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Erziehung" in Scheuen Die Ergebnisse des Lokaltermins
Lüneburg  , 23. Juni.  (Eigenbericht.) Im Prozeß gegen den Direktor Straube und die mit- angeklagten Zöglinge schält sich der Tatbestand von Tag zu Tag deutlicher aus dem Durcheinander' der Aussagen heraus. Während die Jungen der sogenannten Topftratzergruppe die ge- schehenen Mißhandlungen in keiner Weise beschönigen, ja sogar ihre Taten mit brutaler Offenheit zugeben, ist der Angeklagte Straube krampshaft bemüht, die unleugbaren und ungeheuerlichen Geschehnisse abzu st reiten oder zum mindesten seine Mitwisser- schaft und Mittäterschaft zu leugnen. Straube scheint zu ver- gessen, daß seine Schuld, wenn er alle� diese viehischen Grausamkeiten nicht bemerkt hätte, moralisch beinahe nicht geringer wäre, als wenn er mitgeprügelt oder die Prügeleien ge- duldet hätte. Es lag eine klare Anordnung des Londesjugendamles vor, jedes Prügeln zu unterlassen. Ein Direktor, in dessen Anstalt
Beim Lokaltermin: EinTopfkratzer" im Verhör demonstriert die Vorgänge in der Fürsorgeanstalt.
Zöglinge so mißhaichelt werden, daß der eine stirbt und die anderen mit schweren Verletzungen wochenlang darniedeniegen. ohne daß der Direktor etwas davon merkt, macht sich einer groben Pflicht- Verletzung schuldig, die durch nichts beschönigt werden kann. Vor allem aber durch den gestrigen Lokaltermin in Scheuen ist erwiesen, daß Direktor Straube die Mißlzandlungcn gesehen, geduldet und mitgemacht hat. Das Ergebnis des Lokaltermins stellt eine moralische Verurteilung Straubes dar, an der heute kein Gerichts- urteil mehr etwas ändern kann. In drei großen Autobussen waren Gericht, Angeklagte und Pressevertreter von Lüneburg   nach Scheuen gesahren. Die Vesich» tigung des ehemaligen Gutshofes, in dem das Erziehungsheim ein- gerichtet ist, gewährte einen Einblick in den landwirtschaftlichen Betrieb, der die Grundlage des Heimes bildete. Straube erklärte. daß bei seiner Ankunft noch alles H e i d e f l ä ch e gewesen sei. Er habe dann im Laufe der Jahre ein 3lX> Morgen umsassendes Kulturland geschaffen, und vom Landgut Scheuen seien ins- gesamt 400 Morgen Land in Kultur genommen worden. Man besichtigte die Zentralküche und das Zimmer, in dem die mißHandel- ten vierBrounschwciger" die flüchtigen Zöglinge, die von Braunfchweig zurückgebracht wurden versteckt waren. Straube hatte diese Zöglinge absichtlich abgesondert, damit sie von der zur Nachprüfung der Vorkommnisse nach Scheuen gekommenen Stadt- rätin Weyl nicht bemerkt würden. In den Büroräumen erklärte der Zögling Puls nochmals, wie er von Straube, der am Schreib- tisch saß, über dieRevolte" vernommen und mit der Hundepeitsche geschlagen wurde, während hinter ihm die bissigen Hunde des Direktors lagen und einer aus der Topfkratzergruppe an der Tür mit dem Gummiknüppel Wache hielt. Auch über die Vernehmungen und Mißhandlungen der anderen zurückgebrachten Flüchtlinge wurde im Büro ein Sachbesund aufgenommen. Während Direktor Straube im Ansang gegen die Darstellung der Mißhandelten lebhaft pro- | testierte, machte er später nur noch schwache Einwendungen. i Besondere Aufmerksamkeit wurde dann dem Fall Ledebour   zu- i gewandt. Es steht nunmehr eimvandsrei fest, daß Ledebour vor j der anrückenden Straube-Gruppe fliehen wollte, vom Zögling Schulz 1 aber mit einer hacke niedergeschlagen wurde. Zum Schluß sah man den Weg, auf dem die in Zelle wieder aufgegriffenen Ausreißer von den Topskratzern unter Prügelnnach Hause" transportiert wnrdsn. Straube, der in ganz geringem Abstaick» hiickerherging, will von den Mißhandlungen mit Stöcken und Gummiknüppeln nichts bemerkt haben. Die Verhandlung wurde daraufhin auf Mittwoch früh vertagt.
