Montag
15. Juni 1931
Technik
50 Jahre Autotypie
Das Jubiläum der Bilddruckkunst
Fünfzig Jahre find vergangen, seif es dem Münchener | Bichromatschicht aufgetragen wird. Ist die Belichtung der unter dem Georg Meifenbach 1881 zum ersten Male gelang, Bilder auf Metallplatten zu übertragen und damit zu drucken. Die Autotypie, mit der man sich allerdings vorher schon in England und Frankreich beschäftigt hatte, gelangte dann für die Bildvervielfältigung zu ungeahnter Bedeutung. Ohne dieses Verfahren, das die Reproduktion photographischer und anderer bildlicher Borlagen mit großer Schnelligkeit und Genauigkeit gestattet, sind unsere heutigen Zeitungen und Zeitschriften kaum denkbar.
Betrachtet man einmal eine Abbildung in einer Zeitschrift oder Zeitung mit der Lupe, so entdeckt man, daß die scheinbar geschlossenen Bildflächen sich in lauter einzelne schwarze und weiße Bunkte auf: lösen. An den hellen Bildstellen stehen dünne schwarze Punkte auf weißem Grunde weit auseinander, während, je dunkler der Farbton wird, die schwarzen Punkte dicker werden und bis zur gegenseitigen Berührung zusammenrücken. Dem unbewaffneten Auge erscheinen auf diese Weise alle Farbtöne zwischen hell und dunkel und man erhält den Eindruck einer Originalphotographie.
Diese Umwandlung der Lichtabstufungen einer Borlage in einzelne Bildpunkte ist das Wesen der genialen Erfindung Meifenbachs.
Sie wird durch einen sogenannten Raster bewirkt. Er besteht aus zwei zusammengetitteten Spiegelglasplatten mit je einer Anzahl feiner paralleler Querlinien, die eingraviert und geschwärzt werden und sich nach Zusammenfügen der Glasplatten im rechten Winkel kreuzen. Es entsteht so ein Liniennetz, das bei der photographischen Aufnahme der Vorlage, die entweder selbst eine Photographie, eine Strichzeichnung oder ein Gemälde sein kann, dicht vor die licht empfindliche Glasplatte gebracht wird. Die von dem mit elektrischen Bogenlampen hell beleuchteten Original zurückgeworfenen und durch das Objektiv in die Kamera dringenden Lichtstrahlen werden in folgedessen gezwungen, erst die winzigen, durchsichtigen Deffnungen des Rafters zu paffieren, ehe sie auf die lichtempfindliche Blatte treffen. Nun ist es allgemein bekannt, daß helle Farben mehr Lichtstrahlen zurückwerfen als dunkle. Von den hellsten Stellen des Originals fallen also die meisten Lichtstrahlen durch den Rafter auf die Platte und wirten auf sie so stark ein, daß sie die kleinen Raster: öffnungen überstrahlen. Es bilden sich hierdurch im Regativ, nämlich der Platte, die eng zusammenstehenden schwarzen Punkte mit dazwischen befindlichen, feinen weißen Buntten, die später im Klischee als dünne schwarze Punkte auf weißem Grunde erscheinen. Umgekehrt ist es bei den dunklen Stellen des Originals, die viele der von den Lampen kommenden Lichtstrahlen verschlucken und nur wenige durch den Rafter auf die Blatte zurüdwerfen, was im Negativ in der Dunteltammer entwickelt, verstärkt, figiert und geschwärzt,
um es nach vollständiger Trocknung unmiffelbar auf eine Metallplatte zu fopieren.
Diesem Zwed dienen sorgfältig blantpolierte Zink- oder Kupferplatten von etwa 1,5 bis 2 Millimeter Stärke, auf die eine lichtempfindliche
Kleine Technik
Ein neuer Zeitschalter. Bei den Zeitschaltern für Treppenhaus beleuchtung zeigt eine grundsäßlich neue Bauart ein auf der dies jährigen Leipziger Messe zum ersten Male der Deffentlichkeit vorgeführter Drudtnopfzeitschalter, der auf dem pneumatischen Prinzip beruht. Die Verzögerung des automatischen Ausschaltens wird in verblüffend einfacher Weise dadurch bewirkt, daß der von Hand betätigte Druckknopf einen Gummiball im Schalter zusammendrückt. Der Gummi des Balls hat das Bestreben, in seine Ursprungsform zurückzukehren und saugt die vorher herausgedrückte Luft an. Ein Bentil gestattet, die Zeit des Zurückströmens der Luft zu regeln. Während der Ausdehnung des Gummibehälters wird ein Rippschalter betätigt, mit dessen Hilfe nach Ablauf der eingestellten Zeit der Strom unterbrochert wird. Durch eine Bentilschraube fann eine bestimmte Schaltzeit, z. B. 3,6 oder 10 Minuten, eingestellt werden.
