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ReinhardtsSchöne Helena "

Kurfürstendammtheaier

Die Operette O f f« n b a ch» ist in vielfachem Sinn unzeitgemäh geWürden. Schöne chelena. travestierte Antike das Bildungsideal. das da heruntergerissen wird, dies Ideal von klassischem Griechen- tum, bei uns längst fragwürdig geworden, verschlissen, scheint heute eher schutzbedürftig als spottwürdig. Das alte Sparta , bevölkert von bekannten Figuren der Pariser Gesellschaft, Operette als indiskreter Spiegel und Skandalchronik des Zweiten Kaiserreichs das war einmal beispiellos verwegenes Zeittheater, alarmierend, eins große Sache nicht nur für Frankreich , sondern für Europa , dessen Metropole das Paris Napoleons des Dritten gewesen ist. Doch schon in den siebziger Jahren begann in der Hauptstadt der französischen Re- publik die Operettenherrlichkeit Ossenbachs zu verblassen. Diese Ope- rette war Angriff, Kampf, lustiger Krieg, mit tödlichen Waffen ge- führt, die nicht verwunden, war vernichtendste Zeitkritik', die wird vor Gespenstern der Vergangenheit nicht wieder lebendig. Und der Lperettenmusiker Offenbach? Auch der Kampf, den er geführt hat, der Kampf gegen die Große Oper Meyerbeers, dessen theatralisch- pompösen Theaterstil er dem Gelächter der aufhorchenden Musikwelt preisgab, ist in unserer Zeit gegenstandslos, beziehungslos geworden. Man milß diese Situation höchster Unzeitgemähheit vor Augen haben, um die Größe des Triumphes zu ermessen, den gesternDie schöne Helena " auf der Bühne des Kurfürstendammtheaters errungen hat. Am Musikgenie Ofsenbach Hot sich das Theatergenie Max Reinhardt von neuem entzündet: das ist, kurz gesagt, die Formel, ouf die hier Kritik zu bringen ist. Vor zwei Jahrzehnten, im Münchener Künstlertheater, war Reinhardts Ofscnboch-Jnszenierung emer der glänzendsten Erfolge des europäischen Theater». Aber auch zwischen damals und heut« steht ein Stück Weltgeschichte. Damals war bei uns sozusagen noch Offenbachs Zeit. Damals ließ sich vielleicht die Versammlung der griechischen Duodezfürsten als Zerr- bild des Monarchenhaufens nehmen, von dem Deutschland regiert wurde. Heute wäre es ein billiges Vergnügen, aus dem Herrscher- tum des gottbegnadeten Königstrottels Menelaus eine satirische Haupt- und Zentralaffäre zu machen. Reinhardt drängt alles, was zeitbedingt war, auch die Opernparodie, auf deren einst sichere Wir- kung er sich mit Recht nicht mehr verläßt, in den Hintergrund. So wird die Aufführung ein beglückender Abend der Musik und des Theaters der leichtbeschwingten, bezaubernden, mitreißenden Musik und der reichsten, reifsten, vollkommensten Theaterkunst, von einer Hand gemeistert, die alle Arbeit, allen Vorsatz unspürbor macht. Wunderbar, diese Klugheit eines geniehasten Theaterinstinkt«,

