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dessen Nnm« doch»wetfeNoS unter der Ankündigung gestanden dal, iin anderen Falle aber mit Leichtigkeit zu ermitteln ist. Die gesetzliche Verantwortlichkeit des Kohlenhändlers auf den»er- antwortlichen" Redakteur abzuwälzen, das heißt diesen Begriff i» ebenso neuer wie unberechtigter Weise auslegen. Kiel, S. Juni.(Privatdepesche d«Svorwärts".) In dem Prozesse wegen der fürchterlichen Brückenkataftrophe auf der Germaniawerft   am 14. August 1895, die 13 Menschenleben als Opfer forderte, wurden sämmtliche Angeklagte freigesprochen, der Werftdirektor Hagen, weil er nicht verpflichtet war. alles nachzusehen, der Erbauer der Brücke, der früher, Baggermeister Hinrichsen, weil ihm die Qualifikation alS Fachmann fehlte, der Platzmeister Ehrhorn, weil er unmöglich alleS übersehen konnte. Der Staatsanwalt hatte gegen Hinrichsen und Ehrhorn je 1 Jahr Gefängniß, bez. Hagen's Freisprechung beantragt. Es entsteht nun die Frage, ob die Staatsanwaltschaft gegen diejenigen Anklage erheben wird, welche den früheren Bagger- meister, dem die Qualifikation zum Brückenbau fehlt«, mit der Erbauung der Brücke betraut haben. Elberfeld  , 8. Juni.  (Freie Presse.) Einem on-dit zufolg« sollen in den höheren Polizeiregionen von Elberfeld seit längerer Zeit schon Friktionen bestehen. Nach derselben Quelle soll der viel- genannte Polizeikommissar Kammhoff seine Stellung hier quittiren und in einem Privatdienst«ine ergiebiger« Stellung annehmen wollen. Ob dieser Austritt deS Kainmhoff aus dem Polizeidienst mit jenen Friktionen zusammenhängt, können wir nicht bestimmt bchaupten, wird aber verschiedentlich als sicher angenommen. Diese Friktionen sollen nach dem letzten großen Polizeiprozeß ein« bedeutsamere Schärfe angenommen haben. Wie dem nun auch sei, wir haben keine Ursach«, den«vent. Abgang des Kaminhoff irgendwie zu beklagen, aber auch zum Gegentheil kein« Veranlassung. Di» Thätigkeit dieses verdienstvollen Beamten auf politischem Gebiet war eher dazu geeignet, für unsere Partei Propaganda zu machen. Man erinnere sich nur der Vorkommnisse bei dem großen Sozialistenprozeß mit den Gewährsmännern und deren abstoßendem Gebahre», der vielen Versaiumlungsauflösungen, die durch Kainmhoff gethätigt wurden, und nicht zuletzt der vielen Hausdurchsuchungen, die dieser Be» amte namentlich in den Räumen vorgenommen hat, in denen die Freie Presse" hergestellt wird. Freilich hat bei letzterer Thätigkeit der Kainmhoff keine süßen Früchte davongetragen und muhte zumeist mit leere» Händen von dannen ziehen. Einmal soll es sogar vorgekommen sein, daß der Kammhoff in einer gericht- liche» Untersuchungssache gegen dieFreie Presse" zu Protokoll gegeben habe, eine Hausdurchsuchung habe keinen Zweck, die Er- fahrung habe gezeigt, daß man in derFreien Presse" doch nichts finde Es ist ja anzuerkennen, daß dies Erkenntniß, wenn auch lang- sam, so doch, wie Figura zeigt, sicher bei dem Kainmhoff aufge- dämmert ist. Seither ist man auch mit den Hausdurchsuchungen etwas sparsamer umgegangen und hat dann, wenn man solche für uöthig hielt, ander« Beamte dazu herangezogen mit de», gleichen Resultat. Einer ganzen Reihe von Strafanzeigen gegen die verschiedenen verantwortlichen Redakteure derFreien