Leuchtpilze zum Strumpfftopfen. Die Elektrotechnik, die sich einen Haushaltungsgegenstand nach dem anderen erobert, hat nunmehr auch den alten guten Stopfpilz elektrifiziert. Der modernisierte Stopfpilz, der das Reparieren feiner Gewebe ganz beträchtlich erleichtert, hat einen Kopf aus mattiertem Glafe, unter dem sich eine fleine Glühlampe verbirgt und wird durch eine Lizenschnur mit der nächsten Steckdose verbunden. Ein Zwischentransformator im Griff verringert die normale Hausleitungsspannung auf 8 Volt; der Stromverbrauch ist kaum merklich.
Verstärktes technisches Intereffe. In seinem Verwaltungsbericht über das letzte Geschäftsjahr des Deutschen Museums in München berichtet Oskar von Miller , daß im legten Jahre im Deutschen Museum 671 708 Besucher, d. h. 50 000 mehr als im Vorjahre gezählt worden seien. Die durchschnittliche Besucherzahl belief fich also auf 1840; diese Zahl wurde jedoch zuweilen bei weitem übertroffen, so besonders am 15. August 1930, wo nicht weniger als 8650 Personen das Museum besichtigten. 2814 Vereinigungen, Schulen usw. besuchten das Museum gruppenweise; darunter be= fanden sich zahlreiche Gruppen aus dem Auslande, zum Teil sogar aus Uebersee . Durch die Reisestiftung des Museums wurde 371 Stipendiaten aus allen Teilen des Deutschen Reiches die Reise nach München und das Studium des Deutschen Museums ermöglicht. Diese Zahlen beweisen das starte und noch immer zunehmende Be dürfnis weitester Kreise nach technischer und naturwissenschaftlicher Belehrung.
Das Grammophon im Kodat. Um dem Notschrei nach einem möglichst leichten und handlichen Koffergrammophon zu befriedigen, ist jetzt ein Sprechapparat in Form einer Rollfilmkamera auf den Markt gekommen, der nur 1,75 Kilogramm wiegt. Das Gehäuse des neuen Grammophons, das von außen einer Kamera täuschend ähnlich ist, ist aus lederbezogenem Stahl und fann daher einen ge
Negativ befindlichen Metallplatte beendet, so wird sie in einer Lösung( meist Methylviolett) entwickelt, wobei die vom Licht getroffenen Stellen nicht verändert, die Schicht an den übrigen Stellen jedoch gelöst wird und so eine Angriffsfläche für die beim folgenden Aezprozeß angewendete, Säure bietet. Nach leichtem Anfärben der festgebliebenen Stellen und Einbrennen der Platte über dem Gasrost ist die Schicht nunmehr säurefest und die Platte äßfertig.
Der jetzt folgende Aehvorgang erfordert viel Berständnis und Fachkenntnis des Aezzers.
isdiA
Nr. 274 48. Jahrgang
stoff die verschiedenartigsten Gebiete der Technik erobert. Erinnert fei an die Propellerschnellbahn von Krudenberg- Hannover, somie an den vielumstrittenen Banzerfreuzer A, bei dem ebenso wie beim Schienenzeppelin Leichtmetall in ganz bedeutenden Mengen vermendet wurde.
Daß die Leichtmetallbauweise im Flugzeugbau aller Länder immer größere Verbreitung findet, dürfte ebenso wie die Verwen= dung dieses neuzeitlichen Baustoffes beim Straßenbahn- und Eisenbahnwagenbau bekannt sein. Auch gibt es beinahe keinen Gegénstand des täglichen Lebens, der nicht ebenfalls in Leichtmetall zu haben ist. Bisher war man allerdings der Meinung, daß diesem Baustoff übermäßige Beanspruchungen nicht zugetraut werden dürften. Durch besondere Veredelungsverfahren, die ständig weiter ausgebildet werden, ist es jedoch der Wissenschaft gelungen, diesem Werkstoff die Festigkeitswerte zu verleihen, die ihn auch zu anderen bisher nicht in Frage kommenden Verwendungszwecken benutzbar erscheinen lassen.
