31r. 269• 48. 3al)rfl«nä �00 Zreiiog, 12. Iuni 1931
Klärwerk statt Rieselfeld
Die Klärung und Unterbringung der Abwäster ist im Laufe der Zeit zu einem der wichtigsten Probleme der Großstädte geworden. Das bisherige System der Rieselfelder, wo die Abwässer langsam im Boden oersickerten urid'so auf natür- lichem Wege gereinigt wurden, hat sich als unrationell erwiesen. Das Gelände ist zu teuer, der Ertrag aus landwirU schaftlichen Produkten darauf zu geringfügig im Vergleich zu der kostspieligen Bewirtschaftung; ganz abgesehen oon den hygienischen Nachteilen, die sich für die benachbarten Ortschaften und Siedlungen ergeben. Die Stadt Berlin hat sich daher entschlossen, keine weiteren Rieselfelder mehr anzulegen, sondern statt der natürlichen eine künstliche, maschinelle Klärung herbeizuführen, die sich konzentrierter, rasdier, billiger und hygienischer vollziehen soll. Als erste Anlage dieser Art ist für die südlichen Bezirke von Berlin zwischen Stahnsdorf und Ruhlsdorf ein Gr o ß• Klärwerk erriditet worden, das in kürzester Zeit in Betrieb genommen wird. In ein System von Rechen aus Eisenbeton werden die Abwässer hineingepumpt und auf chemisch-biologischem Wege ein beschleunigter Fäulnis- und Reinigungsprozeß oor genommen. Den Hauptoorgang dabei bildet die „B elüf tun g", d. h. die Zufuhr von Sauerstoff durch Preßluft, um die Mikroben zu erzeugen, kleine Lebewesen, die zur Reinigung des Wassers besonders wichtig sind. Dieses gereinigte Wasser wird dann dem Teltowkanal zugeführt oder zur Bewässerung des Geländes verwendet. Die verbleibenden Schlammassen werden in die Faulbecken gebracht, wo die sich entwickelnden Gase aufgefangen werden. Sie bestehen zum größten Teil aus Methan, das gereinigt wird, um dann die Antriebskraft für die Maschinen zu liefern und zur Verbrennung der Rückstände als Fcverungsmaierial zu dienen. Das Werk erfüllt also nicht nur seine Aufgabe, sondern es liefert sich sogar selbst die erforderliche Beiriebskraft.
Aus Weihaiwei s Chi na) bringt der Draht dies« lakonische Meldung von IS Wprten:„Es steht jetzt fest, daß die in dem gesunkenen Unterseeboot„Poseidon" eingeschlossenen 18 Matrosen nicht mehr am Leben sind." » Vor«inigen Iahren wurde in der Berliner Volksbühne vor ergriffenen Zuschauern Günther Weißenborns Stück„U«S3ool S 4" aufgeführt.. Der Dichter chatte on ein Zeitgeschehnis angeknüpft:- Er rerfuchte den Tod der Matrosen zu schildern, die in einem gesun» kenen amerikanischen U-Boot eingeschlossen waren. Man ist unter Wasser, man ist der Maschine nicht mehr Herr, man ist allein, hilf» los. man wartet, wartet, wartet aus Rettung von außen. Man gibt Klopszeichen, man vernimmt wieder Klopszeichen. Man hofft, man verzagt. Man denkt an dies und das, an Tod und Leben, an Vergangenheit und Zukunft, an Braut. Eltern und Freund und man kennt genau die Stunden, die man noch zu leben hat. So und so hinge reicht die Luft noch, ist man bis dahin nicht gerettet, dann ist es vorbei. Und dann wird der eine wahnsinnig, der andere be- geht Selbstmord, der Kamerad wird des Kameraden Feind. Schauriges Inferno unter dem Wasser, bis alles zu Ende ist! Dann meldet der Draht, daß„die eingeschlossenen Matrosen nicht mehr am Leben find." Die Tragödie oon Weihaiwei ist ausgespielt. Bor wenigen