Presse" soll der ttammhoff ebenfalls nicht fern gestanden haben. Doch darüber sind die Akten noch nicht gänzlich geschlossen, und wenn «S wahr werden sollte, daß wir den Kammhoff als Polizei- kommissar verlieren, dann ist ja auch noch nicht aller Tage Abend. München» 3. Juni. Die Kammer der Abgeordneten nahm mit 88 gegen 8 Stimmen den Militäretat für 1898/97» n- verändert an. Der Gesetzentwurf über die definitive Ver- wendung der Ersparniff« aus den für die in Frankreich   nach dem Feldzuge gestellten Okkupationstruppen bezahlten Verpflegungs- gelber» wurde an den Finanzausschuh zurückverwiesen. Der Entwurf wollte die Summe, die etwa 800009 M. beträgt, als Stammkapital für den UnterstützungSverein der Hinter­bliebenen bayerischen Offiziere verwendet sehen, während die Abgeordneten der Regierung anheimgestellt haben, bis zur nächsten Eesfion ein« neu« Vorlage fertig zu stellen, i» welcher dieHinterbltebenensämmtlicherVeterjanen berücksichtigt werden. Tarmstadt, 4. Juni.  (Gig. Bericht.) In der Z w e i t e n Kammer des hessischen Landtages stand wiederholt der Antrag deS ultramontancn Abgeordneten Wasserburg zur Berathung auf Einführung direkter Wahlen »um Landtag an stelle d«S bisherigen Wahlmännersystems. Vor einigen Monaten hatte die Kammer den Antrag an- genommen, die Erste Kammer hatte ihn jedoch abgelehnt. Ruw mehr hat sich auch die nationalliberale Mehrheit der Kammer wiedergesunden und den Antrag niedergestimmt. Weshalb auch «ine Ausnahme machen. Ihrem anderen Beschluß von früher, die Re- gierung zur Aufhebung des Weinsteuer-Gesetzes von 1878 aufzufor- dern, blieb indeß der Kammer treu und beschloß, den Betrag auS dieser Sleuer in Höhe von 200 000 M. aus dem Budget zu streichen. Die Erste Kammer hatte sich bekanntlich in ihrer letzten Tagung für Anstellung von weiblichen Fabrikinspektoren ausgesprochen, während die Zweit« Kammer sich mit der Annahme eines Antrages auf'Anstellung von Assistenten der Jiispekloren begnügt hatte. Die Mehrheit der Kammer war dieses Mal bereit, dem Beschluß der Ersten Kammer beizutreten. AlS jedoch Regierungsrath Emmerling die Erklärung abgab, daß die Regierung in daS nächste Staatsbudget die Anstellung von Assistentinnen vorsehen werde, sah die Kammer von ihrem Vorhaben ab und erklärte sich mit dem Vorgehen der Regierung einverstanden. Hesse» wird demnach der erste deutsch  « Staat sein, welcher ivewliche Kräfte im FabrikinspcktoratZszur Verwendung bringt. Di« erste Anregung kam aber von den Sozialdemokraten. Oesterreich. Wie», 5. Juni. Der Steuerausschuß setzt« heute Abend die Beralhung des Zucker st euer-GesetzeS fort. Im Laufe der Debatte wendet sich Abg. Groß dagegen, baß die Erhöhung der Prämien durch die erhöhte Konsumabgabe gedeckt werden soll; er beantragt Uebergäng zur Tagesordnung und eine die Aushebung der Zuckerkartelle bezweckende Resolution. Nach längerer Debatte, in welcher die meisten Redner für da» G«s«tz eintraten, wurde der Antrag Groß auf Uebergäng zur Tagesordnung abgelehnt. die von demselben eingebrachte Resolution jedoch a n g e n o m m« n; serner wurde das Eingehen in die Cpezial- debntte beschlossen, in welcher daS ganze Gesetz unverändert an- genommen wurde, nachdem der Finanzminister v. BilinSki sich gegen die von Peschka beantragte Erhöhung der Verbrauchs- abgab« auf 12 Gulden anstatt auf 13 Gulden ausgesprochen hatte. Ein Antrag des Abg. Kramar, die Marimalsumme der Ausfuhr- Prämien auf 10 Millionen Gulden festzusetzen, wurde abgelehnt.