Die Aörsenhausie. Angstkäufe der Epekulanten. Falsche Katastrophentips. Wer gestern die Börse in ihrer wilden Erregung sah, glaubte sich in die Zeiten der Jnslations-Börsen stürme zurück- versetzt. Schreiende und rennende Gruppen von Maklern und Bankiers, die mit roten Köpfen und vor Zlufregung fiebernd in die Telcphonzellen stürzten, oder sich vor den Moklertafeln drängten, wo in Massen die ff-Zeichen auftauchten, die einen ganz großen H a u s s e t a g anzeigten. Die Kurssprünge nach oben waren in der Tat sensationell. Als die ersten Nachrichten über die begeisterte Aufnahme des Hooverschen Vorschlages in der Welt eintrafen, streift« die Börse den letzten Pessimismus der vergangenen schweren Wochen ab und ging auf der ganzen Lini« zu mehr oder minder starken Kauf- austrägen über. Auf der anderen Seite aber kam so gut wie gar kein Verkaufsmaterial heraus, der Markt war sozusagen aus- gekämmt, und so waren schon in den ersten Börsenstunden die Kurssteigerungen beträchtlich. Diese überraschende Verschiebung der Börsenlage hätte aber nicht entfernt die Rekord st eigerungen bei den Aktienkursen um 20 big 25 Punkte hervorrufen können, wenn nicht die Baissespekulanten durch die ersten Kursbesftrungen z u überhasteten Ang st Verkäufen gezwungen worden wären. Die Baissespekulation an den Börsen sieht die Dinge immer m i e s". Ihr Geschäft besteht darin, politische Schwierigkeiten, wirtschaftliche Stockungen, internationale Konflikte usw. in fallenden Aktienkursen auszumünzen, sie spekuliert ä la Baisse, d. h.auf Abrutsch". In den letzten Wochen hatte die Baissepartei ganz klar Katastrophenspekulotion getrieben und zwar nicht nur an der deutschen, sondern auch an den ausländischen Börsen. Wenn man als Baissier auf fallende Kurse spekuliert, so ver- kauft man Papiere. In den meisten Fällen aber besitzen die Verkäufer noch gar keine Papiere, sondern tätigen sogenannte Blankoabgaben. Um nun zum Liefertermin(meist Monatsende) den Käusern die Papiere liefern zu können, müssen die Baifsters kurz vor dem Stichtagdecken", d. h. sich die bereits verkauften Papiere erst selbst beschaffen. Ihre Spekulation beruht nun daraus, die Kurse infolge der vielen Verkäufe bis zum Stichtag derart tief gedrückt zu haben, daß zwischen dem Preis der von ihnen verkauf- ten Papiere und dem Preis ihrer Deckungen ein erheblicher Kursgewinn für sie verbleibt. Diese Katastrophenspekulation ist nun gestern kurz vor Ultimo Juni durch die umgeschlagene Stimmung in der Wirt- schost hart durchkreuzt worden. Da der Liefertermin für die im Lause der letzten Wochen getätigten Blonkoverkäufe naht, müssen sie sich zu den erhöhten Kursen eindecken. Dieser Zwang zur Deckung war es, der den Dörsensturm am Montag hervorrief. Die gestrige Börsenhausse wird für die Katastrophenspekulanten als ein schwarzer Montag fortleben, als ein Börsentag, an dem die schönen Hoffnungen, aus der Verelendung des Volkes und der Verschärfung der Wirtschaftskrise und politischen Katastrophe Prosit zu schlagen, schmählich geknickt wurden. Manch einen zur Daissepartei gehörigen Börsenmann. der sich am Wochenende noch aus den Höhen diese? Daseins fühlte, wird vielleicht schon gestern abend die Pleite angegrinst haben. Und ist es gestern noch gut gegangen, so können die nächsten Tage sie bringen. So sorgt auch die wirtschaftliche Wellelibewegung bei denen, die aus der Verelendung von Volk und Staat mühelosen Profit ziehen wollen, für einen gerechten Ausgleich.
Wirtfchastspartei spaliet sich. Austl ist eines rheinischen Wahlkreises. Koblenz  , 23. Juni. Infolge des Ausschlusses des rheinischen Reichstagsabgeordneten von Detten aus der Mrtschaftsparte! hat der Wahlkreis Koblenz- Trier auf seiner Tagung in Kreuznach beschlossen, aus der Wirt- schastspartei auszutreten. Der Wahlkreisverband will, wie er in einer Erklärung jagt, die Mittelstandsbewegung weiter- führen unter der BezeichnungOpposition der Reichspartei des deutschen Mittelstandes".
