Die Nationalsozialisten feien die Angreiser gewesen. Besonders Itoßgoderer will von einer Schlägerei nichts wissen und auch kein Messer bei sich gehabt haben. Er wird aber vom Angeklagten 5anselow insofern belastet, als dieser mit Bestimmtheit behauptet, »ei ihm ein Messer gesehen zu haben. Roßgoherer soll sich auch zerühmt hoben, er habe einen fertig gemacht:„Junge, daß saß Iber."' Zur Verhandlung ist eine große Anzahl von Zeugen geladen. Zlls ein chauptindiz gegen Roßgoderer gilt die Tatsache, daß er m jener Nacht eine Seppl-Kleidung getragen hoben soll.
Schöner„Kulturbund"! Oer Mann der italienischen„Zustizreform" soll in Verlin sprechen. Auf Einladung des„Deutschen Kulturbundes" soll der italienische Iustizminister Professor Rocco in der nächsten Woche im Herrenhaus einen Vortrag halten. In der Ankündigung wird Herr Rocco als„Schöpfer der Ver- faffung des faschistischen Italiens " bezeichnet. Das ollein wäre alles eher denn ein Ruhmestitel. Darüber hinaus hat er als Justiz- minister die Justiz in Italien zur Dirne der faschistischen Mord-
Franzens Mißwirtschast
und Korruptionswirtschaft degradiert. Seine„Iustizreform" hat die Unabhängigkeit der Richter völlig aufgehoben, die zu blinden Werkzeugen des Regime, degradiert wurden, und den nichtfaschistischen Rechtsanwälten die Ausübung ihres Be- rufes untersagt. Von ihm stammen auch die Ausnahmegerichte, die be> reits Dutzende von Todesurteilen gefällt haben. Er ist mitver- ontwortlich für die grauenhaften Deportationen nach den subtropischen Mittelmeerinseln, wo neben Demokraten und So- zialisten auch Führer des Südtiroler Deutschtums schmachten, und wo wehrlose Menschen straffrei gepeinigt und miß- handelt werden, weil die sogenannte Justiz des Herrn Rocco ihre schützende Hand über die Henkersknechte hält. Das ist also der Mann, den ein angeblicher Kulturbund hier, in einem Kulturstaat, als Vortragenden auftreten läßt. Daß er eine solche Einladung annimmt, kann man ihm nicht verdenken, denn er hat alles Interesse daran, Anschluß an die zivilisierte Welt zu ge- Winnen. Um so schärfer muß das Urteil über die Veranstalter gesprochen werden, die die W ü r d e l o s i g k e i t eines solchen Bor- trogsabends verschuldet haben.
Siinkbomben gegen denRemarque-Mlm Oeutsch-böhmische Studenten protestieren auf ihre Art. Tetfchea a. d. 11. Juni. Bei der Aufführung des Remarque-Filmes„Im Westen nichts Neues " warfen fünf junge Studenten der landwirtschaft- lichen Hochschule in Liebwerd Stinkbomben. Zwei Frauen wurden dadurch ohnmächtig. Die Vorstellung wurde unterbrochen und die Werfer oerhaftet. Sie leugneten, doch fand man bei ihnen die Schachteln und auch Flaschen mit Salzsäure und Zink, eine Lösung, die sehr gefährlich werden kann. Die�Zorstellung tonnte später fortgesetzt werden. Der Film war schon in den Grenzstädten Reichenberg, Grottau , Warnsdorf, Schluckenau , Rumburg usw. wochenlang bei Massenbesuch gelaufen, ohne daß es zu Störungen gekommen war.
