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Zirkus zieht ein. 220 Autozüge, Dickhäuter, Pferde und Kamele. Zwischen 9 und 10 Uhr vormittags Verkehrsstockung zwischen Charlottenburg   und Moabit  : Chaufseure fluchen, BVG. fügt sich ins Unvermeidliche und die Fußgänger find zum Teil an dem ungewohnten Straßenbild interessiert. Im Schritt fährt eine Wagenkolonne von über 200 weiß-grün gestrichenen Lastautos nach der Zeltstadt Sarrasanis in der Wullenweberstraße. Voran der Entreprenrur am SIemens-Lautsprecher, der dem Publikum die morgige Premiere verkündet und des Chefs unwandelbare Liebe zu Berlin  . Die Sarrafani-Kapelle fährt konzertierend per Auto an. In der Zeltstadt, aufgebaut auf einer 231X10 Quadratmeter großen Fläche, wird fleißig gehämmert, Zeltstoff gespannt, ausgeladen und geschleppt. 600 Arbeiter, zu einem kleinen Teil hier neu hinzu- genommen, sind am Werk, das Vorstellungszelt mit einem Durch- messer von 60 Meter, 16 Stallungen und was sonst noch erforderlich, aufzubauen. Aus den Wohnungen dringen mittägliche Düfte: auf dem Platz sonnt sich ein terrakottefarbener Buddha aus Stein, kleine Chinesenkinder spielen mit Eimerchen und Schaufel im Sande. Eine große Menschenmenge umsteht neugierig das Terrain, fachmännisch, mit ein wenig neidvollen Blicken wird die Arbeit beobachtet, wie gerne möchten sie da mitanpacken. Marokkaner, Chinesen, Indianer, Japaner, Smgalesen, Cowboys, Tschertessen, Artisten und Ballett- rattcn, ein reichhaltiger Tierbestand von Tigern, Elefanten, Löwen  , Pferden, Zebras  , Büffeln, Eisbären und anderem Getier erwarten am morgigen Mittwoch 9000 Besucher soviel finden im Zirkuszelt Platz. falls sie sich alle vollzählig einfinden sollten! * Als Angestellte des Zirkus in der Nähe des Spandauer  Rathauses mit Ausgrabuttgsarbeiten an einer Müllgrube beschäftigt waren, entdeckten sie in etwa 1,35 Meter Tiefe ein menschliches Skelett. Nach Untersuchung durch den Spandauer   Kreisarzt wurde jetzt festgestellt, daß das Skelett minde- ftens fünfzig Jahre in der Erde gelegen hat und von einem Kämpfer herzurühren scheint, der auf dem früheren Festungswall ums Leben gekommen sein muß. Der Schädel war noch sehr gut erhalten und die Zähne, die fest in den Kiefern saßen, waren vollzählig vor- Händen. Markthalle mit Musike. Di« Gegend rund um den Alex läßt an Lebendigkeit nichts zu wünschen übrig: aus den Tageskinos dröhnt die Kinoorgel, auf den Straßen macht sich der Riesenoerkehr durch heftigste- Hupen, Rasseln und Klingeln bemerkbar und als ergänzender Akkord erklingen Pflasterhäminer und Bauplatzgeräusche. Da hat sich denn auch die neu erstandene Markthalle in der Keibelstraße der vielstimmi- gen Sinfonie angepaßt und von der Empore, hoch über rotwangi- xen Tomaten, saftgrünen Salatköpfen und schneeigen Spargel- stangcn eryingen fröhliche Iazzweisen: die Verkäufer haben alle Mühe, sich mit der Kundschaft aus diese melodramatische Weis« zu verständigen und ihnen Güte und Preiswertigkeit der Ware so richtig ins Gehirn zu hämmern. Daß der Handel mit Musik ein im wahrsten Sinne des Wortes schwungvoller ist, läßt sich nicht leugnen, aber des Lebens praktische Seit« ist halt doch bei diesen miesen Zeiten da- einzig Ausschlaggebende und so ist man jetzt übereingekommen, während der Hauptverkehrszeit sang- und klang- los. zu bleiben. und nur in der.Mittagsstunde als Gratiszugabe zu einem äüßerst preiswerten Mittägstifch R a di o m u s fk- machen. Dazu finden sich denn auch eine ganze Menge Zuhörer ein, zum kleinsten Teil Mittagsgäste, zum größeren Zaungäste; es gibt zwar schon für 50 Pf. eine prima Nudelsuppe mit Huhn und für 60 Pf. ein Fleischgericht mit Beilage, aber die Gegend ist nur noch außen hin so fröhlich und leichtbeschwingt, wenn man genauer hinsieht und hinhört, spürt man den Jammer an allen Ecken und Enden.