4WW5 116 M r** F. PETROW „Alte Sachen kaufen wir, die neuen stehlen wir!" rief ihm Ostap nach.„Also wie ist es mit der Hose, Berehrtester? Nehmen Sie sie? Ich hätte noch die Aermel oon einer Weste und die Ohren eines toten Esels zu verkaufen. Wenn Sie die ganze Partie nehmen, so kommt es Sie billiger. Und das alles liegt nicht in Stühlen versteckt. Sie brauchen nicht erst zu suchen!! 5)0?" Ostap war befriedigt und ging langsam zurück, mit den Schuhschnüren den Boden schlagend. Als die bedrohliche kräftige Gestalt weit genug war. steckte Vater Fedor den Kopf zur Tür hinaus und quietschte mit lang zurückgehaltener Empörung:„Du Blödian!" „Was?" rief Ostap und lief zurück, die Türe war aber bereits geschlossen und nur das Schloß knallte laut. Ostap neigte sich zum Schlüsselloch, hielt die Hände röhrenförmig an den Mund, sagte deutlich:„Sie sind ein gemeiner Mensch, Papachen!" und ging rasch in sein Zimmer. Die Freunde nahmen den grünen Zettel vor, auf dem vermerkt stand, wo sich die noch übrigen elf Stühle befanden. Sie studierten ihn sorgfältig. Aus der Lektüre des Bogens ging hervor, daß zehn Stühle seinerzeit dem Museum für Möbelindustrie übergeben worden waren, ein Stuhl war an den Genossen Grizew in Stargorod, Plechanowstraße Nummer fünfzehn, gekommen. Die Freunde kehrten erst gegen Abend nach Hause zu- rück. Worobjew war besorgt. Ostap strahlte. Er hatte neue himbeerfarbene Schuhe mit Gummiabsätzen an, scheckige Fuß- socken, grün und schwarz kariert, ein« gelbliche Mütze und ein kunstseidenes Halstuch. „Der elfte Stuhl befindet sich also hier in dieser Stadt, sagte Worobjew,„wie werden wir ihn aber bekommen? Käufen? Was werden wir tun?" Ostap betrachtete liebevoll die Absätze seiner neuen Stiesel. „Odin moäorvo". sagte er.„Was wir tun werden? Regen Ei« jich nicht auj, Obmann dos Gubernialadels, die Operation
Unser Bild zeigt einen Teil der Klärbecken mit dem Maschinenhaus im Hintergrunde. Zwei Gasmotore von 500 und 750 PS sind hier aufgestellt, die über elektrische Maschinen die Pumpen und Luftkompressoren antreiben. Das Werk oerbürgt eine T agesleislung oon ISO OOO cbm und dürfte damit die größte Anlage dieser Art in Europa sein.
werde ich schon durchführen. Kein Stuhl der Welt wird diesen Stiefeln Widerstand leisten können." Worobjew geriet in Fieber.„Sie müssen wissen, die Brillanten sind da, bei Gott ... Ich fühle es... Wahrlich, ich fühle es." „Beruhigen Sie sich, kleiner Liebling." „Grizew ist tot, den Stuhl besitzt die Witwe. Man muß ihn bei Nacht stehlen! Das Einfachste, bei Gott !" „Für einen Adeligen sind Sie immerhin etwas kleinlich. Das schlagen Sie sich aus dem Kops! Es wäre eine Gemein- heit, eine arme Witwe zu berauben." Worobjew kam zur Besinnung. Ich möchte es aber mög- lichst rasch machen", sagte er stehend. „Rasch werden nur Katzen geboren", sagte Ostap in be- lehrendem Ton.—„Ich werde sie heiraten." „Wen?!" „Frau Grizewa." „Wozu denn?" „Damit ich ruhig und ohne Aufsehen den Stuhl unter- suchen kann." „Aber damit binden Sie sich doch fürs ganze Leben!" „Was tut man nicht alles, damit das Unternehmen ge- deiht." Gegen Morgen stürzte Ostap Bender ins Zimmer, zog seine himbeerfarbenen Stiefel aus, stellte sie auf den Nacht- kästen, streichelte das glänzende Leder und sprach mit Gefühl: „Meine kleinen Freunde." „Wo waren Sie?" fragte Worobjew verschlafen. „Bei der Witwe", antwortete Ostap leise. Worobjew stützte sich auf den Ellbogen:„Werden Sie sie heiraten?" Ostaps Augen glänzten.„Als Ehrenmann muß ich sie jetzt schon heiraten." Worobjew grunzte verschämt. „Ein feuriges Weib", sagte Ostap.„Der Traum der Poeten, die provinzielle Unschuld in Person. In großen Städten begegnet man solchen Frauen nicht mehr, an der Peripherie aber sind sie noch zu finden." „Wann ist die Hochzeit?" „Morgen." „Und was wird mit unserer Sache werden? Sie heiraten? Vielleicht wird man nach Moskau fahren müssen!" „Wozu regen Sie sich aus? Die Sitzung dauert weiter." „Und Ihre Frau? Was geschieht in diesem Fall?" „Meine Frau? Die Brillantenwitwe? Eine Bagatelle.