Volkslieder unserer Zeil. Offene Singstunde. Eine offene Singstunde, gestern abend unter Gen. Reichen- bachs Leitung im Lehreroereinshaus am Alexanderplatz  , gab Gelegenheit, die neuen Lieder zu erproben, die aus dem zweften Preisausschreiben des Sozialistischen Kultur- b u n d e s hervorgegangen sind. Volkslieder, Massenlieder unserer Zeit nun also waren die Massen gekommen, selbst zu urteilen. Hier wird in der Tat die Stimme des singenden Volkes Gottes Stimme. Wenn die in Mosie Erschienenen, die meisten mit dem Notenblatt in der Hand, die neuen Weisen mühelos nachsingen, gern mitsingen, und wenn zum Schluß ausbrechender Beifall die Freude am Gelingen der eigenen Leistung bestätigt: dann ist das sichere Gewähr, daß diese Lieder ihren Weg ins Volk finden werden. Auch wenn noch keine neue Marseillaise   darunter ist. Aber die in weitem Bogen ausschwingende, bei aller inneren Freiheit einprägsame Melodie von E. L. KnorrsBei Sonne, in Nächten", H. Zieglcrs schönes, schlichtesLied der Arbeit" und nicht zuletzt das einfache, rhythmisch mitreißende starke Kampflied Viele sind st a r t" von K. Manschinger vermögen gewiß ihre Bestimmung zu erfüllen: echte Volkslieder unserer Zeit zu werden. Heftigen Meinungskamps gab es um I. VorsmannsWir bauen eine neue Welt". Die Anerkennung, durch die der Prüfungsausschuß des Kulturbundes dieses Lied empfohlen hat, galt dem gewiß lohnenden Versuch, moderne Tanzrhythmen in den Dienst der Volksmusik zu stellen. Aber die Ausführung des Versuches ist nicht recht geglückt. Die Melodie hat den Dutzendtyp eines bürger- lichen Kabarettschlagers! wie patzt das zu einem pazifistisch-kämpte- rischen Gedicht, dessen letzte Verse lauten:Wir wollen keinen Krieg mehr führen, nie mehr der Völker Zwietracht schüren, wir kämpfen für des Volkes Recht und für ein frei Geschlecht?" Der Stand- punkt der Opposstion, die zahlenmäßig in der Minderheit blieb, ober gewiß nicht aus rückständiger Gesinnung kam, lieh sich verstehen: auch wenn die Formen ihrer Ablehnung abzulehnen sind: Lärm ist kem Argument. K. P.
Sarrasani   Konzert im Luslgartell. Am Mittwoch, dem 24. d. M., mittag» von 12 bis 1 Uhr. konzertieren die Sarrasani- Kapellen unter Leitung ihres argentinischen Dirigenten. General- Musikdirektors Eesare S e s( o, im Lustgarten. Sie bringen außer einigen Märschen und Opernmelodicn auch argentinisch« National- musik zu Gehör. Die Kapellen marschieren geschlossen mit Musik vom Zirkusplatz über die Charlottenburger Chaussee, die Linden ent- lang zum Lustgarten und nach beendigtem Konzert den gleichen Weg wieoer zurück. Seele macht sich wichtig'. Burlesk  - von Oskar Lange  -Lüderid, gelangt Sonnabend, 27. Juni, abends 10.30 Uhr, im Theater in der Klosterstrajje zur Uraufführung.