mit der Reinhardt vor allem im Unterlasten die Inszenierung dem Bedürfnis der Gegenwart anpaßt, ganz ohne jenen krampfhaften Willen zur Modernisierung und Aktualisierung, mit der bei uns jede angeblicheRenaissance" eingeläutet wird. Das Werk ist freilich nicht geblieben, wie es war. An die Erneuerung des Textes haben Egon Friedell und Hanns Saßmann viel Witz und Geist ge- wandt. Der Partitur hat Erich W. K o r n g o l d. der sie eingerichtet hat, eine Reihe von Stücken aus anderen Offenbach -Werken eingefügt. (Für die Instrumentierung hatte er an A. Straßer einen ousgezeich- neten Mitarbeiter.) Einzelnes klingt freilich mehr nach Korngold als nach Ofsenbach. Aber immer wieder, etwa im Uebergang vom gesprochenen zum gesungenen Wort, in der schmiegsamen Anpastung an die Szene, erkennt man, wenn man näher hinhört, den feinen, überlegenen, theaterkundigcn Musiker. Der Musik ist breiter Raum, ihrer Vorbereitung war(unter Korngolds Führung) viel gute, erfolgreiche Arbeit gewidmet. Offen- dach wird gesungen-, von Stimmen, die höchste Ansprüche er- füllen. Aber es ist nicht wie bei Rotter, wenn der berühmte Opern- star ungeschickt neben der Operette steht: und nicht wie im Opern- theater, wo fast jede Operettcnaussührung die Mitwirkenden in zwei getrennte Lager teilt: Opernsänger und Operettendarsteller. Diese unvergleichlich schön singende, blendend schöne Helena der Iarmüa N o v o t n a fügt sich mit anmutiger Natürlichkeit und Selbst- Verständlichkeit in das lebendige Gesamtbild: und Gerd Niemait. dessen jugendlicher Tenor eine Entdeckung für die Opernbühn« ist, macht als Prinz Paris , der sich leicht und locker auf der ihm un- gewohnten deutschen Bühne bewegt, sympathische und glaubhafte Figur. Es ist die schöpferische Kraft des Regisseurs, dessen bildender Wille, im ganzen wie in jeder Einzelpcrsönlichkeit fruchtbar wird. Schauspielerische Höchstleistung des Abends: der Menelaus Hans Mosers: das Stück zeitloser Menschlichkeit, dos in der Ehebruchs- komödie steckt, erhält durch ihn Akzente von erschütternder Tragi- komik. Und neben diesen eine Füll« wirksamer Gestalten: Wall- burgs Kolchos: das Zwillingspaar der beiden Ajax «, deren Ton der dezent chargierende Hubert v. Meyerinck angibt, der pol­ternde Agamemnon Leo Schützendorfs: der mit unscheinbarer Sicherheit pointierend« Merkur F r i e d e l l s. Als aufgehendes Operntalent fällt Frieds! Schuster auf. Und auf der Bühne ein« überwältigende Fülle von bunter Lebendigkeit, von Schönheit und tänzerischer Bewegtheit, die sich im zweiten Finale zu großartiger Phantastit steigert.' l�Iaus Lnngsdeim.

GinAmerika-plan". Hoovers Wahlkampagne gegen staatliche Arbeitslosenhilfe. New Bork, 16. Juni. (Eigenbericht.) In einer in Indianapolis gelittenen Rede verteidigte Staats­präsident H o o o« r auf einem Bankett republikanischer Chef- redakteure die hohen Schutzzollmauern Amerikas und die Ein« wänderungsbeschränkungen. Er wandte sich zugleich scharf gegen jede Sozialgesetzgebung, und zwar insbesondere gegen jede staat- liche Unterstützung von Arbeitslosen. Er trete für die Arbeits- lofenverficherung ein, sofern sich diese auf einen Vertrag zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beschränke. Die Re« gierung müsse man dabei aber aus dem Spiel lasten. Hoovcr, der es peinlich vermied, auf das Reporations- Problem einzugehen, schloß seine Ausführungen, indem er nach dem Muster des russischen Fünfjahresplans einenAmerikanischen Plan" vorschlug, nach dem für die in den nächsten zwanzig Jahren um Millionen wachsende Bevölkerung bessere Lebensbedingungen geschaffen werden sollen, und zwar durch den Bau besserer Häuser, schönerer Städte, Tausender neuer Fabriken, leistungsfähiger Eisen- bahnen, neuer Autostraßen und Schiffahrtskanöle, um 25 Mil­lionen PS. erhöhter elektrischer Energie, um 20 Proz. vermehrter Landwirtschaftsprodukte, neue Parks, Schulen und Kirchen, für die um 20 Millionen vermehrte Bevölkerung. Die Rede Hoovers wird allgemein als Auftakt zu der kommen- den Präsidentfchoftskampagne betrachtet.