- Lemberg  , 8. Juni. In der hiesigen Zitadelle erschoß sich gester»«>» Kadett des 80. Jnfanterie-Regiments. Dies ist seit Beginn des laufenden Jahres bereits der sechste Selbst- m o r d i n diesem Regiment. Erst vor einigen Tagen ivar «in Selbstmord gemeldet worden. Frankreich  . PariS  , 6. Juni. Der Staatsrath hat in seiner gestrigen Sitzung die Gilligkeit der B esch la g u a h in« von M o b i l i e n derjenigen religiösen Gesellschaften anerkaniit, welche sich weigern, die Aboiuiementssteuer z» zahlen.-» Holland  . Amsterdam  , anfangs Juni.  (Eig. Bericht.) Im Jahr« 1884 war die Masse deS niederländische» Volkes ergriffen von der Agitation für das allgemeine Wahlrecht. Mit großer Begeisterung wurden in verschiedenen Städten Versammlungen abgehallen, i» denen dieses erste Bolksrecht verlangt wurde, und im September desselben Jabres überreichten die von ihm gewählten Vertreter, nach einer imposauten Manisrstation im Haag, dem damaligen Minister eine Adresse, worin seine Forderung begründet war. Jetzt, nach 12 Jahren, während welcher Zeit durch ver- fchiedene Umstände eine unleugbare Erschlaffung in der Be- wegung eingetreten ist, sind wir endlich einen kleinen Schritt weiter gekommen auf dem Wege zum allgemeinen Wahlrecht. Nach langen Berathungen hat die zweite Kammer Artikel I. der Wahlrechtsvorlage van Hauten, nachdem sie einige Ver- änderungen erfahren hatte, mit 82 gegen 86 Stimmen an- genommen. Eine große Anzahl von Amendements, welche eine größere Ausdehnung deS Wahlrechts bezweckten, wurden durch eine aus katholischen, konservativ-liberalen und konservativ- antirevolutionären Mitgliedern bestehende Majorität verworfen. Mit dem Artikel 1, der bestimmt, welche Person«» das Wahl- recht ausüben dürfen, ist der wichtigste Theil deS Entwurfes an- genommen und es ist nicht zu erwarte», daß die Wahlreform jetzt noch erweitert wird. Das neue Wahl- recht ist noch immer ein Zensus- Wahlrecht, man hat die Schranke»ur ein wenig weiter gesetzt, indem man die erforderliche Summe, die der Wähler alS Steuer zu ent­richten hat, herabgesetzt hat(so z. B. die Grundsteuer von 10 auf einen Gulden), und 2. neue Kategorien von Einwohnern zu der Wahlurne zuläßt, so Familienhäupter, die eine Wohnung inne haben, für welche eine für jede Gemeinde absonderlich festgesetzte Miethe bezahlt wird, oder auch solche, die ein Fahr zeug von 24 cbm inne haben; Personen, die eine bestimmte Zeit im Dienstverhältnisse zu einer und derselben Person gestanden haben oder im elterlichen Betriebe wirksam waren und einen für jede Gemeinde festgesetzten Lohn verdienen; auch die Pension, die jemand vom Staate oder der Gemeinde bezieht, wird zu dem Lohne   gerechnet. Schließlich sind noch Wähler solche Personen, die 100 Gulden in National schuld oder 50 Gulden in den Relchspost-Sparkassen hinterlegt haben oder einen bestimmten FähigkeilSnachweiS geliefert haben Dem gegenüber hat nian das für die Wahlberechtigung erforderliche Alter von 28 auf 25 Jahre erhöht. ES kann nicht wunder nehmen, daß das Volk ohne jede Begeisterung die Annahme