Tabakpflanzen ohne Nikotin Auffehenerregende Auchtergebniffe im Institut bei Karlsruhe  Der Raucher, der heute, bevor er die Zigarette anzündet, in die Westentasche greift, ein geheimnisvolles Instrument hervorzieht und der Zigarette eine kleine Injektion verabreicht, ist nichts beson- der? Neues und Ueberraschendes mehr. Aber hinter dieser reinen Modeerscheimmg steht doch die ernsthaftere Tatsache, daß die nio- derne Medizin heute'bis zu einem gewissen Grade sich gegen die Schädlichkeit des Nikotins wendet, so daß die Tabakindustrie sich genötigt' sieht, sich nach nikotinarmcn Tabakfabrikaten umzusehen. In F o r s ch h e i m bei Karlsruhe   gibt es ein Tabakforschungs» institut, das schon seit Jahren diesem Problem seine Aufmerksamkeit widmet. Man züchtet dort alljährlich etwa 150000 Tabakpslanzen der verschiedensten Sorten, so daß etwa 500 Stämme und Kreuzungen zur Bearbeitung und Beobachtung vorliegen. Die Unter- suchungen über den Nikotingehalt der einzelnen Pflanzen haben ergeben, daß in den Tabaksamen und in den jungen Pflänzchen bis zu vier Blättern überhaupt kein Nikotin enthalten ist. Die Nikotinbildung beginnt erst mit dem Entstehen eines fünften Blattes. Schon das ist«ine sehr interessante und seltsame Erscheinung. Nun aber geht die Entwicklung keineswegs gleichmäßig vor sich. Bei den verschiedenen Gattungen und Arten, Familien und Stämmen treten ganz verschiedenartige Nikotinbildungen auf. Ja, nicht einmal innerhalb der Nachkommenschaft derselben Stammpflanze findet sich der gleiche Nikotingehalt. Die Verschiedenheit geht soweit, daß selbst die einzelnen Blätter der Pflanze völlig verschiedenen Nilotmgehalt aufweisen, und auch die einzelnen Blätter haben nicht immer den- selben Nikotingehalt während chrer Lebenszeit. Die obersten Blätter der Tabakpflanze weisen im allgemeinen den höchsten Nikotingehalt und zwar zur Zeit der Reife aus. Da man für d'e Zigaretten- Verwertung die höchsten Blätter der Tabakpsla-ize als die besten ansieht, so sind also auch die besten Zigarettentabake unter normalen Verhältnissen am nikotinreichsten. Die Frage ist nun. auf welche Weise man zu natürlichen nikotin- armen oder gar nitotinsreien Tabaken gelangen kann, nobel die Tabaksorten ihr natürliches Aroma, ihren Geschmack und Geruch behalten müssen. Es hat sich nun bei den Versuchen des Tabakinstitutes gezeigt. daß man den Nikotingehalt der Tabakpi'lanzen durch verschiedene Methoden verringern kann. Durch Cngpslanze», durch Hacken. Be- wässern und Beregnen konnte man den Nikotingehalt erheblich ver- ringern. Ganz besonders wichtig aber ist die Feststellung, die der Direktor des Tabakforschungsinstituts, Dr. Paul König, kürzlich in der Oeffentlichkeit machte,daß reine Stämme, auch wenn sie unter verschiedenem Klima, Boden- und Dllngungsverhältnisien auf- gewachsen waren und infolgedessen in grünem Zustand verschiedenen Nikotingehalt aufwiesen, im Abbau genau gleiche Nikotsngehalte zeigten". Das Forschungsinstitut hat auch eine Anzahl von deutschen und ausländischen Stämmen gefunden, die entweder so gut wie natürlich n i k o t i n s r e i oder als nikotin arm zu bezeichnen sind. Es wird auf die Dauer gelingen, reine Tabakstämme zu er- zeugen, die einen außerordentlich niedrigen Nikotingehalt aufweisen. Sehr wichtig ist dabei allerdings die Art der Tabaktrocknung, denn natürlich, d. h. langsam getrocknete Tabake werden stets einen niedrigeren Nikotingehalt aufweisen als künstlich getrocknete, Ulridi Seiffert
Das Lied ist aus." Atrium. Dieser Film, der im Winter seine Uraufführung erlebte, besitzt künstle, rische Qualitäten, die«ine Wiederaufnahme in den Spielplan rechtfertigen könnten. Die Regie Geza von B o l o a r y s erschöpft sich nicht nur im Dekorativen, sie verleiht den Schauspielern Profil und verfügt wirklich über Spieleinsällc. Liane Haid  , Forst. V e r e b e s und in kleinen Partien Margarethe Schlegel, Hedwig B l« i b t r e u und O d e m a r bemühen sich, über die bekannten Typen herauszuwachsen, sogar die Musik versandet nicht in Belang-
lesigkeit. und trotzdem bleibt nichts haften. Das Manuskript ist Kitsch. Wie alle Tonfilmoperetten dieser Art gibt auch der FilmDas Lied ist aus" eine Welt, die nicht existiert, eine Welt, aus den Wunschträumen kleiner Mädchen gewoben, mit den Sehnsüchten nach Talmieleganz und sentimentalen Gemütserschütterungen im Stil der Courths-Mahler  . Die berühmte Operettensänoerin verliebt sich in ihren Privatsekretär, einen gewesenen Offizier, einen Mann, der alles kann, einen Tausendsassa, und trotz der Warnungen weiser Freunde rückt am Echiuß das Ehebett in den Vordergrund. Das Ganze ist nichts weiter als eine Spekulation aus die verkitschten -Instinkte des unsterblichen Kleinbürgers, gleichgültig, welchen politi» lchen Orden er trägt. Es liegt am Genre. Regie und Darstellung sind nicht mehr von entscheidender Bedeutung, da das Manuskript immer wieder die gleichen Situationen und Typen verlangt, die nur ganz schwache Ab- Wandlungen erfahren. Wie ein Lustspiel gestaltet werden kann, hat Rene Clair   in derMillion" gezeigt. Den Deutschen   fehlt aber, jedenfalls im Tonfilm, die spielerische Leichtigkeit. Unter allen Um- ständen muß Rührung hinein. Die Träne quillt, und die Musik schluchzt herzerweichend. Die Katastrophe, die der Tonsilm angerichtet hat, wird in der Tonsilmoperette deutlich, die durch ihr Schema jede Entfaltungs« Möglichkeit erstickt. Gerade Filme wieDas Lied ist aus", die inner- halb des eng gezogenen Kreises künstlerische Werte aufweisen, de- monstrieren deutlich, welchen Tiefstand der deutsche Spielfilm er- reicht hat. Leb.