Beim Krebsfang ertrunken. Tödlicher Unglücksfall am Urbanhafen. In den Berliner Gewässern herrscht in diesem Jahr ein starker Krebsreichtum. Auch der L a n d w e h r k a n a l hat einen Ueberfluh an den kleinen Panzertieren, der aber solange unbekannt blieb, bis eines Tages nach luftigen Regensällen Zehntausende von Krebsen infolge Sauerstoffmangels vom Grunde an die Oberfläche kamen, um nicht elend zu ersticken. So ähnlich war es gestern wieder am U r b a n h a f e n, wo sich zahllose Krebse im Wasser zeigten. Auf der Jagd nach den Tieren ist gestern nachmittag leider ein etwa 16- bis 18jähriger Jüngling, dessen Personalien noch unbekannt sind, ums Leben gekommen. Bei dem Versuch, am Rande der Uferböschung Krebse zu fangen, stürzte der junge Mensch, der nicht schwimmen konnte, ins Wasier und ging sofort unter. Als die Leiche von der Feuerwehr einige Zeit später geborgen werden konnte, waren alle Rettungsversuche ohne Er- folg. Die Leiche wurde ins Schauhaus gebracht. ★ In Spandau forderte gestern der Straßenverkehr wieder «in junges Menschenleben. Vor dem Hause Streitstraße wurde der 4jährige Lothar D ü h r k o o p aus der Chamissostrahe von einem Lastauto überfahren. Das unglückliche Kind wurde auf der Stelle getötet.
Flughafen brennt. Großseuer in Malmö. - Flughalle vernichtet. Malmö . 11. 3«ml" Der Alughafen bei Malmö. der größte Flughafen Schweden «. wurde heute von einem Großfeuer heimgesucht, da« den ganzen mittleren Teil der größten Flughalle, ein dreimolorige« Znnkers- Flugzeug und andere Gegenstände vernichtete. Das Feuer entstand dadurch, daß ein Monteur eine elektrische Lampe fallen ließ. Die Laterne ging in Trümmer und siel auf einen Hausen eingeöltes Garn, das Feuer fing und auch die 12c0 Liter Benzin des genannten Flugzeugs entzündete. Der Flugverkehr über Malmö wird trotz des Brandes ausrechkcrhaltkn werden können. 30 Todesopfer bei einer lteberfchwemmung. Angora, 11. Iuni . Anhaltende Regenfälle haben in der Stadt und in der Umgebung Ueberschwemmungen verursacht, bei denen Ig Personen ertranken.
Plötzliche Abberufung nach Moskau . Ein kleiner Vortrag in der Sowjetkommission. Abschiedsszenc und gebackenes Huhn für die Reife. Wir werden bequem reisen. Schlafen Sie gut." Bund des Schwertes und des Pfluges. Die Nacht war warm. Von den Abfallkisten her roch es nach Borscht und Veilchen. Am Morgen darauf begegnete der Schlosser den flanierenden Unternehmern. Er ging ihnen eine Zeitlang nach, hielt sich zurück, wartete, bis niemand in der Nähe war, dann näherte er sich Worobjew. „Guten Morgen, Herr Worobjew", sagte er achtungsvoll. Worobjew wurde etwas unheimlich zumute.„Ich habe nicht die Ehre", murmelte er. Ostap rückte die rechte Schulter vor und trat zu dem Schlosier.„Nun", sagte er,„was haben Sic meinem Freund zu sagen?" „Sie müssen sich durchaus nicht beunruhigen", flüsterte Polefow und sah sich um.„Ich komme von Elena Stanis- lawowna." „Was soll das heißen? Ist sie hier?" „Jawohl. Und mächte Sie gern sehen. Denken Sie nichts Schlechtes, Herr Worobjew. Sie kennen mich nicht, ich ober erinnere mich sehr gut an Sie." Es entstand eine Pause. „Ich habe Sie gesehen und lange nachgedacht, wer das sein könnte. Dann habe ich mich erinnert. Beunruhigen Sie sich nicht, Herr Worobjew, alles wird geheim gehalten werden." „Eine Bekannte?" fragte» Ostap geschäftlich. „M— ja, eine alte Bekannte..." „In dem Fall könnten wir vielleicht zu der alten Be- kannten zum Speisen gehen. Was mich betrifft, so habe ich großen Hunger. Gehen wir. Führen Sie uns, geheimnis- voller Unbekannter." Als Polefow an der Tür klopfte und Elena Stanis- lawowna„Wer da?" fragte, erzitterte Worobjew. Die Stimme seiner Geliebten, immer noch dieselbe wie damals im Jahre 1899. Die Alte warf sich ihm an den Hals.„Ich danke Ihnen", sagte sie.„Ich weiß, was Sie riskieren, indem Sie zu mir kommen. Sie sind immer noch derselbe großherzige Ritter. Ich frage Sie nicht, zu welchem Zweck Sie auq Paris ge- kommen sind. Sie sehen, ich bin nicht neugierig." „Ich bin doch gar nicht aus Paris gekommen", sagte Worobjew verloren.(Fortsetzung folgt.)
