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Der Lenz i« da— juhei. Freut euch des Lebens! Das Wetter ts schön, lieber die Moorwiesen fliegt schreiend der Kiebitz, sein lustiger Schrei: Kiwitt, kiwitt, flüggste mit? Jawohl, Freund Kiebitz , wir fliegen mit— mit unserm neuen grauen Auto, Mensch: das is ein Prachttier, unser neuer Töfftösf, unser Brummbrumm— wie ein Stier: so stark is er, der neue graue Benzinwagen— nein, stark wie hundert Stiere is er, der Betriebswagen vom Telegraphenbau- amt. Zwölf Mann fitzen wir drauf, der Chauffeur und Vormeister sitzen vorne— und wir zehn„Undckorierten", wir sitzen achtern— auf gepolsterten Gerätekasten, richtige Bänke. Wie ein schwerstes Geschütz, wie ein Kriegsmörser rollt unser Betriebsauto dahin, an die dreißig Langrohrgeschütze gucken achtern raus— Telegraphen- maste, und da is der blanke Bronzedraht, schön ordentlich aufgerollt — wie Gold, so blinkt er. Und die weißen Porzellantöpfe, wie Wasserrosen blitzen sie unterm Sonnenstrahl, die Isolatoren. Und die frisch schwarzgestrichenen eisernen Isolatorenstützen, mancher Rabe wird hoch droben in der Luft mal drauf sitzen. Du, da, kiek mol, wieder der lustige Vogel, was er für Purzelstürze macht, in der blaufllbernen Moorluft, der Kiebitz: kiwitt. kiwitt, flüggste mit? Sooo, nun sind wir da: an Stelle und Ort, der Nordweststurm hat neulich'ne Reihe Telegraphenmaste umgelegt, schon vor'ner Woche, wir hatten die Leitung provisorisch in Gang gehalten, durch chilfsmaste, heute aber wollen wir die Telegraphenlinie wieder richtig und schlichtig in Stand setzen, wir pflanzen an die dreißig neue! Mäste ein. Das is nicht so einfach, der Grund hier is Moor ,! schwarzes rauchendes Heidmoor, wir graben— mit Wasserstiefeln 1 an den Beinen, mit Gummilatschen, die uns bis an den Lintern raufreichen— der blanke Stichspaten— es quatscht ordentlich im, Grund—, wenn du so'nen fetten Moorbrocken in der Tiefe los- stichst— und schwer ist der Stoff, und rabenschwarz— hol op, Jung, lustig, is Frühling! Zu Frühstück haben wir schon an die zehn Löcher fertig— nachher kommt Beton hinein, sonst hält der Mast nicht. Beton und Cisengestänge. Das Feuer flackert gar lustig im Winde, die Kaffee- können sind heiß— an einer Stange hingen sie über dem roten Eeslamme—, Mahlzeit: laßt euch Swattbrood un Speck un Palm- dotier good smecken— Hein, häste ook'nen lütten Köm?— Io, dor, nipp mol! Wir Telegraphenmänner im Teufelsmoor , wir setzen die Drahtlinie wieder in Schuß. So'ne Arbest im Frühling macht Spaß. Flinke Autos sausen an uns vorüber, bunte Geschäftsauws— und kleine blaue Vergnügungsauws, es gibt immer Leute genug, die nichts zu tun haben— als wie zu reisen. Auch die Handwerks- barschen haben nix zu tun, drum reisen sie ja auch— sie reisen, weil sie keine Arbeit haben— hä, Kunden, kommt mal her— da habt ihr'ne Stulle mit Blutwurst— und nehmt nen Schluck Kaffee aus der Blechkanne— jaawoohl,'s is Milch dran— und gute Weiterreise, grüßt Wien und Konstantinopel und Bagdad — wenn ihr hinkommt— sagt: wir kämen bald nach,'ne neue Drahtlinie von Bagdad durch Persien nach Indien zu legen— wir sind die Tele- grapher, international durch Beruf, Verband und Partei. Wir bauen dem elektrischen Wort seine luftigen Straßen— wir verbinden� Völker und Kontinente— wir kennen keine Grenzen— die Welt und die Menschheit ist ein Ganzes. Telegraphie ist ein rotes Netz, ein Netz von sozialistischen Tendenzen. Jawohl! Sooo, gefrühstückt hätten wir— schnell noch einen Blick rings- um—, Mensch, wie is das hier schön, im Teufelsmoor . Die Lust
