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neu.

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Max Dortu : Die Dachrinne

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gut. Wir gratulieren von Herzen, Herr Hochtourist- Glückauf und Glückab vom Dach!

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Am nächsten Sonntag war Tanz. Im Grünen. Im Linden­hof". Borm Stadttor. Die Linden blühen und duften. Das Bier schäumt weiß auf Gelb. Und unter den Lindenbäumen mirbeli die bunten Paare auf dem buchenhölzernen Tanzboden. Chotts­verdet: wer sind denn die zwei flotten Tänzer da? Die?' ne Dach­der Karle, der neulich den Sturz tat schwalbe is der eine ist der Fisch vom Fenster der Nähschule, der Fisch, den sich das Friedchen einfing- Karle und Friedchen sind die beiden glänzenden Tänzer ziczack, der freie Sonntag!

Ja

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er

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mancher

fie waren nun ein Paar, der Karle und' s Friedchen junge Liebesleute: die der Zufall zueinander brachte Sturz führt ins Glück! Aber zum richtigen Glück fehlt dem Karle und dem Friedchen noch was: Friedchen seufzt abends im Mond­schein hoo Karle, wenn wir doch verheiratet wären, dann ja, bums, da fällt ein Stern, mitten ins Dach der Linde

Dieses ist das Schwesternhaus, das Waisenhaus, es ist auch eine Nähschule drin, wo fleißige Jungfrauen Kleider und Wäsche schneidern lernen. Und dies hier ist der Karl, Kollege Dachdecker, zwanzig Jahre alt jawohl: ein strammer Junge, rot und braun von Sonne und Sturm, Augen schiefergrau, der Mund ein kühner Purpurschnitt, Muskeln mie Alt- Griechenland und große Hände von guter Fruchtbarkeit, mit solchen Händen baut man die Welt Nun das Karle, mach dich mal aufs Dach hinauf Schwesternhaus will am Dach gesäubert sein, die Dachrinne ist ver­stopft, von Spazennestern oder, mag der Teufel wissen, wovon sonst? Da sind auch' n paar neue Schieferplatten einzusehen, der Blizableiter ist nachzusehen los: Karle, luftig, aufs Dach! So, da wären wir nun unterm Dach, auf dem Speicher­boden, Mensch, was für' ne Hize nur schnell durch die Dachlute ins Freie an die Luft, in den blauen Himmel hinein Luft und Sonne sind Freiheit. Was machen wir zuerst? Mal die Rinne reinigen und da, im Ab- dann ja wahrhaftig, sie ist ganz voll Dreck flußloch der Dachrinne liegt ein Ball ein Kinderball da tann hinein. ' s Regenwasser freilich nicht abfließen. Probieren, leis mit dem Fuß antreten, sind die Haltehaken der Rinne solide? Ei, gewiß doch, das Haus ist noch nicht alt, da ist noch nichts durchgerostet und ab­gemörtelt, nichts gerissen und nichts zerschliffen. Aber immerhin, wir wollen auch der Vorschrift genügen, das Leben ist einem jeden lieb jeder Hochtourist seilt sich an, und jeder Dachdecker ist ein Hochtourist: anfeilen! Die Leine, ja: sie ist start und fest, bester Hanf die Leine um den Schornstein herum- horrijeh noch mal, hier unterm Schornsteinrand sigt wahrhaftig ein Schwalbenneft: pieppieps guten Morgen, liebe junge Schwälblein! Sohooo

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da ist Freund Karle, nun an der Arbeit, mit seinem Handbesen föubert er die Dachrinne nehmt euch in acht dadrunten,