Da das Bild auf der Platte aus vielen, mehr oder weniger feinen Punkten besteht, die sehr leicht verleßlich find, so fann durch zu langes Alegen, wobei ja die Zwischenräume zwischen den Punkten immer größer und diese selbst immer kleiner werden, alles verdorben werden. Die Platte kommt zunächst zum Anägen das erstemal in das Bad, das für Kupferplatten Eisenchlorid, für Zinkplatten Salpetersäure enthält. An Hand eines hiernach gemachten Abdruckes und durch steten Vergleich mit dem Original werden vom Aeger diejenigen Stellen, die nicht weiter aufgeäßt werden dürfen, mit Asphaltlösung abgedeckt, bis nach mehrmaligem Aetzen der Prozeß beendet ist, wenn die Farbtonwerte als mit dem Original übereinstimmend erscheinen. Da die Säure nicht nur, wie es gewünscht mird, in die Tiefe wirkt, sondern auch die feinen Pünktchen von der Seite her angreift, so wird ein Einstäuben der Platte mit aller feinstem Asphaltstaub vor jedesmaligem Aezen vorgenommen, was beim Erhitzen in Verbindung mit der aufgemalzten Farbe die Bildung einer fäurefesten Schußschicht zur Folge hat, die sich auch bu teuer, um praktische Verwendung finden zu können. seitlich um die Punkte schmiegt und so deren Unterfressung verhindert. Nach dem Bestoßen der Platte und der Befestigung auf einem Holzoder Eisenuntersatz ist die Autotypie fertig zum Druck. Für die Wahl des verschieden weiten und engen Rasters mit im allgemeinen 24 bis 80 Linien auf 1 Zentimeter ist die Art des Papiers, auf das fpäter gedruckt werden soll, maßgebend.
Als neuester Leichtmetallbaustoff findet seit einiger Zeit das Elektron in erhöhtem Maße Verwendung. Elektron ist eine Magnesiumlegierung von 1,75 bis 2,0 spezifischem Gewicht, äußerst zäh und hart und besonders politurfähig. Es hat langer wissenschaftlicher Forschungsarbeit bedurft, ehe die Technik soweit war, daß man aus diesem neuen Leichtmetall erstmalig Vollräder für die größten und schwersten Verkehrsflugzeuge drehen konnte Das abgebildete Rad ist für das größte Ganzmetalllandflugzeug der Welt, die Junkers J. 38 bestimmt, und läßt die Bearbeitung diess neuen Metalls erkennen. Es hat einen Durch messer von 83 Zentimeter, mit dem Pneumatik von über 1½ Meter. Die Benzintants von Motorrädern, Kleinautos und Flugzeugen werden in steigendem Maße ebenfalls aus Elektron hergestellt. TroßBeryllium, ist schon auf dem Marsche, es wiegt bei gleichen Festigdem rastet die Forschung nicht, das neueste Leichtmetall, das feitswerten nur etwa ein Drittel des Elektron, ist aber vorläufig noch
Rauhes Papier erfordert einen weiten Rafier, da es die Farbe stärker als glattes Papier aufsaugt.
Daher kommen Photographien auf grobem Zeitungspapier nicht so scharf heraus, als auf glattem Zeitschriftenpapier.
Zur Herstellung einer farbigen Autotypie ist als Vorlage ein buntes Driginal notwendig, von dem beim Dreifarbendrud nacheinander drei Aufnahmen für die gelbe, rote und blaue Blatte unter Zwischenschaltung geeigneter Filter gemacht werden. Durch Uebereinanderdrucken der drei Aezungen mit Normalfarben wird ein Abzug gewonnen, an Hand deffen sowie des Orginals das Abdecken der einzelnen Teilplatten erfolgt. Da durch Mischen der drei Grundfarben gelb, rot und blau doch nicht alle Zwischentöne zu erzielen sind, so benutzt die Bierfarbenautotypie das neutrale Schwarz als Ergänzung, das große Tiefen herzustellen ermöglicht. Die Bierfarbenautotypie läßt sich leichter verdrucken, da fleine Unstimmigkeiten in der Farbgebung weniger als bei der Dreifarbenautotypie stören.
hörigen Stoß vertragen; zum Gebrauch wird der Deckel abgenommen, und der innenliegende Tonarm auf den Trichter gesteckt. Die Platte auch der Deckel des Apparats verschlossen wird. Troß ihrer Klein wird durch eine Schraube auf dem Plattenteller festgehalten, mit der heit spielt die Maschine alle Plattengrößen durch. Und nun abe Waldesstille und Meeresruh!
