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5lr. 277* 48. Jahrgang
2. Beilage des Vorwärts
Mittwoch. 47. Juni 4 934
Gegen billigere Kohlen. Die Kohlensyndikate zur Notverordnung. Die im Reichstohlenverband vereinigten Kohlensyndi- täte geben eine Entschließung bekannt, in der es u. a. heißt: Die Notverordnung vom 5. Juni 1931 enthält die Ermächtigung der Reichsregierung, die Untertagearbeiter des Steinkohlenbergbaues vnd ihre Arbeitgeber ganz oder teilweise und auf begrenzte Zeit von der B e i t r a g s p f l i ch t für die Reichsanstalt für Arbeitsvermitt- hing und Arbeitslosenversicherung zu befreien, wenn dadurch eine angemessene Senkung des Kohlenpreises erreicht wird. Dieser Ausfall an Beiträgen soll der Reichsanstalt vom Reich ersetzt werden. Es soll eine Senkung der Kohlenpreise, die der deutsche Steinkohlenbergbau bei seiner beutigen wirtschaftlichen Lage aus eigenem Vermögen nicht vornehmen kann, durch eine Unterstützung aus Reichsmitteln, d. h. zu Lasten der-Allgemeinheit der Steuerzahler, ermöglicht werden. Die im Reichskohlenverband vereinigten Kohlen- jyndikate sind demgegenüber der Auffasiung, daß eine Senkung der Kohlenpreise, so wünschenswert sie an sich sei, Wirtschaft- lich verfehlt und bedenklich erscheinen müsse, wenn dieses Ziel auf dem von der Reichsregierung beabsich- «igten Wege ermöglicht werden soll. Sie sind der Ansicht, daßdieEinsetzungvonReichsmittelnzurkünstlichen Beeinflussung der wirtschaftlichen Preisbildung grundsätzlich unrichtig ist. Würde dies nach Ansicht der Syndikate schon dann zutreffen, wenn die Mittel aus einem gesunden Reichshaushalt flüssig gemacht werden könnten, so um so mehr im vorliegenden Falle, wo dieser Haushalt sich im Zustande einer schweren Krise befindet und schon die Mittel zu seinem Ausgleich auf vielfach stark beanstandetem Weg« aufgebracht werden sollen. Schon vor Erlaß der Notverord- nung haben Vertreter des Bergbaues der Reichsregierung gegenüber leinen Hehl aus ihrer Ueberzeugung gemacht, daß bei der heutigen Verfassung des Weltkohlenmarktes eine Preisermäßigung, wie sie die Regierung mit ihren Maßnahmen ermöglichen will und die auf den gesamten Steinkohlenabsatz bezogen etwa 39 Pf. je Tonne ausmachen würde, kein« Vermehrung des Kohlenabsatzes durch entsprechende Besierung des bergbaulichen Arbeitsmorktes zur Folge haben wird. Daß aber nicht die Rede davon sein kann, mit einem Betrage von 23 bis 28 Millionen Mark, die in einem Zeitraum von neun Monaten zur Verfügung gestellt werden würden, die deutsche  Wirtschaft anzukurbeln, dürfte auch für denjenigen, dem Wirtschaft- lich« Zahlengrößen wenig geläufig sind, verständlich sein. Die Syn- bikate geben schließlich ihrem Bedauern darüber Ausdruck, daß durch die Ankündigung der Regierungsabsicht und insbesondere durch die Ausführungen, die der Reichssinanzminister dazu gemacht hat, eine starke Beunruhigung in die Kreise der Kohlenverbraucher getrogen ist, mit dem Erfolg, daß die ohnehin so wenig erfreulichen Absatz- Verhältnisse des Kohlenbergbaues auf das Empfindlichste gestört worden sind.