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' s fällt allerhand hinab: alles Gute tommt von oben! Karle, das fieht ganz gefährlich aus wenn du da oben so auf der Dach­rinne herum jonglierst wenn nur nichts passiert. Och, mas soll denn groß passieren, gud doch das Seil: dreimal um den Leib, zwei­mal um den Schornstein und Spielraum hat die Leine genug ich steck mir erst mal' ne Zigarette an- mein Chef raucht ja auch, bei der schwarzen Kathi, im fühlen Weinkeller. Heisajuchhei wie sie mich umsausen, die Schwi- Schwo- Schwalben frifri: so geht das mit jubelndem Schrei ums Haus herum ein Schwalbentanz rund um den Dachdecker Karle. Mensch, wie is das Leben so scheen! Plötzlich, die Sonne tut einen Rutsch Karle weiß selbst nicht, wie' s tam, wie' s ging er hört nur einen pielstimmigen Schrei, irgendwer irgendwelche haben Angst: ficher nicht der Karle hat feine Angst. Und im nächsten Gelächter auf, ein lustiges Mädchengeschrei

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der

Geld

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Heiraten

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ja, ganz scheen, aber zum Heiraten gehört auch und Geld, woher nehmen? Kleinigkeit, die ganze Welt schwimmt in Geld, guc dir doch die vielen Autos auf den Land­straßen an haben die Autconfels vielleicht kein Geld? Benzin, Wein, Zigarren, Braten, schöne Damen is alles da, ein reicher Strom fließt über alle Landstraßen. Und Dachdecker Karle schwimmt auch auf der Landstraße zu Fuß, auf der Suche nach dem Glüd, auf Jagd nach Geld. alles der Heirat wegen. Haaa das liebe, liebe Friedchen, wie hat sie beim Abschied gemeint fomm nur bald wieder, mein Schatz!

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Und nach vier Wochen Wanderschaft war auf der Herberge' n Briefchen und' n Päckchen da, vom Friedchen: Mein lieber Fisch, ich habe soviel Sehnsucht und in dem Pafetchen sind' n Paar Strümpfe drin ich habe sie selbst gestrickt, ich habe sie grau ge­nommen, das schmuzt nicht so. In Treue und so weiter. Dein Friedchen! Es hat lange gedauert erit fam' ne lumpige Ansichtskarte: Arbeit gefunden. Kuß. Karle. Dann tam' ne Postkarte ohne Ansicht, so: Ich habe' ne Idee, wir heiraten bald, Brief folgt. Dein Fisch! Aber der Brief wollte und wollte nicht kommen endlich, er is da, er is da der Brief, der Brief, schnell ins Dachzimmer hinauf, daß niemand den hohen Herzschlag des Friedchens sieht, der Brief, der Brief, mein Fisch, mein Karle. Liebstes Mädchen. Wir sind fünf Mann alles starke und tüchtige Brüder wir haben uns zusammen getan zu einer wir

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fes fr meeglich, da gibbds welche, die sehn das nich ein. Das be­greif ich nich. Was mich anbedrifft, war das fon dr friehsden Kindheet an mei Brinsieb. Ihrsch ooch, nowr?

-Nu, offen gesagt, aus Begeisterung bin ich nich grade so zeidi offgeschanden. Mich wern se selden so beizeiden dreffen. Awr gesdern ahmd habb ich enn fleen Schwibbs gehabbt, unn da kann ich hinderher allemal nich schlafen. Da brummt mir so dr Schädel, unn in Bedde drickt alles so, daß ich denk, ich muß erschdicken. Drum habb ich heide mal enn fleen Morgenschbaziergang gemacht. Awr mit Brinsieb unn so hat das nischt zu duhn. In Gegendeil. Ich fann mir nich forschdelin, inwiefern Morgenschdunde Gold im Munde hamm soll.

Nee? Amr schbiern se denn das nich? Wie scheen das fiehlt, unn wie's een da wieder klar in Kobbe werd?

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Das schdimmt schon. Awr ich habb doch nich jeden Dahch enn Kahder.

Das is ooch nich needj. Machen se nr mal de Brohwe offs Erembel, unn schdehn se frieh ähmjo zeidi off wie heide, wenn se mal teen hamm . Da wern se sehn, daß ich recht habb.

Da fenn se mir doch ooch mal sagen, wieso unn Warum. Ich meene, was das mit den Gold bedeiden soll, was de Morgen­schdunde in Munde hat.