ist blau— aber ganz zart von Silberduft durchhaucht— zwei breite Pappelbäume, Moorpappeln— der Wind klappert drin, im Pappelgeblatt, als ob du Talerstücke scheffelweise in einen Geld- schrank schaufelst. Der rote Postbusch blüht. Und am schwarzen Moorloch flackert ganz leicht im Winde das weihe Gekräusel vom Wollgras. Du, kiek dor,'nen geelen Botterling, ein gelber Zitronen- falter— nun setzt er sich aufs Blütengold des halbmannshohen Ginsters. Krischri— Wildenten streichen übers Moor. Und die Schwalbe is schon da, die schwarzblaue kleine Moorschwalbe. Unser Vormeister sagt: Na, Jungens, wöllt wi noch mol?— Joo, sagen wir— täuf man noch'n beeten, Krischon, dat is moje in't Moor! Gegen Mittag sind wir naß. von Schweiß, wir haben die Hemdärmels bis unter die Achselhöhlen aufgekrempelt, die Mützen liegen am Chausieerand. im grünen Gras— und Piet Uhl ruft: Hier in dat Lock silt wat Hattes un wat Halles binnen-- Und. wahrhaftig, Kollege Piet Uhl hat recht— mit dem Spaten klopft er auf was Hohles, auf Hartes, wie Eisen und Holz— am Ende ne Moorleiche— ein Hünengrab, aus vorgeschichtlicher Zeit? Vösicht, ganz vorsichtig, zwei Taue her-- wir heben ihn, den Sarg, hol em ropp, swor is he, schrecklich schwer— klitsch, macht das Grund- wasier— quack, sagt der Moorschlick— Höger ropp, höher'rauff— Minsch, hol di fast: das is ja'n Kindersarg? Dat is obers'n swores Kund, de Sarg wüggt an de twee Zentner. Soo, wi hefst em. an't Licht— den Sara. Aber es war kein Sarg— das hier ist ein Schatz— eine Eilen- und Cichenkilte. da: die Schlösier sind verrostet— heb den Deckel auf— Minsch. fall nich op'n Mors— das is Gold—'ne Schatzkiste voller dunkel- brauner und hellgelber Goldstücke. Alte Münzen Was steht drauf? „Hanse-Schar." Ein Schiff ist auf den Goldmünzen— und Jahres- zahlen— aus der Zeit von 19.50 bis 1350.„Hansa-Geld." Da hält nun ein Auto neben uns. Ein alter Weißbart ist ausgestiegen— horrijeh, das is ja unser lieber Parteigenosie aus Bremen , der Pro- fesior vom Museum. Und der alte Weihbart, der wird gesprächig— schaa, Iungens, sagt er— ihr habt hier'nen wichtigen Fund ge- macht— ich gratuliere euch im Namen der Wissenschaft, im Namen der Forschung, das alte Hanseatengeld, das gibt prächtige Museums- stücke. Hier im Tcufelsmoor stand im Mittelalter die„Rüge Borg", die„Rauhe Burg", das Raubritternest der Grafen von Dübelsdreck. Sie lauerten den hanseatischen Kaufmannszügen auf— und be- raubten die— bis die Hansastädte die„Rüge Borg' erstürmten und niederbrannten— die Ritter von Dübersdreck kamen an den Pappelbaum, da tanzten sie am Strang ihren letzten Grafentanz. Der Schatz hier, die Münzentiste, die war vor der Burgbelagerung von den Rittern vergraben. Ich grawliere— ich will dafür sorgen— daß ihr belohnt werdet. Adjüs!— Und er saust los, der Professor Weihbart, der alte Parteigenosse, die Schatzkiste hat er mitge- nommen. Und am nächsten Tag stand es In allen Zeltungen— und nach vierzehn Tagen bekamen wir von der Telegraphendirektion jeder ein Geschenk von ZOO Mark— für den ausgegrabenen Schatz. Was die Direktion dafür bekam, da? wissen wir nicht. Oben und unten— ist immer zweierlei Geld und zweierlei Maß—, oben die großen Gehälter, und zu dem vielen Geld einen ganzen Monat Urlaub— unten: die Stundenpfennige als hartumkämpfter Lohn, und der Urlaub? Mensch, dies Jahr machen wir uns ober einen guten Acht- tageurlaub, die 200 Mark müssen springen. Zu Ehren der Grafen von Dübelsdreck! Wir sind die Telegrapher, Schatzgräber vom Teufelsmoor .