* Diese Erklärung zeigt, daß die Kohlenherren entweder eine .ohlenpreissenkung überhaupt nicht oder nur dann wollen, wenn die Subvention aus Beitragserlaß bzw. Steuermitteln erhöht wird. Da» letztere wird allerdings nicht offen gesagt. Da die Kohlen- Preissenkung als wünschenswert erklärt wird, haben die Kohlenherren die Möglichkeit, sie von sich aus durchzuführen. Sie neben dem R e i ch s w i r tf ch a f t s m i n i st e r sonst das Recht, die Senkung der Kohlenpreis« zu erzwingen. Das liegt um s» näher, als eine solche Preissenkung wirtlich die Wirffchaft gerade im gegenwärtigen Augenblick ankurbeln könnte und die Kohlenherren dann nicht darüber zu klagen hätten, daß die Ankurbelung der Preissenkung ihnen das Geschäft verdorben dat. Daß die Kohlenherren auf die Subvention verzichten. wird dem Reichshaushalt ein weiterer Schritt zur Gesundung und für die Rcichsregierung eine Mahnung sein, die Gelder zur Milderung der sozialpolitischen Härten der Notverordnung zu benutzen. Immer noch überhöhte Zemenigewinne. Schles. portland-Zement zum Kampf um den Markt gerüstet Seit Jahren verlangt und erhält die Zementindustrie für ihre Produkte ungerechtfertigt hohe Preise. Sie kann das, weil die Konkurrenz durch den hohen F r a ch t a n t e i l am Gesamtpreis beschränkt ist und weil sich die Industrie überall zu Syndikaten zusammengeschlossen hat. Immer wieder aber entstehen durch den
Eriksson wird amerikanisch. Ein neuer Schritt zur Monopolisierung des Aachrichtenwesens.
Der große schwedische Ericsson- Kontern, die zweit­größte europäische   Telephonbau- und Telephonbetrieds-Gesellschaft, die bisher von dem schwedischen Zündholzmagnaten 3 v a r S r e u g e r beherrscht wurde, ist seht in amerikanische   Hände über- gegangen. Joar Kreuzer hat sein Aktienpaket an die International Telephone and Telegraph Corporation verkauft. Für den amerikanischen   Konzern bedeutet diese Einflußnahme eine ganz wesentliche Erweiterung seiner internationalen Machtstellung. Es ist etwa zwei Jahre her, daß über Verhandlungen zwischen Ericsson und der International Telephone and Telegraph Corpo- ration Gerüchte verbreitet wurden: es soll sich damals um Be- sprechungen über ein gemeinsames Vorgehen in den s Ü d a m e r i- konischen Ländern gehandelt haben, wo sowohl Ericsson als auch der ITT.-Konzern über ausgedehnte Telephon- und Tele- graphennetze verfügen. Das unaufhaltsame Vordringen des ITT.» Konzerns gerade auf dem südamerikanischen Kontinent zeigt unver- kennbar ein Streben nach Monopolisierung des gesamten südameri- konischen Nachrichtenverkehrs sowohl auf dem Telephon- und Tele- graphen- als auch auf dem Kabel- und Funkgebiet. Es ist sehr wahrscheinlich, daß es zunächst die lateinamerikanischen Beteiligungen(Argentinien  , Mexiko   usw.) des Ericsson- Konzerns gewesen sind, die den ITT.-Konzern am stärksten inter- essiert haben. Abgesehen davon ist gegenwärtig für kapitalkräftig? Gruppen der Bau von Fernsprechgeräten und der Betrieb von Nachrichten- organisationen, selb st in der Krise, ein unverändert glänzendes Geschäft. Sowohl der ITT.