Personenzug abgestürzt. Schweres Eisenbahnunglück im Rheinland . Solu. 16. 3uttL Die CofomoBoc vud vier bis sechs wogen eines Personenzuges der Strecke Düren — heünbach stürzten Dienstagabend kurz vor 11 Uhr unmittelbar hinter dem Oürener hauptbahnhos eine Ueber- führung hinunter. Nähere Mitteilungen über das Unglück liegen noch nicht vor: insbesondere ist im Augenblick auch noch uicht bekannt, ob Personen dabei zu Schaden gekommen oder getötet worden sind.
Verordnung gegen die Lugend. Forderungen der Sozialistischen Arbeiterjvgend. Die Notverordnung vom 9. Juni bringt neben ihren vielen anderen sozialen Härten und Ungerechtigkeiten auch eine unerträgliche Entrechtung der arbeitslosen Jugend. Zlach den Bestimmungen der Notverordnung sollen in Zukunft alle erwerbslosen Jugendlichen unter 21 Jahren vom Bezug der Arbeitslosenunterstützung aus- geschlossen sein. Sie erhalten Unterstützung nur, wenn ihr Unter- halt nicht in anderer Weise sichergestellt ist. Diese Bestimmung liefert hunderttausende junger Arbeitsloser der bittersten Not aus, und die Reichsregierung konnte keinen sicheren Weg zur völligen Radikalisierung der Jugend finden al» diese Aus» nahmebestimmung gegen die arbeitslose Jugend. An Stelle der Unterstützung bringt die Notverordnung der ar- beitslosen Jugend den sogenannten freiwilligen Arbeitsdienst. Nach- dem sich die Einführung der Arbeitsdienstpflicht als unmöglich herausgestellt hat, schafft die Notverordnung mit ihren Bestim- mungen über den„freiwilligen Arbeitsdienst" allen Befürwortern der Arbeitsdienstpflicht die Möglichkeit, arbeitslose Jugend- liche unter unwürdigen Arbeitsbedingungen zu politischen und wirtschaftlichen Zwecken zusammenzufassen, die den Interessen der Arbeiterschaft zuwiderlaufen, ohne daß der Not der arbeitslosen Jugend auch nur im geringsten abgeholfen wird. Der hauptvorstand der Soziali st ischen Ar- . beiterjugend Deutschlands hat an die sozialdemokratische Reichstagsfraktion das dringende Ersuchen gerichtet, in ihrem Kampf um die Notverordnung mit aller Energie auch aus die Aufhebung dieser die arbeitend« Jugend betreffenden Bestim- mungen hinzuwirken. Landgemeinden und Notverordnung. Der Gesamtvorst and des Preußischen Landgemeinde- tages West tritt an, 26. dieses Monats zu einer Sitzung in Bad Neuenahr zusammen. Neben der Beratung der Auswirkungen der beiden ersten Notverordnungen, insbesondere der Bürgersteuer, bilden Hauptgegenstand der Verhandlungen die n« u e N o t v e r- Ordnung vom 5. Juni 1931, sowie das Problem des Bolksschullastenausgleich».
paulchen, der Geelentrofi. Geschmackvolle Werbemethodea der Nazis. Wilmersdorfer Einwohner erhielten dieser Tag« ein Papier durch den Türschlitz geworfen, das das Aussehen eines Tele- grammformulars mit genau nachgeahmtem amtlichen Auf- druck hatte. Entfalteten sie dann das vermeintliche Telegramm, so lasen sie in Maschinenschrift folgenden Text: Lieber Freund? Durch Paul Schulz erfahre ich soeben, daß du wegen deiner wirtschaftlichen Not deinem Leben ein Ende machen willst. Deshalb höre vorher auf da« letzte Wort deines Freundes. Du weißt doch, daß ich Nationalsozialist bin und trotz meiner Rot an die Zukunft des schaffenden Volkes fest glaube usw. usw.<Es folgt dann ein« phrasenreiche Auf- forderung, anstatt Selbstmord zu begehen, lieber der NSDAP . beizutreten. Red.) Mit Paul Schulz ist natürlich der ehemalige Femehäupt- ling der Schwarzen Reichswehr und jetzige Osaf von Berlin ge- meint, den Klapproch und die übrigen Gesellen der Mordkumpanei kurzerhand als ihr„Paulchen" bezeichneten. Paulchen ist anschei- nend der Meinung, daß nach den vielen Toten, die seinerzeit von seinen Rollkommandos bei der Schwarzen Reichswehr ab- gekillt wurden, er jetzt zum Ausgleich verpflichtet fei, Todes- kandidaten am Leben zu erhalten! Aber so verständlich diese Regung bei dem Osaf Paul Schulz ist,— geschmacklos bleibt diese Reklame trotzdem!