Llm die Bebauung des Güdgeländes. falsche Informationen an die prefse. Eineder Baukredit A.-G. nahestehende gemeinnützige Aktien- gesellschast" haste in einer Pressebesprechung der Oeffent- lichkest eingehende Mitteilungen über die angeblich unmistefhar be- vorstehende großzügige Bebauung des Schöneberger Süd- g« l ä n d e s Mit billigen Kleinwohnungen gemacht. So wurde dem Vertreter desV o r w ä r t s" erklärt, daß die Aussicht auf die Verwirklichung des Projektes, das die Errichtung von insgesamt 15 000 Wohnungen vorsieht, ernsthaft sei, zumal die zustöiWgen Stellen der Stadt, Preußens und des Reiches seit Monaten bearbestet worden seien. Man machte auch bereits genaue Angaben über die Höhe der Mieten. Wie wir hierzu von den ver- antwortlichen Stellen erfahren, muß das Gesamtprojekt bei ernst- haster Prüfung noch als sehr phantastisch bezeichnet werden. Man steht der Verwirklichung des Planes schon aus rein finanziellen Gründen noch sehr skeptisch gegenüber, zumal nicht einmal das nötig« Eigenkapstal bei der Gesellschast vorhanden sein soll. Es haben wohl einzelne unverbindliche Vorbesprechungen stattgefunden, aber darüber hinaus ist«s zu keinem greisbaren Ergebnis gekommen. Bei den Misteilungen an die Press«, die von den Inter«st»ntin aus- gegeben worden sind, scheint es sich demnach um eine Irreführung der Oeffenilichkeit zu handeln, und die auf dem Gelände angesiedsllon Kleingärtner scheinen wieder einmal ohne Grund in starke Veun- ruhigung gebracht worden zu fein. Der Verband sozialer Baubetriebe bittet uns, mitzuteilen, daß er an der Preste- befprechung in keiner Weife mitgewirkt hat.

Sozialdemokratisches Waldfest. Das große Voldkreffen der Steglitzer Sozialdemokraten, das für die Parteimitglieder nun schon Tradition geworden ist. wurde diesmal mit den Genossen de, Kreises Zehlendorf gemeinsam gefeiert.» Anmarsch und Abmarsch vollzog sich in geschlossenem Züge mit den roten Fahnen, die das Jungvolk trug, vorbei an den alten Patrizieroillen des Steglitzer Fichteberges, den Gärten und Villen des neuen Reichtums in Dahlem , dem Prunkbesitz der Grunewald - Millionäre. Nun ist der Grunewald erreicht, es wird abgeschwenkt in» offene Gelände. Es entwickelt sich ein Leben, das jede starre Form verliert: die Veranstaltung wird zu einem Fest, das jung und alt restlos zufriedenstellt. Di« Jugend Hot ihre eigenen Dinge vor, sie gruppiert sich zumeist um die Musik und um die Fahnen: ein prachtvolles Bild, die blauen Blusen der SAI., der Roten Falken und der Äinderfreunde, wie sie gegen das Grün des Waldes abstechen mit den weißen und farbigen Kleidern der anderen, da- Zwischen das Zlot der Fahnen. Verwundert bleiben die zahlreichen Ausflügler stehen. Mancher Fremde tritt heimlich hinzu, um etwas von dem bunten Festprogramm abzulauschen. Da ist da» 5lasperlecheater, da erscheinen dieRoten Rebellen", die mit Rhychmu», Gesang und Sprechchor die Herzen mitreißen. Der Krsisleiter, Genosse Palmer, spricht davon, daß neue» Blut, neue Aktivität in die Bewegung zu bringen die Ausgab« der sozialistischen Jugend sei. Jugend feiert das Finkenkrugfeff. Eine kleine Biertelstunde von der Bahnstation F i n k e n k r u g entfernt liegt am Rande des Woldes das Landjugendheim Finten- krug. Aber es ist weit mehr als ein gewöhnliche» Jugendheim, es ist gewisiermaßen die Kleinausgab« eines Rittergutes, und zwar besonderer Art, denn es wird nur von Frauen oder jungen Mädchen bewirtschaftet. Die Geschichte dieser kleinen Gutswirtschaft ist gleich- zeitkg ein Stück Geschichte sozialer Arbeit, wie sie unter den erschwerten Bedingungen der Nachkriegszeit immer wieder geleistet wurde. Anna von Gierte, die Leiterin de»Vereins Iugend- ht im Eharlottenburg", dem da» Landjugendheim angeschlossen ist, gründete das Heim im Jahre 1921, um erholungsbedürftige Kinder der Großstadt in Licht und Sonne zu bringen. Aber dieser kleine Anfang ist mit dem heutigen Helm nicht mehr zu vergleichen. Au» einem Morgen Land sind 63 Morgen geworden, da» Kinder- erholungsheim. der Grundstock des Ganzen, besteht noch und ist vor allem in Ferienzeiten stark belegt. Hinzugekommen sind jedoch im Laufe der Jahre verschiedene Ausbildungsanstalten für Mädchen, die dem Heim seinen jetzigen Charakter geben: Ausbildung zur Kinder- Heimpflegerin, gärtnerische Fachausbildung. Ausbildung zur Ge- flügelzuchtgehilfin, hauswirtschastliche» Lehrjahr und Haus- und landwirtschaftlich« Arbeitsstätte für Schülerinnen des soziolpäda- go zischen Seminar» des Vereins Jugendheim Charlottenburg. Am Sonnabend hatte da» Heim zu seinem alljährlichen Finkenkrug- säst eingeladen. Den Gästen wurden von liebenswürdigen Führe- rinnen die Einrichtungen und Arbeitsstätten gezeigt im übrigen aber gehörte der Tag dem Kinde. Theater. Volkstänze ynd Kinder- spiele sorgten für Unterhaltung, und beim Kasperletheater fand sich all und jung in gemeinsamer Frödlichkett zusammen. Petrus hatte es sich nicht nehmen lassen, da» Fest durch besonders gutes Metter zu verschönen, und da« weit« Gelände des Heime», fönst«in« Stätte ernster Arbeit, war von Freude ersüllt bis in die Abendstchiden. Vlliudski läßt dieser Tage ein BuchGeschichtliche Verbesie- rungen" erscheinen. Im Vorwort spricht er der jetziaen Generation das Recht ab, über ein«so zentrale Gestalt" wie die sein« zu ur- teilen.. i