dieses elenden Machwerkes des Ministers van Honten hinnimmt. Wegen der politischen Indolenz. in die eS seit einigen Jahren verfallen ist, mag es sich die Be> leidigung, mit einem derartigen Linsengericht   abgefunden zu werden, gefallen lassen. Das ist alles. Wir hoffen aber, daß von min an eine neue Epoche ansängt. Es kann nicht aus bleiben, daß das Eintreten eines Theiles der Arbeiterschaft in die politische Arena die noch zur politischen Unmündigkeit ver- urtheilten Arbeiter eifersüchtig macht. Sie werden sich ihres uu- würdigen Zustande? mehr als bisher bewußt werden, und»in »rneuerteS Auflebe» der Agitation für das allgemeine Wahlrecht wird davon die Folge sein. Ein Glück ist es. daß ein« zwar noch kleine, aber zielbewußt« sozialdemokratische Arbeiterpartei dm steht, um die Lage auszunützen und den neuen Wählern den richtigen Weg zu zeigen. Die Anhängerschaft Domela NieuwenhniS', die durch ihre verwirrten und verwirrenden Phrasen auch einen Theil der Arbeiterschaft lahm gelegt hat, schmilzt zusammen und bietet den Arbeitern außer der gewerb schaftltchen Thätigkeit, die auch von der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei propagirt wird, nur noch öffentliche Lustbarkeiten die nicht einnial zur allgemeinen Zufriedenheit verlaufen. Der letzte Kongreß der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei hin- gegen hat seine Wirkung nicht verfehlt. Neue Abtheilungen sind hinzu gekommen, und die bestehenden Abtheilungen sind an Mitgliederzahl gewachsen. Wir haben daher guten Grund mit der größten Zuversicht weiter zu kämpfen, und, wenn es uns gelingen sollte, bei den erftfolgenden Wahlen»ach dem neuen Wahlgesetz auch»ur einen Kandidalen durchznbringen, so haben wir schon viel gewonnen, und nicht lange wird es mehr dauern, bis die Sozialdemokratie auch in den Niederlanden   den ihr zukommenden Platz im politischen Leben eingenommen haben wird. England. London  , 4. Juni. Unterhaus. Der Statßsekretär für die Kolonie» Ehamberlain erklärte, er hege infolge amtlich ihm zugegangener Nachrichten keinen Zweifel, daß Cecil Rhodes  nicht die Kontrolle über die Zivil- und Militärangelegenheitcn in dem Gebiete der Chartered Company   übernehme. General Earriugton befehlige sämmtliche znr Bekämpfung der Matabili im Felde stehende» Streitkräfte. G r e y sei Administrator der Chartered Company   im Matabtliland, aber nicht Betriebs direkt or. DieTimes" setzen die Hetzerei gegen die TranSvaal-Republik  fort. Sie bringen aus Kapstadt   eine Depesche:Die Vertreter der Netherland-Eisenbahn-Gescllschaft und die Regierung von Transvaal   mache» große Anstrengungen, das Oranje-Freistaatz Eisenbahnnetz sich zu sichern. Sie haben angeboten, die Garantie für eine Anleihe von 5 bis 6 Millionen Pfund Sterling zu übernehmen. Tie Retherland-Eiseubahn-Gesellschast und die Holländer in Pretoria   warten»ur darauf, da« Oranje- Freistaat  -Eiseubahnnetz an sich zu bringen, um die Delagoa-Bai für sich auszuinitzen und die englische» Interessen zu schädigen Wenn die Buren über ihre eigenen Eisenbahnen selbst be- stimmen wolle», so ist da? jedenfalls ihre Sache. Da habe» die Engländer nichts dreinzureden. Im englischen Unterhause ist durch L a b o u- chere und Harcourt die Regierung wegen deS Sudan  - f e l d z u g e s interpellirt worden, hat sich aber durch diplomatische Winkelzüge um jede wirkliche Aufklärung herum gewunden. Italien  . Rom  , 5. Juni.  (Eig. Ber.) Die Stadt Rom  , welch« keine eigene Industrie von»enueuswerther Bedeutung besitzt, ist trotzdem oder vielleicht eben deshalb in den letzten Jahren wiederholt der Schauplatz zweiselhafler ökonomischer Unternehmungen gewesen von denen man mit einem Male die Vorbereitimg eineS u» erhörten Wohlstandes erwartete. Dahin gehörte die Bnnspekulatiou der achtziger Jahre, die mit einem völlige» Bankrolt endigte und deren Folgen noch heule nicht überwunde» sind; dahin gehörte auch das von dem bekannte» Baccelli protegirte Projekt einer Metall industrie-Ausstellung in Rom  , das glücklicherweise an dem Wider stand des Ministeriums Giolitli scheiterte. Wer die nicht sehr saubere Agitation miterlebt hat, welche zu gunsten dieser beiden Unternehmungen ins Werk gesetzt wurde, wird nicht ohne Miß- trauen die Ankündigung eines neuen Unternehmens vernomnien haben, welches jetzt als Universalheilmiltel für die ökonomische Rolhlage der Stadt Rom   angepriesen ivird und daS den Titel: Rom Seehufen"! führt. Es handelt sich darum, an der Tibermündung, bei Ostia  , einen Seehafen ersten Ranges zu bauen und diesen mittels einer direkle» Bahn mit Rom   zu verbinden. Zwei englische und belgische Bankhäuser haben sich bereit er- klärt, dieses Unternehmen durchzuführen. Wozu der projektirte Hasen eigentlich dienen soll, wird nicht augegeben; man be- schränkt sich aus die allgemeine Boraussetzung, daß es in der Stadt und Provinz Rom nur deshalb weder Industrie noch intensiven Ackerbau gebe, weil es an einem Hafen fehle, der Rom  in direkte Verbindung mit dem Weltmarkt setze. Die Be- dingungen, unter denen die auswärtigen Bankhäuser das Unter- nehme» durchführen wollen, klingen, so weit man sie kennt, für den Staat nicht allzu belastend; aber wen» sich schließlich her- »usstellen sollte, daß die ganze Hafenunternehmung nicht im stände ist, an der wirlhschaftlichen Lage der Landschaft und Stadt etwas Wesentliches zu ändern, dann find auch die ver- hältnißniäßig nicht starken Zuschüsse, welche man vom Staat verlangt, weggeworfenes Geld. Zunächst bedient man sich zur Agitation für das Projekt des Huiweises daraus, daß die Hasen- und Bahnarbeiten zahlreichen Arbeitern, die seit der Bau- spekiilation, die sie»ach Rom   rief, unbeschäsligt geblieben sind, Arbeit verschaffen werde; und man sucht dies« beschästigungs- losen Arbeiter zu gunsten des Projekts in Bewegung zu setzen. Natürlich ist dies nicht der Zweck des Unteruehmeus. Dasselbe wird nicht günstig beurtheill werden können, wenn man be- rücksichtigt, was für Elemente zu seiner Empfehlung auftreten. Besonders scheint der bisher von Crispi aus Staatsmitteln unterstützte Theil der hauptstädtischen Presse in dem HafenprojeU einen Ersatz für jene jetzt versiechende Geldquelle zu erblicken. - ZumFriedenSschluß mit Abessynten schreibt dieNeue Zürcher Zeitung  ": Der in Zürich   lebende alS Vertrauensmann deS Königs Menelik   bekannte Ingenieur Jlg hielt sich in den letzten Wochen wiederholt in Rom   auf. Jlg wird, wie genanntes Blatt wissen will, nächste Woche aus dem kürzesten Wege zu Menelik   reisen mit einem Präliminarvertrag, welcher