Absage au Hermes. Konflikt zwischen den Bauernvereinen. Die Bereinigung der Deutschen Bauernvereine hat nach«wer Meldung der„Deutschen Bauerntorrespondenz" den Verkehr mit dem Schleswig -holsteinischen Bauernverein in- folge fortgesetzt illoyalen Verhaltens feiner Geschäfts- führung gegenüber der Vereinigung abgebrochen. Die Hintergründe dieses Konflikts sind darin zu suchen, daß die im Schleswig-holstemischen Bauernverein organisierten Landwirte die ruinöse Bauernpolitik nicht mehr mitmachen wollen, während die unter Hermes' Führung stehende Vereinigung der Deutschen Bauernvereine gegen Schieles Agrarpolitik nicht auf- z u m u ck e n wagt.
Aerziekammerwahl uud H 218. Schwere Niederlage der Duakelmäaner. Stuttgark. 16. Juni.(Eigenbericht.) Die'Wahlen zur wü r tt e mb e r g is che n Aerzte- k a m m e r ergaben im Bezirk Stuttgart einen Erdrutsch, der w un- mittelbarem Zusammenhang mit den im Anschluß an die Vorgänge bei der Anklageerhebung regen die Aerzte Dr. Friedrich Wolff und Frau Dr. Jakubowitz-Sienle erfolgten öffentlichen Er- örterungen steht. Von den bisherigen 6 Vertretern des Wahlbezirks- vereins erhielten nur 2 eine zur Wiederwahl ausreichende Stimmen- zahl, der Orthopäde Dr. L e h r und Dr. Durst- Obertürkheim. Mit überwältigender Mehrheit aus der Kammer heraus- g ew ä h l t wurde Sanitätsrat Dr. N e u h ö f« r, der die erste Anzeige gegen Frau Dr. Kienle erstattete und sswer Gesinnung nach de-rtjchachioaal und twiH�iiilisch ist.
Popularität.
Goebbels :„Mit Hanne Sobeck kann ich nicht konkurrieren. Ich hätte doch lieber Fußballer werden sollen."
Neuer Vorstoß Franklin-Bouiltons Laval deckt Rriond gegen die Vechte und siegt— gegen die Linke.