Ach so. Ja. Also wissen se, die Morgenschdunde, das de scheenste Schdunde fon ganzen Dahch. So das zu erklären, wemmer sagt, die hat Gold in Munde. Das ähm so ä fergleich. Nu ja, awr, da muß doch. was drhinder schdecken, ich meene ärgendwas Bosidiefes. So a Fergleich muß doch enn Sinn hamm. die Schbrichwärder hamm doch alle enn Sinn. Nadierlich hat der enn Sinn. Das doch ä Schprichwort. Unn

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Na, da sagen se mrsch doch mal, was fr een! An sich hat doch de Morgenschdunde nischt mit Gold zu duhn. Unn enn Mund hat se doch iewerhaubt nich.

So buchstäblich dersene se doch das nich nemm. Wie denn sonst? Gold is Gold, unn Mund Mund, unn Morgenschdunde Sie! Wie fammr bloß so hardnäckig sinn?! Wegen so enn Wort. Aehmsoguhd hädde ich doch was andres sagen kenn. Mr muß doch schließlich was reden, wemmr sich so mudderseelnalleene off dr Schdraße drifft. Un ich habb gedacht, sie sinn wärklich Frieh­offsteher, unn frein sich, wenn ich das fag. Dran gloom duh ich doch selwer nich. Bei mir iffes nämlich ooch bloß Zufall, daß ich heide mal schon so beizeiden raus bin.

-Ich denke, das machen sie aus Jewrzeichung, jeden Morgen? Um Goddeswilln! Da wär ich doch alwern. Die Sache die: ich gloome, in mein Garden werd heide Nacht de erschde Erdbeere reif geworden sinn, die war nämlich gesdern schon halwegs rohd. Awr die schdeht so nahe bein Zaun, unn da geht ooch noch grade dr Weg frbei. Wenn ich mich da nich drzu halt, da tomm ich zu

juho,' n Fisch, er fizzt Wir fünf arbeiten selbständig, wir haben Arbeit genug, mehr als ichbät. Da hamm se se mir gemauft.

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an der Angel, er zappelt vor unserem Fenster. Ihr Nähmädchen, ein Geschenk des Himmels, ein blizschöner junger Bursch er zappelt im Blauen: vor Herz und Welt! Fangt ihn, fangt ihn, den Tisch. Und sie packen ihn, die Mädchen, bei den Beinen haben sie ihn den Dachdecker Karle falsch gesagt: ,, sie paden ihn" nur eine hat ihn, das Friedchen ist es, das schönste und stärkste und mutigste Mädchen von der ganzen Nähschule Friedchen zieht den abge­rutschten Jungdachdecker, den schwebenden Himmelsfisch, zu sich ins offene Fenster der Nähschule herein da steht er, glühend, frisch und gesund, der Karle. Junge, Junge, is nig passiert? Och was jei: hier, die rechte Hand, die is' n bißchen abgeschabt, da geht' n Stud Fell' runter weiter nig der verfluchte Hafen von der Dachrinne, der gab nach daher der Sturz das Geil war aber

310 sindorys

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mir leisten fönnen, wir arbeiten Hand in Hand mit der Sozialen Bauhütte und das Opernhaus follen wir auch eindecken, der Baumeister ist Genosse, und die Sänger und Sängerinnen sagten am liebsten hätten wir ein Kirschdach über dem Kopfe - rote liebe Früchte, da könnten wir immer naschen! Wir verdienen hier gut, was sonst der Unternehmer einsteckte, das geht nun in fünf Teile unsere Arbeit wird nicht mehr von der Profitrate beschnitten wir arbeiten glatt unter Bollwert, nig da Mehrwert für den Unter­nehmer. Friedchen, nächstes Jahr heiraten mer. Den Ring habe ich beim Goldschmied extra so bestellt zmei rote Rubinen in braunem Gold, du hast ihn nun moll, den Verlobungsring, menn er zu meit ist, dann fannste ihn mit deinen blanken Zähnchen ja n bißchen zusammen beißen In Treue Deit Schah.