Hundert Nazis gegen zwei Reichsbannerleute. Im Anschluß an die Severing-Kundgebung in Friedenau   kam es gestern abend gegen 22.30 Uhr in der Kaiserallee  in Wilmersdorf   an der Eck« der Hildegardstraße zu einem feigen nationalsozialistischen Ue der fall auf zwei Reichsbannerkamera» den. Als die beiden Reichsbannerleute gerade im Begriff waren, einen Straßenbahnwagen der Linie 44 zu besteigen, stünnte«ine Horde von ungefähr 100 Nazis auf den Straßenbahnwagen und versuchte, di« Reichsbannerleute am Einsteigen zu verhindern. Dabei wurden mehrere Fensterscheiben des Wagens zertrümmert. Herbei- gerufene Schutzpolizisten nahmen die Verfolgung der Hitlerburschen auf. Vier derHelden" wurden festgenommen.
Aus der Sommerbühne des Rosethealers wird mit dem Stück von Ouadenfeld und HaltonDer Hutmacher seiner Durchlaucht" eine sommerliche Harmlosigkeit gegeben, die durch ihre nette Auf- machung, das flotte, hübsche Spiel, und allerlei niedlich« musikalische
�ssckckenlclickcr Spaziergang Streiflichter von der Bauausstellung Von Menschen und Hühnern
Als die illustren Gäste zur Eröffnungsfeier der Deutschen B a u a u s st e l l u n g in die Ehrenhalle marschierten, lief vor dem Eingang ein junger Hochbautechniker auf und ab. Der hatte sich mit Bindfaden ein Plakat um den Hals gehängt, auf dem zu lesen stand: Hochbautechniker, mit besten Zeugnissen, sucht Arbeit. Heute, einen Monat später, steht der junge Mann nicht mehr vor dem Eingang. Es ist zu bezweifeln, ob er Arbeit gefunden hat, wahr- scheinlicher ist das Gegenteil. Denn nach der letzten Erhebung des Deutschen Baugewerksbundes über den Stand der Arbeitslosigkeit im Baugewerbe waren von 453 000 Bundesmitgliedern 279 000 arbeitslos, das sind 61,46 Proz. Eine traurige Feststellung. Auf dem Leipziger   Parteitag wies Erik N ö l t i n g auf die Abnahme der Arbeiterschaft innerhalb der Gesamtbevölkerung hin. Wie weit diese Entwicklung in Berlin   gediehen ist, lehrt ein Schaubild auf der Bauausstellung. Nur noch in fünf Bezirken hat die Arbeiterschaft die absolute Mehrheit: Wedding sij? Proz.), Weißensee  (53 Proz.), Spandau  (53 Proz.) und Neukölln(51 Proz.). In Tempelhof  , Pankow  (je 37 Proz.), Charlottenburg  (29 Proz.), Schöneberg   und Steglitz  (je 23 Proz.) nur noch in Verbindung mit der Angestelltenschaft. Proletarische Mehrheiten überhaupt nicht mehr zu errechnen sind in Wilmersdorf  (16 Proz. Arbeiter und 33 Proz. Angestellte) und in Zehlendorf  (16 Proz. Arbeiter und 30 Proz. Angestellte). Man sieht, wie notwendig di« Front- e r w e i t e r u n g ist. ».Tannen�- Oach oder Flachdach? Man ergötzte sich eben noch an den wunderhübschen Siedlungs- bauten unserer Architekten, die auf der ganzen Linie das Flach- dach bevorzugen, dann gießen einem wenige Schritte weiter in der Halle IV die Dachziegelfabriianten eine gehörige Dusche auf den Kopf. Keine Krähe setzt sich mehr auf ein Flachdach, wenn sie die Episteln dort gelesen hat. Das Flachdach, wird oer- glichen mit den Pinien südlicher Regionen, die armselige Wasser- fänger sind und bestenfalls Sonnenschutz bieten. Das Schrägdach aber gleicht sich der nordischen Tanne an. die mit ihren abwärts ge- richteten Zweigen der Schneelast ausweicht, das Wasser nach außen ableitet wie ein Regenschirm, vor Hitze schützt wie ein Tropenhelm und schließlich steht ein Schwarzwaldhaus   da mit seinem spitzen Dach, von dem der Bauer schon wüßte, warum er es so baut. Das Flachdach mag gut sein für Kabul  , an den Neckar   gehört ein Ziegeldach. Schade, daß sich die Flachdächer auf der Ausstellung nicht verteidigen. * Die amerikanische Küche, die in der USA.  -Abteilung die Brooklyn   Borough Gas Company ausstellt, ist ein nicht minder umstrittenes Kampfobjekt. Sie ist das Resultat wissenschaftlicher Forschungen von Betriebsingenieuren und Fachleuten für Be- wegungsersparnis. so organisiert, um jedeverlorene Bewegung" zu vermeiden. Diese Küche mit ihrem rationalisierten Raffinement ist wirklich proper und ganz exakt. Aber die deutschen Hausfrauen, die sich die Küche ansehen, lächeln erst etwas, dann schütteln sie den Kopf und sagen nein. Vielleicht haben sie recht. So, wie die Küche auf der Aü�stellckng'ftehk/ okz-Stäotsküche, Ist alles schön und gut. Jetzt stelle Man' sich aber vor, in dieser Küche werden grüne Heringe gebraten und Kohlrüben gekocht. Dann ist sie entzaubert, wie jede andere auch. -!- Ganz bewußt wenden sich große Abteilungen der Ausstellung an die Hausfrau. In der einen wird ihr gesagt: Du läufst täglich vier Treppen rauf und runter, das sind im Jahre