Flugzeugrad aus Elektron
Als Graf Zeppelin , der Erbauer der nach ihm benannten Luftschiffe, erstmalig in der Geschichte der Technik das Leichtmetall in größerem Ausmaße zum Bau seines Luftschiffes verwendete, ahnte wohl niemand die beispiellose Entwicklung, die dieser neuzeitliche Baustoff nehmen würde. Seither hat sich das Leichtmetall als Bau
Neues vom Funk
Wie wir erfahren, wird auch in diesem Jahre den Ausstellern für die 8. Große Deutsche Funtausstellung Gelegenheit gegeben werden, Neukonstruktionen von Störschutzmitteln aller Art sowie auch von Maschinen und Geräten, die von vornherein mit Schußeinrichtungen gegen Störungen des Rundfunkempfangs ausgerüstet sind, zur Schau stellen. Die Industrie zeigt hierfür bereits ein starkes Interesse. Es befindet sich schon eine ganze Anzahl von Geräten mit gutem Störschutz auf dem Markt, an denen man feststellen kann, daß die Entstörung der Geräte in den meisten Fällen mit einfachen Mitteln und geringen Kosten erreichbar ist. Die diesjährige 8. Große Deutsche Funtausstellung wird voraussichtlich ein gutes Bild über zeitgemäße, den Rundfunkempfang nicht mehr störende elektrische Geräte für Haushalt und Gewerbe geben. Es wäre zu begrüßen, menn recht zahlreiche Anmeldungen derartiger Geräte eingehen würden. Die Ausstellungsleitung für die 8. Große Deutsche Funtausftellung( Berlin- Charlottenburg 9, Königin- Elifabeth- Straße, Haus der Funkindustrie) nimmt Anmeldungen von Maschinen und Geräten mit Schutz gegen Rundfunkstörungen entgegen.
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„ Eine Viertelstunde Funktechnik." Die ,, Deutsche Welle" hat seit furzem in ihrem Programm eine Veranstaltung ,, Biertelstunde Funktechnit" aufgenommen, in derem Rahmen allgemein intereffierende, von Hörern gestellte Fragen über Einrichtung und Betrieb von Empfangsanlagen besprochen werden. Ueber Fragen, die sich nicht zur Beantwortung durch den Sender eignen, wird schriftlich AusUmschlag miteingesandt wird. Alle Briefe find an die Deutsche funft gegeben, sofern ein freigemachter und mit Anschrift versehener Belle G. m. b. 5.", Berlin- Charlottenburg 9, Mafurenallee, zu richten. Der Briefumschlag muß das Kennwort ,, Biertelstunde Funktechnik" tragen.
Rundfunk und Elektrizitätswerte in Dänemark . In Dänemark haben sich die Elektrizitätswerte in ihrer weitaus überwiegenden Mehrzahl entgegenkommenderweise bereit gefunden, Schutzbestimmungen zugunsten ihrer Kunden, die Rundfunkhörer sind, zu erlassen. Ein der Reichs- Rundfunt- Gesellschaft zugegangener Bericht umfaßt 81 dänische Städte mit 71 Elektrizitätswerken; von diesen haben 16 Werte unaufgefordert und völlig aus eigenem Entschluß Maßregeln zum Schutze des Rundfunkempfanges getroffen, weitere 29 Elektrizitätswerte haben ihre Stromabnehmerbedingungen im Sinne des Rundfunkschutzes ergänzt oder vollkommen neue Be dingungen erlassen. In den übrigen Fällen schweben noch Berhandlumgen; nur verschwindend wenige Werke haben sich aus besonderem Anlaß ablehnend verhalten.
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Bom Rundfunk des Auslandes. Ab 1. Juni d. 3. arbeitet der französische Sender Radio Normandie auf Welle 219,9 Meter. Der italienische Sender Palermo , dem die Gemeinschaftswelle 453,2 Meter zugeteilt ist, ist am 7. Juni 1931 eröffnet worden. Der Sender Auckland hat einen besonderen Schulunterricht für Landschulen eingeführt, der auf Kurzwellen gesendet wird. Aus Bolen wird berichtet, daß der Sender Warschau II auf furzen Wellen betrieben werden wird, sobald der neue Warschauer Großsender eröffnet ist. Der Bau des 22- kW- Senders Wilna geht seiner Bollendung entgegen. Der Sender hat bereits Versuchsfendungen mit 1,229 kHz begonnen.
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Der erste Biertafimotor der Welt als Denkmal. Ein eigenartiges Denkmal wird zur Zeit auf der Terrasse des Reichsbahnhofs Köln- Deutz errichtet. Es handelt sich um ein von der SiemensRing- Stiftung gewidmetes Ehrenmal für die beiden Erfinder der ersten brauchbaren Verbrennungstraftmaschine, des Ingenieurs Nikolaus August Otto und seines Mitarbeiters Eugen Langen . Diese beiden Männer haben im Jahre 1867 den ersten Biertaftmotor herausgebracht. Auf einem hohen Steinsodel ist der erste aus der Deuzer Gasmotorenfabrit hervorgegangene Biertaftmotor aufgestellt, weder Sinnbilder noch Männerfiguren schmücken ihn. Lediglich zwei von Exzellenz von Miller- München verfaßte Inschriften weisen auf die Bedeutung dieses Ehrenmals hin. Auf der Borderseite sind die Namen der beiden Erfinder eingemeißelt, und auf der Rückseite befindet sich ein kurzer Hinweis über Zwed und Aufbau dieses Dentmals. Die Enthüllung und Einweihung wird anläßlich der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Ingenieure am 26. Juni, 12 Uhr, stattfinden.