Matteotti -Rede verboten. Die Reaktion in Holland . Die für Dienstag vorgesehene Rundfunkrede des General- sekretärs des Internationalen Gewerkjchaftsbundes Schevenels über Matteotti wurde durch den Niederländischen Rundfunk- Kontrollausschuß verbaten. Das Verbot ist ein beschämendes Armutszeugnis für die Behörden. Der Parteivorstand der holländischen Sozialdemokratie richtete an die Regierung ein Protesttelegramm, in dem er betont, daß das Verbot eine Verletzung verfassungsmäßiger Rechte sei, die die Re- gierung zu wahren habe. Der Innenminister erklärte, man habe in der Rede Schevenels eine Gefahr für die Sicherheit des Staate» erblickt. » Die Sendezeiten der beiden holländischen Rundsunksender Hil> versum und Hülsen sind auf vier Sendevereine auf» geteilt, und war auf den A r b« i t e r r a d i o--B u n d„B a r a", auf die katholischen, evangelischen und liberalen Rodiovereine. Der staatliche Kontrollausschuß hat nach der königlichen Verordnung, die
Stahlhelm Zwischenspiel wegen Vor dem Schöffengericht Berlin-Mitte fand heute der Prozeß gegen die Stahlhelmführer S e l d t e und Düsterberg und gegen den verantwortlichen Redakteur des„Stahlhelm", Kleinau statt. Am 18. Januar d. I. erschien zur 60. Wiederkehr des Reichsgründungstages in der Zeitschrift„Stahlhelm " ein schwarzweißrot- umrandeter Aufruf der Bundesführung, dessen lieber» schrift lautete:„Kampf dem Z w i s ch e n r e i ch". „Seit 13 Iahren", hieß es in dem Aufruf,„lebt das deutsche Volk im nichtdeutschen Zwischenreich des bismarckfemd- lichen Marxismus. Diesem Zwischenreich, das die völkische, sittliche und kulturelle und auch die wirtschaftliche Grundlage der deutschen Nation völlig zu zerstören droht, habt ihr den Kampf angesagt, um aus dem Geist der Frontkameradschaft und der Volksgemeinschaft das wahre deutsche Reich und d i e Ration erstehen zu lassen." Auf Veranlassung der Republikanischen Beschwerdestelle hat die Staatsanwaltschaft wegen dieser beiden Sätze de» Aufrufes gegen die Unterzeichner desselben Seldte und Düsterberg wie auch gegen den verantwortlichen Redakteur Kleinau Anklage erhoben. Seldte gibt an, er sei vor dem Kriege als Fabrikbesitzer in Magdeburg tätig gewesen, sei Hauptmann der Reserve, habe im Felde seinen Arm verloren und mehrere Auszeichnungen erhalten. Er fei gegenwärtig Fabrikdirektor in Magdeburg und habe im Jahre 1918 aus den damaligen Zuständen heraus gegen dieRevolutionden„Bund der Frontsoldaten" gegründet, dessen Vorsitzender er ist.(Da ist Seldte ein klobigerJrrtum unter- laufen. In Wirklichkeit hat er den„Stahlhelm" sich al» eine Art republikanischen Kriegerverein gedacht und sich lebhaft bemüht auch Sozialdemokraten dafür zu gewinnen. Red.)
Radau auch „Revolution" mit Blumentöpfen Iraakfurt a.M„ II. Juni.(Eigenbericht.) Im Lause der gestrigen Nochmittags- und Abendstunden kam es auch in F r a n k f u r t a. M. zu erheblichen Zusammenstößen kommunistischer Demonstranten mit der Polizei. Die Vorgänge sind ofsevsichtlich von der kommunistischen Partei- leitung planmäßig organisiert worden. In den Vororten, so in der Friedrich-Ebert-Siedlung, in der Siedlung Frankenallee, Bocken» heim und Höchst , sammelten sich kleine Hausen, die mit Rot-Front- Geschrei und den Rufen„Nieder mit der Regierung Brüning" oder „Arbeiter, wehrt euch gegen die Notverordnung" anscheinend die Ausgabe hatten, die Polizei in diese Vororte zu ziehen. Zu gleicher Zeit sammelten sich in der Altstadt größere Massen an, die sich vor- läufig in den engen Straßen und Höfen verborgen hielten, sich dann aber gegen 19 Uhr an der Ecke Fahrgasse und Bapponnsteaße sam» melten, Demonstrationszüge bildeten und der Polizei Widerstand leisteten, als diese die Demonstranten zum Auseinandergehen auf- forderte. Die Polizei mußte wiederholt Gewalt onwenden. Sie ließ Mannschaften auf Bereitschoftswagen in die Innen» und Alt» stadt sichren, die zunächst größere Ausschreitungen verhindern konnten. Gegen 22 Uhr sammelten sich aber die Kommunisten, die bisher in den Außenbezirken die Polizei beschäftigt hatten, mitten in der Stadt an der Konstablerwoche. Der Unfug nahm nunmehr größeren Umfang an. Als die Polizei