Mermann Itendel: Frankreichs etiler moderner 3)ichler Zu Franoois Dillons fünfhimderlfletn Qeburlslag
Er hat es allezeit toll getrieben, der Magister Fvancois Villon, und seiner Sorgen geringste war, ob er ein halbes Jahrtausend nach seinem lästerlichen Erdenwallen noch als großer, als der erste moderne Dichter Frankreich gefeiert würde oder nicht. Anfangs ließ sich sein Leben gar nicht übel an, denn obwohl der im Sommer 1431 Geboren« von sich sagen durfte Ich bin ein Kind von niedrem Blut, Von armen Leuten arme Brut, hielt ein wohlhabender und gebildeter Kaplan von Saint-Benoit-le- Bientournö schon früh seine schützende Hand üb«r den aufgeweckten Knaben, erwirkte ihm Tisch und Bett in dem Pariser Kloster, in dem er selbst wohnte, und schickte ihn auf die Universität, in der Hoffnung, ihn später als wohlbestallten Pfründner der Kirche oder als vergnüglichen Ratsherrn der geistlichen Gerichtsbarkeit wieder- zusehen; nach diesem, seinem Adoptivvater, nannte der ungeberdige Jüngling, der eigentlich Montcorbier hieß, sich Villon . Aber daß für einen armen Teufel wie ihn die Tafel nicht ebenso reich gedeckt sein sollte wie für die seinen jungen iherren seiner Bekanntschaft, leuchtete ihm nicht ein: unbändiger Lebenshunger ließ ihn die Hände nach allem ausstrecken, was gut-«nd schmackhaft war. Tolle Studentenstreiche brachten ihn zuerst in Konflikt mit der Obrigkeit; dann schlug er im Raufhandel einen Widersacher tot, und an einem qualifizierten Einbruch beteiligte er sich auch. Fortan, trotz mächtiger Fürsprecher und wohlhabender Gönner, sank er, um es im Jargon des Mastbllrgers auszudrücken, von Stufe zu Stufe. Seine Heim- statte: die Kaschemme, seine Gefährten: Pennbrüder, Landstreicher und schwere Jungens, sein Schicksal: unstet umherzuirren, in feuchten Verließen zu faulen, vom Gericht dem Galgen überantwortet zu werden. Zu Anfang 1463 rettete ihn ein in Verse gesetztes Gnaden- gesuch an den Parlamentshof vor der Bekanntschast mit des Seilers Töchterlein, aber für zehn Jahre wurde er der Stadt und des Bezirks verwiesen. Er schritt fürbaß aus der langen, langen Land- straße und oerschwand im Dunkel; keine Spur mehr kündete von ihm: verdorben, gestorben! Aber hoch empor über den Brodem dieses zerrütteten Daseins schwang sich der Genius der Poesie. Denn Franqois Villon war ein Richter, wie ihn di« Literaturgeschichte nur alle paar Jahr- hunderte verzeichnet. Gefühl für das künstlerisch Wesentliche, Auf- richtigkeit der Empfindungen, blühende Phantasie, sprudelnder Witz, echt gallischer Geist, Gabe der Darstellung, Kraft des Ausdrucks, Leichtigkeit des Reims , Schmiß und Schwung— Dutzende der kümmerlichen Poetaster des Zeitalters hätten sich mit dem Reichtum dieses Krösus verschwenderisch ausstaffieren können. Dabei scheute seine Muse nicht zinrperlich vor der Gosse zurück, in die der Dichter trat. Die schommgslosesten Strophen französischer Sprache schrieb er wie jene nicht ganz höfische Ballade, die in der deutschen Nach- Dichtung von K. L. Ammer ausklingt:
Wind, Hagel, Regen, Schnee, ich bin geborgen, Zuhälter bin ich, brauch für nichts zu sorgen. Mit seiner Louise hat sich Louis gepaart. Welch herrlich Paar! Art findet sich zu Art, Uns plagen Ehrbegriff« nicht noch Flausen In dem Vordell, in dem wir beide hausen. Und das war wirklich nicht„Jhrnst um der Kunst willen', er selber ließ zu Zeiten Mädchen auf dem Strich laufen. Sogar im Rotwelsch der Gauner und Ganoven brachte er Verse auf Papier und sang unbekümmert das Hohelied der Verlausten und Verluderten. Wer zu Unrecht heißt ihn Paul Zech , der mit Geschick„Die Balladen und lasterhaften Lieder' nicht nur in Deutsche , sondern auch in den Rhythmus unserer Tage übertragen hat, einen„prole- tarischen Dichter" und sein Wert„die erst« proletarische Dichtung". Dem fünfzehnten Jahrhundert blieb das Proletariat als eine be- sondere, neue, aufsteigende und aufstrebende Gesellschaftsklasse ganz fremd; das verlorene Volk, mit dem sich Villon saufend und hurend herumtrieb, war Abfall, der sich aus der Unrwandlung der feudalen in die bürgerliche Ordming ergab; als Deklassierie standen er und seine Spießgesellen außerhalb der Klassen, zählten zum Lumpen- Proletariat. Dem Dichter, der das Schmarotzen auf die Höhe einer Kunst erhob, lag es denn weit eher, gelegentlich einen großen Herrn um Gunst und Gnade anzusingen, als in revolutionärem Ingrimm gegen eine Welt aufzubegehren, die ihn ausgestoßen hatte. Gleich- wohl fehlte die soziale Note in seinem Schaffen nicht. Es klang schon wie eitel Hohn auf die überlieferte Erb- und Eigentumsordnung, daß der absolute Habenichts, der kaum über die paar Lumpen auf seinem Leibe zu verfügen hatte, für die Zusammenfassung seiner dichterischen Einfälle und Empfindungen die Form seines Letzten Willens wählte:„Das kleine Testament' und„Das große Testament" umschließen so ziemlich alles, was uns von ihm überkommen ist. Gilt„Das große Testament" als ein Pamphlet gegen die Reichen, so fanden sicher viele Zeitgenossen hier ausgedrückt, was sie an Wut und Groll gegen die fetten Schieber und Wucherer auf dem Herzen hatten. Da Villon selber den Hungergurt immer enger schnüren mußte, hatte er auch tiefstes Mitleid mit allen Elenden und Eick- erbten und tiefftes Verständnis für alle Strauchelnden und Fallenden. In ergreifenden Tönen warb sein Lied um dieses Mitleid und um dieses Verständnis; immer wieder verwies er darauf, daß Not kein Gebot kennt, daß Verbrechen der Armut enffpringt und daß es fiir die in den Tiefen keine Schuld, sondern nur Schicksal gibt; Grund- klang seiner Weltbetrachtung wie in der grandiosen„Ballade von den Gehängten' etwa das Wienerische: Menschen san mer alle! Und gemeinsam allen Menschen der Tod! Wie der Schwingen- schlag eines schwarzen Vogels streifte der Gedanke an das unver- meidliche Ende noch die frechsten Strophen Villon ?. Da hämmerten Reue, Verzweiflung und Zerknirschung aus sein Herz; in frommer Ülibrunft erschauerte seine Seele, und zu erhabener Größe wuchs bei
