Einzelbild herunterladen
 

�SZrung: Schon sicM Jahre all

Bist du schon als kleines Kind nach Amerika gekommen?" fragte ich Hanna. Sie ließ ihre Näherei in den Schoß fallen und sah mich mit ernsten Augen an.Nein, ich war ein großes Madchen von acht Jahren." Bon acht Iahren! Na, wie du schon groß gewesen sein mußt! Warum seid ihr denn herübergekommen?" Mich interessierten alle diese armen Emigranten, die sich geduldig, in Scharen, wie willenlose Herden, durch die Eisenbahnstationen führen ließen, die die Heimat aufgegeben hatten und mit der fragwürdigen Hoffnung nach Amerika zogen, hier vielleicht leichter durchs Leben zu kommen. Wieviel schweres Schicksal log schon bis jetzt auf diesen Menschen, auf diesem Mädchen hier, die dann glücklich sind, für die Amerikanerinnen arbeiten, nähen und kochen zu dürfen, was hatten die wohl schon an Armut und Elend erlebtl Also, ein großes Mädchen von acht Iahren warst du damals schon", wiederHolle ich. Oh, natürlich", sagte Hanna.Drüben, wenn man acht Jahre all ist und kleinere Geschwister da sind, muß man schon erwachsen sein mit acht Iahren. Wie sollte man sonst der Mutter helfen?" Ja... und dich haben dein Vater und deine Mutter her- gebracht? Erzähl' mir etwas von euch", bat ich sie. Nein", antwortete Hanna.Vater und Mutter waren damals schon tot. Meine Tante, Vaters Bruders Frau, hat uns geHoll. Ich kann es ja erzählen, Madam, aber es wird Sie sicher traurig machen." Erzähl' nur, Hanna, auch wenn es traurig ist", ermutigte ich sie. Ich weiß nicht...", Hanna zögerte,ob ich es ordentlich erzählen werde, ich werde reden, so gut ich tonn. Mein Vater war ein Fischer in Schweden . Er hatte sein eigenes Boot und war oft wochenlang fort. Manchmal, wenn das Wetter gar zu schlecht war, konnte er noch viel länger nicht nach Hause kommen. Meine Mutter war eine Deutsche. Sie war sehr schön," fügte Hanna leise und verschämt hinzu.Außer mir waren noch drei jüngere Kinder da. Olga war sechs und Hilda vier und Jens, der war noch klein, vielleicht anderthalb Jahr« alt. Unser Haus stand gleich beim Dock. Im Sommer kamen Hunderte von Touristen, die auf die nahen Berge ringsum stiegen, denen verkaufte Mutter heißen Kaffee und Brot und Käse. Aber nicht deshalb allein wohnten wir ganz einsam und abseits von den anderen Leuten in dem kleinen Haus«. Wir mußten nahe am Dock sein. Wenn Vater spät vom Fischen heim- kam, da brauchte er nicht über die Straße zu gehen. In Schweden liegt der Schnee im Winter ost so hoch, daß man nicht durch kann. Letzten Winter ging Vater wieder fort mit seinem Boot, und Mutter verkühlt« sich, und«ine schwere Krankheit kam über sie. Und wenn sie zu schwach war, um für die kleineren Kinder zu sorgen, lag sie in der Küche und sah zu, daß ich es richtig mackcn sollte�" Und wovon habt ihr da gelebt?" Oh, es war genug zu essen da, viel getrocknete Fische, und die kochte ich mit Reis. Eines Tages sagte Mutter zu mir:Hanna, du bist ein großes Mädchen, ich muß dir etwas sagen. Der Vater kommt vielleicht noch lange nicht heim und der Winter ist schon da. Ich kann nicht mehr lange warten, ich nniß bald gehen. Dann mußt du dich nicht vor mir fürchten, wenn ich weih wie der Schnee sein werde und»icht mehr mit euch sprechen kann. Aber ich will auch nicht, daß die Kleinen sich vor mir fürchten, vor mir, der Mutter! Nein, das