130 Stunden Weg und eine Leistung, die einer zwölsmaligen Be- steigung der Zugspitze   entspricht. Oder: es klingelt an der Korridor» tür  . Da deine Wohnung verbaut ist und die Möbel ganz unzweck, mäßig hingestellt sind, mußt du bis zur Korridortür 25 Meter laufen. Das sind im Jahr 300 nutzlos zurückgelegte Kilometer. Deshalb: warum 25 Meter laufen, wenn man mit 5 Meter Weg ebensogut zur Tür kommen kann. Es kommt nur auf den Architekten an, daß er einen modernen Grundriß schafft und auf dich, daß du deine Möbel sinngemäß anordnest. So etwas leuchtet den Frauen auf der Aus- stellung sofort ein. Es ist, nebenbei gesagt, erfreulich, welches Interesse überhaupt die Ausstellung bei den Frauen findet. Preußen sonn sich sehen lassen. Schade, daß die Ausstellung des preußischen Mini- stcriums für Volkswohlfahrt so arg abseits vom großen Strom der Besucher liegt. Weiß Gott  , Preußen kann sich s e h e.n l a s s e n. Von 1919 bis 1930 sind III Millionen Wohnungen gebaut worden: 1930 mit allein 214 600 Wohnungen war ein Rekord- jähr. 69 Proz. Neubauwohnungen(ab 1924) erhielten Hauszins- steuerhypotheken. Trotzdem fehlten 1931 nach eher zu gering be- wertenden Berechnungen noch immer 327 000 Wohnungen. Den relativ größten Wohnungsmangel zeigt Oberschlesisn mit 21 wohnungsbedürftigen Familien auf 1000 Einwohner, den geringsten die Provinz Hannover   mit nur einer wohnungs- bedürftigen Familie. Glückliches Hannover  ! * Die chinesische Abteilung ist besser als die preußische be­sucht. Das neu« Nanking ist auch sehenswert, draußen, am Pangtse der Hauptbahnhof, dann vorbei am Kriegsministerium, am Zentral- gebäude der Kuomintang zur...Reichsregierung. Die Chinesen sagen auch Reichsregierung. Daneben liegt der Flugplatz, etwas südlich das Innenministerium und dann wieder ganz draußen das Grab Sunyatsens. Man kann sich auch Groß-Kanton ansehen oder Shanghai   oder Peking  , das setzt zu Peiping   entthront ist. Aber sein Sommcrpalast ist immer noch schön, so schön wi« der Lama- tempel in Tibet  . Neben der Großen Mauer fährt heut« die Eisen- bahn. Modernes China  . Stolz weist eine Tabelle darauf hin, daß man 474 Bibliotheken. 90 Museen, 409 Vortragssäle. 254 Sport- platze und 74 515 Kilometer Autostraßen geschaffen hat. Am besten haben es die Hühner. Am besten haben es die Hühner auf der AusMung. Draußen auf dem Freigelände, auf der Musterfarm. Di« können spazieren gehen, haben einen Scharraum, eine Legehalle, dann sind elektrische Aufzuchtbatterien und elektrische Schirmglucke» da und weiß sonst noch was, wie Futterküche, Gucmogrube und Schlacht- räum. Wenn es nur alle Menschen so gut hätten, wie die Hühner auf der Ausstellung. Wohin soll di« Technisierung ko> ÄvpSakwm» noch führen? Der Eindruck einer Flafchenspül- und-füllmaschine in Groß- brauereien oder Grohmolkereien ist fchon ungeheuer, wemge Hände sind da nur noch»onnoten., aber der Einhruck der automatischen Ziegelherstellung in�der.Halle.V�der ist erschütternd. Ein einziger Arbeitsmann steht da. reißt an zwei, drei Hebelst und sieht zu/wie die fertigen Ziegel aus der Trockenmaschine kommen. Dann legen sich die Ziegel wohlgemut aufs Fließband und fahren hinaus in die weit« Welt. Menschen werden dazu nicht mehr gebraucht.-Wie könnte alles gut sein bei organiflettem Bedarf und Verbranch. Auf dieser Ausstellung wird es einem so sonnenklar� daß der So- zialismus eine NotweuMgkeii ist.