gegen kommunistische Sprech- chöre vorging, wurde aus den Fenstern einzelner Häuser mit Steinen und Blumentöpfen auf die Polizei geworfen, so daß diese jetzt mit den Revolvern in der Hand gegen die Demonstranten vorging. Als auf die Rufe„Fenster zu" die Stcinwürfe fortgesetzt wurden, wurden zahlreiche scharfe Schüsse abgegeben, durch die jedoch niemand verletzt wurde. Die Unruhen dehnten sich bis nachts gegen 12 Uhr aus. Es wurde wiederholt geschossen, jedoch keine Person verletzt. Mehrere Demonstranten wurden festgenommen. Äluiopfer in Kassel . Kassel , 11. Juni. (Eigenbericht.) Di« Demonstrationen am Mittagabend, über die wir schon kurz
ihn einsetzte, lediglich die Aufgabe, solche Vorträge zu verhindern, die die Sittlichkeit verletzen oder Andersgesinnte kränken könnten. Zu diesem Zweck hat der Kontrollausschuß auch das Recht, die Vorlegung der Manuskripte zu verlangen. Eine politische Zensur liegt nicht in den Befugnissen des Kontroll- ausschusses. Bereits vor vierzehn Tagen hat der Kontrollausschuß einen Vortrag des sozialdemokratischen Abgeordneten Rechtsanwalt D u i s oerboten, wobei natürlich nur politische Gründe bestimmend ge- wesen sein können. Auf eine Klage des Arbeiter-Radio-Bundes ist damals der Staat durch einstweilige Verfügung verurteilt worden, das Dortragshonorar, die Sende- und Ge» richtskosten zu bezahlen. Der Dortrag des Genossen Duis ist da. nach wieder auf das Programm gestellt, jedoch abermals verbeten worden. Auch im vorliegenden Fall ist mit einer solchen Klage zu rechnen.
Oos Ende des Münchener Glaspalastes Selbstentzündung ölgetränkter Lumpen als Ltrsoche. ZNünchen, 10. Juni. Die polizeilichen Erhebungen über die Ursache de» Brande », dem der Slaspalast am ö. Zuni zum Opfer gefallen ist. sind zu einem vorläufigen Abschluß gelaugt. Der Polizei- bericht meldet u. a.: Die Ermittlungen und Nachforschungen erfolgten in erster Linie in der Richtung auf vorsätzliche Brand st iftung. Bei den eingehenden und umfassenden Erhebungen hat sich bisher nicht der gerin-gste tatsächliche Anhaltspunkt für vorsätz» liche Brandstiftung ergeben. Während auf einem Kontroll» gang um 2 40 Uhr noch nichts bemerkt worden war, sah um 3 20 Uhr der nächste Wächter bereit» zwei Kammern und teilweise auch die N-benräume brennen. Auch der Feuerwächter de« Glaspalastes sah aus den beiden Kammern das Feuer herausschlagen. Um
vor Gericht des„Zwischenreichs" Es sei beim Stahlhelm üblich, anläßlich bestimmter(Ereignisse Bot» schaften zu erlassen. Die 60. Wiederkehr des Reichsgründungstages fei solch eine Gelegenheit gewesen. Er nehme kein Wort von jener Botschaft zurück, er stehe vollkommen auf ihrem Boden. Düsterberg ist während des Krieges Abteilungschef im Kriegs� Ministerium gewesen. Auch er erklärt, jedes Wort des Austufs auf» recht zu erhalten. Der Angeklagte Kleinau ist bereit, nicht nur formal die Der» ontwortung zu übernehmen, sondern sie auch für den Inhalt des Aufrufs zu tragen. Vors.: Wer von den Angeklagten will sich zum Aufruf äußernd Angeklagter Seldte : Ich werde es nach dem Plädoyer des Oberstaatsanwalts tun. Oberstaatsanwalt Köhler erhält das Wort zu seinem Plädoyer. Er führt aus: Die Angeklagten haben die verfassungs» mäßig festgestellte Staatsform überlegt und böswilligver» ächtlich gemacht. Bei der Strafzumessung muß berücksichtigt werden, daß der Stahlhelm im allgemeinen sich von Angriffen wie dieser hier bisher zurückgehalten hat, daß auch kein ähnliches Der- fahren bisher gegen ihn anhängig gemacht worden ist. Deshalb bin ich der Auffassung, daß in diesem Falle auf Geldstrafe erkannt werden kann und beantrage gegen die Angeklagten Seldte und Düsterberg an Stelle der an sich oerwirkten Gefängnisstrafe von je zwei Monaten eine Geldstrafe in Höhe von je 800 M. und gegen den Angeklagten Kleinau an Stelle der an sich verwirkten Gefängnisstrafe von einem Monat eine Geldstraf« von 400 M. Sodann spricht der Verteidiger. R.-A. Everling, der bestreitet. daß der Aufruf eine Beschimpfung der verfassungsmäßig festgestellten Staatsform enthalte. Schließlich verlangt er, daß die Angeklagten nicht zu Geldstrafen, sondern zu Gefängnis oerurteilt würden.