diesem dem Untergang Geweihten das Zchnen mn die festen Dinge empor: Wie Job floh mir das Leben hin, So wie die Weberfäden ziehn, Die mit der nimmermüden Hand Der Weber von der Spule spannt Und so wie er die Fäden zieht Und knüpft, wenn etwas reißen will, So fürcht auch ich nicht, daß mir was geschieht, Denn nach dem Tod wird alles still..- Im Leben aber war Villon auch deshalb kein proletariscyer Dichter, weil er keinen Nerv für das hacke, was man 1031 als „Kollektiv" zu bezeichnen pflegt. Doch seine zeitgeschichtliche Be- deutung liegt gerade darin, daß er nur das eigene Ich kannte und sich als Mittelpunkt des Weltalls empfand. Die französische Dich- tung vor ihm war ein ummauerter Garten mit Treibhäusern, in dem nur der Hochadel spazieren ging; das Bürgertum konnte nicht einmal als Zaungast hineinsehen. Die Dichter waren entweder hohe Herren wie der Herzog Karl von Orleans, den Villon auch kennen lernte, oder Diener hoher Herren, wie Alain Chartier , der bei Karl VII. als Geheinffekretär in Lohn und Brot stand. Ihre Poesie war denn durchaus aristokratische Standesdichtung, ganz un- individuell, nach Form und Inhalt über einen Leisten geschlagen, Klischee und Konvention und so allgemein, so unpersönlich wie mög- lich; durch das Medium des Werks sollte der Verfasser beileibe nicht zu erkennen sein. Da kam, eher ein Hinterhosdichter als ein Hospeet, Villon daher und lieferte keine oerstaubten Herkömmlichkeiten, son- dern enthüllte in seinen Strophen sein eigenes blutvolles Ick. fem eigenes zuckendes Herz. Sein Empfinden, sein Erleben, sein Erleihcn sang er, er sang sich, nur sich. Damit wirkte er als Vorläufer des bürgerlichen Zeitalters, das die ständische Ordnung in Einzelw-' a auflöste: damit erschien er als Künder des Individuums und Individualismus, oder, wie es vor bald einem Jahrhundert d-r Literaturhistoriker Nifard, Bürgerckim und Nation gleichsetzend ans eine Formel brachte:„Karl von Orleans ist der letzte Dichter der feudalen Gescllschast; Villon ist der Dichter der wahren Nation. d:e auf den Trümmern des Feudalismus beginnt." Was immer in den Menfchenaltern nachher im dynastischen und feudalen Denken stecken blieb, hatte darum nichts als Haß und Verachtung für Villon , aber selbst ein wohlwollender Bruder in Apoll wie Clement Marot mißverstand ihn gründlich, wenn er meinte, daß der Sänger der„Ballade von der dicken Margot", um den vollen Lorbeer zu erlangen, am Hof von Königen und Prinzen hätte leben müssen. Villon in der Hofluft, fall, er sich überhaupt hätte zähmen können, wäre ein fader lyrischer Kunsthandwerker geworden, nicht mehr, und heute ganz und gar vergessen. So aber, weil er den Mut hatte, er zu sein und sich zu dichten, lebt er, den Kran; der Unsterblichkeit um die verwüstete Stirn, bis auf diesen Tag weiter, Der arme Scholar, Des Name Franqois Billon war.
