breslau , 4. Juni. Gegen den 2lssessor Hrimuth Nicolai von der Regierung in Oppeln wurde durch Verfügung des preußischen Innenministers Seoering vom 29. Mai 1931 das Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Entfernung aus dem Amt eingeleitet und gleichzeiti!! sofortige Suspension vom Amt« verfügt mit der Begründung, daß Nicolai hinreichend verdächtig sei, sich für die Nationalsozialistische Partei betätigt zu haben, obwohl er den Ministerialdeschluh vom 29. Juni 1930 über die Unzulässizkeit derartiger politischer Betäii- gung gekannt habe.