-Konzern, der im Jahre 1930 einen höheren Gewinn erzielte als 1929, als auch die Ericsson-Gesellschaft geben davon Zeugnis. Ericsson erzielte im Jahre 1930 einen Reingewinn von 7,2 Millionen Kronen gegenüber 7,1 Millionen Kronen im Jahre vorher. Die Gesell- schaft konnte wieder 8 Proz. Dividende verteilen. Im Geschäfts- bericht von Ericsson wurde ausdrücklich betont, daß die Weltkrise die günstige Entwicklung nicht aufgehalten habe. Die Verwaltung glaubt sogar, wie damals mitgeteilt wurde, daß eine Wirtschafts- krise die Nachfrage nach Fernsprecheinrichtungen nicht vermindere, sondern sogar den Bau neuer Anlagen günstig beeinflusse. Man wird diesen Ausführungen noch etwas anderes hinzu- fügen können: in den meisten europäischen   Ländern ist es der Staat, der den Fcrnsprechbetrieb ebenso wie das Telegrophenwesen,
das Funkwesen, die Post usw. beherrscht. Die Krise hat die finanziellen Mittel vieler Staaten so geschwäAt, baß einige von ihnen den Fernsprechbetrieb be- r e i t s abgegeben haben. So hat der ITT.-Konzern im letzten Jahr das Fernsprechmonopol in Rumänien   erworben, Ericsson gemeinsam mit Siemens u. Halske   das griechische Fern- sprechmonopol: weiter hat Ericsson unter Ausnutzung des Kreuzer- schen Zündholzmonopols in Polen   seine Fernsprechlieferungen nach diesem Lande vergrößern können und bemüht sich augenblicklich um die Erlangung des Fernsprechmonopols in Finnland  . Die gegen- wärtige internationale Krise-st der gegebene Zeitpunkt für Erweiterungen aller Gruppen, die es auf die Eroberung solcher Positionen abgesehen haben, die bisher in staatlichen Händen gewesen sind. Der Uebergang des mit einem Aktienkapital von rund 100 Mil- lionen Kronen(HS Millionen Mark) arbeitenden Ericsson-Konzerns an die ITT. ist ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Mono- polifierung des Nachrichtenwesens der ganzen Welt. Für die weitere Entwicklung wird die erfolgte Anbahnung von Arbeitsverbindungen zwischen Ericsson und dem großen europäischen  Schwachstromkonzern Siemens u. Halske A.-G. von Bedeutung werden. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es in absehbarer Zeit wieder zur Aufnahme direkter Beziehungen zwischen der Siemens u. Halske A.-G. und dem ITT.-Konzern kommen wird. Ericsson betreibt ausgedehnte Telephonnetze in Argentinien  . Mexiko  , auf Island  , in türkischen und italienischen Städten: außerdem kon- trolliert er Fernsprechfabriken in England, Frankreich  , Italien  , Oesterreich, Ungarn   und einigen anderen Ländern. Die letzten wich- tigsten Erweiterungen auf dem Fabrikationsgebiet waren die Er- Werbungen einiger schwedischer Fabrikationsgruppen und die ver- stärkte Beteiligung an einer sinnischen Gesellschaft. Im übrigen zeigt dieser Vorgang, wie eng Ivar Kreuzer, der Beherrscher des schwedischen Finanzkapitals, mit den amerikanischen  Finanzkräften zusammenarbeitet. Die engen Verbindungen, die ins- besondere zwischen ihm und dem amerikanischen Bankhaus Lee, Higginson u. Co. bestehen, sind bekannt. Es ist nicht anzunehmen, daß Ivar Kreuzer lediglich wegen der Krise und verstärkter finan- zieller Anspannungen den Ericsson-Konzern verkauft hat, vielmehr ist es wahrscheinlich, daß er von vornherein auf diesen Konzern mit der Absicht Einfluß genommen hat, ihn später mit den amerika  - nischen Interessen zu vereinigen.