Paris , 16. Juni(Eigenbericht). Am Dienstagnachmittag wurde in der Kammer von dem Mi- nisterpräsidenten und im Senat von dem Iustizminister die Bot- schaft des Präsidenten Doumer an da» Parlament ver- lesen. In der Botschaft, die in der Kammer an einigen Stellen von dem Beifall der Rechten und der Mitte unterbrochen wurde, betont Doumer, daß er mit dem Parlament an der Auftechterhaltung und Veroollkommnung der demokratischen Einrichtungen und besonders des freien Schulunterrichts arbeiten werde, der es allen besähigten Kindern ohne Ausnahme ermöglichen solle, die Stufen der sozialen Leiter, zu ersteigen. In bezug aus die Außenpolitik sei zur Lösung aller Streitfragen, die zwischen den Staaten auftauchen, ein Will« zur Ewigkeit, Offenheit und Auf- richtigkeit notwendig. Frankreich verurteil« die Geheimdiplomati« und trete für die offen« Politik de» Völkerbund «» ein. Das fei das sicherste Mittel, um sich der Drohungen der zer. störenden Kräfte zu widersetzen und die Erschütterung der asten Zioilifation zu verhindern. Die wichtigst« Aufgab« der Völker sei die Auftechterhaltung und die OrganisationdesFrieden». Dieser Aufgabe habe Frankreich an erster Stell« zugestimmt. Sie lasse sich vollkommen in Einklang mit der Verpflichtung bringen, mit eigenen Mitteln da» Leben des Landes, feine Sicherheit und seine Unabhängigkeit zu schützen. Während sich der Senat nach Annahme ewiger Gesetzentwürfe auf Donnerstag vertagte, beschloß die Kammer, in die sofortig« Le- sprechung der gegen da» verbleiben vriands im Außenministerium gerichteten Interpellatwn Franklin- Bouillons einzutreten. Franklin-Bouillon erklärte, die Zwei- d e u t i g k e i t der Politik de« Kabinett» und der Regierungsmehr- heit habe sich feit feiner letzten Interpellation noch oerfchlim- m e r t. Die große Mehrheit der Kammer fei für Laoal, aber gegen Briand , dessen Politik nur zu Mißerfolgen geführt Hab«. Mst dieser Zweideutigkeit, die für die Mehrheit ein wahrer Gewissenskonflikt fei, müsse endlich einmal Schluß gemacht werden. Kaum zehn Ab- geordnete gebe es in der Kammer, die mst der Außenpolitik Briands zufrieden feien.(Proteste lwks.) Man müsse also einmal den Mut haben, dies offen zu sagen. Das einzige auftichtige Votum sei das von B e r s a i l l e s gewesen. Mehrere Minister HLtt-u ihn vad fein« Freunde vor der Nationalversammlung ausgeforderi, so zu stimmen, wie sie es auch geiau haben. Auf die stürmischen Zwischenrufe einiger Sozialisten uud Radi- kaleu. wer diese Minister seien, autworteie Zraukliu-vouillou unter großem Seifall der llinkeu und heftigen Protesten der Rechleu. die Minister Flaudiu. Tardieu uud Magiuol. 3m übrigen, so erklärte er. hätte auch die Mehrheit de» Kabinetts für Doumer gestimmt. Der Redner kam dann wieder auf das eigentliche Thema zurück. Er versuchte mst denselben Argumenten, wie er es schon w frühe- ren Reden getan hatte, zu beweisen, daß die Politik Lriands Sicht zum Frieden, sondern zum Kriege führe, da die deutscheu Nationalisten durch die nachgiebig« Hallung Frankreichs w ihren kriegerischen Absichten ermutigt würden. Wenn das ftan - zöfifche Boll die» noch nicht«ingesehen habe, so sei daran die„de- zähste und dekorierte Presse" schuld, die die Politik Briand » rühme und ihren Lesern die Mißerfolge dieser Politik oerheimlich«. Sogar Mitglieder der Regierung seien von dieser Schwärmerei für Briand erfaßt. Sie erklärten ihm, dem Redner, oft, er habe recht, aber sie könnten nicht gegen Brwnd stimmen. Zusammen- fastend stellte der Interpellant fest, daß das Parlament feit drei Jahren immer erst hinterher über außenpolitische Vorgänge unterrichtet worden fei, und dann auch nur w oollkommen entstellter Form. Er frage die Mehrhest, ob dieser Zustand wester andauern solle. Sest 4 Iahren gebe«« ewe nationale Mehrhest in der Kammer, aber selbst ihre Führer hätten mst allem, was sie getan haben, es nicht fertig gebracht, sie zu zertrümmern. Im Anschluß an die Ausführungen Franklin-Bouillon» wies der Abgeordnet« B o r e l(Unabh. Linke) vom Standpunkt der Opposition aus auf die zweideutig« Haltung der Regierungsmehr- hest hin. Ein Wstglted der Regierungsmehrheit, der Lintsrepubll- kaser Bouneoay.. erklärte gegenüber Franklw-Bomlla». daß