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Walther Appell: Aus Sachsen

Fußball.

Amr sowas Kindsches! Das finn doch richdje Männer. Was hamm dn sie gedacht? Filleicho Bubben ausn Bubben

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deahder?

Ich weeß selwer nich. Ich bin nämlich ganz zufällig hier rein­getomm, weil ich die andern reingehn sah. Das doch ä Schbord­blay? S. schdeht doch dran. Da werds wohl ooch eener sinn. Awr die duhn doch Ball schbieln.

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Na und?

Das doch fee Schbort.

Was denn sonst?

Ae Kinderschbiel. Unn dort der eene, den kenn ich iemrhaubt,

Der sogar ferheirahd. Also' siß doch nich zu gloom. Schdadd daßr hibbsch mit seiner Frau unn sein Kindern schbaziern geht, wie sichs an Sonndach geheert. de hubbdr hier rum mit solchen furzen Hosen unn so enn bunden Jumber unn schbielt midn Balle. Unn ooch noch for alln Leiden! Nich emal enn Schdehkragen hadr um zum Sonndach. Daß das den seine Frau erloobt. Emende weeß dies garnich. Wer weeß, was der der erzählt, wo'r hingeht.

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Machen se doch nich solchen Kwadsch! Sie fenn een doch um dn gansen Genuß bring mit ihrn alwernen Gekwadsche. Um gansen Genuß? Sie, was ißn das fr ä Genuß? Das missen se mir mal sagen. Denn ihrn Schbiel zuzugucken, das bei ihn' ä Genuß? Worin beschehd dn der?

Nu, in or Schbannung.

In dr Schbannung? Off was sinn sie dn da geschbannt? Awr sie sinn dämlich. Off was werd mrn geschbannt sinn? Wer gewinnt!

Wie dn: wer gewinnt? Die balln wohl um de Wedde? Das geht wohl um Breise?

Nu klar. Unn außerdem ums Ehrgefiehl.

enne guhde Zensur friegen oder enne schlechde, da bezahln se sogar noch Geld drfor. Wo das heidzudahche iewrhaubt ganz eega!, feiddem de Schreibmaschine erfunden..

Das kommt doch nich offs Scheenschreim an, sondern off de Karafter- Eigenschafden. Die wern doch aus dr Handschrift raus­geleien. Das gibbds doch garnich. Nadierlich gibbs das. Wieso denn?

-Nu, ä Mensch, der meindwegen schbarsam feranlagt, der macht teen Schdrich zufiel. Unn wer ordentlich, der setzt noch bein schreim hibbsch een Buchschdah nähm dn andern. Unn wer groß ziegig, der läßt meindwegen de J- Bunkte weg. Un mer ä schoolsches Wesen hai , der macht bein harten Bee inimer unden so ne Ferzierung rann, unn fo weider.

Amor da kommt doch nicht drbei raus, wenn das aus der Hand­schrift gedeidet werd. Das weeß doch sowieso jeder, wie er. Da brauchdr doch keen... wie heeßt der?. feen Graffelochen drzu. Unn iewrhaubt: dähden sie filleicht fimf Mark bezahln, daß ihn mo, meeglich nachher eener fagt: Sie sinn ä schlechder Mensch, sie hamm fee Dalent zr Liewe. Oder sie sinn ä samfdes Gemted, awr se wissen nich, wasse wolln.

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Warum sollen das keen Zwed hamm? Da kamer doch nach­her an sich arweiden, dasses besser werd.

Das werd wohl in unsern Alder nich mehr fiel nitzen.

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Un gans abgesehen dason. Nemmfe zum Beischbiel mal an, es fann doch eener doch gerne mal enn andern Menschen innewendi neingucken wolln. Meindwegen wennr enne Liebfde hat, unn er is sich noch nich richdig schlissig, obr se nemm soll, oder nich. Manche endbubbt sich doch midr Zeit ganz andersch, als wie ses forher fer­schbrochen hat. For sowas fammr sich jetzt schizen. Da läßt mr sich einfach enn Liemesbrief schreim, unn da drmit geht mir zum

Ach, wohl wer'n am heechsden schmeißen fann, hat gewonn? Graffeloochen, unn läßt sich deiden. Unn wenn der sagt: Heernie, Oder an weidesden?