Anreiz der hohen Preise neue Werke, Außenseiter der Syn- dikate, die von diesen meistens aufgekauft(und stillgelegt) werden. Natürlich werden die K a p i t a l k o st e n dafür immer neu in die Selbstkostenrechnung eingestellt. Die Krise hat die B e s ch ä f t i- g u n.g der Zementwerl« so. stark gesenkt, daß die Konkurrenz der Slußenseiter immer unangenehmer wird, daß einzelne Syndikats- Mitglieder glauben, in offenem Konkurrenzkampf Vorteile für sich herauszuholen. Die Schlesische Portland-Zement-Industrie A.- G., Oppeln  (Schultheiß-Ostwerke-Konzern) ist auf den kom- Menden Kamps um den Markt glänzend gerüstet. Schulden nur in Höhe oon 1,2 Millionen Mark bei 27 Millionen Kapital, starke offene und stille Reserven: selbst die Beteiligungen mit 7 Mil- lionen Mark sind niedriger als der Kurswert oon Dezember 1930 bewertet. Im Jahre 1930 ist der Absatz mengenmäßig um ein Drittel gegen 1929 zurückgegangen: wertmäßig aber war der Rückgang stärker, da die Preise um 10 Proz. gesunken sind. Aber der Bruttogewinn sst nur von 10,2 auf 8,3 Millionen zurück- gegangen-, und nach erheblichen Sonderabschreibungen kann man immer noch 8 Proz.(im Vorjahr 12 Proz.) Dividende verteilen. Im Geschäftsbericht wird auseinandergesetzt, wieviel mehr der. Konsument an gleichbleibender Qualität als an niedrigen Preisen interessiert sei: man darf das wohl als Eingeständnis für die lleberhöhung der Preise ansehen. Dann wird ein Loblied aus die P l a n w i r t i ch a st gesungen, freilich nur auf die der Syndikate. Man erfährt auch, daß die Verluste beim deut- schen Zementexport jährlich 30 Millionen Mark betragen. Wieder ein Geschenk ans Ausland auf Kosten der
inländischen Verbraucher, ein Erfolg der Syndikatspolitik, die zu einer sinnlosen Ausdehnung der Anlagen geführt hat. Wie sinnlos in die deutsche Zementindustrie Kapital hinein- gesteckt wird, zeigt der Geschäftsbericht für 1930 der Portland  Zementwerk Saxonia A.-G, Noch im vorhergehen- den Jahr sind erhebliche Summen für die Erweiterung der An- lagen ausgegeben worden, ohne Rücksicht auf die Beschäfti- gungsmöglichkeit. Tatsächlich wurde das Werk im Oktober 1930 st i l l g c l c g t: seit Mitte April 1931 arbeitet es wieder. Der Gesamtabsatz war um 20 Proz. niedriger als im Vorjahr, trotz« r- w e i t e r t e r Anlagen. Gleichwohl wird für 1930 eine D i v i- d e n d e von S(Vorjahr 10) Proz. auf das Kapital von 1,5 Mil- lionen Mark verteilt. Nirgends zeigt sich die fehlerhafte Wirt- schaftsfichrung des Kopitalismus so grotesk wie in der Zement- industrie. Eine neue Laupleite. Schon wieder wird der Zusammenbruch einer Baufirma bekannt. Die Berliner   Firma Lerche u. Nip- p e r t H o ch- und Tiefbau A.-G. hat die Zahlungen eingestellt. -Noch im Dezember 1930 wurde das Aktienkapital von 2,5 Mill. M. um 1 Mill. M. Vorzugsaktien erhöht. Die Mehrheit befindet sich in Händen des Bremer   Großkaufmannes Friedrich Roselius  (nicht zu verwechseln mit Ludwig Roselius  . Kaffee Hag). Bei einem großen Bauvorhaben, das Gesamtkosten in Höhe von 50 Mill. M. verursachte, soll ein Verlust voxi 2 Mill. M. entstanden sein.> Berliner   Alillioneninsolvenz. Die Berl. Teppichfirma Fischer u. Wolfs hat die Zahlungen eingestellt. Die ungedeckten Schulden sollen sich auf zwei Millionen M. belausen. Die Verluste haben ver- schiedene Gründe: Ausfälle sollen bei Schuldnern und bei der eigenen Textilfabrik eingetreten sein.
Ve5ßlII)te XVäsdre, die lange gelegen hat.
Um vergilbter und verfleck- ter Wäsche wieder ihr ur­sprüngliches tadelloses Aus­sehen zu geben, empfiehlt sich ein- oder mehrmaliges Kochen in kalt bereiteter Sillfleung
auch zumWäscheklarspülen wird Sil mit allerbestem Er­folg gebraucht! Man gibt dem ersten heißen Spül­wasser einige Handvoll Sil - kalt verrührt- bei.
Dadurch werden der Wä­sche alle Rückstände der W aschlauge viel sorgfältiger
SW/ä*