die Außenpolitik Briands, wie aus zahlreichen Abstimmungen in der Kammer hervorgehe, von der Mehrheit gebilligt werde. Die Rede Briands in Gourdon fei eine patriotische und zugleich pazi- fistisch« Red« gewesen. Als dann nach einer kurzen Unterbrechung der Sitzung der Kommunist Beaugrand zu Wort kam, aber anstatt zu der Interpellatwn zu sprechen, über den nordftanzöstschen Textilarbeiterstreit reden wollte, wurden heftige Proteste laut. Der Lärm in der Kammer wurde so stark, daß der Kammerpräsi» dent die Sitzung wieder unterbrechen mußte. Bei Wiederbeginn der Sitzung oersuchten zwei Kommunisten von neuem Obstr uttio n zu machen, ohne damit aber Erfolg zu haben. Abgeordneter D« l s o l von der Fraktion Maginot ermahnt« die Mehrhest zur Einigkett. Er erklärte, es wäre gefährlich, zu den nächsten Kammerwahlen in einer Atmosphäre de» Burger» kriege» zu gehen, zumal man wist«, wie man in Deutschland die Reichspräsidentenwahl de» nächsten Jahre» vorberest«. An einem Zettpunki, an dem man befürchten müsse, daß ein hohenzolleruprinz de« Marschall von hladenburg folgen werde, dürfe in Frankreich nicht zum Bürgerkrieg gerüstet werden. Wenn es eine Kriegspartej gibt, so befindet sie sich auf der anderen Seite des Rheins und dort wäre die Friedensrede von Gourdon am meisten angebracht gewesen. Schließlich antwortete Ministerpräsident llaval im Namen der Regierung auf die Interpellatwn Franklin-Bouillon». Es gebe kein« Außenpolitik eines einzelnen Ministers, sondern nur die der g a n z e n Regierung. Das Land könne beruhigt sein, daß bei außenpolitischen Verhandlungen niemals eine Unterschrift ohne die Billigung de» Parlaments gegeben werde. Auch auf dem Gebiete der Sicherheit»- Politik erfüllt die Regierung ihre Pflicht. Davon hätte sich die Parla- mentskommiffion überzeugen können, die die Befestigung»» anlagen an der elsässischen Grenze besichtigt habe. Er, der Ministerpräsident, bitte also die Kammer, der Regierung Ver- trauen zu schenken.(Lebhafter Beifall.) Nach diesen kurzen Erklärungen nahm Zranklin-vouillan noch einmal das Wort. Er erklärte, die Ausführungen des Minifterpräsi- deuten hätten ihn etwas beruhigt, aber er beantrage trotzdem, über die sogenannte einfache Tagesordnung abzustimmen. Da diese Tagesordnung aber nicht den Ausdruck des Vertrauens für die Regierung enthält, verlangt der Ministerpräsident ihre Ab- lehnung unter Stellung der Vertrauensfrage. Die Sammer lehnke darauf mit 310 gegen 267 Stimmen die ein» fache Tagesordnung ab uud nahm mit 312 gegen 260 Stimmen dw von der Regierung gebilligte Tagesordnung au. dw der Regierung da« vertrauen ausspricht. Die Regierung hat also wieder mit einer Mehrheit van 43 Stimmen gesiegt.
Auch in England Krise vermieden. Ein technischer Dreh. London , 16. Juni. (Eigenbericht.) Die in England drohende Regierungskrise ist au» der Welt geschafft. Als der am Montag vom Unterhaus durch eine Zufallsmehrheit angenommen« Zusatzantrag zur Grund- wertsteuer am Dienstagnachmsttag in der Komiteeberatung des Unterhaufes zur Sprache kommen sollte, erklärte der Vorsitzende des Komitees, daß die Ergänzung an der vorgesehenen Stell« nicht in das Gefetz eingefügt werben könne. Sie hätte sachlich zu einem früheren Tell des Gssetzes gehört. Die mit Spannung erwartete Abstimmung fiel deshalb aus. In dem Streit zwischen Liberalen und der Regierung über das Grundwert st euergefetz ist inzwischen nach schwierige» Ver- Handlungen ein« Einigung erzielt worden.
Gegen dw Landesverweisung de» kardinal» Lattkau bei der spmnscheu Regierung Protest
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