Das Sterben im U-Boot Wenn die Klopfzeichen verstummen...
Tagen kam au« Helstngfors oder Riga die Meldung von einem gesunkenen sowjetrussischen Unterseeboot. Einzelheiten erfuhr man nicht, da Moskau Unfälle in seiner Wehrmacht grundsätzlich v e r- schweigt. Bor einem Jahr« war es ein japanisches U-Boot. da» unterging, dann wieder«in italienisches, dann ein ameri- kanifches. Zwei, drei Tage immer strengte man sich an, die Ein- gekerkerten zu retten, dann war der Tod da, und es heißt, daß„die eingeschlojsenen Watrosen.nicht mehr am Leben sind". Die-U-Boot-Tragödien kehren mit unheimlicher P e r i o d i t a t wieder, und die Katastrophen von Militärflugzeugen, die mit dem Tode junger Flieger enden, find beinahe alltagliche Ru- briken in den Zeitungen geworden. Ein französisches,«in«n-» lisch«»,«in tschechisches,«in polnisches Militärflugzeug verunglück:. man liest es Tag für Tag. In Heins trefflichem Kriegsbuch„Eine Kompagnie Soldaten in der Hölle von Verdun " wird ein Luftkamps geschildert, bei dem gleichzeitig ein deutsches und ein französische« Flugzeug abstürzt und ein Soldat unten bei der Infanteriekolonne die Frage stellt, wer denn nun eigentlich gesiegt Hobe. Man möchte die Frage abwan- deln: Wer siegt eigentlich bei dem Wettrüsten? Sie verlieren alle, verlieren junges, wertvolles Leben und was werden sie erst verlieren, wenn die U-Boote, Flugzeuge und Gas« von heute wieder ihr furchtbares, ungeheuerliches Zer- störungswerk beginnen sollten?
Das Großflugzeug in Londom „D 2000" nach guter Fahrt glatt gelandet. London , 11. Zum. Da» deutsche Flugzeug„v 2000" ist heute abend um 18.50 Uhr aus dem Flugplatz in Croyden glatt gelandet. Es war früh g.15 Uhr vam Flughafen Tempelhof zu feinem erfkev flugplan- mäßigen Flug nach London gestartet und hatte planmäßige Zwischen-" landungeu in Hannöver und Amsterdam durchgeführt. Um 15.14 Uhr war es von Amsterdam abgeflogen. Es überkreuztc den englischen Flugplatz zweimal und machte eine ausgezeichnete Landung. Außer der Besatzung befanden sich 12 Personen an Bord. Die„v 2000" ist bekanntlich das größte deutsche Landflugzeug. Es wiegt leer 13 Tonnen, fein Fluggewicht beträgt 20 bis 24 Tonnen. Die Länge der G 38 betrogt 23 Meter, während die Breite von Flügelspitze zu Flügelspitze gemessen 45 Meter mißt. Man kann es also beinahe als ein nur Flügelflugzeug bezeichnen. Die Antriebs- quelle bestebt aus zwei 800-k'5-Motoren, die vierflügelige, und aus zwei 400-k'L-Motoren, die zweiflügelige Lustschrauben antreiben. �Das Flugzeug wurde erst vor kurzem nach sehr erfolgreichen Probe- flügen von der Lufthansa übernommen und in den Flugdienst Berlin — London eingestellt.