celtländisches Ballett in verlin. In Reinhardts Reuinszenie- rang derSchönen Helena" wirkt ein Teil oes Balletts der lettländifchen Nationaloper in Riga   mit. Grund genug für einen Teil der Berliner   Presse, gegen die Heranziehung ausländischer Gäste zu protestieren. PaiÄ©cht«mann macht in derRigmschen Rundschau" mit Recht auf die Abwegigkeit und die Gesahren dieser Stellungnahme aufmerksam. Exportiert nicht Deutschlanv viel mehr Kunst und Künstler nach Lettland   als umgekehrt? Und dürfe über- Haupt in Kunstfragen vom rein wirtschaftlichen Standpunkt aus ge- urteilt werden? Wenn ja, dann hätte Deutschland   nur zu verlieren. Zusammenschlußbewegung im Verlagsbuchhandel. Der Au- sommenschluß der beiden Münchener   Verlage Georg Müller und Albert Langen  , der Aufsehen erregt, weil er sie in Abhängigkeit chringt vom Deutschnationalen Handlungsgehilfenvcrband, stellt nur den Auftakt zu einer größeren Zusammenschlußbewegung im beut- schcn Verlag-zbuchhandcl dar. Der außerordentlich starte Rückgang. im Absatz der sogenannten literarischen Bücher, der durch die Aus- nähme verbilligter Serienproduktion aus die Dauer doch nicht aus- geholten werden konnte, hat die Krise der literarischen Verlag« be- deutend verschärft. ImBuchhändler-Börsenblatt" häusen sich die Offerten von Verlagen, die Anschluß suchen. Auch zwei angesehenste Berliner moderne Verlage stehen in Verhandlungen, die eine ratio- neller« Ausnutzung ihrer Produttion zum Gegenstand haben durch Anschluß an einen dritten Berliner Verlag. Der Rumvsvorstand des Schußverbandes Deutscher Schriststeller (Ortsgruppe Berlin  ) berichtigt: Die immer stärker angewachsene Opposition gegen den Ortsvorstand beschränkt sich keineswegs auf die linksradikale Gruppe, sondern umfaßt Mitglieder fast aller politi- schen Gruppierungen. Die außerordentliche Ortsgruppenoersamm- lung zur Wahl des neuen Vorstandes durch das einzige nicht zurück- getretene Vorstandsmitglied ist zum 29. Juni einberufen worden. Die Neuwahlen werden ja erweisen, ob die übergroße Majorität sich weiter von einer kleinen Gruppe majoristeren lassen will. Will sie es aus Indolenz, so verdient sie ts nicht besser. Ein Zreiherr-vom'Sieia-verfossungsialer. Um darauf hinzu» weisen, daß die diesjährigen Versassungsfeiern im Zeichen des Frei- Herrn vom Stein stehen sollen, dessen 100. Todestag jetzt begangen wird, läßt die Reichsreglerung einen neuen Berfassungstaler mit dem Bildnis Stein« prägen. Die von dem Direktor der Kunst- gewerbeschiUe in Braunschweig  . Rudolf Bosselt  , entworfene Münze trägt auf der Vorderseite den Kopf des Staatsmannes mit der ein- fachen UnterschriftStein" und als Umschrift seinen Ausspruch: Ich habe nur ein Daterland, und das heißt Deutschland  "