will ich nicht!" Und sie sagt« mir, was ich... später... zu tun hätte. Ich sollte ihr beide Augen zumachen und ihr die Hände fest falten und die Tür vom Schuppen gut schließen." Hanna hott« ihre Näherei wieder ausgenommen. Langsam zog sie die Stiche und zuweilen schluckte sie ein trockenes Schluchzen. So, eines Nachts", fuhr sie fort,eines Nachts bald darauf, sagte mir Mutter, ich solle ihr bestes Nachtgewand bringen und ihr helfen, es anzuziehen. Dann küßte sie die Kinder in ihrem tiefen Schlaf und setzt« sich auf den Stuhl neben dem Feuer und sagte, ich sollte ihr Jens in die Arme legen. Sie versucht«, ihn hin und her zu schaukeln und sie sang ihm ein kleines Lied. Aber sie war so schwach, ich mußte ihn ihr fortnehmen. Dann nahm sie einen großen

Schal und band ihn mir um die Schultern und lehnte sich schwer an mich, und wir gingen hinaus in den Schuppen. Mutter hatte nur ihr Nachtgewand an. Sie tnig mir auf, ein breites Brett, das dort stand, über zwei alte Stuhlgestelle zu legen. Es war mir zu schwer und sie wollte mir helfen, aber da befiel sie wieder ein langer Husten, und sie mußt« sich an der Tür festhalten, und sie sah traurig auf die beschneite Straße und aus die fernen Berge, die im kallen Mondlicht weih herüberschienen. Als das Brett über den Stühlen lag, hieß sie mich, ein Leintuch darüber breiten und ein Kisien für den Kopf holen, und Mutter legte sich daraus, und mit einem zweiten Leintuch ließ sie sich zudecken.Ach, Mutter, nimm doch eine warme Decke", bat ich.Nein", sprach sie so leise, daß ich es kaum hören konnte.Jetzt mußte ich herkommen, solange ich noch Kraft dazu hatte. Aber es soll bald zu Ende sein, und es wird schneller gehen, wenn es kall ist. Oh, Hanna, meine Tochter, mein gutes Kind..." Ich hielt Müllers Hand. Sie wurd« kalt, sie wurde immer kälter. Ich blies meinen Atem auf sie, aber sie wurde nicht wärmer. Da wußte ich, daß ich ihr die Augen zumachen sollte, und mit Vaters Sonntagstaschentuch deckte ich sie zu und mit meinen Schür- zenbäitdern band ich ihre Hände zusammen. Dann holte ich einen Kamm und flocht Mutters Haare in zwei Zöpfe, wie ich es immer getan hatte, seitdem sie krank geworden war. Dann schloß ich die Schuppentür und ging ins Haus und kroch zu den Kindern ins Bett, um mich zu wärmen. Nächsten Tag sagte ich den Kindern, Mutter wäre fortgegangen. Sie weinten ein bißchen, wurden aber bald still. Ich besorgte alles für sie und spielte mit ihnen, und einige Tage vergingen. Das Wetter wurde noch schlechter, der Sturm peitschte den Schnee vor unserem Hause zusammen, niemand kam vorüber. Wenn die Kinder bei Nacht schliefen, schloß ich den Schuppen auf, um nach Mutter zu sehen. Oft sah ich ihr bei Mondfchein ins Gesicht, oft bei Kerzenlicht." Hanna schwieg einen Augenblick und sagte dann leise:Noch heute macht mich Kerzenlicht so unendlich traurig." Das Wetter wurde bald besser", fuhr sie fort,und da kam ein Mann durch den tiefen Schnee gestapft, und der brachte meiner Mutter die Nachricht, Vater werde nicht nach Hause kommen, er sei ertrunken. Als er meine Mutter sah und die Kinder und mich... da hatte er Wasser in den Augen. Er ging dann weiter durch den Schnee, vier Meilen bis in die Stadt, zu einer Dame, die dort wohnte. Und sie kam in einem Schlitten mit Pelzen und Glöckchen, und im zweiten Schlitten waren