@e!imdhei!lic!ie ffialfchläge für Juni An schönen warmen Junitagen wird hier und da in Flüssen und Seen schon häufig gebadet; vielleicht ist daher der gegenwärtige Be- ginn der sommerlichen Badefatson der richtige Zeitpunkt, um einmal auf diese und jene Gefahren, wie sie das Baden und Logern im Freien mit sich bringen könnte, hinzuweisen. Dabei liegt un» nichts ferner, als etwa denen, die das Baden im Freien lieben, ihr Ver- gnügen leid machen zu wollen: es kann kaum etwas Gesünderes geben als ein vernünftig betriebenes Freibad und den damit verbundenen Aufenthalt in frischer Lust, sowie die natürlich« Sonnen- bestrahlung der Haut. Lediglich gewiss« wohlangeb rächte Vorsichtsmaßregeln sollen hier Erwähnung finde». Da ist zunächst einmal der Gefahr de» Weinboden» zu ge- denken. In jedem Jahre wieder hört man von Unglücksfällen, bei denen Badende, die ohne Gesellschaft oder ohne Kameraden in Flüssen und Seen badeten, plötzlich versanken und ertranken, weil niemand in der Nähe war, der ihnen hätte Hilf« bringen können. Di« berüchtigten Wadenkrämpse, Herzschlag und ander« unbekannte Körperschäden können die Ursache sein. Wer in ein unbekanntes Ge- wässer springt, setzt sich zudem der Gefahr aus, daß«r in«in Gewirr von Wasserpflanzen gerät, die so dicht miteinander verflochten und verfilzt sind, das sie ihr Opfer wie mit unzerreißbaren Seilen um- klammern und sich— je mehr man sich windet— um so fester um den Leib schlingen. Also: in unbekannten Gewässern niemals allein baden; im Freien möglichst überhaupt nur in der Gesellschaft oder in der Nähe von anderen Menschen badenl Daneben gibt es noch eine Reihe weiterer Vorsichtsmaßregeln zu beachten. Daß man— zumal bei niedriger Wassertemperatur— sich nicht zu lange im nassen Element aushalten darf, Ist selbstver- ständlich. Stellen sich nach dem Bade Kopfschmerzen ein, so ist das bereits«in Beweis dafür, daß man zu lange im Wasser blieb. Auch bedarf es keiner besonderen Erwähnung, daß man nicht mit vollein Magen in Bad gehen, sondern umgekehrt die Nahrungsaufnahme an das Bad anschließen soll, wie ja auch durch das Baden der Appetit wohltuend angeregt wird.— Daß während der Vadezei! infolge der kalten Bäder gar nicht selten Ohrenerkrankungen austreten, wird vielen nicht bekannt sein. Zu ihrer Verhütung muß man sich vor allein beim Schwimmen einer richtigen Ateintechnik befleißigen, sonst dringt Wasser i» die Ohrtrompete, was zu ernsten Schädi- gungen Veranlassung geben kann. Schnupfen oder sonstige Nasen- erkrankungen, ebenso Ohrenkatarrhe sind hinreichender Grund, um sich des Kaltbadens zu enthalten; auch dürfen Menschen mit durch- bohrtem Trommelfell mir mit ölgetränkter Watte im Ohr schwimmen und auch dies nur dann, wenn seit der Durchbohrung zwei Jahre ohne Krankheitserscheinungen am Ohr vergangen sind. Schließlich noch ein Wort über das Lagern nach dem Baden . Alljährlich melden sich zur Badezeit in den Hautkliniken eine ganze Reihe von Personen, die nach dem Baden und Lagern nn Freien an eigenartigen Hauterscheinungen erkrankten. Am häusigsten stellt sich da die Hautröt«, das Erythem, ein, das von einfacher Rot- särbung bis zu Schwellung und Blasenbildung in den verschiedensten Graden auftreten kann. Während manch« Menschen sich sehr lange ungestraft in der Sonne und im Wasser aufhalten können, kann bei anderen die Rötung der Haut gar von Fieber, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen gefolgt sein. Wieder bei anderen Personen macht sich nach dem Lagern im Graf« ein eigenartiger, oft sehr ausgedehmer Bläschenausschlag des Rückens bemerkbar, dessen Ursach« in einer Ueberempfindlichkeit der Haut gegen Rietgräser. Schilf, Carex- Arten. Binsen und Schafgarbe zu suchen ist. Sölche Personen dürfen sich also nach dein Baden nicht in unbekleidetem Zustand in die Wiese legen, sondern müssen sich auf einem Badetuch, einer Decke oder dgl. lagern. Das erste Thermometer stammt von dem deutschen Gelehrten Fahrenhcil, der eine Skala für das Steigen und Fallen der Tempc- ratur aufstellte. Die niedrigste Temperatur, die er feststellte, nannte er Null, den Gefrierpunkt des Wassers setzte er auf 32 Grad fest, den Siedepunkt aus 212 Grad.-