und tänzerische Dinge dennoch sehr gefällt. Hans Rose als Hut- machergeselle und Edgar Konisch als Hutmacher Bolle, beide auf­einander eingespielt, lösten Jubel- und Beifallsstürme aus. Leni Pyrmont, Willi Rose  , Trude K u r tz e, Karl Gütlich, taten ihr Bestes, um die fröhliche Stimmung immer höher zu treiben. Dem Polksftück geht ein sehr guter Varieteteil voraus. Man hat bei den Roses von nachmittags um 5 bis abends um Ml Uhr etwas für fein Geld und freut sich dessen. Der Arzt als Erzieher der Eltern, so betitelt Reichstagsabgeord- neter Genosse Dr. M o f e s einen sehr beachtenswerten Beitrag in der neuesten Nummer desA r b e i t e r f u n k", des offiziellen Organs des Arbeiter-Radiobundes, in dem er die Wünsch« zahl- reicher Hörer hinsichtlich inhaltlicher Vertiefung der hygienischen Rundfunkvorträge beredt zum Ausdruck bringt. Der Präsident des Landessinanzamtes Verlin weist in seiner heute im Anzeigenteil erstatteten Bekanntmachung auf die Nach- Versteuerung von Zucker hin.
Gefährlicher Schrifideuter Ein Stallschweizer als rettender Engel.
Unter den kriminalistischen Hilfswissenschaften ist die Graph o- l o g i e wohl die wohlbekannteste. Drei Schriftsachverständige können im Gericht-saal mitunter drei verschiedene Ansichten ver- treten und das Gericht eine vierte. Und diese dürfte manchmal gerade die richtige sein. Wie gefährlich aber ein von seiner Un- fehlbarkeit durchdrungener Schriftsachverstänidgsr dem Angeklagten werden kann, erlebte man neulich vor deni Schöffengericht Berlin- Mitte. Und es war nicht etwa irgendein Schriftsachverstän- diger, sondern ein gerichtlicher Schriftsachverständiger. Ein junges Mädchen hatte die Verbreitung zweier Fachwerke unter Stallschweizern übernommen. Sie schloß in verschiedenen Orten etwa 150 Lieferungsverträge ob und verdiente dabei eine ganz gut« Provision von 6 M. pro Bestellung. Als aber dann die Bücher von den Bestellen abgenommen werden sollten, da entstanden für die Verleger Schwierigkeiten. Ein Teil der Stallschweizer war verzogen und nicht auffindbar, ein anderer erklärte, überhaupt keine Bestellung gemacht zu hoben, so stellte sich auch heraus, daß in einigen Fällen Adressen angegeben waren, die angeblich nicht stimm- ten: die Stallschweizer, hieß es, wären da überhaupt nicht in Stel- lung gewesen. Die Folg« für das junge Mädchen war«ine Anklage wegen Bettrugs. Die Verträge wurden geprüft, der Schrtftsachver- ständige stellte fest, daß die Unterschriften in den Verträgen ein- ander glichen wie ein Ei dem anderen und sämtlich von der Hand der Angeklagten herrührten. Es war Betrug, wer wollte noch daran zweifeln? Also stand das junge Mädchen vor dem Schöffen- geeicht Berlin-Mitte und beschwor hoch und heilig, sämtliche Unter- jchrijten stammten von Staltschweizern. Was galten aber alle ihre
Schwüre gegenüber der unerschütterlichen graphologischen Wissen- schaft? Natürlich rührten die Unterschriften von der Angeklagten, behauptete der Schriftsachverständige   unter seinem Eid nach bestem Wissen und Gewissen. Da geschah aber ein wunder. Ein Zeuge erschien als rettender Engel, einer jener Stall­schweizer, die unauffindbar waren und dessen Unterschrift gleichfalls von der Aneeklagten gefälscht sein sollte..Gefälscht?" entrüstete sich der Zeuge,.gefälscht von der Angeklagten? Hier unter meinem Eide  , niemand anders als i ch s e l b st hat diese Unterschrift geleistet." Unmöglich, meinte der Sachverständige, ein jeder sieht die Fälschung auf den ersten Blick, und mein« Wissenschaft sagt: die Unterschrift rührt von der Angeklagten. Der rettende Engel gibt ein« Schrift- probe. Das Gericht vergleicht beide Schriften: zweifelsohne absolute Aehnlichkeit. Jeder einzelne im Gericht-ffaal würde dasselbe finden, nur der Schriftsachverständige stellt Unähnlichkelten fest. Seine Wissenschaft kann sich doch nicht geirrt haben. Nun pfeift das G«- richt auf jede Wissenschaft und spricht die Angeklagt, wegen sämt- licher Betrugsfälle frei, denn wer weih, ob die Wissenschaft des Herrn Schrifffachverständigen sich nicht auch in bezug auf alle übri» gen Unterschriften in gleicher Weise geirrt hat, wie in dem einen Falle. Eine gefährlich« Wissenschaft, die Graphologie, und ein noch gefährlicherer Sachvefftändiger, dieser Schriftsachverständige. Ge- dankt sei dem rettenden Engel und dem Staatsanwalt, der ihn herbeizitierte.