noch andere Leute und eine Frau zog Mutter ein schönes weißes Kleid an und weiße Strümpfe. Mutters Haar ließ sie, wie ich ihre Zöpfe geflochten hatte, aber sie legte einen Kranz von weißen Blumen und grünen Blättern um ihren Kopf. Und dann schickte die Dame ihren Schlitten um alle Leute ringsum, damit sie kämen und die tapfere Frau sehen sollten, die ihren Kindern eine Zeit des Grauens und eine furchtbare Er- innerung für dos ganze Leben ersparen wollte. Und die Leute bewunderten olle meine Mutter." Hanna seufzte tief auf.Ach, wenn die Mutter sich nur sechst so schön gesehen hätte!" Und was geschah mit euch Kindern?" fragte ich. Die Dame nahm uns mit in ihrem Schütten. Ich wollte lieber mit der Mutter bleiben, aber sie sagte, das ginge nicht, ich müßte doch für die Kinder sorgen, sie würden weinen bei lauter fremden Menschen. So ging ich mit, aber die Kinder weinten gar nicht, sie freuten sich, über die Glockchen, am Schlitten. Und dann schickte die Dame Männer, die legten Mutter in einen Sarg und trugen ihn in die kleine Kapelle im Friedhof, und im Frühling, als der Schnee schmolz, legte man sie in die Erde. Und einen weißen Stein ließ die Dam« über ihrem Grab aufftellen und auf dem stand: Die Kraft im Herzen der Armen ist die Hoffnung Schwedens ." Die Dame schrieb dann an Vaters Bruder und der schickte sein« Frau, damit sie uns nach Amerika holen sollte," Sagten die Leute bei euch zu Hause nicht auch, daß du ein wunderbares kleines Mädchen warst?" fragte ich noch. Oh. ich war doch''schon acht Jahre alt!" schloß Hanna ihr« Erzählung.(Aüs dem Ämeriranlschen übersrlü.)

3>aul 5. Sdimidl:

3)as Opfer der Stomantiherbilder

Itas sie uns wahrhaft bedeuten

Genau vor 25 Jahren fand in den Räumen der Nationalgalerie die erste große Heerschau der deutschen Kunst von 1775 1875 statt. auf der alle die großen, damals fast völlig vergessenen Meister der Romantikerzeit entdeckt und für immer unserem Bewußtsein wieder- geschenkt worden sind. Jetzt sollt« erneut eine kleinere Uebersicht über diesen unseren köstlichen Besitz in München gezeigt werden: viele deutsche Galerien, zahlreiche Privatbesitzer haben schweren Herzens ihre Schätze nach München geschickt. Sie werden sie schwer- lich noch einmal herleihen: eine so furchtbare Wund«, wie die durch den Brand des Glaspalastes geschlagene, heilt nicht so weit, daß man diese Warnung je vergessen könnte. Ilm zu wissen, nein, um wirklich zu erleben, was der Schmerz um diese 110 zerstörten Kleinodien deutscher Kunst bedeutet, muß man freilich gelernt haben, welch« reinen und tiefen Werte gerade jene kurze Blütezeit deutscher Romantik zwischen 1800 und 1830 hervorgebracht hat. Diese Dinge sind nicht mit beliebigen älteren Bildern zu vergleichen, mögen sie selbst von weit berühmteren Meistern stammen. Sie stehen uns näher als irgend« eine andere Kunstwelt, selbst die der Dürerzeit nicht aus- genommen: ob sie die allerhöchste Qualität oder gar Weltruhm erreicht haben mögen, steht dabei nicht so sehr in Frage wie die Intensität der Empfindung, die sie in uns als tiefste und geheimnis- vollste, als schönste und reinste Verkörperungen deutscher Art erwecken. Ja, so ist es: wir lieben sie, weil sie unserem Herzen ganz nahe stehen: weil sie mit Ueberspringung eines Jahrhunderts uns wie aus der Gegenwart erzeugt erscheinen, weil