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Nee, um de eenselnen Schbieler handelt sich das nich. Das finn doch Mannschafden. Un die Bardei, die an besten schbield, die hat ähm gewonn.

Wie dn: die Bardei?

Nu, das sinn doch zwee Bardein!

Zwee Bardein?

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Nu ja Hiem die eene, unn driem die andre. Sehnse, dort die mit den geschdreifden Musder, das sinn...

Dante scheeen. Awr sie brauchen mir das nich weider zu er leidern. Wenn das zwee Bardein sinn, da indressiert mich das nich mehr. Fr Bolledik habbich nämlich nischt iewrig...

Graphologie.

Sie! Was iẞn das: Graffelochie?

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deidung.

das laddeinisch, unn heeßt off deitsch: Handschrifden­Unn da machen se solche Briehe drson? Das ferschdeh ich ja nu nich. Schdadd dasse froh sinn, dasse aus der Schule raus finn unn teene Angst mehr zu hamm brauchen, ob je in Scheenschreim

wer die mal heirahd, der hat nischt zu feiren, die schdreidsichtig da kannr noch rechtzeitig abhaun. unn gewalddädig. Awr da ließt doch der Graffelooche de gansen Geheimnisse, die filleicht in den Brief schdehn.

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Die kammr doch forher durchschbreichen, eh mrn den Brief gibbt. Fr den geniegen schon ä baar Zeiln, wo se fieleicht fon Wedder erzählt, oder son ihrn fleen Bruder seiner ferschdauchden Färsche. Das geht den ooch nicht an! Un was mier grade noch einfällt: warum sollns denn die jung' Leide heidzudahche besser hamm mie mir damals? Das doch im heechsden Grade ungerecht. Mier hamm doch frieher solche Hilfsmiddel ooch nich gehabbt. Unfre Heirahderei war doch ooch ä Lodderieschbiel, wos mehr Nieden gab wie Haubdgewinne. Nee, wenns nach mir ging, da mißde die Graffelochie ferboden wern.

Frühaufsteher.

Gudden Dahch! Doch schon so zeidi offn Been'? Das freit mich. Wenns nach mir eing, da mizden de Menschen alle Frieh offfchdeher finn. Da wär fieles besser in dr Welt. Sheeßt doch nich umsonst:. Morgenschdunde hat Gold im Munde. Awr halden

Furchtlose Spinnen

Daß Spinnen sich feineswegs nur von Insekten nähren, sondern daß ihre großen Abarten sich auch Fische, Eidechsen, Salamander, Frösche, Kröten und Schlangen als Beute erwählen, ist schon häufig beobachtet worden. Der Naturforscher W. Gudger berichtet hierzu noch einige andere markante Fälle, in denen Spinnen ihre furchtlose Angriffsluft bewiesen haben. In der bekannten Schlangenfarm zu Butantan in Brasilien wurden Riesenspinnen, die 6 Zentimeter, bei ausgestreckten Beinen 20 Zentimeter lang waren, beobachtet, wie sie Schlangen in den Kopf bissen, sie dadurch lähmten, dann den Kopf der getöteten Schlange mit den Mandibeln, auffnackten und den Körper im Lauf von zwei Tagen allmählich aussogen, bis nur mehr vertrocknete Ueberreste übrigblieben. In Merito wurde im Freien der Angriff einer Spinne auf eine Klapperschlange beobachtet, die dabei zuerst sehr laut flapperte, bis sie in Krämpfe verfiel und endlich mit dem Klappern ganz aufhörte. Nach einer Minute war fie tot. In einem anderen Fall wurde ein 35 Zentimeter langes Chamäleon in drei Minuten durch das Spinnengift getötet. Spinnen, die versuchsweise mit Schlangen in einen Käfig gesperrt wurden, verschmähter Insekten als Nahrung. Eine Spinne war so gefräßig, daß sie in vier Tagen zwei 6 Zentimeter lange Frösche und zwei fleinere Schlangen verspeiste, dann mußte sie sich freilich durch ein zweiwöchiges Fasten von ihrer Schwelgerei erholen. Es scheint, daß so die Spinnen in der Natur auch der zur starken Vermehrung schädlicher Schlangen entgegenwirken. Gewisse Spinnen sind aber auch imstande, Nezze aus sehr kräftigenn Fäden zu spinnen, so daß fich sogar Vögel darin verfangen. Dabei zerreißen sie das Netz und drehen bei den Befreiungsversuchen die herabhängenden Fäden zu einem starken Kabel zusammen, das sie nicht zerreißen können. Die meisten Vogelspinnen fangen aber ihre Beute nicht im Netz, sondern stürzen sich auf fie, besonders auf Nestvögel, die noch nicht flügge find, und töten sie durch einen Biz ins Genic. Die in Madagaskar heimische Spinne Halabé erzeugt so starke Fäden, daß man daran dachte, sie in Farmen zu züchten und die Fäden für technische Zwede, als Gespinstmaterial zu sammeln. In Indien gibt es Spinnen, die sich von Ratten, Moschusratten, Mäusen und Fleder­mäufen nähren.