in Frankfurt - nach bolschewistischer Anweisung berichteten, haben inzwischen Menschenopfer gefordert. Als die Polizei gegen die Demonstranten in der Altstadt vorging, wurde sie aus den Fenstern und von den Dächern mit Blumentöpfen und Dachziegeln beworfen. An einer Stelle der Stadt fielen aus den Reihen der Demonstranten mehrere scharfe Schüsse, durch die ein Polizeibeamter einen Bauchschuß erlitt. Der Beamte ist seinen Verletzungen inzwischen erlegen. Auf die Ergreifung de» Täters ist eine Belohnung von 1000 M. ausgesetzt worden. Der Polizeipräsident beabsichtigt angesichts der Borgänge in den letzten Tagen ein Berbot von Umzügen unter freiem Himmel. Mord und Mordhehe. Das Echo der Ehemniher Vl tittaten. Chemnitz . 11. Juni.(Eigenbericht.) Von den 72 Kommunisten, die im Zusammenhang mit den blutigen Zwischenfällen in Chemnitz anläßlich des Sachsentrefsens der Nazis verhaftet worden sind, sind IS in Hast behalten worden. Sie werden im Laufe des Mittwochs der Staats- onwaltschaft zugeführt. Wer die tödlichen Schüsse abgegeben hat. konnte bisher noch nicht ermittelt werden. Der Tod der zwei Nationalsozialisten wird von dem völlig im Fahrwasser der Naziblätter schwimmenden„Chemnitzer Tagesblatt" zu einer unverhüllten Mordhetze gegen die Arbeiterschaft ausgenutzt. So schreibt dieses Blatt:„Dieser Vorfall zeigt ganz deutlich, daß die ungeheure Mordhetze der Marxisten bei dem roten Untermenschentum blutige Früchte getragen hat. Die wahren Ur- Heber dieser Mordtat sitzen auch hier in Parteistellen der marxistischen Mordfront." In dieselbe Kerbe schlägt die Nationalsozialistische Partei, Ortsgruppe Chemnitz , die in der Chemnitzer bürgerlichen Presse eine Todesanzeige für ihre beiden getöteten Parteimitglieder veröffentlicht, in der es heißt:„Zwei deutsche Männer mußten wiederum ihr Leben lassen, weil das blut- und ehrbewußte Deutsch- land heute schutzlos den marxistischen Mörderorganisationen aus- geliefert ist." Die Polizei ist gegen diese Mordhetze bisher noch nicht ein- geschritten.
gleiche Zeit bemerkten auch verschiedene Personen außerhalb des Glaspalastes Feuer. Was die Brandursache betrifft, so scheidet Brandentstehung durch Feuerstätten aus. Elektrische Leitungen befanden sich im Glaspalast nicht. Da« Gebäude hatte außer Gas- lichtbeleuchtung in den Büro- und Nebenräumen keine Licht- a n l a g e. Fahrlässige Brandstiftung durch Rauchen kann nach den Erhebungen nicht angenommen werden. In den Ausstellung?- räumen bestand strengstes Rauchverbot. Auch den am Abend vorher bis 20% Uhr in der Ausstellung beschäftigten Malern kann irgend- welches unüberlegtes Umgehen mit Licht oder Feuer nicht zum Vorwurf gemacht werden. Dagegen wurde festgestellt, daß die Maler am Abend vorher nach Schluß der Arbeit in einer der beiden erwähnten Kammern Nessel st offbauschen auf einem Haufen zusammen- gelegt hotten, die sie zum Abreiben von Oelfarbe an einer Holz- wand verwendet hatten, die mit einer Mischung au» Firnis und Terpentinöl getränkt worden waren. Nach den vor- hergegangenen heißen Tagen war die Hitze innerhalb des Glas- palastes noch sehr groß. Nachdem im vorliegenden Fall der Auf- bewahrungzort der Oellumpen zweifelsfrei auch der Brandherd war und für vorsätzliche Brandstiftung oder sonstige Fahrlässigkeit sich keine Unterlagen ergeben haben, muß Selbstentzündung der ölgetränkten Lumpen als Brandursache angenommen werden. Das vom gerichtschemischcn Institut erstattete Gutachten ist in Würdigung der vorliegenden Umstände nach Prüfung der Oelmischung und des Nesselstoffes zu dem gleichen Ergebnis ge- kommen.