wir in ihnen ganz und vollkommen die Gemütswerte finden, nach denen wir heute mehr denn je verlangen. Zwischen den Runge, Schwind, C. D. Friedrich. Olivier, Koch, Blechen und der Gegenwart liegt ein Jahrhundert des Abfalls der Deutschen von ihrem Idealismus, ein Jahrhundert der Anbetung von Schein und Materialismus, ein unfrommes und unsrohes Jahrhundert. Es hat uns vieles gebracht, aber es hat uns ein unschätzbares Kleinod genommen: die Ruhe der Seele und die Ehrfurcht vor der Größe. Daß wir so arm 1m Gemüt geworden sind, empfinden die Besten, und sie sühlen den lebendigen Abglanz dieser heiteren Seelengröße in den Bildern jener großen Künstler al» unverlierbaren Schatz unseres Volkes. Keine andere Kunst, außer der deutschen Musik von Bach bis Schumann, vermag diese Empfindung zu erwecken. Borgeahnt ist sie in vielen Werten deutscher Gotik von Konrad Witz bis zu Dürer :«irklich zeitgemäß

und unmittelbar w ihrem Ewigkeitsgehatt ist aber doch nur die Malerei der Romantiker für uns. Und gerade die verbrannten Bilder bringen uns dies mit schmerzlicher Inbrunst zum Bewußtsein. Das BildnisWir Drei" von Runge, das ihn selber mit Frau und Bruder darstellt, ist darum ein so unvergängliches, eines der höchsten Meisterwerte der Kunst schlechthin gewesen, weil es die stärksten Bande menschlichen Gemeinschaftsgefühls mit klarer und«indringlicher Symbolkrast versinnbildlicht und die geistige Macht jener Menschen von 1810 mit hoher Eindringlichkeit uns bewahrt hat. Wir brauchen nicht kirchlich gläubig zu sein, um dieGrablegung Christi" von Cornelius, oder FührichsDavid als Hirtenknabe" als Gestalten unserer religiösen Hingebungsfähigkeit zu erleben. Jede von den Vernich- teten acht Landschaften C. D. Friedrichs bedeutete uns ein Sinnbild unserer echtesten, aus dem Gemeinschaftsgefühl alles Lebens kommende Naturliebe,«in Hineinströmen unserer Seele in die Allmutter Natur. Auf härtere und ganz männliche Weise hat I. A. K o ch dies« allumspannende deutsche Naturauffassung in Dar- stellung italienischer Bergschönheit übertragen: wir beklagen den Verlust von neun Beispielen seiner herrlichen Idealität. Und so geht es mit der Märchenromantik S ch w i n d s, in dessen himmlischen kleinen Bildchen der Sagenschatz unserer Vergangenheit wie die ewig junge, immer noch wirkende Schöpferkraft der deutschen Natur- erkenntnis lebt: so geht es mit der ein wenig(echt deutsch!) über- treibenden Pathctik der südlichen Landschaften Rottmanns, mit der stillen Innigkeit sonndurchglühter Täler und Baumriesen des Campagna-Schwärmers Rohden. Sehr reserviert ist die süße Herbigkeit der menschbelebten Landschaften O l i v i e r s. verwandt der des allzu früh gestorbenen genialen Karl Fahr und des jungen Schnorr o. Carolsfeld : ungestüm und mit dem Stigma unstillbaren Leides gezeichnet die flammende Beredsamkeit unseres Berliner Blechen, dessen phantasieoollste Erfindung, der Blitzstrahl", nun nicht mehr existiert. Das ist nur ein flüchttger Auszug aus dem endlosen Trauerzug der toten Bilder, die unsere Sorglosigkeit anklagen. Wenn ihr Verlust das eine Gute hätte, daß wir von heut« an die überbliebenen Schätze ihrer Meister in unseren Museen(also vor allem: im obersten Geschoß der Nationalgalerie) fleißiger besuchen und würdigen lernten, so wäre ihr Opfer doch nicht ganz vergebens gewesen.