Die Durchschnittstemperatur auf dem Mars schäßt der schwedische Physiker Arrhenius auf minus 40 Grad, also weit unter dem Gefrier­punkt des Wassers liegend. Nach seiner Ansicht sind die rotgelben Teile der Oberfläche des Mars öde, unfruchtbare Wüstenstrecken und die früher als Seen" und ,, Meere " bezeichneten Stellen Salzjümpfe, deren Salzmassen in früheren Perioden durch das Wasser aus den Erdschichten des Planeten ausgewaschen wurden. Durch die Ein­wirkung der Kälte im Winter fristallisiert sich das Salz in großen Mengen, im Sommer aber saugt es Feuchtigkeit auf, wodurch sich allmählich wieder dunkle Lachen von Salzbrei bilden. Arrhenius vertritt den Standpunkt, daß der Mars viel zu falt sei, als daß es ein höheres organisches Leben dort geben könne; es ist aber möglich, daß es niedrigere Formen des Pflanzen- und Tierlebens gibt, die unter den rauhen Bedingungen gedeihen können. Nach Arrhenius ' Annahme hat das Leben auf dem Mars vor Jahrmillionen seine Blütezeit gehabt.

Der erste Zylinderhut auf einem Spaziergang. Im Jahre 1796 trug ein Modejüngling in London den ersten Zylinderhut, der in stattlicher Höhe auf seinem Haupte glänzte. Er erregte nicht nur Aufsehen, sondern auch Angst und Schrecken, und mußte seine Kühn­heit mit einem ernſten Verweis büßen. Die Tageszeitung ,, Times" schrieb darüber folgendes: Der Sünder wurde wegen groben Un­fugs und Verursachung von Strakenunruhen dem Richter vorgeführt. Es wurde bewiesen, daß er auf öffentlicher Straße mit einem Hute auf dem Kopfe erschienen war, den er einen Seidenhut nannte, einem hohen Bau mit glänzendem Scheine, geeignet, furchtsame Wefen in Angst zu feßen." Tatsächlich sagten die Polizisten aus, daß mehrere Frauen bei dem ungewohnten Anblid in Ohnmacht gefallen seien, daß Kinder geschrien haben und daß ein kleines Kind fich aus Angst vor dem Hute zu Boden geworfen und den Arm gebrochen habe.

Wortbedeutung ist das Wort Idiot". Das griechische Wort Idiot Der Idiot". Ein lehrreiches Beispiel für die Wandlung der bedeutet zunächst Brivatmann". lleber den Ilmnoeg der Nicht­staatsmann", der Unfundige" gelangte das Wort zu seiner heutigen Bedeutung: der Geistesschwache",