Oer Erlkönig". Atrium. Da» Märchen ist des Filmes liebstes Kind, das heißt, des stummen Filmes. Aber deswegen besteht noch lange keine Not- wendigkcit, Goethes Erlkönig zu vertonfilmen. Im Gegenteil, Goethes Worte sind so knapp, so ungeheuer einprägsam,, däß eine filmische Belebung der Ballade eigentlich von vornherein zum Erliegen verurteill ist. Es P des Aufachtens wert, daß sich ausgerechnet die Franzosen an diesen Stöfs wagten, der ihnen, nach unserem Geschmack beurteilt, nicht besonders liegt. Trotzdem ersteht unter Marie Luise I ri b e.» Regie oft wahr« Märchensnmmung von tiefster Wirkung. Wirerleben den im Mondschein liegenden Walo und die Uebergäna« von der un- heimlichen Wirklichkeit zu den Wahngebilden des kranken Kindes sind sehr gelungen. Doch setzt das erste Versagen ein, sobald Erlkönigs Töchter erscheinen. Sie wirken nicht wie Elsen, sondern eher wie Anreize für ein Nachtlokal. Als dann der Erlkönig sich als Tod zeigt, kommt plötzlich und unerwartet ein stramm militärischer Ein- schlag in den Film, und der Schimmel des Todes wird von einem regelrechten Paukcnpserd begleitet, aus dem offenbar ein waschechter Milstärpauter im Sattel sitzt. Dadurch geht dem deutschen Publikum die Märchensttmmung ein für allemal verloren, und der Schauer löst sich in Lächerlichkeit auf. Daran ändert auch der stimmungs- volle(freilich typisch katholische) Abschluß nichts mehr. Otto Gebühr ist durchaus lebenswahr und darum groß. Der kleine Raymond spielt(obwohl er laut Programm ein Kind deutschsprechender Eltern sein soll, die aus Rußland fliehen mutzten) in der uns erschreckenden Reise aller französischen Filmkinder. Vorweg sah man den schon bekannten entzückenden Starewitsch- FilNiDer oerzauberte Wald". Dieser Film ist so einzig- artig und so unendlich zart, daß durch ihn ungewollt dlir Hauptfilm vergröbert wird. e. d.