Trerin: Jm(Äe()fs Jfrfcrbflro JiuUurbild aus Sorrfetnißland Iwan Bortschok hat mir einen Heiratsantrag gemocht und da sind wir zusammen ins Registrierbüro gegangen, um die Ehe re- gistrieren zu lassen. Mir ist eigentlich die ganze Geschichte riesig unangenehm ein Ukrainer ist er, und dann dieser häßliche Zu- name, aber daran läßt sich nichts äydern und ich gehe tapfer mit. Im Registrierbüro dauert es immer einige Zeit, bis man daran kommt. In langer Reihe warten die Pärchen. Plötzlich schaut mein Bortschok auf die Braut neben uns und klopft sie auf die Schulter: Ganka! Ganka!" Und sofort wirft sich diese Ganka meinem Bräuti- gam an die Brust. Endlich habe ich dich gesunden, mein Schatz!" Er ist auch ganz glücklich, faßt sie bei der Hand, sie aber redet in einem fort auf ihn ein: Ich habe schon vier Burschen deinetwegen einen Korb ge- geben, hierher nach Moskau bin ich dich suchen gekommen. Und was ist denn das für ein Fräulein mit dir?" Das?", sagt Bortschok.zum Registrieren! Wie man mir er- zählt hat. daß du schon längst geheiratet hast, habe ich mir gedacht: Hol alles der Teufel! Jetzt werde auch ich heiraten. Und wer ist denn mit dir da, was ist das für ein Kerl?!" Ganz bleich ist mein Bortschok geworden. Sofort fängt Ganka zu weinen an:Ein Schuft ist das! Ueber- redet hat er mich, der Hund!" Ich sehe schon, es kommt zu einem Skandal, da mache ich mich lieber davon und der Bräutigam Gankas geht hinter mir her. Einen netten blauen Anzug hat er an. Schwarze Augen... So etwas Unangenehmes" sagt er zu mir.Ein merkwürdiges Mädchen ist das. hat gar kein Verständnis für meine Lage. Jetzt habe ich mir eine Weinstube eingerichtet, alles ist bereit, wie soll ich da ohne Frau auskommen?" Auch ich bin schlecht daran", sage ich,gerade habe ich meine Stellung verloren. Was soll ich jetzt im Winter anfangen?" Da betrachtet der Bräutigam Gankas aufmerksam meine neuen Lackschuhe und macht mir auf der Stelle einen regelrechten Heiratz- antrag. Also", denke ich mir.wahrscheinlich ist das schon so mein Schicksal, daß ich heute heiraten muß." Und so gehen wir wieder zum Registtiertisch. Der Ukrainer und seine Ganka haben schon unterschrieben. Und er sagt zu mir: Nichts für ungut. Kränken wollte ich dich nicht.. Aber mein Bräutigam mißt ihn gleich von oben bis unten und sagt:Meine Braut haben Sie nicht zu duzen! Verstanden?" (Aus drin«lüWdicn Übersetzt von Mrrander Serichenkron.) »r. K. srai«*; 3)a8Uerbrecherohr" Aus dem Naturwissen der vorigen Generation hat sich in weitesten Kreisen die Ansicht befestigt, daß es zu den Entartungs- Merkmalen des Menschen gehöre, aus dem äußersten Wulst des Ohres ein Neines, zipfelfövmiges Wülstchen zu tragen, das als Darwinzipfel" bezeichnet wird, weil der große Naturforscher Darwin als erster darauf aufmerksam gemacht hat, daß es bei gewissen Affen, zun, Beispiel den Pavianen, ganz allgemein vor- komme, bei dem Menschen also«inen Anklang an Tiersorm dar- stelle. Nicht alle Menschen besitzen diesen Zipfel. Und als man daraufhin eine große Anzahl von Menjchentypen untersuchte, glaubte man seststellcn zu können, daß namentlich Schwachsinnige, Verbrecher, überhaupt Entartete dieses eigenartige Merkmal regel- mäßig an.sich tragen. Von da ab stand es felsenfest, der Darwin- zipfel deute auf Minderwertigkeit. Wer ihn besaß, schämte sich dessen und hielt sich gewissermaßen für gcbrandmarkt. Nun stellt es sich heraus, daß sich die Sache doch anders verhält. Zunächst kam man von der Tierforschung her zu der Ueberzeugung, daß auch das Affenohr nur ausnahmsweise