bestimmt, daß Italien   ans den Verlrag von Ucciali, aus das Protektorat und auf die Bedingung verzichte, daß Abeffynien unter kein anderes Protektorat treten dürfe. Als Grenze werde der Marebflnß festgesetzt, Jlg glaubt, von Menelik   die Freigabe der Gefangenen erlangen zu könne». aber erst nach dem endgiltigen Friedensschlüsse; darum sei auch von einem Lösegelds in dem Bertrage nicht die Rede. JtaUe» verpflichte sich überdies, dem Negus die Verpflegung und den Trausport der Gefangenen zu vergüten. Jlg werde über Obeck reisen und hoffe, in fünf Wochen mit Menelik   in Entoto zu- samnienzutreffen. Massanah, 8. Juni. Der Prozeß gegen General Baratieri hat gestern begonnen. Nach Verlesung der An- klageschrift wurden von der Vertheidigung sechs Nichtigkeits- einwände gegen die Strafuntersuchung erhoben, welche jedoch abgewiesen wurden. Auf Verlangen der Änklagebehörde schloß das Gericht den General Baldissera als Entlastungszeugen ans. Danach begavn Baratieri sein Verhalten genau auseinander- zusetzen, doch wurde die Verhandlung wegen des erschöpften ZustandeS Baratieri'S aus heute Vormittag vertagt.-- Spanien  . Madrid  , 5. Juni. Unter den B-setzeSvorlagen, welche dem Vernehmen nach der Finanzminister im Parlamente einbringe» wird, soll sich auch eine befinden, durch welche auf die Einfuhr ausländischer Kohlen«in Zuschlagszoll von einer Peseta per Tonne gelegt wird. Barcelona  , 6. Juni. In der Nähe der Kathedrale wurden zwei Orsiniboinben aufgefunden; dieselben sind dem Arsenal   über« geben worden, um analystrt zu werden. Türkei  . KretensischeS. In A t h e» eingetroffene Depeschen auS Canea melden, daß nunmehr 18000 Mann türkischer Truppen auf Kreta   seien. Die Plünderungen der christlichen Dörfer durch die Muhamedauer dauerten fort. Dem russischen Konsul in Canea wäre berichtet worden, die Truppen aus Zeit»», welch« gestern in Canea gelandet seien, hätten geplant, mit Unterstützung der orlsangesessenen Muhamedauer die Stadt zu plündern. In türkischen Kreisen versichert man, im Besitze von Beweisen zu sein, daß der Aufstand auf Kreta   von griechischer Seite unter st lltzt werde, da unter den bei den Aufständischen vorgefundenen Kriegswnffen sich auch solche griechischer Herkunft befänden. Eine» niit den seitens des russischen Geschäftsträgers bezüglich Kreta's bei der Pforte er- hoben«» VorsteUungen analogen Schritt hat auch der französische  Botschafter in Konstanlinopel Canibon unternommen, indem er der Pforte den Rath ertheilte, nach Unterdrückung des Auf- standes im eigenen Interesse den Bertrag von Haleppa wieder aiizuerkennen. In hiesigen diplomatischen Kreisen hält man die Fortsetzung der Versuche Griechenlands  , eine diplomatische Intervention in der lretenfischen Frage herbeizuführen, für wahr- scheinlich. Amerika  . Die Währungsfrage wird in der amerikanischen  Präsidentschaflskampagne voraussichtlich eine grobe Rolle spielen. Während die Demokralen sich der freien Silberausprägung zuneigen und eine ihrer Staatslonventionen sich bereils sür ein gesetzliches Verhältnis des Silbers zum Golde wie 1 zu 16 ausgesprocheil bat, meldet ein« Depesche ans N e w- I o r k, in dortigen Finanzkreise» verlaute, der Brief, in dem Mc. Kinley die republikanische Kandidatur sür den