Das ideale Heimai-Mufeum. Das Heimat-Museum, das nicht in erster Linie wissenschaftlichen Interessen, sondern der Erziehung der Allgemeinheit und der Schul« dient, gewinnt in unserer Kultur immer größere Bedeutung. Wie ein solches ideale« Heimatmuseum eingerichtet sein müßte, schildert Prof. Zepp in derUmschau". Ein solches Institut mutz nach seiner Forderung stets Stellvertreter der Wirtlichkeit sein und die Kunde der nahen Umwelt, die uns durch Beobachtungen und Wanderungen zuteil wird, vertiefen. Es muß die Natur und Kultur der Heimat als große Einheit erfassen und nichts darf darin für sich bleiben. Nicht dürfen Massen des gleichen Gegenstandes in Glasschränten aufgehäuft werden, sondern jeder Gegenstand muß zu dem anderen in Beziehung treten, das eins sich aus dem anderen organisch ent- wickeln. So läßt sich in sinnvoller Zusa�imenschau darstellen:Eine Einzellandschast, wie sie heute aussieht und wie sie entstand, unser Land in der Tertiärzeit, im Diluvium, Landschaft und Industrie- entwicklung, Gang der Besiedlung von der ältesten Zeit bis zur Gegenwart. Die Menschen des Heimotraume», ihre Kultur- entwicklung: auch Tiergruppen, Vegetationsübersichten, Insektarien, Aquarien und Terrarien sollten nicht fehlen." Zu diesem Zweck müssen Modelle. Reliefs, Karten, Skizzen, Bilder erst geschaffen werden. Wenn die Entwicklung der Heimatlandschast in ihren Haupt- formen im Laus der Erdgeschichte dargestellt ist, dann wird sich auch die Kultur sinnvoll zeigen lassen, und zwar stets im Zusammenhang mit der Natur. Nur Bilder aufzuhängen oder Köpfe und Krüge in Vitrinen aufzustellen, kann die hohe Aufgabe eines Heimatmuseums nicht erfüllen. Die volkspädagogisch« Bedeutung einer solchen Sammlung liegt in der Anschaulichkeit, die sich nur dann dem Be- schauer unmittelbar aufdrangen kann, wenn eine sinnvolle An- ordnung und Gliederung durchgeführt ist.

Shaw über die Weltsprache. Ein Vortrag, den Bernord Shaw kürzlich In London über .Bibliotheken und englische Sprache" hielt, gab deNi Redner will- kommen« Galcgenheit, sich in seiner kaustischen Art über die eng- lisch» Sprache zu verbretten..Es ist eine seltsame Erscheinung",

sagte er,daß selbst ein so hervorragender Schriftsteller wie Iame? Joyce, obwohl ihm fünshunderttausenb Wort« der englischen Sprache zur Verfügung stehen, um seine Bücher zu schreiben, trotzdem die Zeit damit vergeudet, neue Worte zu erfinden. In seinen letzten Werken zählt man an die 90 Proz. Worte, von denen man bisher keine Ahnung hott«." Dann bezeichnete Shaw die englische Sprache als eine Sammlung von Geräuschen, von denen man nur 208 als fest bestimmbare Laute bezeichnen könne. Ein Bauer der Grafschaft Somerset könne gut und gern mit dreihundert Worten in seinem Leben auskommen, vorausgesetzt, daß man ihm noch ein paar kräftige Flüche zubillige. Show ging dann auf die Möglichkeit ein, daß sich die Mensch' heit auf ein« gemeinsame Weltsprache einige, und beleuchtet pie Aussichten, die das Englische dabei hat. Die größte Aussicht, Welt - sprach« zu werden. Hot seiner Ansichi Nach die Sprache mit dem geringsten grammatikalischen Ballast. Die Grammatik sei ein« ltn- geheuerlichkeit und außerdem meist ganz überflüssig. Englisch stehe jedensalls in dieser Beziehung am günstigsten da. Seiner lieber- zeugung noch dürfe dasPidgin-English", die Sprache des Ge- fchästslebens, die meiste Aussicht haben, dos klassische Englisch der Zukunft zu werden. Ein Engländer sogt:Es tut mir aufrichtig leid, Ihnen nicht gesällig sein zu können": der Chinese sagt im gleichen Fall einfach:Kann nicht", und drückt sich damit ebenso klar wie einfach aus. Der Ausländer, der jorgsam darauf achtet, sich eine korrekte englische Aussprache anzueignen, muß sich in Eng- land überzeugen, daß hierzulande kein Mensch«in korrektes Englisch spricht. Wir alle haben jeder eine andere Aussprach«.