auf diese Art gestaltet sei, vor allem, daß dieser Zipfel keineswegs der Spitz« des Tierohres, wie man sie bei Pferd oder Hund ausgeprägt sieht, entspricht. Dann aber wendete sich die Statistik selbjt gegen dasVerbrecherohr". Wenn man Zehntausend« von Menschenohren vergleicht, stellt sich heraus» daß dieses angeblich« Entartungsmerkmal gerade bei nor- malen und gutgearteten Menschen viel häufiger ist als bei Krank- haften und Verbrechern. Wohl ist gerade deren Ohr besonders oft abnorm gestaltet, aber nicht in dieser Richtung. Den letzten Entscheid hierüber bringt eine kürzlich erschienene großangelegte Arbeit des finnischen Menschenforschers Koarlo Hilden. Nachdem andere gezeigt hatten, daß die niederen Menschen- rassen(wie die Ainos auf Sachalin oder die auf Baumnestern lebenden Orang-Kubus von Sumatra ) weit seltener diese sogenannten Tierohren besitzen als die hochkultivierten Europäer, stellte Hjlden fest, daß gerade in Finnland , wo zivilisiertere Schweden mit primi- tiven Finnen zusammenleben, dosTierohr" bei den Schweden häufiger ist, ferner, daß die Frauen es weit seltener besitzen als die Männer und schließlich was das Merkwürdigste ist daß die beiden Ohren des Menschen hierin nicht gleich sind. Das rechte Ohr trägt den Zipfel weit häufiger als das linke. Von einemEni- artungsmerkmal" oder gar einemVerbrccherkennzeichen" kann überhaupt keine Rede sein. Damit sind wohl die Akten über das Verbrecherohr geschlossen. Der Ohrenzipfel ist ein für Abstammungsfragen und Charakter gleichgültiges Rassenmerkmal. Der finnische Forscher glaubt, es gehöre zumnordischen Menschen". Diese Annahme wird vielleicht durch ähnliche Untersuchungen in anderen Ländern noch revidiert werden. Sicher aber ist, daß niemand mehr wegen seinesDarwin- zipfels"«in Gefühl von Beunruhigung zu haben braucht.

Was Japans Ehemänner tun und lassen sollen. In früherer Zeit pflegten die Frauen in Japan zu allen Wünschen ihrer Gatten ergeben Ja und Amen zu sagen. Deshalb hat die folgende Liste von Geboten für Ehemänner, die in der Tokioer FrauenzeitungFujokal" abgedruckt wird, symptomatische Bedeutung.Betätigt euch ein ganzes Leben lang nicht mehr als Spielverderber und Störenfriede. Leistet euch gelegentlich vielmehr einmal einen Spaß, selbst wenn er nicht sonderlich witzig sein sollte. Weshalb wollt ihr eure Geistes- blitze nur für die Freunde aussparen?"Trommelt beim Essen mit euern Eßstäben nicht auf der Schüssel herum, denn solche Musik geht den Frauen leicht auf die Nerven.".Kümmert euch um ihre Wünsche. Wenn die Frau euch nahelegt, mit ihr zusammen Einkäuie zu machen, begleitet sie, selbst wenn euch solche Wege lästig sind. Und kehrt auf dem Heinnveg irgendwo«in, um etwas zu essen oder zu trinken. Die Frauen haben das gern."Ganz gleich, wie groß die Liebe zu eurer Gattin ist, hockt nicht innner zu Haufe, fondern befteit hier und da eure Frau von eurer Gegenwart." Wenn sie gelegentlich einmal besonders hübsch aussieht, so vergeßt nicht, ihr das zu sagen, und wenn sie einmal minder gut aussieht, so empfiehlt es sich, sich in einem solchen Falle eher einer frommen Lüge schuldig zu machen, als ihr die Wahrheit zu sagen."Ver­gebt ihren Geburtstag nicht und begehr diesen Tag alljährlich mit einer kleinen Feier."Fahrt sie nicht gleich heftig an, wenn sie ja einmal vergaß, einen abgetrennten Knopf wieder anzunähen. Sie würde die Antwort nicht schuldig bleiben, und dann würden die Dinge ihren bösen Laus nehmen."Denkt stets daran, daß auch eurer Frau das Recht zusteht, eine eigen« Meinung zu haben."