Menschen verkommen. DerVorwärts" brachte vor kurzem einen Bericht über das tragische Schicksal zweier Frauen, Mutter und Tochter, die bitterste Not leiden und noch nicht einmal ein Dach über dem Kopf« haben; die Frau ist infolge Krankheit dauernd erwerbsunfähig, die 19jährige Tochter muß von ihrem kleinen Verdienst den ganzen Unterhalt be- streiten und weil es zur Miete einfach nicht reichte, wurden sie exmittiert: infolge des starken Regenwetters der vergangenen Tage ist der Stall, in dem die paar Habseligkeiten untergestellt wurden und wo sich gleichzeitig die beiden Menschen aufhalten müssen, feucht und modrig. Die Sachen verderben und die Menschen nehmen schweren Schaden an ihrer Gesundheit; so mußte die Tochter infolge Krankheit von ihrer Arbeitsstelle wegbleiben. Die Leute, die sich des Mädchens annahmen und sie bei sich wohnen ließen, sind jetzt verreist und nun muß das Mädchen mit seiner schwerkranken Mutter im feuchten Stall unterkriechen. Soll man nun erst abwarten, bi, das Aergste eintritt, oder findet sich vielleicht hier doch noch ein Ausweg? Nach wie vor wird den Aermsten erklärt, daß weder Wohngelegenheit, noch Unterstützungsgeld für sie vorhanden sei: die Leute wohnen in Dallgow-Doeberitz, Kreis Osthavelland  . Man muh sich über die völlige Indifferenz der zuständigen Behörde wundern.  _ Professor Valods Leiche ausgegraben. Riga  , 16. Juni. Auf gerichtliche Verfügung fand heute die Exhumie- rung der Leiche des vorigen Winter verstorbenen bekannten National- ökonomen Professor Karl Ba l o d statt! von dem behauptet worden ist, er sei vergiftet worden. Das Ergebnis steht noch aus. Die Ausgrabung war auf Betreiben der in Berlin   lebenden Witwe Balods und seine» nahen Freunde», des Abgeordneten Prof. Schlite, angeordnet worden. Stahlhelmer überfallen Kinder. Falken der KinderfreundegruppeMaria Dcmmning" kamen kürzlich von einem Falkenabcnd, als zwei Stahlhelmjüng- ling« die Kinder auf der Straße beschimpften. Ein Falke verbot sich die Belästigung. Als ob die beiden Stahlhelmhelden darauf gewartet hätten, stürzten sie sich jetzt auf die Kinder. Als in der Ferne Schupo zu sehen war. ergriffen die beiden die Flucht. Einige Straßen weiter stellten sich die Stahlhelmhelden den Kindern wieder in den Weg. Nur das Dazwischentreten einiger Reichsbanner- kameraden schützte die Falken jetzt vor jeder wetteren Belästigung. Arbettereltern. gebt diesenPatrioten" die richtig« Antwort: schickt eure Kinder zu den Roten Falken. Neue Polizeiveroednuag über da» Naturschußgebiet Pfauen- insel. Im Amtsblatt ftir den Landespolizeibezirk Berlin   vom 13. Juni 1931 ist eine neu« Bcrordnung über das Naturschutzgebiet Pfaueninscl veröffentlicht worden, die die Polizeiverordnunq vom 11. März 1924 aushebt.