Präsidentenposten annehme, iverde sich offen für Goldwährung und daS republikanisch« Programm aussprechen. Em Stück unZttPtimdtfckev Ktvüeitevüemesuns. AuS Budapest   wird uns geschrieben: Mit der Schmach innerer Zerwürfnisse und Streitigkeiten ist die ungarisch« Arbeilerbewegung in den Augen der auS« ländischen Genossen behaftet. Wie überall, Ivo die moderne Arbeiterbewegung mistritt. stelle» sich auch in Ungarn   Männer, frei von jedem Hinter- gedankeu mit Ausopserung und Hingabe für den Be- sreiungskampf des Proletariats zur Verfügung. Und obzwar Erfolge auf dein Gebiete eineS KamvfeS viel von der Gewandtheit und de» persönlichen Fähigkeiten dir Führer abhänge», die diesen Kampf leiten, so sind doch nach dieser Richtung auch gewisse Schranken gezogen, deren Nicht- beachlung räckwirtend den Mulhigsten in diese Grenzen weist, ost aber mit den verhängnißvollsten Folgen. Zu den Pfingstseiertageli tagte i» Budapest   der vierte Parteilag der»ngartändischen Sozialdemokratie, der laut Be- stimmuug des im Jahre 1894 stattgehabten und von der auf jenem Kongresse gewählten Parteileitung einberufen wurde. Die eigenen Kräfte überschätzend und oo» sanguinischen Voraussetzungen über die zur Verfügung gestandenen ivtiltel, ivie aber auch über daS thatsächlich in der Bewegung bestandene Be- dürfniß nach einem täglich erscheinenden Parteiblalte, unlernahm mn  » im verflossene» Jahre die Herausgabe eines solche». Am I.Mai 189S ist dasselbe erschienen, nicht ohne schon denKei», seines Untergangs in sich getragen zu haben. Die Mittel znr Herausgabe suchte man in. Kreise der Genossen im Wege von Authcilscheinen(Aktien) uutzubringeu, und du die«rfordeiliche Summe nicht zur erhofften Zeit aufgebracht werden konnte, ließ man sich die Kaution(sie das Preßgesetz bestimmt) von einer kapitalistische» Unternehmung, die auch den Druck des Blattes besorgte, bei der Behörde erlege». Nicht lange und der Konflikt des Geldsackes mit de» Be- stredungen eines sozialdemokratischen Blattes trat zu tage. Man entzog dem Blatte die Kaulion, wonach eS nicht mehr über Politik schreibe» durfte, und dadurch die Vorbedingung für den agttalorischen Erfolg eines Tageblattes verlor. In dieser»»- erquickliche» Lage, da das Fiasko einem jeden vor Auge» lag, iittsestelte» sich persönliche Leidenschaften in, engeren Kreise der Genossen, die noch daS ihrige dazu beitrugen, de» Fall des Blattes zu beschleunige». Persönliche Interessen platzte» aus- «inander and der leidige Pnrleikonflikt trat in die Oeffentlich- keit. von du ad wäre gut, loeuu der Schleier der Vergessenheit .e eher je besser»uf die nun folgenden Ereignisse gedeckt würde. Bei den äußersten Anstrengungen einzelner Genossen mußte dennoch die Herausgabe veS Tageblattes eingestellt und die Zeitung als Wochenblatt weiter erscheinen. Zersprengt, in Erbitterung und enttäuschter Hoffnung nieder- geschlagen, hat sich ein großer Theil der aktiven Elemente zurückgezogen, ei» underer Theil wurde zu cachsüchiige» Zwecken von einzelnen Personen mißbraucht, um obendrein den jeinben der Eozialdemokralie Freude zu beretten. Die besonneneren Elemenle schlössen sich eng der Partei- leitung an, obzwar niemand dieselbe von taktischen Fehlern in der ganze» Sache freisprach. So war es möglich,«ine gänzliche