Diederherstellunq eines Maya-Heiligkvms. Eine merkwürdige kreisförmige Anlage, der E a r a c o l, dessen Ruinen vor längerer Zeit in der Nähe von Ehichen Jtza, d«r heiligen Stadt der Mayas , aufgefunden wurde und zu den' inb-resiarttesten Baulichkeiten von Nukatan gehört, ist jetzt von amerikanischen Archäologen teilweile wiederhergestellt worden. Es ist nunmehr ein mächtiger Tvrni, der sich über zwei breite Terrassen erhebt. Das genaue Alter des Cäracol hat sich bisher nicht feststellen lassen: man vermutet ober, daß«s eine Sternwarte war. von der aus oie Astronomen der Mayas ihre erstaunlichen Beobachtungen und Berechnungen anstellten. Latein und Griechisch abgeschasst. Vom nächsten Jahr« an wird die amerikanifche Pale- Universität von den Anwärlern auf einen akademischen Grad die Kenntnis der lateinischen und.griechischen Sprache nicht mehr verlangen. Dieser Beschluß der größten ameri- kanischcn Hochschule ist bezeichneno für hie modernen Ziel« des amerikanischen Bildunessystem». Die Studenten von Aale drücken in ihrem täglich erscheinenden Organ ihre Genugtuung darüber aus, daß sie enhiich von deNi Zwang befreit sind, Den ihnender Un­verstand der Vorfahren" aufgezwungen habe. Anders urteilt da- gegen Professor Ralph Magoffin, der Altmeister oer klassischen Studien an der Universität New Pork und Präsident des Ver- bandes der klassischen Philologen.Ich halt« es, rundheraus gesagt, für ein Unglück", klagt er.daß nach 200 Iahren humanistijch.-r Hochblüte eine unserer großen Universitäten einen Entschluß?aßt. in dem viele Sachkundige nur ein bedauerliches Sinken ihres Niveaus zu sehen vermögen. Der Entschluß ist die Konsequenz au; der materialistischen Anschauung unserer Zeit. ver Bich als Düngcmitlelfabrik. Der Blitz vereinigt beim Durchschlagen durch die Luft ihre Bestandteile Stickstoff und Sauer- stoff ebenso zu Stickstoffverbindungen, die als Düngemittel brauch- bar sind, wie die künstlich hervorgerufenen elektrischen Entladungen in den Düngemittelfabrilen. Während in diesen die Funken eine Länge von 4,5 bis 6 Meter erreichen, arbeitet die Ngtur mtt Blitz- funken bis 600 Meter Länge, die auf ihrem langen Weg entsprechend große Mengen der Verbindungen in der Lust erzeugen, die von) gleichzeitig niedergehenden Regen in die Ackererde mitgenommen werden So liefert die Natur dem Landwirt jährlich kostenlos etwa 100 Millionen Tonnen gebundenen Stickstoffs als Dünger. Freilich ist dieser Wohltäter Blitz auch gefährlich. Photogräphien haben gezeigt, daß der Blitz vom Luftzug seitlich abgelenkt werden kann, so daß es gefährlich ist, sich bei einem Gewitter im Luftzug bei einem offenen Fenster aufzuhalten. Ein neuer Lind'ey. Bon dem amerikanischen Richter Ken B- Linösey, dem Verfasser derRevolution der moderneu Jugend" und der Kameradschaftsehe" erscheint demnächst in deutscher lieber. setzune ein neues BuchDas gefährliche Leben".